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6. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Freitag, 12. Feber 1926.

Mussolini   über die Prager   Proletarische Einheitsfront und fommuniſtiſche

Regierung.

Kaum war nach Erscheinen der tschecho. slowakischen Sprachenverordnung, die allen Nichtsschechen die Anwendung ihrer Sprache faft ausschließlich auf den häuslichen Gebrauch reduziert und sie zu minderwertigen Staats­bürgern degradiert, als auch schon die tschechi­schen Nationalisten wieder ihr jattsam bekanntes Spiel begannen: die Aufschreie gegen das para­graphierte Unrecht wurden als Schreie der notorisch bekannten Hysterie der Deutschen   er­flärt, die gewohnheitsgemäß unzufrieden sind, obwohl die tschechische Regierung sie nun schon jeit bald acht Jahren mit allen erdenklichen Segnungen beglückt. Und die tschechisch- natio­nale Presse begann der ewig querulierenden" deutschen Bevölkerung vorzuhalten, sie habe gar feine Ursache, mit ihrem Los unzufrieden zu sein, denn erstens verdiene sie kein anderes und zweitens müßten die Deutschen   sich anderswo noch mehr gefallen lassen. Der Locarno  - Geist hieß diese erbaulichen Presseerzeugnisse reden: Schaut nach Südtirol  , wo Mussolini   mit Eures.

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Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich früh

Nr. 37.

kaum genützt, denn den anderen soziali

und fommunistischeſtiſchen Parteien ist unser Standpunt,-- ba wit

Agitationsmanöver.

Unsere Antwort an die KẞČ.

Wie aus den in unseren Parteiblättern veröffentlichten Tatsachen und Korre­spondenzen bekannt ist, hatte die Kommunistische Partei   angeregt, gemeinsam mit uns und den übrigen proletarischen Parteien für die Forderungen der Reichenberger Gewerkschaftskommission zu kämpfen. Unser Parteivorstand antwortete, wie aus dem bei uns publizierten Schreiben an die KPC. zu ersehen war, durchaus bejahend auf das kommunistische Angebot. Während aber noch alles weitere in Schwebe war, eröffnete die kommunistische Presse deutscher Couleur eine heftige Prez­kampagne, die sich aller längst erprobten und bekannten demagogischen Entstel­lungen bediente, um unseren guten Willen zu mißkreditieren und Zwiespalt zwischen der sozialdemokratischen Arbeiterschaft und ihren Vertrauensmännern zu säen. Der Parteivorstand unserer Partei antwortet den Kommunisten nunmehr in folgendem Schreiben: Kommunistische Partei  

,  

Prag.

ja öffentlich verlautbart haben bekannt. Sie haben ihn auch in ihrer Presse registriert und wissen es, daß wir gerade in diesem Falle- ba es sich um die Förderung der von der Reichen­berger Zentralgewerkschaftskommission aufgestell ten Forderungen handelt die Zusammenarbeit mit ihnen wünschen, ja, daß wir sogar die ganze Aktion auf ihre Mitarbeit und überhaupt auf die Mitwirtung aller sozialistischen  Parteien gestellt haben. Was anderes könnten wir diesen Parteien also noch sagen, außer es wäre uns um gewisse agitatorische Wir­fungen zu tun, die wir bei so ernsten Aktionen, wie es der Kampf um proletarische Forderungen ist, von Haus aus als illoyal ausschlie­Ben müssen.

Sie scheinen sich für Ihre Agitation große Wirkungen davon zu versprechen, da Sie uns troy genauester Kenntnis unserer Meinungsverschiedenheiten mit der tschechischen sozialdemokratischen Partei auffor­den schwebenden Beratungen gegen uns agitato- dern, unseren Einfluß auf die tschechischen sozial­risch auszunüßen. Dabei wissen Sie nur zu gut, demokratischen Organisationen" zugunsten der von daß Ihnen unsere Antwort, genau so wie die Ihnen beantragten gemeinsamen Aktion geltend vorangegangene, nur vom Paricivorstande erteilt zu machen. Sie scheinen zu vergessen, daß es Werte Genossen! werden kann, den wir nicht so wie Sie Ihr Meinungsverschiedenheiten nicht bloß innerhalb aus einigen Personen bestehendes, mit diktader sozialistischen   Arbeiterinternationale, sondern Sie haben sich zur Unterstützung der von der torischen Vollmachten ausgerüste- auch und dazu noch in sehr reichlichem Maße, gleichen noch ganz anders aufräumt! Wir, mit Reichenberger Zentralgewerkschaftskommission auf te s Politburo in   Prag versammelt haben auch innerhalb der kommunistischen   Internatio einer Taubenseele erblich belastet, geben Euch gestellten sozialpolitischen Forderungen bereit er- und daher nicht so oft, wie Sie dies von uns zu nale gibt und daß solche Meinungsverschiedenhei weit mehr, als uns die Minoritätsschußverträge klärt und uns aus diesem Anlaß zur Teilnahme verlangen belieben, in Aktion treten lassen fönten selbst innerhalb einzelner kommunistischer vorschreiben, weil wir nun einmal nobel sind. an der von Ihnen angeregten Aftion sämtlicher nen, sondern in jedem einzelnen Falle aus allen Parteien und wenn wir nicht irren innerhalb Ihrer eigenen Partei vorzufomment La macht es der Mussolini   viel radikaler; der sozialistischer Parteien eingeladen. Wir haben Teilen des Landes herbeirufen müssen. sperrt einfach die deutschen Schulen und italie uns zur Mitwirkung an einer sol- Ihr Vorgehen würde uns eigent chen Aktion bereit gefunden und Sie   Lich der Verpflichtung entheben, auf dieses Argument, das so recht Ihre way­Ihr Vorgehen würde uns eigent pflegen. Wir glauben also, daß Sie sich gerade Aber den edlen tschechischen Patrioten blieb bei den übrigen sozialistischen   Parteien zu unter- und Ihnen den erbetenen Bescheid zugehen zu Aber den edlen tschechischen Patrioten blieb gebeten, uns über den Stand Ihrer Bemühungen Ihr letztes Schreiben des näheren ein zu gehen ren Absichten durchblicken läßt, in Ihrem eigenen Interesse hätten ersparen das Wort in der Kehle stecken, denn eben hatte richten. Darauf lief Ihr Schreiben von Ihnen affen. follen. ihr römisches Vorbild in   Rom zu sprechen be- ein, worin Sie sich unsere neuerliche Stellung Ihrer Behauptung, als hätten wir je zuvor Wenn es trotzdem geschieht, so nicht ohne gonnen und es trug sich Peinvolles zu: der nahme und Entscheidung zu diesem Gegenstande daß wir gleichzeitig zum Ausdruck bringen, daß in der Frage der Zusammenarbeit der sozialiſti­große Diktator berief sich zur moralischen Recht- erbitten. Beides sollte in der für den heutigen wir abfolut nicht gewillt sind, dies schen Parteien eine andere Auffassung vertreten fertigung seiner brutalen Entdeutschungspolitik Tag anberaumten und in unserem Zentralorgan jedesmal zu tun, so oft es Ihnen belieben oder uns gar, wie Sie schreiben, durch irgend auf die Tschechoslowakei   im allge- angekündigten Sigung geschehen. follte, durch Einwerfen von Einheitsfrontparolen jemanden zum ersten Schritt in der von Ihnen meinen und auf die tschechoslowakische Sprachen- Es war also unsererseits alles im besten eine Sorrespondenz mit uns heraufzubeschwören, beantragten Richtung zwingen laffen, müssen wir berordnung im besonderen. Gange, als ganz wider allem Erwarten in die Ihnen nur neuen Stoff zur Betätigung jener auf das Entschiedenste widersprechen. Auch heute noch stehen wir auf dem Stand­Und Mussolini   sprach: wie darf man sich Ihren beiden deutschen Blättern, eigenartigen Methoden geben soll, die darüber entrüsten, was ich in Südtirol   tue und im Vorwärts" vom 6. Feber und in der in der fommunistischen Tattit und punkte, daß der Proletarierkongreß, der Italien   jogar mit dem Reiseboykott drohen, Internationale" vom 7. Feber an lei- Presse nachgerade schon zur Schablone ge- auf dem gesamten Willen aller in der Arbeiter während in der Tschechoslowakei   doch weit tender Stelle große Artikel erschienen sind, die worden sind und die unsere reichsdeutsche Partei bewegung wirkenden Elemente aufgebaut und von einigung des Proletariats in der alten Partei- äigeres geschieht! Meine 180.000 Deutschen  , ich über unsere Partei hinweg bi- durch eine glückliche Fügung erst vor einigen ihm getragen ist bis zur vollsten Wiederver­ärgeres geschieht! Meine 180.000 Deutschen  , rekt an unsere Anhängerschaft wen- Tagen bloßzulegen in der Lage war. die einzig mögliche Form für die Zu­die mir als stolonialmaterial durch den Frieden, sie gegen uns aufrufen, fie gegen Ihre Aufforderung, auch unsererseits an die fammenfassung der gesamten Ar­densvertrag ausgeliefert wurden( der Duce ließ uns in ganz illoyaler Weise zu mobilisie- tschechische sozialdemokratische Partei heranzutre- beiterbewegung und die Sicherung einer Dabei etwa 70.000 Deutsche   in der Versentung ren suchen und uns vor ihr durch allerlei Anten und auf sie und die anderen sozialistischen einheitlichen Stampsführung darstellt. Hätten Sie verschwinden), sind doch keine nationale Min- spielungen und Verdächtigungen in ganz Parteien zugunsten dieser Aktion einzuwirken, damals feine Schwierigkeiten ge­derheit neben den 42 Millionen Italienern, unerhörter Art herabseßen. Mit der Parole: mag als taktischer Schritt vom parteipolitischen macht, so hätten wir, da alle anderen sondern nur eine ethnische( heidnische) Newingt die Führer"," verstärkt euren Druck von Standpunkt aus allenfalls zweddienlich sein, sozialistischen Gruppen unserem liquie", während die Deutschen   in der Tschecho- unten" usw. suchen Sie diese Aktion mitten in der Sache der Arbeiterschaft ſelbſt aber wird Vorschlage bereits zugestimmt hatten, slowakei   einen hundertfach größeren Bestandteil

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durch

zur Konstituierung des Proleta der Gesamtbevölkerung bilden, dennoch zwingt Verhältnisse hier der Welt draußen im schönsten| linis Berufung auf die nationale Entrechtungs- rierfongresses schreiten und ein macht ihnen die Prager   Regierung die tschechische Lichte darstellen soll, und wenn es ihr einmal politik der Prager   Regierung überhaupt nie- volles Stampsinstrument aufrichten können, das befähigt gewesen wäre, den Kämpfen des Prole= Sprache als obligatorische Sprache in allen gelingt, einen solchen beschönigenden Reklame- mals erfahren. Da sie aber Mussolini   nicht ganz tariates, die nicht bloß auf parlamentarische staatlichen Verwaltungszweigen auf. Das sei artikel in einem größeren Auslandsblatte ein- unbeachtet lassen fann, so hilft sie sich damit. Effekte berechnet waren, sondern die großen und viel ärgeres, als was in Italien   geschehe. Auch zuschmuggeln, dann herrscht ob des Urteils seine Ausfälle und Drohungen gegen Deutsch   entscheidenden Fragen des Ringens um die Ver­in seiner Antwort auf die Rede des deutschen dieses unbefangenen Beobachters" große land zu unterstreichen. Die nationaldemokra- wirklichung des Sozialismus zum Ziele hatten, Außenministers berief sich Mussolini   wieder Freude in Trojas Hallen. Denn man fümmert tische Narodni Politika" heißt die Kundgebung vollen Erfolg zu sichern. Sie aber haben und nur Sie auf die Tschechoslowakei  , wo gerade in den letz- ich wohl nicht darum, wie der unterdrückte Teil Dcussolinis willkommen, denn für die Tschechen ten Tagen die Sprachenverordnung erlassen der Bevölkerung fühlt und denkt, dieses Fühlen sei es nur gut, wenn eine Großmacht wie 3hr ablehnendes Verhalten den einzig möglichen worden sei. und Denken im Zaume zu halten, dafür hat Italien   das Deutsche Reich wieder einmal Weg zur Zusammenfassung der Kräfte des Pro­Für die Prager   Machthaber sind das höchst man ja den Pendrek, aber auf die Meinung nach Locarno  ! erinnere, daß es ein besiegter letariats zunichte gemacht. Es ist daher durchaus unangenehme Feststellungen, und Mussolini   hat des Auslandes gibt man noch etwas. Da fommi Staat sei und sich danach zu benehmen habe. unangebracht, daß gerade Sie, die Sie mit der alleinigen Schuld belastet sind, da Ihre ihnen damit sehr peinvolle Tage bereitet. Man nun dieses Schreckensfind Mussolini   und zer- und das aus Steuergeldern erhaltene Regie- jezige Einladung nicht überall und nicht sofort muz bedenken, daß dies nicht einer von den stört mit einer einzigen Rede mehr, als alle rungsblatt Československa Republika  " nüßt die den nötigen Widerhall findet, sich zum Nichter querulierenden Deutschen   sagte, sondern der Auslandspropaganda in Jahren aufbauen fann Gelegenheit, um zu beweisen, der ganze Streit über die anderen aufwerfen, die anderen auflagen Leiter eines mit der Tschechoslowakei   verbünde- Man wird in   Prag auf den Fascistenhäupt- um Südtirol   rühre nur davon her, daß die und für die schlimme Lage verantwortlich machen, ten Staates! Mussolini   und die Prager   Re- ling jetzt schlecht zu sprechen sein, aber, mein Deutschen   sich in die Rolle einer Minderheit in welche Sie sich selbst durch Ihr damaliges und gierung, sie verbündet auch die einige Gegner- Gott, was soll man tun! Man faun mit Musso- nicht einfügen wollen und nach ihren alten Pri- seither fortgesettes Verhalten gebracht haben. Aus dieser Lage fönnen Sie sich weder durch schaft gegen die Gewährung des Selbstbestim- lini sich doch nicht in einen Streit darüber ein- v: legien, die sie in Desterreich genossen, lüstern mungsrechtes an Oesterreich   man hätte in lassen, wer ärgeres Unrecht an den nationalen find. Von Mussolinis Hinweis auf die Tsche- ein noch so starkes Foltern Ihrer beiden deutschen  Prag daher sicher alles eher erwartet, als daß Minovitäten verübe: der Fascismus oder die choslowakei kein Wort. Was die Nationalisten Blätter, noch auch durch die an früherer Stelle dieses Schreibens gerügten Kampfmethoden her= der fascistische Busenfreund einen solchen Dolch- tschechoslowakische Demokratie! Wer Butter auf beider Staaten nicht hindern wird, sich bei der auswinden. Schon gar nicht aber können Sie stoß von hinten führen wende. In den tschechi  - dem Kopfe hat, tut am besten daran, nicht an nächsten Gelegenheit wieder aufeinander zu be- durch solche Stampfmethoden unserer Partei etwas anhaben, die sich nicht nur in jedem Augenblick jchen Ministersalons wird man vor Schrecken die Sonne zu gehen, und so beachtet die gut rurfen. Es war noch immer so: immer hat der zur Kampfgemeinschaft mit sämtlichen anderen und Entseßen über so viel Treulosigkeit die abgerichtete tschechische Presse Schweigen. Sie Hände zusammengeschlagen haben, denn Musso- fann auf Anheiß sofort zu kochen beginnen, und Nationalismus der einen sich auf den Natio- sozialistischen Parteien bereit erklärte, sondern so­lini hat seine Schuld durch die viel größere wie hätte es in dem Herenkessel gebrodelt, wenn nalismus der anderen berufen und verübte gar, wie wir es nachweisen fonnten, wiederholt Schuld seiner tschechoslowakischen Verbündeten etwa ein deutscher oder ungarischer Staatsmann Sünden mit anderen Sünden zu rechtfertigen selbst die Initiative ergriff und den einzig mög= zu rechtfertigen gesucht, viel größer deshalb, die Tschechoslowakei   als Blizableiter benützt gesucht. Die Moral: es ist einer nicht besser lichen, für alle Teile einzig gangbaren Weg zum Ziele anzeigte. weil, wie er feststellte, die tschechische Regierung hätte, wie dies Mussolini   tat, aber sie weiß als der andere. Für die Sozialisten Das mußten wir Ihnen in Beansvoriung faum die Mehrheit der Bevölkerung des auch, wann und wie sie zu schweigen hat. Man aller Länder ergibt sich daraus Ihres letzten Schreibens sagen. Im übrigen ve r- Staates hinter sich habe und doch unter Ent wird jeßt in ihr vergebens ein Wort der Abbie Lehre, neben der entschiedenen weisen wir Sie, um uns nicht in Wieder­rechtung aller Nichtsschechen dem Staat den wehr gegen diesen Teil von Mussolinis Rede Abwehr aller nationalistischen holungen ergehen zu müssen, auf unser Stempel eines rein tschechischen Staates auf- finden, ja vielfach sogar auch nur dessen Er- Unterdrückungsbestrebungen vor früheres Schreiben, dem wir nichts wei­drücke. wähnung. Sonst geschwäßig wie ein Papagei, a Illem den Nationalismus im ter hinzuzufügen haben. Mit proletarischem Gruß: Jährlich opfert die   Prager Regierung Mil wahrt sie jetzt vornehmstes Schweigen. Der eigenen Volfe rücksichtslos zu be= lionen der Auslandspropaganda, welche die Großteil der tschechischen Leser wird von Musso- fämpfen!

Czech m. p.