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6. Jahrgana.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Wahnwißige Pläne.

Freitag. 19. März 1926.

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halbjährig

ganzjährig.

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Nr. 67.

Das zweite Kabinett Cerny.

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Nur 13 Minister.- Beneš, Engliš und Kallay bleiben. Dr. Schießl Fürsorgeminister.

Prag, 18. März. Der Präsident der Republit hat heute die Demission des Kabinettes Svch'a angenommen und in einem zweiten Handschreiben bereits die Mitglieder des neuen Beamtenkabinettes Černy ernannt.

Dem Kabinette gehören an:

Vorsitzender der Regierung und Innenminister Dr. Josef Čern

Aeußeres Dr. Eduard Beneš .

Finanzen Dr. Karl Englis.

Unterricht Dr. Johann Krčma ř.

Justiz und Leitung des Ministeriums für Boltsversorgung Dr. Georg Hausmann. Handel Dr. Franz Perotta.

Eisenbahnen Dr. Johann kiha.

Oeffentliche Arbeiten Ing. Wenzel Roubir.

Landwirtschaft und Leiter des Unifizierungsministeriums Dr. Juraj Slavit. Verteidigung Johann Syroby.

Soziale Fürsorge und Leiter des Gesundheitsministeriums Dr. Josef Schießl. Post und Telegraphen Dr. Maximilian Fatta. Slowakei Dr. Josef Kallay.

Die Koalition endgültig zerschlagen?

rauchen und leider auch recht viele, die dem man überzeugt sein, sie alle werden keinen tätigungsfeld politischer Winkelzüge zu dienen. Alkohol frönen. Da muß etwas geschehen. Augenblick daran vergessen, wie man wieder Wer der Verantwortung für die Laten der denft sich das Finanzgenie, und er will daher zusammenkommen fönnte. Wenn der neue Regierung zu entrinnen glaubt, indem er nicht Jeßt, da die Koalition das Zeitliche ge- bei den Rauchwaren und beim Wolfenschieber ein bißchen heiteres Wetter ge- alles aufbietet, um die Regierung an der segnet hat und ihre Parteien einander mit Spiritus zugunsten des Staatsmacht haben wird, hoffen die jäh Getrennten. Durchführung der volksfeindlichen Pläne der Vorwürfen traktieren, wird langjam im vollen fädels einen Zuschlag machen, aber ich wieder zu finden. Aber sie alle und auch früheren bürgerlichen Koalitionsmehrheit zu amfang bekannt, was alles der arbei- nicht, um mit den erhöhten Preisen den Leuten dewisie deutsche Parteien. welche darauf lauern, hindern und sie dafür zur Verantwortung zu tenden Bevölkerung zugedach: das Tabakrauchen und den Alkoholgenuß ab- eine Probe ihres Könnens geben zu können, ziehen, der täuscht sich gründlich. Es geht war und ist. Noch immer zugedacht ist. zugewöhnen, sondern, um sie zu schröpfen, da- feien versichert, daß ihnen auf die um Kopf und Kragen, es geht um denn die Koalition hat wohl zu eristieren auf mit die Reichen nichts von ihrer wärmenden inger gesehen werden wird. Die die Möglichkeit des nackten Le= gehört, aber die Beamtenregierung Fettschichte abgeben müssen. Da auch auf der traurige wirtschaftliche Lage der arbeitenden bens der Arbeiterschaft! Das sei joll vollenden, was Agrarier. Gisenbahn gefahren wird und, wie die starke Bevölkerung, die wir an anderer Stelle an der bedacht, wenn die Parteien ihre Klerikale, Nationaldemokraten Benüßung der dritten Klasse beweist, die Eisen- and von unwiderlegbaren Ziffern zu bestellungen gegenüber der neu en und Nationalsozialisten vorbe- bahn vor allem das Vehifel der ärmeren Schich sprechen beginnen, verträgt es nicht, als Be- Regierung beziehen! reitet hatten; die Gefahr, daß deren ten ist, plant der Finanzminister eine Er Pläne verwirklicht werden, besteht daher un- höhung des Personentarifs; er, der vermindert fort. Es darf im ganzen Staate sich mit der Bourgeoisie vertragen will, muß feinen Menschen geben, der nicht erfährt, um lieber das Fahren auf der Eisenbahn, als das was es geht! Es gibt nur ein Wort, das Automobil- oder Motorfahren verteuern! Für diese Pläne charakterisiert: Wahnwiß! alle Fälle hält Herr Dr. Englis weiters eine] Allein schon die Einführung fester Getreide- Erhöhung der Umsatzsteuer in Be­zölle müßte auf die Lebenslage der arbeiten reitschaft, denn es soll noch Menschen geben, den Bevölkerung erheerend wirken. Glaubt je- bie, um ihre Blößen zu bedecken, Kleider. mand, die Arbeiter, Angestellten, fleinen Häus- Wäsche und Schuhe kaufen. Diesem Unfug sucht ler. Gewerbetreibenden, Invaliden, Pen- die auf die Hebung der Volkswirtschaft durch sionisten, die Massen der Kurzarbeiter und Drosselung der Konsumkraft bedachte Regie­jchließlich, aber nicht zuletzt, die Arbeitslosen, rung ebenso zu steuern, wie dem Unfug des fönnten die mit festen Getreidezöllen ver- Wohnens; sie hinterläßt der neuen Beamten­bundene Berteuerung des Brotes, das für sie regierung den Auftrag, eine Erhöhung der das wichtigste Ernährungsmittel ist, ohne Mietzinse um nicht weniger als das schweren Schaden ertragen? Die elende wirt- Doppelte vorzunehmen. Der Erneuerung eines schaftliche Lage dieser Schichten macht nicht brauchbaren Wohnungsbauförderungs- Gejezzes einmal die Einführung fester Getreidezölle dis. hat die bürgerliche Mehrheit der Koalition die futierbar, um wieviel weniger die Absicht, mit größten Schwierigkeiten entgegengesetzt, um so festen Zöllen auch andere lebenswichtige Nah- cifriger betrieb sie die Hinauffeßung der Miet­rungsmittel, Fleisch, Fett, Butter, Eier, zu sinje, und die Auflösung der Koalition wird verteuern und durch Unterbindung der Vieh fie nicht hindern, ihren Einfluß auf die neue einfuhr aus dem Ausland den Großagrariern Regierung nach dieser Richtung hin auszuüben. das Mittel zu schrankenloser Preistreiberei in Wenn von dem Erbe gesprochen wird, das die die Hand zu geben! Beamtenregierung nach der Koalition an Aber so unheilvoll die Nahrungsmittelzölle getreten hat, so muß auch der frechen Pro­sich für die arbeitende Bevölkerung auswirken vokation gedacht werden, die in der Ein= würden, sind sie doch nur ein Teil dessen, schmuggelung der Erhöhung der was die herrschende Bourgeoisie Kongruabezüge der Geistlichen in unter Zustimmung der deutschen die Staatsangestelltenvorlage gelegen ist, es Besißklassen im Schilde führt. Das darf ferner der Plan auf Verlängerung Staatsbudget weist, da endlich darangeschritten der Geltungsdauer der 18­werden soll, das den Staatsangestellten ge- monatigen Dienstpflicht nicht krach im Koalitionszwölferausschuß. gebene Versprechen betreffs einer Aufbesserung unerwähnt bleiben, und schließlich muß gedacht ihrer Bezüge einzulösen, ein Defezit von werden der Absicht der Agrarier, wenn möglich Prag, 18. März. Ueber die der Regies Forderung auf Einführung der Getreidezölle rund einer Milliarde auf, das Fi- noch im letzten Augenblick die Inkraft rungsbildung vorausgehenden Einzelaktionen er binnen drei Wochen überreichten, und daß er unter nanzminister Englis ausschließlich auftretung der Sozialversicherung fährt man noch, daß Sramet und Hodza diesen Umständen außerstande gewesen sei, die gestern abends noch versuchten, eine parlamenta Leitung der Regierung zu übernehmen, da er un Kosten der fonsumierenden Be- zu verhindern. Diese Pläne und Absichten sind mit der rische Regierung bilden. Die Lösung wurde bedingt hätte Schiffbruch leiden müssen. völkerung decken will. Die Besitzenden Dr. Franke mußte zum Schluß der vierstün­jollen vollkommen verschont, nicht das fleinste Spiengung der Koalition beileibe nicht unter in der Richtung gesucht, daß die tschechischen So­Opfer ihnen auferlegt werden, den Groß den Tisch gefallen. Die Gefahr, daß die Bezialdemokraten gegen die Hlinkapartei ausgewech digen Beratungen fonstatieren, daß der Versuch, agrariern will man sogar ein namhaftes Präamtenregierung das zu vollenden suchen wird, felt werden sollten. Eine solche Regierung hätte sich wenigstens für die Verhandlung der drin­sent durch die Herabseßung der Grundsteuer was zum Scheitern der Koalitionsregierung allerdings nur 153 Stimmen aufgebracht und gendsten politischen Erfordernisse auf eine gemein­wäre wohl praktisch schon als ein Minder fame politische Plattform zu einigen, als ge gegen Steuer- geführt hat, ist groß. Was Švehla nicht gelang heitskabinett anzusehen gewesen. Die Ver- fcheitert zu betrachten sei. Die Majorität, um viele Millionen machen nachläffe bei den kleinen ist natürlich nichts foll Cerny vollbringen. Wie er das machen soll, handlungen Sramels scheiterten jedoch, da auch auf die sich die bisherige Regierung gestüßt habe, einzuwenden dagegen sollen die Nicht- und daraus wird nicht einmal ein Geheimnis ge- die tschechischen Sozialisten absagten. Auch an eine existiere nicht mehr und die neue Regie­Minderbesitzenden zahlen bis sie schwarz wer macht. Da die tschechischen Sozialdemokraten rein bürgerliche Minderheitsregierung wurde vor- rung werde sich demnach ihre Mehrheit selbst suchen und erhalten müssen. den. Die Milliarde Defizit und noch manches der Einführung fester Zölle nicht zustimmen übergehend gedacht. Alle diese Versuche waren jedoch von vorn­Dics würde allerdings eine ganz neue darüber, plant Herr Dr. Englisš durchwegs wollten, soll alles, was das agrarische Herz be­durch Erhöhung indirekter Steuern hereinzu- gehrt, im Verordnungswege gemacht herein zum Scheitern verurteilt, denn Svehla Situation herbeiführen, wenn sich die neue bringen. Sanierung der franken Staatsfinanzen werden! Man stelle sich die Ungeheuerlichkeit denkt wohl nicht daran, endgültig der allnationa- Regierung nicht wie seinerzeit auf einen Stog auf Stosten der Arbeiterschaft und der Kon vor: eine Regierung von Beamten, die nie- len Koalition zu entfagen. Man kann eher an- litionsausschuß ſtüßen fönnte, sondern mit einer fumenten- Herr Englis hat keinen höheren mandem verantwortlich ist, soll einfach durch nehmen, daß Švehla das Beamtenkabinett nur zur wechselnden Wehrheit regieren müßte. Doch ist nach Wegräumung der ärgsten Schwierigkeiten. Soalitionsmacher der neuen Regierung allzu Ehrgeiz, als den, der gehorsame Diener der eine Verordnung viele Millionen aus der Be- Erledigung der dringendsten Fragen vorſchiebt und es wohl start zu bezweifeln, daß die bisherigen nach Wegräumung der ärgsten Großagrarier und Großbourgeoisie zu sein! völkerung herauspressen, nur damit die Groß wie der Zölle, der Kongruavorlage und der große Handlungsfreiheit einräumen werden. Man Alles was den täglichen Lebensbedüfnissen der agrarier noch fetter profitieren! Für alles Staatsbeamtenvorlagen, wieder die Koalition in wird sicher bald Mittel und Wege finden, um ihr breiten Massen und ihrem sogenannten andere, so lautet die der Regierung durch die ihrer alten Form neu zum Leben erwecken wieder ein leberwachungsorgan, wie es feinerzeit die Potta war, überzuordnen. Die Hoffnung. " Lurus" dient, beabsichtigt er durch Steuern Stoalitionsparteien gegebene Weisung, wird möchte. Borläufig stehen die Aussichten dafür aller- daß der Kurs endlich einmal gründlich geändert zu verteuern. Er will die Zudersteuer Herr Černý im Parlamente nach einer Mehr­erhöhen, aber es könnte arme Familien geben, heit zu suchen haben, wobei gehofft wird, daß dings nicht sonderlich günstig. In der heutigen wird, darf vorerst wohl nicht auflommen. welche, um dieser Besteuerung zu entgehen, die die deutschen, magharischen und slowakischen Sißung des Zwölferausschusses lam es sogar zu Schale Raffee oder Tee, mit der ihre Mit- Agrarier sich für die Schaffung fester Zölle erwürfnissen, welche das Ende der all­Regierung Svehla als solcher zu bedeuten scheinen. glieder des morgens oder abends den knurren- dankbar erweisen und diejem oder jenem nationalen Koalition überhaupt und nicht nur der Der Zwölferausschuß bemühte sich unter Vor­den Magen beruhigen, weniger oder gar nicht Attentat auf die Lebenshaltung der konsumie­versüßen; das muß verhindert werden! Daher renden Bevölkerung ihre Zustimmung geben fiß des früheren Eisenbahnministers Doktor will Englis , sei es durch Zölle oder durch eine werden. Die Sache ist schlau eingefädelt. Die Frante, auch für die Zukunft ein Zusammen- der Beamtenregierung nicht sehr entzückt und das neue indirekte Steuergattung auch Raffee Beamtenregierung soll, das ist, wie angenom arbeiten der Koalitionsparteien wie feinerzeit Charakteristikum des Echos, das der Schritt und Tee verteuern. Dieser geniale Finanz- men werden kann, die Sehnsucht aller Parteien, unter der ersten Beamtenregierung herbeizufüh Masaryks- als solcher erscheint die rasche fünstler ist daraufgekommen, daß die Bevölke- der bisherigen Koalition die peinlichen Dinge ren. Es kam jedoch zu großen Auseinan- Einsegung Cernys- gewedt hat, ist, daß je mehr tung zur Herstellung ihrer Speisen verschiedene machen, welche die tschechischbürgerlichen Bar- dersehungen, da sich die Vertreter der ein- man nach rechts blättert, desto ungünstiger die Rolonialwaren braucht, die ihm viel zu billig teien von der Koalition nicht erhalten haben, elnen Parteien gegenseitig mit der Schuld zu be- Aufnahme der Regierung& erný wird. bachter der letzten Krise sind keineswegs über­scheinen und noch nicht ein Genußprivilegium and sie soll diese Hindernisse hinwegräumen, laften versuchten und mit einem Hagel von Vor- So schreibt der klerikale Cech": Wir Bev­der Besißenden sind, darum denkt er auch an welche das politische Zusammenleben der Ko- Im Laufe der Sibung wurde auch Bechyně rascht, da wir nichts anderes erwartet haben. Die eine Berteuerung dieser Kolonial olierten gestört haben. Das Geſchick, nämlich von vollsparteilicher Seite gefragt, warum er allertiefste Tendenz auch in dieser Krise, sowie waren in irgend einer Form. Es gibt noch die unverschämten Forderungen der Bürger- feine Mission als Stellvertreter des Ministerpräfi- deren Lösung, ist eine immer Arbeiter, Angestellte und andere arme lichen und der Agrarier, haben die Koalitions- denten gar so schnell zurü.fgelegt habe. Er erklärte Klerikalen erwarteten nämlich die Betrauung Teufel, die Tabat, Bigarren und Bigaretten genossen auseinandergebracht, aber, dessen kann dies damit, daß ihm die Agrarier die ultimative Sra mets.

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Die neue Regierung soll sich ihre Mehrheit selbst suchen.

Die tschechische Bresse zur Beamten­regierung.

Die tschechische Presse ist von der Einsetzung

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