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6. Sahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowatischen Republit.

Samstag, 22. Mai 1926.

Das sind die Arbeitsmänner..

Nun sind die Tage gekommen, denen die stehen, die uns in diesen Tagen gar oft ent- der unserer Arbeiterturnvereine sind, die heute breiteste Oeffentlichkeit in Nordwestböhmen gegenſchallen werden aus rauhen Männerfehlen, vorfinden, was alte Pioniere der Bewegung schon lange gespannt und erwartungsvoll ent- aus dem Munde der Arbeiterturnerinnen und aufgebaut, ausgestaltet und treu behütet haben. gegenschaut. Das Kreis- Arbeiterfest aus dem Gesang der Zukunft der freien Turner Allein nicht immer war es so. Es ist ja noch in Tepliß Schönau, eine Heerschau des schaft, der Jugendturnerinnen und-Turner: nicht allzu lange her, wo man noch viele, viel fampferprobten Proletariats der nordwestböh- Tretet in die Bahn! mischen Gebiete, ein Aufmarsch der Arbeiter­zu viele Arbeiter mit dem Klassengegner in turner des 5. Turnkreises verbunden mit einer Demonstration der alten proletarischen Kampf­partei, der deutschen Sozialdemokratie des Kreises Teplitz - Saaz , ist herangenaht, langge­hegtes Sehnen erfüllt. Und wenn nun in Teplitz die Schritte all der aus Nah und Fern gekom­menen erschallen werden, dann mögen sie es verkünden allen Freudigbewegten, allen Bag­haften, allen Neidern, allen Entseßten, kurz allen Freunden und Feinden: das sind die Arbeitsmänner, das Proletariat!

Jenen aber, die gekommen sind, um des Proletariats Stärke zu zeigen, seinen Willen zu bekunden und nicht minder sein können im friedlichen Wettstreite zu zeigen, ihnen allen rufen wir zu: Seid gegrüßt, Ihr wackeren Streiter! Seid eingedentt des Umstandes, daß Ihr in ein kampferfülltes Gebiet kommt, auf dem gar mancher Strauß ausgefochten wurde für die sozialistische, für die sozialdemokratische Sache, auf dem aber auch gar mancher Sieg geheftet wurde an die uns allen teuere rote Fahne. Seid nicht weniger ein­gedenk: dessen, daß hier in Tepliß unser erster Parteiführer, der unsere Partei in ihrem heu­tigen Wirkungsfelde schuf und bis zu seinem leider viel zu früh erfolgten Tode treu behütete, tätig war, daß in Teplitz Josef Seliger für uns arbeitete. Und wenn uns auch der Säemann, der auf eine so reich aufgegangene Saat zurückblicken konnte, entrissen wurde, so muß uns doch die gebotene Gelegenheit Anlaß dazu sein, Seligers Vermächtnis zu erfüllen, den Schwur zur roten Fahne zu er neuern. Das soll unser rotes Pfing­sten in Tepliß- Schönau sein!

Rotes Pfingsten! Es führt den Titel Kreis- Arbeiter Fest und ist auch das Kreis­fest unserer Arbeiterturner. Wer aber aus dem Festestitel auf die mit dem landläufigen Festbe­griff verbundenen Vergnügungsveranstaltungen schließen wollte, ist stark im Irrtum befangen. Das Kreis- Arbeiterfest verdankt so wie jedes Kreisturnfest, sein Stattfinden nicht irgend

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Nr. 120

den zu gehen wir von allen Angehörigen des Proletariats verlangen müssen, soweit es noch nicht geschehen ist.

Arbeiterturnerinnen, Arbeiterturner! Euch begrüßen wir nicht nur als Mitstreiter im großen Ringen des Proletariats, auf Euch bauen wir nicht nur, weil Ihr so zahlreich seid. nein, nicht nur deswegen. sondern vor allem darum jetzen wir auf Euch so große Hoff­nungen, weil Ihr es seid, die wir im Endfampf des Klassenringens brauchen. Wir sprechen da­mit nur aus, was Ihr wohl alle selbst fühlt, was jeder empfindet, was heute auch niemand zu bestreiten wagt die Arbeiterturner sind als förperlich am besten ausgebildete Klassen­fämpfer das Reservoir der proletarischen Schuh­truppe, der Wehr gegen alle gewalttätigen An­schläge der Arbeiterfeinde, der Feinde des gleichen Rechtes und der Gleichberechtigung. Bum friedlichen Wettstreit nur kommt Ihr heute, zum Messen Eueren Könnens tretet Ihr an und doch muß ausgesprochen werden, daß Ihr es seid, an denen alle fascistischen Gelüste, welcher Couleur immer, scheitern müssen, daß Ihr bereit seid, Recht und Freiheit der Arbeiter­schaft zu schützen. Turngenossen, Ihr seid die proletarische Prätorianergarde, die alle reak­tionären Arschläge vernichten wird, Ihr werdet am Kreis- Arbeiterfest es allen, die auf die Niederknüppelung des Proletariats spekulieren, zu zeigen haben, daß Ihr treuer Hüter der Errungenschaften der Arbeiter seid!

Das Fest, die Zusammenkunft der freien Turnerschaft aus Stadt und Land, wird aber auch den jahraus jahrein wirkenden Turnern, zeigen, daß sie in ihrem Orte nicht allein stehen, daß sie Kampfgenossen und Gleichstrevende in anderen Orten haben, daß sie vereint eine Macht darstellen, die nicht übersehen werden fann. Der edle Wettstreit und der Massenauf­marsch, sie werden für alle ein Ansporn sein zu weiterer Arbeit, zu neuen Diensten für die Sache der freien Turnerschaft, für die Sozial­demokratie, für das Proletariat.

So wird das Kreis- Arbeiterfest, selbst ein Zeichen der Erkenntnis, daß großes Werk ge­deiht nur durch Einigkeit", dazu beitragen, neue Bande der Freundschaft um die soziali­ stischen Kämpfer zu schließen und den uns noch fernstehenden Arbeitsbrüdern und Schwestern ein Wegweiser zur proletarischen Kampfarmee sein, zu der auch sie gehören. Unverstand auf der einen, falte Berechnung auf der anderen Seite sind es ja, die bis jetzt immer wieder

einer Vergnügungssucht, feiner Gier nach Für die Arbeiterturnerschaft, die sich längst einem Turnverein beisammen fah, weil doch Unterhaltungsrummel und auch nicht einem aus der Vormundschaft der Klassengegner auch der unpolitische" Turnverein es so gut ver­Verlangen nach wüstem Festestaumel. Es ist auf turnerischem und sportlichem Gebiete be- stand, die Arbeiter im Umklaren zu halten über vielmehr ein Teil der großen und notwendigen freit hat, ist die engere Umgebung des Fest- seine Ziele, die nichts anderes sind, als völkische, einen Keil zu treiben versuchen in das sich Arbeit zur Aufrüttelung des seiner Kraft noch ortes, ist der Bezirk Teplitz- Schönau vor allem nationalistische, völkerverheßende" Belange". unter dem alten Banner der Sozialdemokratic immer nicht bewußten Stiesen Proletariat. Die bedeutungsvoll, weil hier, unter einer früh Daneben freilich gab es auch Arbeiter, die, zur sammelnde Proletariat. Die Arbeiterschaft wird freie Turnbewegung mit allen ihren Sparten, zeitig zum Klassenbewußtsein erwachten Masse, Erkenntnis ihrer Klassenlage gekommen, nicht am Streis- Arbeiterfest über alle finstern Mächte, die politische Organisation mit ihrem Gewicht mit die Wiege jener Bewegung stand, die heute davor zurückschreckten, alle Folgen dieses Er die im Verborgenen wühlen, durch ihren Auf­der Zahl und alle übrigen Zweige der prole- sich schon stolz messen kann mit der über alle kennens auf sich zu nehmen und unbeirrt den marsch selbst das Urteil sprechen. tarischen Bewegung sollen ihren Teil dazu bei- Mittel der wirtschaftlich- starken Klasse, der richtigen Weg einschlugen. Aus solchen Erkennt- Das Kreis- Arbeiterfest sei als Sundgebung tragen. Das Fest ist also ein gutes Stück prole- Bourgeoisie verfügenden, nationalistischen Turn- nisgründen, aus Klaſſeninstinkt wurden Turn- der Partei aber auch eine deutliche Mahnung tarischer Aufklärungs- und Erziehungsarbeit bewegung. In Stadt und Land, in jedem Ort, vereine, die aus Arbeitern bestanden, aber noch an alle, die in dieser ernſten, unheilschwangeren sowie nicht minder eine wirkungsvolle Mani- wo Proletarier wohnen, steht heute, wenn hie im nationalistischen Gefolge zu finden waren, Beit einer Mahnung bedürfen. Frevlerisch und. festation für die Sache der Unterdrückten, der und da noch nicht überlegen, jo doch äußerst zu proletarischen Turnvereinen, indem sie buch leichtfertig geht man eben daran, das letzte von den Glücksgütern in der heutigen Welt- achtunggebietend der Arbeiter- Turnver stäblich mit wehenden Fahnen zur Arbeiter- Stückchen Brot dem hungernden Arbeitslosen ordnung Ausgeschlossenen, der Proletarier. Um ein neben dem un nationalistischen Fahrwasserschaft, der sie einſt entfremdet waren, durch zu verteuern, dem darbenden Kurzarbeiter den Feste im herkömmlichen Sinne zu feiern, ist iegelnden bürgerlichen Turn- und Sportverein. Unterdrückung des Klassenbewußtseins ihrer Buder für seinen schwarzen Staffee zu rauben, ja auch die Zeit viel zu ernst. Der Arbeiter Die täglichen, bitteren Erfahrungen haben der Mitglieder, übergingen. So kann die Arbeiter und zum Ueberfluß allen unter der Krise hat nur die Wahl zwischen Schundlohn, Kurz- ichwer um ihre Existenz ringenden Arbeiterklasse schaft denn mit Stolz an ihren Festen, die Leidenden auf mehr als ein Jahrzehnt hinaus arbeit und Arbeitslosigkeit, wobei an eine Be- es eben eingehämmert, daß der Plaz des Ar- ein Stück proletarischer Geschichte und prole- die schwersten Lasten für einen völkermorden friedigung des der menschlichen Natur inne- beiters nie und nimmer an der Seite jener tarischen Klaſſenkampfes versinnbildlichen den den Militarismus aufzuhalsen. Da kann e wohnenden Dranges nach einem Fünfchen sein kann, die ihm sein Stückchen Brot ver- Fahnen jener Vereine, die einſt national waren, fein Abfeitsstehen, fein Abwarten, kein Zurüc Freude nicht gedacht werden kann. Das Fest" teuern, seinen Lohn schmälern und seine Rechte mit sich führen, denn sie bilden ja ein Zeichen, schrecken geben, da heißt es, heraus zur öffent, der Arbeiter kann daher nur ein zweckent- fürzen wollen. Und die Arbeiter als Turner ein Sinnbild des Sieges des proletarischen lichen Meinungsbekundung, da heißt es, die sprechendes Mittel der Propaganda des sozia- haben gar bald erkannt, daß ein Proletarier Gedankens über die nationalistischen Versuche, Stimme erheben gegen alles Unrecht, gegen listischen Stampfes gegen Hunger, Not und die Ausbildung seines Körpers unmöglich im den Arbeiter in eine seiner Klasse fremden Unterdrückung und Ausbeutung, da heißt es, Elend, zur Werbung neuer Kämpfer für die Verein mit jenen vornehmen kann, die ihm Ideologie einzuspinnen. Darum werden die in ein Bekenntnis abzulegen für die Partei der proletarische Sache sein. Ein solches Fest feiern nicht einmal die freie Zeit gönnen, die zu den schwarz- rot- goldenen Farben gehaltenen Unterdrückten, die deutsche sozialdemokratische heißt alio keineswegs sich dem Taumel sinn- dieser Körperpflege in der Turnbewegung not- Fahnen der Arbeiter- Turnvereine stets mit Arbeiterpartei, damit allen zum Bewußtsein licher Empfindungen hinzugeben, sondern zu wendig ist. Die einde des Achtstun- Jubel begrüßt, darum geben ihnen die roten kommen die Dichterworte: arbeiten an der proletarischen Sache, zu be- dentages, die Freunde des Lohnabbaues, sie Fahnen den Vorrang, und darum sind sie, die wir sind die Straft,

lämpfen jenen Feind, den wir am meisten sind zugleich die Gegner der Leibesübungen, Fahnen, in den Farben unserer hiesigen wir hämmern jung das alte morsche Ding den Staat, - den Unverstand der Massen. Darum der freien Turnerschaft. Dies alles Klassenfeinde, der Nationalisten, allen Arbeiter- Die wir von Gottes Borne sind bis jetzt- das möge jeder richtig den Sinn der Worte ver- wissen jene, die heute eingeschriebene Mitglie- turnern so teuer zeigen sie ja den Weg..

haffen

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Proletariat.