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6. Jahrgana.

A

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowatischen Republit.

Freitag, 22. Jänner 1926.

Einheitsfront, wo bist du? gerecht, wollte man den Deutſchbürgerlichen der Einheitsfront ein Ende bereitet wird. Da

Bethlen Mitwisser der Fälschungen?

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Ein tompromittierender Brie. Warum Bethlen plößlich in die parlamentarische Untersuchung einwilligte.

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Nr. 19.

Der Auftakt zur deutschen Revolution.

politischen Einstellung ginge. Es wäre un- Es wäre an der Zeit, daß dem Humbug daraus einen Vorwurf machen und sie an- mit jei nichts gesagt gegen einen zeitweiligen Von der deutschen Einheitsfront, die klagen, weil sie die eigenen Parteigrundsäße Zusammenschluß der oppositionellen Parteien Bevorstehende Veröffentlichungen über die Flotten­monatelang die Gemüter erregte und den nicht der Einheitsfront aufopfern wollen. Ein im Parlament, der unerläßlich geworden ist. revolte im Rieler Hafer. Angelpunkt der gesamten deutschbürgerlichen folcher Vorwurf wäre schon darum unberechtigt. Das ewige Haufierengehen mit einer Idee, die Berlin , 21. Jänner .( Eigenbericht.) In Politik bildete, wird gar nicht mehr gesprochen. weil sich bisher noch keine einzine Partei ge- unerfübar ist, muß in der deutschen Bevölke- cinem Unterausschusse des parlamentarischen Wenn die Deutschdemokraten und die Deutschen funden hat, welche dieser Selbstaufopferung rung Hoffnungen wecken, denen um so größere Untersuchungsausschusses über den Weltkrieg wer­Nationalparteiler nicht wären, die beide aus und Selbstverleugnung sich fähig gezeigt hätte. Enttäuschungen und Mutlofiakeit folgen müssen. den morgen und übermorgen die Ereignisse bei leicht begreiflichen Gründen beide sind an auch jene nicht, die als Ankläger der anderen Die eine Richtung sucht die Rettung im Warten der Marine im Sommer 1917 und im November dieser Klippe gescheitert- die für die Reit Parteien auftreten, weil diese angeblich das auf Wotans Hilfe und auf den Berfall des 1918 zur Erörteruna gelangen. Den Bericht dar nach den Wahlen versprochene Bildung der Ein- Zustandekommen der gemeinsamen Stampffront tschechischen Staates, die andere im Eintritt in über gibt Genoffe Ditmann, der in monate heitsfront reklamieren, man wüßte nicht, daß verhindern. Nein, das ist nicht der Vorwurf, die Regierung, die dritte pendelt zwischen Nadi- Thema durchstudiert hat. Das Material ist zum langer Arbe't die Geheimatte über dieses es eine Zeit gab, in der jeder deutschbürgerliche der den deutschbürgerlichen Parteien zu machen falismus und Opportunismus ratlos hin und großen Teil noch unbekannt und dürfte zur Auf­Bolitiker ein neuer Attinghausen war, der täg ist, sondern die Verjündigung der sie sich schul- her. Welche der Richtungen das Richtige er hellung wichtiger Vorgänge während des Krieges lich vor dem Schlafengehen und nach dem Auf- dig gemacht haben, besteht darin, daß sie, ob- strebt, wird die Geschichte entscheiden, feden- beitragen und damit weit über die Grenzen hin­stehen sein„ Seid einig, einig, einig" betete wohl feine von ihnen an die Möglichkeit und falls ist ihre Eristenz genebene Tatsache. Aber aus Beachtung finden. und alle Donnerflüche auf die deutschen Sozial- Nüßlichkeit der Einheitsfront innerhalb der an diesen Richtungen festhalten und der Be- Es handelt sich dabei zunächst um die demokraten herabbeschwor, weil sie der Parole deutschbürgerlichen Parteien alaubte, jie ledig- völkerung die Möglichkeit einer Einigkeit vor- Dienstwidrigkeiten, die von der Mann­ber Einheitsfront nicht Folae leisten wollten. lich zur Täuschung und Irreführung der deut zugaufeln, für die alle Voraussetzungen fehlen, ichaft der Flotte im Juni 1917 begangen worden Die Erinnerung an dieses heroische Zeitalter fchen Bevölkerung hervorgekehrt haben. ist ein politischer Betrug ersten Ranges. find. Sie führten Klone über das schlechte und un­zureichende Effen, während die Difiziere in Saus des deutschen Bürgertums ist verblaßt und es und Braus lebten, weiter über schlechte Behand muß fich von den Deutschnationalen. die an lung, über Verweigerung von Urlauben u. a. dem Feuer des Mergers über das Scheitern Außerdem wurde im Anschluß an die Friedens­der Einheitsfrontidee ihr Süppchen kochen, bewegung der Sozialdemokratie und die vom fagen lassen, das judetendeutsche politische Meichstag befchloffene Friedensresolution vom Leben, das sich seit jeher durch seine Ber­Juni 1917 auf den Schiffen Provaganda betrieben für den annerionslosen Frieden. worrenheit ausgezeichnet habe, gehe wieder der Diese Vorgänge hatten nicht nur Berurteilungen vollständigen Versumpfung entgegen, weil die zu vielen hundert Jahren Zuchthaus und Gefäng andern deutschen Parteien ihrer Forderung Wien, 21. Jänner. Der Abend" bringt nis sowie zu Todesstrafen zur Folge. Es nach der Einheitsfront nicht entsprochen haben. heute in großer Aufmachung ein Telegramm aus wurde daraus auch eine politische Verfolgung Schon die Vorgänge während der Wahlen Budapest , wornach Graf Bethlen sich nur des gegen die damalige unabhängige Sozialdemokratie haben bewiesen, wie recht unsere Partei hatte, wegen der Forderung der Opposition nach Ein­gemacht, die euch auf mehrere Abgeordnete der Mehrheitssozialisten übergriff. Bei der Erörterung als sie die Einladung zum Eintritt in eine ehung eines parlamentarischen Untersuchunge­ausschusses fügte, weil ihm mitgeteilt worden war, dieser Vorsänge im Oftober 1917 holte sich der Einheitsfront strifte ablehnte und die Ein- daß in der Vollfikung des Parlamentes eine domaline Re'chstanzler Michaelis eine schwere ladung dazu als ein taktisches Manöver brand- Enthüllung gemacht werden würde, die für Niederlage, so daß er fofort, und der Marinestaats­markte, nur zu dem Zwede erlaffen, um nach ihn persönlich hätte vernichtend sein müssen. der erwarteten Ablehnung dieser Einladung mit Es handle fich nämlich um einen Brief dem auf diese Weise fünstlich konstruierten Vor- Bethlens, den er anfangs Dezember 1925, wurf der nationalen Verräterei der deutschen unmittelbar bevor er zu den Verhandlungen des Sozialdemokraten werbend für die eigene natio- Bölkerbundrates nach Genf gefahren sei, an seinen nale Züchtigkeit in den Wahlkampf gehen zu Freund Sigmund Beren hi gerichtet habe. In können. Als die Deutschbürgerlichen in der diesem Briefe soll es u. a. heißen: eigenen Falle ihrer Demoaogie gefangen, nicht einmal untereinander, nicht einmal für die Zeit der Wahlen eine Einheitsfront fertig brachten. und der Einheitsfimmel in einer grandiosen Keilerei endete; suchte jede ihrer Parteien die beruht. Es ist gerade das Gegenteil davon wahr, erbitterten Wähler mit vielen Eidschwüren zu beruhigen, nach den Wahlen im Parlamente Perenhi habe diesen Brief im Archiv des was in dem Berichte des Abend" enthalten ist. alles aufzubieten, die Einheitsfront zu schaffen. Nationalverbandes, dessen Präsident er fei, hinter Graf Bethlen hat nämlich, als er von dritter Seit den Wahlen sind mehr als zwei Monate bande ſei der Brief gefunden und beiges alles aufzubieten, die Einheitsfront zu schaffen. tegt. Bei der Hausdurchsuchung im Nationalver- Seite eine Andeutung über die ganze unw hr Eine Seit den Wahlen sind mehr als zwei Monate Scheinliche Angelegenheit erhielt, in demselben verfloffen, man kann also feinen Reitmangel nahmt worden. Die Entdeckung des Briefes fei Augenblicke die Verfügung getroffen, daß die An­geltend machen, aber das feierliche Versprechen in der Weise erfolgt, daß der Kronantralt Timko gelegenheit unverzüglich aufgeklärt werde. Auch ist nicht im gerinasten eingelöst. Die einzige vom Just ministerium, welcher als Rassenschükler der übrige Teil des Berichtes, namentlich die nationale Einheitsfront" ist die der Agrarier, ailt, dem Verteidiner Windischgräß und Nadofins Behauptung über die angeblichen Beweggründe ( Sewerbeparteiler und- ungarisch en Dr. Daner Mitteilung von dem Briefe gemacht der Zustimmung des Ministerpräsidenten ur Ent­Nationalparteiler, die Fortseßung der habe. Daner sei hierauf zu seinen Klienten ins lendung eines Parlamentsausschusses find glatt er­bei den Wahlen abgeschlossenen Mandatsver- Gefängnis geelt uud habe sie aufgefordert, feine funden. ficherungsgesellschaft dieser Parteien, nur die weiteren Geständnisse abzulegen, da ihnen nichts

flägliche Starifatur jenes Zieles, dem zuzu streben gelobt wurde.

"

„ Ich erhielt von einer bevorstehenden Frantattion Kenntnis. Im Intereffe meiner Berhandlungen in Genf sowie im all gemeinen außenpolitischen Interesse ersuche ich Dich um vorläufige Aufschiebung dieser

Aftion."

es zugegeben: Ich leugne nicht", habe Bethlen gesagt, daß ich den Brief geschrieben habe, er beweist doch gerade, daß ich die Aktion nicht gebilligt habe." Unter diefem Drucke der Oppofition habe Bethlen nachgegeben.

Eine Bestätigung dieser Nachricht liegt noch nicht vor. Sie wird aber auf Grund von Mel­dungen aus Budapest in informierten Kreisen für sehr glaubhaft gehalten.

Das selbstverständliche Dementi.

jekretär von Capelle etwas später zurücktreten mußte.

Der zweite Teil dieser Untersuchung erstreckt Fch cuf die Vorgänge im November 1918, als die Admiräle trotz der Waffenstillstandsverhandlungen Budapest , 21. Jänner .( Amtlich.) Der Wiener Aben b" veröffentlicht heute einen Bericht über der Regierung des Prinzen Mar von Baden die angebliche Rolle des Ministerpräsidenten Gra- einen lebten verzweifelten Borstof fen Bethlen in der Frankfälschungsaffäre. Das aber von der Mannschaft verhindert worden ist. gegen England unternehmen wollten, der ungarische Telegraphenforrespondenzbureau wird Dies war der eigentliche Anlak zur revolutionären von zuständiger Seite zu der Erklärung ermächtigt, Erhebung der Marine, die schlichtlich auch auf das daß der Inhalt und die ganze Tendenz des er- Landheer und die Bevölkerung übergriff. wähnten Artikels auf einer dreisten Verleumdung Landheer und die Bevölkerung übergriff.

Keine großen Hoffnungen auf den

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Die Fürstenabfindungen. sonderbare Vermittlungsaktion der Regie­

rungsparteien. Berlin

, 21. Jänner .( Wolff.) Wie in par lamentarischen Streisen verlautet, beabsichtigen die Regierungsparteien in der Frage der Ausein andersetzung mit den ehemaligen Fürstenhäusern eine Vermittlung herbeizuführen. Zu diesem 3wed soll ein Reichssondergericht gebildet werden, an das alle prozeßmäßig noch nicht erledigten Fälle geleitet werden sollen. Das Sondergericht soll nicht mur nach strengem Recht, sondern auch nach den jeweils gegebenen finanziellen und wirt­schaftlichen Gesichtspunkten entscheiden. Falls beide Parteien es wünschen, sollen auch bereits erledigte Fälle dem Reichssondergericht zur Nachprüfung überwiesen werden.

Die deutsche Wirtschaftsnot. Berlin , 21. Jänner .( Eigenbericht.) In der heutigen Reichstagsfiyung fragten die Sozialdemo langen, welchem Wunsche aber die Rechte wahr traten die Regierung an, was sie gegen die Not scheinlich nicht zustimmen wird, so daß es möglich der Krankenkassen, die durch die Wirtschaftskrise ist, daß der Ausschuß infolgedessen in einigen in schwere Bedrängnis geraten find, tun wolle. Tagen ohne Resultat aufgelöst wer- Der Reichsarbeitsminister erklärte, daß feste Zu­den wird.

geschehen könne. Er habe der Staatsanwaltschaft ein Gesuch überreicht, in dem er das dringende Unter uchungsaus'chuk. Berhör des Ministerpräsidenten und Die deutschnationale Partei sucht für sich einer Re he anderer Persönlichkeiten, darunter des Preßburg , 21. Jänner. Wie A Reggel" auch jetzt noch aus dem Scheitern der Einheits- Baron Perenyi, über die Rolle und Mitwissers aus Budapest meldet, hegt die Opposition teine großen Hoffnungen in dem parlamentarischen front Kapital zu schlagen. Doch wie wenig ernst schaft des Ministerpräfdenten verlanate. Deshalb habe Bethlen die Einsichtnahm Untersuchungsausschuß, denn die Zusammen Sie selber es damit nimmt, zeigt der Umstand, wie sie sich diese Einheitsfront vorstellt. In eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses feßung des Ausschusses sichert der Rechten einen in die Alten unbedingt verhindern wollen. Die viel zu großen Einfluß. Es kann der Fall ein­der„ Sudetendeutschen Tageszeitung", dem Opposition habe aber von dem Briefe erfahren, treten, daß die Sozialdemokraten die Einver Hauptorgan der deutschen Nationalpartei, wird u. zw. von Daner felbft. Das Blatt behaurtet nahme einiger hochgestellter Persönlichkeiten ver erklärt, die Grundlage für eine Einigung wäre weiter, daß Abg. Bazsonyi während der aft leicht zu, finden, sie fönnte nur das allen Par- nen Besprechungen eine dirette Anirane über diesen teien gemeinsame Ziel sein: Erringung des Brief an Bethlen richtete. Bethlen sei zwar Selbstbestimmungsrechtes. E3 müßte eine außerordentlich bestürzt gemeien, flare Scheidung der Geister" erfolgen, an aber dann das Vorhandensein des Brie Stelle der Schlaawortpolitik" müßte eine ernstzunehmende Politit" gesetzt werden und Ruffifch chinesische Spannung. jeber einzelne deutsche Parlamentarier müßte fich endlich einmal für die volksdeutsche" oder Wegen der oftchinesischen Eisenbahn. flaatstreue, loyale" Politik entscheiden. Nichts Wien, 21. Jänner .( Eigenbericht.) Die bür­Auf der morgigen Tagesordnung der Siyung mehr und nichts weniger fordert die deutsche gerlichen Blätter berichteten heute nachmittags von Bering, 21. Jänner .( Reuter.) Der Sowjet- steht die Erörterung des sozialdemokratischen An­Nationalpartei als Vorbedinauna für die Bil- einent angeblichen Ende der gemeinwirtschaftlichen botschafter St a ra ch an überreichte dem Minister trages auf Einsetzung eines Untersuchungsaus dung der Einheitsfront. In klares Deutsch Anstalt im Arsenal. Abends wird von der poli- des Aeußeren eine Note, in welcher die Wieder- schusses über die Fe me morde. überseßt heißt das, alle Parteien hätten sich tischen Sorrespondenz offiziös mitgeteilt, daß diese gutmachung der an der oftchinesischen Eisenbahn zu verpflichten, der Deutschen Nationalpartei Nachricht unrichtig ist. Es wurde lediglich ein verursachten Schäden gefordert wird. Der Bot­lift. der bedingungslos Gefolgschaft zu leisten. In dieser Abkommen über die Entschuldung des Betriebes Art stellt sich aber nicht nur diese Partei die und über die Verwertung von Fertigwaren und schafter erklärt sich bereit, diese Angelegenheit mit Einheitsfront vor, sondern jede einzelne ber Materialien getroffen, wodurch eine Erleichterung dem Ministerium des Aeußeren zu besprechen, be­Einheitsfront vor, sondern jede einzelne Ser des Betriebes, der überdies in den letzten Mo- tont aber in seiner Note, daß die Situction verschiedenen Richtungen innerhalb der deutsch- naten konzentriert wurde, herbeigeführt wird. bürgerlichen Parteien. Deutsche Agrarier, Dazu erfahren wir noch, daß von einem ernst sei, und bemerkt, daß China für alle durch Christlichsoziale und Nationalsozialisten, alle Ende des Arsenals keine Rede sein kann, ba chinesische Soldaten verursacht Schäden verant­wären sofort für die Einheitsfront, wenn es vielmehr der Betrieb auch weiterhin in dem bis- wortlicht ist. dabei nach ihren Wünschen und nach ihrer herigen Umfange fortgeführt wird.

Tendenziö'e Gerüch'e über das Wiener Arlenal. ༤ དཨ

daß

schüsse nicht gegeben werden könnten, dagegen sollen den Kassen Darlehen gewährt werden. Bur Unterstüßung der durch den Ruhrkampf er­werbslos gewordenen Arbeiter und Angestellten werden weitere 20 Millionen Mark bewilligt werden.

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Ausschluß eines Rußland- Delegierten. Berlin , 21. Jänner .( Eigenbericht.) Der Vor­stand der sozialdemokratischen Partei München hat instimmig beschlossen, den Rußlanddelegierten Freiberger, der trotz seiner bisherigen Zu­gehörigkeit zur sozialdemokratischen Partei für die Kommunisten Probaganda betrieb und gegen die eigene Partei agitierte, aus der Partei auszuschließen.