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6. Jahrgans.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Sonntag, 24. Jänner 1926.

Freidenker und Sozialisten fampf oder für die„ ethiſche Gefinnung" des

Von Johann Polach  .

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Nr. 21.

Shriftentums entſcheiden. Ein religiöfer Russische   Intervention in der Mandschurei  .

Ultimatum Zich ticherins an China   wegen der Bedrohnng der

oftchinesischen Bahn.

Mostan, 23. Jänner. Tschitscherin richtete an Tuantschijui eine Note, die innerha drei Tagen

1. Die vollständige Wiederherstellung der Ordnung in der Mandschurei  ,

2. Die Durchführung des Vertrages und

3. Die Freilassung des Leiters der oftchinesischen Bahn I wano w verlangt.

Die Note schlicht:„ Wenn die chinesische Regierung aus irgendwelchen Gründen außerstande ist. eine friedliche Lösung der Frage zu gewährleisten, so bittet Somjetruflond die chinesische Regierung, ihr die Erlaubnis zu geben, mit eigener Kraft die Durchführung des Bertrages und den Schutz der beiderseitigen Interessen sicherzustellen. Ich erwarte Antwort. Tschitscherin."

Diese Note soll& arachan, dem Konsul in Mulden, zur Weitergabe an Tschangjolin, den chinesischen Befehlshaber in der Mandschurei  , übergeben werden. Karachan soll ihn auf die schwere Verantwortung aufmerksam machen und ferner betonen, daß die Sowjettegies rung Antwort erwartet. *

Sozialist" sei ein hölzernes Eisen" oder eine „ edige Kugel". Soviel Worte, soviel Der Artikel über den Programmpunkt rrtümer. So logisch wie in einem Lehr­Religion ist Privatsache", den Gen.. Jakich buch der Logik geht es im Leben nicht zu. Es am 3. Jänner im Sozialdemokrat" erscheinen gibt tatsächlich zahllose Sozialisten in allen ließ, hat eine lebhafte Diskussion entfesselt, der Ländern und bei allen Völkern, die auf dem zwar bei unseren gegenwärtigen politischen Boden des Klassenkampfes stehen, an Klassen­Sorgen teine besondere Dringlichkeit zukommt, fämpfen im gewerkschaftlichen und politischen die wir aber doch als nüßlich begrüßen wollen. Reben teilnehmen und sonst religiös und gottes­wenn sie zur Klärung des Gegenstandes bei- gläubig sind, ja es gibt schon viele Priester trägt. Daß sich die kommunistische Presse auf( weniger bei uns als in den angelsächsischen Jakichs Artikel gestürzt, auch ihn zum Anlasse Ländern), die den Kampf der Arbeiterschaft rer lendenlahmen Angriffe auf die Sozial- egen den Kapitalismus zu ihrem Kampfe demokratie macht, gibt zur Aufregung feinen machen. Will Professor Hartwig all diese als Grund. Im Gegenteil, es wirkt erheiternd, wie unvollkommene Sozialisten aus den Reihen sie ihre neueste Methode der Sozialistenbe- unserer Mitkämpfer ausschließen? Es hat Klaj­fämpfung, Sozialdemokraten" gegen uns senkämpfe und Klassenkämpfer, es hat kommuni­sprechen und schreiben zu lassen auch auf diesem stische Bewegungen schon in der vorkapitali­dazu besonders untauglichen Gebiete zur An- ftischen Zeit gegeben und auch nur eine geringe wendung bringen. Sie drucken einen Artifel Kenntnis ihrer Geschichte müßte den Profeffor Peting, 23. Jäner.( Reuter.) Ba'tschiaopu| scher Gesinnung und verlaufen jeht Fahrkarten des Genossen Professor Hartwig, der Hartwig belehren, welch große Bedeutung für richtete an Tichangjolin ein Telegramm und for- für die von Charbin   nach Süden verfehrenden am 15. Jänner im Freien Gedanken" erschien, diese Bewegungen die Bibel gehabt hat. Denn derte die sofortige Freilassung Iwano w 3. Be am 17. Jänner im Reichenberger Vorwärts" nicht was die rationalistische züglich der übrigen Fragen erklärte er, daß sie ab, nachdem sie schon früher auf sein Erscheinen Bibelkritik aus der Bibel heute sofort werden erledigt werden. und seine Bedeutung aufmerksam gemacht. i est, sondern was die Unterdrück Welch ungewöhnliche kommunistische Ehrung ter weit zurückliegender Jahr­Mostau, 23. Jänner  .( AR.) Der militärische hunderte aus ihren Worten Befehlshaber in der Mandschurei  , der chinesische eines Sozialdemokraten! Professor Hartwig nimmt die Meldung,") herausgehört, war für ihr Ver­General Isch angiolin, treibt sein Untvesen auf der oftchinesischen Eisenbahn weiter. Die chi daß der ADGB.( Algemeiner Deutscher Ge- halten bestimmend und ausschlag- Beting, 23. Jänner  .( Reuter.) Der sowjet- nefifchen Soldaten schlagen unbarmherzig die werkschaftsbund) in seinem Buchverlag das gebend. Nur der Mangel historisch- kritischen russische Militärattaché, der in Charbin   weeks Borstände auf den Eisenbahnstationen, laffen Neue Testament herausgibt und seine Lektüre Sinnes fann auf den naiven Einfall geraten, Leitung des Transportes sowjetrussischen Militärs Züge ab, wann sie wollen, und drohen dent den Arbeitern empfahl, zum Anlasse, die volle die Kampfformen, die im Zeitalter des moder nach den öftlichen und südlichen Sektionen der off. Personal mit Erschießen, wenn sie sie nicht um Schale seines den Gewerkschafts- chinesischen Eisenbahn eingetroffen ist, teilte offi- sonst auf der Eisenbahn fahren werden. Der Ab­ziell mit, daß der Direktor der Bahn, hutant des Generals Tschangfolin, der General die Unver- des Proletariats die historisch gege Iwanow, verhaftet wurde. Der Sowjet- Tichan- Sua- San. erließ einen Befehl, in welchem einbarkeit religiöser Gesinnung mit soziali benen find, zum Maßstabe der sozialen Stämpfe botschafter, fandte ein Telegramm an Tschangfolin er dem Sowjetpersonal der Eisenbahn mit dem stischer Ueberzeugung zu verkünden. Er wieder- in früheren Zeiten zu machen, zu deren gänz mit der Drohung, daß die Sowjetarmee die oft- Erschießen droht, falls die Züge nicht regel­holt die schon vielfach vorgebrachte und ebenso lich verschiedenen Ideologien in Beziehung zu chinesische Eisenbahn beseßen werde. mäßig verkehren werden. Das Eisenbahnperso­vielfach widerlegte Anschauung, als ob nur ein ießen. Die fommunistischen Sekten der urdhrift­Die Chinesen ernannten zum Direktor der mal hat die Folgeleistung dieses Befehles abge­Freidenter ein vollkommener Sozialdemokrat chen Zeit, die Anhänger der kezerischsozialen östlichen Sektion der oftchinesischen Eisenbahn| lehnt und erklärte, daß sie nur ihren Vorständen fein könne. Ueber die Frage, ob der Gewerk- Bewegungen, gegen die fich Papst, Kirche und einen russischen Ingenieur mit antisowjetrussi- gehorchen werden. schaftsbund die Evangelien herausgeben durfte. Inquisition   gewendet haben, die englischen

bund auszugießen und leidi Rapitalismus für den Befreiungsfampf

ob er diese Herausgabe mit der Forderung Bauern des 14. Jahrhunderts, die aufrühreri­

Der russische Direttor der Bahn

verhaltet.

Züge.

Bedrohung des Eisenbahnpersonals.

nach Toleranz, mit dem Hinweise auf ihren schen Bauern in Deutschland   und die Suffiten, der Freidenker. In demselben Maße als sich nach der Erklärung der Religion als Privat­ethischen Wert, mit dem Wunsche, die Arbeiter alle diese Vorläufer des modernen Proletariats die sozialistische Bildung verbreiten und verfache nicht ernst gemeint hätten. Durch Er­mögen sich mit dem Inhalte vertraut machen, haben ihre Kampfbegeisterung vielfach aus der tiefen wird, wird auch die Wirkung religiöser wed ung derartiger Vorstellungen für Sozialisten genügend begründete, mögen Bibel geschöpft und wenn sie von der evan- Dinge abnehmen. Durch die Auflä- wird den klerikalen ihr Verleum­die Meinungen geteilt sein. Was freilich Pro- selischen Freiheit" sprachen, io dachten sierungsarbeit mancher Freidenfer, dungsgeschäft gegen die Sozial fessor Hartvig seinem Angriffe auf den ADGB. wahrlich nicht ans Simmelreich, deren Betrachtungsweise an wij demokratic erleichtert. Denn eine noch hinzufügt, vermag einer sachlichen und gefondern an ihre irdischen Nöte senschaftlicher Höhe die der Kleri flerifale Verleumdung ist es, wenn die leri­rechten Nachprüfung nicht standzuhalten. Er und an ihre sozialen Forderun talen nicht übersteigt, wird da oft falen unsere Forderung nach Trennung von hält die Evangelien für ein Pamphlet aufgen. Daß sie diese mit den Worten der Bibel mehr zerstört als aufgebaut. Gewiß Kirche und Staat" als ein liftiges Manöver den Sozialismus und hat für die entgegenge- aussprachen, bestätigt, wie wenig Hartwig recht ist die spezifische Aufgabe der Freidenker der zwecks Ausrottung der Religion bezeichnen. jeßte Meinung des   ADGB. die Antwort, daß hat, wenn er sie als eine Absage an den So- Kampf gegen den Klerikalismus als einen der Es wird von den Klerifalen als eine Unter­Diese Anschauung ein„ blühender Blödsinn zialismus“ bezeichnet und nichts ist für die gefährlichsten Feinde des Proletariats und eines Stübung ihres verleumderischen Beginnens freu­unmarristischen Denkens jei." In seinem Borne einstige tatsächliche Wirkung der Evangelien ihrer Kampfmittel ist die Agitation für den dig begrüßt, wenn die persönlichen Anschauun­über die Verlegung seines freidenkerischen charakteristischer, als daß der Besis einer Bibel Kirchenaustritt. Bei Anwendung dieses Kampf gen führender Sozialisten über die Fragen der Empfindens, die in der Herausgabe der Evan- einen Verfolgungsgrund für den Besitzer durch mittels fommen sie naturgemäß leicht über die Religion auch für sie ist die Religion Pri­gelien gelegen ist, fügt er hinzu, daß nicht der die Organe der Kirche bildete. Dieses tausend- allgemein- sozialistische Linie der Bekämpfung vatsache erzählt, hingegen die von ihnen Stapitalismus der größte Feind des sozialen iährige Verwurzeltsein der sozialrevolutio- des Klerifalismus hinaus. Ihre Bekämpfung als Sozialisten erhobene grundsägliche Forde Fortschrittes sei, sondern die Indolenz der nären Strömungen mit religiösen Ideologien, des Klerikalismus wird zur Befämpfung der rung nach absoluter Neutralität in religiösen Massen und die reaktionäre Gesinnung gewisser das freilich heute der Vergangenheit angehört. Religion. Sie gewinnen zwar eine Zahl von Dingen übersehen und verschwiegen wird. Das " Sozialisten". Das ist schon ein wenig Stil widerlegt Professor Hartwigs geschichtsfremde, Menschen für den Kirchenaustritt, stärken aber, acjchicht besonders häufig-leider ist auch des Reichenberger„ Vorwärts". Sodann wendet in der Luft schwebende Kritik, die einzelne ähnlich wie die seinerzeitige Los- von- Rom- Be- Gen. Hartwig in diesen Fehler verfallen- in sich Professor Hartwig dagegen, daß das Neue Worte und Säße herausgreift und sie in eine wegung, das kirchlich- religiöse Bewußtsein einer Bezug auf August Bebel  , der unbeschadet seiner Lestament vom Buchverlag des Gewerkschafts  - unrichtige Beleuchtung rückt. Man verstehe uns vielfach größeren Zahl. Mit der Konstatierung persönlichen areligiösen Ueberzeugungen( gleich bundes als ein religionswissenschaftliches recht. Keinem Sozialisten, auch nicht dem, der dieser Tatsache soll die kulturell wertvolle Be- Riebknecht) auf Kongressen jene Stellung zur Buch bezeichnet wird. Er hat in dem Sinne von seinem Parteirechte, seine persönliche reli- deutung der Freidenferbewegung nicht ge- Religion eingenommen hat, der die Sozial­recht, daß der Inhalt der Bibel vor dem Wissen- aiöse Stimmung oder Ueberzeugung als seine schmälert werden, sie sollen nur an die demokratie in all ihren Programmen Ausdruc schaftsbegriff nicht bestehen kann, weiß aber Privatsache anzusehen. Gebrauch macht, wird natürlichen Grenzen ihrer Par- gegeben hat. Heute, da die sozialistische Bewe­natürlich, daß man vom Begriff der Wissen- es heute einfallen, den Kampf um seine sozialen tei aufgabe erinnert werden. Die gung Schichten und Streise ergriffen hat, in schaft im strengen Sinne absieht, wenn man Rechtsansprüche in anderen als in den welt- Forderung nach der Respektierung der Grenzen Senen die religiöse Tradition und das religiöse den Ausdrud Wissenschaft in seiner buchtech- lichen, durch die kapitalistische Entwicklung gilt für alle mit Sonderaufgaben betrauten Empfinden noch stärker vorwaltet, da der nischen Bedeutung anwendet, wie dies der gereiften Formen des Klassenkampfes zu führen. Organisationen innerhalb der Partei. Es über- Stlassentampf im Dorfe beginnt, ergibt sich die Buchverlag tut. Der Spott gegen die Bezeich- Es wäre aber eine Ungerechtigkeit, jene Prole- schreitet dieje Grenzen, wenn die Freidenker grundsäßliche Forderung auch als oberstes nung der Bibel als eines der„ Religionswissen- tarier, die sich von religiösen Anschauungen zur Wahl ausschließlich konfessionsloser Kan- faftisches Gebot im Interesse unseres soziali­schaft“ zuzurechnenden Buches wirkt darum nicht freimachen wollen oder können, als min didaten auffordern, es überschreitet die Gren- ftischen Denkens, im Interesse der sozialistischen  ein wenig übertrieben, der Kampf dagegen derwertige Sozialisten zu bezeichnen, ihre sozia- zen, wenn der Programmforderung nach Wachterweiterung. Otto Bauer   hat in listische Treue und Zuverlässigkeit anzuzweifeln, Trennung von Kirche und Staat eine religions- seiner Festrede im Arbeiter- Abstinentenbund Doch der Hauptpunkt von Hartwigs Kritik wie dies in der Konsequenz der von manchen feindliche Interpretation gegeben wird, es über- von der Notwendigkeit und Schwierigkeit gea liegt in der Erklärung des Neuen Testaments   reidentern geäußerten Anschauungen gelegen schreitet die Grenzen, wenn durch eine sprochen, die Maifenorganisation und besonders der Bergpredigt als einer„ A b- ist. Es ist eine der Hauptaufgaben des Sozia- höhnische, die wirklichen Motive in Einklang zu bringen mit ben lage an den Sozialismus". Indem lismus, das Proletariat durch wissenschaftliche entstellende Darstellung der Ak- Aufgaben der Sonderorganisa­allem nach der tionen des Gewerkschaftsbundes tion. Das gilt auch vom Verhält­diese die Seligkeit der Sanftmütigen, der Aufklärungsarbeit vor Friedfertigen, der um der Gerechtigkeit willen ökonomischen und soziologischen Seite gei- Mißtrauen gegen den Mutter- nis der Partei zu den Freiden­Beidenden preise, stehe sie im Widerspruche zur ſtig freizumachen und ihre Pflicht die boden der Arbeiterbewegung ge- tern. Es wäre zu wünschen, daß die Frei­Alaſſenkampfforderung des modernen Sozialis- Pflicht ihrer religiösen und ihrer anti- pflanzt wird. Besonders aber überschreitet denker diefer Schwierigkeit gewachsen wären mus. Man müsse sich entweder für den Klassen- religiösen Bekenner- den Kampf gegen es die Grenzen, wenn die falsche Vorstellung und dies durch bessere und überzeugendere die in ihren Endzwecken durchsichtige Ver- genährt wird das geschieht oft durch ein Argumente bewiesen, als sie in dem vom Prä­" Diese Meldung" hat sich inzwischen als dummungspolitik der Klerikalen mit aller aus -fidenten der Freidenferbewegung im Freien Balschmeldung erwiesen, worüber wir im Stücksichtslosigkeit zu führen. Das ist eine allge- als ob die großen Erwecker und Führer des Gedanken" und im Vorwärts" veröffent­Innern unseres Blattes berichten. Anm. d. Ned. meine Aufgabe der Partei und teine spezielle Proletariats die programmatische Forderung| lichten Aufsaße zu lesen sind.

grotest.

Demmenhange gerissenes Bitat

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