22. Jänner 1926.

Achtung vor Sonigfälschungen!

Bon approb. Bienenmeister St. 2u sticky- Aussig .

Bei feinem Lebensmittel gibt es solch raffi­nierte Fälschungen wie beim Honig, sei es nun durch Sufat von Sirupen, Zuderlösungen oder anderen Ersazprodukten.

So treiben sich in Nordböhmen Honighändler herum, welche Honig mit 12 K anbieten. Echter, garantiert reiner Sonig ist heute jedoch nur zum Breise von 25 bis 30 K zu haben, niemals aber zu 12 K. Selbst wenn dieses Produkt zur Hälfte ge­fälscht wäre, ist ein Verkaufspreis von 12 K aus­geschlossen, denn verdienen und viel verdienen wol­sen doch die Fälscher! Es wird demnach eine Zuk terlösung( 1 Rilo zu 5 K) gebraut, ein oder wei Löffel Honig( 8 Dela 60 Seller) bei gemischt, so daß dieser gefälschte natürliche Bienen­honig" in besten Falle 6 K wert ist!

Natürlich sorgt eine schöne Gtifette, ein zier­liches Gläschen dafür, um dem künstlich" schön ge­färbten Honig den Absatz zu erleichtern. Wenn sich nun aber noch als eine Zugabe" Magenbeschwer­den usw. einstellen, dann wird dieser Uebelstand selbstverständlich dem garantiert reinen Bienenhonig zugeschrieben, der das Ansehen verliert.

In letzter Zeit hat bekanntlich die Kontrolle von Vebensmitteln start eingesetzt. Nach amtlichen Erhe­bungen sind aber die Refiamationen resp. Beanstän dungen hinsichtlich des Honigs verhältnismäßig ge­ring, was nur auf die Unkenntnis der Be bölferung zurüdzuführen ist, wobei den Honig fälschern ein großes Felb geboten wird. Bei der be borstehenden stichweisen Kontrolle von Honig wird nicht der Kaufmann beschuldigt werden( sofern er die Bezugsquelle des etwa als gefälscht erkannten Sonigs angibt), sondern nach dem Lieferanten ge­fahndet, nachdem sich doch schließlich der Kaufmann auf den Grossisten verlassen muß. Sollte also einem Käufer der erworbene Honig unecht erscheinen, so liegt es in seinem eigenen Interesse, sich Klarheit zu verschaffen. Er möge fich sofort an das Marttamit mend: n.

Das Wucherant in Preßburg hat im Jahre 1925 etwa 27 Fälle von Betrügereien mit Kunsthonig", welcher für echten Honig ausgegeben wurde, festge­stellt. Der Erzeugungspreis dieses Präparates stellte fich höchstens auf 3 K, welcher en gros zu 12 K, en detail zu 19 K verkauft wurde!

Volkswirtschaft.

Die Einkommensteuer der Arbeiter Kommunistische gewerkschaftliche

Blufftaktit.

In der Internationale" vom 19. Jänner 1926 bringt Herr Sramet, unseres Wissens Sekretär des Internationalen Allgewerkschaft lichen Verbandes in Aussig , einen Artikel unter dem Titel Die Einheitsfront und die deutschen sozialdemokratischen Ge­wertschaften" und versucht nach altem fommunistischen Rezept die freien gewerkschaft­lichen Organisationen als die Feinde der Ein­heitsfront" und als Schädiger der Arbeiterschaft hinzustellen. Zu diesem Zwed zitiert Herr Gramet einen Briefwechsel, der zwischen dem Distriktssekretariat des internationalen allgewerk­schaftlichen Verbandes Aufsig und der Kreis­gewerkschaftskommission Aussig Anfang dieses Monats stattgefunden hat. Zum leichteren Ver­standnis wie und wann die Herren Rom­munisten erst entdeckten, daß der 5prozentige Ab­zug vom Lohn zur Dedung der Einkommensteuer die Arbeiter schwer trifft, lassen wir diesen Brief­wechsel hier wörtlich folgen, wobei wir bemerken,

Die Magd.

Nach dem Finnischen des Santerh Ingman, deutsch von G. B.

An einem trüben Herbstabend langten die beiben an: sie und ihr Sohn. Die junge Mutter fam und an ihrer Brust trug sie das fünf Wochen alte Kind in Luntpen gehüllt. Sie lam aus dem Flecken, der nicht weit lag und dessen erste Häu­fer vom Bauernhofe jenseits des großen Sees zu sehen waren. Das junge Ding wagte faum de Augen aufzuschlagen und bat leise um Obdach. Jede Arbeit wollte sie verrichten und keinen Lohnt in Geld dafür. Sie wurde aufgenommen. Sie war fleißig und verrichtete alle Arbeit, tat, was man ihr auftrug, ohne jemals Widerspruch zu äußern. Abends saß sie dann in ihrer Ede und machte Handarbeiten für die Leute aus dem Flek­fen und versorgte ihren kleinen Sohn.

dah das Tatum em tommunistischen Brief richtig 8. Jänner 1926 lauten foll.

Mezinárodní Všeo iborový Svaz v Českoslov. republice se sidlem v Prace Internationaler Allgewerkschaftlicher Verband i. d. ČSR. m. d. Sitz in Prag . Praha II, Ječna 10.

Ortsgr.: Aufsig. Nr. 29 Am 8. Jänner 1925. Sektion Deutsche soziald. Gewerkschaftskommission Aufsig.

Werte Genossen!

Es ist Euch sicher bekannt, wie die Steneräm ter gegenüber den Arbeitern bei der Vorschrei bung der Einkommensteuer vorgehen. In eini­gen Betrieben ziehen die Arbeitgeber den Arbeit tern die Einkommensteuer vom Lohne ab, ohne daß fie den Steuerauftrag in Händen haben. Es wird dabei in jedem Betriebe anders vorgegan­gen. Es herrscht in dieser Richtung eine Anarchie. Es wäre deshalb nötig, in dieser Angelegen heit eine gemeinsame Beratung aller Vertrauens männer und Betriebsausschußmitglieder einzube­rufen, hauptsächlich der Großzbetriebe, um eine Vereinbarung über eine gemeinsame Aktion ge­genüber dem Vorgehen der Steuerämter und der Arbeitgeber zu teffen.

Unsere Streisverwaltung handelt aus der Anfidyt heraus, daß Ihr als die stärkste Gewerf schaftsbewegung im Aussiger Bezirke in dieser An­gelgenheit das entscheidende Wort habt und durch eine gemeinsame Aftion sich viel zu Gunsten der Arbeiter erreichen läßt.

Rud. Straus, Schriftf. Rekommandieri.

Aufsig:

Seite 5.

im Intereffe der Arbeiterschaft in diesem Sinne[ it berall ohne 3wang für die Interessen der wirkten. Arbeiterschaft eingetreten. Gerade bei der letzten Mit Gruß für die Kreisgewerkschaftskommission Budgetberatung im Parlament haben sie bis zum letzten Moment ihren Mann gestellt. Wo waren Aug. Mattl, Vors. Denn bei dieser Budgetberatung die kommunisti schen Abgeordneten? Gerade bei dieser Beratung Auf Grund unserer Antwort stößt nun Herr kommt doch auch das Kapitel Einkommen Sramet in oben erwähnten Artikel folgenden it enter vor". Ja Bauer, das ist etwas Stoßseufzer aus: Wie ersichtlich, ist in der gan anderes; da glanzten die Kommunisten durchy zen Antwort( das heißt unserer) fein Wort ihre Abwesenheit. über eine gemeinsame Vertrauens Wenn zum Schlusse Herr Sramek nach der männerberatung enthalten und darerstellung der Gewerkschaftsein In der Versammlung der Kreisverwaltung um sind wir der Ansicht, daß die gemeinsame beit schreit, so wissen wir schon, welche Ein­des J. A. V. in Aussig , welche am Donnerstag, ftion abgelehnt ist. Vom neuen hat sich gezeigt, heit" fie wollent. Die gewerkschaftliche Einheits­den 7. Jänner bei Anwefnheit der Mitglieder daß die sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer front hat bis zum Jahre 1921 bestanden. Wer der Betriebsausschüsse und der Vertrauensmän für die Einheitsfront in einer so wichtigen hat sie denn zertrümmert! Doch nicht wir, ner stattfand, wurde beschlossen, daß sich unsere Angelegenheit nicht zu haben sind." Armer Herr Sramet? Was die Kommunisten mit Kreisverwaltung mit folgender Angelegenheit an Sramet!" Es ist ihm gar nicht zum Bewußt ihrer verspäteten Zuschrift wollen, ist flar! Sie Euch wenden solle: sein gekommen, daß er gerade mit der Veröffent- brauchen neues Waterial, um auf uns loshauen lichung dieser beiden Briefe aufgezeigt hat, daß zu fönnen. Einen neuen Schlager, um ihre alte die Herren im Distriftssekretariat des Inter Phrase von der Einheitsfront neu zu beleben. nationalen Allgewerkschaftlichen Verbandes die Die eigene Untätigkeit in der Einkommensteuer ganze Zeit hindurch geschlafen haber und gar fache zu bemänteln, war der Grund, das Schrei nicht wußten, daß die Stenerämter schon im ben an uns zu richten, um dann auf Grund Oftober des Jahres 1925 die notwendigen Vor- unserer Antwort Stapital für ihre Zwecke zu arbeiten zum generellen Abzug von 5 Prozent haben. Annehmen wollen wir noch, daß das vom Arbeitslohn zur Eintreibung der rück Jahresdamm der beiden Briefe in der Inter ständigen Einkommensteuer für die Jahre 1919 nationale" aus Versehen 1925 statt 1926 lautet. bis 1923 trafen. Erst am 7. Jänner d. J. er der war auch da eine andere Ab innerten sie sich, daß etwas getan werden müsse sicht? Also Herr Sramef! Auf Interventionen und in Einsicht ihrer Ohnmacht und Schwäche, und Versprechen nicht verlassen. Ja, was wollte sich an die so oft verlästerten und verhöhnten dann die kommunistische Deputation, die doc) Bonzen und Arbeiterverräter in nach der Internationale" auch bei den Stener der Kreisgewertschaftskommission behörden intervenierte? Ja, wenn zwei das in Aussig " zwecks einer einheitlichen Attion felbe tun, ist es eben nicht dasselbe." Besser ist wandten. Aus dent Antwortschreiben der Streis nach fommunistischer Weinung: Erst die Ge­gewerkschaftskommission geht klar und deutlich werkschaften zertrümmern und dann nach der hervor, daß diese schon Monate zuvor wieder Gewerkschaftseinheit rufen, treu dent Motto: holt" bei den Steuerämtern eingeschritten ist, altet den Dieb! umt eine Streichung der Steuern oder zumindest eine Erleichterung der Steuerabzüge zu erlangen. und gerade weil die Genossen wußten, daß in sozialen Fortschritt". Am 17. und 18. Jänner fand Von der Internationalen Vereinigung für Bilsen, Jungbunzlau und anderen Bezirken die in Basel eine Tagung der auf. Anregung des Pra­Steuerabzüge vom Lohn nicht mit 5 sondern mit ger internationalen sozialpolitischen Stongresses 3 Prozent bemessen wurden, und um weiters der fostituierten Internationalen Vereinigung für Steuerbehörde die Ausrede der Nichtkompetenz in sozialen Fortschritt" statt. Die Tschechoslowakei war dieser Angelegenheit zu nehmen, sprach bereits durch Dr. Eugen Storn vertreten, den Vorsitz am 8. Janner eine Deputation im Finanzmini führte Dr. Karl Renner . In der sterium vor, der auch die Zusage gemacht wurde, debatte über die Arbeitsmethoden der neuen Asso­angesichts der unhaltbaren und ungleichmäßigen station beantragte Prof. Reichenberg, daß Steuerabzüge Abhilfe zu schaffen und den Abzug ein programmatisches Manifest herausgegeben von 5 auf 3 Prozent herabzuseßen und damit werde. Direktor Albert Thomas erläuterte die auch die Steuerrüdstände inklusive des Jahres Aufgaben der Vereinigung und besprach die Ar­1926 als getilgt zu gelten haben. Also schon beitsteilung zwischen der Assoziation und dem am selben Tage, als die Kommunisten erst ihren internationalen Arbeitsamt. Dr. Stern führte Brief an uns schrieben, hatten wir schon längst aus, daß es notwendig sei, daß sich die Assoziation alle Schritte, die im Interesse der Arbeiter not zur Durchführung ihrer Aufgaben in allen Län­wendig waren, unternommen. Wenn nun dern die Wege zur Oeffentlichkeit zu ebnen habe Sramet in dem Artifel weiter schreibt, daß an- und beantragt, daß die programmatische Erklä Aussig , 12. Jänner 1926. gesichts der Notlage der Arbeiterschaft eine ge- rung nicht nur in der Presse veröffentlicht werde, meinsame Aktion aller Gewerkschaften sondern daß auch unter dem Titel Soziales in diesem Staate notwendig sei, um alle Steuern und wirtschaftliches Locarno in den der Arbeiter abzuschreiben und das Existenz einzelnen Ländern Stundgebungen veranstaltet minimum bei Verheirateten auf 18.000 und bei werden, bei welchen Redner aller Länder über die Ledigen auf 12.000 Stronen hinaufzuseßen und internationale Lösung sozialer Fragen sprechen am Schlusse seines Artifels die Arbeiterschaft sollen. Der Antrag wurde angenommen und die In Beantwortung Ihres Schreibens vom auffordert, um die Steuerlast von sich abwälzen Tschechoslowakei soll ersucht werden, ehestens in 8. Jänner 1. J. müssen wir mit Bebauern jest 31 tönnen, sich nicht auf Interventionen und Brag eine solche Stundgebung zu veranstalten. Als stellen, daß Ihre Zuschrift zu spät in unsere Versprechungen zu verfassen, sondern in den Be Redner hat sich bereits Albert Thomas angemel Hände gekommen ist, da von Seite des Finanzmi- trieben zu kämpfen und die Abgeordneten det. Dr. Stern teilte in der Debatte ferner mit, nisteriums, mo am gleichen Tage, d. i. am 8. Jänder sozialistischen Parteien zu daß die Vereinigung der tschechoslowakischen geiſti­ner a. c., unsere Deputation in dieser Angelegen zwingen" im Parlament für diese Forderungen Arbeiter ihn ersucht habe, den Antrag zu über heit vorsprach und ihr die bestimmte Zusage ge- gen zu kämpfen, da müssen wir Herrn Eramet bringen, daß die Frage der sozialen Stellung der macht wurde, daß die Angelognheit im günstigen und seinem Anhang doch anraten, mit dieser öffentlichen Angestellten zum Gegenstand inter­Sinne für die Arbeiterschaft generell durchgeführt Wethode den Anfang bei den kommunistischen nationaler Forschungen gemacht werde. Der An­Vertretern im Parlament zu machen. Die Vertrag wurde angenommen und beschlossen, die treter der deutschen sozialdemokratischen Arbeiter internationale Prüfung dieser Frage sofort in der partei in diesem Staate sind immer und programmatischen Erklärung zu betonen.

Wir ersuchen Euch daher um Mitteilung, wie Euere Meinung zu diesem gemeinsamen Vorgehen ist, ob die gemeinsame Beratung möglich ist und wie die Aktion einzuleiten ist. Wir überlassen es Euch, den Ort und den Tag festzuseben, wann die Beratung stattfinden soll. Wir erluchen je doch, daß bis spätestens 13. Jänner uns mitge­teilt wird, ob Ihr mit unserem Antrag einber­standen seid.

In der Hoffnung, daß Ihr ein gemeinsames Vorgehen nicht ablehnt, zeichnen wir mit Gruß: für den Internat. Allgewerkschaftl. Verband in der tschechoslow. Republik , Diftrittsverwaltung Aufsig a. Erbe, česta Beseda: Ferd. Sramel m. p. B. Havranet m. p., Obmann.

Areisgewerkschaftskommission Aussig , Dresdnerstraße Nr. 25. Telephon 242.

An das

Distriktssekretariat des Internationalen Allgewerkschafts- Verbandes

werben wird.

Ausfig. Česta Beseda.

Zum Schlusse bemerken wir noch, daß wir berits seit Ottober vorig. Jahres ununterbrochen

drücken. Doch lam das nur selten vor, etva wenn ganz Fremde den Hof besuchten. Wenn dann der Besucher fragte, ob jenes Sind ihr Jüngstes sei, so pflegte sie verächtlich zu ant worten:

Ach nein, die junge Frau dort ist die Mutter des Kindes. Wer der Vater ist, kann ich leider nicht sagen; den fennt niemand, außer der Mutter natürlich."

Ach so, dann hat sie den Bengel wohl im Walde gefunden?"

Bielleicht. Aber sie hat ihn nicht allein ge­funden, sondern mit einem großen Lumpen zu fammen."

,, Na ja, das kommt davon. So etwas kann passieren. Die Sünde ist kurz, die Reue ist lang."

" So etwas kann passieren; aber nicht jeder. mir zum Beispiel hätte das nicht passieren können und meiner Tochter, wenn sie groß ist, gewiß auch nicht.

Ruhig, ruhig, böser Wind:

Bei solchen Unterhaltungen pflegte Margret Was man ihr bot, war nicht sehr reichlich. sich schweigend über die Wiege ihres Jungen zu Die Familie war sehr zahlreich und feineswegs beugen, dann war ihr Gesicht nicht zu sehen, aber reich und hatte nur wenig Aderland. Trotzdem wer genauer beobachtete, hätte sehen können, daß hatte man sie aufgenommen. Denn wo follte das der junge Frauenkörper von einem unterdrückten arme Wesen mit ihrem Säugling bleiben? Sie Schluchzen geschüttelt wurde. Dann sorgte sie war ja auch stets bescheiden und schwieg auch, sich doppelt um das Stind. Sie deckte es behut wenn ein scharfes oder anzügliches Wort fiel. jam zu, wiegte es und sang: Auch das Stind war recht ruhig und störte nur selten die Nachtruhe. Oft mußte die junge Schlafe schön, mein armes Kind." Mutter mit hinaus auf den See, um den Bauern zu helfen, die Neße zu ziehen. Das war je keine Wenn dann die anzügliche Unterhaltung Frauenarbeit, aber wozu war denn die Fremde zwischen der Hausfrau und dem Besuch beendet im Haus, wenn sie nicht helfen sollte? Sie ging war, nahm Margret wieder ihre Handarbeit vor stets ohne Widerspruch und strengte sich mehr an, und arbeitete emjig daran; denn zur festgesetzten als in ihren schwachen Sträften stand. Dann bat Frist mußte die Arbeit unter allen Umständen fie nur immer die Frauen, hin und wieder nach abgeliefert werden. Nur hin und wieder sah sie dem Stinde zu sehen, während sie fort war. Es von der Arbeit auf, um ihr Stind anzuschauen, war auch niemand schlecht zu ihr. Sie war so das ihr Unglück war und auch ihr einziges Glüd bescheiden und demütig, daß niemand sie zu frän- in ihrem lichtlosen Leben. ten oder zu strafen vermochte. Wenn es die Die Männer der Bauernfamilie waren rüd Belegenheit ergab, konnte freilich die Bausfrau fichtsvoller als die Frauen, die immer über solche ein spikes Wort über das Unglück" nicht unter Mädchen härter utteilen. Wenn Margret da war,

tamen die Männer nie auf diesen Punkt zu spre-| sache zu ihrem Unglück, so dachte sie an die Zeit, chen. War sie aber draußen, so begann meistens da sie als schmudes Ding von den Burschen um folgende Unierhaltung: worben, von den Freundinnen beneidet wurde und sich den Schönsten zum Manne aussuchen wollte.

Wenn der Schuft sie nicht verführt hätte, so hätte sie sicherlich einen ordentlichen, braven Mann bekommen. Sie ist doch ein tüchtiges Mädchen, bescheiden, gehorsam, arbeitsam, auch geschickt, und im Aeußern nimmt sie es sicherlich mit jeder andern auf; auch jetzt noch in ihrem Elend."

Ich wundere mich nur, warum sie den Sterl nicht auf Alimente für sich und ihren Buben verklagt hat. Der Bursche hätte für seinen Leicht­finn fräftig zahlen müssen."

Die Hausfrau, die sich über das Lob ärgerte, das man dem Ausschen Margrets gespendet hatte, nahm jetzt die Gelegenheit wahr, gegen sie zu sticheln:

Weiß sie denn überhaupt, wer der Vater ihres Kindes ist? Gewiß trieb sie sich bald mit dem und bald mit jenem rum. Was für Alimente fann sie da beanspruchen?"

Die Männer ergriffen dann die Partei der chelosen Mutter:

Berkehrt, ganz verkehrt! Sie ist feine Dirne, sondern ein armes Ding, das Unglück hatte. Jeder weiß doch, daß der junge Biar sunin, der jüngste Sohn des reichsten Besizers aus dem Flecken, sie verführt hat und der Vater des Jungen ist. Aber sie ist ja so jung und dumm und schüchtern, daß sie es nicht wagt, mit dent reichsten Mann der Gegend zu prozessieren. So gab sie ihre Ansprüche auf und lam in unsere Einsamkeit und setzte einen Strich unter die Ver­gangenheit."

Dann sah sie auf die Wiege, betrachtete lange den schlafenden Jungen, dedte ihn behutsam zu und ging traurig davon.

Wenn sie aus dem Städtchen zurückkehrte, war sie meist trauriger als sonst. Denn dort traf sie Menschen, die sie von früher her fannten. Dann hörte sie hinter ihrem Rücken tuschein oder Redensarten, die absichtlich so laut gesprochen wurden, daß sie sie hören sollte. Verärgert und gekränkt kam sie dann heim und ging rasch an die Wiege zu dem Jungen, der sie noch an das Leben band und für den allein sie all die Last tragen wollte.

Dann hob sie ihn vorsichtig aus der Wiege und legte ihn an ihre mädchenhafte Brust. Und wenn das sind dann zu saugen begann, dann empfand sie wieder Lebensmut. Schande und Kränkung, den Verführer und die bösen Men schen vergaß sie und dachte nur an ihr Stind und var erfüllt von tiefem Mutterglüd.

Satte sie ihr Kind gestillt, so legte sie es wieder in die Wiege, deckte sorgsam die leinen Gliedmaßen zu, schaufelte die Wiege, 1nd fah unablässig ihr hübsches Kind an. Und ivenn das Kind schon längst schlief, summte sie noch leise:

,, Ruhig, ruhig, böser Wind.

Schlafe schön, mein armes sind." Dann lag in ihrer Stimme etwas so Eigen­artiges, daß die Leute im Zimmer irgendwie er All die Tage saß Margret bei ihren Handgriffen waren. Die Wänner schwiegen. Selbst arbeiten ohne Unterbrechung. Staum hatte sie die Hausfrau sagte nichts und niemand hätte ein Stüd fertig, so lieferte sie rasch die Arbeit ab lachen können. Alle lauschten dem schlichten und und übernahm neue. Ging sie dazu nach dem doch rührenden Liede, der jungen Mutter. Da Fleden, so zog sie sich sorgfältig an, band einen war fic nicht mehr ein leichtsinniges Mädchen, feinen Gürtel um, ordnete sorgsamt ihr volles das um der Lust willen ihre Ghre gegeben hatte, Saar und prüfte sich lange in Taschenspiegel. sondern die unglückliche Frau, die nur noch für Sah sie dann ihr hübsches Gesicht, die erste Ür- ihr Kind leben wollte.