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6. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Die Wegbereiter des Fascismus.

Samstag, 24. April 1926.

Der Konflitt im englischen Bergbau:

Zähes Ringen um ein Kompromiß.

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reits mit den beiden Unterausschüssen. Im weite­Heute nachmittags verhandelte Baldwin be­ren Verlauf des Nachmittags verhandelten die Bergarbeiter nochmals mit dem Industrieausschuß des Gewerkschaftskongresses.

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Nr. 97.

Wienreise judetendeutscher Urbeiter.

Die Bergarbeiter verteidigen das Existenzminimum ihrer ärmsten Kameraden. Fünfundachtzig deutsche Arbeiter und In der politischen Debatte, die der Senat im Zusammenhange mit der Verhandlung über Unnachgiebigkeit der Kohlenbarone. Weitere Berhandlungen. Arbeiterinnen aus der Tschechoslo. die weitere Sistierung der Geschworenengerichte London  , 28. April. In der heute mittags Die Grubenbefißer haben das Prinzip der wakei studieren die sozialistische Ge. in Karpathorußland abführte, wurde von einer unter Vorsiß des Premierministers Baldwin ziffermäßigen Festlegung von Mindestlöhnen meindeverwaltung Wiens. Anzahl von Rednern auch über den Fascis veranstalteten gemeinsamen Konferenz der Vor- noch nicht zugestanden. Sie nahmen aber den mus gesprochen. Insbesondere war es der stände der Bergarbeitergewerkschaft und des eng von den Bergarbeitern gut geheißenen Vorschlag und Arbeiterinnen aus allen deutschen Gegenden Am Sonntag werden fünfundachtzig Arbeite Redner unserer Partei, Gen. Nießner, der win, die Grubenbefizer von ihrem hartnädigen Unterausschüssen, die mit Bollmacht ausgestattet die Wiener   Partei und ihre Organisation, vor lischen Grubenbefißerverbandes versuchte Bald- an, wornach weitere Verhandlungen von zwei der Tschechoslowakei   nach Wien   reisen, unt dort viel dringend Notwendiges darüber zu sagen Widerstand gegen die Festlegung eines minde ft sind, weiter geführt werden sollen. hatte. Es war feineswegs überflüssig, daß Gen. Lohnes für alle Grubenbezirke ab allem aber die gewaltige Reformarbeit, die unsere Nießner der Geneigtheit, die Gefahr eines tiche- zubringen und eine neue Basis zu schaffen für das leisten, aus eigener Anschauung kennen zu lernen. Genossen in der Wiener   Gemeindeverwaltung chischen Fascismus zu bagatellifieren und die von den Bergarbeitern als Vorbedingung für jedes Diese Studienfahrt ist das Ergebnis einer Ver­antifaſciſtiſchen Kräfte allzu optimiſtiſch einzu- Rompromiß geforderte Min de ste in tom men, Mindeste schäßen, durch Anführung von Tatsachen und das den am schlechtesten gestellter Arbeitern der oinbarung unserer Partei mit der Wiener   Or­Gründen entgegentrat, die vor solchem Opti- unrentabelsten Gruben einen Lohn garantieren ganisation der österreichischen Sozialdemokraten. mismus warnen sollten. Die Tollheit des fa- muß, der dem Existenzminimum in England Unsere Genossen und Genossinnen werden Gäste der Wiener   Genossen fein. scistischen Wahnsinns hat ihre Methode: auf die gleichkommt. Die Bergarbeiterführer gaben zu er­Urteilslosigkeit und Feigheit der Menschen zu kennen, daß sie bereit seien, einem verhältnismäßig Mittwoch wurde eine Sitzung der Delegierten den Arbeitern verwaltete Wien  , war in den letz­spekulieren und durch Mittel, denen man den geringen Zuschlag zum Mindestlohn der   Bor- aller Kohlendistrikte einberufen. Desgleichen ten Jahren Ziel vieler Studienfahrten. Gemeinde­friegszeit beizutreten, wenn die Sicherstellung der litische Effekte zu erzielen." Nichts wäre ver- der besser gestellten Arbeiter wollten die Berg  - dem Kongresse der Arbeitersyndikate angeschlof- sucht, um seine vielfach vorbildlich gewordenen politischen Charakter nicht gleich ansieht, po- ärmsten Arbeiter erfolgt. Ueber die Lohnfürzung wurde eine Zusammenkunft der Delegierten der politiker aus aller Welt, Fachleute der Verwal­tung, Schulreformer, fie alle haben Wien   be­fehlter, als sich gegen die Anzeichen und Symp- arbeiterbelegierten mit sich reden lassen. tome, einer weitverbreiteten Stimmung und Sympathie für den Fascismus, die ihn über Nacht zu einer politisch starken Bewegung an­wachsen lassen fönnten, blind und taub zu stellen und dem Rate jener zu folgen, die da meinen, von ihm nicht zu reden, um ihn nicht

an die Wand zu malen.

Der deutsch  - ruffische Bertrag vor dem Abschluß.

im Auswärtigen   Amt wird zu den deutsch  - russi­Berlin, 23. April. An maßgebender Seite schen Verhandlungen erklärt:

:: London  

, 23. April  .( Reuter.) Für nächsten

fenen Synditate einberufen.

und den Sozialdemokraten zu keinerlei ber bindlichen Vereinbarungen geführt.

Das neue Wien  , das„ rote Wien", das von

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Einrichtungen fennen zu lernen, seine in der ganzen Welt einzig dastehende Wohnungsfürsorge, sein Steuerwesen, seine neute Schule kennen zu lernen. Wenn nun deutsche sozialdemokratische Arbeiter nach Wien   reisen, so wollen auch sie alles das sehen, was die Kommunalpolitiker und fachmänner nach Wien   gelockt hat. Sie wollen Schulfachleute, was Verwaltungs- und Steuer­aber auch noch anderes kennen lernen: die starke und stolze Partei, die alle diese Reformen durch­führt, die gewaltige, einheitliche Organisation, die das Geheimnis so großer Erfolge ist, die in so und sind der Meinung, daß auch bei verschiedenen breitem und tiefem Strome dahinflutende Ar­anderen Punkten der Vorlage Schwierigkeiten beiterbewegung, die so vorbildlich geworden ist auftauchen können, die ähnliche Zwischenfälle im für die Arbeiterbewegung Europas  , wie die Ver­Ausschusse zur Folge haben tönnten, wie sie sich valtung der Gemeinde Wien   vorbildlich geworden beim§2 abspielten. An die um 19.15 Uhr abends ist für die aller Großfommunen der Welt. zu Ende gegangenen Besprechungen mit den So­zialdemokraten schlossen sich sofort weitere Bespre chungen der Regierungsparteien mit den Vertres tern der Deutschnationalen.

Troßdem wird der Rechtsausschuß morgen dem§ 3 fortführen. Die durch die Ablehnung des vormittags die fachliche Beratung des Gesetzes bei § 2 entstandene Lüde auszufüllen, soll erst der Wenn Herr Viktor Dyf den Vortrupp Die Verhandlungen mit Rußland   stehen vor dritten Lesung im Ausschuß vorbehalten bleiben. der fascistischen Freiwilligen, die bereits deut- dem Abschluß. Die Unterzeichnung des   Ber- Die Sozialdemokraten haben sich bei den heu sche Versammlungen sprengen, die in Gastwirt- trages dürfte anfangs nächster Woche erfolgen. tigen Besprechungen freie hand vorbehalten schaften eindringen und Gäste in frecher Weise Der Wortlaut des Bertrages, dem eine Anzahl verhöhnen, gegen eine verdiente Kennzeichnung Noten beigefügt sein wird, soll gleichzeitig in Ber­ihrer moralischen Qualitäten in Schuß nehmen lin, Moskau   und anderen Hauptstädten bekannt zu müssen glaubt, mag darin im wesentlichen gegeben und beim Völkerbund hinterlegt werden. noch die Wichtigtuerei und Eitelkeit eines nach Reklame dürstenden„ Dichters" gesehen werden, den die Lorbeeren seines italienischen Bruders in Apoll  , des Mussoliniverherrlichers d'An­ nunzio  , nicht schlafen lassen. Aber erster zu Berlin  , 23. April  .( Wolff.) Die Berhand­nehmen, als dies offene kultur- und moral- lungen der Vertreter der Regierungsparteien des widrige Eintreten für die Lausbuben von Reichstages und der Vertreter der preußischen Res Mähr.- Ostrau ist es, wenn Senator Professor gierung beim Reichsfargler bezüglich der Fürsten­abfindung haben, wie aus parlamentarischen Krei­Dr. Baxa  , der seinen fascistischen Vorgänger sen verlautet, zu einer Einigung über die in Desterreich) 174.881 unterſtüßte Arbeitslose im Senate, den Profeſſor Dr. Maresch, an preußischen Forderungen geführt. Dar- gezählt. Gegenüber dem Höchststande von Mitte Temperament und deutschfeindlicher Gehäſſig- aushin wurde mit den Deutschnationalen und den Feber ist bisher ein Gesamtrüdgang von etwa feit zu übertreffen bestrebt ist, als Sprecher der Sozialdemokraten Fühlung genommen, doch haben 50.000 zu verzeichnen, der zum überwiegenden nationaldemokratischen Partei die am Nachmittag im Reichstag stattgefundenen Teile auf Einsetzen der Saisonbeschäftigung unter ausdrücklicher Beziehung auf diese Partei- Besprechungen zwischen den Regierungsparteien zurückzuführen ist. zugehörigkeit dem italienischen Fascismus eine

Luther verhandelt über das Fürstentompromiß.

Spöttisch schreiben die kommunistischen   Blät ter von Sozialdemokratischen Paradiese Dester­reich" und vom„ Paradiese Otto Bauers", wenn fie über die Arbeitslosigkeit in Desterreich berich ten. Und wissen doch so gut, daß Oesterreich nicht von den Sozialdemokraten regiert wird, daß also für den Staat den österreichischen Sozial­demokraten feine Verantwortung aufgebürdet wer­Wien, 23. April. Im April 1926 wurden den kann. Und wissen auch gut genug, daß die

Rückgang der Arbeitslosigkeit in Desterreich.

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Wirtschaftsnöte Desterreichs vor allem darauf zu­rückzuführen sind, daß es durch das Friedens­dittat zu einem so kleinen, fast lebensunfähigen Gebilde gemacht wurde. Aber von Wien  , von den wahrhaft großen Leistungen der Sozialdemo fraten in dieser einzigen von Sozialdemokraten verwalteten Großstadt der Welt, und von all' dem, was seit dem Antritt der Herrschaft der Lobrede hält und die Möglichkeit eineschen Kräfte außerhalb der fon- seere sich vereinigen, zu einer einzigen Macht Arbeiter in Wien   geleistet wurde, schreiben und tschechischen Fascismus psychologisch" recht- trollierbaren Faktoren mobili sich verdichten. reden weder die Kommunisten, noch eine der fertigt. Der Herr Professor Bara rühmt amieren will. Industriehäuptlinge und Das Rufen nach der starken Hand, welche bürgerlichen Parteien. Wie prahlten die Ruß­italienischen Fascismus den" hehren Idealis- Bankdirektoren, höhere Offiziere und andere die Feinde des Staates" niederhalten, die landdelegierten mit dem, was in Rußland an mus", seine" Verdienste um die Herstellung Deklassierte sind die außerparlamentarischen wirtschaftlichen Nöte beheben und vor allem Aufbauarbeit geleistet wurde! Jeder Fabriksneu­der Ordnung", seine„ Herkunft von der natio- Machtfaktoren, auf welche die bei der brei die eigene politische Verantwortung den po- Kindergartens ist ein Ereignis! Daß in Wien  bau, jeder Wohnhausbau, jede Eröffnung eines nalen Gesinnung", der der italienische Staat ten wählerschaft in Ungnade ge- litisch Dentfaulen abnehmen soll, würde sehr Wohnungen für 25.000 Menschen geschaffen wur­seine Entstehung und seinen Ruhm im Welt- fallenen Nationaldemokraten bald die Erfahrung in den fascisierten den, daß das Wiener   Fürsorgewesen auf neue friege verdanke. Im Gegensaße zu dieser mit ihre auf Ausbeutungs- und Macht- Staaten bestätigt es zu einem großen und Grundlagen gestellt wurde, wer hat davon je historischen Tatsachen und Zusammenhängen gier gerichteten Pläne ier gerichteten Pläne stüßen lauten Geschrei werden. Der Fascismus in ein Wort in fommunistischen Zeitungen gelesen? sehr frei umspringenden Darstellung des ge- wollen. Die nationalistische Idee- unserem Staate ist als Stimmung aus der Sozialdemokraten haben oft genug anerkennend lehrten Herrn Professors, wurde dem Inter- Logie, mit der der fapiraliſtiſche Grund- Verstimmung von Koalitionsparteien entstan- von den Bemühungen Lunatscharffys um die Re­nationalismus für alle Zeiten die staatenschaf- charakter des Fascismus verbrämt wird, ist der den; aber seine tiefere Begründung organisation des russischen Schul- und Volksbil­fende Fähigkeit abgesprochen, durch welches öder, mit welchem die Armen am Geiste hat er in der Mentalität der fapi dungswesens gesprochen,- aber wann hat ein autoritäre Ürteil dem von der Schaffung des gewonnen werden sollen, die man zum Vortalistischen Klassen, die trop alles reform, das Werk Otto Glöckels, auch nur kommunistisches Blatt einmal die Wiener Schul­tschechoslowakischen Staates einigermaßen mit- pann ber sehr realen und sehr scheinbaren Rückganges der sozialistischen   Par- flüchtig erwähnt? D, wie tönnten die Kommu beteiligten tschechischen Proletariat wahrschein- tonomischen Bestrebungen der teien Morgenluft wittern. Darum ist der nisten dieser Arbeit, da sie sich nicht verdammen lich ein besonderes Lob gespendet werden sollte.ti che chi sch en Bourgeoisie braucht. Stern seines Wesens nicht das, was die und verurteilen läßt, Erwähnung tun! Sie müß­tschechischen Aber bei uns so sprach Professor Baga gibt es keinen Fascismus, sondern nur Natio- noch verhüllen die Todfeinde der Demokratie Herren Dyk und Baxa dafür ausgeben, natio- ten doch gleichzeitig in ihren Anhängern die Er­und des Sozialismus ihre wahren Absichten nales Kraftbewußtsein oder gar ein wieder- fenntnis wecken, daß alle ihre Arbeit darauf ge­nalbewußtsein. Daß man davon spreche, sei nur mit allerlei Zweideutigkeiten, noch verleugnen erstandener nationaler Heroismus, sondern der richtet ist, das große Reformwerk zu zerstören, Schuld jener, die an Stelle des allnationalen sie die Desperatos, die vor der Zeit da und Kern seines Wesens ist Saß gegen den Wiener   Christlichsozialen wieder zur Wacht Idealismus irgend ein Partei- oder Standes- dort die typischen Methoden des Mussolinischen den Sozialismus und Haß gegen zu verhelfen! Denn gelänge es, was glücklicher­bewußtsein treten lassen wollen. Fascismus nachahmen. Aber wenn sich die die Demokratie, in deren Formen und weise nicht im entfernteſten zu befürchten ist, auch in Wien   die Arbeiterbewegung zu spalten, gelänge Hier liegt auch der psychologische Schlüssel jenigen einschläfern ließen, deren Wachsamkeit Methoden allein die sozialistische Gegenwarts- es auch in Wien  , Arbeiter gegen Arbeiter in den für die nationaldemokratische Schrittmacherei, in diesen Tagen der tschechoslowakischen Par- entwicklung gedeihen kann. Darum haben an Kampf zu treiben, dann würde auch in Wien  für den Fascismus. Die Nationaldemokraten laments- und Regierungskrisen besonders dring- der Verhütung des Fascismus nicht allein die- wieder der Indifferentismus wachsen, würde die sind auf dem Wege ihres parteipolitischen Stre- lich wäre, würden die geheimen Beziehungen jenigen ein Lebensinteresse, die den Sozialis- Agitation der bürgerlichen Gegner an Stoßkraft bens, sie sind, um ein auf das Deutschtum ge- zwischen den fascistischen Draufgehern und den mus wollen, sondern es sollten auch jene gewinnen, und damit wäre das Ende der Be­münztes Wort zu gebrauchen, ein absterbender Drahtziehern in der nationaldemokratischen und ein solches besißen, denen es um herrschung Wiens durch die Arbeiter gekommen. Zweig vom politischen Lebensbaum des tsche- auch in anderen Parteien bald zu offenen wer die Demokratie ernsthaft zu tun So schwach, so klein, so unbeachtet von den Ar­hischen Volkes. Sie sind die leidenschaftlichsten den und gar bald würden alle jene, noch ge- ist und die zu spät erkennen würden, welch beitern ist in Wien   die kommunistische Partei, daß Vertreter des üppig in die Halme geschossenen trennten Glemente der politischen Unerfahren- großen Schaden sie dem Staate dadurch zu weil alle kommunistischen Wühlereien so ganz er­solche Befürchtungen absurd wären, aber nur tschechischen Bankfapitals und als solche heit, der Gegnerschaft gegen die staatsfeind- gefügt haben, daß sie dem Fascismus nicht recht- gebnislos blieben und es weiterhin bleiben wer die Berfechter einer Staatsord- lichen" Parteien und Nationen, der Machtgier zeitig durch ein Eintreten für wirkliche Demo- den, nur darum konnte so Großes geleistet werden! nung", welche die antisozialisti- verstimmter und ehrgeiziger Politiker zu einem fratie das Lebenslicht ausgeblasen haben. Das vor allem ist es, was unsere nach Wien  

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