18. Mai 1926.

Sette B.

Am Gebiß erftit. In Freiheit ist im nern Verbiegungen der Finger und Soutverände- wenn dies erreicht ist. werden die Preise wesent- tönnen bann ihrer Profitgier freien Lauf laffen, Arbeiterheim der aus Bed so bei Wekelsdorf rungen an den Händen aufgetreten sind, die auf das lich erhöht und die so erzielten Gewinne werden können vor aller Deffentlichkeit zeigen, wie sie stammende August Hartmann im Gebiß erstickt. Er Gift diefer Pflanzen zurückzuführen feien. Diete zum Teil bazu benüßt, um in andern Ländern die Notlage der Arbeiter auszunüßen verstehen, icheint, da er beisleidend war, einen Strampfanfall Witteilungen nimmt nun ein Berliner Arzt zum diese Methode zu wiederholen. So kommt es, daß wie die Unternehmer auf Stosten der ausgeplün erlitten zu haben, im Zeilaufe dessen des Geb in Anlaß, um nachzuweisen, daß das Gift der Stafteen- die schwedischen Zündhölzer in Schweden viel derten Arbeiterschaft ihren Reichtum häufen. den Hals geriet, was feinen Ted zur Folge hatte. Stacheln eine Legende ist. Wohl enthalten manche teurer find als anderswo, weil es eben hier kei­Der telephonische Verkehr mit fahrenden Zügen Rafteenarten ein Rauschgift; aber dieses fommt nerlei Sonkurrenz mehr gibt. So kommt es auch, wird auf der Strede Berlin - Hamburg ab 20. Mai nur im Innern der Pflanze vor. Die Stacheln daß die Einwohner von Peru für ein Zündholz Ansteigen der Arbeitslosigkeit. auf fämilide theftige ausdehnt. Bisher waren felbft find ungiftig. Alle die oben beschriebenen Ver- einen halben Pfennig( 8.5) Groschen) bezahlen mitteilt, hat die Anzahl der nicht untergebrachten Wie das Ministerium für soziale Fürsorge nur vier Züge für diesen Verkehr eingerichtet Dar- anderungen, die auf Statteer fta hel beruhen sollen, müssen, weil hier ein staatliches Monopol besteht. mitteilt, hat die Anzahl der nicht untergebrachten über hinaus ist nach längeren Verhandlungen swi- find entweder richtische Gelenkerkrankungen eder Allerdings fließt infolgedessen von dem in Peru Ende März 64.008 betragen, was gegen Ende Bewerber bei den Arbeitsvermittlungsämtern schen der Deutschen Reichsbahngesellschaft, dem Folgen von Eiterungen, die durch eingedrungenen erzielten Gewinn ein gewisser Prozentsatz dem Reichspoſtministerium und der" Bugtelephonie A. Schmut gelegentlich der Verletzung durch den Staate zu, aber der andre Teilhaber am staat- Feber( 62.079) ein Ansteigen der Arbeitslosen be­G." die Vereinbarung getroffen worden, noch weitere Stachel zu erflären sind. Also die Furcht vor diesen lichen Monopol die schwedische Gesellschaft, ver- deutet. Die An ahl der Unterstützten betrug Ende 18 D- Zugpaare mit Bugtelephonie auszustatten. so beliebten Pflanzen ist völlig unbegründet. dient doch auch einige Millionen jährlich. Ein März 27.600, Ende Feber 25.333. ähnliches staatliches Monopol ist in Polen ervich­tet worden, wo sich der schwedisch - amerikanische Trust eine zwölfprozentige Verzinsung seines Gel­des ausbedungen hat. Eine andre Form dieses

Wetterübersicht vom 17. Mai. Sonntag hieli das warme Wetter bei heftigem Ostwind in der ganzen Republik an. Schlreiche Orte melden leichte Sturmtschäden. Die Nachmittagstemperaturen lagen

Volkswirtschaft.

zwiſchen 21 und 24 Grad Celsius, somit ebenso hoch, Auf dem Wege zu einem Weltmonopol

für Zundhölzer.

als sie Samstag in Böhmen waren, wo es sich nach mittag aufheiterte. Die letzte Nacht war infolge Ausstrahlung um 2 bis 7 Grad Kühler als die Der Zündholzkönig. Die Hälfte der Welt­gestrige. I'm Esten des Staatsgebietes war es teil­weise bewölkt geblieben und um 1 bis 2 Grad

wärmer. Das Wetter beginnt sich vom Südosten her zu verschlechtern. Die Südflomakei hatte heute früh einzelne Regenschauer. Wahrscheinlich es Wetter von Dienstag: Troden oder, nur leichte Gewitterregen etwas wärmer werdend.

Kleine Chronit.

produktion bereits monopol fiert.

Gerichtssaal.

glänzenden Geschäfts zeigt sich in Indien , wo ein Der Mordprozeß Dittmar vor dem Obersten Gerichtsho.

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Bertragslofer Zustand im Bau­gewerbe.

Wieder ein Todesurteil. Leitmerih, 16. Mai. Der Mitangeklagte des zum Tode verurteilten Infanteristen Krejči!( über des sen Prozeß vor dem Prager Divisionsgericht wir sei­nerzeit berichtet haben) Alois Bar hatte sich gestern vor den hiesigen Geschyvorenen wegen räuberiſchen Totschlages an der Trödlerin Heller in Raudnic zu verantworten. Er blieb bei seiner früheren Be­hauptung, Krejčik und nicht er, habe die Heller um gebracht, er habe lediglich stehlen wollen. Bar ist ein ganz verwahrlostes Subjekt, mit 9 Jahren spielt er schon Karten, verstopft den Leuten die Kamine und brauchte für die vierklassige Volksschule 8 Jahre. Aus der Schule entlassen, verlegt er sein Domizil und seine Wirkungsstätte in Gasthäuser und Schau­buden, wo er als Falir auftritt, bald aber vermag ihm diese Betätigung nicht mehr die für sein extra­vagantes Leben nötigen Geldmittel zu bieten und so finden wir 1921 in seinem Register die ersten Straf vermerke: wegen Diebstahls, Betrug, Veruntreuung und Bettelei. Auf dieser schiefen Ebene ging es flott weiter, bis das gestrige Verdikt der Geschworenen feinem Treiben ein jähes Ende bereitet. Die Gefdywo renen bejahten einstimmig die Schuldirage, worauf ihn das Gericht unter Vorsitz des DLGR. Lust zum Tode durch den Strang ver­urteilte.

zweihundertprozentiger Boll besteht, so daß also die Einfuhr sich kaum lohnt und die Fabriken in Ind en dank der Ausnüßung der hohen Zölle Im Juni 1925 fand vor den Brünner Geschwo­glänzende Geschäfte machen fönnen. Selbstver- renen der Prozeß gegen den Privaten Dittmar statt, ständlich hat der schwedische Trust diese Gewinn- der beschuldigt wurde, die Witwe Lang in Kumro­notiert, das die an sich nicht vielfagenden Namen letzten Jahren in ganz furzer Zeit fieben Riesen- hältnis unterhielt, umgebracht zu haben. Der Vertel­Auf der Stockholmer Börse wird ein Papier möglichkeiten sofort erkannt und sich dort in den wit bei Brünn , mit der er längere Zeit ein Ver­Kreuger und Toll trägt. Es ist aver immerhin da fabriken zugelegt. Aehnlich arbeitet der Trust in diger, Gen. Dr. Czech, wies damals in seinem Plai­durch bemerkenswert, daß es zu einer Zet, wo Australien . doyer auf die vielfachen Fehler des psychiatrischen führende Firmen froh waren daß sie te ne Ver­Der Weltzündholztvust wendet alle möglichen Gutachtens hin und stellte den Antrag, ein Fakultäts­luste erlitten 25 Prozent Dividende verteilte und Mittel an, private, aber auch staatliche, um das gutachten einzuholen. Dem Antrag wurde stattgege in diesem Jahre sicherlich eine noch größere ver- Weltzündholzmonopol zu erreichen und zu be- ben und der Prozeß vertagt. Am 18. Feber 1926 teilen wird. Versuchen wir, in das Geheimnis haupten. Es ist damit zu rechnen daß diefe Me- wurde Dittmar bloß wegen Gefährdung der öffent­dieses Papiers einzudringen; Streuger ist der Fa- thoden auch weiterhin erfolgreich sein werden. lichen Sicherheit zu fünf Monaten schweren Serbers milienname einer befannten Zundholzfam.Lie, Deutsche Zeitungen berichten zum Beispiel ständig verurteilt. Der Staatsanwalt legte Berufung ein, Der moderne Krankentransport. Die Zeiten, in deren jetziges Oberhaupt den Titel eines Zünd darüber, wie eine deutsche Zündholzfabrik nach und nun wird bereits im Verlaufe der laufenden denen der Kranke mit Wagen und Pferd auf dem Holztönigs der Welt für sich beanspruchen der andern unter den Einfluß des schwedischen Woche der Prozeß Gegenstand der Beratung bes Bandwagen liegend befördert wurde, sind vorüber; kann. Als junger Ingenieur hat dieser Zündholz- Trusts tommt. Aehnlich liegen die Verhältnisse in Obersten Gerichtshofes in Brünn sein. das Automobil beherrscht heute das Kranfentrans- tönig Jvar Streuger im Ausland gearbeitet. den Nachfolgestaaten des alten Desterreich, das portwesen vollkommen zum Frommen der Leiden- Nach der Heimat zurückgefehrt. fette er sich die einst eine blühende Zündholzindustrie hatte. Es ist ben, für die die große Schnelligkeit der Beförderung Aufgabe, die schwedischen Zündholzfabriken, die nur eine Frage der Zeit, wann der deutsche , der und die Bequemlichkeit von unschätzbarem Vorteil schon damals eine gute Stellung auf dem Welt- tschechoslowakische und der österreichische find. Wie jüngst der Direktor des Berliner Rettungs- markt innehatten, zu einem Trust zusammenzu- Markt vollständig der Herrschaft des schwedisch­amts, Sanitätsrat Dr. Frank betonte, wird all- schließen und diesen schwedischen Trust zu einem amerikanischen Weltzündholztrusts verfallen sein gemein der Benzinmotor als Treibmaschine für Weltzündholztrust auszubauen. Dieser Plan werden. Und dasselbe gilt von Italien und Frank Krankenautos benutzt, zumal die neuesten Konstruk brachte den ersten großen Erfolg in der Kriegs- re ch. In aller Stille arbeitet der Trust, mur dann tionen ein ebenso fanftes Anhalten und Fahren ge- zeit in der Schaffung der Svenska Tandstids und wann berichtet einer versteckte Nachricht von statten, wie der Elektromotor, der aber wegen seines.- B., die seitdem in einem beispiellofen Sieges, einem neuen Sieg einer fapitalistischen Weltall geringeren Aftionsradius unvorteilhafter ist. Die lauf ein Absatzgebiet nach dem andern eroberte macht, die auf Inneneinrichtung des Krankenautos soll möglichst und heute auf dem Weltmarkt feinen nennens Bündhölzchen beruht. einfach gestaltet sein, schon damit die häufig erfor- werten Stonkurrenten mehr hat. Ungefähr derliche Desinfektion nicht unnötig erschwert wird. Die Hälfte der gesamten Weltzünd Dentgemäß ist auf Vorhänge, auf Gardinen usw. zu holzproduktion steht unter dem verzichten. Der Boden soll mit einer leicht abwafdh Einfluß dieser schwedischen Gesell baren Linoleumdede belegt, die glatten Wände mit weißladiertem Zinkblech ausgeschlagen sein. Tragen, Verband. und Wäscheschränke müssen leicht entfern­bar sein, dantit das Wageninnere erforderlichenfalls mit einer fünſprozentigen heißen Kresolseifenlösung und nachfolgendem heißen Wasser ausgespritzt oder ausgewaschen werden laan. Die ganze Desinfektion des Wagens erfordert dann nur 25 Minuten. Natür lich muß auch der sonstige Inhalt desinfiziert, die Tragen gereinigt, Wolldecken und Ueberzüge mit Wasserstoffdampf feimfrei gemacht und die Wäsche gefocht werden. Die Trage läuft auf Gummirollen, das ruhige Fahren muß durch gute Federung des Die Finanzierung dieses Unterenhmens lag Wagens und durch gute Bereifung gewährleistet und liegt im wesentlichen in Händen der oben ge­sein. Ungelöst ist noch die Frage der guten Behei- nannten Gesellschaften Streuger und Toll, die sich zung der Krantenwagen, damit die Leidenden außerdem mit vielen andern ergiebigen Geschäf felbst auf weiten Transporten nicht zu frieren ten befaßt. Der gemeinsame Chef der Firma brauchen. Am zweckmäßigsten scheint die Envär- Kreuger und Toll und des Zündholztrustes, mung des Kranten durch ein größeres elektrisches Ivar Streuger, hat auch führende amerikanische Heizkissen zu sein, für das die Lichtbatterie des Finanzleute, wie zum Beispiel die Firma Rocke Wagens benutzt werden kann. Alles in allem fann feller für seine Pläne interessiert. Ein Unterneh­man sagen, daß des Krankentransportwesen heute men nach dem andern wurde mit Hilfe amerika­schon derart entwickelt ist, daß sich jeder Leidende nischen Kapitals gegründet, so daß jetzt der ge­dem modernen Krankenauto ohne Bedenken anver- samte von Ivor Kreuger geleitete schwedisch amerikanische Weltzündholztrust über ein Eigen­Sind die Stacheln der Kalteen giftig? Schon fapital von etwa 600 Millionen Mark verfügen im Altertum wird über Fälle berichtet, in denen dürfte. Das Ziel ist ein Weltmonopol für von dem Gifte der Kakteenstacheln die Rede ist. So Zündhölzer, das etappenweise, Land für litt angeblich Sofrates an einer Fußeiterung, die er land. ervichtet werden soll. Der Weg ist überall auf eine Verlegung durch einen Stakteenstachel zu verschieden, hat aber immer das eine Gemein­rückführte und die ein Hinken bedingte. Auch in der fame: Zunächst wird durch Unterbieten in dem be­jüngsten Zeit wird mitgeteilt, daß bei Stakteengärt- treffenden Lande jede Konkurrenz totgemacht;

tranen fann.

Verdun .

II.

fchaft, ungefähr jeder zweite Mensch gebraucht ihre Bündhölzer! Nach den letzten genauen An­gaben des Jahres 1923 stellten schon damals die von dieser schwed schen Gesellschaft beherrschten Fabriten jährlich zehn Milliarden Schachteln mit ungefähr 60 Stüd Zündhölzern her, das heißt für jeden Ginwohner der Welt ein bis zwei Zünd hölzer für den Tag. Stapelt man die in acht Monaten in diesen Fabriken hergestellten Schach teln mit Zündhölzern aufeinander so erhält man eine Säule, die dem Abstand zwischen Erde und Mond entspricht!

her und zwischen verfißtem Stacheldraht blüht selt­jam träftig und überzeugend die Schlüsselblume, Primula veris. Sie beschämt den Menschen. Denn dort rechts unten stand dereinst das Dorf Fleurn. Es ist, eines von vielen, zwischen 1916 und 1918| vernichtet worden, aber nicht, wie man im Dreißig jährigen Krieg oder Anno Siebenzig ein Dorf zer störte: ein paar Mauern mit Kanonenkugeln durch löchert und auf ein paar Dächer den roten Hahn gesetzt! Sondern die schwere Artillerie hat erst fast methodisch Gasse auf Gaffe umgelegt, dann Haus für Haus zerschlagen und endlich wie eine Mühle jeden einzelnen Stein der Trümmer zu Staub zer­mahlen. Da der Wind den Staub fortblies, erinnert heute nichts mehr daran, daß in dieser Stätte Menschen scharwerkten und tanzten, liebten und Schicksale erfuhren. Das Dorf Fleury existiert nur mehr auf der Karte. So ist's auch mit dem Dorfe Vaux und im Fort Vaux und im Fort Douamont harren andere Schrednisse, wie in dieser ganzen Höllenlandschaft, die von dem Stift eines Goya ent­worfen scheint.

Eine volle Million Menschen ist um Verdun geschlachtet worden: über vierhunderttausend Fran­zosen, an die sechshunderttausend Deutsche ! Darum fliegt ein Hauch des Grauens über diese ineinander­geschobenen, unübersichtlichen, öden Hügelrüden. Die unberührte Natur hat auch dort, wo sie, Sanddüne, Starstgestein oder Sumpfland, reizlos erscheint, ihre verschwiegenen Reize, aber weil hier der Mensch mit all feiner Unmenschlichkeit dazwischenfuhr. hat die Erde selbst, ausgelaug: durch Giftgafe, Granat­trichter neben Granattrichter, mit Wäldern aus läglichen Baumstümpfen, envas Modriges an sich wie eine Trödelbude. Auf dem Boden, der mrit Kleinen und großen Granarsplittern gedingt ist, rosten Gewehrteile faulen Stiefel. Es fault und morscht noch anderes hier Die Kriegerfriedhöfe da und do. in schauerlicher Einförmigkeit lange, lange Reihen von Holzkreuzen, weiße für Franzoien, schwarze für Aber diese Landschaft, eindrucksvoll wie ein Alb, Deutsche , bergen in ihren numerierten Gräbern wird von den geschäftigen Nugnießern des Patriotis­Tausende, aber von Zehntausenden, von Hundert- mus durch Denkmäler, Beinhäuser und Kapellen tausenden fünder feine Inschrift. In ihrem Graben ebenso vertitscht, wie der erzwungene Massentod der wurden sie zugeschüttet in einem Loch abseits finder Hunderttausende heroisiert wird. Da ist die tranchée man eines Tages griniende Schädel und zerbeuite des bajonettes", der Bajonettgraben. In ihm hodten Stahlhelme oder die flüchtig in widerspenstige Erde am 11. Juni 1916 Bauernjungen aus der Vendée Gescharrten riß die nächste einschlagende Granate und Fischer aus der Bretagne , die die Mobilmachung heraus und wirbelte sie als Fepen in die Luft. in die Uniform des 137. Linienregimentes gesteckt Weder die Lebenden noch die Toten ruhten hier sanft. hatte, an die Wand ihrer Löcher gepreßt, die Hand­Nur die Natur tröstet in all der erbrüdenden granaten in der Faust, des Angriffes gewärtig, als Troftlosigkeit ringsum Grün aufschießendes Unter- eme Welle schwersten Geschüßfeuers Stunden über holz verschleiert allmählich die Wälderkrüppel; in sie hinrollte und den Graben in ein Grab verwan den Tümpeln der Granattrichter weht Schilf hin und delte. Alle wurden verschüttet, nicht einer entrann;

Jm Egerer Kammerbezirk. Am 14. Mai fand die Fortsetzung der Lohn­verhandlungen für das Baugewerbe des Egerer Handelskammerbezirkes statt. Die Verhandlungen verliefen ergebnislos. Die Baumeister erklärten, daß was ihre Reichenberger Kollegen mit den Arbeitern vereinbart hätten, nicht nachmachen zu fönnen. Dr. Sturm als Vertreter des Arbeit geberbundes erklärte, daß es jetzt schon viele Mühe koste, die Baumeister zur Einhaltung der Ver­tragslöhne zu verhalten. Es herrsche bei den Un­ternehmern eine Ginmütigkeit wie noch nie, da­hingehend, daß es eine Lohnerhöhung nicht geben fönne. Für eine solche gäbe es keinen Grund, im Gegenteil, das stete Fallen der Pre se aller Be­darfsartikel würde eine Herabsetzung der Löhne berechtigen. Scharenweise drängten sich notlei­dende Arbeitslose auf die Baustellen, um sich zu jedem Lohn anzubieten.- Die Baumeister sind mit der bewußten Absicht zu den Verhandlungen gekommen, diese abzubrechen und zum Scheitern zu bringen. Die Herren haben ihr Ziel erreicht. Diese zynische Herausforderung und die auf­reizende Argumentation des Dr. Sturm hat die Geduld der Arbeiter erschöpft. Die Vertrauens­männer beschlossen nach Abbruch der Verhand­lungen, die provisorische Vereinbarung über den Fortbestand des alten Vertrages vierzehntägig zu fündigen. Ab 31. Mai d. M. tritt vertragsloser Bustand ein. Die Baumeister des Egerer Handels­lammerbezirkes sind von diesem Tage an jeder Schranke und Fessel ledig. Die Herren Baumeister

aber da sie die Gewehre über sich an den Graben gehängt hatten, ragen die Bajonette noch heute aus dem Erdreich heraus. Dieses arme Sterben armer Menschen hat man zu Heldentum und Gloire auf­gebauscht: Das Gewehr in der Faust, in ihrem Graben aufrecht stehend, starben die Braven, statt zu weichen- ach! wenn sie nur hätten weichen tönnen! Solche Ruhmesmär, die aus Opfern Helden macht, arbeitet wie das pompöse Mausoleum über der tranchée des bajonettes" dem nächsten Kriege vor, fördert auf jeden Fall die Schlachtfeldindustrie.

Denn das gibt es, eine Schlachtfeldindustrie! In Züricher, in Londoner , in New Yorker Blättern laden Reklamen zum Besuch der historischen Stätten" von Verdun ein, mit allem Komfort, zu mäßigen Preisen, und nachdem die Leute im Coq hardt" ein Diner von den Hors d'Oeuvres bis zu den Petits. Suisses- Stäsen heruntergegessen und mit Weinen vom Lorry- Mardigny bis zum Moet- det- Chandon be­feuchtet haben, werden sie, satt und zufrieden, stäm mige Pfahlbürger und züchtige Ladies, hinaus tutschiert, um zum Gewinn der Hoteliers, Ansichts­lartenfabrikanten und Autoverleiher vor der Höhe 304 und dem Toten Mann" schaulustig die Gegend zu bestaunen, wo ihre Menschenbrüder in Massen mit zerrissenen Eingeweiden verröchelten. Und doch predigt in allen fünf Weltteilen kein Fleck Erde mit solcher Wucht die Lehre der Völkerverständigung wie der zerfetzte Grund um Verdun ; nirgends führt jeder Windstoß so viele Gespensterstimmen mit sich, die dir das Wort von Henri Barbusse zuflüstern: Zwei Heere, die sich bekämpfen, gleichen einem großen Here, das Seibstmord begeht!"

Hermann Wendel .

Literatur.

Der Bücherkreis" hat als neuesten Band( 0. Wert) eine Arbeit von Richard Woldt : Die Arbeitswelt der Technik" herausgegeben. Woldt schildert uns Wesen und werden der moder­nen Technik, und doch unterscheidet sich seine Unter­suchung von den Arbeiten anderer technischer Fach­schriftsteller. Das Buch kann von jedem Arbeiter ge lesen werden, weil es keine technischen Spezialfennt­nisse voraussetzt. Der erste Teil ist eine lyistorische Darstellung. Die Technik wird verfolgt von ihren primitiven Anfängen bis zu den Ausdrucksformen im technischen Schaffen unserer Tage. Als Sozialist ficht Woldt in der heutigen Technik nur einen Niederschlag fapitalistischen Geistes. Wir durchwan­dern industrielle Arbeitsstätten im Fabriksaal, ant Hafen, wir lernen, weil der Blick nur auf die wesentlichen Merkmale gerichtet ist, technisches Schauen. Die Maschine bekommt für uns Leben und fapitalistischen Sinn. Im Mittelpunkt aller Dinge aber steht der Mensch, der Arbeiter. Der Mensch unterjoch: die Naturkräfte durch die Technik und wird dann von der Technik selbst unterjocht. Zeit und Raum werden überwunden, der Kapitalismus formt sich nach seinem Bilde das Verkehrsleben, ruhelos jagt er über die Erde, das Leben der Menschen wird reicher an Sensationen, ärmer an Inhalt, schärfer in seinen Gegensäßen, schwerer an Not und Widersprüchen. Falsch aber ist es, um mit dem Verfasser zu sprechen, über die Technik zu philo­sophieren. Die Technik ist weder Fluch noch Segen, sondern entscheidend ist, was der Mensch selbst aus der Technik macht. Die Technik ist blind geboren. Die technische Entwidlung bekommt ihr Ziel durch die wirtschaftlichen Verhältnisse der jeweiligen Zeit, durch den Machtkampf der Gesellschaftsverfassung, durch die Organisation, die sich die Menschen in ihrer Gesellschaft selbst geben. Mit dem Ausblick, daß nur in einer sozialistischen Gesellschaft die Tech­nit den Menschen Glück und Segen bringen wird, schließt Woldt sein interessantes Buch, dessen klare Darstellung wirksam unterstützt wird durch flotte Beichnungen, die Krommers Stünstlerhand verständ­nisvoll entworfen hat. Ueberhaupt ist die Aus­stattung des Buches in Einband, Drud und Papier prachtvoll. Der Bücherkreis hat die Reiche seiner Veröffentlichungen durch ein schönes Buch ergänzt, so daß die Mitgliedschaft im Bücherkreis dringend empfohlen werden kann. Wegen Aufnahme und Auskunft wende man sich an die Hauptgeschäfts­stelle Der Bücherkreis", Berlin SW 61, Belle Alliance- Platz 6, oder an die örtlichen Zahlstellen ( Volksbuchhandlungen),