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4. Jahrgang.

ith Jaspe

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Sanierung der Seelen.

Samstag, 25. Oktober 1924.

Der Erkronprinz Spizenkandidat der Deutschnationalen?

Ein Wahlmanöver Graf Westarps.

Zur Abfägung Hergts.

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Die Genehmigung des Ertaisers noch ausstehend.

von

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Grigeint mit Ausnahme bes Montag taglie frig.

Nr. 252.

Streit der Glasarbeiter im Haida­Steinschönauer Gebiet.

Ein Geweihter des Herrn, ein leibhaftiger Prälat, steht an der Spiße der österreichischen Haida, 24. Oktober .( Eigenbericht.) Frei Regierung. Ihn stützt eine starke christlichsoziale tag früh ist in der Glasindustrie des Haida- Stein Partei, der sich die Großdeutschen angeschlossen haben, die zwar einst Los- von- Rom gingen, schönauer Gebietes ein Streit ausgebrochen, wel­seither aber das deutsche Schwert mit Gebet­cher sich gegenwärtig nur auf die Veredlungs buch und Rosenfranz vertauscht haben und nicht Berlin , 24. Ollober.( Eigenbericht.) Wenn schließen könne, so müßte er wenigstens durch eine industrie beschränkt und die Glasfabriken mit minder wie die Christlichsozialen Stüßen des man dem Berliner Korrespondenten der New öffentliche Erklärung die Deutschnationalen im ihrer Rohglaserzeugung nicht tangiert. Die Ur­Seipelschen christlich germanischen Regimes Dort World" Glauben schenken soll, so hat der Wahlkampf unterstüßen. Der Kronprinz habe er- fachen dieses Kampfes find darin zu suchen, daß der sind, von dem Desterreich seit Jahren beglückt Führer der Deutschnationalen, Graf Weft ar plärt, dazu müsse er erst die Genehmigung nordböhmische Verband der Glasindustriellen mit wird. Das von den Klerikalen erstrebte Ideal vor einigen Tagen eine Unterredung mit seines Vaters in Holland haben. Nach dem dem Siße in Steinschönau jede Verhandlung über eines wahrhaft christlich geleiteten Staates dem ehemaligen Kronprinzen gehabt, Korrespondenten der New York World" sei diese die geforderte fünfzehnprozentige Lohnzulage auf dem Stresemann seinerzeit die Rückfehr nach Zustimmung gesichert. wäre also hier erreicht. Aber wie sehen die Deutschland unter der Bedingung gestattete, daß Den Deutschnationalen wird dieses Manöver Grund der Teuerung ablehnt. Im Verlaufe des Spuren der Tätigkeit dieser christlich germani- er sich jeder politischen Betätigung enthalte. Das auch nicht viel nüßen. Sollte der Erkronprinz sich ersten Streiftages fanden auf dem Marktplaße in schen Regierung aus! Wo ist das Christentum, foll aber den Grafen Westarp nicht abgehalten aber als Aushängeschild für die Deutschnationalen Saida sowie in anderen Ortschaften stark besuchte wo die Errettung des Volkes und des Staates haben, dem Extronprinzen die Spikentandi- gebrauchen lassen, so würde er sich eines glatten Bersammlungen statt, um den ersten Bericht über durch die christlich gläubige Gesinnung der datur der Deutschnationalen für die Reichtags Wortbruches schuldig machen. Staatslenter geblieben, die von den Selerikalen wahlen anzubieten. Wenn er sich dazu nicht ent die Streiflage entgegenzunehmen. Die Stimmung als einzig wirksames Mittel zur Heilung aller ist eine äußerst gute. Schäden der Zeit empfohlen wird! Seipel hat den Staat zu sanieren unternommen; der Erfolg ist die dauernde Unterjochung Dester­im letzten Augenblick, die Regierung zu stürzen. festgestellt habe, daß die durch beinahe drei Jahre Sie blieben aber in einer hoffnungslosen Minder- geführte Untersuchung feinerlei Anhaltspunkte für reichs, ist eine traurige Gegenwart und eine Sein Abgang eine Konzession nach rechts. heit; nur die Kommunisten stimmten noch für den die Anschuldigungen der Organisation Conful als höchst unsichere Zukunft. Seipels Regiererei Berlin , 24. Oftober. Zu der Abfägung des ihnen eingebrachten Mißtrauens Mördevorganisation und Hochperräterzentrale er­nach christgläubigen Grundsäßen hat eine Vorsitzenden der deutschnationalen Boltspsarte antrag. Die Neuw: hlen werden am gleichen geben habe. Nach dieser beze chnenden Einleitung Steuerpolitik gezeitigt, welche den Besitzlosen Bergt sagte der Vorwärts: Die Bürger- Tage stattfinden wie die Wahlen für den Reichstag . erfolgte die Anflagerede des Reichsanwal alle Steuerlasten aufhalft, den Besitzenden nur blodfront hat einen schweren Schlag erhalten. Strafverfahren gegen kommunistische tes, die tatsächlich zu einer Verteidigungs einen winzigen Bruchteil davon. Die Ausplün- Bergt, der Führer der Fraktion der 50prozentigen rede wurde. Der Reichsanwalt beantragte ge Abgeordnete in Deutschland . derung der Armen nach Noten, das ist die Gesinnung. ist abgesägt worden, nicht. weil er vinge Strafen wegen Geheimbündelei und un Berlin , 24. Oktober .( Eigenbericht.) Die erlaubton Waffenbesitzes, die sich zwischen ein und getätigte Gesinnung dieser bis in die Finger- das erbärmliche Spiel vom 29. August betrieben spißen frommen Regierung. So gut wie nichts hat er war den Leuten von der Deutschenationaliſtiſche und kommunistische Bresse behaup drei Monaten Gefängnis bevegen. Das Urteil ist dem Herrn Prälaten als Regierungschef eine Konzession an den Rechtsradikalismus. Die Reichstagsabgeordneten, nachdem durch die Auf­ist dem Herrn Prälaten als Regierungschef Zeitung" zu kompromißtüchtig. Sein Abgang ist let, daß der Untersuchungsrichter des Strafgerichts- soll morgen gefällt werden. hoses sämtliche bisherigon fommuniſtiſchen noch gelungen, was auf der Linie der Für Absetzung Sergts zerstört die Lüge von der außen ung des Reichstages ihre Immunität abge aufer sorge für die Mühseligen und Beladenen ge- politischen Wandlung der Deutschnationalen; fie, verhafien laffen wollte. Das ist nicht richtig. legen wäre. Nur eine Schichte zeigt Freude ist eine Ohrfeige für die Bürgerblockfreunde in In Ausführung eines gegen sie laufenden Verfah an seiner Regierungstätigkeit und hat Ursache den anderen Lagern. zufrieden zu sein, das ist die jüdisch- christliche rens wegen Landesverrats und ähnlcher Delikte Auch das Berliner Tageblatt" sagt: find bicher fünf fommunistische Abgeordnete ver­Hochfinanz, deren Zeitungen früher von den Nachdem die deutschnationale Fraktion den verhaftet worden. Gegen fünf ander, die sich recht Christlichsozialen Judenblätter" genannt ehrten Führer abgefägt hat, hofft sie, durch dieses zeitig verbergen konnten, wurden Steckbriefe er denn auch schüßend zu ihm stehen. Der Wucher Opfer die Einheit der Partei zu retten. Es scheint, lassen. floriert, die Teuerung blüht, die Spekulanten, als ob der Kurs der Deutschnationalen sich nach die Jobber, die Schwindelbanken, sie alle haben der rad kalvölkischen Seite hin bewegen werde. niemals so ungeniert ihre Gefräßigkeit ent­Die Voffische Zeitung" sagt, der wideln dürfen, wie unter dieser christlich- groß- Rücktritt Hergts sei feineswegs freiwillig erfolgt. deutschen Regierung. Seipels fromme Duldung des Banfenschwindels hat schließlich dazu ge führt, daß eine Bank nach der andern ver­trachte, Bankerott auf Bankerott folgte, und Tausende beschäftigungslos gewordener Bank angestellten haben nun Muße, über die ihnen zuteil gewordene christliche Sanierung nachzu­denken.

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Schlußsitzung des preußischen Landtages. Berlin

, 24. Oftober.( Eigenbericht.) Der preußische Landtag hat heute seine letzte Sigung abgehalten. Die Deutschnationalen versuchten noch 000002000000000000

Die Leipziger Ber andlungen

Justizkomödie.

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Bruch zwischen Radič und dem

Regierungsblod. Belgrad

, 24. Oftober. Nach Auffassung der Belgrader politischen Streise hat Radič mit feinen Parteigängern durch sein Auftreten ge­legentlich der gestrigen cußerordentlichen Ver fammlung seiner Partei die bisher bestehenden Beziehungen mit den unter Führung des Min sterpräsidenten Davidovič stehenden Re­eine gierungsblock, abgebrochen. Deshalb wird eine Neugruppierung der politischen Par teen gewärtigt. Falls die Krone sich auch weiter. hin gegen die Auflösung des Parlamentes ent scheidet, soll die Bildung eines Konzentrations fabinettes ohne Servaten versucht werden. Miß­lingt euch diese Kombination, dann bleibt nur mehr der Ausweg der Bildung eines Wahl. Leipzig

, 24. Oktober .( Eigenbericht.) Am heutigen Verhandlungstage m. Prozeß gegen die Mitglieder der Organisation Consul vor dem Strafgerichtshofe gaben die Verteidiger die Er­färung ab, daß sie auf weitere Beweisanträge ver­schen, nachdem der Vorsitzer de selbst ausdrücklich kabinettes übrig.

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Bischöfe und Erzbischöfe meint, eine| Ein beliebtes Argument der Klerikalen, leitet haben mochten, gerade jetzt mit der Nachdem der Herr Prälat auf die leibliche Auffassung über die Schule, der me Pfaffen mit dem sie die Forderung nach der konfessio Forderung nach der Konkordatsschule hervor­Sanierung der von ihm Regierten so bedacht und Pfaffenknechte zustimmen werden. Maß- nellen Schule aud) bei uns zu begründen suchen, zutreten, find belanglos gegenüber der Forde war, will er jetzt auch die Sanierung der ebend ist nicht die Geistlichkeit, auch nicht ist der Hinweis auf das Elternrecht. Doch rung selbst. Es kann nicht daran gezweifelt Seelen in Angriff nehmen. Das kann nach jene, die in bischöflichen Palästen wohnt, son- was sagt Seipel über dieses Elternrecht? Er werden, daß es ihnen und den Seinen damit flerikalen Borellungen am besten durch die dern der Staat und die Bevölkerung, deren verweist auf den kirchlichen Stoder, in dem ge- Ernst ist, und daß sie, besäßen sie die Macht, Unterwerfung der Schule unter die Herrschaft erwiegende Mehrheit entschieden dagegen ist, schreiben stehe: für katholische Kinder die katho- feinen Augenblick zögern würden, dem Bater der Kirche, durch die Konkordatsschule daß der Episkopat der Befehlshaber über die lische Schule. Ausdrücklich will Seipel das das Kind aus der Hand zu reißen, es geistig geschehen. Das Volksschulgesetz ist den Kleri- Schule werde, die schließlich auch nicht aus nicht so ausgelegt sehen, daß die zu unterjochen, die Gewissensfreiheit auszu­kalen seit jeher ein Greuel und Scheuel. Nach seirchengeldern, sondern aus Steuer Eltern das Recht der Bestimmung retten und an die Stelle der Freiheit pfäffi­ihrem Geschmack iſt die Schule als Vorberei- geldern erhalten wird. Seipel erklärte darüber hätten, ob ihre Kinder in schen Zerror zu seßen. Man glaube auch nicht, tung für das Diesseits, für die Erziehung der weiters, das Ziel seiner Schulpolitik sei im einer katholischen oder freien daß dies die Privatwünsche Seipels sind, und Kinder zu denkenden Staatsbürgern, ein Werk kanonischen Recht verankert. Der Herr Prälat Schule erzogen werden sollen. deß unsere heimischen Finsterlinge nicht die­des Teufels, eine Stätte der Verlotterung und wird erlauben, daß auch darüber die Bevölke- Dieses Recht spricht er den Eltern völlig ab selben Sehnsüchte haben. Herr Seipel weiß, täglich ist die klerikale Presse von erlogenen rung anders denkt, und daß es ihr nicht ein- und weist es den Bischöfen zu. Das daß das knieschwache freisinnige Bürgertum Beispielen der aus der heutigen Schule hervor- fällt, das kirchliche Gesetzbuch als ihr Gefeß sind nach seiner Meinung die allein Bevoll- ihm nicht gefährlich werden kann. Nach seiner achenden Sittenverderbnis erfüllt. Erſt die un- buch anzuerkennen. Die Schule ist nicht ein mächtigten, Zuständigen, Maßgebenden und Rede erhob sich in der bürgerlichen Presse kaum verfälschte Pfaffenschule, in der die Bischöfe Vorbereitungsfurs für das Jenseits, nicht ein Sachverständigen! Seipel stellt also Pfaffen- ein Säuseln. Nur alleruntertänigste Vorstellun den Lehrstoff zumeſſen und der Lehrer dem Rekrutierungsbureau für die römisch- katholische recht über Elternrecht! Die Klerifalen drehen gen darüber, ob denn jetzt der Zeitpunkt sei. Pfarrer oder Statecheten untersteht, würde die Heilsarmee , sondern die Rüstkammer für den die Dinge und Argumente, wie sie sie jeweilig einen Stulturfampf heraufzubeschwören. Selbst Klerikalen zufriedenstellen. Erst wenn die Stampf ums Dasein, die Stätte zur Bildung brauchen. Jahrzehntelang war das Elternrecht die Großdeutschen bleiben auch nach der Rede Lehrer wieder Mesnerdienste leisten und die der Kinder für ihr Fortkommen im Diesseits. das Kampfmittel gegen Reichsvolksschulgesetz, Seipels deffen getreue Mamelucen und geben Kinder au hirnlosen Gebetmühlen gemacht sein Die Absicht, die Bischöfe da dreinreden zu nun verwirft der Prälatenkanzler das Eltern- die unkeusche Bettgenossenschaft mit den Chrift werden, ist die Seelensanierung auf dem lassen, oder gar das Schicksal der Schule in recht, um alle Eltern zwingen zu können, für lichsozialen nicht auf. Seipel und seine schwarze Marsche. ihre Hände zu legen, würde auf einen Wider- ihre Kinder die von der Geistlichkeit bestimmte Garde hätten leichtes Spiel, wenn es nicht Dieses Paradies der Pfaffen zu fördern, stand stoßen, daß den Klerikalen Hören und Unterrichtsform anzuerkennen, auch wenn sie die sozialistische Arbeiterschaft hat Herr Seipel vor einigen Tagen im christ- Sehen verginge. Der Wunsch, die Schule nach den Ueberzeugungen der Eltern über Er- gäbe, die nie und nie in das klerikale lichsozialen Parteivat eine Rede gehalten, in confessionen und Nassen zu spalten, ist vom ziehungswesen in schroffster Weise widerspricht. och triechen würde. Der Arbeiterschaft der er für die Einführung der kon Standpunkt der heßerischen, machtgierigen Das Elternrecht gilt für die schwarze Heerschar ist die Schule ein unantastbares fessionellen Schule in Desterreich Schwarzen verständlich, aber sie irren, wenn nur insolange, als es sich als Werkzeug für eiligtum! Dieses zu verleßen, könnte eintrat. Er erklärte dort, die Schulfrage sie glauben, es werde ihnen gelingen, sie zu die Schulreform in kleritalem Sinne gebrauchen den Klerikalen übler bekommen, als sie sich sei feine rein politische Frage, es sei daher einer Brutstätte für konfessionellen und Rassen- läßt. Wenn aber die Eltern wirklich ein Ent- vorstellen können. Herr Seipel wird also mit das Ziel der christlichiozialen Schulpolitik, das haß zu machen. Die Zeit, wo dies möglich scheidungsrecht über ihre Kinder und deren der Sanierung der Seelen ebensoviel Glüd Sinvernehmen mit jenen Faktoren zu suchen, war, wo die Pfaffenschule die geistige Ver- Erziehungsform beanspruchen, wandert das haben, wie mit der Sanierung des ihm vor­die für die katholische Bewegung überhaupt fümmerung und Verkrüppelung der Jugend Elternrecht auf den Misthaufen und das pfäf- läufig noch ausgelieferten Staates! gebend" seien. Es ist ersichtlich, daß betreiben konnte, ist vorüber und kehrt nicht fische Diktat tritt an seine Stelle. Seipel unter den maßgebenden Faktoren" die wieder.

Die Beweggründe, die Herrn Seipel ge­