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Br. 237. 15. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt.

Parteitag

der deutschen   Sozialdemokratie.

Stuttgart  , 8. Oftober 1898. ( Privatdepeschen des Vorwärts".) Um 94 Uhr wird die Sizung eröffnet. Den Vorsitz führt Singer.

nehmen ist, daß er versumpft ist. Die Preßkommission hat ihren Beschluß dem Vorstand der Schuhmacher- Organisation mitgetheilt mit dem Anheimgeben, event. eine neue Sperre zu verhängen.

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Baer Krefeld   ersucht um Ablehnung des Antrages würde zu Reibereien zwischen der Gewerkschaft und der Preß tommission bezw. der politischen Partei am Orte führen. In Krefeld   hat die Preßkommission erst nach langer Zeit aus den Protokoll des letzten Schuhmacher- Kongreffes einen Einblick in den Stand der Tack'schen Angelegenheit gewinnen können. Die Redakteure der Parteiblätter werden schon selbst die nöthige Schulung und Die von der wilden Reaktion der Regierung verfolgten und Einsicht haben, zu beurtheilen, welche Inserate sie abzulehnen haben. unterdrückten Sozialisten taliens senden ihre brüderlichen Der Antrag wird mit der von Schöpflin beantragten Aenderung Grüße dem Parteitag, dessen fraft- und muthvolle Thätigkeit ihren angenommen. Anstrengungen neue Kraft giebt und ihren Glauben an den Sieg Damit sind die Anträge, die auf die Parteipreffe bezug des internationalen Sozialismus verdoppelt. Unterzeichnet ist das haben, erledigt. Es folgt die Gruppe der Anträge, die sich auf Telegramm von Leonida Bissolati  , dem Chefredakteur des" Avanti", die Agitation beziehen, die Anträge 32*), 38, 39, 40-44, und für die sozialistische Parlamentsfraktion von Morgari.( Bravo  !) 95, 99 und 101, finden keine genügende Unterstügung, fie Singer: Ich glaube im Namen des gesammteu Parteitages scheiden damit aus. Antrag 99 ist zurückgezogen. zu sprechen, wenn ich den italienischen Genossen ausdrücklich noch den Dank für ihre Kundgebung und unsere Sympathie ausspreche. Wir werden im Laufe der weiteren Verhandlungen Gelegenheit haben, das noch weiter zu beweisen.( Lebhafter Beifall.)

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Die Berathung der Anträge wird fortgesezt. Den Antrag 59 begründet Heymann Göttingen mit dem Hinweis auf die große agitatorische Wirkung eines solchen Flug­blattes. Es sei zu wünschen, daß das im Vorwärts an verschiedenen Stellen veröffentlichte Material zu einem umfangreichen Flugblatte zusammengestellt werde.

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Frau Kähler Wandsbed bittet den Antrag abzulehnen, da die Generalfommission ein derartiges Flugblatt vorbereitet. Gerstenberger- Niederbarnim schließt sich diesen Aus­führungen an.

Der Antrag 59 wird abgelehnt.

Zur Begründung des Antrages 61 führt Frau 3ie aus: In der Debatte ist bereits öfter hervorgehoben worden, daß in der schwarzen Ede unseres Baterlandes, im Rheinland  , selbst Kanzel und Beichtstuhl dazu benutzt werden, uns zu verleumden. Das ist aber nicht nur in jener Gegend geschehen, sondern auch bei uns in Ham burg. Die dort verbreiteten Flugblätter strozten von Lügen und Verleumdungen, so daß man sich eigentlich schämen mußte, darauf zu antworten. Aber wir sagten uns, die Leute müssen ihr Publikum doch kennen. Deshalb halten wir es für nöthig, daß unserem Antrag entsprechend nicht blos zur Wahlzeit, sondern auch sonst auf tlärende Flugschriften verbreitet werden, die natürlich, soweit dies angeht, zum Selbstkostenpreise abgegeben werden müßten.

Thiele: Halle macht den Vorschlag, eine fortgesette Serie von Zehnpfennig- Broschüren herauszugeben, die etwa jeden Monat, und wenn fie Antlang finden, vielleicht alle vierzehn Tage im Umfang von 16 Seiten erscheinen, a.es was die Partei angeht, instruktiv behandeln, und so die Broschüren- Abonnenten binnen zwei oder drei Jahren in den Besitz eines reichhaltigen Materials nach allen Rich tungen für die Agitation sezen. Bei einer Auflage von 6000 Abon­nenten würde sich dieses Unternehmen schon halten.

Den allein übrig gebliebenen Antrag 33*) begründet Wartenberg   Berlin  : Die Berichte erscheinen bisher immer so spät, daß sie in Versammlungen nicht mehr eingehend erörtert werden konnten, der Bericht über die parlamentarische Thätigkeit könnte doch wohl weit früher veröffentlicht werden, es wäre gut, wenn der Parteitag in unserem Sinne beschließt.

*) 30. Die Parteigenossen des Kreises Bielefeld  . Wiedenbrüd:

1. Die Beschlüsse der Kreiskonferenzen in denjenigen Kreisen, welche eine Organisation haben, sind für die Parteigenossen im Kreise bindend. Aufgehoben können diese Beschlüsse nur werden durch die entsprechenden Bezirks Parteitage oder den allgemeinen Parteitag. Auch haben die Kreiskonferenzen das Recht, die Delegirten zum Parteitag zu wählen.

2. Die Beschlüsse der Bezirks Parteitage fini   bindend für die Genoffen des Agitationsbezirks. Aufgehoben können diese Beschlüsse nur werden durch den allgemeinen Parteitag.

3. Die Anordnungen der Kreis- Vertrauensmänner, welche sich auf die Agitation im Kreise beziehen, haben Giltigkeit für die Ver­trauensmänner im Kreise."

*) 32. Die Parteigenoffen des 1. Berliner   reises: Die Vertrauenspersonen haben bei Schluß der Seffion, falls nicht außer gewöhnliche Ereignisse dies früher zur Pflicht machen, in ihren Kreisen ein Flugblatt zur Verbreitung zu bringen, welches die Thätigkeit der Parteien resp. ihrer Vertreter in das richtige Licht stellt. Diese Gelegenheit ist auch zugleich zu benutzen, um Propaganda für die Arbeiterpresse zu machen."

*) 33. Die Parteigenossen des 3. Berliner   Kreises:" Den Bericht des Parteivorstandes sowie den Bericht über die parla­mentarische Thätigkeit früher als bisher, 4 Wochen vor Tagung des Parteitages, herauszugeben."

Sonntag, 9. Oktober 1898.

Pfannkuch: Der Bericht über die Thätigkeit der Reichstags­Fraktion war ja in dem von uns herausgegebenen parlamentarischen Handbuch mit enthalten. Wenn wir über das ganze Geschäftsjahr berichten wollen, so wird es nicht möglich sein, anders als bisher zu verfahren.

Der Antrag wird abgelehnt.

Es folgen die Anträge, die sich auf allgemeine Forde rungen der Partei beziehen und Resolution. Es sind die Anträge 80*), 37, 84, 87, 88, 89, 90, 97.*)

Bevor die Unterstüßungsfrage gestellt wird, erklärt Morawski Berlin  : Die polnischen Genossen hatten den Sticheleien einer Genossin zu großen Werth beigelegt und den An­trag 31 eingebracht. Numehr habe ich folgende Erklärung zu verlesen:

Nachdem wir uns überzeugt haben, daß die selbständige Organisation und Agitation der polnischen Sozialdemokratie nach wie vor die volle Sympathie und Unterstützung der deutschen  Sozialdemokratie findet und ausgebrochene fleine Differenzen an dieser Thatsache nichts ändern, ziehen wir den Antrag 31 zurück.

Nicht genügend unterstüßt werden die Anträge 87, 84, 87, 88, 89, 90. Es bleiben also nur die beiden Resolutionen 97 und 105*) übrig.

bedingungslose Auslieferung der Söhne des Voltes unter das Kommando der Sprößlinge der Adelsfamilien und der Plutokratie.

Sie stimmt deshalb bis zur Einführung der Volks. miliz gegen die von der Regierung geforderte Präsenzstärke des Seeres und gegen alle Aufwendungen für die Waffenrüftung inklusive Geschüße und Munition, sowie gegen alle Festungs- und Kafernenbauten.

Die Sozialdemokratie bekämpft grundsäglich den kapitalistischen 89. Die Parteigenossen des 6. fächsischen Kreises: Staat, weil er die Schutzwehr der Ausbeutung und der Apparat zur Unterdrückung der Arbeiter ist und mit dem Gute und Blute der ausgebeuteten Vollsmassen die Beutezüge des Kapitals und die Kapitalistenklassen untereinander bezahlt. Konkurrenzfämpfe der Kapitalistengruppen wie der nationalen

Die Regierungen vermögen der Arbeiterklasse innerhalb der Schranken entweder mit brutaler Gewalt oder mit der Politik der ihnen durch den kapitalistischen   Charakter des Staates gezogenen ruhigen Ueberlegung und Vermittelung entgegenzutreten.

zweiten die Energie ihres politischen Auftretens einzudämmen. Im ersteren Falle suchen sie die Arbeiter einzuschüchtern, im wird, vom Verhalten der Regierung beeinflußt wird, so fürchtet doch Wenn auch die Erbitterung, mit der der Klassenkampf geführt wenig darf sie mit den Regierungen Kompromisse eingehen. die Sozialdemokratie die Unterdrückungsmaßregeln nicht. Ebenso­Regierungen, die nur die vollziehende Macht des kapitalistischen  Sie richtet ihre Politik nicht nach dem jeweiligen Verhalten der Staates ist, sondern nach der Klassenstellung des um seine Befreiung tämpfenden Proletariats. politischen Macht, um den kapitalistischen   Charakter des Staates zu Ihr Ziel bleibt unter allen Umständen die Erringung der beseitigen, und ihn aus einem Unterdrückungswerkzeuge zu einent

37. Die Parteigenossen in Königsberg: Der Parteivorstand wird ersucht, in Zukunft bei den Ausgabeposten Reichstagskosten" unter voller Wahrung der Partei- Interessen auf Ersparnisse hinzu­wirken." 38. Die Parteigenoffen in Elbing  : Die Agitation in geführt, so könnte es fich nur darum handeln, Grundlinien Westpreußen   in Zukunft mehr durch finanzielle Mittel zu unter Befreiungsmittel der Arbeiterklaffe zu machen."

Pfannkuch ersucht um Ablehnung des Antrages, es geht nicht an, schablonifiren zu wollen. Die Bedürfnisse sind in den einzelnen Kreisen verschiedenartig. Wird die Idee aus­

festzulegen, Direktiven zu geben, auf grund deren die stigen. Genossen der einzelnen Streise an der Hand des Materials selbst 39. Dieselben: Die Parteileitung wird beauftragt, Flugblätter ausarbeiten. Wo den Genoffen das nöthige Material und die Mittel gefehlt haben, ist die Parteileitung ihnen bisher in allen Fällen entgegen gekommen, so wird es auch in Zukunft am besten sein.

Bater- Hamburg: Da jedenfalls etwas geschehen muß mit Rüdficht auf die Orte, in denen die Parteipreffe noch keine große Verbreitung hat, stelle ich für den Fall der Ablehnung des Antrages 61 den Antrag, den Genossen Thiele mit der Herausgabe der Groschen broschüren zu beauftragen.( Seiterkeit.)

Der Antrag 61, wird abgelehnt.

Antrag 62 wird von

öfters Referenten, wenn irgend möglich bekanntere Parteigenoffen, nach Westpreußen   zu senden; diese müssen an Orten, wo feine fagitatorischen Kräfte sind, einige Tage verweilen und mit den Ge­nossen über die Agitation berathen.

Parteitag möge den Parteivorstand beauftragen, im Laufe des 40. Die Parteigenossen in Halberstadt  : Der deutsche  nächsten Jahres eine gleichmäßige Agitation im ganzen Lande und besonders unter den ländlichen Arbeitern für Abschaffung der Gesinde­Ordnungen und sonstigen Ausnahmebestimmungen, welche die land­wirthschaftlichen Arbeiter bedrücken, sowie für Gleichstellung der

Singer giebt Baker anheim, seine Ueberredungskunst an Thiele ländlichen Arbeiter mit den gewerblichen in Bewegung zu setzen und persönlich zu versuchen.( Große Heiterkeit.) hiermit gleich die schärfere Betonung der Programmforderung: Unentgeltlichkeit der ärztlichen Hilfeleistung einschließlich der Geburts­hilfe und der Heilmittel, unentgeltlichkeit der Todtenbestattung" zu verbinden.

Erbert Düsseldorf   begründet: Obwohl es ein zweifelhaftes Vergnügen sei, einen vom vorigen Parteitag abgelehnten Antrag wieder einzubringen, sei es doch nothwendig, gegen den Fremdwörter­gebrauch, der die Agitation auf dem Lande erschwere, etwas zu thun. Der Antrag wird abgelehnt.

Der Antrag 100 wird von Gottschalt- Königsberg begründet: Der ländliche Arbeiter muß durch eine geeignete Broschüre darüber aufgeklärt werden, daß die wenigen Rechte, die er besigt, ihn von dem gnädigen Herrn noch verkünumert werden. Die Herstellung der Broschüre hat Eile; fie muß noch vor Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches erscheinen und darf natürlich nicht theuer sein, denn sonst verfehlt sie ihre Wirkung. Als Verfasser erscheinen mir die Genossen Bebel oder Haase als die geeignetsten Personen. Ich bitte Sie, den Antrag anzunehmen.

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Haberland Barmen empfiehlt, diesen Antrag dem Partei­vorstand zur Berücksichtigung zu überweisen.

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Bebel: Ich bitte Sie, sowohl den Antrag auf Ueberweisung zur Berücksichtigung, als auch den Antrag selbst abzulehnen. Sollte der Antrag aber doch angenommen werden, so bitte ich Sie wenigstens, meinen Namen zu streichen; einmal weil es mir an Zeit dazu mangelt und sodann, weil ich mich nicht für besonders quali­fizirt hierfür halte. Das kann nur jemand leisten, der auf dem ganzen Gebiet der neueren Gesetzgebung genau Bescheid weiß. Aber ich bin auch gegen den Antrag an sich, weil das, was er bezweckt, schon vorhanden ist. Ich erinnere an die Mitarbeit Stadthagen's  im Voltslexikon, ich erinnere an sein Arbeiterrecht", wo alle diese Fragen behandelt werden. Und man wird doch nicht glauben, daß die hier beantragte Broschüre etwa auf dem Lande verbreitet werden fann. Es könnte sich höchstens darum handeln, daß für die Leute, die agitatorisch oder schriftstellerisch thätig sind, die Fragen so zusammengestellt werden, daß sie sich in jedem Augenblick genau unterrichten und ihre Thätigkeit danach einrichten können. Das ist aber jezt schon erreicht und Stadthagen   wird wohl von selbst bei Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches seine Schriften entsprechend dem Stande der Gesetzgebung umändern. Deshalb ist der Antrag Gottschalt überflüssig.

Gottschalt: Genosse Bebel befindet sich in Irrthum; die Broschüre soll gerade so abgefaßt werden, daß sie a en Landarbeitern in die Hand gegeben werden kann. Daß das möglich ist, haben wir bereits durch unsere Flugblätter in Ostpreußen   bewiesen. Die Abstimmung ergiebt sowohl die Ablehnung des Antrages auf leberweisung zur Berücksichtigung, als auch die Ablehnung des Antrages selbst.

Der nächste Antrag, der zur Berathung kommt, lautet: Die Parteipreffe ist verpflichtet, von Unternehmern, die mit ihren Ar­beitern oder deren Organisation in Differenzen stehen, während der Dauer derselben Geschäftsempfehlungen nicht aufzunehmen.

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Gleichzeitig möge der Parteitag den Wunsch aussprechen, daß die Presse den Gefinde- Ordningen sowie der Handhabung derselben sowie den aus dem heutigen Aerzte- und Apothekenwesen auf dem Lande hervorgehenden Mißständen mehr Beachtung widmet und be­deutend mehr Werth. beilegt, als bisher."

44. Genosse Wilhelm- Berlin: Die sozialdemokratische Partei hat sofort in eine oitation zur Beseitigung des Dreillaffen­Wahlsystems und für Erringung des allgemeinen u. f. w. Wahlrechts durch dazu geeignete Flugblätter sowie durch öffentliche Versamm­lungen einzutreten."

95. Die Parteigenossen des Amtes Bradenheim: Resolution: In Erwägung, daß die demokratischen Forde­rungen, welche die Sozialdemokratie an den heutigen Staat und Gesellschaft stellt, innerhalb derfelben doch nicht endgiliig verwirklicht werden, sondern daß nur der Sozialismus im stande ist, diese zu verwirklichen, fordert die heutige Mitgliederversammlung, daß bei Wahlversammlungen und bei der Agitation unsere legten Ziele, die fozialistische Gesellschaftsorganisation mehr als bisher in den Vorder­grund zu treten habe."

99. Gotti a It Königsberg, Braun- Königsberg

Der Parteivorstand wird angewiesen, die Agitation in den oft­elbischen Provinzen, ganz besonders die Agitation unter den oft­preußischen Landarbeitern, freigebiger als bisher durch Geldmittel und unentgeltliche Hergabe von propagandistisch brauch­barer Literatur zu unterstützen.

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101. Antrag zur Agitation". Der Parteivorstand wird beauftragt, jährlich in periodischen Zeitläuften in den verschiedenen Theilen Deutschlands   von den bekannteren Rednern der Reichstags­Fraktion Agitationstouren ausführen zu lassen, und zwar mit ganz besonderer Berücksichtigung der Kleinen Industrie- und Mittel­städte. Paper. Miffelhorn. Baerer. Mähr.

84. Die Parteigenossen des 8. fächsischen Kreises: Den Barteivorstand zu beauftragen, dem im Jahre 1899 zusammen tretenden Parteitage, sofern bis dahin die diversen Verbote des Inverbindungtretens politischer Vereine in den deutschen   Vater­ländern aufgehoben sind, ein Organisationsstatut, den Gedanken der Bentralisation in fester Form festlegend, zur Beschlußfassung zu unterbreiten."

87. Die Parteigenossen des 6. fächsischen Kreises: Die Sozialdemokratie erblickt in dem Bestreben des Kapitals, mit Gewalt Kolonialmärkte zu erschließen, seine Unfähigkeit, die Produktiv­fräfte zu beherrschen, die es selbst entivickelt hat.

Um den Waarenüberfluß zu beseitigen, fordert die Sozial­demokratie die Beseitigung der Arbeitslosigkeit und der Volksarmuth im eigenen Lande. Das deutsche arbeitende Volk kann selbst die Waaren verbrauchen, die es produzirt.

Drechsler Burg: Der Antrag verdankt seine Entstehung den Erfahrungen, die wir im Kampfe gegen die Schuhfabrik Die Sozialdemokratie bekämpft die Kolonialpolitik, weil durch Tad u. Ko. gemacht haben. Der Parteitag ist verpflichtet, der Parteipreffe in dieser Richtung Direktiven zu geben.

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Schöpflin Burgstädt steht dem Antrag sympathisch gegen über, beantragt aber statt des Wortes Differenzen" die Worte Streits" und Sperre" zu setzen. Differenzen" ist zu weitgehend. Görde Berlin   giebt im Namen der Berliner   Preßfommission die Erklärung ab, daß diese sich eingehend anläßlich des Tack'schen Falles mit der Angelegenheit beschäftigt habe und einstimmig zu dem Beschluß gekommen ist, die Anzeige der Berliner   Filiale aufzu­nehmen, da was noch jezt von Bock bestätigt worden ist jeit vier Jahren nichts mehr für den Boykott gethan ist und so anzu­

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sie und die damit unzertremmlich verbundenen Marine- Ausgaben deni Volfe Steuerlaften auferlegt werden, während den Nußen davon nur die Großkapitalisten haben und weil das Endresultat der kolonialen Entwickelung eine Steigerung der Ueberproduktion und eine Handelstrisis fein muß, die zahlreiche Arbeitermassen aufs Pflaster werfen wird."

88. Die Parteigenossen des 6. fächsischen Kreises: Die Sozialdemokratie erblickt im stehenden Heere die Hauptstüze des Ausbeuterstaates, eine enorme Bergeudung von Volkskraft und Boltsgut und eine bleibende Gefahr für den Frieden unter den Völkern, sowie in der iezigen militärischen Organisation die

90. Die Parteigenossen Sohn, Friedländer, Liep mann und 15 Genossen in Berlin  : Ausgehend von der Ueber­nicht im stande ist, der Weiterentwicklung des Großbetriebes im dengung, daß eine Besteuerung der Waarenhäuſer in jeder Form nicht im stande ist, der weiterentwicklung des Großbetriebes im dieser Steuern vielmehr von den Geschäftsinhabern auf die Ange­Handel irgend welche Schranken zu ſehen, die Kosten und Laſten ſteuerung der Waarenhäuser aus." stellten abgewälzt werden, spricht sich der Parteitag gegen jebe Be­*) 97. Der Parteitag erklärt:

Der Parteitag begrüßt den Abrüstungsvorschlag des Kaisers von Rußland   an sämmtliche Regierungen als eine Bekräftigung dafür, daß die entschiedene Opposition, die bis jetzt die Sozial­demokratie aller Länder den an Wahnsinn grenzenden militärischen Rüstungen entgegensetzt, ihre volle Berechtigung hat.

Die Sozialdemokratie ist mit dem Kaiser von Rußland   darin einverstanden, daß die finanziellen Lasten, die diese unsinnigen Rüstungen den Völkern auferlegen, die Volkswohlfahrt in der Wurzel treffen und die geistigen und physischen Kräfte der Völker in umproduktiver Weise aufzehren".

Der Parteitag fonstatirt aber ausdrücklich, daß diese völker­verderbenden Rüstungen ausschließlich das Produkt des Ehrgeizes, der Eroberungs- und Herrschsucht der leitenden Klassen sind; daß die stehenden Heere eingestandenermaßen als Werkzeuge für die Unterdrückung der Völker und zur Aufrechterhaltung der Klaffen­herrschaft dienen und daß bisher es Rußland   mit in erster Linie war, das auf diesem Wege voranging, wie denn auch das russische  Bolt noch gegenwärtig das einzige Kulturvolt Europa's   ist, das selbst der ersten Aufänge zur Selbstregierung entbehrt.

Der Parteitag ist deshalb der Meinung, daß, soll der Vor­schlag des Kaisers von Rußland   ernst genommen werden, es noth­wendig ist, daß die russische   Regierung im eigenen Lande mit gutem Beispiel vorangeht, weitere Rüstungen einstellt, die grau­fame Verfolgung politisch Andersdenkender aufhebt und dem russischen Volle diejenigen Rechte und Freiheiten gewährt, ohne die kein Bolt seine Kulturmission erfüllen kann.

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Im übrigen betrachtet der Parteitag das Vorgehen des russischen Kaisers als ein Zeichen, daß selbst in den autokratischsten Kreisen Europa's   die Verderblichkeit der militärischen Rüstungen anerkannt wird mögen auch politische Hintergedanken gewichtigster Natur zum Ausspruch dieser Erkenntniß beigetragen haben und daß es hiernach erst recht Aufgabe der Sozialdemokratie und speziell ihrer Vertreter in den Parlamenten sein muß, diese Ansicht durch ihre Thätigkeit in immer weitere Kreise zu verbreiten und energi­schen Widerstand jedem Versuch zu leisten, die militärischen Rüstungen zu verstärken.

Nach Ansicht des Parteitags wahren die Völker ihre heiligsten Güter" am sichersten, wenn sie den Bestrebungen der Sozialdemo tratie auf Böllerfrieden, Völkerfreiheit und Völkerwohlfahrt durch kräftige Förderung des sozialen Fortschritts im Sinne der Auf­hebung der Klassengegensäge und der Hebung des Wissens und der Bildung auf allen Gebieten sich anschließen, die stehenden Heere beseitigen und für Schlichtung etivaiger internationaler Streitigkeiten denselben Weg betreten, den in jedem Kulturstaat die Bürger in Streit fällen betreten müssen, den Weg gerichtlicher Entscheidung. Denn so lange noch christlich sich nennende Regierungen und herrschende Klassen nur menschenmordende Kriege mit ihrem Gefolge von Jammer, Elend und allgemeinem Verderben als Weg zur Schlichtung von internationalen Streitigkeiten betrachten, ist unsere fich christlich neunende Zivilisation der blutigste Hohn und die stärkste Blasphemie auf die religiösen Lehren, die in Schulen, Kirchen und Kasernen gepredigt werden, ein Zeichen der Tartüfferie, die eine der moralischen Grundlagen der gegenwärtigen Gesellschaft geworden ist. Bebel.

*) 105. Der Parteitag erklärt:

Die im Laufe des letzten Jahres seitens der ungarischen und der italienischen Regierung gegen die Anhänger der Sozial­demokratie und anderer oppofitioneller Nichtungen verübten Maßregelungen und Gewaltstreiche fordern durch ihre Grau­