20. September 1924.
lichen vorschlägt, daß alle, die seit dem Jahre) 1906 ohne Unterbrechung in der Slowakei wohnen, und während dieser Zeit mindestens einmal Steuern gezahlt haben, als tschechoslowa. tische Staatsbürger betrachtet werden, falls die Gemeinde dagegen feinen Einwand erhebt. Der Entwurf schlägt weiter die Einführung der chemalen ungarischen Rechtspraris bei der Er langung der Gemeinde- Zuständigkeit vor. Durch diesen Vorschlag werden fast 90 Prozent der Streitigkeiten über die Statsbürgerschaft ihrer Lösung zugeführt werden und strittig würden nur solche Fälle verbleiben, in denen es sich um die Erlangung der Gemeindezuständigkeit nach dem Jahre 1910 handelt. Diese Frage fann mir auf Grund eines interstaatlichen Uebercinkommens mit Ungarn gelöst werden. Nach Erziehung einer Uebereinstimmung zwischen dem Unifizierungsministerium und dem Ministerium des Innern wird der Entwurf dem Ministerrat vorgelegt werden, so daß die Nationalversammlung ihn noch bis Ende dieses Jahres durchberaten wird.
Ein Mangel an Mussolini . Die Hakenkreuz Ler haben seit je für den Arbeitermörder Mussolinti die größten Sympathien übrig gehabt. Gefegentlich erinnerteit sie zwar an die barbarische Unterdrückung der Deutschen in Südtirol , das hinderte sie aber nicht, einen Tag später die starke Hand" Mussolinis als Vorbild zu preisen. Jetzt haben sie aber einen Mangel an den italinischen Fascisten entdedt. Der Leitartikel des„ Tag" vont 19. Scheidings" stellt fest:
Lange Zeit schien es, als ob es Mussolini gelingen sollte, cinen wahrahit nationalen Arbeiterstaat zu errichten, der sich von den Schlingen der internationalen Wucherfinanz frei zuhalten vermöchte. Wiederholt wurde berichtet, wie er den jüdischen Freimaurer Logen den Kampf angesagt habe und Freimaurer und Juden aus den Reihen seiner Fascisten fernthalte. Jeht wird bekannt, wie auch dieser kühne Freiheits mann vor den alles umstrickenden Finanzjuden hat lapitulieren müssen."
Das mit demt, Arbeiterstaat" schien allerdings nur jenen Leuten so, die entweder das Vermögen besitzen, auf Befehl schwarz für weiß zu halten, oder die an Stelle des Gehirns nur ein HafenTreuz im Stopf haben. Bemerkenswert ist aber, daß eine Arbeiterpartei" in dent Begründer des
Die Umfallversicherung Tirpitz und Co.
CHAT ROVX
Deutschlands Plünderer wollen in den Agrarzöllen die letzte Beute Blutigen, gegen die Arbeiter gerichteten Regimes heimholen, die in dem ausgeraubten Reich noch zu finden ist.
cinen fühnen Freiheitsmann" sicht und an hm, dom Beauftragten des internationalen Kapitalismus nur das eine aussetzt, daß unter seinent fapitaliſtiſchen talist schen Auftraggebern auch Juden sind. Wahr- Eintritt der Radičpartei in die scheinlich wird der kleine Schönheitsfehler dent Belgrader Regierung.
,, Tag" aber nicht hindern, bei der nächsten fascisti
lich wäre, daß die Kroaten alle ihre republika
nischen und föderalistischen Forbe rungen bis zur vollen Erledigung des Regierungsprogramms zurückstellen.
schen Mordtat den kühne Freiheits- Belgrad, 19. September. ( Tsch. P. B.) tann" wieder zu feiern. Der Eintritt der kroatischen republikanischen Bauernpartei in das Kabinett Davidovitsch, über Deutschland und der Böllerbund. welchen ein prinzipielles Einverständnis bereits crzielt wurde, wird voraussichtlich erst im Laufe Berlin , 19. September. ( Eigenbericht.) der nächsten Woche erfolgen, weil die Regierung Der norwegische Völkerbunddelegierte Nansen ben Kroaten vollkommen freie Sand für befindet sich seit Donnerstag in Sigmaringen , die endgültige Wahl ihrer Ministerkandidaten überlassen will. Auch in hiesigen maßgebenden um mit Marr die Frage des deutschen Eintrittes Paris , 19. September. ( Tsch. Pr.V.) Dem Kreisen wird der Wunsch gehegt, daß vor der Er- in den Völkerbun dzu besprechen. Intransigeant" wird aus Trapezunt gemeldet: Berständigung über das engere Arbeitsprogramm nennung der kroatischen Minister eine definitive Nach einem verzweifelten Kampfe haben die der Regierung herbeigeführt werde, um eine er Sowjettruppen Tiflis , die Hauptstadt sprießliche Tätigkeit des Parlaments, das Anfang ven Georgien , eingenommen. 600 ange nächster Woche zusammentritt, zu ermöglichen. schene Bürger wurden sofort von einer Siebei soll insbesondere darüber Klarheit gefchaffen werden, ob die kroatische republikanische Bauern Abteilung der Tschein erschossen. Einige partei tatsächlich gewillt ist, eine ungestörte Arbeit Hundert wurden verhaftet. der Stupschtina zu sichern, was nur dadurch mög
"
Du hast recht: Lieber gute Soft und gute Behandlung als hohen Lohn."
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Sie wollen um jeden Preis in die Regierung.
Berlin , 19. September. ( Eigenbericht.) Zur Frage der Bildung des Bürgerblocks durch den Eintritt der Deutschnationalent in das Reichsfabinett schreibt der deutschnationale ,, Berliner Lokalanzeiger", er habe sich in Parteifreisen erfundigt, ob der Partei der Rücktritt des Kanzfers erwünscht wäre und habe erfahren, daß die Deutschnationalen bei ihrem Eintritt in die Regierung einen Ersatz des Reichskanzlers und des Reichsaußenministers durch andere Persönlichkeiten nicht fordern würden. Sic legen aber Wert auf cine, ihrer Stärke entsprechende Vertretung im Reichsfabinett. Was Deutschlands Eintritt in den Völkerbund betreffe, so seien die Deutschnationalen bereit, sich mit der Formel Macdonalds in seiner Genfer Rede abzufinden, daß sich die Frage der Kriegsschuld erst in 50 Jahren engdültig werde lösen lassen. Das würde heißen, daß Deutschland von der Kriegsschuld entlastet wäre. Dann dürfe aber auch sonst nicht Deutschland als Pavia unter den anderen Nationen dastehen und die Deutsch land entchrende Militärkontrolle müsse aufhören.
Vor dem Siege der chinesischen Zentralregierung.
Shanghai , 19. September. Man rechnet gans bestimmt damit, daß die Truppen der Zentralregierung morgen Hang- tschou erobern werden. Die vollständige Katastrophe der Armee von Tschekiang ist unausweichlich.
Tages- Neuigkeiten.
Und ewig ist der Schmerz.
Und owig war der Drang,
dem Menschengeist ein Himmelslicht zu günden, um durch die Nacht den rechten Weg zu finden...
Und cwig war die Not
der armen Sünder, die da fluchbeladen gestrauchelt auf den finstern Dornenpfaden...
Und ewig war der Stolz
der Mächtigen, die grenzenlos verwogen am Lebensmart der Erdenbrüder segen... Und ewig war der Haß
ter Unterdrückten, die in Acht und Schande verbluteten am eignen Vaterlande
Und ewig ist der Schmerz der Gottesföhne, die zur Erde müſſen. um all die Schuld auf Golgatha zu büßen.. Béla Sugar.
Demagogie.
Ein Ereignis und eine Episode haben sich in den letzten Tagen in Prag zugetragen, die für zeichnend find and die deshalb innerlich mehr zudas demagogische Wirken der Kommunisten befanmen hängen, als man bei bloßer Nebencinonderstellung annehmen würde.
Das Ereignis: Die Juvaldglaswerke in Prag entbeßen einige Kommunisten, die trop des Verbotes der Direktion an der Mittwochdemon stration der Kommunisten teilgenommen hatten. Die fommunistischen Arbeiter der Werfe verlongLondon, 19. September. ( Eigenbericht.) Die ten die Wiedereinstellung der Entlassenen, und, Regierungen Englands und der Vereinigten als ihnen das nicht bewilligt wurde, trat ein Teit Staaten haben dem japanischen auswärtigen in den Streif. Amte Vorschläge für eine Intervention im chine- Die Episode( die wegen ihrer unrühmsische Bürgerkriege überreicht. lichen Vorbilder fein Ereignis mehr ist): In der
bei:„ Die hat sicher Liebeskummer."- Ein Ges lachter belohnte diesen Spaß.
noch auf Jahrzehnte hinaus das gewohnte Aus-( Sofa setzen und wir hätten die Arbeit machen sehen gesichert. Man sprach nun wieder von fönnen.- Das ist nun gottlob anders." Minele. Ob sie beschränkt sei, daß sie bei der ,, Und im Essen so was von Bescheidenheit. Frau Kanzleirat ging nun selbst in die Küche. Witfrau so lange ausgehalten und dort ihre ganze Sie glauben es gar nicht," rühmte die Mutter ,, Aber Wilhelmine ," begann sie vorwurfsvoll Jugend vertrauert habe? Oder, ob sie nur so still weiter und zerbrüdte augenscheinlich eine Träne und begütigend." Mit sechs Jahren verlor sie ganz vasch nach und bescheiden sei? Ob man sie wohl in Dienst der Rührung in den Augen, was den Töchtern „ Seiß nicht Wilhelmine meiner Lebiag einander Vater und Mutter. Da jagten alle Leute: nehmen fönnte? Aulaß zu lustigem Gelächter gab. Das arme Minele." Man hatte heftig Mitleid Die öffentliche Meinung vertrat bald die Anmit der armen Waise. Bald aber sprach man nicht sicht, daß man sie wohl in Dienst nehmen könnte. scheiden. Gewiß hätte sie gerne ab und zu ein In der Tat: Minele war außerordentlich be- habe ich Winele geheißen," schluchzte diese. ,, Da hört sich doch alle Gemütlichkeit auf. mehr von ihr. Anderes gab es zu bemitleiden Es begann ein wahres Wettrennen um Minele. Stückchen von der guten Wurst gegessen zu ihren Wilhelmine kaßt zu Ihrer Person, für Ihr Alber und anderes war zu besprechen. Das Mädchen wußte nicht, welche von den an- Startoffeln, oder ein bißchen Butter oder Einge- und Ihren Stand. Daß wir Sie„ Minele" rufen, In ihrem zehnten Lebensjahre kam Minele gebotenen Stellen die für fie paffendste sei. Da machtes auf das zähe Schwarzbrot gestrichen.- das werden Sie im Ernſt nicht erwarten." als Laufmädchen zu einer Witfrau. Sie besorgte fagte eine Bekannte: Ich wüßte, was ich täte." Aber diese Herrlichkeiten verschwanden ganz selbst- Das alte Mädchen antwortete nicht. Die dort die Ausgänge, pußte Stiefeln, schenerte das ,, Was tätest du denn?" verständlich gleich nach Tisch in dem großen Worte waren ihr schon wieder ausgegangen. Treppenhaus so gut sie konnie und fummelte" Sie dir deh die zwei Töchter von Kanzlei- Buffett, das im Eßzimmer stand. Oft wanderte ,, Nun kommen Sie und verderben Sie uns jeden Samsteg das viele Kupfer und Messing in rats an. So sieht man nicht aus, wenn es im wohl aus Vergeßlichkeit auch das Brot das schöne Fest nicht. Sie altes törichtes Wesen. der Küche blant. Dafür erhielt sie das Essen. Die Hause hungrig hergeht." mit in den Schrank und Winele wagte nicht darum Julia hat sich doch so viel Mühe gegeben. Sic Witve tat noch ein übriges. Sie schneiderte dem zu bitten. hat Ihnen Ihr Tischchen reizend aufgebaut," Mädchen aus ihren abgelegten Kleidern von Zeit Mutter und Töchter aber sagten zueinander: überredete Frau Kanzleirat das hilflose Mädchen. zu Zeit ein Gewand, das sehr ordentlich aussah, Amt felben Tage noch ging Minele zu der Das Mädchen ist herrlich bescheiden und immer immer aber eine schwarze Farbe hatte. die ganz Kanzleirätin. Tas Mädchen iſt herrlich beſcheiden und immer Etwas wie ein Hoffnungsschimmer flog über das vergrämte Gesicht. Wollte ihr wirklich jemand selten einmal durch ein Streifchen Silbergrau D: s ist aber recht, Wilhelmine ," sagte diese Minele sagte freilich nie chivas. Aber in eine Freude machen? Sie dachte einen Augenblick etwas erhellt wurde. Für die armseligen steifen und reichte dem Mädchen die Hand. Wir werden ihrem Herzen vollzog sich eine schlimme Wand- an warme Seusschuhe, an ein wollenes Tuch und Zöpfchen schenkte sie dem Kinde ein Stückchen uns schon verstehen. Sie sind ja still und be- lung. Sie begann über die Ungerechtigkeit des an eine schöne, duftende Räucherwurst. schwarze Lipe. So fam zu dem Namen„ Minele", scheiden." Minele wußte nicht, was sie antworten Lebens nachzudenken und kam zu dem Ergebnis, der seinerzeit aus Mitleid mit der jungen Waise sollte. Sie sagte, daß sie auch hoffe, es werde daß das Leben ihr noch eine frohe Stunde schuldig so verkleinert worden war. noch die nähere Begehen, und daß sie morgen gleich eintrete, wenn fei. Seither war sie nur still, verschlossen und ging mit in das Zimmer. In der Mitte ſtand zeichnung:„' s schware Winele". Men sprach es recht sei. schen gewesen, jetzt wurde sie finster und oft der große Tisch, aufgebaut mit guten, schönen, vom„ swarzen Minele" wie von Rollers Lisa- Freilich sei das recht. bäumte sich in ihrem Junern etwas auf, das nur Envas abseits war ein fleines Tischchen. In der nüßlichen und farbenfrohen Dingen aller Art. beth". Bald dachte niemand mehr daran, woher Am anderen Morgen trat Minele ihren neuen mit Mühe zurückgedrängt werden konnte. die Bezeichnung komme, und wer es nicht von Dienst an. Sie hätte gerne wieder abgesagt, denn Mitte desselben stand ein mit Tannenreis geAnfang an wußte, der glaubte,„' s schwarze in der Nacht war eine Angst über sie gekommen. zu ihren Töchtern. Diese fagien:„ Atjungfern- etwas gefüllt war. Zuoberst lag ein Briefumschlag, Was sie nur hat?" sagte die Kanzleirätin schmückter Teller, der mit Aepfel, Nüssen und Minele" heiße Minele Schwarz. Aber sie wagte es nicht, da ihr kein vernünftiger schrullen" und lachten. Nach ihrer Entlassung aus der Schule trat Grund einfiel. Sie war nicht gewohnt, von der einen Geldschein in der Höhe ihres MonatsMinele ganz in den Dienst der Witfrau. Die heftigen Gefühlen bewegt zu sein, und noch Unversehens war der Heilige Abend da. lohnes enthielt. Minele fah mit starren Augen beiden huschten wie vei grauschwarze Mäuse meniger, dem Grunde solcher Gefühle nachzu Minele pußte und scheuerte für das Feſt und darauf. durch das Leben, geräuschlos, fast unbemerkt. Doch grübeln. die Töchter schmückten den Baum. Als er brannte ,, Nicht wahr, da wundern Sie sich, Sie be blieb auch bei ihnen die Zeit nicht stehen. Die Winele tat ihre Arbeit still und unverdrossen. und die Gaben aufgebaut waren, rief die ältere scheidene Seele," begann Frau Stanzleirat gerührt Witwe starb und Minele war in avischen 35 Jahre Ihre Herrschaft war des Lobes voll. von den Töchtern der Magd. Minele gab keine die Unterhaltung. Das gehört Ihnen." alt geworden. Wilhelmine ist eine Perle," sagte Frau Antwort. Nun kam die jüngere und sagte:„ WilWas nun? Aus dem Nachlaß der Witwe be Wanzleirat au gelegentlichen Besuchen. helmine, Sie dürfen doch auch hereinkommen." Tam sie außer einer kleinen Geldsumme, die sic" Endlich einmal eine vernünftige Magd," Bab keine Freud," knurrie Winele zurück vor augenblicklicher Not schüßte, deren gesamten sagte die ältere der Töchter hinzu, und die jüngere und scheuerte grimmig ihren Boden. Lachend er Bestand an Kleidern. So war in ihrem Aeußeren sagte:„ Die früheren Damen hätte man sollen aufs zählte die Tochter Mineles Antwort und fügte
Da wischte sie ihre Hände und Arme ab und
Minele jedoch verließ das Zimmer, ohne ein Wort zu sagen und ohne ihren schön aufgebauten Tisch abzuräumen. Sie schloß sich in ihre Kammer ein und murmelte immerzu: Reine Freud, keine einzige Frend."