Belte 1
Zum sozialdemokratischen Frauentag.
Die Frauen marschieren!
1868 der erste Arbeiterbildungsverein und obs wohl die kritischen wirtschaftlichen Verhältnisse, die wenige Jahre nachher eintraten, die Entwic lung der Bewegung hinderten, ging es wieder vorwärts, sobald nun die wirtschaftlichen Verhält Beste Worte der Mahnung, lezie Worte| meinsam mit den Männern die Hemmnisse niffe die Möglichkeit dazu boten. Die Reichenber der Aufforderung zur Teilnahme an der De wegräumen wollen, die ihren Kindern den Pfad ger Arbeiterbewegung gelangte bald an die Spize monſtration am Sonntag ſcien an die noch zum Glück versperren. Der Arbeiterbewegung Desterreichs und von 1877 zögernden, an die noch halb erstaunt, halb mißbis 1880 befand sich die Zentralleitung der öfter trauisch unseren Parolen gegenüberstehenden reichischen Sozialdemokratie in Reichenberg, wa- Frauen gerichtet: ren die Vertrauensmänner der Reichenberger Arbeiterbewegung auch die ersten Vertrauens- Nehmt teil an den Rundgebungen für männer der Arbeiterbewegung Desterreichs. Freilich haben die nächsten Jahre der Weiter Nehmt teil an den Kundgebungen für entwidlung der Arbeiterbewegung schweren Ab- das Recht eurer Rinder! bruch getan. Die brutalen Methoden, welche die Behörden zur Unterdrückung der Arbeiterschaft Nehmt teil an den Kämpfen gegen den anwendeten, förderten die anarchistische Strö euch und eure Kinder bedrohenden Hunger! mung unter der Arbeiterschaft und so war bald Und nehmt teil am Kampf der sozialisti die Arbeiterbewegung der Schauplag wüster schen Frauen Schauplatz wüster schen Frauen der ganzen Welt um die ErKämpfe zwischen den sogenannten Radikalen und haltung des Friedens! Gemäßigten. Aber die Behörden machten feinen Unterschied zwischen den beiden Richtungen, die
euer eigenes Recht!
O, und noch dringender als diese Frauen, Polizei nahm die Anhänger beider Richtungen die ja von unseren Worten nicht so leicht ergleichermaßen in Gewahrsam, die bürgerlichen zeicht werden können, fordern wir alle GeGerichte verurteilten sie gleichermaßen zu langen nessinnen auf, alle Frauen von Parteigenossen, Kerkerstrafen, die Unternehmer seßen die Ver- am Sonntag an unseren Kundgebungen teilzutrauensmänner ohne Unterschied aufs Pflaster. nehmen! So erkannten die Arbeiter, daß der Streit been
digt und der gemeinsame Kampf gegen den Klas- Trauen Und die Männer fordern wir auf, ihren sengegner geführt werden müsse. Und gerade in Frauen die Teilnahme an diesem Frauentage jener Zeit trat Karl Schiller in die erste zu erleichtern, ihnen die Bürden des HausReihe der Vertrauensmänner ber haltes abzunehmen, die Verantwortung für die Reichenberger Arbeiterbewegung. Er war es, der Seinder an ihrer Stelle zu tragen ein paar mit unerschütterlicher Zähigkeit und leidenschaft Stunden lang, damit die Frauen in die Verlicher Begeisterung den Gedanken der Ginigung famlungen gehen können. verfocht und der die hauptsächliche Anregung gab Denn auch die Männer unserer Klasse zur Gründung des Vereines Eintracht" im Jahre 1887, der der gemeinsame Diskussionsklub beider müssen stolz darauf sein, daß die Frauen Richtungen wurde. Dadurch hat sich Karl Schil nicht mehr demütige Dulderinnen sein wollen, ler ein geschichtliches Verdienst um daß sie die Einigung der der Arbeitertiaffe im Reichenberger Gebiete erworben.
den Weg zur Freiheit
. März 1926.
Bekleid des Parteivorstandes.
An die Witwe des Verstorbenen, Genossin Anna Schiller, ist gestern das nachstehende Telegramm abgegangen:
Die Nachricht von dem Ableben unseres lieben Freundes und Kampfgefährten hat außerordentlich schmerzlich berührt. Verlieren wir doch in Karl Schiller einen der Pioniere der Stolze Freude darüber erfüllt die ganze Arbeiterbewegung, einen jener Männer, die unPartei. Und die Väter und die Mütter jagen entwegt für die Partei, bre Jdeale und Riele gesich stolz: Wenn unsere Frauen, wenn die fämpft haben. Mit Ihnen trauert die Arbeiter Arbeiterinnen marschieren, dann marschieren Schaft Nordböhmens um einen ihrer besten, um die Kinder mit ihnen. Wenn unsere Frauen schwerste betroffen, spricht Ihnen, als seiner einen ihrer unerschrockensten Führer. Selbst aufs Rebellinnen werden, wenn sie zur Fahne der freuen Weggenossin, das innigste Beileid aus Revolution stehen, dann werden auch die Kinder des Proletariats Revolutionäre werden, dann blüht rote Saat der Zukunft entgegen! Tag der Fraueno, das ist ein Tag der Partei, das ist ein Tag der Klasse! Es gibt keine Menschheitsbefreiung ohne Frauenbefreiung.
Und es gibt keine Frauenbefreiung, ohne daß die Frauen selber kämpfen. So ist denn Der Tag, der die Frauen zum Kampfe aufruft, ein Sammeltag der proletarischen Kräfte,
ein Werbetag für den Sozialismus, ist ein Tag, an dem wir für die Zukunft ichaffen! Deshalb erwarten wir, daß alle Genossinnen, daß aber auch alle Genossen noch in den wenigen Stunden bis zum Abmarsch zu den Frauenversammlungen lezte Kraft aufbieten, im noch Bagende. noch Ueberlegende, noch Schwankende zur Teilnahme zu bewegen, um sie mitzureißen, sie einzureihen in die Scharen der Frauen, die am Sonntag marschieren Das jozialdemokratische Frauenreichstomitee.
Und kaum war der Sainfelder Parteitag( 1888- mit den Männern gehen wollen, daß sie ge- werden!
heran, das ebenfalls groß und schwierig war: xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Der Parteivorstand
Inland.
Ein trauriges Jubiläum. Ein Jahr Feiertagsgeseų.
clition eines der unsinnigsten Kompromiffe. Das Gerade ein Jahr ist es her, daß die KoFeiertagsgeset, angenommen und dadurch hun berttausenden erholungsbedürftigen Menschen die Doppelfeiertage zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten geraubt hat. Man erinnert sich noch der Vorgeschichte: Die slowakischen Bischöfe hatten durch ihren bekannten Sirtenbrief alle freiheitlichen Elemente in Harnisch gebracht, so daß sich auch die hohe Koalition zu einem Einschreiten bemüßigt fühlte. Etwas mußte geschehen, aber ia nichts Ernstliches, um nicht die Klerikalen, die stellten, zu verstimmen. Und so griff man zu einer auch damals schon einen starken Machtfaktor darStomödie. Um sichtbar zu demonstrieren, daß der Seferifalismus hierzulande nichts zu spaßen habe, hob man einige der überflüssigsten Feiertage ouf und gestattete der Volkspartei großmütig, zum Peichen des Protestes gegen dieses angev.d xxxxxxxxxxx| firchenfeindliche Gesetz sich bei der Abstimmung an die Gründung eines Arbeiterblattes. Jahr, im Sommer und im Winter in Versahen ihn unsere Reichenberger Vertrauensmän- darüber der Stimme zu enthalten. Dabei ging Im Herbst 1889 fand eine Beratung in ammlungen hinaus und verkündete den Ar- ner bei der schönen Feier seines 70. Geburtstages, man in dem abfichtlich zur Schau getragenen einem Wäldchen bei Habendorf statt, wo man die beitern, die so schwer leideten, das Evangelium welche er im Streise der Genossen beging. In der Ueberradikalismus so weit, auch die feit alters Gründung beschloß. Am 17. Oftober 1889 er- des Sozialismus, pflanzte in ihnen die Hoffnung Rede, welche Genosse Roscher ihm zu Ehren hielt, eingelebten Doppelfeiertage, die den arbeitenden schien die erste Nummer des Freigeist", dessen auf, daß sie nicht verloren sind auf der Welt und gab er zum Schlusse dem Wunsche Ausdrud, daß Schichten die einzige Möglichkeit zu einem erster verantwortlicher Redakteur daß es einen Wog gebe, der aus dem Söllental ihm an Seite feiner Gattin noch viele Jahre längeren Aus pannen von der harten Tagesfron Karl Schiller war. Die ungeheuren Schwierig des Arbeiterlebens in Rapitalismus auf die des Daseins im Kreise seiner Genossen besch eden boten, mit einem Federstrich aufzuheben. Wer teiten, vor denen Karl Schiller , der auch das freien Höhen eines neuen Lebens im Sozialismus sein mögen. Wer hätte damals gedacht, daß das fonnte da noch zweifeln, daß eine große antiBlatt seit dem Gründungstage verwaltete, stand, führe. Die ganze Geschichte unserer Partei hat Leben unseres Schiller Sarl nur nach Monaten leritale Tat, getreu den Traditionen des Nefann man daraus erschließen, daß das Grün- Schiller in diesen Jahrzehnten miterlebt. Er zählen sollte! formators Hus, geschehen war? dungstapital ganze- 40 Gulden betrug. Sch i l hat die großen gewaltigen Kämpfe der österreiler war der Verwalter des Blatte schischen Sozialdemokratie in erster Reihe mitge In der letzten Zeit war Sarl Schiller tränk- talen die Hände, denn sie hatten ihre Eirchlichen durch drei Jahrzehnte. Er hat die Ge- fochten und er hat, als die Arbeiterschaft immer lich. Doch hat niemand das rasche Ende erwar- Feiertage, auf die sie Wert legten, nun gefeßlich schichte des Freigeist" miterlebt und mitgestal- tiefer in die politischen und sozialen Probleme tet. Mit tiefer Rührung wird unsere Barte öf- gesichert gerade auf die Doppelfeiertage fonntet, hat alle die unendliche Mühsal, die mit der ihrer Zeit eindrang, Verständnis für alle die fentlichkeit von dem seingange des Patriarchen ten sie am leichtesten verzichten, dafür aber Herausgabe eines sozialdemokratischen Blattes neuen Aufgaben gehabt, die dem lämpfenden Pro- unserer Bewegung vernehmen, insbesondere die war ihnen die Möglichkeit geboten, einen wirklich verbunden war, dreißig lange Jahre getragen. letariat erwuchsen. Auf Konferenzen und Bar- Arbeiter des Reichenberger Gebietes stehen trau- fozialen Gefeßentwurf, den über die bezahlten Welch gewaltiger Fortschritt hat dieses Blatt zur teitagen hat man ihn oft gesehen, in allen Bera- ernd an seiner Bahre. In unserem Schmerze Arbeiterurlaube, der jahrelang in den Ausschüssen Zeit, da Schiller fein Verwalter war, doch mit- tungen hat man feinen flugen Rat gehört, seine fann uns nur der Gedanke Trost bringen, daß verschleppt wurde, in Gemeinschaft mit den gemacht. Erst erschien es einmal in vierzehn Taruh ge eindringliche Betrachtungsweise beobachtet. das Wirken Karl Schillers zum unverlierübrigen reaktionären Parteien so zu verstümmeln, gen, jeit 1894 wöchentlich, jeit 1898 zweimal wö- Nach dem Umsturs, da er balb 70 Jahre alt war, baren Befistum unserer Bewegung daß die Unternehmer ihre helle Freude daran chentlich und seit 1911 als Tagblatt. In den trat er in den wohlverdienten Ruhestand, aber geworden ist. Mögen sich die Jüngeren in un hatten. Es war dies das Arbeiterurlaubsge'et, das Neunzigerjahren trug das Blatt brei verschiedene noch immer war er tüchtig auf den Beinen. Er erer Partei an feiner Treue und an feinem den Arbeitern einen Ersat für die verlorenen Namen( Freigeist", Der Freigeist"," Neuer blieb weiter geistig rege und seine freie Zeit be- Opfermut, an seiner Charakterstärke und an fei Ruhetage geben sollte, aber in seiner Fassung Freigeist"), weil ein Blatt, das mindestens wö- nüßte er zu Spaziergängen in die von ihm über nem Glauben an die Seghaftigkeit der sozialisti zehntausende Arbeiter von vornherein von den chentlich erschien, eine so hohe Kaution erlegen alles geliebte Natur, die er oft in Fouilletons schen Idee ein Beispiel nehmen. Das iſt das geplanten Begünstigungen ausschloß, und anderermußte, daß sie für die Organisation unerschwing- der Parteiblätter in schönen Worten zu beschrei- Vermächtnis Karl Schillers, das wir zu erfüllen feits vielfach die Errungenschaften, die sich einzelne lich war. Aber Karl Schiller beschränkte sich ben wußte. Auch am Leben der Partei hat er haben! Arbeitergruppen in jahrzehntelangem Stampfe be nicht nur auf die Verwaltung des Blattes, er zog geistig bis in seine letzten Tage Anteil genom re: ts erobert hatten, bedrohte. Trotz aller noch so Woche um Woche, Monat um Monat, Jahr für men. Am 29. Oftober des vorigen Jahres noch berechtigten Einwände wurden diese beiden junk
chen:
Aus alter Zeit.
In Wirklichkeit rieben sich die schlauen Stleri
-
Reichenberger Magistrats eingeholt hatt:. In der den Offizier und einigen Demonstranten, was den des Nachmittags bot der Altstädter Platz ein Nacht vom 17. auf den 18. Jänner wurde Scheu diese nachträglich mit einigen Wochen Ar- ödes Bild. Die Jäger hatten alle Zugänge abaus dem Hotel Bum goldenen Böwen", daß sich rest büßen mußten. Einer von ihnen wurde so- gesperrt und fein Mensch war auf dem Platze zu damals in der Herrengasse befand, vom Polizei gar stabtverwiesen. Die Aufstellung der fehen Aus dem reichen Schatze seiner Erinnerungen fommissär Knirsch, wie man es bei gefährli- Jäger war nicht gerade geſchhidt gewählt. Sie Inzwischen hatte man dem Genossen An ſtellte uns erst vor furzer Zeit der eben verstor- chen Verbrechern zu tun pflegt, aus dem standen längs der Häuserfront, an deren Stelle breas Scheu den Prozeß gemacht und ihn zu bene Genosse Karl Schiller , einer der letzten Vor- Bett geholt und in die" Büttelei", den städ. heute das neue Rathaus steht, und den Bauben einer Woche Arrest verurteilt. Gegen 2 Uhr Lämpfer aus den Anfängen der Arbeiterbewegung tischen Arrest am Baderberge, gestedt. Dieses Ge- bei der Erlichschen Apothete. Unter den Lauben wurde er freigelassen und unter Polizeibegleitung im Reichenberger Gebiete, eine Reihe von Bei- bäude befand sich an der Stelle, wo heute das strömte die Menge hin und her. Sätte sie böse zur Bahn gebracht, von wo er mit dem nächsten trägen zur Verfügung. Sie sagen den Jüngeren, Gasthaus„ Bur Stadt Heidelberg" steht, und ist Absicht gehabt, sie hätte im Nu die Jäger von Zuge nach Wien zurüdfuhr. Samstag, den 22. unter welch ungeheu.en Schwierigkeiten unsere vor mehr als 30 Jahren abgerissen worden. rüdwärts entwaffnen fönnen. An Gewaltakte Jänner, nachmittags, fand die Beerdigung des Ge Alten zu fämpfen hatten, denen sie mutig und Die Arbeiter erhielten von der Verhaftung dachte jedoch niemand. trotzig immer wieder die Stirne boten. Aus die erst Kenntnis, als Genosse Andreas Scheu aut fallenen unter großer Beteiligung statt. Still und Um 12 Uhr mittags fam neues Leben in die ernst gingen die Männer der Arbeit in langem sem Grunde, damit das Beispiel der Alten be- 18. Jänner in der Mittagsstunde in das Be- Menge: Bald war der Markt mit Menschen an- Buge. Aber noch größer war die Zahl der zuHeichnend wirken auf alle, die nachher kamen, aber zirksgericht überführt wurde, daß in dem Hause gefüllt. Plötzlich schollen Kommandorufe und die schauer, welche längs des Weges, den der Leichen auch um an einigen Tatsachen die großen Ver. Schüßengasse Nr. 12 untergebracht war. Wie ein Jäger gingen mit gefälltem Bajonett ug nahm( Stefansstraße, Schüßengasse, Altdienſte unseres verstorbenen Freundes an unserer Lauffeuer ging die Nachricht von der Verhaftung gegen die Menge vor, um den Markt zu fäubern. Stäbter Play, Friedländer- und RuppersdorferBewegung aufzuzeigen, lassen wir unseren Schil Andreas Scheu's von Mund zu Mund und noch Kurz darauf fiel ein scharfer Schuß, der dem straße), Spalier bildeten. ler- Searl noch einmal zu unseren Genossen spre- an demselben Tage fand sich eine Anzahl von Ar- Druder Heinrich Fischer, beschäftigt bei der Ob der Schuß absichtlich oder aus Versehen beitern vor dem Bezirksgerichtsgebäude ein, die Firma Johann Liebig, das Leben to stete. gefallen ist, das ist bis heute in Dunkel gehüllt 1. Andreas Scheu in Reichenberg.-Die die Freilassung des Verhafteten verlangten. Der Die Kugel war ihm von rückwärts durch den geblieben. Es läßt sich aber annehmen, daß er Demonstration am 19. Jänner 1870. Tag berlief jedoch ohne besonderen Zwischenfall. Kopf gegangen, hatte in dem Kaufmannsgeschäfte nicht mit Wissen des Kommandanten gefallen ist, Am nächsten Tag, Mittwoch, fanden sich die De Franz Schubert das Auslagefenster durchgeschla- dafür sprechen die zwei Umstände, daß erstens Es gibt Erinnerungen, die immer wach blei monstranten in noch größerer Zahl ein. Es war gen und war in ein Schublästchen gedrungen. nicht Feuer!" tommandiert wurde in diesem ben, wenn auch noch so viele Jahre seit dem Er- ein schöner sonniger Wintermorgen. Ich arbeitete Fischer war an der Demonstration ganz unbetei- Falle hätte auch nicht nur ein Manu geschossen eignisse, an das sich die Erinnerung fnüpft, ver damals als Tuchmachergeselle bei Herrn Ema- ligt gewefen. Er hatte zuhause ein frankes Weib, und zweitens, daß sich die Jäger nach dem flossen find. Eine solche Erinnerung ist mir ge- miel Bosselt in der Brunnengasse. Wir hatten ge- für das er in der Kronen- Apotheke Medizin holte. Schusse in ihre frühere Stellung zurüdzogen. Der blieben an die Vorgänge am 19. Jänner 1870. gen 10 Uhr auf den Reilsberger Wiesen, dort, Da er warten mußte, trat er hinaus, um die fommandierende Offizier mochte selbst von dem Obwohl seither schon 56 Jahre ins Land gegan- woo heute das Kreisgericht steht, an die Rahmen Vorgänge zu beobachten, wobei er den Tod fand. Schusse überrascht worden sein. gen find, fehe ich vor meinen Augen alles so le- Tuch zum Trocknen angeschlagen. Anstatt zurüd Die Wirkung, welche der Schuß auf die Die besigende Klasse war durch dieses Ereig bendig fich widerspiegeln, als wäre es erst ge- in die Werkstatt, ging ich birelt zu den Demon- Menge ausübte, war eine zweifache: Während der nis in nicht geringe Angst geraten. Man glaubte stern geschehen. stranten. De Reichenberger Magistrat hatte das eine Teil eiligst davon stürmte, wurden die An- offenbar, es sei die Revolution ausgebrochen. Es war die Zeit, in welcher die sozialdento-. t. Schüpentorps und die Freiwillige beren angesichts des Toten von Wut ergriffen Auch die liberalen Stadtväter mochten nicht we fratische Arbeiterpartei sich anschickte, mehr öfent- Feuerwehr alarmiert, welche bie bis zum und sie wären in ihrer Erregung gegen die Jäger nig erchroden ein, denn sie riefen ganz überflüs liche Agitation zu entfalten. Für Sonntag, den Altstädter Markt führenden Gassen und die vorgegangen, wenn sie über die nötigen Waffen, figer Weise telegraplisch militärische Verstärkun 16. Jänner war eine Voltsversammlung nach Schüßengaffe absperren sollten. Gar bald aber und wenn es auch nur Steine gewesen wären, gen herbei. Diese traf bereits schon in der Nacht, Franzensdorf einberufen worden, in der erkannten die Schüßen und Feuerwehrleute die verfügt hätten. Der Tote wurde auf einen Hand- teils am anderen Tage ein. Das Militär fand jeBenoffe Andreas Scheu aus Wien sprechen Nutlosigkeit ihres Dastehens und zogen ab. Kein schlitten gelegt und von einigen Männern auf doch keine Gelegenheit einzuschreiten, sodaß es in sollte. Sie war von der Bezirkshauptmannschaft Mensch lestetebe der Aufforderung, zurüdzugehen, die Schultern gehoben, in der Absicht, ihn be- furzer Zeit wieder abziehen konnte. berboten worden. Andreas Scheu aber ließ sich, Folge. Man lachte nur über diese Art Wachtpo- monstrativ durch die Gassen der Der 19. Jänner 1870 wird für die Reichennachdem er einmal hier war, die Gelegenheit, zu sten. Besonders wurden die Feuerwehrmänner Stadt zu tragen. Doch tamen sie nicht weit berger Arbeiterbewegung stets ein Gedenktag blei
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Jänner sprach er im Gasthause zum Feldschlös taillon ausrüden das vierte Jägerba- damit. Schon in der Schloßgasse wurde ihr Vor- ben. Der Arbeiter Heinrich Fischer
fel in der Stefansstraße vor einer zahlreichen Ed der heutigen Turnerstraße, lam es mehrmals ihnen abgenommen und in die Totenballe bes len Gewalt, durch welche die ArbeiterbeweZuhörerschaft, ohne daß man die Erlaubnis des zu Konflikten zwischen dem fommandieren- Stefanshospitales gebracht. In den ersten Stun- gung erdrosselt werden sollte.