28. März 1926.

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ensmänner leben und die in Wollust schwelgten, oigen Verbandsbrüder. Wenn nicht anders, so Wahrheit sträuben, wie Sie wollen, aber Sie Aus dem Leben Liebknechts.

wenn irgendwo ein roter Gemeindevorsteher" würde dieses bezeichnende Verhalten der moral- werden die Kriege nicht eher befeit gen können, über eine Kleinigkeit strauchelte, fie alle haben triefenden Schriftleiterpresse den Fall über seine als bis, wie ich vorhin sagte, die Reiche der Welt vor Schred die Sprache verloren. Auch die christ lokale Bedeutung hinausheben. Denn es zeigt, daß auf die Gerechtigkeit gründen, bis die Völker ein Liebknecht die Jugendeindrücke wieder aufleben In seinen intimen Briefen hat Wilhelm lich soziale Bresse, die aus aller Herren die Schüßer und Bundesgenossen des Herrn Waz neues Völkerrecht geschaffen haben, ein lassen, die er in Gießen von dem polnischen Auf­Länder antimarxistische Skandalgeschichten bezieht, nicht nur in der Bezirksverwaltungskommission wahres Völker- und Menschenrecht, welches das stand empfing. Er schreibt u. a. an den polnischen breitet den Mantel der Nächstenliebe über die fün- Softau zu suchen sind. gleiche Recht des einzelnen anerkannt. Dann erst, Genossen B. A. Jedrzyowsti diese Zeilen: vorher nicht, wird der Weltfriede möglich sein."

Wilhelm Liebknecht .

Bu feinem 100. Geburtstag am 29. März 1926. Am 29. März gedenkt die sozialistische Arbei-| flagedokument: das Manifest des sozialdemokrati terschaft des hundertsten Geburtstages Wilhelm schen Parteiausschusses, vorgelesen wurde, das Liebknechts. Kaum ist ein Name in so vielen Zei- mit den Worten schloßz: tungen erflugen, als der Liebknechts. Grinnerte. sich doch die germanische und romanische Welt wiederholt der.kerversöhnenden Politik des

heldenkühnen Sozialisten, der mitten in den Blut­orgien des deutsch - französischen Krieges den ehren­vollen Frieden mit der jungen französischen Re­publik predigte. Es war eine gewaltige, die Seelen au rüttelnde Predigt, die Liebknecht, von den Schmäh- und Schimpfrufen der deutschen Realtion umbeult, mit zwei Jahren Festungshaft zu büßen hatte. Als er dann zwei Jahre nach dem Kriege in Leipzig mit Bebel und Hepner vor den Ge­schworenen stand, da wiederholte er seine messer scharfen Urteile über die Blut- und Eisenpolitik Bismards, und der Angeklagte wurde oft zum wirkungsvollsten Anfläger seiner politischen Geg­ner. Die Einheits- und Freiheitsbestrebungen des Jahres 1848/49 nahmen in seinem Muude wieder Form und Gestalt an. lleber dem fleindeutschen Staiserreich stieg sieghaft das Ideal der großdeut­schen Republik auf. Liebknecht bekannte sich fret zu dieser Republik . Er erlebte einen wirklichen Triumph, als im Schwurgerichtssaale das An­

Die zahlreichen Genossen, denen es vergönnt war, nrit Wilhelm Liebknecht zu verkehren, wer den das Bild eines ständig auf dem Posten ſtehenden Kämpfers niemals vergessen. Liebknecht schrieb auf dem Spaziergang, in der Eisenbahn, am Biertisch. Mitten in einer lebhaften Unter­haltung begriffen, zog er plötzlich ein Notizbuch und bedeckte dessen Seiten mit Bemerkungen. Im tiefen Innern schien bei ihm die Triebkraft seines nie ermüdenden Schaffens zu liegen. Die reali Wenn wir jetzt sehen, wie wieder ein großes ftischen Einzelheiten des Tages ließen ihn viel Voll seine Geschide in seine Hände genommen, fach unberührt. Er sah in eine Welt von Gegen­wenn wir heute die Sepublik nicht allein mehr fäßen hinein, und er formte sie groß und riefen sehen in der Schweiz und jenseits der Meere, son haft. Er war eine grüblerische Natur. Er nannte dern auch faktisch Republit in Spanien , Republi! fich selbst einmal Stubenhocker, und er meinte in Frankreich , so laffet uns ausbrechen in den Ruf, damit, daß er sich gern in sich selbst versenkte. der, wenn auch noch nicht sein kann, auch für Kühn und leidenschtftlich trug er das, was er Deutschland einst die Morgenröte der Freiheit ver- felbst dachte und fühlte, in das Leben hinein. Aus fünden wird, in den Jubelruf: Es lebe die Re- feiner Seelentiefe war ihm das Ideal des Sozia publik!" lismus aufgegangen.

Wilhelm Liebfnechts.

Berlin , den 9. Dezember 1895. .... Ich war sechs oder gar erst 5 Jahre alt, als die Polen 1831 nach dem Scheitern der Revolution durch Deutschland zogen. Wir hatten damals eine Familie bei uns, und das Bübchen, so alt etwa wie ich, hieß Stanislaus und hatte die rote vieredige Müte. Das habe ich nie vergessen...

Berlin , den 31. März 1898.

... Beiläufig werden Sie in der näch sten Nummer der Neuen deutschen Rundschau" in einer Gefängnisarbeit von mti lesen, daß ich 1846 ziemlich nahe daran war, mit Mieroslawski ver­haftet zu werden, und daß ich im Frühjahr 1846 als Komplize der polnischen Verschwörer betrach tet und aus Oesterreich ( Böhmen ) ausgewiesen ward. Wäre damals die Sache nicht in Preußen vor der Zeit entdeckt worden, so hätte ich meine ersten Freiheitskämpfe für Polen geführt....

Wenn im Jahre 1918 dieser Jubelruf über- Mit der Glaubenskraft eines religiösen Liebknecht hatte von London aus sehr geist­all in Deutschland erklang, so war er gleichfam Schwärmers hat Wilhelm Liebknecht an dem und temperamentvolle Berichte über die englischen das Echo jener Parole, die Wilhelm Liebknecht völferversöhnenden Sozialismus gehangen. Er Zustände für die Norddeutsche Allgemeine Zei bereits im Jahre 1870 ausgegeben hatte. Lieberfaßte am Sozialismus vor allem die ethische, tung" geschrieben. Braß forderte darauf Lieb fnecht war, als er im Jahre 1862 nach dreizehn Seite; die wirtschaftliche feffelte ihn weniger. fnecht zum Eintritt in die Redaktion des Blattes jährigem Egil wieder den Boden Deutschlands Sein sozialistisches Glaubensbfenntnis bat er in auf. Im September 1862 traf Liebknecht aus betrat, seiner Zeit politisch um mehr als ein den Worten niedergelegt: Was wir erstreben, seinem Londoner Egil in Berlin ein und nahm Jahrhundert vorausgeeilt. Der großdeutsche So- st die genossenschaftliche Organisation der Ge- feine Redaktionsarbeit in dieser Zeitung auf. Der zialrepublikaner Liebknecht ist eigentlich erst fellschaft, die Gleichheit der Rechte und Pflichten. Revolutionär Liebknecht verharrte nun in uner­unser Zeitgenosse geworden, und daß der sowie die Solidarität die Schranken des Stammes, schütterlicher Treue bei seiner sozialrepublikani­zialrepuplikanische Gedanke in Millionen deut der Nation( letztere wenigstens geistig und ökono- schen, großzdeutschen Ueberzeugung, Braß dagegen fcher Arbeiter Wurzel fassen konnte, ist das Werk misch, wenn auch noch nicht politisch) niederge- neigte sich mehr und mehr den Ansichten Bis­worfen hat, so muß sie auch die Schrauten der mards zu, der eine monarchistische kleindeutsche Ferdinand Lassalle , der große Erweder Klassen und Stände zu Boden werfen, damit der Einigung Deutschlands erstrebte. Bereits im No­der sozialistischen Kulturbewegung. starb nach Menschheitsbegriff zu freer Entlastung kommt. vember 1862 batten sich die politischen Gegenfäße Kaum zweijähriger agitatorischer Tätigkeit. Die eine Ausbeuter und feine Ausgebeuteten. Keine vifchen Liebknecht und August Braß derart zu­großen Theoretiker des Sozialismus, Mars Herren und keine Knechte. Ordnung in der gespitzt, daß die Loslösung Liebknechts von der und Engels, standen im Brennpunkt des fort Gleichordnung, anstatt Unordnung in der Un- Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" sehr nahe geschrittensten weltwirtschaftlichen und weltpoli- terordnung." geridt war. Ueber den Bruch Liebknechts mit fischen Lebens und batten fast die Fühlung mit Das Werk Wilhelm Liebknechts liegt nicht August Braßz berichtet nun eingehend Robert Deutschland verloren, das erst die feudalen Lasten in umfangreichen Büchern, sondern vor allem Schweichel, der ebenfalls Redakteur an der Nord­und Fronden der Feudalzeit von sich abgeschüttelt und in erster Linie in den Jahrgängen des deutschen Allgemeinen Zeitung" war, in der hatte und noch nach dem deutsch , französischen Vorwärts" vor, die er redigiert hat. Es Nr. 41 des Jahrganges 1900 der Neuen Welt". Kriege in engen agrarstaatlichen und obrigkeitlich war dem Tag gewidmet und hat Bestand für alle Schweichel schreibt: monarchischen Zwangsverhältnissen festfaß. Zeiten. Liebknecht war der erste Organisator der Ich hatten den blutroten" Republikaner Da trat Liebknecht im Jahre 1862 feine fo- sozialistischen Presse in Europa und von ihm und politischen Flüchtling August Brak in Genf ialrepublikanische Mission an, und er fleidete haben alle gelernt, die in der sozialistischen Jour- fennen gelernt, hatte von Lausanne aus, wo ich feine Ideen geschickt in eine Form, die der deut- nalistik tätig sind. Liebknecht hatte zum soziali wohnte, an der von ihm herausgegebenen, Genfer fchen Arbeiterschaft das Verständnis für die Not- stischen Publizisten und Zeitungsmann alle Vor- Grenzpost" redaktionell mitgewirtt und genau ein wendigkeit einer tiefgründigen polit schen und so aussetzungen und vor allem auch die eine, daß er Jahr vor Liebknecht : fether Einladung nach Ber­zialen Umwälzung Deutschlands ermöglicht. Er wie Lassalle die bürgerliche Presse als lin gefolgt. Die von Braß gegründete Nord­gewann August Bebel , der bei der ersten Zu den großen Feind des Sozialismus und der deutsche Allgemeine" war demokratisch und groß­fammenkunft mit ihm noch in Iberal- bürgerlichen Menschheit überhaupt erkannt und ihre Metho deutsch und hielt diese Tendenz auch noch aufrecht, Anschauungen befangen war, für den sozialen den restlos durchschaut hatte. Für ihn gab es als Liebknecht herübertam. Aber ich hatte bereits Republikanismus. Mit ihm eroberte er nach und fein Kompromiß mit der bürgerlichen Presse- an manchen leisen Anzeichen bemerkt, daß Braß nach die Majorität des Vereinstag deutscher saymach. Er mahnte unablässig zum Kampf gegen sich mit der Absicht trug, die Farbe zu wechseln. Arbeitervereine" für seinen politischen und sozia- den Hauptfeind der Arbeiterklasse. Der Vor- Das war es, was in meinem sonderbaren" Blid len Radikalismus. Im Jahre 1869 fonnte er mit fämpfer der großdeutschen Repuestanden, und ich säumte nicht, Liebknecht auf die Silfe August Bebels in Eisenach die Sozial- blik, der raftlose Kämpfer gegen die Fahnenflucht, über die Braß brütete, aufmerksam demokratische Arbeiderpartei" bürgerliche Presse, der tonfequen- zu machen. Die falsche Idee des Engländers Ur­gründen. teste Charakte und typische Vertre- quart von einem Volksfönigtum, das von allen

Liebknecht ist nicht nur ein groß de utter der geistigen Arbeit in erſten Gene- politischen Parteien unabhängig über denselben scher, sozialer Politikerer ist ein rationen der deutschen Arbeiterbewegung, das thronte, war die Brücke, auf der Braß zur Real­Weltpolitiker und dieser fikt am Webstuhl unserer war Wilhelm Liebknecht . Und er wird tion übergehen wollte. Zeit. In der Orientdebatte des deutschen Reichs- fortleben in den Herzen des internationalen Pro­tags am 19. Februar 1878 sprach Wilhelm Veb- letariats mit seinem Ehrennamen als knecht diese Worte: Sie mögen sich gegen die der Soldat der Revolution.

die amerikanischen Reporter nicht so ohne wei- entdeckt, mit einem riesigen Stüd west'älischen Schinfens in der einen Hand und einem riesigen Humpen Lagerbier" in der anderen."

Wilhelm Liebknecht in Amerita.res damit abfinden, abgewiesen zu werden.

Anekdoten und Bilder.

Im Jahre 1887 reiste Wilhelm Liebknecht auf etwa drei Monate nach den Vereinig en Staaten. Als befannter deutscher Politiker er regte er natürlich das Interesse der amerikanischen Seitungen. Ihre Reporter umschwärmten ihn, sowie er nur seinen Fuß auf New Yorker Boden riederfette. Auch auf der Reise durch das Innere der Staaten ah er sich immer neu von ihnen um lagert und bestürmt. So en sayloffen er jedes In­terview ablehnte, so wenig fonnte er doch ver­hindern, daß die unglaublichsten Berichte in den Blättern erschienen, für deren Inhalt er verant­wortlich gemacht wurde. Einmal hatte ihn ein Reporter in einer mittleren Fabriksstadt mit aller lei Fragen zu über! isten gewußt, indem er sich ihm, ohne seinen Beruf zu nennen, als der Be­fannte eines deutschen Reichstagsabgeordneten vorstellte. Als Liebknecht furz vor seiner Abreise aus der Stadt die Unterhaltung mit dem Herrn als einen drei Spalten langen Bericht im Haupt­lofa blatt des Ortes wiederfand, sträubten sich ihm die Haare, ob des Blödsinnes, dessen Autor schaft man ihm zuschob.

Das war die Nache der Reporter.

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Am 22. September war Liebfnecht nach Ber­ lin gekommen, am 23. strich die zweite Kammer die Kosten der Armee- Organisation, und am 24.

geschaut und zugehört hatte, erwiderte ich auf ihre fragenden Blicke: Well, that is a German pecu­liarath das ist eine deutsche Eigentümlichkeit, die uns von feinem anderen Volke der Erde strei­tig gemacht wird. Und ich dachte bei mir: Es ist nicht so leicht, ein großes Bolf zu sein die Sol Daten un es sicher nicht."

Noch ein Bild hat Liebknecht aus der ameri fanischen Schule festgehalten. Es soll die im Ge gensatz zur deutschen Schule aufmerksam ge­pflogene lebendige Staatsgesinnung in der ameri­fanischen Schule veranschaulichen. Er erzählt: Schon das amerikanische Kind der mittleren Volksschulklassen hat ein übersichtliches Bild seines Vaterlandes und der Verfassung und Institutio­nen desselben. Ich besuchte eine der öffentlichen Schulen und in einer der Klassen nahm die Lehrerin auf meinen Wunsch eine fleine Exami nation der etwa zwölfjährigen Kinder vor. Ünter anderem auch in der Heimatkunde und das war mir besonders interessant:

Frage: Was für eine Regierung haben die Vereinigten Staaten? Antwort: Die Vereinigten Staaten sind eine Republik .

Schon auf dem Bohnhose wurde er von einem Dußend den Bleistift zückenden Jour nalisten empfangen. Mit der Begründung, daß er müde sei und daß der ihn begleitende Herr­Liebknechts Reise in Amerika fällt in die Zeit ebenfalls ein Journalist mitteilen fönne, was des Sozialistengefeßes, in die Zeit also, in der die man zu wissen wünsche, hatte sich Liebknecht vor deutsche Sozialdemokratie ganz offiziell als dem Ansturm gerettet. Kaum aber betrat er fein baterlandslos" gebrandmarkt wurde. Wie es Hotel, als schon wieder sechs Reporter auf hn nun um die Verleugnung des Vaterlandes bet zustürzten. Durch List gelang es ihm, sich mit einem Sozialdemokraten in Wahrheit bestellt war, dem ihn begleitenden Freunde in einen nahen charakterisiert folgende fleine von Liebknecht selbsi Bierfeller zu flüchten. Endlich glaubte er sich in gezichnete Szene:" Im Südosten von New York Sicherheit. In einer Niesche begann er sich bewohnen unsere Landsleute so zahlreich und dicht quem zu machen und zu plaudern. Da winfte der zusammen, daß in verschiedenen Teilen die Be­Wirt dem Freunde. Ein kurzer Wortwechsel. Des völferung eben'o deutsch ist, als in irgendeiner Freundes Gesicht verlängerte sich. Er fam zurück deutschen Stadt. Eine Schule, die ich vorgestern an Liebknechts Tisch: Sie sind wieder da. Du besuchte, hat, wie die Oberlehrerin mir fagte, mußt ein paar Worte mit ihnen reden." Ingrim- gegen zwölfhundert Schülerinnen und Schüler mig stand Liebknecht auf, trat unter seine Beini barunter höchstens fünfzig Nichtdeutsche. In ein ger und erklärte fategorisch:" Ich habe heute 16 zeinen Klaffen sprechen alle Kinder ausnahms­Stunden auf der Ei'enbahn gefeffen, erlauben los deutsch." Mehrere, die ich befragte, wollten Sie mir, daß ich mich einige Minuten erhole. Ich aber durchaus nicht deutsch sein. Wir sind Ame­habe hier einen Freund getroffen, den ich seit rifaner!" Aber du bist doch kein amerikanisches fünf Jahren nicht gefehen. Gestatten Sie, daß ich Mädchen?" sagte ich auf Englisch zu einer solchen ein paar Worte in Ruhe mit ihm reden kann. Verleugnerin des Deutschtums, die, wie ich aus Wenn Sie in einer halben Stunde wieder hier ihrem Hefte erfah, einen denkbar deutschesten fein wollen, so bin ich bereit, ein Glas Bier oder Namen und auch die denkbar deutschesten Züge Wein mit Ihnen zu trinken, oder auch sonst mit trug. Yes, I am an American."( Ja, ich bin interviewen lasse ich mich eine Amerikanerin.) Kannst du denn nicht Ihnen zu plaudern, interviewen lasse ich mich eine Amerikanerin.) nicht das sage ich im voraus. Dagegen werde deutsch sprechen?"" No, Sir." Bist du in ich Ihnen sehr verbunden fein, wenn Sie mir Amerika geboren?" Nach längerem Zögern:" Des, dann einige Fragen über Amerika und ameri Sir." Sind deine Eltern in Amerita geboren?" fanische Zustände beantworten wollten. Ich bin Nach längerem Zögern:" No, Sir."" Woher nämlich auch Reporter." Mit diesen Worten ver- famen sie denn?" Wieder nach längerem Bögern: From Europe." Aus welchem Bande in abschiedete Liebknecht die Herren. Ein freier Staat ist ein Staat, in welchem Europa ?" Verlegenes Besinnen und feine Ant­das Gesetz herrscht und die Gesetze vom Volke ge­men?"" Fortgesettes Besinnen und endlich die macht werden." Und von der Lehrerin gestreichelt, fette sie sich vergnügt wieder hin. Antwort: I dont' fnow."( Ich weiß nicht.) Hätte ich die Eltern des Kindes in diesem Es famen mir bei diesem ernstheiteren Zwi­Augenblice vor mir gehabt, ich hätte ihnen wahrschenfalle so mancherlei Gedanken, und die breite scheinlich eine träftige Strafpredigt gehalten. Nach Kluft, welche die Volksschule des freien Amerikas guter deutscher Sitte schämen sie sich Deutsche zu von der unfrigen trennt, gähnte vor meinen ein und haben ihrem Kinde seine nationale Hers geistigen Augen". funft verschwiegen. Der Lehrerin, die erstaunt zu­

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Sehr erheitert hat Liebknecht indeffen die mannigfaltige und widerspruchsvollste Beschreis bung seiner Person. Da sprach er bald fließend englisch, bald radebrechte er entfeßlich. Der eine Reporter fand ihn zu phrafenhaft, der andere zu nüchtern, der eine zu reizend, der andere zu fchläfrig. Dent einen war er zu did, dem anderen zu dünn. Einmal war er ein aufgedunsener Mensch, mit einem Gesicht, in dem sich alle Laster Am anderen Morgen stand in einigen und schlechten Eigenschaften eingegraben hatten, Chitagoer Blättern zu lefen: Ein teutonischer wort. Sind sie nicht aus Deutschland gekom­dann wieder war er eine imponierende Er- Volksvertreter. Gestern abend, halb 9 Uhr, traf fcheinung, die in ihrem Aeußeren wie in ihrer der deutsche Reichstagsobgeordnete 2. hier ein Redeweise eine auffallende Aehnlichkeit, mit Blaine und zeigte sofort einigen Vertretern hiefiger Sei aufwies, dem ehemaligen Präsidentschaftsfandida tungen gegenüber die seiner Nation eigene Nicht ten, der ein unübertreffbarer Halunke bei den achtung der Presse. Unmittelbar nach seiner An­Gegnern und ein Ausbund von Tugend für seine funft im Hotel verschwand er und wurde einige Freunde war. Minuten darauf in einem Bierkeller in Gesell schaft mehrerer seiner biertrinkenden Bandsleute

In Chicago sollte Liebknecht erfahren, daß sich

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Frage: Was ist eine Republik? Antwort: Ein freier Staat.

Bis hierher war alles glatt gegangen. Die nächste Frage war etwas schwieriger.

Was ist ein freier Staat?" Lehrerin: Dente nach, ein Land, wo das Gesetz herrscht, ist nicht notwendig ein freies Land." Und dußende von Fingern redten sich empor. Die Kleine hatte sich nun auch besonnen und mit blizenden Augen sagte fie:

Mitgeteilt von Karl Ullrich .