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Der Schandspruch von
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Chieti.
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26. März 1926.
nete. Die Fascisten hätten es auch sonst für rich- I muß ihm rein nicht eingefallen sein, daß er tig gefunden, daß die Mörder frei ausgehen, die ihn nicht zugunsten der Mörder anvandte. Daß Kulturmenschheit wird die Schmach nicht gerin die Verteidiger dann erklärten, größer als das ger schäßen, wenn sie sich noch eines lumpigen Bedauern mit dem Opfer sei der Abscheu über juridischen Feigenblattes bedient. Um aber be- die politische Aktion, die sich nach dem Mord gegreiflich zu machen, daß der Vorbehalt zum gen den Fascismus richtete, ist nur natürlich. Morde fehlte, mußte ter Staatsanwalt anneh men, daß der Ueberfall nicht dem Abteordneten Matteotti galt, sondern dem politischen Gegner. Mit derartigen Mäßchen wurde ein Prozeß farniert, auf en die Arbeiterklasse der ganzen Welt mit Spannung blickte. Der Staatsanwalt fab überhaupt nur einen einzigen Grund, weshalb der Prozeß stattfinden und formell durch ein Urteil feinen Abschluß finden mußte: damit dem Ansehen der Nation im Ausland nicht geschadet werde! Das gab der wadere Fascistenhäuptling auch ganz unumwunden zu. So stellte der Diener und Anwalt der Gerechtigkeit gar feinen Strafantrag. Er, der es ganz begreiflich fand, daß sich der In stinkt der Gewalt in Personen, die der Gewalt huldigen, über alle Maßen steigerte", überließ es auch den Geschworenen, nach Gutdünken ein Urteil zu fällen. Da er den Freispruch als Staatsanwalt nicht geradezu fordern konnte, deutete er an, daß er mit ihm zufrieden sein würde. In feinem Schlußwott holte er alles, was er Der Prozeß, den man den Mördern machte, noch versäumt zu haben glaubte, nach. Er zeigte, war eine grausame Jronie, ein Hohn auf Recht wie die Mörder doch gar nicht anders konnten: und Gesetz. Er ist nicht mehr als eine Episode fie glaubten eben einen Feind vor sich zu ha- in der Geschichte des Fascismus, wenn auch die ben"- als ob sie in dem Mann, den sie über- denkwürdigste. Der wirkliche Prozeß lesung der Sachverständigengutachten über die fielen und zur Mordstätte fuhren, einen Freund wird dem Fascismus noch gemacht Leiche, und man konnte nicht ohne tiefen Elel gefehen hätten!- und als er sich noch wehrte, werden, dem entgeht er nicht, der wird kom- feststellen, daß bei den entfeblichsten erschlugen sie ihn. Der Widerstand des men besto cher, je eher die Arbeiter- Stellen Poveromo sich vor Lachen Ueberfallenen, diese Provokation des fchaft der Welt einig sein wird. Ehren schüttelte und bei einigen Individuen des ascismus, diese Auflehnung gegen die geheiligte wir das Andenken Matteottis, indem wir dieser Bublikums die gleiche Seiterfeit ausGewalt, wird zum mildernden Umstand Einigkeit unsere Kräfte weihen, dann werden wir löfte. Was die Gutachten selbst betrifft, so sind für die Mörder. Noch nie hat ein Staats- die Sühne des Verbrechens, das an ihm zwiefach sie hinlänglich bekannt. An der Identität der anwalt so sehr den Standpunkt vertreten, daß geschah, durch den Mord und durch diesen Leiche erheben die Sachverständigen keinerlei der Ermordete schuld sei. Der Notwehrparagraph Schandprozeß am besten vorbereiten! Zweifel. Und daß die Verwesung schon bis zue fast völligen. Zerstörung der Weichteile vorgeschritten war, wird durch die Sommerhitze, die Schmalheit der den Körper bedeckenden Erdschicht und durch den Umstand des Fehlens der Kleibungsstüde erklärt. Als mutmaßlicher Zeitpunkt der Verscharrung wird der des Todes ange
den Zeugen hat man den maximalistischen Abge. ordneten Cassinelli gehört, aus dessen Munde das erste Wort der Ehrfurcht für unseren Toten laut wurde. Einleitend erklärte Cassinelli, daß er, überzeugt von der völligen Nuslosigkeit, auszusagen", nur auf Grund der wiederholten Eins So fah der Staatsanwalt aus, so sah der ladung des Präsidenten erschienen sei. Auch ihm ganze Prozeß aus. Eine unvergeßliche hande stellte Farinacci feine ereotype Frage, ob sich für die gesamte Kulturmenschheit, wie sie feit den fein Urteil über Matteotti auf den AbgeordneTagen der Inquisition nicht da war. Es erüb- ten oder auf den Agitator bezöge. Er erhielt die rigt sich, über die Verteidiger, über der Vor einzig mögliche Antwort, daß Matteotti ihm und sisenden, über das Benehmen der Mörder zu den Seinen als das streitbarste Mitglied der sprechen. Der Staatsanwalt war der Hüter des Partei galt, als Abgeordneter, als Schriftsteller, Rechts! Was die andern taten, wird darnach als Redner:„ Man hat den zähesten und allen klar sein. Lediglich ein paar Worte zu den unbeugsamsten Gegner treffen wol Mördern. Sie verdienen auch in dem Rejumee Len, eben den, dem nur der Tod den des Prozesses noch eine Erwähnung. Sie hatten Mund schließen fonnte." Matteotti ermordet, weil er fein Patriot, Es folgte die Besichtigung des Autos, in dem weil er ein Internationaler, ein Pazifist, ein Matteotti feinen letzten schweren Kampf ge Saboteur des Sieges" war. Im Laufe des kämpft hat. Wie man weiß, ist eine Scheibe zerProzesses stellte sich heraus, daß sie alle wegen schmettert, das Futter eines Siß- und RüdenFahnen flucht vorbestraft waren. Der polsters abgetrennt. Gewißheit hat man diesent Fascismus ist überall der gleiche und feine Vor- stummen Zeugen nur insofern entreißen können, fämpfer sind es auch. In Deutschland wie in als auf den Scheiben die Fingerabdrücke DumiItalien find es Feiglinge, abgestrafte Lumpen, nis und Volpis gefunden wurden. Sie bilden das charakterloses Gesindel. Von den Händen dieser einzige unabweisbare Belastungsmaterial des Lumpen fiel der tapferste, beste Wann Italiens . Prozesses.
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Der Mörder lacht!
Die Nachmittagssitung brachte die Ver
Es gibt noch Richter in Italien ! Was sich je die deutsche Justiz in den letzten acht Jahren an Schändung des Rechtes geleistet hat, wird übertroffen durch das Urteil von Chieti . Man hat den Prozeß der Matteottimörder, solange es ging, verschleppt, um die Wut des VolLes fich besänftigen zu lassen, nun hat die Untersuchungshaft folange gedauert, das ein paar der Bestien noch etwas herausbekommen sollten, da sie schon zu lange gefangen saßen. Fascistische Richter erkennen nicht auf große Strafen wegen eines Mordes. Der gehört zum System und das System kann nicht feine eigenen Methoden verurteilen. Der Staatsanwalt ewige Schande und Schmach über den Mann, der zu diesem Handwerk sein Wort und feine Autorität lieh! hat selbst die Verteidigung besorgt. Es hat und nochmals sei es gesagt selbst in Deutschland bisher keinen Staatsanwalt gegeben, der sich so zum Anwalt der Mörder gemacht hat. Er hat es wortwörtlich erklärt, daß " Freiheitsberaubungen, Entführungen und Rizimusöl- Einflösungen damals an der Tagesordnung" waren. Ein fascistischer Richter bekennt sich zu den durch den Erfolg gehiligten barbariſchen Bräuchen, die man bisher immer noch Einzelnen hätte zur Laft legen können. Wenn der Fascismus irgendwo noch Glauben fand, wenn er Morde und Gewalttaten nicht als sein Werk, fondern als zufälliges Zusammentreffen seiner Aktionen und individueller Gewalttaten hinstellte, nach diesem Prozeß, fann fein Bubliziſt, kein noch so beredter Verteidiger die Blutschuld des Systems und seiner geistigen Väter leugnen. Der Mord war an der Tages ordnung, der Fascismus hat ihn zu einem alltäglichen Rampfmittel gemacht und mussolini trägt die Verantwortung. Der Staatsantvalt, der berufene Wahrer des Rechtes hat zugegeben, daß für das fascistische Italien nicht mehr jene Menschenrechte gelten, die feit der französischen Revolution als Gemeingut der Stulturmenschheit gelten. Der Antvalt des fafci Ueber die Art, wie man den Leichnam eines stischen Staates erklärt vor aller Welt, daß inj 1.74 Meter großen Mannes in eine nur diesem fascistischen Staat Recht nicht mehr Recht 90 Zentimeter lange Grube gebracht und Mord nicht mehr Mord ist. Die Zeiten hat, meint das Gutachten, daß man gewaltsam haben sich gewandelt und nur verbohrte Sozialidie schon in Leichenstarre befindlichen Gliedsten, Pazifisten ,,, Saboteure des Sieges", wie es in Italien heißt, tönnen der altmodischen Antaten, daß sie sich fagten, es könnte sich um einen maßen der kleinen Höhlung angepaßt habe. Das Scherz, um eine Rinoszene oder um die Ver- höchste Maß von Gewaltanwendung betraf die sicht huldigen, daß der Mord ein straßwürdiges Also nichts Sensationelles". Troßdem ein haftung eines Verbrechers handeln. Jedesmal, Stellung des rechten Beines, das Verbrechen fei. Ein Vorbedacht müsse geleugnet sensationslüsternes Publitum; auf den reservier- wenn ein Zeuge auf die Gewalt zu sprechen in der Hüftgelenkpfanne berart gewerden, weil der Mord sich erst im Laufe der ten Plätzen an achzig Weibsbilder, die sich an fommt, die von den fünf Individuen am Bungo dreht wurde, daß der rechte Fuß neben Freiheitsberaubung, Ueberfall, Ge- den Angeklagten nicht fatt sehen können und in Tevere Analbo de Brescia an Matteotti verübt das Haupt zu liegen tam. Ein Rippenwalttat- ergeben habe. Word bedeutet nach fhummer Ovation an ihren Bügen hängen. Nicht wurde, deutet Poveromo seine Freude durch ein bruch wird auch auf das gewaltsame Hineinfascistischen Rechtsbegriffen nicht mehr das ein Schaubern, ja nicht einmal ein Interpall des freches Grinsen an... grängen der Leiche in die enge Gruft zurüdgeschwerste aller Verbrechen, den Raub des nicht Ernstes und der Sammlung fam über dieses führt. mehr herzustellenden Menschenlebens, sondern Bublifum, als die Sonaben Bazzotti und Verhör des amnestierten füheren Angeklagten Sachverständigenkollegium, an einer Sehr animiert wird die Verhandlung beim In bezug auf die Todesursache erklärt das lebiglich eine Steigerung der alltäglichen Bor- Mascagna die grauen hafte Szene beschreiben. Albo Putato. Gin fümmerliches Bürschchen, Feststellung gehindert zu sein erstens, weil die an einer genauen Lommnisse des politischen Kampfes. Es ist dem Nur den Abgeordneten Farinacci ergriff eine grüßt er herzlich seine Gefährten im Käfig und Weichteile fehlen, zweitens, weil die Eingeweide Feſtſtellung gehindert zu sein erstens, weil die Staatsanwalt ganz selbstverständlich, daß die plötzliche Stampfgier, als wolle er wettmachen, tritt dann geziert mit dem fascistischen Gruß vor Briganten sich nicht weiter bedenken, was zu tun was er im Schüßengraben verpakt. Er suchte den Bräsidenten. In seiner Eigenschaft als An- verwest sind; brittens, weil leine Anochenverſei, wenn der Ueberfall nicht nach Wunsch von die Kinder in Widersprüche zu verwickeln. Wiegellager batte er ausgefagt, von Panzeri als legungen festzustellen find. Mehr als die Knoſtatten geht, daß sie eben zum Dolch greifen, konnte Matteotti einen Fußtritt in die Scheibe eine Aussage Boverom 3 erfahren zu haben, daß henrefte hat die Jacke Aufschluß gegeben. Sie wenn die Brachialgewalt von fünf Männern des Autos getan haben, wenn er durch den Snuff Matteotti im Auto verschleppt, dann getötet und zeugt von einer bedeutenden Blutung, die sie nicht ausreicht, einen widerspenstigen Gefangenen in den Magen ohnmächtig geworden war. Er begraben worden wäre. Jest zieht er die Aus- von innen nach außen durchtränkte, und zwar zu bändigen. Es iſt eigentlich nur das eine hatte eben wieder Atem gefchöpft," Jogte der fage zurüd; nicht Poveromo, sondern Dumini auf der linken, vorderen Brustkorbſeite in ihrem verwunderlich, daß der Staatsanwalt den vorbe Sleine ruhig. Weiter fucht die Verteidigung die hätte Banzeri informiert; nicht getötet wäre oberen Teile. Die Sachverständigen stehen nicht dachten Mord in Abrede ſtellte, auf Totschlag fleinen Zeugen zu verschüchtern, indem sie dar- Matteotti, sondern gestorben! Boveromo, an, diese Blutung als durch eine Stichwaffe beflagte und diesen so folgerichtig fascistisch vertei auf hinweist, daß der eine von einem Stoß in den ja die ganze Sache nichs angehen sollte, will bingt zu erklären und kommen zu dem Schluß, digte. Er hätte ebensogut die, allen objektiven den Magen, der andere von einem Sto in abfolut das Wort, und sein Verteidiger hat große daß aller Wahrscheinlichkeit nach die Wunde Zeugen dieses Prozesses unzweifelhafte, Absicht der den Beib spricht. Das Verhör hinterläßt einen Mühe, ihn halbwegs ruhig zu halten. Mörder gestehen und mit seiner Dialettit auch bitteren Geschmad, wie man auch nicht ohne den vorbedachten Mord verteidigen können. Widerwillen auf die Herren Beamten bliden fann, die der Gewalttat aus der Ferne bei wohnten und ihrer Bürgerpflicht damit genug
Attion
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Der Staatsanwalt hat sich unnötige Mühe gegeben, als er den Vorbedacht der Mörder leug
Aus alter Zeit.
IV.
Der 1. Mai 1896.- Aussperrung und Streik als seine Folgen.
Fafciftische Juſtiz.
Bilder vom Matteotti- Prozeß.
Wir bringen einige Ausschnitte aus dem Prozeßbericht, die beweisen, daß man in Chieti die Justiz wie nic zuvor geschändet hat. Nicht nur das Urteil, das eine unerhörte Schmach für das fascistische Italien bedeutet, sondern auch der ganze Verlauf des Prozesses verdienen in den Annalen der Schande festgehalten zu werden. Kinder als Zeugen.
wir größere Räumlichkeiten innehatten, bis wir endlich 1908 in unser eigenes Heim Karlsgasse 7 einzogen.
Der Freigeist war durch mehrere Jahre das einzige deutsche sozialbemo tratische Blatt in Böhmen . Allwöchentlich zogen Samstag und Sonntag Agitatoren nach allen Richtungen aus. Bis hinüber über Warnsdorf, Bodenbach , Aufsig, Tepliß, Karlsbad , Eger, Asch und Graslih in das westliche Böhmen , um die neue Lehre den Arbeitern zu verkünden. Der Same, den die Reichenberger Genossen gestreut, ist mächtig in die Salme geschoffen und hat reichliche Früchte getragen.
Im Feber 1890 fonnten wir den Freigeist" schon achtſeitig für denselben Preis herausgeben und eine neue Kraft, den heutigen Nationalrat Genoffen Rieger, anstellen, welcher die Redaktion übernahm, während Genosse Karl Schiller nur noch die Administration weiter führte. Wir übersiedelten im Mai 1890 in das Haus Ladegasse 23, wo wir ein größeres Zimmer Das Jahr 1896 gehörte zu denen, in wel mieteten. 1894 gaben wir den Freigeist" chem die Fabrikanten ihre Brutalität ganz beson wöchentlich heraus. Die erforderlichen 4000 Gulders hervorkehrten, um die Feier des 1. Mai den als Kaution hatten wir teils geliehen und zu unterdrüden. Gelungen ist es ihnen freilich andernteils durch Sammlungen zusammenge- nicht in dem Maße, wie sie es wollten: Wir hatbracht. 1898 schritten wir daran, das Blatt ten vormittags in der Vereinshalle eine Boltswöchentlich zweimal erscheinen zu lassen. Dies versammlung bei vollem Hause und nachmittag war aber nicht so einfach durchzuführen, denn ein Konzert im Stadtwäldchen, welchem gegen dazu hatte es einer noch höheren Raution bedurft, 3000 Personen beiwohnten. die wir eben nicht besaßen. Um diese Klippe zu umschiffen, mußten wir uns auf einen Sniff verIegen, indem wir das Blatt unter drei verschie benen Namen, und zwar„ Der Freigeist", Freigeist" und„ Neuer Freigeist her bag ausgaben. Die Erscheinungstage wurden so gewählt, daß jeden Dienstag und Freitag eines der drei Blätter erschien. Dadurch, daß keines der drei Blätter wöchentlich einmal heraustam, brauchten wir überhaupt teine Kaution und wir
Gegen 4 Uhr, als das Konzert im besten Gange war, fam ein Zug Arbeiterinnen aus der Textilfabrit Lederer& Wolf in Dörfel anmarschiert, der bie Aufmerksamkeit aller auf sich zog. Nicht Sonntagstleider trugen sie, wie bien benn fie biret aus der die Anwesenden, denn sie kamen direkt aus der Fabrik. Mit Begeisterung und Sochrufen wurden fie empfangen. Daß ein solcher Zuwachs die Stim mung hob, ist leicht begreiflich, war doch jede einzelne der neu Angekommenen eine mutige Stämpferin für unsere Sache.
fonnten die erlegten 4000 Gulden beheben. Als im Jahre 1899 das Preßgefeh geändert Die Firma Lederer& Wolf beschäftigte und die Bestimmungen über die Kaution und damals nebst einzelnen männlichen Arbeitern 750 den Zeitungsstempel daraus entfernt wurden, Arbeiterinnen. Von diesen hielten es 117 nicht lonnten wir die drei verschiedenen Titel fallen länger bei der Maschine aus und erzwangen die lassen und das Blatt unter dem einheitlichen Na- Freilassung, trotzdem das Fabrilstor geschloffen men Freigeist" erscheinen lassen. 1900 über var und Gendarmen nicht nur bei diesem, sonsiedelten wir in das Haus Steinbruchgasse 16, wo dern auch im Stiegenhause in der Fabrit Bo
Am Sonnabend ist die Beweisaufnahme zum Abschluß gekommen. Als Nachzügler unter
nommen.
am Brustkorb die Todesursache war. Nicht die Beschaffenheit des Blutes, die nicht mehr festzustellen war, wohl aber die Verteilung der Blutflecke schließen die Annahme einer& u n- gen blutung, als Ursache der Fleden an der
sten standen. Sie wußten, was ihnen am näch| Gesichtern aus dem Fabrikstore strömten, um sten Tag bevorstand, denn der Fabriksdirektor mit ihren ausgesperrten Arbeitsschwestern gehatte am 30. April jedem, der am 1. Mai nicht arbeitet, die Aussperrung angedroht. Und daß er in dieser Sache auch Wort halten werde, daran war nicht zu zweifeln. Und dennoch fanden sie den Mut, die Arbeit zu verlassen.
meinsame Sache zu machen. Die Hälfte dieser Arbeiterinnen war tschechischer Nationalität, ein großer Teil von ihnen wohnte jenseits des Jaber licher Berges. Gefchloffen gingen sie in den Gast hof zur Stadt London", in dessen geräumigen Tanzsaale sofort eine Versammlung abgehalten wurde.
In der Vorahnung, daß es am 2. Mai nicht so glatt ablaufen werde, wenn diese 117 Arbeiterinnen wieder zur Arbeit kommen, ging ich um Inzwischen war auch der Genossen Franz 7 Uhr früh hinaus nach Dörfel, um zu beobach- Roscher angekommen und wir beide übernahten. Als ich zur Fabrik tam, stand schon eine men die Leitung der Versammlung. Zunächst Anzahl Gendarmen dort. Die Arbeiterinnen wurde beschlossen, zu streiten und Förderunfamen wie gewöhnlich zur Arbeit. Die 117, gen aufzustellen. Einstimmige Annahme fanden welche gefeiert hatten, hatten sich in dem nahen die Punkte: 1. Die Arbeit wird nicht früher aufGasthofe zur Stadt London" gesammelt und genommen, bis sämtliche Entlassene wieder eintamen um 6 Uhr gemeinsam zur Fabrik. Der gestellt werden; 2. Freigabe des 1. Mai in ZuEinlaß wurde ihnen verweigert und das Tor funft; 3. Verkürzung der Arbeitszeit auf zehn geschlossen. Nach einiger Zeit kam der Fabriks Stunden( die geseßliche Arbeitszeit betrug damals direktor und verkündete ihnen, daß sie aufzehn elf Stunden); 4. zwanzigprozentige Lohnerhö Tage ausgesperrt bleiben und elf von hung. Sodann wurde ein Komitee gewählt, welihnen nicht mehr aufgenommen werden. ches die Aufgabe hatte, diese Forderungen der Unterdeffen standen die Arbeiterinnen in der Fa- Firma vorzulegen. Diefe ließ sich in keine Wer brif gedrängt um die Fenster und beobachteten handlungen ein und lehnte alle Forderungen ab. den Vorgang. Es arbeitete niemand, obwohl die So blieb es beint Streit. Fabriksphife schon längst Sen Arbeitsbegia berfündet hatte. Die so Ausgesperrten berharrten leicht zu halten, befonders wenn er sich in die in ihrer Stellung und winkten den am Feniler Länge dog. Die Gewerkschaftsbewegung war Stehenden zum Herunterkommen. Die Fenster Die Fenster wurden frei und balb stand die gesamte Arbeiter- noch sehr schwach, die allerwenigsten von diesen schaft im Fabrikshofe und verlangte die Deffnung schaften zahlten wohl Arbeitslofenunterstützung, Arbeiterinnen waren organisiert. Die Gewerkdes Tores. So hatte der Direktor nicht gerechnet aber für Streits hatten sie bei ihren geringen und er weigerte sich lange, den Befehl zum Einnahmen keine Mittel. Die Unterstübung der Deffnen des Tores zu geben. Als er aber sah, daß die Arbeiterinnen von ihrem Vorhaben nicht Streifenden konnte nur durch Geldsammlungen abließen, ließ er es endlich geschehen. Nun geschehen, zu denen nicht emmal öffentlich aufge strömte alles heraus, von alles heraus, von den Ausgesperrten fordert werden durfte. Wir hatten auf diese freudig begrüßt. Rührend war dieser Alt der Umstände aufmerksam gemacht. Troßdem war Solidarität anzusehen, wie die Arbeiterinnen, einstimmig der Beschluß gefaßt worden, zu ihre blechernen Kaffeeflaschen in der Hand, so wie fie in die Fabrit gegangen waren, mit fröhlichen
Ein Streit war aber zu jener Zeit nicht so
Streifen.
( Schluß folgt.)