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6. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowalischen Republit.

Der Tag der Frauen.

Samstag. 20. März 1926.

Auf zum Frauentag!

Auch die Frau muß Kämpferin sein!- Agitiert für den Frauentag Zeitpuntt: 21. bis 28. März.

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demon­

Die fommende Woche wird im Zeichen unjeres Frauentages stehen. In Städten und Dörfern, in allen Orten, wo arbeitende Men­ichen leben, werden sich die Frauen versammeln, zur Feier des Tages, der nun alljährlich mit dem Frühling wiederkehrt. Geschmückt mit der In diesen Tagen und Wochen roten Nelte, dem Blumensymbol der Sozial strieren die Frauen aller Länder mit soziali­demokratie, die bei allen unseren Festen stischer Bewegung für die endgültige Befreiung leuchtet, werden sie ihre Zugehörigkeit zu des weiblichen Geschlechts aus seiner ökonomi­unserer Partei dokumentieren; durch ihre Zahl, ichen und sozialen Abhängigkeit. Die politischen die ständig wächst, die Gegner von der Straft Rechte, die die Frauen durch die Sozialdemo der sozialistischen Idee und dem Aufstieg fratie errangen, waren die erste Etappe zu dem unserer Bewegung überzeugen. Die Frauen, sie, größeren Ziele. der Befreiung der Frau durch bie Schwächsten, sie werden die Stärksten sein, eine neue Gesellschaftsordnung, durch den So­denn ihre Stimmen, an deren Schweigen sich zialismus. Die Sozialistische Arbeiter­die Welt im Laufe der Jahrhunderte gewöhnt Internationale, von der die sozialistische hatte, sie werden die tiefste Erschütterung aus- Frauenbewegung ein Teil ist, hat sich im löjen. vorigen Jahre auf ihrem kongreß in Marseille erneut zu den Forderungen der Frauen bekannt und in einer Entschlie= Bung, die wir hier wiedergeben, erneut an die Frauen aller Länder die Aufforde rung gerichtet, den Kampf für ihre Befreiung aufzunehmen. Die Entschließung lautet:

Lange hat die Frau schweigend geduldet und gelitten, all das Unrecht, das Männerherr schaft und Männerwillfür über sie verhängte. Epät hat sich bei den Männern der Gedanke durchgesetzt, in der Frau den gleichberechtigten und gleichwertigen Menschen zu sehen. Mit dem Sozialismus, der die Freiheit und Gleichheit aller Menschen verkündete, wurde der Frau erst das richtige Wertmaß gegeben. Darum sehen wir im Sozialismus unseren Befreier. In jeinem Zeichen fämpfen wir Frauen, und für ihn und mit ihm wollen wir siegen. Und so ist der Frauentag uns allen zugleich eine Feier des Sozialismus, bei der wir das Gelöbnis erneuern, nicht eher im Stampfe erlahmen zu wollen, bis das Bollwerk des Sapitalismus, der die Menschen versflavt und erniedrigt und in Not und Tod gegeneinanderheßt, in Trüm­mer gesunken ist.

,, Die Verwirklichung des Sozialismus erfor dert die aktive Teilnahme der Massen an der Neu­gestaltung der Gesellschaft. Da diese Massen zur Hälfte von Frauen gebildet werden, ist es von grundlegender Bedeutung, daß die sozialistischen Parteien aller Länder die Organisierung der Frauen in der sozialistischen Arbeiterbewegung mit allen Kräften betreiben. Um dieses Ziel zu erreichen, muß jede sozialistische Partei die rest lose Befreiung der Frauen als eine der wichtigsten

Aufgaben ihrer Politik betrachten. Die Befreis ung der Frau hat die volle politische, ökonomische und soziale Gleichberechtigung von Mann und Frau, insbesondere das gleiche attive und passive Wahlrecht zur Vorausseßung.

Die sozialistischen Parteien fordern die gesetz­

rung der Frauen fördern, um ihnen die Erörte. rung der sozialen Frauenprobleme zu ermöglichen und sie zu befähigen, ihre Lösung selbst herbeifüh ren zu helfen.

Die Entwicklung der kapitalistischen Gesell. schaft hat die Frauen in hergebrachter fozialer und fultureller Abhängigkeit belaffen, so daß ihre politische und wirtschaftliche Stellung im Er werbsleben schwächer ist als die des Mannes, troß­dem die Pflichten und Lasten der Mutterschaft eine besondere Fürsorge und einen besonderen Schuß für die Frauen erforderten. Die sozialisti­sche Bewegung muß deshalb alle Schußmaßnah­men, die die Arbeiter und insbesondere die Arbei. terinnen nötig haben, fordern, um das Wohlerge hen von Mutter und Kind zu sichern.

Der Kongres erklärt ferner: In Anbetracht deffen, daß unter den heutigen Verhältnissen das Interesse der großen Waffen der Frauen in erster Linie ihrem Heim und ihren Kindern gilt, wer­den fie dem Sozialismus zuerst dadurch zugeführt, daß fie in ihm vor allem einen Weg sehen, sie vor Krieg und Verelendung zu schüßen.

Deshalb fordert der Rongreß alle fozialisti schen Parteien auf, ihren Kampf gegen den Krieg zu verstärken, von welcher Seite er immer kom­mer men mag, und die Mittel zu prüfen, durch welche die Teuerung am wirksamsten zu bekämpfen ist, damit die internationale Wirtschaftspolitit im Sinne einer sozialistischen Entwicklung geführt werden kann."

auf Erwerbsbedürftigkeit. Daher muß die sozia listische Bewegung in allen Ländern die Organisie- f anntmachungen!

Die Leiden, die der Stapitalismus über die arbeitenden Menschen gebracht hat, sind in der ganzen Welt dieselben und auch das Los der Frauen ist international. Auf ihre schwachen Schultern ist übergroße Last gelegt; schwache Frauenhände sind zur Mühsal schwerer Män­nerarbeit verdammt; weichmütige Herzen sind ber Qual unterworfen, das Siechtum und den Hunger schuldloser Kinder mitanzusehen. Schwangere und Gebärende sind der Fühllosig­keit und der mangelnden Einsicht ihrer Mit­menschen, die für die besonderen Leiden, die der Frau durch ihr Weibtum erwachsen, fein Ver­ständnis haben, ausgeliefert. Die Gesetzgebung, die so lange das unausschließliche Privileg der Männer war, hat die Frau als Mutter und in wirtschaftlicher, rechtlicher und sozialer Hinsicht schwer gegenüber dem Manne benachteiligt. einen Mißtrauensantrag eingebracht, dem Sturm gegen Gent . sich wohl die Deutschnationalen und Bölkischen an. Gegen das Unrecht, das aufdem Berlin , 19. März.( Elgenbericht.) Im schließen dürften. Die sozialdemokratische Frattion weiblichen Geschlechte liegt, mol- Reichstag wird Montag ohne vorf ergehende De wird voraussichtlich diesen Antrag ablehnen, wenn len wir an unserem Frauentage batte im Auswärtigen Ausschuß die Beratung des sie auch zur Regierung in der Opposition steht; bemonstrieren. Darüber hinaus wollen ausha tes des Auswärt gen Amtes beginnen. Sie denn sie will nicht die auswärtige Politit, zumal wir aber unsere Stimmen erheben und sie wird in der Hauptsache zu einer Debatte über fie in der Richtung der von den Sozialdemokraten Genf werden. gestellten Forderungen liegt, zum Anlaß des Stur­tufend vereinigen, um die Beseitigung Rommunister, Teutschnatonale und Völki zes der Regierung nehmen. Unflar ist noch die bes Unrechts und der Unterdrük- sche haben schon eine heftige Opposition gegen die Stellung der bayrischen Bollspartei und der Wirt fung, die auf allen arbeitenden gesamte auswärt ge Politit der Regierung angeschaftspartei. Menschen ruhen, zu fordern. Wir fündigt. Die Kommunisten haben auch bereits rheben Protest gegen die Kräfte, die am Werke oxxxxXXX..

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Nr. 68.

Der Bankrott der Geheim­diplomaten.

Daß abgesagte Revolutionen nicht stattfin den, hat man schon oft genug erlebt, daß aber eine große diplomatische Konferenz mit einem festumrissenen Programm zusammentritt und durchgeführt zu haben, aber auch ohne einen dann auseinandergeht, ohne ihr Programım deutlich sichtbaren Grund des Bankrotis, das er­eignet sich bei weitem seltener. Die letzte Tagung des Völkerbundes wurde mit großem Lärm als angekündigt. Sie sollte formal das besiegeln, was die Versöhnungsaktion der europäischen Völker in Locarno bindend beschlossen worden war und sie endete mit einer Vertagung. Das ganz Besondere an der gegenwärtigen Situation Euro­ pas ist aber doch, daß der Genfer Bankrott nicht scheint, daß England, Frankreich und Deutsch­auf das Konto der großen Mächte zu buchen land mit den Äcußerungen des Bedauerns und der Versicherung gegenseitiger Freundschaft schei­den und als der Sünden bod ausgerech die den Eintritt Deutschlands zum Anlaß ihrer net Brasilien dasteht. Von den Staaten, Forderungen nach dem ständigen Ratssitz mach­ten, hielt nur Brasilien bis zum Schlusse durch. Nun wäre auch die Stellungnahme Brasilien ers flärlich, wenn es etwa als Wortführer der süd­amerikanischen Staaten aufgetreten wäre. Süd amerika ist ein Kontinent, der in den letzten Jah­ren einen ungeheuren wirtschaftlichen Aufschwung erlebt hat, man könnte es begreifen, daß die süd­amerikanischen Republiken auf ihre wachsende fuchen, bevor noch die nordamerikanische Union Bedeutung pochend, eine Vertretung zu erringen im Völkerbund vertreten ist und die Südstaaten an die Wand drückt. Aber die südamerikanischen Staaten haben gegen das Vorgehen Brasiliens prach nicht im Namen feines Kontinents. Er feierlichen Protest eingelegt. Franco de Mella sprach auch nicht im Namen des portugiesischen Volfes, wie auch Spaniens Anspruch ein rein staatlicher war und nicht mit der Bedeutung argumentierte, die heute dem spanischen Volk und der spanischen Sprache als der neben dem Engli­ schen meist gesprochenen Handelssprache zukom

Frauen und Mädchen! Rommt liche Gleichstellung von Mann und Fran im Ehe alle zu den Veranstaltungen aus men. Es hatte Sinn gehabt, wenn die Genfer recht, in der Staatszugehörigkeit bei der Verhei- nlaß des Frauentages! Bejon- Tebatte das Problem aufgerollt hätte, ob er ratung, sowie die Gleichstellung der unehelicheners heuer ist massenhafte Be- Völker bund" Staaten oder nicht vielmehr Kinder mit den ehelichen. Sie treten ferner einteiligung erforderlich, um zu bewölker vertreten solle und ob es billig jei, cak Kinder mit den ehelichen. Sie treten ferner ein weisen, daß die Frauen in dem die Franzosen und Japaner vertreten feien, die daß für die Gleichstellung der Frau im Verufsleben, verschärften Kampfe gegen die Spanier und Chinesen aber nicht. Doch es ging einschließlich der Staatsämter, sowie für die solle fapitalistische und kulturelle Re- nicht um diese Fragen, es handelte sich höchstens wirtschaftliche Gleichstellung der Frau im Eraftion an der Seite der Männer um einen Streit zwischen den histo rischen Großmächten und den durch den werbsleben ohne Rücksicht auf Familienstand und stehen! Alles Nähere die örtlichen Bestaaten. Das europäische Konzert der sechs Krieg zu größerer Macht gelangten Mittel­Großmächte fonnte ungestört regieren, solange es neben den großen Staaten nur Kleinstaaten von sieben Millionen Einwohnern abwärts gab. Die Fünfzehn Millionen- Staaten von heute find schwerer zu bändigen, der Militarismus, den die Entente in ihnen züchtete, die Vorteile, die sie ihnen als Siegerstaaten" gewährte, hat die Stin der von Versailles zu sehr unfolgsamen Zöglingen gemacht. Sie wollen heute mitregieren und es muß sehr fraglich erscheinen, ob mit der Erwei­terung des Rates der Demokratie gebient wäre. Bei allen Erklärungsversuchen bleibt aber eine ganze Reihe von Fragen unbeant­wortet. Hinter den Vorgängen in Genf steden Geheimnisse, steden vor allem Geheim­verträge der Entente staaten. In ind, Unrecht und Gewalt aufs neue auf die flüchtig und vertrieben umher, heiß ersehnt und Arbeiterschaft befriedigen möchten. Zölle und Locarno wurde gepadelt. Die Kate läßt das rbeitenden Massen der Völker herabzube- wahrhaftig gewollt nur vom Proletariat der Steuern, firchliche Pfründe, nationalistische Mausen nicht und die Minister fapitalistischer schwören. ganzen Welt. Auf die Schultern der einzig Vorstöße, Verdrängung des deutschen Abeiters Staaten laffen nicht von der Geheimdiplomatie. Wie schwerer Alpdruck liegen die ver- Friedenswilligen aber legt man neue Verpflich vom Arbeitsmarkt. Unsicherheit der Existenz, Je tönender die Phrasen der Versöhnlichkeit wur­zangenen Jahre auf unserer Seele; wie fungen, neue, unerhörte Opfer, die der Mili- nationale Bedrückung, Teuerung und drohender den, desto größer wurde das Mißtrauen und schwerer Alpdruck ängstigt uns die nächste Zu- tarismus, die ewige Kriegsbereitschaft und das Sunger sind die Wünsche und Geschenke der gegen den neuen Freund suchte sich jeder irgend wie zu schützen. Frankreich hatte einen Handel unft, wenn wir die Geschehnisse der leßten Wettrüsten überall verlangt. Machthaber, die uns gierig umschleichen. mit Polen und sicher auch einen mit Beneš. Daß Beit überdenken. Das Chaos, in das der Welt- Das Widerspiel der großen Weltgescheh Das sind die Gefahren, die uns Bolen feine Stärkung Deutschlands wünschte, war rieg die Menschheit gestürzt hat, ist noch nicht niffe finden wir auch in unserem Staate, in bedrohen; sie werden unserem begreiflich. Beneš sucht nach einem Ersatz für die elichtet, das Friedenswerk von Locarno , das dem sich dieselben Kräfte auswirken, die in Frauentag fein besonderes Ge- Kleine Entente. Das System der Allianzen und nach unendlichen Mühen zustande kam, ist in der ganzen Welt entfesselt sind. Auch hier Wett präge geven. Nicht mutlos und bedrückt geheimen Bündnisse, das seinerzeit den Genfer Gefahr. Die letzten Tage der Völkerbundbe- rüsten, der Militarismus im Vordrängen, der wollen wir sein, sondern entflammt zum Paft als ein fragwürdiges Instrument des Fric catungen in Genf haben uns klar den Geist seine menschlichen Werkzeuge fester umflam Stampfe, mutig zur Gegenwehr. Dem römischen dens erscheinen ließ wurde nicht aufgegeben. I'm der Herrschenden in den einzelnen Staaten ge- mert, und, anstatt abzurüsten, an der 18monat Cäsar, dem Herrscher der Welt, beugten sich sten zieht sich längst der Grenzen Rußlands di zeigt. Das Uebergewicht der Machtlichen Dienstzeit festhält, und bereits die Schul cinft die Ueberwundenen, bevor sie in Tod und Kette der Randstaaten, die alle miteinander gege egt bei den Imperialisten und jugend dem militärischen Drill unterwerfen dacht sanken, mit dem Rufe:" Moritur: Rußland verbündet sind. Finnland , Esthlant ationalisten, die überall am un- will, so den Kreis seiner Opfer vergrößernd. te salutant." Wir rufen den kapitalistischen Livland , Litauen , Polen , Rumänien umfaßt d ieligen Werte sind, den Frieden Das Volf ist durch die Lahmlegung des Par Machthabern zu: Vikturi vos falu- große Bund gegen Moskau . Aber Polen ist m ber Tschechoslowakei , die Tschechoslowakei ihre: er Welt beständig zu bedrohen. lamentes und die ständigen Regierungskrisen tant." Die Lebenwollenden", das sind wir seits wieder mit Rumänien und Südslawien be Tie Stimmen der Vernunft, sie werden vom des einzigen Forums beraubt, auf dem sich nicht überwunden sind wir, sonbündet. Auf dem Ballan gibt es Geheimber Chor der Rache" übertönt. Der Völkerfriede seine Macht auswirken könnte, und so erleben dern unüberwindlich. Dies wollen träge und Serbien hat sich dieser Tage mit Ita­der uns verheißen ward, wird von der im wir den Ansturm der kapitalistischen Parteien, wir bezeugen an unserem Frauen lien geeinigt. Die Westmächte haben ihre ge­perialistischen Raubgier verjagt und irrt land- die alle ihre Machtgelüfte auf Kosten der tag! heimen Abkommen, Frankreich obendrein ein

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Marie Deutsch.