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6. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Sonntag, 14. Feber 1926.

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Nr. 39.

Entlarote Entlarver. Wie Deutschland   seine Minoritäten behandelt. Kirche und Religion.

Deffentliche dänische Schulen bereits für 24 Kinder. für Privatschulen.

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Staatszuschüsse

Von Prof. Th. Hartpig.*)

Im Schlußsatz der Neunten Symphonie vo Beethoven   erhebt sich inmitten eines Chaos wider spruchsvoller Töne eine menschliche Stimme: Brüder, nicht diese Töne; laßt uns von Freude­leidigen Streit über die" Privatsache" Religion vollerem singen!" So möchte auch ich nach dem meine Stimme erheben: Genossen, laßt uns nicht immer feststellen, was uns trennt, sondern viel­mehr doppelt unterstreichen, worin wir einig find!" Und im Kampfe gegen die Kirche sind wir uns doch hoffentlich- einig.

Auf der kommunistischen   Partei der Tsche­ choslowakei   liegt eine große Verantwortung. Sie ist seit den letzten Parlamentswahlen mit 40 Mann im Abgeordnetenhause und mit 20 im Senat vertreten. Eine Partei, die Berlin  , 18. Feber.( Eigenbericht.) Das| chender Antrag bereits für zehn Kinder. In den eine so staufe parlamentarische Vertretung be preußische Staatsministerium hat durch beson- Minderheitsschulen soll der gesamte Unterricht in figt, die stärkste von allen anderen sozialistischen deren Erlaß der dänischen Minderheit in den dänischer Sprache erteilt werden; Deutsch   ist Parteien, hat den Massen der Proletarier, die Grenzkreisen der Provinz Schleswig- Hol- linterrichtsfach. Im Lehrplan kann die Pflege ihr die Vertretung ihrer Interessen anvertraut st ein weitestgehende Rechte auf dem Gebiete des dänischen Boltstums vorgesehen werden. In den häben, zu beweisen, daß sie gut daran taten, Schulwesens gewährt. Bisher bestand nur in Privatschulen önnen Lehrer angestellt werden, und sie muß zeigen, was sie kann. Dies um jo mehr, als die fommunistische Partei die Flensburg   cine öffentliche Volksschule mit die ihre Unterrichtsbefähigung in Dänemark   er­Allesbesserwisserin und Besserkönnerin sein will, dänischer Unterrichtssprache, ferner e'ne von der worben haben, während vor Anstellung der rung der Religion zur Privatsache", welcher in Ich weiß, daß der Programmpunkt: Erä­der das von den sozialdemokratischen Parteien dänischen Minderheit unterhaltene Privatschule. Lehrer an öffentlichen Volksschulen der Eltern- der Praris leider in den Satz Religion ift eingeschlagene Tempo ihrer Kämpfe niemals Nunmehr soll das Bedürfnis für die Errichtung beirat zu hören ist. Endlich steht es der Minder- Privatsache" mit der fatalen Nebenbedeutung schnell genug erschien. Num genügt kein Kriti  - ciner öffentlichen Volksschule in den Schulver- heit frei, Privatschulen einzurichten, die über die Konfession iſt Privatsache" umgebogen wird, fieren und Beschimpfen der anderen mehr, nun bänden der Grenzkreise allgemein anerkannt wer- Ziele der Volksschule hinausgehen. Auch diese neuerlich für die Partei aktuell geworden ist. heißt es selbst zu zeigen, wie man es zu den, wenn die Erziehungsberechtigten von wenig Schulen erhalten die gleichen staatlichen Zutionspolitik der S. P. D., andrerseits durch das Einerseits als Nachwirkung der unfeligen Koali machen hat und wie man am raschesten positive stens 24 schulpflichtigen Kindern einen dahin- schüsse, die den entsprechenden deutschen Privat neue Agravprogramm der österreichischen Ge­Erfolge für die Arbeiterschaft erzielt. Rein gehenden Antrag stellen. Zur Bewilligung der schulen gegeben werden. Mundipizen genügt mehr, es muß gepfiffen Errichtung von Privatschulen genügt ein entspre­noffen.

werden.

Nach Ablauf der Parlamentsperiode, und wohl schon früher, werden die Arbeiter,

die

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den kommunistischen   Verheißungen aufgesessen Der Böllerbund efretär in Berlin  

deutschen   Beamtenstellen beim Völkerbund.

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rag stellen werde, die Listen für das Volksbegeh­ren über die Fürstenabfindung vom 4. bis 17. März auflegen zu lassen.

Briands Regierungstünſte. Bruch zwischen den Radikalsozialisten und den Sozialisten.

find, erkennen, daß es nuß- und fruchtlos ver­geudete Kraft war, als sie den Wahlfieg der Fühlungnahme wegen der künftigen kommunistischen   Partei herbeiführen halfen. denn es wird sich erweisen, daß diese Partei, troß ihrer großen Zahl an Wahlstimmen und Mandaten, feinerlei Einfluß auf die Besserung Generalsekretär des Böllerbundes, Sir Grie Berlin, 13. Feber.( Eigenbericht.) Der der sozialen und politischen Verhältnisse der Drummond, wird am Montag vormittag in Arbeitſchaft auszuüben inſtant ſchalten geſtriParis, 18. Feber.( Eigenbericht.) Mit dem Berlin   eintreffen. Er gedenkt drei bis vier Tage für die Arbeiterklasse heimgebracht hat. Sie hier zu bleiben, um mit der deutschen   Regierung Lähmung der Kraft der Arbeiterschaft beige- lands in den Völkerbund Rücksprache zu pflegen. wird, was sie auch schon bisher tat, nur zur über die Formalitäten für die Aufnahme Deutsch  tragen und die Herstellung der ihr vor allem Dabei wird auch die Frage besprochen werden, notwendigen Einheit und Einigkeit auf lange welche Sekretariatsstellungen noch der Aufnahme Zeit hinaus verschoben haben. Es iſt tragisch, Deutschlands   deutschen Staatsangehörigen sofort, daß die kommunistische Arbeiterschaft noch viel bitteres Lehrgeld wird zahlen müssen, ehe sie, und welche Stellen ihnen späterhin eingeräumt durch die Tatsachen furiert, zu dieser Erkennt werden können. nis fommen wird. Der Schwäche ihrer Stärke

ist sich die K. P. Č. bewußt und darum bietet

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Aber die Tatsache stellt uns proletarische Freidenker vor feine neue Aufgabe. Denn wir unterscheiden in unsrer Aufklärungsarbeit scharf zwischen der prinzipiellen und der taktischen Seite

der Frage. Und wenn hie und da ein" Fre:- denterpfaffe" outgemeinte, aber einsichtslose Sezz­arbeit leistet, fo ist dieser Unglaubensfanatiker nicht nur ein Schädling der Partei, sondern noch viel mehr ein Schädling der Freiden­ferbewegung.

Jawohl Genossen: Ein Schädling der Frei­denterbewegung! Glaubt Ihr denn, daß wir pro­letarische Freidenfer Zeloten Paris  , 13. Feber.( Eigenbericht.) Mit dem find? Wir stellen uns wohl das flare Ziel, dic letarische Freidenfer Zeloten oder Dogmatiker gestrigen Siege Briands bei der Abstimmung reaktionäre Gesinnung innerhalb der Reihen des reaktionäre Gesinnung innerhalb der Reihen des überd ie Vetagung der Erbschaftssteuer ift die Proletariates zu bekämpfen, aber wir wissen, daß Sozialisten erklärt, daß angesichts der Schwan reichen.( Vgl. meine Schrift Die Privatsache Regierungsfrise teinesfalls er. Proletariates zu bekämpfen, aber wir wissen, daß Ledigt. In der Kammer wird von zahlreichen es fich hier um ſeeliſche Rückständigkeiten handelt, deren Wurzeln   fief in die fernste Vergangenheit fung der Radikalsozialisten sich die Sozialisten an der weiteren Finanzdebatte desinteressiert ligion ist der seelische Blinddarm des Menschen Religion" Freidenferverlag Wien 1926.) Die Re­ertlären und formell in die 2002 und muß sehr vorsichtig behandelt werden. sition übergehen werden. Die Regierung gehe ich were n politischen Kämpfen Die verstandesmäßige Aufklärung allein entgegen, denn es sei nicht sicher, daß die heutige reicht hier nicht aus. Vielmehr muß man auf alle Zufallsmehrheit weiterhin geschlossen die von der Einwände halb- und viertelgläubiger Gemüter meist indirekte Steuern sind, genehmigen werde. insbesondere die Genofsinnen aus dumpfem, Die Absicht Briands, die durch mehrtägige religiös verschleiertem lassenempfinden zu la­Kulissenarbeit vorbereitet war und die darin be­stand, in der Frage der Erbschaftssteuer die Ver­tauensfrage zu stellen und so eine Spaltung zwvi­schen den bügerlichen Radikalsozialisten und den Sozialisten herbeizuführen, ist also gelungen.

Das Boltsbegehren eingeleitet. Regierung vorgeschlagenen neuen Steuern, die geduldig eingehen, will man die Genoffen- und

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* Mit der Veröffentlichung dieses Aufsatzes beenden wir die Diskussion über das Thema: Frei denker und Sozialdemokratie". Es folgen nur noch Schlußbetrachtungen des Genossen Jalsch.

sen, sondern auch weite Schichten des Mittel­standes und des Aleinbürgertums aus der Ge­folgschaft der sozialbemokratischen Partei und zweifellos auch aus der Gefolgschaft

übrigen bürgerlichen(!) Parteien loszulösen, und sie in die Gefolgschaft der fommunistischen Partei Deutschlands   zu bringen. Diesem 3wed sollen die Aktionsausschüsse in den Verwaltungsbezirken dienen."

sie jetzt schon alles auf, um durch unaufhörlichen Auflegung der Stimmlisten vom Lärm ihre Anhängerschaft zu betäuben. Den­4. bis 17. März. selben Rummel, den sie frither mit der unmittel bar bevorstehenden Weltrevolution machte, be­Berlin, 13. Feber.( Eigenber.) Der Reichs­treibt sie jetzt mit den Tagesforderungen der innenminister Rülz teilte heute offiziell mit, Arbeiterschaft", für die sie bis vor kurzem, ehe daß er in der nächsten Kabinettssitzung den An noch der Frontwechsel von Moskau   anbefohlen ca wurde, nur Hohn und Verachtung hatte. So­Sie haben an alle sozialistischen Parteien sich vereinigen müsse. Eine Woche lang und lange die wirtschaftlichen und politischen Ver hältnisse den Stampf für diese Forderungen in der Tschechoslowakei   das Anerbieten gestellt, länger bestritt diese Presse ihre täglich notwen aussichtsreich erscheinen ließen, wollte die kom- gemeinsam für eine Reihe von Arbeiterforde- digen Schlager":" 3 wingt die Führer, munistische Partei von der Teilnahme an die- rungen zu kämpfen, und unser Parteivorstand sich der Schaffung der Einheitsfront nicht sem Kampfe nichts wissen, tat sie verächtlich hat sich grundsäblich und unter der Vorauslänger zu widersetzen!" Mit dem- - Versuch, zwi­als sozialverräterisch" ab und verhinderte alle seßung der Teilnahme aller sozialistischen   Par- allerdings höchst einfältigen Versuche siehe Proletarierfongreß zur teien für die Teilnahme an einer solchen Aftion ichen die sozialdemokratischen Arbeiter und ihre Zusammenfassung der Kräfte des Proletariats. bereit erklärt. Die tschechischen Sozialdemokraten Vertrauensmänner giftiges Mißtrauen Wie immer, verstrickt in ihrer demagogischen hatten abgelehnt, worauf die Erefutive der aufäen und die Arbeiter gegen die Führer auf­Phraseologie, und unfähig zu jeder praktischen R. P. C. in einem Briefe an unsere Partei das zuputschen, sollte das Werk der Bildung der Verlangen auf Bildung einer Teil- Ein- proletarischen Einheitsfront seinen Anfang neh Wer sich je der Hoffnung hingegeben hat, Arbeit, dämmerte ihre Einsicht auch hier zu heit& front" richtete und an sie das fin- men! Sind die Drahtzieher der K. P. C. wirt- daß den Kommunisten die Einheitsfrontparole spät auf. Bewußt also, die kommunistische Arbeiter- tische Ansinnen stellte, den tschechisch en lich so polizeiwidrig naiv, zu glauben, wir wür mehr sei, als ein Mittel zum Zweck, das heißt, schaft werde einmal erkennen, daß sie dem Sozialdemokraten zuzureden, mit den mit ihnen auf solcher Grundlage jemals zur Entlarvung" der Sozialdemokraten, der wird von diesem Wahne durch das Rundschrei­Alaffenkampf des Proletariats und auch dem zutun. Wer merkt nicht schon hier den Pferde- cine Gemeinschaft schließen? Stampfe gegen die soziale und politische Seat- fuß? Das Ansinnen hatte natürlich nur den So wie sich die kommunistischen   Entlarver ben der K. P. D. gründlich geheilt. Man fennt tion am schlechtesten gedient hat, indem sie wed, wieder einmal die Verschiedenheit der in diesem Falle selbst entlar vt haben, so die Weise, fennt den Tert, man kennt auch die bisser unfruchtbaren, nur auf Zerstörung ge- Meinungen der in der Sozialistischen Arbeiter ist ihnen dies fürzlich auch in Deutschland   ge- Verfasser. Es ist stets dasselbe: den Arbeitern richteten Bewegung Gefolgschaft leistete, sucht Internationale zusammengeschlossenen Parteien fungen. Dort sind die Sozialdemokraten mit heucheln sie vor, für proletarische Forderungen bie Führung der K. P. C. der Sozialdemo- au entlarven" und unsere Partei für die ihnen in der Frage der Fürstenabfindung auf zu kämpfen und erklären sich sogar bereit, unter fratie die Berantwortung für die aus ihrer Weigerung der tschechischen Sozialdemokraten die Führung eines gemeinsamen Kampfes ein größter Selbstverleugnung dies gemeinsam mit Einflußlosigkeit und ihrer gegen die Sozial- mitverantwortlich zu machen. Da der Brief der gegangen, doch schon wenige Tage darauf ist den Reformisten  " zu tun, aber ehe der Hahn man hat dort zum Briefeschreiben unseren Genossen ein von der Bezirksleitung dreimal gekräht hat, haben sie ihren Ver­bemokratie gerichteten Seßtätigkeit zu erivar-. P  . C. tenden Unfruchtbarkeit zuzuschieben. Sechzig viel Zeit nicht augenblicklich beantwortet Berlin- Brandenburg versandtes Rundbündeten" verraten. Einheitsfront, es ist ihmen Abgeordnete und Senatoren und rund eine wurde, weil die Mitglieder unserer Partei- chreiben der K. P. Č. in die Hände ge- nur das Mittel, um zu versuchen, durch Auf­Million Wähler zählt die Partei, aber von exekutive   zerstreut in den verschiedensten Ge- fallen, in der unter anderem die Kommuniſten bietung ihrer demagogischen Künste die sozial ihrer eigenen Straft erwartet sie nichts, erst von bieten des Staates leben und die Wünsche" aufgefordert werden, in allen sozialdemokrati- demokratischen Arbeiter, wie es in dem Rund­einer Einheitsfront" mit den täglich von ihr der K. P. C. unserer Parteileitung wahrhaftig schen Mitgliederversammlungen Vertreter der schreiben heißt, in die Gefolgschaft beschimpften Sozialdemokraten. In Ermange- nicht wichtig genug erschienen, um sofort eine kommunistischen Aktionsausschüsse referieren zu ber kommunistischen   Partei au lung eines anderen Schlagwortes haben die fostspielige Sitzung einzuberufen, feßte die kom- lassen, denn:" Dadurch ist es uns mög- bringen". Die sozialdemokratischen Arbeiter Kommunisten neuerdings das in ihrem Munde munistische Presse zum Beweise, wie ehrlich lich, in den Reihen ihrer Organi- müßten so dumm sein, wie die kommunistischen  leere und abgebrauchte Wort von der Einheits- und ernst die Einheitsfrontabsichten der K. P. fationen erheblichen politischen Führer gescheit zu sein meinen, wollten sie auf front hervorgeholt, aber je länger sie ihr Spiel C. sind, mit der auch nicht mehr ganz neuen Einfluß zu gewinnen." und an einer beren durchsichtige Intrigen und Manöver hin­einfallen. Damit ist auch die Antwort auf das damit fortseßen, desto flarer wird es, daß sie Aktion" ein, die sozialdemokrati-, anderen Stelle heißt es: Das ist jest die wichtigste Aufgabe der APD. aufdringliche Einheitsfront- Geschrei der Kom­Das für einen ehrlichen gemeinsamen schen Arbeiter gegen ihre refor. Das ist feit Jahren bir günstigste Gele- munisten ein- für allemal gegeben! die Rampfüberhaupt nicht in Betracht mistischen Führer" aufzuheben, über deren Köpfe hinweg" die Arbeiterschaft genheit, nicht nur brette Arbeitermas­

tommen tönnen.

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