Rite 2.

Bereinigung zerschlagen und Feuer gelegt Das Lotal brannte vollständig aus.

Die Angreilerin- eine exzentrische

Engländerin.

Rom , 7. April. Die Angreiferin, die das Attentat gegen Mussolini verübte, ist die 50 Jahre alte Violet Albin Gibson. Sie ist die dritte Tochter des verschiedenen Baron Astbourne, des ehemaligen Lordtanzlers von Irland . Ihr Bru der Lord Astbourne lebt in Frankreich .

**

Rom , 7. Avril.( SDA.) Wie die polizeiflichen

*

Ein Todesopfer des fascistischen Terrors.

Nach einer Wolffmeldung aus Nom erlag Amendola den Verlegungen, die er

bei einem faſciſtiſchen Ueberfall im

Monte Cassini erlitten hatte.

Bade

8. April 1926. die Vertagung der Beratung verlangte und über Abstimmung.

Die Národní Listy" gegen ben allein der Borsisende abstimmen ließ, der den Militarismus.

Nachforschungen ergaben, batte Frau Gibson am 27. Feber 1925 den Versuch unternommen, sich durch einen Revolberschuß zu töten. Frau Gibson, die feit längerer Zeit, in einer In der Debatte hatte Dr. Liebermann im Namen der polnischen Sozialdemokraten erklärt, römischen Pension wohnte, erklärte damals nach In den Narodni Listy" hat vor einigen daß diese zwar gegen das Gefes stimmen werden ihrem Selbstmordversuch dem herbeigerufenen Tagen Herr Hudec die deutschen Sozialdemokra- und den Uebergang zur Tagesordnung beantragen, Geistlichen, sie habe sich töten wollen, um ten angegriffen, weil unser Blatt nach der Explo- aber nicht geneigt seien, den serbischen Imperia fich Gott zu opfern. Frau Gibson wurde fionstatastrophe in der Tischlergasse die Kühnheit lismus zu stärken, hinter dem die ruffiche Bar­nach ihrem Selbstmordversuch in ein Spital zur gehabt hat, eine Abhandlung mit dem Rufe zu barei stehe, und daß, wenn Rußland Desterreich Beobachtung eingeliefert, von wo sie vor kurzem schließen: Weg mit dem Militarismus!" Er be- angreift, die Polen in Galizien ihre Pflicht er­entlassen worden war. hauptet mun, daß die deutschen Sozialdemokraten. füllen und für eine Voltserhebung sorgen werden. die jest gegen den tschechischen Militarismus feien, Es ist das der Standpunkt, den die polnischen im alten Besterreich für den österreichischen Milis Sozialdemokraten auch noch im Kriege vertreten tarismus gewesen seien! Wirklich, das behauptet haben, da sie bekanntlich die Befreiung Polens jemand in dem Blatt, dessen Partei, die Jung- durch Desterreich erhofften. fschechen, im alten Desterreich dem Habsburger Nun behaupten die Narodni Listy", staat alle seine Militärgese te bewilligt haben und Dr. Renner habe erklärt, daß er sich im Namen Amendola an den Folgen eines fascistischen Ueberfalles gestorben. dessen Führer in seinem Prozeß, mit dem er sich der deutschen Sozialdemokraten in vollem Umfang noch heute als Revolutionär aufspielen möchte, diesen Ausführungen Dr. Liebermanns anschließt. Paris , 7. April. Matin" meldet aus, stellen, vermögen nicht einen Verzicht auf die Aus- alle Minister aufmarschieren ließ, um zu beweisen, Wenn auch dieser Satz in Anführungszeichen steht, Cannes , daß dort der gewesene Führer der italie. übung eines Einfluffes im öffentlichen Leben zu daß die Jungtschechen alle militärischen Forderun so wurde er doch nicht von Renner gesprochen. nischen Opposition Amendola, der vor furzem ben, um an der Kritik des absolutistischen Regi- mal wird das, womit sich die Nationaldemokra- fchwächung dieser Ausführungen, obwohl auch der rechtfertigen. Es muß vielmehr eingegriffen wer- gen der Monarchie bewilligt haben. Nun auf ein- Ja die Rede Renners war geradezu eine Ab­nach Frankreich floh, gestorben ist. Er war 45 Jahre mes mitzuwirken und um die Beispiele und Soff- ten im alten Desterreich gebrüstet haben, den deuts tschechische Nationalist doch das Recht der Polen alt und von Beruf Professor der Philosophic an nungen der sozialistischen Zukunft auf dem Wege schen Sozialdemokraten als Verbrechen angefreidet. auf Befreiung anerfennen müßte. Natürlich hat der Universität in Pisa . Im Jahre 1922 war er der Freiheit und der Demokratie zu verfünden. Herr Hudec hat auch einen Beweis dafür. Er Dr. Renner nicht bestritten, daß die deutschen Kriegsminister, hierauf Rolonialminister. Man fann das Proletariat unterdrüden, in- zitiert Reden des Gen. Dr. Renner bei der Be So ialdemokraten, wie alle Sozialdemokraten, dem man ihm alle legalen Mittel raubt, fein ratung des Striegsleistungsgesetzes, die beweisen wenn sie in einen Verteidigungsfrieg gedrängt Klassenbewußtsein zu manifestieren. sollen, daß die deutschen Sozialdemokraten damals find, fich wehren werden. Aber er hat nicht nur Damit aber wird der Klassenkampf in threm militaristischen Patriotismus bereit ge zunächst die christlichsoziale Kriegshege angenagelt, als solcher noch feineswegs abgewesen seien, nicht feinen Mann und keinen sondern zum Schluß auch, wozu keiner von den fchafft. Der Klaffenkampf bleibt auch dann als Heller", wie es früher ihr Programm gewesen sei, angeblichen Revolutionären unter den Tschechen eine natürliche wirtschaftliche und politische Tat- sondern alle Mann und alles Geld" zu be­jemals früher noch nachher den Mut hatte, vom revolutionären Notrecht der Völker sache, die mit dem tapitalistischen Produktionswilligen. en die Zeitung der Sozialistischen Arbeiterpartei erstatter: system untrennbar verknüpft ist. Daher beschlie- Dazu schreibt uns unser Wiener Ber: chi- gesprochen. Mit welchem Rech: aber der Herr Hudec die Rede Renners gegen die deutschen So­Italiens und ihre parlamentarische Fraktion mit Die Behauptung, daß die deutschen Sozialdemokraten zitiert, wird man am besten er­Bewußtsein der Rolle, die sie in diesem Kampfe zialdemokraten beim Striegsleistungsgesetz hre fennen, wenn wir den von ihm als Beweis der zu spielen haben, eine neue Plenartagung militaristische Gesinnung bewiesen hatten, ist ge- militärischen Gesinnung angeführten Tert feiner Der Vorstand der nach der im November na Mailand einzuberufen, die durch alle radezu lächerlich. Wer den Kampf, den die Rede nach der Arbeiter- Zeitung " vom 6. De­1925 erfolgten Auflösung der alten Unitarier in Frage kommenden Vertretungen verstärkt sein deutschen Sozialdemokraten gegen den Militaris ember 1912 zitieren. Dr. Renner führte do­partei neu gegründeten Sozialistischen Arbeiter- wird. Sie werden dort die besonderen und äußerst mus geführt haben, kennt, fann schwer an dem partei Italiens und die ihr angehörenden Abge. schwierigen Bedingungen einer gründlichen Brü guten Glauben desjenigen glauben, der das ordneten haben in Rom Ende März eine Tagung fung unterziehen, die durch die neuen gefeggeberi- Gegenteil beweist. Und gerad: das Kriegsleistungs­abgehalten und eine Kundgebung beschlossen, die schen Maßnahmen der Partei auferlegt wurden, gesch haben die Sozialdemokraten mit solcher in der italienischen Presse nicht veröffentlicht wer- um ihr alle Mittel für einen wirksamen Wider- Energie befämpft, daß es nur ihrer Energie zu den durfte. Diese Stundgebung befaßt sich vor stand gegen die maklose Ausbeutung zu danken war, wenn das Gesetz verbessert wurde. allem mit der Ermordung Matteottis und der rauben, die das italienische Proletariat auf dem Wenn nicht alle Verbesserungsanträge der Sozial­gegenwärtigen Lage des Fascismus. Die Soziali- flachen Lande, in den Fabriken und auf dem demokratie angenommen wurden, so ist das das stische Arbeiterpartei und ihre Abgeordneten spre- Wasser erduldet und sie werden endlich auch dem Verdienst der Jung tschechen, die gerade die chen in ihr u. a. in bezug auf den Prozeß in Proletariat die schnellsten und praktischsten Wege ses Schandgefes retteten indem sie zum Chieti als von einem jammerlichen Justisschau- zu seiner eigenen Verteidigung aufzeigen." Teil gegen die sozialdemokratischen spiel". Wörtlich heißt es dann: Anträge stimmten, zum Teil sich der Abstimmung enthielten. Nicht ein­mal gegen das Eingehen in die Spezialdebatte stimmten die Jungtschechen wie das stenographi­sche Protokoll der 129. Sigung der 21. Session ( bom Dienstag, den 17. bis Donnerstag, den 19. Dezember 1912), Seite 6326, beweist. Die Nar. Listy" mögen aus der Abstimmungsliste es wurde über den Antrag Liebermann, über die Re­gierungsvorlage zur Tagesordnung überzugehen, auf Antrag des Abg. Choc namentlich abgestimmt; es ist also genau festzustellen, wie der Antimilita­rismus der einzelnen Parteien und namentlich auch der Herren Jungtschechen damals beschaffen war die Namen der tschechischen Bürgerlichen heraussuchen, und es wird unter denen, die gegen Den Uebergang zur Tagesordnung stimmten nicht weniger als zehn Jungtschechen finden, während vier zu Hause geblieben waren.

Das italienische Proletariat rührt sich. Eine Rundgebung der neuen sozialistischen

Arbeiterpartei.

Das Reichsbahn - Panama .

Die leuchtende und fleckenlose Gestalt Matte­ottis bleibt fortan der feierlichen Dankbarkeit des Weltproletariats geweiht. Diese Gestalt wurde zwar nach dem Tode und trop des Todes sogar Beschwichtigungsversuche der im Gerichtssaal durch die verbrecherische, wenn Reichsbahn- Generaldirettion. auch vergebliche ohnmächtige Verleumdungswut ihrer Gegner verfolgt, aber sie hat sich gerade Berlin , 7. April. ( Eigenbericht.) Die durch die Tatsache des ungefühnten Martyriums| Reichsbahn- Generaldirektion verbreitet eine beru­zu einem unvergleichlichen Symbol des sittlichen higende Notiz, die sie und die Reichsbahndirek­und menschlichen Protestes erhoben, des Pro­testes gegen alle Schuldigen und Lobredner des tion Oft deden soll. Sie versucht den Standal als Mordes, der damit zu einem politischen Regie- ungeheuer übertrieben hinzustellen; es lasse sich rungsmittel geworden ist." noch nicht übersehen, ob das Reich überhaupt ge­Die Stundgebung geht dann auf den Golfchädigt sei, da es sich um Inflationsbauten gathaweg der arbeitenden Klassen" ein und befagt: handle. Die Meldung, daß sechzig Beamte in die " Die verzweifelten Bedingungen, die der der Angelegenheit vertidelt seien, jei übertrieben. italienischen Regierungskontrolle unterworfenen Presse auferlegt sind, die Aufhebung der Ver- Zum Schluß wird um Abwarten, will ſagen Ber­sammlungs- und Stoalitionsfreiheit, nichts von tuschen gebeten. alledem vermag unsere Partei oder sonst eine In einer zweiten Mitteilung an die Presse Partei von der Bürgerpflicht zu entheben, teine Anstrengungen zu scheuen. Zu diesem Ziel muß behauptet die Reichsbahnverwaltung, daß es sich vor allem an die Mitarbeit der Jugend appel- bei den Beröffentlichungen in den Zeitungen nur liert werden, an die neue Generation von Hand­und Stopfarbeitern, damit sie sich selbst und sodann das Land über die immer dunkleren Rätsel der italienischen Verfassung und über die täglichen Probleme der Außen, Innen-, Wirtschafts- und Finanzpolitik unterrichten. Alle unleugbaren Schwierigkeiten, die sich dieser Aftion entgegen

Die

um die Angaben abgebauter Arbeiter und Ange­stellter handele. In Wirklichkeit steht die Sache so, daß gerade diejenigen abgebaut wurden, die rechtzeitig den Standal an die Deffentlichkeit bringen und den Staat vor größerem Schaden bewahren wollten.

einen Wagen und fuhren nach dem Drt Aliseda, fünf Kilometer von seinem Bahnhof ent­fiegt. Und

-

mals aus:

Die Sozialdemokraten gegen den Zarismus. Leider entscheiden wir noch nicht und also gibt es Kriege, Angriffs- und Verteidigungs­friege. Wenn wir durch wessen Schuld immer -in einen Verteidigungskrieg gedrängt sind, so werden wir und das haben wir und unsere

Genossen in allen Ländern, auch Bebel im deut­schen Reichstag, niemals im unflaren gelaſſen-

selbstverständlich uns wehren und können nicht übersehen, daß unsere eigenen Leute am meisten bedroht find. Dazu brauchen wir nicht Ihre pa­triotischen Mäschen. Wir sind, damit Sie mich genau verstehen, sage ich das ausdrücklich, weit davon entfernt, für die unberechenbarkeiten der österreichischen Politik einzustehen, und können doch mit aller Bestimmtheit wiederholen, was wir in Basel gejagt haben, was das alte Ver. mächtnis der europäischen Demokratie ist: Wenn die spärlichen Rechte und Freiheiten, die wir uns errungen haben und auch heute gibt sich die Regierung Mühe, sie zu verkleinern, durch den russischen Barismus bedroht werden sollten, so sind wir zur Abwehr gezwungen und bereit.

Daß es den Sozialdemokraten- wenn das Unglüd des Krieges einmal da ist einfallen fönnte, den Soldaten die Möglichkeit der Vertei­digung und der Ernährung zu versagen, wäre eine lächerliche Zumutung. Auch wir handeln dann im Notstand. Dieses Gesetz sucht die Er­nährung der Armee auf einem verkehrten und schlechten Weg. Das Notrecht des Staates kann freilich nicht geleugnet werden, ebensowenig wie das revolutionäre Notrecht der Völ, ter. Dazu hätte man dieses Gesez nicht ge­braucht, es hätte ein Entschädigungsgesetz genügt.

Wie steht es nun mit der angeblichen Rede allem festgestellt werden, daß Dr. Renner im Dr. Renners für den Militarismus? Da muß vor Ausschuß der Führer der Opposition gegen das Gesez war und in jeder Sigung eine energische Rede gegen das Gesetz hielt, auch vor Eingehen in die Beratung eine Verwahrung Und daran schloß er seine Stritit an dem der Sozialdemokraten gegen das Vorgehen der Gefeß. Man muß diese tschechisch- nationaliſtiſche Regierung borbrachte und einen Protestantrag Zitierkunst gleich an den Pranger stellen, damit gegen das Gesetz einbrachte. Die zwei bürgerlichen ich nicht eine Legende herausbildet, für die dann Tschechen enthielten sich selbst bei der Abstim die wahrheitsliebenden Narodni List" der Be­mung über den Schlußpassus des Antrags, der weiß wären.

Liebe, die ihn überhel. erf im Wagen einander gegenüber- laß bir an der Gegenwart genügen..."

Sie stützte sich den Kopf auf die Rechte und schien von einem Schwindel befallen zu werden. Da erhob sich Anastasio, der von seiner ganzen Umgebung nur noch sie fah, während alles ander im Umkreise des Speisesaales für ihr versunken war, näherte sich zitternd ihr und flüsterte ihr mut trodener, verdursteter und bebender Stimme beinahe ins Ohr:

Fehlt Ihnen envas? Fühlen Sie sich unwohl?"

" Nichts! " O! Nichts! Nichts! Danke!... Es ist nichts!"

Gestatten Sie mir!..." Und mit zittern den Fingern griff er nach ihrem pandgelent, um ihr den Puls zu fühlen.

Da ergoß sich ein Feuerstrom von dem einen in den anderen. Sie fühlien ihre gegenseitige Hize. Ihre Wangen erglühten.

Sie haben Fieber...", stammelte er in launt vernehmbarem Flüsterton.

Das Fieber tommt... von dir!" anvor­tete sie mit einer Stimme, die aus einer anderen Welt, aus dem Jenseits zu kommen schien.

Anastasio mußte sich fezzen. Unter der Last seines Herzens, das wie toll schlug, Inidten ihm die Knie ein.

Sie können die Reise nicht fortseßen", sagte er, fast automatisch.

" Ja, ich werde hier bleiben", antwortete sie. Wir werden hier bleiben", verbesserte er. " Ja, wir... Und ich werde dir erklären! sch werde dir alles erklären!" setzte die Frau hinzu.

Sie nahmen ihre Handtaschen, bestiegen

jizzend, Knie an Knie gepreßt, die Blide in­einander verschlungen, nahm die Frau Anasta­fios Hände in die ihren und erzählte ihm ihre Geschichte. Das war Anastasios eigene Geschichte, ganz genau dieselbe! Auch sie reiste der Liebe nach. Auch sie vermutete, daß die ganze Liebe nur eine fonventionelle Lüge war, eine Erfin­dung, um die Langeweile des Lebens toizu­schlagen.

Sie legten sich gegenseitig ihre Beichte ab, und je mehr sie sich beichteten, beto ruhiger wurden ihre Herzen. Auf die tragische Ber­wirrung des ersten Augenblids folgte wie eine Erlösung eine große Seelenruhe. Sie bildeten sich ein, daß sie sich von jeher, schon von der Geburt her, tannten; aber gleichzeitig ver­schwand alle Erinnerung an die Vergangenheit aus ihrem Gedächtnisse; sie lebten wie in einer zeitlosen, ewigen Gegenwart.

,, D, warum habe ich dich nicht früher fennen gelernt, Eleutheria!" sagte er.

Warum denn, Anastasio?" antwortete sie. ,, Es ist besser so, daß wir uns nicht früher sahen." ,, Und die verlorene Beit?"

"

" Verloren nennst du die Zeit, die wir darauf verwendeten, uns gegenseitig zu suchen, herbei­zuwünschen, zu ersehnen?"

Ich hatte schon alle Hoffnung aufgegeben, dich zu finden

Nein! Denn wenn du wirklich diese Hoff­nung aufgegeben hättest, würdest du dir das Leben genommen haben."

Ja, es ist wahr... " Und ich hätte dasselbe getan."

,, Aber jetzt, Eleutheria, von heute ab..." eines ganz gewöhnlichen Gasthauses ein. Der " Sprich nicht von der Zukunft, Anaftafio, ganze folgende Tag und ein Teil des auf diesen folgenden berging, ohne daß sie irgendein Zeichen von Leben gegeben hätten, bis der Wirt unruhig wurde und, da er auf sein Klopfen ohne Antwort blieb, ihre Zimmertür einschlug. Er fand die beiden nebeneinander, falt und weiß wie Schnee, im Bette liegend. Der ärztliche Sachverständige versicherte, daß es sich nicht um einen Selbstmord handelte, was auch tatjachlich nicht der Fall war, sondern daß sie einem Herz­schlag erlegen seien.

Sie schwiegen beide. Unter dem Entzüden, das sie in Bann schlug, tönte ein feltsames Rauschen von Wassern aus einer bodenlosen Tiefe hervor. Und es war nicht Freude noch Gemuß, was auf der tragisch- ernsten Oberfläche schwamm.

Wir wollen nicht an die Zukunft denken", begann die Frau noch einmal, und auch nicht an die Vergangenheit. Wir wollen beides ver­geffen. Wir haben uns gefunden, wir haben die Liebe gefunden. Das ist genug. Jetzt aber, Anastasio, was sagst du jest über die Dichter?"

Daß sie lügen, Eleutheria, daß sie lügen! Allerdings in einer ganz anderen Weise, als ich früher glaubte. Aber sie lügen troßdem! Die Liebe ist nicht das, was sie besingen..."

Du hast recht, Anastasio! Jeßt fühle ich, daß die Liebe sich nicht besingen läßt."

Und wieber hub ein Schweigen an, ein langes Schweigen, während dessen sie sich ein­ander, Hand in hand gelegt, in die Augen schauten, als suchten sie auf deren Grund das Geheimnis ihres Schicksals. Da begannen sie zu zittern.

"

Du zitterst, Anastasio?" Und du auch, Eleutheria?" Ja, wir zittern beide." Wovor?"

,, Vor dem Glüd."

" Ja, dieses Glück ist etwas. Entschliches; ich weiß nicht, ob ich ihm werde widerstehen können." Um so besser! Denn das heißt, daß unser Blüd stärker ist als wir."

"

Sie schlossen sich in das dumpfe Zimmer

,, Wie, alle beide?" rief der Wirt aus. Beide!" antwortete der Arzt. ,, Dann ist das ansteckend!"... Und der Wirt griff sich an die linke Brusttasche, wo er sein Gastwirtsherz vermutete. Er versuchte, den Vor­fall zu verheimlichen, um sein Hotel nicht in schlechten Ruf zu bringen, und befahl, das Zim­mer auszuräuchern: für alle Fälle!

Die Persönlichkeit der beiden Toten ließ sich nicht feststellen. Sie wurden auf den Friedhof getragen, nadt und gemeinsam, wie man sie gefunden hatte, in ein und dasselbe Grab gelegt und mit Erde bedeckt. Aus dieser Erde aber sprossen Gräfer, und auf diese Gräfer fällt Regen herab. So ist der Himmel, der sie in den Tod getrieben, der einzige, der über ihrem Grabe weint.

-

Der Gastwirt von Aliseda aber stellte über biesen unglaublichen Vorfall das reale Leben besitzt die größte Erfindungsgabe, sagte er- Betrachtungen an und kam zu einem Schlusse, der einen sozialhygienischen Charakter trägt: Diese Flitterwochen!" meinte er. Ehen zwischen zwei Herzkranten müßten verboten werden!"

( Schluß.)