24. Jänner 1926.
Seit« 3.
Ter Bankrott einer Lüge. Nicht der deutsche   Gewert chaltsbund, sondern die Sowsetreglerung gibt die Bibel heraus!
Die konmmuisti scheuWahlsiegen"(von Gnaden der Koalition) haben gegenwärtig alle Hände voll zu tun, die Anfmcrlsanrkcit der Ar­beiterschaft von der eigenen Partei abzulcnken. Es droht ihnen näiulich die ernste Gefahr, das; die konlinunistlschen Arbeiterwähle'r ans der Einlösung der schwindelhaften Wahlverspre« chungen beharren und von der größten Arbeiterpartei der Republik   verlangen, sic solle endlich cinnial zei­gen, wie sie den Kampf gegen die soziale und po­litische Reaktion wirksamer führet« kann als die Sozialdemokraten. Um nun die Arbeiter über die völlige Un. fruchtbarkeii und Schädlichkeit ihrer Politik hin- weg;utäuschcn, ist den bolschewistischen Machern das verwerflichste Mittel geradezu gut genug. In der letzten Zeit verlegten sich die Kommunisten auf das armselige Gewerbe, die Freidenker gegen die sozialdcmoiralische Partei anszuputschen. Eine große Rolle spielte dabei die Behauptung, daß der Allgemeine deutsche Gewerkschafts­ bund   unter die B'bclfabrikantcn gegangen sei und daß er durch die Herausgabe des Neuen Testamentes dem Klcrikalisnrus HclfcrSdienste leiste. Ter RcichcirbergerBor- wärts" und dieInternationale" leben schon seit Wochen von diesem Schlager und auch mancher Sozialdemokrat, der noch nicht gelernt hat. daß man hinter jedes kommunistische Wort drei Frage­zeichen setzen muß, ist auf diesen Schwindel hin. eingefallen. Aber auch in diesem Falle sollte sich das Wort bewahrheiten, daß Lügen kurze Beine haben. Ter Berliner  Vorwärts" bringt nun eine Darstellung des A. D. G. B., ans der hervorgcht, daß die Kommunisten wieder einmal mit verlogeiten Behauptungen operiert haben. Die Kommunisten lügen, wenn sie behaupten, daß der A. D. G. B. als Bibelsabrikant tätig sei, sie lügen, wenn sie sage»«, daß der Verlag des Aewcrkschastobundcs das Neue Testament heraus­gegeben hätte. DaS strittige Buck ist nicht im Verlag des A. D. G. B-, sondern in dem bekannten R e- klamverlag(Leipzig  ) erschienen. Anlaß zu dem lauten Gezeter der Äolschcwilei« gab lediglich der Umstand, daß der besagte Gewrrkjchaftsverlag ein Prospekt des Rcklam-Berlgges mit zum Versand brachte, in dem außer einer Gesamtaus­gabe von 1001 Nacht und sonstigen Werken d?r Weltliteratur aus der letzten Seite auchdas,iit die Sprache der Gegenwart übersetzte Nette Te­stament" empfohlen wurde. Man kann ja schließlich auch der Meinung sein, daß die Versendung eines derartigen Pro. 'pekteS durch den Gewerkschaftsverlag ttnstaithaft
>var, doch man vergleiche den oben geschilderten tvahren Tatbestand mit den demagogischen lieber, trcibungcn der Bolschewikenpresfe. Wie sehr übri- gcns die künstliche Aufregung der Kommunisten im Gegensatz zur Bedeutung des Objektes steht, beweist die Tatsache, daß auf Grund des erwähn­ten Prospektes»m Zeitraum von 10 Monaten ganze 8 Exemplare der Reklamschcn Bibel- ausgabe a b g e s e tz t wurdet«. So ist der kommnnistischc Feldzug gegen die svzialvcrrätcrischcnBibelfabrikanten" wieder einmal gründlich danebengelungcn. Tic Flut von Vorwürfen und Beschimpfungen, die aus diesem Anlaß verschivendet wurde, kann also weder die Sozialdemokratie, noch der« A. D. G. B.   treffen, sondern höchstens die russische Sowjet- r e g«e r u n g. Tie richtigen sozialistischen   Bibelfabrikanten sitzen nicht In Berlin  , sondern in Moskau  . Tenn niemand anderer als die Sowjelregierung hat erst kürzlich einer amerikanischen Bi­bel g e s e l l s ch a f t die Genehmigung für den Druck einer erheblichen Anzahl voii Bibeln in dcii RegiernngSdruckereien von Le­ningrad und Moskau   erteilt. Ein Teil der Auf­lage soll allerdings nickt zurgeistigen Befreiung" des russischen Mnschiks bcstinnnt sein, sondern er wird den Redaktionen der westeuropäischen .'tommnnistenblättcr für den«vcitercn Kampf ge­gen die Sozialdemokraten zur Verfügung gestellt werden müssen... Tie Arbeiter können ans dieser Cache lernen, daß die Wahrhaftigkeit der kommunistischen   Zei- liiugSberichte stets in striktem Gegeivatz zu ihrer Aufmachung steht. Und ganz besonders die so- zialdemokrätischen Freidenker werden die plötz­lich erivacbte Liebe und Begeisterung der Kom­munisten für die Frcidcntcrsachc gebührend zu «vürdigen wissen. Tenn dlcselbcii Leute, die in Moskau   gemeinsam mit amer'kanische»« Kapitalisten Bibeln labrizle- ren, die die mohammedanischen Völker Asiens   und Afrikas   zumheiligen Krieg" geaen England aus­stacheln, die mit der stockklerikalen kroatttcken Bauernpartei in einer Internationale gesesien sind, dieselben Leute, die in der Slowakei   mit den« Rosenkranz   für die Weltrevolution aoilicrcn, sind in der Maske des antiklerikalen Vorkämpfers höchst lächerliche Figuren. Während wir»nS in ernster Auseinanderset­zung bemühen, über, die schwierigsten Probleme der Arbeitcrbewcgnng Klarheit zn schaffen, leitel d:e Kommunisten mir der Wunsch, die Frcidcn- kcrbcwegung für ihre Parteiintcressen zu nriß- brauchen und der sozialdemokratischen Partei einige Anbänger abzujagen.
Traurige Wahrheit iiber SoivjetrWand. Armieiiger Bericht ves Nntzianddelegierten Schenk und die Märchen Dr. BaUo8el5 in der Prager Ber'omm'ung.
dem Ministerpräsidenten.;«« verdolmetschen. Der Vertreter der tschechischen sozialdemokratischen Partei gab seine Zustimmung zu dem Anträge kund, der aber bei der Abstimmung mit 10 gegen 8 Stimmen abgclehnt wurde; die tschechischen Nationalsozialisten batten nämlich teils dagegen gestimmt, teils sich der Abstimmung enthalten. Im Parlamente gehört ,^Bruder" Bene; zu den eifrigste«« Verfechtern der Anerkennung der Sow­jets; im Prager   Ratbaus,«vo seinBruder" Baza die Politik der Nationalsozialisten be- stimint, ist seine Partei also anderer Meinung. Die nationaltemokratische Aufregung dar­über, daß in Prag   trotz des Urteils des Obersten Verwaltnngsgerichtes dasnationale Empfinden schläft", ist groß. TieN ö r o d n t Li st h" nifcn in ihrer um 9 Uhr'abends erscheinenden Morgen­ausgabe und in ihrer um 9 Uhr vormittags er­scheinenden Abendausgabe in bewegten Klage­tönen zum Kampfe auf.. Damit die Sache noch «nehr in Schwung gebrächt wird, hielt der Klub der Abgeordneten und Senatoren der national- demokratischen Partei eine Sitzung ab, in der Dr. Krams k Bericht über die politische Situation, besonders über dieTragweite der Entscheidung des Oberste«« BerlvaltnugSgerichtcS" sowie iiber den Umstand, daß die Sprachcnvcrordnungcn noch nicht berauSgegcbcn worden sind, erstattete. Ueber den Gegenstand entspann sich eine ausführliche Tcbatte, in welcherkonstatiert wurde, daß die Niederlage, die die tschechische Sache beim Ber- waltungSgerichtc erlitten, die frühere und auch gegenwärtige RegierungSniajorität verschuldet habe". Tie frühere RegicrunoSniajorität habe genügend Möglichkeit gehabt, die Novellierung des 8 M b«r Gewerbeordnung dnrchznfübren, habe cS aber nicht ge'an. Auch die gegenwärtige Regie- rungSmajorität habe genügend Zeit gehabt, die Cache zn verbandeln. Die Entscheidung des Ver- «valtnngSgerichtSboscs werde für dieSit««ation der Grenzer" weittragend sei»««ind sehr unfclige Folgen babrn. MaS die Sprachenvcrordnungen betrefkc, so sei zu bedauern, daß die sozialdemo­kratische Partei ibre HwanSgabe nicht wolle,ob­wohl sich die Taktik der Barte« an ihren eigenen Anhängern rächen>vird". Ter Klub beschloß weitere Schritte in der Angelegenheit. Alldrutsch zieht!" Also behauptete Obmann Schiinana auf dem EgererParteitag" seiner all­deutschen Parte«, ohne aber selber a««ch nur in« Entferntsten an die Richtigkeit dieser seiner Be­hauptung zu glauben, den«« die Alldeutschen sind noch wie vor ein verschwindend kleines Häuflein das höchstens den Zweck hat, das Chaos im deutschbürgcrlichen Lager noch zu vergrößern. Jedenfalls nm dieser A««fgabe von«n««« an noch mehr als bisher gereckt zu«verdcn, sprach sich die Mehrheit diesesKongrcsics" dafür ans, bei -en nächsten Wahlen auch z« kandidieren. Natür­lichselbständig".Bindungen mit Parteien entgehen". sag'« einer der Rednerdi e a n tri bat außerdem am nächsten Tage sofrt die Be- dulden, können wir nicht." Wir nehmen an. daß sich auch in diesem Falle einige Parteien melden werden, die die Alldeutschen höflich er­suchen«verdcn, diese Ehrenrührigkciten zukon­kretisieren".
Oie auf ehaltene Waffersendung. Angeblichharmlose Jugdmunition", um deren Turchsuhc jedoch die italienische   Militärmission ansucht. Wien  , 28. Jänner. Tas HeereSministerium versucht, die Maffenseidung, die gestern in Graz angchalten wurde, als ganz harmlos hinzu­stellen und zu behaupten,> eS sich nur um Munition für Jagdgewehre gehandelt habe. Dem­gegenüber steht fest, daß das Kaliber der Patronen durchaus für Mil tärgcwchre paßt und daß na- nienüich das Ansuchen um die Transportbescheini- gurg von dein A'aior Franc!ui Sleppo von der italienischen M.liiärmission in Wien   beim Ministerium des Aeußern überreicht wurde. Man kann liidyt gu« aniiebmeii, das; die italienische   Mi- tilärm ssion sich für Jagdgewehre und deren Mu­nition interessiert. In diesem Gesuch«var die Durchsuhr von zwei Transporten verlangt, und zwar eines kleineren««ach Finnland   und eines größeren, eben dc.S gestern ano^lwltenen, nach R«l- män en, der über Ungarn   gehen sollte. Ter klei­nere Transport scheint inzwischen durchgegangen zu sein, wahrend der größere angehalten«veroen konnte.
Vie Vooo'ari ergeben sich. Annahme der Bedingungen Mussolini  ». Rom  , 28. Jänner. In der gestrige» Kammersitzung mußte»« gemäß der fakeistischen Aussorderung zwei Popolariabgcordnete Anile und Di Fausto sowie der Bauernbündler Scotti die Erklärung abgeben, daß sie die Be­dingungen des Regierungschefs für die Rückkehr in die Kammer annehmen. StalieniimF Sorachnii ung lür A.Z.T SIH tzen. Mussolini  » neuestes Lorbeerblatt. Rom  , 23. Jänner. DaS Amtsblatt veröffent­licht daS königliche Dekret vom 17. dS., wonach in jenen Elementarschulen der neuen Provinzen, die noch nicht vollständig it lienisicrt sind, kein Schüler in die höhere Klasse anfsteigcn kann, tvenn er nicht eine Prüfling in der italieni  'chen Sprache bestan­den bat. Zu diese««« Zwecke n«r«ß wen-gstens in fünf Stunden innerh lb des normalen Stunden-! planes der Unterricht in italienischer Sprache er­teilt werden.
Es lohnt der Mühe noch einnial und etwas ausführlicher auf di« von den Kommunisten ein- berrlfene Rußlandversammlung zlirückzukomiucu, die am Freitag abends im Prager EafüNizza  " tatffand. Ta auch die Prager   deutschen   Sozial- »emokraten ihren koinnmnistischcnParte ig uäs­en" Schenk und seineWahrheiten" über Ruß­end einmal hören wollten, setzte sich die Ber- ämmlung, die drückend voll«var, etiva zu einem Drittel aus Sozialdemokraten, zu zwei Dritteln aus Kommunisten und Auchkommunistcn zusam­men. Unter dem Vorsitz des Kommnnistcn W i- t i« r k a, als dessen Stellvertreter Genosse K ö h- l e r inS Präsidiiim gewählt«vurdc,beschloß" die Mehrheit zweieinhalb Stunden Redezeit für die beiden koininnnistischci» Referenten Schenk- uiid Dr. BartoSck eine Stunde für den sozialdemokra­tischen Korreferenten. Um cs gleich vovtveg zu ägen: der Bericht Schenks war das dcnkbgr Armseligste, daS über dieses Thema überhaupt gesagt werden konnte««nd man empfand ständig daS drückeirde Gefühl, daß cs den Kommunisten wirklich schon bis zu einem gewissen Grade gc lungen sein mutz, die Arbeiterschaft nm ihre Ur­teilskraft zu bringen, wenn sie solcheBericht­erstatter" nicht M't Schimpf««nd Schande davon­jagt. Ohne auch nur den geringste«« Versuch zu niachen, eine Streitfrage über' Sowjetrnßland aufzurollen oder gar das bolschewistische St)ste»i aus feine Anwendbarkeit auf nichtrussischc Ver­hältnisse z»« prüfen, begnügte sich Schenk mit der Aufzählung aller angeblich lichten Punkte, die man ihm in Rußland   gezeigt hat««nd die er völlig kritiklos ancinandcrreihte. Die Art, in der er es tat, bewies eine geistige Bedürfnis­losigkeit, die cS icdem denkende«« Mensche» ver­bieten müßte, diesem Berichterstatter überhaupt ein Urteil über Rußland   zuzulrauen, daß er aber das Sowjetparadics nur in seinen wirk- ltchen und angeblichen Vorzügen pries, beweist, daß««te»' in Schenk ein blind ergebenes Organ der Kommunisten vor sich hat und nian staunt über seine Kühnheit, sich dennoch immer noch als Sozialdemokraten auszugebe««. Er erzählte die russische«« Wunder der Sozialversicherung, der Arbeitslosenunterstützung, der Arbeitszeit, der Wohnungspnlitik, der Säuglingskrippen und machte mit all dem selbst auf den koinmunistischeu Teil der Versainmluilg nicht den geriilgsteu Ein ­
druck. Er schilderte die russischen Gefängnisse als geradezu ideale Erziehungsanstalten, in denen sich die politische«« Häftlinge geradezu sauwohl fühlen, die russische«« Kasernen verglich er mit Bildungsstätte«« und berichtete vo«i Rekruten  , die ihn«, dem Schenk, gesagt hätten, daß sie ger«« bei««« Militär seien,«veil sic ja da Lesen und Schreiben lernen! Bon den sozialrcvolutionären Gefangene«« in Tiflis   teilte er mit, daß sic an dem bolschewistischeu Regime mir das eine ausdrück­lich aussctztcn, das; es nämlich auf dasreligiöse Empfinden" des Volkes feine Rücksicht nähme. Mi« glühender Begeisterung machte Schenk die Hörer auf die russischen Museen anflnerksan«, in deiie«» so vieles zu sehen sei sogar der Lause- kanini Rasputins  ! Und an einem drastischen Bei­spiel zeigte er die freie Stellung des russische,n Arbeiters, der völlig ohne Gefahr jede Beschwerde Vorbringen dürfe, sogar die,'daß die Fabriks- Pfeife«ich« laut genug töne, nm ihn zn erreichen und rechtzeitig zur Arbeit antreteir zn lasse««. Man halte Mühe, in diesen einnnteinhalb Stunden das Lache«« zn««nterdrücken, wobei aber die heitere Wirkung dieses Berichtes eben immer wieder durch das traurige Gefühl darüber­verdrängt wurde, daß cs»«öglich sei, solches als ernstlichen, ja vielleicht entscheidenden Beitrag zu dem gewaltigen und Uesen Problem Sowjet­rußlands z«« liefern. Könnte für Schenk noch der Milderungsgrund sprechen daß er als einfacher Arbeiter nichts Bes­seres zu sagen verstünde, so hat aber-Herr Dr. Barto tick für seinenVortrag" höchstens die Entschuldigung fiir sich, daß er sich ja erst kurze Zeit hi der überrcvolutionären Haut befindet. Er sprach vo>« der geistigen Blockade des neuen Rußland  , von der neuen, kräftigen Intelligenz, die dort hcrauwachsc, von der russischen radikalen Trennung zwischen Staat und Kirche, würzte seine AuSführilngen auch a la Schenk mit imponieren­den Anekdoten von der Art, daß tue russischen Zuchthäusler von denen Schenk in einen« ein­zigen Strafliaus 10.000 antraf! eine wissen­schaftlich festgesetzte Diät genießen aber an den Kernfrage«« redete er ebenfalls nngeniert vorüber. In deren Behandlung ging erst der Kor­referent, unser Genosse Dr. Franze! ein. In einer den Koimnunisten sehr nnangenchinen
Rundfunk für Me! Programm für heut«, den 2s. d.M. Prag  , 18: Konzert; 18.18: Deutsche   Sendung auf Welle 800. Univ.-Spra«hlehrerin Frau G. Veidl-Hackel; Rezitationen moderner Balladen; 20.02: Ballettabend. Brünn, 19: Orchesterkon zcrt. London  , 22.18: Streichquartett. Pa ­ris, 21.80: Radio-Jazz.Berlin  , 20.30:E.T.A. Hoffinann-Abend. Stuttgart, 21: Bunter Abend. Leipzig, 19.80:Die lustigen Weiber von Windsor  ". B r c S l a n, 20.10: E.T.A.Hoss- mann-Feier.' München  , 20.80: Popick. Sonn- tagSkonzert. Frankfurt, 20.30: Neuere franz. Dichtung. Wien  , 19.40:Tosco". Zürich  , 20.15: Orchesterkonzert. * Programm für morgen, den 25, d.M. Prag  , 20.50: Klavierkonzert. B r ü n n, 20.10:Die Rose von Stambul". London  , 23.30: Arien und Lieder.--- Paris  , 21.20: Kon­ zert  . Berlin  , 19: Orchesterabend. Stutt ­gart, 20:Preziosa". Leipzig  , 20.15:Ter Opcrnball". M ü n ch c n, 21: Zwei Einakter  . Breslau  , 20.15: Bänkelsang lind Moritat. Frankfurt, 19.30: 7. MontagS-Konzert. W i c it, 20.15: E. T.?(. Hoffmann-Abend. Züri ch, 20.30: Aus alter und neuer Zeit. * Wellenlängen der Stationen: Prag  308, Brünn 750, London   365, Parts 1750, Berlin  505 und 576, Stuttgart   443, Leipzig   452, BreSlai« 418, München   185, Frankfurt   470, Wien   530, Zü­ rich   513 sachlichen Weise zeigte er, wie die Rußland   delegierten geflissentlich alle Sck-attenseltc» der fo« jetistischen Zustände übersehen, von de» elen­den Lohne» der ungelernten Arbeiter, von der Beschränktlieit der Sozialversicherung und Ar- bcitsloseunntcrftützung, von der Frauenarboit, von der russischen Presse und sonstigen politischen Unfreiheit, von den Verfolgungen der Anders­denkenden, ja sogar von der Meinungsdrosselung im kommnnistischen Lager selbst nicht reden und immer nur auf die sozialreformatorische und volksbildnerische Tätigkeit der Sowjets Hinweisen, die itiemand bezweifelt, die sich aber in nichts voll derselben Arbeit der sozialdemokratische«« Parteien in de«« andere«» Länder«« unterscheidet, ohne das; dazu eine bl««tige Diktatur über die Arbeiter­klasse»otivendig«värc. Was in Rußland   herrscht, ist Staatskapitalismus, im besten Falle Staats- wzialiSmns. Klipp und klar stellte Genosse Franzel den Rnßlanddelegierten die Frage, um die cS in Wirklichkeit geht, ob sic der Ueberzeu- aung wären, daß das bolschewistische Beispiel aus die anderen Länder z>« übertragen tväre und ob der Weg der Russe  «« der einzige z««««« sozialistischen Ziele wäre. Unsere Begeisterung für Sowiet-' rußland   aber werde so lange nicht wieder den alten Grad erreichen können, solange dort unsere Genossen in de»« Kerkern schmachten und so lange das Sowjetregime mit seiner Dritten Inter­nationale denVernichtnngSkampf" gegen die Sozialdemokratie als.Hauptaufgabe betrachten. Tie Ausführungen des Korreferenten hatten die KoitttMlnistcn etwas««ervös gemacht. Der Abg. Kreibich die Kommunisten hatten, jedenfalls um dieWahrheit«über Sowjetruß­land" für sich selber sprechen zu lasse««, nntcr an­deren« nur z w ei A b g c or d n e t e als Not- Helfer zllgezogen hatte als erster mit Zwischen­rusen begonnen, auf die wir ihn« aber die Ant­worte» nicht schuldig blieben. Nun stieg er als erster auch in die Debatte. Obzwar ihn« die Rede­zeit künstlich verdoppelt wurde, ging auch er auf die einscheidende Frage nicht ein. Daß Kreibich selber fühlte, das; Beredsamkeit allein»nr Augenblickserfolge erzielen könne, zeigte er selber gleich darauf, als Genosse Dr. Straus; daS wahre Gesicht Sowjetrußlands an Hand einiger unwiderleglicher Zitate aus amtlichen sowjetrussischen Erklärungen und der offiziellen Rcgiernugspressc zeichnete. Ta unterbrach.Z'treibich unausgesetzt irnd in de«- hivigsten Weise den Red­ner, bis der Rcgieruugsvertreter die erregte Stiulmung der Versammlung, die aber nicht die allergeringsteGefahr" in sich barg, zum Vor- «vand nahm, um die Bersaimnlnng zu schließen. Die Empörung der Versammelten über diese» Streich destüchtigen" Beamten, dem die Versa m m l ir n g,«vie er schon vorher gesagt hatte, zu la nge da««crt c, inachte sich in deut­licher Weise Luft und man bereitete dem treuen Diener seiner Herren kvehla und Kramak- mit Pfui-Rnfen und dem Lied:Der Staat ii« Ge fahr..." einen würdigen Abgang. Unsere Par­tei l«at außerdem am nächsten Tage sofrt die Be- schwcrde gegen dieses provokatorische Anstreten des RegicrnngSvertreterS überreicht. Die Konttnuniste«« barnchen sich über diesen Abschluß" nicht z» kränken. Er«var für sie noch imnjer rühmlicher als die Wirfling dessen gewesen «väre. was unsere Redner noch alles gegen die rnssischen Wahrheitsfanatiker am Herzen hatten. Wir wünschen>«nS jedenfalls noch recht viele solche Berichte und Bersammlungen wie die der Herr««« Schenk und Genossen. Kardinal Mercier gestorben. Brüssel  , 23. Jänner  .(HavaS.) D-r Kardinal Mercier ist un« 3 Uhr nachn«ittagS gestorben. O Mercier«var Kardinal vo«« Mecheln   und Primas von Belgien  . Sein N.ane wurde während des Krieges häufig genannt, da er während der Besetzung Belgiens   mit den deutschen   BesatznngS- behövder« öfters in scharf« Konflikte geriet.