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27. April 1926.

Kroftas Erzählungen.- fich noch

Der tschechische Gesandte in Berlin  schildert dort in einem Vortrag das Paradies der Deutschen   in der Tschechoslawakei.

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Inland.

Gemeinsame Beratungen tschechischen Sozialdemokraten und Nationalsozialisten.

Theresia und Josef II.  ", um dann sehr lange bei| Auch von den Zuständen in demt ,, liberal"| ant finnfälligsten mit der Unmoral der nationalen Unterdrüdung zu ver- gewählten Parlament, von der Wahlrechts als objektiv und zurückhaltend auszugeben. Wir weilen nämlich bei der Unterdrüdung der verschlechterung und von den jüngsten werden jedenfalls nichts unterlassen, dem Herrn Tschechen bis zum Kriegsausbruch. Sierüber Plänen einer geradezu ungeheuerlichen Entdemo Krofta die feiner Objektivität entsprechende Ach führte der Herr Gesandte sogar Statistiten fratisierung des Wahlrechts erzählte der famose tung zu verschaffen. bei sich! Am interessantesten aber wurde Serr Herr Gesandte nichts. Dafür machte er aus den Dr. Krofta, als er sich der jüngsten Vergangenheit faktisch vier deutschen   Vertretern in der Prager  und Gegenwart zumvendete. Er führte da, laut dem Stadtvertretung sechs wahrscheinlich, um den uns vorliegenden Bericht, unter anderem folgen Herren von der Mittwochgesellschaft, wenn einer des aus: von ihnen einmal nach Prag   kommen sollte, die Nach dem Ausgang des Krieges hätte sich das Tatsache noch plausibler zu machen, warum hier Deutschtum darüber flar sein müssen, daß die sogar deutsche   Firmentafeln behördlich verboten der ser Zustand einer Bevorzugung or find! über sei. Trotzdem hätten sich starke Stromun gen bemerkbar gemacht, die sogar auf eine staatsrechtliche Angliederung Böhments and des Sudetenlandes an Deutsch  - Desterreich hinzielten. Den Tschechen sei es gelungen, diefen Plan an verhindern. Ohne diese Anschlußbevegung friti sieren zu wollen, müsse er- Sec Referent- hervorheben, daß die Deutschen   zunächst zu einer pofitiven Mitarbeit eines neuen Staatsgebildes nicht zu bewegen gewesen seien. Die tschechoslowa fische Verfassung sei so auch ohne die Zustimmung der Deutschen   zustandegekommen.

cine

Herr Dr. Krofta, Gesandter der Tschechoslo­wafischen Republik in Berlin  , hat es für gut und notwendig befunden, vor einigen Wochen, 17. März, iu der Berliner   ,, Mitavochs- Gesellschaft" cinen Vortrag über Die Stellung der Deutschen   in der Tschechoslowakei  Es würde zu weit führen, wollten wir zu halten. Der Herr Gesandte hat wohl faum uns eingehender auch mit den Ausführungen Durch das Preßbureau wird folgendes damit gerechnet, daß jemand aus dieser illustren Stroftas über die Sprachenverordnungen Rommuniquee über eine gemeinsame Be­Gesellschaft, die sich unpolitisch nennt und aus und über die Schulfrage befassen. Er schilderte ratung der tschechischen Sozialdemokraten Intelligenzlern, Schriftstellern, Diplomaten, Künst das Sprachenrecht der Deutschen   in den rosigsten Tern uv. zusammensetzt, den Inhalt dieses für und Nationalsozialisten verbreitet: Farben, behauptete, daß die Deutschen   selbst dort, die Reichsdeutschen bestimmten Vortrags wo sie nur eine kleine Minderheit bilden ,,, wei- Montag fand im Abgeordnetenhaus auch den Sudetendeutschen zur Kenntnis testgehendes Entgegenkommen" fin- gemeinsame Beratung der Klubvorstände der Par­bringen fönnte, die ja daran schließlich auch ein den, und die Schuldroffelungen leug- laments- und Senatsfraktionen der beiden Par­gewisses Interesse haben. Das ist nun aber doch tete er direkt a b. Ebenso streifte" er den feien statt. Es wurde hervorgehoben, daß beide geschehen: vor uns liegt ein Auszug aus dieser Beamtenabbau und über die Boden sozialistische Parteien den dauernden unbegrün Gesandtenrede, die selbst die an die tschechische reform hier müssen wir doch noch ein wenig beten Aufschub der Einberufung des Abgeord Auslandspropaganda Gewöhnten als ungewöhnlich verweilen ließ er sich also vernehmen: netenhauses und damit auch die ständige Hinaus­starken Tobat empfinden werden. Ist es schon an Der Hauptzwed der Bodenreform sei ein so schiebung der dringenden Vorlagen schwer tragen, sich bedenklich, daß ein Gesandter, der unseres zialer und wirtschaftlicher. Die kleinen 2and an denen die Bevölkerung und namentlich das Erachtens ganz andere Aufgaben hat, politische wirte sollen in den Besitz der großen arbeitende Volt direkt ein Lebensinteresse hat. Es Vorträge in unpolitischen Gesellschaften hält, so Bazifundien gelangen. Betroffen sei wurde daher ein einheitliches Vorgehen beider muß man es im Vorhinein, ehe man noch den in erster Linie der Adel, der 3. T. früher poli- Parteien beschlossen, in erster Linie die under­Inhalt des Vortrages fennt, zumindest als arge itsch farblos gewesen sei. Die Entschädigung er- 3ügliche Einberufung des Parla. Tattlosigkeit bezeichnen, wenn ausgerechnet der reiche zwar nicht den vollen Wert; fie fei aber men tes zu fordern; gleichzeitig wurden auch Gesandte der antideutschen Prager   Regierung in nicht geringer als die Entschädigungen, welche von einheitliche Richtlinien für die Ausarbeitung von Berlin   über die Stellung der Sudetendeutschen  onderen Staaten gegeben werden, die ebenfalls Anträgen festgelegt, welche beide Parteien sowohl eine Vorlesung hält. Und man muß sich nur ein Bodenreformgesetz durchführten. im Abgeordnetenhaus als auch im Senat über wundern, daß die, wie wir annehmen wollen, reichen werden. Die Parteien famen überein, bor peistesadelige Mitgliedschaft dieses Vereines einem Also das hat der äußerst objektive" Dr. Der Regierung die augenblickliche Vorlage der Strofta über das beispielloje Utrecht  , über die un Vorlagen über die Altersversorgung der mehr als Kolleg des Herrn Krofta über dieses Thema nicht erhörten Gewaltatte der tschechischen Bodenreform 65- Jährigen, die Baubewegung, die Verbindlich aus dem Wege ging. Dieses sonderbare Mit­teilungsbedürfnis des Herrn Gesandten erscheint zu sagen! Er verschweigt, daß nur tschechische feit von Rollettivverträgen, die Einführung der aber erst dann im vollen Lichte, wenn man er Wir wissen unfere Leser mit den Dingen ver- Kleinlandwirte etwas bekommen, deutsche   höchstens Unfallversicherung für landwirtschaftliche Arbei fährt, was alles er in Berlin   erzählte, und wie traut genug, als daß ihnen nicht selber die Ge- um den Preis, daß sie ihre Nationalität ver- ter, die Aufhebung der Gesindeordnung und über er unter den Mittwochsgesellschaftern, die vermut- famtauffaffung des Herrn Gesandten flar würde, schachern; daß durch die Bodenreform die Gün st- die Steuerreform zu verlangen, damit die Natio lich faum eine Ahnung von den Dingen jenseits der die Mittwochgesellschaft förmlich zum Protest Linge der allnationalen Parteien, nalversammlung die Möglichkeit habe, gleichze a ihrer Grenze haben, Wahrheit und Klarheit ver- dagegen aufrufen möchte, daß die Sudeten   die Vettern der Macht haber, in den mit der unverzüglichen Verhandlung des Gefeßes deutschen   nach dem Kriege, der das Selbst- Stand des neuen Grundadels erhoben werden; über das Gehaltssystem der Staatsangestellten,

breitete.

Es sei aber nicht richtig, wenn behauptet werde, daß sie den Deutschen   richt die nötige Bewegungsfreiheit gegeben habe. Gin Beweis dafür seien die Novemberwah. I en 1925, bei denen die Deutschen   von 300

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Sigen 41 fommunistischen= 259 Sigen) 71 Size erreicht hatten, also 28 Prozent bei einem Anteil an der Gesamtbevölkerung von nur 23.4 Prozent. Ebenso liberal wie die tschechi­sche Wahlordnung sei auch das Wahlrecht der Ge­meinden. So säßen die Deutschen   in Prag  , wo sie seit den 80er Jahren nicht mehr im Stadt. parlament vertreten gewesen feien, jest wieder mit 6 Mandaten in der Stadtverordnete.br fammlung.

abgespielt hat!

Eingangs feines Vortrages wies er darauf bestimmungsrecht der Völker zur allein- daß-um nur ein Beispiel zu nennen allein natürlich mit Ausschluß der Rongrua hin, daß er sich mit Rücksicht auf seine tschecho- gültigen Parole machte, und es den Tschechen im Saazer Gebiet 40 der wertvollsten Meierhöfe regelung, möglichst balb auch diese ange­flowatische Staatsangehörigkeit, seine offizielle auch brachte ,,, i o gar"- das Selbstbestimmungs- auf diese Weise verschachert, die deutschen   Land- führten Vorlagen zu erledigen. Stellung und das Forum, vor dem er spreche, recht auch für sich gebrauchen wollten! Geradezu arbeiter davongejagt oder gezwungen wurden, sich Weiters wurden unter Bezugnahme auf den cine gewisse Zurüdhaltung auferlegen auf den Kopf aber stellt der objektive Herr Ge- zu verfaufen, ihre Kinder in die tschechischen Min- Initiativantrag der Agvarier im Senat Nicht müsse, und daß er sich der äußersten Objek- fandte die Geschichte, wenn er erzählt, daß die derheitsschulen zu schicken. Man muß wirklich linien für ein einheitliches Vorgehen beiber | tivität befleißigen werde. Drum gab er auch Tschechen, die doch auf die Mitarbeit der Deut- staunen, daß der tschechische Gesandte die Stirn sozialistischer Parteien in den zuständigen Aus­wirklich die amtliche Kopfzahl der Deutschen   mit schen so großen Wert gelegt hätten, gewissermaßen befißt, einer Elite von Sövern all dies zu verschüssen aufgestellt und der übereinstimmende 3,123.000 oder 23.4 Prozent der Gesamtbevölfe- gezwungen gewesen wären, die Staatsver- schweigen, die Dinge ins Gegenteil umzukehren, Standpunkt beider Parteien in dieser volkswirt. rung an, fügte aber zurückhaltend) hinzu, daß fassung ohne die Deutschen   zu be- zumal er doch vermuten mußte, daß man auch schaftlich außerordentlich wichtigen Frage konsta­also die Zahl der Deutschen   nicht so schließen. Herr Strofta verläßt sich eben darauf, in der Berliner Mittwochsgesellschaft   etwas von fiert. Beide Parteien lehnen die Lösung der hoch sei, wie in Deutschland   oft ange daß die Weithwochsgesellschaft damals, als es in Marienbad   und von dem gehört hat, was sich Bollfrage auf dem Wege einer Ministerialverord­nommen werde". Da das Gegenteil Prag   hieß: Mit Rebellen verhandeln dort unter dem Namen einer Bodenreform eben nung ab und verharren mit dem größten Nach­richtig ist, und die Reichsdeutschen meistens nicht wir nicht!", anderweitig beschäftigt war. druck darauf, daß Fragen dieser Art einzig in wissen, daß die Sudetendeutschen   3.25 Millionen Wohl am föstlichsten aber ist Herrn Kroftas Die Vorwürfe gegen die Tschechoslowatei, so cge eines Gesetzes gelöst werden sollen. zählen und ein Viertel der Gesamtbevölkerung Wahl- Arithmetik. Dadurch, daß er die schloß Herr Strofia, feien also nicht gerechtfertigt, ausmachen, so muß man annehmen, daß Herr fommunistischen Stimmen, von denen doch auch nur" hie und da feien Fehler vorgekommen". So Strefta feinen Hörern geradezu eine niedrigere mindestens drei Viertel tschechoslowakisch" sind, ein, versteht sich: fleiner Fehler war wohl auch, Borstellung suggerieren wollte. Die Ver einfach eliminiert, kommt er zu der Behauptung, daran ist nicht zu zweifeln, die Rede des Herrn zeilung der Nationen schilderte er durchaus daß die deutschen   Mandate 28 Prozent der Ge- Strofta in Berlin  . Wenn er wirklich glaubte, daß objektiv", indem er nämlich sagte, daß die deutsamtmandate ausmachen, während doch wirklich er mit diesem Vortrag dem Zusammenleben Nachdem sich schon der Herr Senator Hilgen­fchen Siedlungsgebiete starte tschechoslowakische 28 Prozent aller nichtkommunistischen zwischen Tschechen   und Deutschen   einen guten reiner mit großem tirchlichen Eifer für die neue Minoritäten, die flawischen Teile aber nur geringe Stimmen auf die Deutschen   entfallen, wogegen Dienst erweise, so hat er damit nur den Beweis schwere Belastung der arbeitenden Bevölkerung Beursche Minderheiten aufweisen. Der Herr Ge- wiederum, was sich natürlich nur abschäßen läßt, erbracht, daß er ein sehr schlechter Politifer ist. durch Agrarzölle eingesetzt hat, erhebt nun das -ndte ist nämlich viel zu zurückhaltend, als daß höchstens 15 Prozent deutscher   Stimmen in den Und das allein ist für einen Gesandten schon Zentralorgan der deutschen   christlichsozialen er über die geschlossenen deutschen   Sprachgebiete überwiegend tschechischen kommunistischen   Stim schlimm genug. Möge dies aber die tschechische Volkspartei, die Deutsche Presse" in ihrem sonn­( beispielsweise im Egerland  ) und darüber spräche, men enthalten sind. Aber selbst wenn die sonder Regierung, die dem Herrn Krofta nur das Amt tägigen Leitauffag mit Begeisterung die Fahne wie die in vielen deutschen   Gebieten oft verschwin- bare Zählweise des Herrn Krofta bestehen könnte, gegeben hat, mit sich selbst ausmachen, so ver- der Agrarzölle. Zuerst bemerkt das Blatt mit benden tschechischen Minderheiten fünstlich ge- würde das höchstens beweisen, daß die ische wahren wir uns mit allem Nachforud dagegen, frommem Augenaufschlag, daß ein wilder Klas schaffen, gezüchtet und gepflegt werden. chische Volkszählung falsch ist. Um so das Gesandte der Republik   ihr Amt fenkampf den Bedürfnissen des Allgemeinwohles Der Herr Gesandte ließ sich dann sehr aus mehr, als die Wahlzahlen in den deutschen   Ge- mißbrauchen, um durch Entstellungen, Ver- nicht gerecht werden kann", und daß die Möglich­führlich auf eine Besprechung des alten, national bieten zugunsten der Tschechen   hinaufgeschraubt schweigungen und unwahrheiten tschechisch- keit der Hilfe für die Landwirtschaft ohne Schä einheitlichen böhmischen Staates" ein, streifte liebe- wurden, was Herr Krofta in seiner Zurückhaltung nationale Auslandspropaganda zu digung der übrigen Bevölkerung gegeben zu fein voll die Germanisierungsversuche unter Maria natürlich in seinem Vortrag auch nicht erwähnte. betreiben und dabei hier verquidt sich Politit scheine. Das Blatt schreibt dann weiter:

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Aus dem Tschechischen von Richard Branbets

Moral en gros.

Ein Roman wider alles Herkommen Von Jiri Haußmann  .

,, Mich täuschen Sie nicht!" stieß der Ange­allene während des Kampfes zwischen den Zähnen hervor, ich habe unstrittig Beweise, daß Sie selbst Fabricius sind, während ich Jack Morisson heiße!"

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Morisson!"" Admirable Mac" schwankte und blickte seinem Gegner scharf ins Gesicht, wo­bei er einen Augenblick aufhörte, ihn zu würgen. Ach, wahrhaftig! Wir sind das Opfer eines un­liebsamen Mißverständnisses geworden... ich bin Mad Jorisson, wenn Sie schon meinen Namen gehört haben...?"

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Jetzt ließ auch der Widersacher von seinem Vorhaben, den Daumengriff anzuwenden, ab und stieß schnell einige erklärende Redensarten hervor. Dann ließen die Rivalen inandern endgültig los und, noch immer liegend denn die beiderseits ausgeteilten Büffe machten sie für einige Minuten zu freieren Bewegungen unfähig erschöpften sie fich in Entschuldigungen, Erklärungen und Ver­sicherungen unbegrenzter gegenseitiger Bewunde­rung. Aber ihr ziemlich saures Lächeln schien nicht zu bestätigen, daß ihnen dieses unerwartete Zusammentreffen besonderes Vergnügen bereitet

hätte.

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Auch die beiden Taschen- Polizeihündchen, die ebenfalls in einem überaus heftigen Kampfe an einandergeraten waren, ließen davon ab, als sie das friedliche Beginnen ihrer Herren sahen. Als den beiden großen Detektiven einigermaßen die Kräfte zurückzukehren begannen, machten sie den schüchternen Versuch, sich mit gegenseitiger Hilfe wieder auf die Beine zu helfen. Aber kaum hat sen sie sich ein wenig aufgerichtet, stießen sie mit

den Köpfen gleichzeitig an irgend einen harten Gegenstand, und als sie emporblidten, begannen sie trotz der eisernen Abhärtung ihrer Nerven vor Entfeßen zu zittern. Sie erkannten nämlich, daß dieser harte Gegenstand die Füße eines Erhängten feien, der an einem Aste des Baumes, unter dem sich eben ihr unglückseliger Zweikampf abgespielt hatte, frei hin und her baumelte...

Fabricius!" war der erste Gedanke Joris­sons, der sich nicht enthalten fonnte, ihn seinem englischen Konkurrenten mit siegreichem Lächeln mitzuteilen.

Dieser blidte finster, entnahm der Tasche den linken Stiefel des Professors und verglich ihn eini gemale mit dem des Toten er paßte nicht dazu. Dann griff er noch in den Rock des Erhängten, fischte daraus ein Stück einer nicht ganz ber speisten Salamiwurst, legte darauf die Scheibe, die er bei sich trug, und als er sah, daß sich ihre Flächen nicht bedien, sagte er mit einem noch Siegreicheren Lächeln:"

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Steineswegs mit herzlichem Bedauern muß ich feststellen, daß Sie auch diesmal( dies ses Wort sprach er mit einem besonders bos­haften Nachdrude) im Irrtume sind, hochgeschäz ter Herr Kollege! Zumindest sprechen alle Indis zien dafür, daß die Leiche mit dem verschwun denen Erfinder auch nicht eine einzige Eigenschaft gemein hat".

" Ich selbst hatte gewisse Bedenken", ermi derte Morisson verdrießlich, griff aber zur Sicher heit doch noch in die Tasche des Unbekannten, und als er daraus ein kleines Notizbüchlein her vorgezogen hatte, lächelte er seinem Nebenbuhler so siegreich, wie es überhaupt nur möglich war, zu. Es trug nämlich die Aufschrift

Prof. Sophophil Fabricius".

,, Vom ersten Augenblid an war ich davon überzeugt", beeilte sich Morisson zu versichern, ich wollte nur alle eventuellen Zweifel ent­träften".

Ohne indes mit Kleinlichem Gezänke Zeit zu

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verlieren, begannen die beiden berühmten Män ner das wertvolle Dokument zu untersuchen. Die ersten Seiten enthielten nichts Bemerkenswertes: einige zusammenhängende chemische Formeln, mehrere ungelöste Gleichungen mit fünf Unbe­fannten, einige Zitate aus Giddings, ein unvoll endetes Gedicht in der Art Walt Whitmans, und eine Reihe Buchungen über tägliche Ausgaben. Unter diesen entdeckte aber das scharfe Auge Mo­rissons die bedeutsame Notiz:

10 dkg ungarische Salami.. 12 Fut*). Aber das nicht minder scharfe Auge Joris­sons fand gleichzeitig eine andere von noch grös Berer Wichtigkeit:

Die Chriftlichsozialen für die Hungeriteuer.

Noch war aber teine ganze Stunde bergan gen, als sie wieder zusammentrafen, noch uner­warteter und unwillkommener als vorher, und zwar im Einreichungsprotokoll des Ministeriums für öffentliche Arbeiten. Sie waren beide sehr berdust, aber mit dem ihnen eigenen Scharfsinn erkannten sie bald die Verträglichkeit ihrer Be strebungen, sahen die unangenehme Notwendigkeit eines, wenigstens vorläufig, gemeinsamen Bor gehens ein und ersuchten furzerhand den Ober­offizial Büresiz um den Aft 31. H. O 5229/94.

Der Beamte wies sie zunächst mit dem ener gischen Hinweisc ab, sie möchten ihren Wunsch ant folgenden Tage schriftlich einbringen, ließ sich aber Gesuch betr. Verstaatlichung der Agathergie schließlich so weit erweichen, daß er das Register hinterlegt im Min. f. öff. Arb. unter 31. Sbrachte; er blätterte eine Weile darin und nach 5229 94". höchstens halbstündigem Suchen teilte er ihnen Hm, hier werden wir wohl nichts Inter  - mit, daß der bewußte Att dem Unterrichtsmini­effantes mehr zu sehen bekommen", warf schein- fterium abgetreten worden sei mit Rüdsicht bar gleichgültig der Amerikaner hin und suchte darauf, daß die Kompetenz des hierortigen Mi­ das   Notizbuch zuflannen, bevor sein Rivale nifteriums zweifelhaft sei, während die Zuständig diese hochwichtige Eintragung entdecken konnte. feit des Unterrichtsministeriums gegeben sei, a) ( Er selbst konnte sich die Zahl leicht merten, denn infolge der allgemein- pädagogischen, b) der sitt 52 Wochen hat das Jahr, er selbst war 29 Jahre lich- religiösen Bedeutsamkeit der Erfindung. alt und just 94 Mörder hatte er der Todesstrafe zugeführt).

"

Ich bin ganz Ihrer Meinung", entgegnete schlau Grand Jack", wobei er sich unbemerkt die Biffern 5, 2, 2, 9, 9, 4 auf den Manschettenrand notierte...

Nachdem sie die Leiche noch einmal gründlich untersucht und nichts bei ihr gefunden hatten als etwas Sleingeld, eine Handvoll billigen Tabats, Schopenhauers Metaphysik der Liebe", ein stumpfes Messer und eine Broschüre über die ra­tionelle Zucht von Masttauben, nahmen die gro­Ben Detektivs mit höflichem, aber gemessenem Gruße voneinander Abschied.

Im Unterrichtsministerium fonnten die Des teftive nur soviel feststellen, daß der Att hier sei­nerzeit wirklich eingetragen, aber später dem San­delsministerium als dem in sämtlichen Patent­angelegenheiten einzig zuständigen abgetreten worden sei.

Wegen seiner höchst sozialen Wichtigkeit war aber der Att auch hier nicht verblieben, sondern dem Ministerium für soziale Fürsorge zugewiesen worden und später der Finanzverwaltung mit Rücksicht auf die das Staatsbudget in hervorra­gendent Maße belastende Seite der Eingabe".

Die Notwendigkeit, daß sich die berufenen Kreise auch über die sozialpolitischen Folgen der ganzen Angelegenheit äußerten, bewirkte die Zu­*) Fut= ciu utopischer Frank, eine Geldein- sendung des Attes an das Gesundheitsmini­heit, die nach dem Kurse des letzten Jahres etwa sterium. Q2-5 beträgt,

( Fortlegung folgt.)