21. Mai 1926.

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Ein Verlobungsrekord wurde auf dem kanadi­

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Kleine Chronit.

20 Jahre Nauen  .

Bernichtung alter Granaten. Die Bewohner Gelehrten aus 21 Staaten gebildet, um die Ge- dächtig gemacht. Die Verhafteten sind in vollem von Prag   und Umgebung werden aufmerksam ge- schichtsforschung durch internationale Zusammen- Umfang geständig. Die gefälschten und in den Vera machi, daß am 21. und 22. d. M. in Hostivit in arbeit zu fördern. Das Komitee plant die Herausfehr gebrachten Stücke konnten jedoch nicht festgestellt einer für diesen besonders hergerichteten Schießstätte gabe eines Jahrbuches mit einem Verzeichnis aller und aus dem Verkehr gezogen werden. alte gefundene Munition vernichtet wird. Die De Geschichtswerfe. tonationen werden wahrscheinlich weit hörbar sein. Ein böllischer" Schreier verstummt. Ein in die am Montag abend in Paris   den Schnellzug leberfahrt von New York   nach Southampton   er das fleine, mitten im Savelländischen Luch gelegene Millionenraub in Schnellzug. Eine Dame, schen Dampfer Empreß of Scottland" bei seiner Wer kannte vor 20 Jahren draußen in der Welt völkischen Kreisen Tirols sehr bekannter Führer, Professor der Innsbrucker   Handelsakademie nach Monte- Carlo   bestiegen hatte, wurde zielt. Von den 400 Reisenden, die sich an Bord märkische Landstädtchen Nauen  ? So unbedeutend war furz vor der Abfahrt, während sie sich im Neben befanden, verlobten sich 74 während der Ueberfahrt. es, daß selbst viele Berliner, die es doch eigentlich Herbert, der bei Turnfesten und anderen Ge­abteil mit ihrer Schwester unterhielt, ihrer Ju­legenheiten sehr oft als Redner auftrat, wurde plößwelen und ihres Geldes im Gesamtbetrage findlichen Hochzeitspaare, die ihre Flitterwochen in Seute ist dieses idyllische märkische Nest in allen fünf Vermutlich hat das Vorbild der sieben an Bord be vor der Nase hatten, kaum den Namen wußten. lich seines Lehramtes enthoben und hat Innsbruck   von etwa einer Million Franks beraubt. Europa   verleben wollen, anfeuernd auf die Uebri- Erdteilen wohlbekannt. Die Technik hat ihm zu einer verlassen. Außer einer Familienangelegenheit wa Sie hatte die Juwelen und das Geld in einer gen gewirkt. ren einige Bertezüge auf die Taschen seiner völkischen fleinen Handtasche untergebracht, die sie unvor­Berühmtheit verholfen, von der ihm bei seiner Grün­Freunde uno einiger Inſtitute, darunter auch des fichtigerweise auf ihrem Platz hatte liegen lassen. Meldung aus New York   durch Einrichtung eines Der Zugsverkehr Toko- Paris soll nach einer dung sicherlich nichts prophezeit wurde. Presbyteriums der protestantischen Kirchengemeinde, Sie bemerkte den Diebstahl kurz nach der Abfahrt 16tägigen Eisenbahnverkehrs zwischen Tokio  - Korea  , Im Jahre 1906 begannen die ersten Vorarbei­die Ursache, daß der deutsche Edling nicht mehr für und fonnte daher den Zug erst in Dijon   verlassen. Der Mandschurei   und Sibirien   nach Paris   verwirrten zur Errichtung einer Funkstation in Rauen, bei völkische Art und Reinheit eintreten kann. Von dort kehrte sie sofort nach Paris   zurück und licht werden. Der japanische Eisenbahnminister und der noch niemand an die fünftige Bedeutung dachte. meldete den Diebstahl. Zwei Kriminalbeamte wur- der russische Verkehrskommissär haben nach Buſtim. Diese Station ſollte vielmehr nur dazu dienen

den sofort mit den Nachforschungen beauftragt und nahmen in Laroche zwei Individuen fest, die als die mutmaßlichen Diebe angesehen werden.

italienischen Lyriker des 14. Jahrhunderts, dessen Ein Denkmal für Petrarca  , den bedeutendsten Sonette an Laura noch heute in allen Ländern hohe Wertschätzung genießen, foll in Arezzo  , der unweit Florenz   gelegenen Geburtsstadt des Dichters, er richtet werden.

mung Chinas   die vorbereitenden Schritte zu der internationalen Eisenbahnlinie getan.

Das älteste Orchester der Welt. In diesem Jahre vierhundertjähriges Bestehen. Es wurde unter der feiert das Königliche Orchester in Stockholm   sein Herrschaft des Königs Gustav Wasa   gegründet, der in Schweden   die Reformation einführte, und stand seitdem unter dem Patronat der schwedischen Könige. Ein Millionendiebstahl wurde im Schnellzug Paris  - Monte Carlo   ausgeführt. Während sich eine Dame im Nebenabteil mit ihrer Schwester unter hielt, wurden ihre Juwelen und größere Barbe­träge, die in einer kleinen Handtasche auf ihrem Blat untergebracht waren, gestohlen. Sie bemerkte den Diebstahl kurz nach der Abfahrt und konnte den Bug erst in Dijon   verlassen. Von dort kehrte sie sofort nach Paris   zurück und meldete den Diebstahl der Kriminalpolizei, die am Mittwoch morgen in Laroche zwei Personen festnahm, die als die mut­maßlichen Diebe in Frage kommen.

Fascismus und Boxerei. Der Italiener Ermi­nio Spalla ist Dienstag abend in Barcelona   bei cinem jener Raufexzesse, die man Europameister­schaft im Boxen nennt, von dem Spanier Paolino in zwölf Runden besiegt worden. Das Match wurde, wie sichs gehört, in der Stierkampfarena ausgetragen und mehr als dreißigtausend Zuschauer feuerten ihren Landsmann Paolino mit dem bei Stier­tämpfen leidenschaftlichen Ruf an: Matalo!"( Töte ihn!) Das alles ist schon für sich allein herzerhebend und macht einem Freude, Zeitgenosse der abendlän­dischen Kultur zu sein. Wie aber erst. wern man Frauenfleisch im Schaufenster. In den Schau­vernimmt, daß in Italien   Mussolini   höchstpersönlich fenstern einer Strumpfwarenhandlung einer großzen in das Schicksal dieser weltumstürzenden Boreran- deutschen Stadt sieht man jetzt nicht nur Damen­gelegenheit bestimmend eingegriffen hat! Wie jener florstrümpfe in allen Sorten, Farben und Preis­Admiral, Nelson vor der Seeschlacht bei Trafalgar lagen, sondern auch eine schwarze Rückwand mit seinen Leuten verkünden ließ: England erwartet, leuchtender Reklameschrift. Aus vier Löchern dieser daß jedermann ſeine Pflich: tue", so telegraphierte Wand ragen rechts und links je ein Paar mit Mussolini   seinem italienischen Koniul in Barcelona   ausgesuchten Strümpfen und Stiefelchen befleidete, furz und bündig: Sage dem Kameraden Spalla, lebendige Frauenbeine hervor, die sich nach außen daß ich einen schönen, flaren Sieg verlange!" So- und nach; innen drehen, graziös schlendern und weit hat ja Mussolini   ganz gut die Poſe des engli- die Aufmerksamkeit, nein, die Sinnlichkeit der schen Admirals getroffen, nur hat der Engländer Vorübergehenden erwecken sollen. Denn auf die Eine eigenartige Errettung aus Mörderhand dann seine Seeschlacht gewonnen, Mussolinis a spekuliert die Firma, wenn sie statt mechanisch erlebte eine Hindufrau aus Südindien, die sich mit marad" hingegen ist arg verhauen worden. De auch bewegbarer Attrappen lebendige Mädchenbeine zu ihrem fleinen Kind auf einem Kraftwagen zu einer sonst der ganze Fascismus große kameradschaftliche Schauobjekten macht. Es ist nicht bürgerliche Wallfahrt nach Sankarankoil, eine fleine Stadt in Verwandtschaft mit dem Borgewerbe besivt, darf Schamhaftigkeit, die einen da erröten läßt, sondern Südindien, begeben hatte. Da die Frau mit foſt man hoffen, daß auch alle andern schönen, klaren es treibt dem Proletarier die Schamröte ins Ge- baren Kunstgegenständen ausgestattet war, entschloß Siège, die Mussolini   verlangt, dem Fascismus ehen sicht, wenn er sehen muß, wie die Ware Arbeits- sich der Fahrer des Wagens, die Inſaſſin des Autos so gut angeschlagen werden, wie die diesmalige traft heute so ohne Rücksicht auf Persönlichkeits- ihrer Juwelen zu berauben. Er schleppte sie ant Wunschprophezeiung dem Kameraden Spalla. wert verwendet wird, wie Menschen gezwungen einen nahen tiefen Brunnen und stieß sie mit ihrem Drei furchtbare Katastrophen. Donnerstag mor- werden, ihre Störpericile soweit, als es gerade Stinde hinein. Ein gütiges Geschid bewahrte jedoch gen um 10 Uhr flog die Pulverfabrik in noch der gutbürgerliche" Anstand erlaubt, für das Frau und Kind vor dem Tode. Das Wasser im Brunnen war nur etwa einen Meter tief, so daß Wertheim   a. Main   infolge einer schweren Straßenpublikum ins Schaufenster zu hängen. die Frau einen Tag und eine Nacht lang im Wasser Explosion in die Luft. Es gab eine Anzahl Frauenformen als Schaufensterreklame: es ist das Tote, deren Zahl noch nicht genau festgestellt ist. vorläufig legte Wort einer Wirtschaftsordnung, stehend sich am Leben erhalten fonnte. Man befürchtet etwa 20 Todesopfer. Die Bergungs- die Leib und Seele des Menschen prostituiert und nächsten Tag der Chauffeur auf dem Rückweg jah, arbeiten sind sehr schwierig, da weitere Explosionen naturgeformte Schönheiten zu nichts anderm daß die unglückliche Frau noch am Leben war, befürchtet werden. Die bis jetzt Geborgenen wurden braucht, als daß das erste beste Warenhaus seinen schleppte er einen schweren Stein herbei, um ihn nach dem Krankenhaus in Wertheim   gebracht. letzten, schlechtesten Ramschartikel daran hänge.... auf das Weib herabzuschleudern. In diesem Augen blick biß ihn jedoch eine giftige Kobra in den Hals In dem Betrieb für Torfgewinnung im Dorfe and tötete ihn. Der herbeieilende Monteur des Prybil bei Moskau   schleppten 15 Arbeiter eine Wagens brachte nun die Frau mit ihrem Kind in Lokomotive, deren Rauchfang die Hochspannungs­Sicherheit Die phantastische Geschichte wurde vor leitung berührte. Alle Arbeiter waren auf der einem indischen Gericht durch Zeugeneid und Ge Stelle tot. Auf dem Flusse Sulaf in der Nähe richtsprotokolle verbürgt. von Machatschkala  , dem ehemaligen Petrowsk( an der Rüfte des Kaspischen Meeres  ), ging eine Fähre unter, 19 Personen ertranfen.

A

Eine amerikanische Lynchstatistik. Professor Moeroe M. Work von der bekannten Negeruniver­sität Tuskegee veröffentlicht soeben eine inter­effante Statistik über die Lynchjustiz in Amerika  , die deren Entwicklung seit dem Jahre 1885 dar stellt. In diesen 40 Jahren sind im ganzen 4203 yn ch morde in den Vereinigten Staaten   vor gekommen, deren Opfer in 1038 Fällen Weiße Geschäftsruhe in den Sparkassen und Banken und in den übrigen Neger waren. Die Abnahme zu Pfingsten. Die Sparkassen Groß Prags und de- der jährlichen Ziffer vollzieht sich seltsamerweise ren Geschäftsstellen bleiben ebenso wie die Ban für die schwarzen Fälle" rascher als für die wei­len von Samstag, den 22. bis einschließlich Pfingst zen. Im Jahre 1925 sind überhaupt nur noch Pfingsten. montag, den 24. d. M., ganztägig geschlossen. 16 Fälle vorgekommen. Der III. Kriegsgefangenentag findet vom 3. Eine Falschmünzerbande wurde nach langen bis 5. Juli in Lobosis statt. Im Anschlusse an schwierigen Fahndungen von der Magdeburger  die Hauptversammlung des H. U.- Vereines ehem. Kriminalpolizei hinter Schloß und Riegel Striegsgefangener wird eine allgemeine öffentliche gesetzt. Bereits im März vorigen Jahres war der Tagung abgehalten, die für die chem. Kriegsgefan- Schlosser Michaelis wegen Berbreitung falscher genen besonders wichtige Fragen erörtern wird. Fünfzigpfennig- Stüde dem Strafrichter zugeführt Ein internationales Komitee für Geschichts- und von diesem verurteilt worden. Auch der Water forschung hat sich in Genf   unter Teilnahme von des Betreffenden hatte sich der Falschmünzerei ver­

In den Dasen der Sahara  .

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,, neue Schaltungen, Maschinen und Geräte für den drahtlosen Fernverkehr unter wirklichen Betriebs­verhältnissen zu erproben". Auf einem Gelände, das früher Sumpf gewesen war, entstand das erste gekrönt vom Blechschornstein einer alten fünfund­Nauen", ein fleines zweistödiges Fachwerkhäuschen, breißigpferdigen Lokomobile. Diese Lokomobile drehte die Wechselstromdynamos eines Braun'schen Senders, ter dann seine Schwingungen in eine Schirmantenne sandte, die an einem 100 Meter hohen Mast ver­spannt war. Unter Donnern und Krachen ging der Sendebetrieb vor sich. Boshafte Zungen behaupteten damals, daß die Reichweite der von Nauen   ausge fandten elektromagnetischen Schwingungen von det gleichzeitig hörbaren Schallwellen seiner elektrischen Entladungen bei weitem übertroffen werde. Trotz aller Mängel aber gelang es damals schon, über eine Entfernung von 3600 Kilometern zu telegraphieren.

Heute stehen auf dem Gelände der Funkstation 12 hohe, schon aus weiter Ferne sichtbare Masten, an denen Antennen aufgehängt sind, die einen Flächen­raum von 1,274.000 Quadratmetern überdeden. Die Reichweite der Station, die neuerdings auch mit Sturzwellenfendern erfolgreich arbeitet, ist auf 20.000 Stilometer gewachsen und umfaßt damit den ganzen Erdball. Nicht weniger als sechs Sender arbeiten hier. Im letzten Jahre erreichten sie eine Leistung verbrauch von 4,624.000 Kilowattstunden. Diese Zah von insgesamt 12,500.000 Worten, bei einem Strom­len zeigen besser als jede eingehende Schilderung die technische Entwicklung des Funkverkehrs. Aus den Laboratorien wurde die Großfunkstation Nauen  , die heute mit aller Welt in Verbindung steht und be­strebt ist, ihren Dienst ständig zu erweitern. Sic wird von einer Tochtergesellschaft von Telefunken", der Transradio A.-G. für drahtlosen Ueberseever­tehr" betrieben, die neben Rauen auch noch die fehr betrieben, die neben Nauen   auch noch die Großſtation Eilvese bei Hannover   mit der Empfangs­Großſtation Eilvese bei Hannover   mit der Empfangs­station auf Sylt   bedient. Die Empfangsstation für Nanen ist bei dem südlich von ihm zwischen Potsdam  und Werder   gelegene Dörfchen Geltow   untergebracht. Die Empfangs- und Sendestationen stehen durch Rabel   mit Berfin bzw. Hamburg   in Verbindung. Ueber dieses Kabel werden die Sender von Nauen  durch die Transradiozentrale im Berliner   Haupt­meter gesteuert. telegraphenamt aus einer Entfernung von 40 Stilo­

das Wetter bei andauernder westlicher Luftströmung Wetterübersicht vom 20. Mai. Mittwoch zeigte gegen den Vortag eine nur geringe Aenderung; bei zeitweisem Sonnenschein, aber vorwiegend bewölktem Zwei Drittel eines Menschenalters genügten Simmel erhob sich die Temperatur nachmittags meist zur Erzielung dieser technischen Großleistung. Ge­auf 15 bis 20 Grad. In Südböhmen  , Südmähren   rade die Entwicklung des Funkwesens zeigt, in wel­und der Westslowakei famen verschiedentlich lokale chem Maße unsere technische Produktivität gewachsen Gewitter zum Ausbruch. Die Regenmengen lagen in ist. Und doch ist Nauen   auch heute noch nichts Ferti­diesen Gebieten zwischen 5 und 10 Millimeter, wäh- ges. Die Technik ist bestrebt, mit viel geringeren rend es in Nordböhmen   troden blieb. Mähren   hatte Witteln die gleiche Leistung zu erzielen. Nach aber­Donnerstag früh Regen.- Wahrscheinliches mals zwanzig Jahren wird sie sicherlich ein gutes Wetter von Freitag: Wechselnd bewölft, im Stüd auf diesem Wege vorwärtsgeschritten sein. ganzen schön, etwas wärmer. Die Mitte und der Dieſer Weg aber verläuft im Grenzenlosen, denn Osten der Republir sind wechselnd bewölft, abneh- es ist dem strebenden Menschengeiste eigen, immer mende Neigung zu lokalen Gewittern, Temperatur wieder nach neuen Problemen und damit auch nach wenig verändert. Mitteln zu ihrer Lösung zu suchen. W. bus.

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Simmels wiegen, blühende Pfirsisch- und Manil-| streng an den religiösen Vorschriften des Koran  | beisaust. Die Araber reiten zumeist auf fleinen, lenbäume, Sträucher mit scharlachroten Blüten, festhalten, gerade jetzt im Monat Rhamatan flinken Eseln, die Frau schreitet neben ihnen, die Eingangstüren zieren, und das darf nur während der Nacht gegessen und ge- oder die Wuiter mit dem Stinde reitet auf dem Mitten in der südtunesischen oder algerischen Ganze oft filometerweit das sind die Casen trunken werden, während am Tage gefastet wer Maultier, und der Mann geht daneben. Dem Steppe, wo sich der Uebergang vom Gebirge zur der Sahara  ! den muß doch schon von den Europäern be- Bilde der heiligen Familie" begegnet man am Sandwüste vollzieht, liegen die Casen der Nord­Wenn auch die einzelnen Gärten Privat- einflußt. Im Araberdorfe jedoch herrschen noch Tage unzählige Male. jabara. Das Wasser allein zaubert, unterstüßt eigentum sind, so ist doch durch die gemeinsamen unverfälscht die Sitten und Gebräuche der Ein­In den Städten, die sich in der Nähe der von der Glut der afrikanischen Sonne, aus dem Wasserläufe von vornherein ein weitgehen- geborenen. Lasen als militärische Pläße, als Handels- und sandigen Boden die herrlichen Palmenwälder der Sommunismus bei der Pflege der Das wirtschaftliche Leben der Dase ist vor Verkehrszentren und nicht zuletzt als Reise- und hervor; das Wasser, das von den Grundwasser- Palmengärten gegeben. Der Kanal läuft an un- allem auf der Gartenkultur aufgebaut. Man Sturorte entwickelt haben, herrscht reges Treiben. strömen kommt oder durch artesische Brunnen zähligen Gärten vorbei, und die kleineren Kanäle, pflegt den Palmiengarten und sorgt vor allem für Teppich, Stoff- und Seidenweberei beschäftigt wie in den algerischen Casen gehoben und die von ihm abzweigen, versorgen mehrere Gär- die fünstliche Befruchtung der weiblichen Blüten hier die Araber neben dem Handel und der Frem durch das Flußwasser vermehrt wird; oder das ten hintereinander mit Wasser. Deshalb ist ein stände. Um einen männlichen Blütenstand über denindustrie. Auf diese verstehen sie sich beson­Wasser, das wie in den südtunesischen Lasen kompliziertes Syſtem der Waſſerverteilung not den weiblichen zu hängen, müssen die Garten- ders gut; Führer belästigen den Europäer noch aus Quellen kommt, die ununterbrochen aus wendig, damit jede Palme alle zwei bis drei arbeiter an den hohen schlanken Stämmen hinauf viel mehr als in Italien  , und Straßenjungen mit dem Erdinnern fließen. Wochen genetzt werden kann. Der Kaid, der vom flettern. Die Datteln werden verkauft und von einzigartiger Lausbubengrazie lauern dem Frem Die Casen sind viel größer, als der Euro- französischen Generalgouverneur eingesetzte Ara Sändlern exportiert oder gegen Getreide einge- den mit ihrem Schuhputzeug auf. Arabische päer gewöhnlich annimmt. Es sind nicht kleine ber, der die lokale Verwaltungsarbeit zu besorgen tauscht. Die Nomaden, die aus den Palmen- Tänze, von denen allabendlich versichert wird, daß Wassertümpel, die von ein paar dürftigen Palmen hat, setzt die Wasserverteilung fest, und die Araber gegenden des Südens im Sommer nach dem Nor- sie nur heute stattfinden, werden im Prostituier­den wandern, übernehmen dabei sehr oft die Rolle tenviertel von Bistra vorgeführt. Die Ouled umstanden sind, sondern große weite Ebenen, die richten sich genau nach seinen Vorschriften. von dichten Palmenwäldern erfüllt sind. Die Mitten in der Case, manchmal am Rande des des Händlers. Im Süden verdingen sie sich als Nails sind Prostituierte, die für einige Jahre aus Case hat auch nichts Urwaldartiges; sie gleicht. wasserdurchfurchten Gebietes, wo wieder der stei- Gartenarbeiter oder Flurwächter und lassen in ihrer Heimat im Süden der Sabara nach Biskra  , viel eher einem schönen, gepflegten Garten. Wege nige Sandboden beginnt, liegen die Araberdörfer: zwischen ihre Herden auf den spärlichen Futter- das offenbar als Sündenbabel dieser Gegend gilt, teilen die Case in einzelne Viertel ab, und Lehm- An den Wegen liegen die Lehmbauten, zumeist plätzen weiden. Für ihre Arbeit erhalten ſie in kommen, um hier Geld zu verdienen und dann mauern begrenzen die größeren oder kleineren ohne jeden Schmuck, ohne Fenster. Im Innern der Regel einen Naturallohn in Form eines Teils wieder in ihre Heimat zurückkehren. Sie fiben am Balmengärten, die Brivateigentum der Araber dunkel, mit der Ausnahme der Räume, über der Dattelernte. Man darf nicht glauben, find. Die Wege entlang ziehen sich kleine Kanäle, denen kein Tach ist, ohne Einrichtung, ohne die Nomaden etwa die arabischen oder berberi  - Abend vor ihren Häusern und locken die Stunden bon denen kleinere Seitenfanäle in die einzelnen Schlafstellen das ist das Wohnhaus des Ara- fchen Lumpenproletarier sind. Es gibt auch sehr an; aber das Treiben in den arabischen Prosti­vor allem in der Case reiche Nomaden, die mehrere tausend Schafe und tuiertenvierteln unterscheidet sich wohltuend von Gärten und von da wiede. nach jeder Palme ab- bers oder Negers gezeigt werden. Bei jedem Palmenbaum ist ein Biskra gibt es auch Negerdörfer in seiner gan- Biegen besitzen. Trotzdem bleiben sie dem No- der widerlichen Geschäftigkeit und Saft der euro­ päischen   Prostitution. Shrille Flötentön mono­fleines Staubeden ausgehoben, dazu bestimmt, zen Primitivität! Schon in Algier   oder Con- madenleben treu. Sie haben nur ein schöneres toner arabischer Gesang und Trommeln ertönen einen Wasservorrat für die Palme zu sammeln, stantine in den Eingeborenenvierteln oder in den Zelt und einen reicheren Anzug, aber sie mögen dort abends. Daneben sißen vor den maurischen bie, wie der Araber fagt, die Füße ständig im schmalen Arabergassen der Stadt Biskra   in der froß ihres Reichtums nicht ſekhaft werden. Am Kaffeehäusern beim Dominospiel rubig die Ara­Wasser und den Stopf in der Sonne haben muß, Nähe des Marktes, glaubt man, daß die Einfach- Rande der Caſe ſtehen die schwarzen Zelte der ber in ihrem weißen Burnus, der sich vom Dun­schier unübersehbarer von Wegen und Kanälen fei. Aber hier in den Dörfern sieht man, daß es madenkinder herum, dort weiden die Tiere. Die fie in ihren wallenden Gewändern durch die soll. So jede und würdig schreiten durchzogener Dattelpalmengarten.- wie Hohe und doch noch einen ziemlich großen Unterschied in Nomadenfrauen holen noch- es in der Straßen, und darüber wölbt sich ungeheuer hoch

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in

Himmel.

Otto Leichter  .

niedrige Palmen nebeneinander bieten eine wun- der Lebenshaltung der Araber in den Städten und Bibel oder bei Homer   geschildert wird dervolle Abwechslung, die ein Gartenarchitekt nicht Dörfern gibt. In den Städten sind die Araber, Biegenlederschläuchen das Wasser aus der Dase. der von den glitzernden Sternen befäie füdliche schöner hervorrufen könnte. Dattelpalmen, deren die in der unmittelbaren Nachbarschaft der Fran- Ueberhaupt dürfte das Bild des Oasen- und Kronen sich in der Glut der heißen Sonne, vom zosen und Italiener Handel und Gewerbe trei- Wüstenlebens sich seit Jahrhunderten kaum ver­leifesten Luftzug umspielt, stolz im Blau des ben, in ihrer Lebensführung, auch wenn sie noch ändert haben, wenn nicht gerade ein Auto vor­