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Redaktion und Verwaltung: Prag , I., Netajanta 18.

Tit.

0800

Razialdemokrat

Dělnicki akademie,

Einschaltungen Preisnachia.

6 Jahrgang.

II.

Praha Hybernská 7.

Frieden mit Rom .

Der Fr

Der Frosch- Mäusekrieg, der im letzten Sommer aus Anlaß der demonstrativen Feier des Hustages durch Repräsentanten der tsche­choslowakischen Regierung zwischen Prag und Nom ausgebrochen war, geht voraussichtlich seinem Ende entgegen. Der Ministerpräsident Svehla, der die Herstellung des Friedens mit Sen Millionen Angehörigen der nichttschechischen Nationen im Staate noch immer nicht für not­wendig erachtet, hält einen anderen Frieden für äußerst dringlich: den Frieden mit Rom . Außer den eingeschworenen und machtlüsternen Selerifalen hat fein Mensch im Staate es ver­mißt, daß seit dem 6. Juli 1925 der päpstliche Nuntius nicht mehr als Vertreter des Vatikans auf dem Hradschin residiert, und wenn einer dies zu beklagen hatte, so war dies nur der Vatikan selbst. Aber doch ist iemand da, der die Sehnsucht hat, es möge die Streitagt begra­ben und das alte Verhältnis zu Rom wieder her­gestellt werden, das ist unsere neue Regierung, deren Leiter aus mannigfachen Gründen die Parlamentsferien dazu benüßt, um den Streit­fall zu liquidieren. Die Klerikalen schwimmen in Wonne, sie buchen schon jetzt die Bemühun­gen der Regierung, den Papst zu versöhnen, auf daß er wieder in Gnaden seinen Gesandten nach Prag sende, als ihren Sieg. Und es ist ein Sieg, der ihnen nicht einmal schwer gemacht

wurde.

S

Men

en sozialdemokratischen Arbeiterpartei ethoslowatischen Republit.

Donnerstag. 14. Jänner 1926.

Ein Kabinett der Mitte unter Luther .

Stresemann, Geßler und Braun sollen bleiben.- Koch voraussichtlich

Innenminister.

1

Berlin , 13. Jäner.( Eigenbericht.) Der Reichspräsident empfing heute vormittags die Führer des Zentrums und der Demokraten, um ihnen für ihre Bemübungen um die Bildung einer Regierung der großen Koalition zu danken. Im Anschluß daran empfing er den bis­herigen Reichstanzler Luther und gab ihm den Auftrag zur Kabinettsbildung. Dr. Luther will eine Regierung der Mitte, bestehend aus Volkspartei, Zentrum, Demokraten, der bahr schen Volkspartei und der Wirtschaftspartei, bilden. Zentrum und Demokraten haben ihre Zustim­mung bereits gegeben.

Als Minister werden genannt die bisherigen Kabinet'smitglieder Stresemann( Auken­minister), Geßler( Reichswehr ), Braun( Arbeit); ansonsten soll der Demokrat Ko ch das In­nere, der gegenwärtige sächsische Finanzminister, der Demokrat Reinhold, die Finanzen übernehmen.

Die demokratische Presse verlangt feste Bindungen dafür, daß das Kabinett nicht bloß einen Uebergang bis zu der Zeit darstelle, in der die deutsche Volkspartei eine solche Bindung über­nimmt, und ob sie sie namentlich später auch halten wird, ist mehr als zweifelhaft.

Man erwartet, daß das neue Kabinett sich bereits mitte nächster Woche dem Reichstag vorstellen wird, der bis nächsten Dienstag jigungsfrei bleibt.

Die Mitschuld Gömbös ohne Zweifel.

Die Verha tung Gömbös und Edhardt bevorstehend.

Wien , 13. Jänner. Der Tag" meldet aus| Dr. Zakarias an die Mailänder Polizei sowie Budapest : Als leßte Sensation in der Frankfäl durch die Verhaftung der beiden Mailänder Emis­scheraffäre kann die unmittelbar bevorstehende färe Andreas Andor und Tibor Schweh in Berhaftung des Führers der ungarischen Faftisten Budapest ist auch die Mitschuld des Führers der Julius Gömbös und des Präsidenten des Ver- Rassenschüßler Gömbös bewiesen. Schwetz hat eines der Erwachenden Ungarn ", Tibor Ed ein Geständnis abgelcat, durch das Gömbös Poztausend, im Anfang ging es hoch her hardt gewertet werden. Die beiden sind von der schwer kompromittiert ist. Noch belastender sind die und man hätte glauben können, die Regierung Budapester Polizei gestern wiederholt einvernom Erhebungen jener französischen Detektivgruppe, die und ihre Parteien seien entschlossen, den kleri- men worden. Mit ihrer Berhastung wird stündlich nach Ma'land gefahren ist. Die Detettive haben festgestellt, daß gemeinsam mit Schwck und Andor falen Anmaßungen ein für allemal ein Ende gerechnet. Durch die Aufdedung der Mailänder äleine dritte Person in Mailand gewesen ist, und line in zu machen. Der päpstliche Nuntius hatte ge­Sroht, er werde, wenn sich Vertreter des scherzentrale, insbesondere durch die Anzeige des es sind alle Anzeichen vorhanden, daß diese dritte Staates und der Regierung an der Husfeier Präsidenten des dortigen ungarischen Vereines Person Gömbös selbst war. beteiligen sollten, daraus die Folgerungen ab leiten. Dennoch wurde mit festlichem Gepränge

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schlicklich dies versprochen und sein Versprechen gehalten.

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Graf Teleti fährt als Kurier nach München . Ungarisch - bayrische Monarchisten­

umtriebe.

beamten eingestanden, dah noch bevor die Frank­fälschungen begonnen haben, Bring Windisch­rät und Nadossy ihm von der Sache Er­wähnung machten und ihn auch als Mitarbeiter gewinnen wollten. Er habe zunächst seine Mit- Wien, 13. Jänner. Wie die Arbeiter. wirkung an den Frankfälschungen abaelehnt. Ta zeitung" meldet, fanden bisher die Zusammen­ihn aber Prinz Windischgräß unter Berufung auf fünfte zwischen den bayerischen und den ungaris die patriotischen Ziele der Aktion wieder schen Monarchisten auf dem ungarischen Gute der

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Nr. 12. Wittelsbacher

Sarvar statt. Heute aber, wo die Aufmerksamkeit der Welt auf Ungarn gelenit sei, gehe es aber nicht gut an, daß ein bayrischer Kronprinz nach Ungarn fahre. Die Gefahr, daß das ungarisch bayrische Komplott aufgedeckt werde, wenn nicht alle Einzelheiten der Ablengnung und des weiteren Vorgehens eingehend besprochen werden, ist aber groß. Um dieser Gefahr zu bez gegnen, ist heute Graf Paul Teleki, im Auj trage des Grafen Bethlen und Horthys über Wien nach München gefahren. Graf Teleki kam Dienstag abends in Wien an, hielt sich aber hier nicht auf, sondern fuhr vom Ostbahnhof direkt zum Westbahnhof, von wo er mit dem um 23 Uhr abgehenden Zuge direkt nach München fuhr. In jeiner Begleitung befanden sich zwei Herren und eine Frau. Graf Teleki fuhr ebenfalls, wie die Geld älscher vor ihm, mit einem diploma­tischen Pak des Ministerium des Aeußern und sein Gepäd war als Auriera bös versiegel:.

Sortin unantaither. Budapest

, 13. Jänner .( MTJ.) Das Buda pester Strafgericht begann heute vormittag mit der Verbandlung des gegen den sozialdemokra tischen Abgeordneten Peyer wegen Beleidigung des Reichsverwesers angestreng'en Prozesses. Nach der Anklagefchrift hat Beyer auf einem Fest­essen im Demokratischen Klub von dem Reich s verweser behauptet, er hätte Verbrechern der Rechtsparteien, darunter den Bombenattentätern, durch Gewährung von Amnestien Straffofigkeit zugesichert. Auf Befragung des Vorf Benden er­flärt sich der Angeklagte für unschuldig und be­hauvet, daß er sich in seiner Rede mit der Person des Reichsverwe'ers nicht befaßte. Er bätte bloß die Amnestieverordnung der Regie rung fritifier.

Der Gerichtshof hat den Abgeordneten. Peyer der Beleidigung des Reichsverweers schuldig gesprochen und ihn zu sechs Monaten Ge Ge­ fängnis , zehn Millionen Kronen Geldstrafe und drei Jahren Amtsverlust sowie zur Siftierung feiner politischen Rechte verurteilt. Der Ver­urteilte hat Berufung angemeldet. Budapest

, 13. Jänner .( MTD.) Der Gerichts­hof hat den sozialdemokratischen Abgeordneten Bever der Beleidigung des Reichsverwesers schul­dig gesprochen und ihn zu sechs Monaten Gefäng nis, chn Millionen Stronen Geldstrafe und drei Jahren Amtsverlust, sowie zur Siftierung seiner politischen Rechte verurteilt. Der Verurteilte hat Berufung angemeldet.

Eine weißgardistische Bluttat endlich vor Gericht. Die Ermordung von zwölf Arbeitern nach den Münchener Rätetagen. Berlin , 13. Jänner .( Eigenbericht.) Vor

auf dem Prager Altstädter Ringplatz der Hus- Der Bischof Zadravecz nesteht. holt hat, die Sache geheim zu halten, habe er tag gefeiert. Die Fahnen mit dem blutroten Budapest , 13. Jänner. Wie, 8 Orai Ujjag" Kelch flatterten, zehntausende Menschen hörten meldet, hat Feldbischof 3 adravecz bei seinem begeistert den Rednern zu, die für die Be- polizeilichen Verhör, welches in seiner Wohnung freiung vom Joch des Klerikalismus eintraten stattgefunden hat. auf die erste Frage des Polizei­und den großen Vorfämpfer, den die Kirche den Scheiterhaufen besteigen ließ, unter jubeln­der Zustimmung verherrlichten und trotz des Verbotes des Nuntius war die Regierung bei dieser Feier durch den Ministerpräsidenten jelber vertreten. Der Anfang der Trennung des Staates von der Kirche schien gekommen. Welcher Aufschrei der Empörung ging durch die Hallen der tschechischen öffentlichen Meinung, als der Nuntius seine Drohung wahr machte und noch den Wahlen ihre Stellung im neuen Parlament| Papst natürlich, daß die Republik vorher noch dem Münchner Schwurgericht begann heute der am selben Tage provokativ Prag verließ, wobei verstärkt, eine Folge, daß man nach dem Ilm- tätige Reue zeige und Buße tue. Zu diesem Prozeß gegen die jetzigen Kaufleute Pölzing er vom Erzbischof Dr. Kordač, obwohl sein sturz wohl allerlei Vorrechte abschaffte, nur nicht wede soll die Frage des Kirchenvermögens und Prüfert aus Berlin wegen Er mor demonstrativer Abgang sichtlich gegen die Per- die Vorrechte der Kirche. Da nun die Koalition and der Kongrua neu geregelt werden, nicht dung von zwölf Arbeitern aus dem son des Staatspräsidenten gerichtet war, bis jetzt noch mehr als früher auf die Klerikalen zuletzt auch die Frage des Husfeiertages. Torse Perlach bei München . Diese Straftat ge­zur Bahn geleitet wurde. Nicht viel hätte ge- ongewiesen ist, sucht sie mit ihnen Frieden zu Es ist nicht wenig, was der Vatikan ver- hört zu jenen, die der bekannte Schriftsteller fehlt, so wäre darüber die Regierungsfoalition schließen, was aller Wahrscheinlichkeit nach auf' angt, um wieder qut Freund zu werden. Aber Gumbel in seinem Buche Vier Jahre pofiti­in Fransen gegangen, denn die tschechischen der Grundlage neuer Zugeständnisse an den wer wird so kleinlich sein, dem Befehl Roms scher Mord" angeführt hat. Klerikalen drohten, aus der Regierung auszu- Klerikalismus geschehen wird. Eigentlich it die zu widersprechen und an Kleinigkeiten, wie es forps how gehört, das im Mai 1919 an der Die beiden Angeklagten haben zu dem Frei­i freten und der Nationalsozialist Stříbrny trat. Aussöhnung schon im vollen Gange, denn schon die tausendmal verheißene Trennung der Kirche Niederschlagung der bayerischen Räterepublik be da ihm die Regierung nicht entschieden genug sitt Stribrny neben Šramek auf der Minister vom Staate iſt, zu denken, wenn es um so teiligt war. Auf telephonisches Ansuchen lamen vorging, wirklich aus dem Kabinett aus. Menn bant, friedlich, als ob nichts geschehen wäre, und großes geht, wie es die Befestigung der Koali- damals die Angeklagten von München nach Per­es allein auf die Bürgerlichen in der Stoalition als hätte er niemals dem Klerikalismus Krieg tion ist! Wie soll Hlinka und seine Partei für lach, verhafteten dort die Arbeiter als augenblid­angekommen wäre, sie hätten, um die Selerifalen angesagt. Auch die Plattform ist schon gefunden, die Regierung gewonnen werden, solange der liche Unruheftifter und nahmen sie nach München an der Stange zu halten, bald klein beigegeben, auf der sich Prag und Itom treffen werden. Papst schmollt und sein Nuntius in Prag nicht mit. Als die Soldaten auf Befehl des Korpstom­ici es auch um den Preis der Würde des Querst streckte der Außenminister die Fühler mit offenen Armen wieder aufgenommen mandanten nicht weitermarschieren wollten, haben Staates und seines Präsidenten, aber die cus, dann reiste der Erzbischof Dr. Kordač wurde! So sind durch Gottes Fügung und die beiden, um der Unbequemlichkeit eines Ge­Empörung in der Bevölkerung war doch zu nach Nom zum Papste, und schließlich trafen durch die Hinausschiebung des notwendigen fangenentransportes nach München zu entgehen, stark, als daß man eine sofortige Waffenstref- fich Svehla und Kordač unter vier Augen zu Tulturkampfes die Nollen vertauscht worden: Ben lassen. Eine standrechtliche Verhandlung die zwölf Leute einfach niederschic­Fung hätte riskieren können. Schon damals einem trauten Plauderſtündchen, um, wie zu Rom triumphiert, es ſtellt Bedingungen für hat nicht stattgefunden. Die Leute waren un 5 e- war ja die Gefahr von Neuwahlen in die Nähe gegeben wird, über die Beilegung des Konflikts irine Versöhnung und die tschechische Vour waffnet; Meuterci, Widerstand oder Fluchtver gerückt, in welcher Laune es nicht anging, vor zu verhandeln. Alle Anzeichen sprechen dafür, geoisie muß, um den Burgfrieden im tschechi- such find nicht vorgekommen. Der Herausforderung Noms zusammenzuknicken, daß der Neuhussit und der Klerikale sich im gefchen Volfe zur Aufrechterhaltung des Systemis In dem Verhalten der beiden Angeklagten und dieser Grund war es auch, der Herrn Stři- meinsamen Interesse gefunden haben. Ser nationalen Vorherrschaft herzustellen, fapi- erblickt die Anklagebehörde vorsäßlichen brny, der eine starke Wahlparole suchte, zu Der Sturm im Wasserglas ist vorüber. tulieren. Was früher ihr größter Stolz war: Word mit Ueberlegung. Zu dem Prozeß find seiner Geste der Unversöhnlichkeit veranlaßte. bald wird der neue oder der alte Nuntius in ihr Antiklerikalismus, wandert endgültig in die über 70 Zeugen geladen. Die Angeflagten haben Also hieß es: Kampf bis aufs Messer und aller Stille wieder seinen Einzug in Prag umpelkammer. Der Klerifalismus aber schickt sich bei ihrer Vernehmung in Widerspruch ver­widelt. besonders die tschechischen Nationalsozialisten halten. Beide Teile versichern einander, es sei ich an, die volle Herrschaft im Staate anzu­ Ein Fememörder feitgenommen. tobten wie besessen gegen den kirchlichen leber nicht so bös gemeint gewesen und der Papst treten, dies mit Hilfe des einst hussitisch ge­griff. Seither ist einiges Wasser die Moldau freut sich. da die Regierung der hussitischen finnten tschechischen Bürgertums, dem, ebenso Hamburg, 13. Jänner.( Wolff.) In der ver­hinabgeflolien und den Kleritalen, die sieben Bepublik eifrig beteuert, die Feier des Hus- wie dem deutschen, die kulturelle Reaktion längst gangenen Nacht wurde der als Täter bezw. Mit Sahre lang die unschuldig Verfolgten im Staate tages gelte nicht Hus, der für seine Auflehnung fein Greuel mehr bedeutet. Man wird abwarten wisser der Fememorde, gesuchte ehemalige Ober­spielten, obwohl ihnen von den Neuhusfiten gegen Rom mit dem Feuertode bestraft wurde. müssen, wie ſich die sozialistischen und freiſinni- feldwebel Hermann Voß festgenommen. Boz nicht ein Haar gefrümmt worden war, vermoch- sondern Hus, dem tschechischen Patrioten und den Elemente im tschechischen Volke zu dem sich führte auf verschiedene Namen lautende Papiere ten durch ihr Wehgeschrei die Herzen derer. die Begründer der tichechischen Schriftsprache. Es vorbereitenden dunklen Spiel zu verhalten ge- bei sich. Noch ein zweiter verdächtiger Weitwisser nicht alle werden, zu rühren und sie haben bei ist also alles in Ordnung, nur verlangt der denken.

wurde von Kriminalbeamten verhaftet.