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4. Jahrgang.

Sentralorgan der Deutschen   sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowatischen Republit.

Wie die tschechischen

Donnerstag, 20. November 1924.

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Nr. 272.

Arbeiter verheßt werden. Eine Erklärung unserer Parlamentarier Die Bolitit Seligers und die

Der Kampf der deutschen Sozialdemokra ten gegen das absolutistische Regierungssystem und gegen die, das Recht, die Freiheit, den Kulturbesitz und sogar die materielle Existenz der deutschen arbeitenden Bevölkerung be­drohende Gewaltpolitik der Machthaber wird fortgesetzt werden und wir werden dabei feinem Versuch unterliegen, diesen im Interesse der deutschen   Arbeiterschaft notwendigen Kampf von der Hauptfront abzulenken. Dennoch können zwei Artikel, welche die beiden gestrigen Aus. gaben des Pravo Lidu" der demonstrativen Absentierung unserer Partei von den Be­ratungen über den Staatsvoranschlag widmen, nicht ohne Antwort bleiben. Es wird nicht ge­lingen, was anscheinend beabsichtigt ist! unferen Kampf in eine Balgerei mit der tsche­chischen sozialistischen   Arbeiterschaft zu ver­wandeln, aber die Auslassungen des Prabo Vidu", die selbst in der Geschichte des genann­

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Das Pravo Lidu" hat in seinem geftrigen Morgen- und Abendblatt geradezu unerhörte Ausfälle gegen unsere Partei und unseren Parteivors jizenden unternommen. Es hat die von uns im Plenum des Abgeordnetenhauses am 18. November abgegebene Erklärung als nationalistisch" und" unsozialistisch" bezeichnet und dabei versucht, die tschechischen Arbeiter fälschlich dahin zu informieren, daß diese Erklärung unseres Klubs nicht bloß im Namen unserer Partei, sondern auch im Namen der anderen oppofitionellen Parteien abgegeben wurde, und daß sie überhaupt nicht dem Willen und den Anschauungen der Gesamtheit der parlamentarischen Fraktion entspricht.

Diesen Behauptungen des Pravo Lidu" muß entschiedenft widersprochen und dabei festgestellt werden, daß die von unserem Parteivorsitzenden im Parlament abgegebene Erklärung Wort für Wort in einer gemeinsamen Sigung des Klubs der Abge­ordneten und Senatoren beraten und vollinhaltlich und einstimmig genehmigt wurde, ohne daß gegen sie auch mur der leisefte Widerspruch erhoben oder gegen Tendenz und Inhalt von irgend einer Seite auch nur das leiseste Bedenken geäußert worden wäre. Der gefertigte Klub weist dieses, unter sozialistischen Parteien wohl einzig da­stehende Borgehen des Pravo Lidu" mit aller Entschiedenheit zurüd und bedauert insbe sondere die in diesem Blatte beliebte, gehässige Kampfesweise auf das Entschiedenste.

tschechischen Sozialdemokraten.

Unser Auszug aus dem Parlament stellt die fascistischen Herrschaftsmethoden der Pětla vor aller Welt an den Pranger. Damit fällt ein grel­les Streiflicht auf die Rolle der tschechischen So­zialdemokraten, die bei der Komödie der Budget­beratung wieder die Handlanger der Reaktion ab geben. Das macht die Redakteure des Pravo Lidu" begreiflicherweise nervös und statt über thre Schiefe Stellung etwas nachzudenken, schlagen sie mit ihren Stegreifenwiderungen heftig ins Wasser. Sie befleißigen sich dabei eines schon mehr als un­anständigen Tones besonders gegen die Person des Genossen Dr. Czech. Einfach lächerlich mutet es das Pravo Lidu" Seliger als Kronzeugen gegen Dr. Czech angeführt. Man scheint im Pravo Lidu" vergessen zu haben, daß wir unter Seligers Führung den Kampf unt das Selbstbestimmungsrecht geführt haben, daß es Seliger war, dem Rasin  , der Koalitionsgenosse der tschechischen Sozialdemokra ten, das Wort von den Rebellen zuschleudert,

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ten Blattes eine Heße von nie vorher erreich Der Klub der deutschen sozialdemokratischen Abgeordneten und Senatoren. mit denen man nicht verhandle.

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tem Maße darstellen, müssen eine Abwehr und schärfste Zurückweisung erfahren, denn es hieße die Unwahrheiten, deren sich das Pravo Lidu" bedient, sanktionieren, wollte man dazu schwei­gen. Was sich das Blatt leistet, ist ein Appell den Chauvinismus, ein Appell an die Straße, die, wie man weiß, gerade in Prag  leicht lebendig zu machen ist, wenn man es versteht, die nationalistischen Instinkte wach zurufen.

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Namets Ministerliste fertig.

Die Koalition mit den Großdeutschen erneuert.

Auf dem Teplitzer Parteitag im Jahre 1919 erklärte Seliger:

Richtig betrachtet stehen wir heute da, wo die Sozialdemokratie des alten Desterreich im Jahre 1899 auf ihrem Brünner Parteitag stand. Dort haben wir ein Nationalitätenprogramm beschlossen, um dem Proletariat aller Nationen des alten Staates für den revolutionären Klassenkampf die Hände frei zu machen, den Boden zu reinigen von allem Gestein, das dem Vormarsch der alten öster­Wien, 19. November.( Eigenbericht.) Die| Dr. Grlinbergers fortfehen werde, wobei er reichischen Internationale in Wege lag. Zu die­allerdings die handels. und wirtschaftspolitischen allerdings die handeld. und wirtschaftspolitischenser Notwendigkeit sind wir heute wieder gezwun Interessen Defterreichs noch stärker als bisher betonen wolle. Die Ministerliste, die Ramet morgen vorlegen wird, seßt sich nunmehr folgen­dermaßen zusammen:

Bundeskanzler Dr. Namet, Bizekanzler und Justiz Dr. Waber, Aeußeres Dr. Mataja, Finanzen Dr. Ahrer, Handel Dr. Schürff, Unterricht Dr. Schneider, Soziale Berwaltung Dr. Resch, Heerwesen Baugoin, Landwirtschaft Buchinger.

gen. Denn dieser Staat, in den wir gepreßt wur den, ist in seinen Grundlagen, in seinem Wesen ein Staat zum verwechseln ähnlich dem des alten Defterreich.

Ueber die Bundesgenossen der tschechischen Sozialdemokraten sagte Genosse Seliger:

Aber wie früher die deutsche   Bourgeoisie das Selbstbestimmungsrecht verraten hat, so heute die tschechisch e. Endlich ist sie zur Herrschaft gekommen und das erste, was sie tut, ist Verrat an ihren alten revolutionären Forderungen. Es ist immer dieselbe Geschichte: Herrschsucht und tiefer Fall, dem auch die tschechische Bourgeoisie nicht entgehen wird, wie ihm nicht entgangen ist die an Macht und Reichtum ganz anders gestellte deutsche Bourgeoisie.

Wir gestehen, daß wir erwartet haben, der Großdeutschen haben nach längeren Verhandlun Bloßstellung des tschechoslowakischen Absolutis- gen mit den Chriftlichsozialen in einer bis in mus durch den von unseren Genossen im Ab- den Abend hinein dauernden Sizung beschlossen, geordnetenhaufe unternommenen Schritt zu in die Regierung Ramet einzutreten, und feiner Demastierung, werde in der tschechisch haben an Stelle des bisherigen Vizekanzlers bürgerlichen Presse ein Aufschrei der Wut, der Fran den Abgeordneten Dr. Waber als Aufschrei der Entlarvten, folgen. Doch die Bizelanzler genannt. Der bisherige großdeutsche tschechischbürgerliche Presse benimmt sich ver­hältnismäßig ziviliſiert, sie äußert sich wohl Handelsminister Schürff foll bleiben. nicht freundlich, aber sie stößt auch keine haß Die Noalition wurde im wesentlichen auf erfüllten Wutschreie aus, was bedauerlicher der bisherigen Grundlage erneuert. Die bon weise von dem Blatte der tschechischen Sozial. Seipel aufgeworfene Frage der fonfessionellen demokraten nicht gesagt werden kann. Es ist Schule wird vertagt; Aenderungen dürfen nur. nicht das erstemal, daß das" Pravo Lidu" die im gegenseitigen Einvernehmen vorgenommen Rolle des Sturmbodes der tschechischen Regie- werden. Der künftige Außenminister Dr. Ma= rungskoalition übernimmt. Als unsere Abge- taja hat erklärt, daß er die bisherige Politit ordneten seinerzeit den Antrag auf Einsetzung eines parlamentarischen Ausschusses zur Vor: 000000000000ÓÏÏÏÛÛÛ¶¯ MMÏÛÛ°° ˇ´¯¯¯¯¯¯ˇˇ¯8GÓÓNOCOONOOR:# 00000000000500000 ●●... ●●●● 0000000 bereitung des nationalen Ausgleichs stellten, findung. Ginbildung bösartiger Menschen, die| Pravo Lidu" ist es fein Nationalismus, stehen und wir wünschten, das Pravo Vidu" war es gleichfalls das" Pravo Lidu", welches den Untergang und die Vernichtung der in wenn die tschechischen Sozialdemokraten der würde nur annähernd so gegen den Nationa das Signal zur Heße gegen den Antrag und allem restlos vollkommenen Republik   wollen. nationalen Unterdrückungspolitik im Parla- lismus der tschechischen Bourgeoisie kämpfen, gegen unsere Partei gab, das erklärte, dazu sei Nach dem Pravo Lidu" besteht für eine so- inente und in ihrer Presse die Mauer machen, wie dies unsere Partei gegenüber den deutsch­jekt feine Zeit, erst müsse die Arbeitslosigkeit zialistische Partei feinerlei Grund zur Unzu- es ist aber Nationalismus", wenn die deut- bürgerlichen Parteien tut. und Teuerung bekämpft werden, kurz, der friedenheit, nach seiner Meinung entferne fich schen Sozialdemokraten dieser Unterdrückung zu Wir wissen, daß das Monopol der tschechischnationalen Bresse die Argumente die deutsche Sozialdemokratie um so mehr von wehren suchen, wenn sie gegen die Verwaltung Sprache, zu den tschechischen Arbeitern zu lieferte, deren sie sich auch getreulich bediente, der Möglichkeit der Zusammenarbeit mit der und Sperrung deutscher Schulen durch anders sprechen, das vom Pravo Vidu" dazu miß­obwohl die Regierungsparteien alle zusammen tschechischen Arbeiterschaft, je stärker sie sich nationale Gewalthaber protestieren, wenn sie braucht wird, die Kluft zwischen dem deutschen weder in der Arbeitslosen noch in der Teue- gegen das heutige System, gegen die herrschen- das Recht des deutschen Arbeiterkindes auf Er und tschechischen Proletariat noch weiter aufzu­rungsfrage einen Finger rührten. Auch diesmal den Unrechtszustände auflehne. Man kann es ziehung in seiner Muttersprache, sein Recht auf reißen, für uns das Hindernis ist, bei der tsche­ist das Pravo Lidu" der Herold der Koalition, faum fassen, daß das Pravo Lidu" dort an- Schule und Fortkommen fordern, und wenn chischen Arbeiterschaft Verständnis für unsere leistet sich eine beispiellose Seße und bald wird gelangt ist, wo nicht einmal die Einsichtigeren sie um Gleichberechtigung aller Nationen im Politik und Taktik zu finden. Daher bleibt es wohl aus dem ganzen tschechischnationalen unter dem tschechischen Bürgertum stehen: bei Staate tämpfen. Es ist verwerflich, wenn das vorläufig nichts übrig, als die Entwicklung Blätterwalde herausklingen: Weg mit den Zer- der grenzenlosen Bewunderung des imperial: Pravo Lidu", anstatt den Chauvinismus und abzuwarten und uns an die deutsche Arbeiter­störern der Republik  ! Nieder mit den Staats- ftischen Gewaltgeistes der herrschenden Klassen. Gewaltgeist im tschechischen Lager zu bekämpfen, schaft zu wenden, von der wir wissen, daß sie feinden! Das ist nämlich die Tonart, auf die bei der haßerfüllten Untoleranz jeder Stritit an wie es feine sozialistische Pflicht wäre, unseren unser Handeln, unseren schweren Stampf ver­das Pravo Lidu" auch jetzt wieder sein Heß- deren Taten! Wir haben eine zu hohe Meinung gerechten, notwendigen, vom Geiste des Sozia- stehen wird. Es ist ein lächerliches Beginnen. lied gestimmt hat! Das ist der Geist, den das von der tschechischen sozialistischen   Arbeiter lismus und der Demokratie getragenen Wider- wenn das Pravo Lidu" von einem wach Blatt in die tschechische sozialdemokratische Ar- schaft, als daß wir glaubten, fie teile seine Auf- stand gegen das von allen guten Geistern ver- senden Widerstand" gegen die Führung unserer beiterschaft zu tragen sich bemüht! fassung über die Zustände im Staate, über des lassene herrschende Regime und unser Streben Partei faselt, und wenn es die Vertrauens

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In den Artikeln des Pravo Lidu" wird Recht der Kritik und des Kampfes gegen diese nach einem Ausgleich unter den Nationen als männer der Partei, welche diese an ihre Spize man vergebens auch nur den Hauch eines Ver- Zustände, dagegen sehen wir, daß das Zentral- Ausfluß nationalistischer Gesinnung verschreit gestellt hat, deshalb verunglimpft, weil sie die ständnisses für den von unserer Partei geführ- organ der tschechischen Sozialdemokratie in und so an der Festigung eines Systems mit deutsche Sozialdemokratie nicht auf die Irr­ten Kampf suchen. Ihm zufolge ist dieser helle Empörung gerät, wenn die Kulis, das hilft, das wahrhaftig weder mit Sozialismus wege der tschechischen Sozialdemokraten loden Kampf gegen Willkürherrschaft, Absolutismus   sind nach seiner Meinung die von diesem noch mit Demokratie etwas zu tun hat und lassen wollen. Wir sollen mit ihnen zusammen­und Unrecht nur von Stänkerer, Nationalisten Regime Beherrschten, aufschreien oder auch nur dessen fünstliche Galvanisierung nur die Hin- arbeiten"! Diese Zusammenarbeit wäre in und Querulanten heraufbeschworen worden. etwas nicht in Ordnung zu finden wagen. Das derung der unerläßlichen Entwicklung zum Aus dieser Regierung nicht eine solche mit dem tsche­Die soziale und nationale Unterdrückung durch muß sofort als Nationalismus und als Angriff, bau des Staates in demokratischem Sinne bechischen Proletariat, sondern mit Švehla und die Gewalthaber, die Quälerei und die Brot- auf die Republik   denunziert werden! deutet. Es ist eine nichtswürdige Entstellung, Stříbrny! Diese Gemeinschaft würden uns die losmachung deutscher Staatsangestellter und Unser Nationalismus"! Die tschechischen wenn das Pravo Lidu" behauptet, wir stün- tschechischen Sozialdemokraten gerne verzeihen, Arbeiter, die Rechtlosmachung des Parlaments. Sozialdemokraten fißen mit Dr. Kramar, Mon- den mit den deutschbürgerlichen Parteien in aber wir lehnen sie ab, wie jene mit Loogman die Mißachtung der Opposition, die Attentate fignore Sramet, Střibrny, Dyt und Mares in einer Einheitsfront". Wir brauchen uns wahr- und Jung. Die Versuche, den Glauben der auf die Stultureinrichtungen der nichttschechischen einer Koalition; und noch mehr: in der Na- lich nicht gegen diesen Vorwurf zu verteidigen, deutschen sozialdemokratischen Arbeiterschaft an Nationen, die Uebergriffe einer allmächtigen rodni Rada" ist heute noch der Genosse Anton denn die gesamte deutsche Arbeiterschaft weiß, die Richtigkeit der sozialistischen   Erkenntnisse Bürokratie, furz alles, was in der Anklagerede Němec Vizepräsident, dem die Genossen Dr. daß wir in zähem, leidenschaftlichem Kampfe zu erschüttern, denen wir folgen, werden schmäh­unserer Partei zusammengefaßt wurde, nur Er- Soukup und Srba zur Seite stehen. Nach dem gegen die Parteien der deutschen Bourgeoisie lich mißlingen!

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