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6. Jahrgang.
Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.
Der Polizeistaat.
Unter den tschechischen Urteilen über die Sprachenverordnungen hat das eine vieles für sich, daß man erst die Fachleute befragen müsse, ehe man über das Gesetz und seine Durchführung urteilt. Nicht, als ob es des Urteils der Fachleute bedürfte, um festzustellen, daß die Sprachenverordnungen das Tschechisierungswerk frönen und dem Staat endgültig den Anstrich eines Nationalstaates geben sollen. Aber die Folgen des Gesetzes in alle Details ausmalen, heute schon sagen, welcher Rattenfönig von Prozessen, Verschleppungen, Ord
Sonntag, 7. Feber 1926.
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Nr. 33.
Sprache" reden. Kurzum es birgt sich schon in müssen, während es leider keine Bestimmung| Gegenseitigkeit" werden von fremden Mäch dem Begriff der Staatssprache eine Fülle an darüber gibt, daß die Redakteure deutsch ge ten Schreiben in deren eigener Sprache ange Konfusion. Aber was ist mit den Minder- druckter Regierungsblätter annähernd deutsch nommen. heiten? Die werden so definiert: fönnen müssen! Polizeigeist füllt diese hundert Pa Aber auch das Ausland friegt den ragraphe, Polizeigeist hat sie geboren. Der Art. 14. Unter einer nationalen und sprach Bendref zu fühlen. Die tschechischen Aemter ielige Metternich würde seine Freude lichen Minderheit im Sinne dieses Gesenes and dürfen an ausländische Aemter, ob die jetzt haben, jähe er, wie sein Genie fortlebt. Bis dieser Verordnung werden Staatsbürger der Tschechoslowakischen Republit bierzulande oder jenseits des Ozeans ihren Sit in die letzte Kleinigkeit spürt man die liebe verstanden, die eine und dieselbe Spra- haben und die meisten dürften doch außer Sorgfalt eines Polizei- und Nachtwächter. che, aber eine andere als die Staats- halb der Republik liegen! nur tschechisch staates. Denn die einzige Ausnahme, die bei sprache sprechen, deren sich nach dem Ergebnis schreiben! Die englische Regierung fann fich deutschen Eingaben, die sonst zurückgestellt wer der letzten amtlich veröffentlichten Volkszählung aljo jetzt zu jedem ihrer paar tausend Stonsulate den, stattfindet, ist die Entgegennahme de ut wenigstens in einem Gerichtsbezirk der Republik einen tschechischen Dolmetsch setzen. Und wie die scher- Denunziationen! mindeſtens 20 Prozent der Bevölkerung bedienen. Engländer schon sind, werden sie's, auch nicht so weit hat es die Republik Masaryks versäumen. Tun sie's aber nicht, dann gibt Das ganze Herumreden und Tanzen um versäumen. Tun ſie's aber nicht, dann gibt es
nungsstrafen, Bureaukratismen, Quälereien der een heißen Brei erinnert lebhaft an die Spies schon eine Repressalie; denn nur beind der Legionäre gebracht und in diesem
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Bevölkerung, Husarenstückchen der Beamten feroien mit Worten im alten Kaiserstaat. Da aus den Bestimmungen der neuen Verordnung gab es ja auch die Desterreicher nur im Kaisererwachsen wird, das kann nur ein sehr tüchtiger lied, in der Verfassung aber nur Bürger der Fachmann. Es ist wie mit allen Gefeßen und im Reichsrate vertretenen Stönigreiche unb Verordnungen, die hierzulande erlassen werden. Länder", da mußte zwischen f. u. f. und f. f., Im Parlament steht ein Gesetz kaum zur Dis- zwischen diesseits und jenseits der Leitha unterfussion. Was die Opposition dazu sagt, das ist schieden werden, nie aber wurde das Kind mit von allem Anfang an böswillig"," unvernünf dem wahren Namen genannt. Auch die Deuttig"," staatsfeindlich". Da die Autorität der schen spielen in der Tschechoslowakei die Rolle Pětka nicht angetastet werden durfte, wagten des bösen Geistes, den man nicht beim Namen auch die Koalitionsabgeordneten nie, darüber nachzudenken, ob ein Antrag verbesserungsfähig mehr als nötig den offenen Namen des herr nennen darf und selbst die Staatssprache ersetzt wäre oder nicht. Dieses Gesez ist obendrein schenden Volfes. Daß solche Wize eine Fund schon von der ernannten Nationalversammlung grube für sadistische Juristen und Bureautra geschaffen worden, einer Körperschaft, in der ten sind, ist flar, bevor man noch den Fachdie Betroffenen feine Vertretung hatten und mann zu Rate zieht. die obendrein ihr Recht nicht aus der Wahl des Volkes, sondern nach Art derer von Gottes Apropos, der Fachmann! Daß ein Staat Gnaden aus der der
Zeichen will ſie ſiegen!
Bethlens Sündenregister.
Ein scharfer Angriff Emerich Karolyis im„ Bester Llovd." Horthys Geschoß?
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Ein schwerer Fehler war es auch, als man die französischen Organe von den Erhebungen auszuschalten versuchte, obwohl es als sicher angenommen werden mußte, daß sie Weisungen von der französischen Megierung
Die Durchführung rette schöpfte. seinen Angestellten befiehlt, die Staatssprache vember dreimal von ernstester Seite auf die erhalten hatten und daß das französische Rabi
Bethlen
, 6. Feber. Der„ Pester Lloyd" ver- treter, den Minister Vaß und den Justizministe. öffentlicht heute einen Artikel aus der Feder des Beſthy während der ganzen Zeit nicht von der Der Artikel zählt die Fehlgriffe auf, die von dem erhielten, was dem Grafen Bethlen beGrafen Emerich Karolyi, dessen persönliche ihm zugegangenen Warnung verständigte, so daß Beziehungen zum Reichsverweser befannt sind. die beiden Minister erst Anfang Jänner Kenntnis Graf Bethlen sich in der Frankenfälscheraffäre reits seit Mitte November bekannt war. zufchulden kommen ließ. Der erste Bunkt des Sündenregisters ist, daß Nadossy fünf Jahre lang mit beispielloser Macht vollkommenheit im Amt behalten wurde. Der zweite Punkt, daß Graf Bethlen Mitte NoFrankenfälschung aufmerksam gemacht wurde; das erstemal von Kozma, das zweitemal von Perenyi und das drittemal durch die Botschaft Verehis, um deren Ueberbringung an Der Artikel bezeichnet es als unwahr, daß Staatssekretär Pronay ersucht worden ist, weil die Opposition die Person des Reichsverwesers in Bethlen vor seiner Abreise nach Genf feine Zeit bie Debatte hineinzuziehen wünscht. Genau das hatte, Berenyi zu empfangen. In dieser Botschaft Gegenteil sei der Fall. Unzutreffend sei auch die ließ Perenyi den Grafen wissen, daß Frankenfäl Annahme, daß die Rassenschüßler bereit wären, schungen tatsächlich erfolgen, die Sache sehr ernst Bethlen zu unterstützen. Die Führer der äußer sei und auch Nadossy um die Sache wisse. ſten Rechten stimmen mit der linken Opposition Der Umstand, daß Graf Bethlen auch nach in der Erfenntnis überein, daß die Stellung dieser Botschaft noch Nadossy mit der Ausfors Bethlens infolge seiner Fehler in der Frankenschung der Sache betraut und nach seiner Rück- fache unhaltbar geworden sei. Eine glatte, tehr aus Genf sich nicht wieder um die Ange- objektive, den Interessen des Landes entsprechende legenheit fümmerte, vielmehr auf die Jagd nach parlamentarische Erledigung ist nur denkbar unRadvany fuhr, ohne der Frankensälschung weiter einem an dieser Sache völlig uninteressierten ter nachzugehen, bezeichnet Karolyi als einen Uebergangskabinett, dessen einziger Punkt die schweren politischen Fehlgriff, der Liquidierung der unglückseligen und skandalösen die schwerste Kritik herausfordern müßte. Sache ist. Bethlen wird noch vorgeworfen, daß er, ob
Das unvermeidliche Dementi.
Die Durchführung der Geseße ist Sache mini- jzu lernen, mag daran nicht unbillig fein, wenn sterieller Geheimpolitik; hat man schon beim es eine Staatssprache, nämlich eine im Staat Gefeß die Opposition nicht gefragt, wie fönnte allein gesprochene Sprache und sonst nur sprach man sie bei der Durchführung zu Rate ziehen! liche Minderheiten, das heißt wirklich Splitter Auf diese Weise muß die staatliche Autorität anderer Völker gibt. Das ist hier bekanntlich mehr und mehr an die Bureaukraten und nicht so. Und so erfreulich es wäre, wenn jeder Bolizeiorgane übergehen. Den Regierungstaten Staatsbeamte verpflichtet wäre, die Sprache, in der tschechischen Republik fehlt heute auch der der er zu amtieren hat, zu erlernen, da er berüchtigte Tropfen demokratischen Deles, mit bis jetzt doch meist nur die Amtssprache bedem jeder konstitutionelle Monarch schanden herrscht, die ob tschechisch oder deutsch , dem gehalber seine Krone von den Flecken vergangener meinen Manne unverständlich ist, so hart ist Epochen reinigte. Demokratie, das ist heute es, wenn der deutsche Beamte, statt deutsch in eine lederne Formalität geworden, die sich in sechs Monaten tschechisch lernen muß. Aus der einer seit der Wahlgesetznovelle auch schon besonderen Art Demokratie dieses Landes ist schäbig gewordenen Autorität des geist und auch das erklärlich. Weniger einleuchtend ist seelenlosen Mehrheitsprinzips erschöpft. Der schon die Praris, nicht nur den Beamten, sonwahre Herr der Zeit ist wieder wie in längst dern auch den Bürger zur Erlernung der verklungenen Tagen der Polizist. Staatssprache, die nicht seine Sprache ist, zu Schon die Einteilung in Staatssprache zwingen, oder ihn zur Bezahlung eines Dol- wohl er vier Wochen vor Belanntwerden der und Sprache der Minderheitsnationen ist metsches anzuhalten. Denn in den Bezirken, in Affäre von ihr wußte, zwei volle Wochen lang den grotest und eines Bureaufratengehirns würdig. denen weniger als 20 Prozent Deutsche wohnen leberraschten gespielt hat, statt sofort zu sagen, Es gibt in diesem Staat nicht Zichechen, Glo- und bei der üblichen Volkszählungspraris daß er Nadoſſy, deſſen Rolle ihm bekannt war, artifel des Grafen Emmerich star of vi in wafen, Deutsche , Magyaren, Polen , Ruthenen ſind das eine ganze Reihe ist der Deutsche mit der Aufhellung des Sachverhaltes betraut und Juden, sondern es gibt Leute, die als nicht mehr der Ausnahmsrechte der Minder- habe, diesen hohen Staatsfunktionär jedoch von Muttersprache die Staatssprache haben und heitsnation teilhaftig. Das Höchste aber ist Amts wegen jetzt suspendieren müsse, weil er verLeute, die einer nationalen und sprachlichen das: falsche Angaben über die sprachlichen fagt hat und nun ermittelt werden muß, ob es Minderheit angehören. Die Staatssprache wird Fähigkeiten werden bestraft. Die Entscheidung sich bei Nadoſſy um bloße Fahrlässigkeit oder um des näheren an einigen Stellen als„ tschecho- darüber, ob einer tschechisch kann oder nicht, ja mehr gehandelt habe. slowakische" definiert, was an sich schon eine b er( auf Grund des Wohnortes, des Aufentalle sprachwissenschaftlichen und ethnographi- halts des Einvernommenen oder aus anderen schen Erkenntnisse großzügig verachtende Kon- Umständen") tschechisch können muß, steht struftion ist, wie sie nur in Polizeistuben dem den Behörden zu. Die verdienstvolle Schriftallwissenden und allmächtigen Denkapparat ſtellerin, die das Buch über den„ Stampf mit cines Menschen entspringen fann, der auf dem Fachmann" geschrieben hat, wird an eine jeinem Pendrek besteht. Denn entweder ist das zweite Auflage denken müssen. Der Kampf beSlowakische ein Dialekt des Tichechischen, dann ginnt jetzt und hier erst fesselnd zu werden. fen gebührt ihm nicht die Rolle einer Schrift- Ja, wenn sich einer weigert, die Staatssprache wafifcher Unterrichtsprache"" eben, dann dür etwa weil ihm die Kapriolen der deutschen Die deutsch - italienische Spannung. und bezüglich der Weihnacht& b ä ein fält e sprache ,, dann darf es feine Schulen mit flo- 3u sprechen, obwohl es der Beamte so will, fen die Aemter in der Slowakei nicht slowakisch Bunge, die sich mit den ŕ und den vokallojen Mussolini über Südtirol . amtieren, ebenso wie man in Hamburg nicht Wörtern abquält, ein Gaudium bereiten, wähRom, 6. Feber. Auf eine Anfrage des Abgeplattdeutsch und in Tirol nicht„ tirolerisch" rend der Deutsche seine mangelhafte Sprachantiert. Da ist schon ein Problem der kenntnis ungern zur Schau stellt, dann fann ordneten Farinacci wegen der Rede des bayrischen Sprachenverordnung: Wenn ein Beamter in ihm der Fachmann, als der uns der Beamte Ministerpräsidenten Dr. Held, antwortete heute der Slowakei tschechisch amtiert; hat der Slo- oder das Polizeiorgan gegenübertritt, bestrafen! am Schluß der Kammerſißung Miniſterpräsident Mussolini , indem er tarauf verwies, daß die wake dann für seine Sprache das Recht der Nun, und was sagt man dazu, daß die fascistische Regierung in den letzten drei Jahren nationalen Minderheiten oder das der Staats- Minderheitssprachen auf dem Pa gegenüber Deutschland eine außerordentlich maßprache in Anspruch zu nehmen? Beides piergeld nur noch gnadenweise zuge- volle Politit eingehalten habe. Er stellte dem die geht nicht, denn eine Minderheit sind die Slo- laffen werden! Hat da nicht ein Polizist in die verschiedenen falschen Nachrichten über Südtirol waken nicht, da sie keine„ andre als die Staats- Handelspolitik gepfuscht? Oder auch dazu, daß gegenüber so z. B. über das Walther Denkmal in sprache" haben, die Staatssprache ist vielleich: in jedem Erzgebirgsdorf der tschechische Bahn- Bozen. Er erklärte, er respektiere die deutsche Poedas Slowakische, sicher aber auch das wächter die ganze Gemeindevertretung mit ſie, wenn sie dem Mittelalter angehöre. Aber er tönne einen Vergleich Walthers von der Tschechische des Beamten. Oder das Slo- seinen Sprachwünschen behelligen und strape- Vogelweide mit Dante nicht zulassen, wafische ist fein Dialekt, sondern eine felb- zieren kann. Oder daß der Bürgermeister weil dies den Monte Pincio mit dem ständige Sprache, wie etwa das Holländische im von Reichenberg und seine beiden Simalaja vergleichen hieße Er verwies sodann auf die falschen NachrichVergleich zum Deutschen , dann darf doch das Stellvertreter" die tschechische Gefeß nicht von einer„ tschechoslowakischen Sprache„ vollständig" beherrschen ten betreffend das Elisabeth denkmal in
- im
=
Bethlen wußte auch und tat auch nichts dagegen, daß Nadossy 24 Stunden vor seiner Verhaftung mit dem Minister des Innern in dessen Wohnung vertrauliche Besprechungen pflog, obwohl mittlerweile auch aus Holland die amtliche Verständigung über die Mitschuld Nadoffys bereits eingelangt war.
Als ein weiterer politischer Fehler wird dem GraBethlen angerechnet, daß er seinen Stellver
" Pester Lloyd", worin er die politische Berantwortung des Grefen Bethlen in der Frankfäl Anlaß, über eine bevorstehende Kabinettskrise zu schungs- Affäre feststellt, gibt den Oppositionellen schreiben. Ein Wiener Blatt will ſogar von Nontrovevsen zwischen den verfassungsmäßigen Fattoren wissen. Demgegenüber fann festgestellt werden, daß fein Moment aufgetaucht ist, aus welchent auf die Erschütterung eines der verf ssungsmäßigen Fattoren mit Recht geschloffen werden könnte. Die hierauf bezüglichen Nachrichten sind vollständig grundlos. Graf Bethlen hat sich im übrigen vor behalten, auf die Angriffe des Grafen Emmerich Karolyi ebenfalls in einem Zeitungsartikel zu ant worten. Meran
, betreffend Fascisteneinfälle mand möge sich der Täuschung hingeben, daß Italien durch einen Reiseboykott eingeschüchtert werden fönne. Italien lebe von etwas ganz anderem. Wenn morgen der Boykott praktisch vetätigt würde, mit ſtillschweigender Buſtimmung der verantwortlichen Behörden, würde Italien mit einem Boykott zum Quadrat antworten und auf eventuelle Repressalien nrit Repressalien zum Kubus.
Er verivies ferner auf die Kundgebungen
der Konsuln in Venedig und erklärte, daß die Rede Dr. Helds etwas von diplomatischem Standpunkt aus Unerhörtes fei. Eine Frage Deutsch- Südtirols bestünde nicht und Südtirol sei durch die Friedensverträge, u. zw. durch den Vertrag von Saint Germain Desterreich an Italien gekommen. Es sei unerhört, von Gewalttätigkeiten zu sprechen. Italien mache in Südtirol eine Politit der Italianität.