29. November 1924.

im Uebermaß des Pflichtgefühls und der Un­eigennützigkeit den Weg gebahnt haben.

Bečkas Stellung erschüttert? Mit nichten.

Die Tschechoslowakei weiß, was Würde

bonusy schechoslowakischer Barlamentarismus:

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dermere Weile meter folded linge in her flaming Wie die Koalition das Staatsbudget durchberaten hat!

schuldig ist. Je solche Familie

bleiben, desto besser gedeihen Demokratie und Konsolidierung.

Das K. P. Č.- Paradies.

" Sachliche" Mitarbeit der Kommunisten im Parlament.

Endlich wissen wir, warum die Kommunisten fich an den Budgetberatungen doch beteiligt haben. Es mußte allen, die in die Geheimnisse Sinow­jewscher Taft noch nicht ganz eingedrungen sind, sonderbar scheinen, daß eine programmatisch anti­parlamentarische Partei plöglich auf die Arbeit im Parlament großen Wert legt. Die Massenakt onen der Kommunisten, die feit langem angekündigt wer den, verfolgen nämlich das Ziel, auf parlamenta rischem Boden große Siege zu erringen. Aus= gerechnet in der Tschechoslowakei scheint das Parlament, durch die liebevolle Für jorge der Pětka zu einer wahrhaft demokratischen Institution ausgestaltet, zum geeigneten Kampf­boden für die Durchsetzung der kommunist schen Rampfziele geworden zu sein.

Das Rude Pravo" und der Reichenber­ger ,, Vorwärts" fündigen eine große fommu­nistische Aktion" an, die diesmal beileibe richt auf bloße Revolutionierung der Massen ausgeht, son dern durchaus ,, konkrete Forderungen an Die Regierung" erhebt. Das Rude Pravo" schreibt:

,, Die kommunistische Partei hat eine Massen­aktion gegen die Arbeitslosigkeit, die kapitalistische Bebrüdung, die Verelendung der Massen und die Teuerung angekündigt. Jm Parlament haben un sere Abgeordneten eine Reihe von Anträgen ge­stellt, die nicht nur demonstrativ sind, die schon heute verwirklicht werden könn­ten, wenn die kapitalistischen Parteien und ihre Helfer nicht dort entschieden."

Es wird also die ungeheuve Neuigkeit aufge tischt, daß die Verwirklichung sozialistischer Forde rungen nur daran scheitert, daß im Parlament fap talistische Parteien die Mehrheit inne haben! Es hat einer fünfjährigen Vorbereitung zur Welt­revolution bedurft, um die fundamentale Ent dedung zu machen, daß man gegen den Wind schwer segeln fönne! Es bedarf also nur noch des leinen Fortschrittes der fommunistischen Bewe­gung von der Maffenpartei" zur wirklichen Mehr­heit im Parlament, um alle die Anträge zu ver­wirklichen, auf deren Gesetztverdung selbst ein pa­radiesisch eingerichteter Staat wie Sowjetvußland schon einige Zeit vergebens wartet.

Um einiges aus dem konkreten" Programm der K. P. č. zu erwähnen, seien die Vorschläge zur Behebung der Wohnungsnot und zur Linde­rung der Not der Arbeitslosen angeführt:

Jeder Betrieb, der mehr als zwanzig Ange­stellte hat, soll verpflichtet sein, für seine Angestell­ten ein großes Wohnhans oder Kleine Einfamiliens häuser zu bauen. Größere Betriebe müssen dann für fünf, zehn oder fünfzehn Prozent der Angestell ten Wohnungen bauen. Zu beginnen haben diese Bauten mit 1. April 1925 und binnen Jahres­frist haben sie fertiggestellt zu sein.

( Foto: Pr. Jul. 3tg.")

Blid in den Sigungsfaal des Abgeordnetenhauses während der Debatterede des tschechischen Kleritalen Janelit. Niemand hörte ihm zu: Das Budget war ja schon durch die Betta vor der Debatte fanttioniert.

Berson in seiner Familie fünf Kronen zusetzen. Die großzügige Arbeit der Wiener im Staate sind, stellen sie Programme auf, die täglich zu erhalten. Sozialdemokraten zeigt, daß schon heute vielleicht durchführbar wären, wenn es eine eins Die Kommunisten werden aber in anderen sehr viel, jedenfalls viel mehr als im Sowjetrußheitliche starle Arbeiterbewegung gäbe. Die Ar­Anträgen, die uns im Wortlaute noch nicht vor- land, für die Arbeiter geleistet werden kann beiter werden hoffentlich die Komödie dieser liegen, die Abschaffung aller indirek Dazu ist aber notwendig, daß die Arbeiter- Waffenaktion mit fontreten Forderungen" durch ten Steuern, Beseitigung der Agrarlasse einig und geschlossen marschiert. schauen und auf den Schwindet einer Partei, die zölle, Beseitigung der Realsteuern Die Kommunisten jedoch geben sich seit Jahren de ihnen das Blane vom Himmel ver­Der Arbeitslose hat während der ganzen für Reinbauern und fle ne Besizer und anderes redlichste Mühe, die Organisationen des Proleta pricht, um int entscheidenden Augenblick der Dauer seiner Arbeitslosigkeit eine Unterstügung in mehr fordern Es ist selbstverständlich durchaus riats zu zerschwagen und so fampfunfähig zu Reaktion die Mauer zu machen, der Höhe seines früheren Lohnes, mindestens nicht unmöglich, auch in einem fapitalistischen machen. Jetzt, wo sie es erreicht haben, daß die hineinfallen. Jeder vernünftige Mensch wird nach aber 20 täglich und für jede weitere Staatswesen, einen Teil dieser Forderungen durch Kapitalister fast überall wieder die Herrschenden der Bublikation der konkreten" Forderungen noch

Nach Metta .

Heute, am 29. Nopentber dieses Jah­

res, würde Timm Kröger, der während des Strieges verstorbene Dichter, seinen 80. Ge­burtstag feiern. Timm Kröger ist einer der bedeutendsten norddeutschen Erzähler,

Dat

Wullt wol wat in'e Hand hebben, wenn de Wisch( Wiese) gaist?" Rieper zeigte ein süßsaueres Lachen. jüst ni, dat is man wegen den oln Jung." ,, Wat is denn mit den oln Jung?" ,, He will op Wannerschaft." ,, Wat will de op Wannerschaft?" ,, Dat ſegg if oof. He is jo Gesell un hiir

wenn ich auch Worte fände, ihr verständet mich nicht). ,, Weest( seid) ni böös, Väder, ween Moder. Een Jähr löppt gan( fchnell). Een Jähr, länger duurt wiss ni."

Smedt good un ward ni all, jüst als Eli fin Selfrops( Delfrug)."

Das sagte Detel mit so ernstem Gesicht, daß Willem ihn von der Seite ansah. Sie gingen durch einen Wald, die Tannen standen hoch und feierlich um sie her, zwischen den Stämmen der blane Duft des Schweigens.

So ging Detel mit dem ihm allein zugehöri gen Stopf davon. Er hatte immer was besonde res gehabt, er war ein Grübler, ein Büchernarr. Lät uns därvun trigen, wat in't Book der Land und Leute seiner holsteinischen blifft( bleibt) he oof, friggt miin Geſchäft, it heff Um ſein vierzehntes Jahr herum hatte er stait!" sagte der Drechsler plötzlich. Da legten Heimat wie kein zweiter zu malen und lieb- jo man den cen. För Buurnwiis( Bauernweise) einmal in einer Jahrmarktsbude alte Bücher um sie sich nieder, und Detel las. wert zu machen verstand. Seiner Feder hett he noog lehrt hat er genug gelernt). Wat ein Billiges gefauft. Die las er um und um und Wenn man Willem gefragt hätte, was er ge­entsproß eine große Zahl meisterhafter No- will he op Wannerschaft? Newer Kinner hebbt durch und durch und immer wieder, sodaß Mut- hört, er hätte nicht gleich antworten können. Ihm chun egen Stopp. Jährstiid( ein Jahr lang) ter für das Seelenheil ihres Detel forgte. Es war wie Eli auf dem Berge Horeb. Um ihn vellen und Erzählungen, köstlicher knapper seggt he, will he wannern, binn Jähr is he warr ließ ihr feine Rube; fie mußte wissen, ob Gottes tofte ein Sturm, aber er wußte, das war nicht Stizzen, um deren Herausgabe der Verlag hiir, seggt he." Wort oder Teufelswerf darin stehe, und da sie die wahre Seele des Mannes, der durch das Buch von Georg Westermann in Braun­selbst nicht flug werden konnte, wurde Bersetter zu ihm redete. Erdbeben und Feuer schredten, schweig sich großes Verdienst erwarb. Einer bei diesem Berlag erschienenen Aus hinzugezogen. Persetter las und sagte ein paar gewiß ein wirklicher und sicher ein heiliger Zorn, mal: Is doch' n Düwelsjungen" und gab aber des Mannes eigenstes Wesen war es nicht. wahl Krögerscher Novellen entnehmen wir dann sein Gutachten dahin ab, da könne Detel Nach Sturm, Feuer und Erdbeben kam sanftes, nachfolgende Erzählung: gern drin lesen, das seien gute Bücher. friedliches Säuseln. Das war das Richtige. Und Als Detel bei seinem Vater ausgelernt hatte es jauchzte seine Seele: Troß alledem, der Herr und zum Gesellen gemacht worden war, hatte ist doch die Liebe! ihm sein Alter fünf preußische Taler geschenkt. Und auch, all das schöne Geld' war zum Ent setzen seiner Mutter wieder in Büchern angelegt worden. Zwölf Stück hatte er dafür gekriegt, sie sollten alle von demselben Mann geschrieben fein.

An der Südwand des Tischlerhauses im Dorf wucherte übermütiger Wein, die Blätter hingen tief und dunkelgrün über den Augen­brauen der Fenster.

Von nun an fühlten die beiden Gesellen sich niemals allein, am wenigsten in der Einsamkeit. Natur war Gott , überall fühlten sie seinen Te­bendigen Odem. Und immer war der Geist des Mannes zur Stelle, dessen gewaltiges Wort aus Detels Buch Klang.

Wo will he denn henwannern?" Dütschland rin." Wat weet if, bäben rop( oben herauf) Detel wollte wirklich wandern. Er packte sein Felleisen und tat zur Verwunderung der Mutter ein Buch hinein. ,, Detel", sagte sie, dat mäft jo man fwär." ", Moder", entgegnete er, dat mätt mi dat licht." Am ersten April achtzehnhundertundzwan- Detel nahm seinen Weinrebenstock und sagte sig habe ich ihn gepflanzt, und mein Detel ist an den Eltern Adjüs". demselben Tag geboren", pflegte Meister Rieper Die Mutter weinte. Detel, Detel!" rief sie zu sagen, wenn man den Stock und seine Trau- und wollte seine Hand nicht lassen. Detel, min ben lobte. witten( weißer) Detel, mutt dat wen( muß das Der Vater hat hineingesehen. ,, Wutt( muß) ,, Laßt uns lesen!" bat Willem. Das tat er, Es war an einem Vorfrühlingstage um die sein) kannst ni bliwen, fannst äwer't Hart bringn? Persetter her?" hat die Mutter gefragt. Dait wenn sie so recht tief in der Einsamkeit wären. Wende des dritten Jahrzehntes, acht Jahre viel Diin arm Moder sitt to Huus un weent." ni nödi", hat Rieper erwidert, dat sünd bloot Dann friegte Detel sein Buch her und las. leicht nach Goethes Tod, da stand Rieper vor sei- Die im Dorf waren sonst nicht für das Ge- Rimels( Reime) und Komedikräm." Sie mußten aber wirklich einsam sein nem Weinstock und prüfte die umfangreichen fühlvolle; es wurde Detel aber doch wunderlich, Die Reiseschillinge reichten bis Hamburg . jam liebsten vergraben in Tannenwäldern Verzweigungen, wo er ohne Schaden eine Rebe wie die, die ihn geboren hatte, sich sein Weggehen Dort arbeitete Detel einige Zeit, verdiente sich Schweigen ringsum... groß... weit.. wegnehmen könne, die zu einem Handstock passe. so zu Herzen nahm. Er streichelte ihr die Wan - etwas und ging dann über die Elbe weiter in den hallend Man mußte sicher sein, eine halbe Tage­Er verstand es, frumme zu geraden Stöden zu gen, er führte die abgearbeiteten Hände an seine Deutschen Bund hinein. reise bis zum nächsten Dorf zu haben ziehen; er wußte ihnen einen runden, in die Lippen, er tröstete: Mät mit nit to sivär, In Lüneburg freundete er sich mit einem Sand passenden Knopf zu geben. Die Wahl Moder! It mutt, it hefft mi fülm toseggt( ich Pfeifendrechsler an, der aus dem südlichen Sol­machte teine Dual; es war einerlei, wo man den habe es mir selber zugesagt), it heff bi mi sworn." stein stammte. Mit dem ging er zusammen wei­Stod schnitt. Der Weinstod war start und üppig, Da ließ die Mutter seine Hände, suchte die ter nach Süden über die Heide. er hätte ein halbes Dutzend Wanderstäbe herge- Schürze und wischte sich die Tränen ab. Detel Willem, so nannte sich sein Gefährte, wun- Frag in die Luft, frag in den blauen Duft geben. worum hest du sworn? Wat hett dat op sit? derte sich, daß Detel mit einem Buch schleppe. hinein, die hohen Tannen frag, o frag die Wald­Der alte Twisselmann, mein Vater, ging Wat wullt du in'e Welt?" ..Dat is man för ünnerwegs" antwortete frau selbst! Gerade springt sie lachend über den juft vorbei. Na, Rierer, lütten Stock sniden?" ,, Moder, i tann't ni seggn. Där gifft leen Detel. Damm. ( fleinen Stod schneiden). Wöör für( dafür gibt es feine Worte). Un wenn ,, Tot eten?"( zu essen) lachte Willem. Un it of Wöör finn dee, Ji verstunn mi ni."( und Smedt dat good?"

", Hans!"

.

Des Hähers Schrei... des Wildes scheuer Schritt... leises Senicen... verfliegendes Krachen... der Feen stummes Lachen.. verklingend... verdämmernd

" Detel!"

,, Wat, Willem?"

Wohin?