29. Juni 1926.

Protestfundgebungen gegen die Zölle.

Ein Boltsgericht im Bezirke Benjen.

Der landbündlerische Abgeordnete Rudolf Böhm aus Nieder Ebersdorf, Bezirk Beusen,

Seestadtl.

nicht an die Sonne gehen!" etc. sagten dem Herrn wohl zur Genüge, wie die Seestadtler Arbeiter über ihn denken.

Trupschit.

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ständig einen Exploftest off darstellen, weld die tschechoslowakisch deutsche Mehi heit jeden Augenblid auffliegen lass fann. Die Gefahr aber beruht nicht nur in di Umstande allein, man muß ohne Zweifel bef ten, daß die Interessengemeinschaft der Pari der heutigen Mehrheit um den Preis schret sich verschärfender Klassenkämpfe erkauft w. Diejenigen, welche die Zollmajorität geführt habe haben nicht genug staatsmännischen Sinn gehabt um sich dessen bewußt zu werden, daß man ins besondere in diesem Lande nur mit einem furcht baren Rijiko gegen die gereifte Arbeiterklasse gieren kann. Es sind deshalb Befürchtungen a Playze, daß der Gedanke der tschechoslowakisay deutschen Zusammenarbeit auf lange hinaus in den breiten Massen der Bevölkerung kompro mittiert werde.

Die Protestversammlung unserer Partei, die Die Protestversammlung fand Samstag, den am Samstag den 26. Juni in Porstendörfers war während des Zollkampfes einer der Haupt- 26. Juni, nachmitags um 4 Uhr, im Stadthotel Gasthaus stattfand, war massenhaft besucht. Abg. rufer und Einpeitscher auf Seite der Regierungs- statt, an der über 200 Arbeiter und Arbeiterin Genosse Kaufmann schilderte in ausführlicher Lafaien. Als Obmann der zwecks Wählerfang ernen teilnahmen. Das Referat des Abg. Gen. Rede die politischen Ereignisse der letzten Zeit und richteten ,, Heimstätte" spielte or jich stets als Ver- Staufmann wurde mit Beifall aufgenommen geißelte das schändliche Verhalten der deutsch treter der Kleinbanern aus, wobei es ihn gar und es hatten die Ausführungen sichtlichen Einbürgerlichen Parteien( Landbündler, Gewerbe­nicht genierte, daß in seiner Barlamentsfraktion brud auf die Zuhörerschaft gemacht. Der Kompartei und Christlichsoziale), die sich zu Hand­der ungarische Großgrundbesitzer Szentivanyi sitt. munist Schubert versuchte in gewohnter Weise langern der tschechischen Regierung hergaben und Da Abg. Böhm als Kandidat versprach, neben die sozialdemokratische Protestversammlung gegen das arbeitende Volk mit ausplündern helfen. Die den Klein- und Mittelbauern auch für die Ardie Zölle und die Kongrua und gegen den Verrat Ausführungen Kaufmanns wurden mit stürmi­beiter als Abgeordneter sich einzusetzen, hatte der deutschbürgerlichen Parteien dazu zu benützen, schem Beifall aufgenommen. In der Debatte, an man ihn schon zu der in Teischen stattgefundenen nicht gegen die kommende Verteuerung und die welcher sich auch Kommunisten beteiligten. fand Protestversammlung eingeladen, um darzutun, bürgerlichen Volfsverräter zu protestieren, son- die Entrüstung der Arbeiterschaft gegen die Raub der schechischen Sozialdemokratie, betont, daß es ,, Stráž Socialismu", das Brünner Organ wie sich sein Verhalten mit den Jntereffen der dern die Sozialdemokraten zu beschimpfen und zu pläne der Reaktion sichtbaren Ausdruck. Eine Ent fich bei dem Zusammengehen der deutschen und Arbeiterschaft verträgt. Er kam jedoch nicht verleumden. Gen. Kaufmann führte den schließuno, in der den Vertretern der Arbeiter in tschechischen Bürgerparteien um alles andere cher Darauf beschloß die sozialdemokratische Bezirks Serrn unter dem Gelächter der Versammlung ent- den gesetzgebenden Körperschaften das Vertrauen organiſation in Benſen, für den 26. Juni abends sprechend ab. Herr Schubert wird es, wenn er ausgesprochen wurde, fand einstimmige Annahme. handele, als um einen Ausgleich von Volk zu in seinem Wohnort eine öffentliche Volksverein bißchen Charakter hat, kaum mehr wagen, eine Nach einen anfeueraden Appell des Borjizenden Volf. Das Blatt schreibt: fammlung einzuberufen und ihn hiezu drin sozialdemokratische Versammlung zu stören, denn Genoffen Schmid. am nächsten Wahltage mit gend einzuladen. Wiederum erschien Abg. die Zurufe: Gib uns das unterschlagene Geld den Feinden des Proletariats abaurechnen, fand Böhm nicht. Eine agrarische Versammlung in Blan erschien ihm offenbar ungefährlicher, als die wieder!", Wer Butter auf dem Kopfe hat, soll die würdige Kundgebung ihren Abschluß. fozialdemokratische in seiner Heimat. Die Ber­fammlung wies einen Massenbesuch auf, wie es noch niemals zuvor der Fall war. Einberufer und Borsitzender war der Nieder Ebersdorfer Ver­trauensmann Genosse Weber, Referenten waren Abgeordnete Genoffin Kirpal und Abg. Genoffe Schweichhart. Die Versammlung gestaltete fich zu einem wahren Volfsgericht über die scham­Lofe und verbrecherische Politik der Landbündler, Christlichsozialen und Gewerbetreibenden. Obwohl Abg. Böhm ausdrücklich seine Anhänger vor dem Besuche der Versammlung gewarnt und sich zuvor

M

Kein nationaler Ausgleich, sondern bürger­

liche Klassenpolitit.

Die Politit der deutschen Zoll-, Kongrua- und Auslieferungsparteien im Spiegel der Presse.

Nach Aeußerungen aus gut informierten, par­Tantcutarischen Streisen hat das Vorgehen der Zoll­und Kongruaparteien, neben der Erlangung stan despolitischer Proteste, vorläufig leinen ande­ren 3wed, als einer tschechischen Re­gierung den Beweis der tatsächlichen Soyalität zu erbringen.

Wenn man von den Parteiblättern der Land| den deutschen Zollparteien gar nicht um nationale des landwirtschaftlichen bündler, Christlichsozialen und Gewerbetreibenden, Stonzessionen handelt, sondern der höhere Sinn Rajinos gerechtfertigt" hatte, waren doch eine die sich krampshaft bemühen, Argumente für die ihrer ganzen Politik besteht darin, einen Beweis Anzahl Landwirte und Gewerbetreibender er- staatsmännische" Politik der Zollmehrheit im ihrer Loyalität zu erbringen! Das genannte schienen. In der einstimmig angenommenen Bro- allgemeinen, der deutschen Zollparteien im beson- Blatt schreibt: teitresolution heißt es unter anderem: Dem Abg. deren zu suchen, abjieht, ist der größte Teil der Rudolf Böhm , der unter der Maste eines Ver- deutschen Tageszeitungen von dieser Politik nicht treters der Kleinlandwirte die Volitik der Agrar- sehr begeistert. Mit Recht erinnert der Brünner und Industriekapitalisten vertritt, der sich nicht agesbote" in seinem Samstag Abendblatt scheut, zu behaupten, die Arbeiter hätten aus den vom 26. Juni daran, daß dieselben Parteien, brückenden Zöllen ebenfalls Nußen, der in der welche heute mit dent tschechischen Bürgertum Gesellschaft der tschechischen Nationaldemokraten durch Dick und Dünn gehen, vor den Wahlen und Klerifalen die Rettuna" des deutschen Vol- am lautesten nach der deutschen Ein­fes betreibt frricht die Versammlung die uneinheitsfront gerufen haben: geschränkte Mikliiliaung aus. Seine An­deutung, als ob die Politik der deutschen Regie­rungsparteien dem ganzen deutschen Volfe natio­nalpolitische Vorteile brächte, bezeichnet die Ver fammluna als citel Sumbng und Roßtäu scherei."

Herr Abg. Rudolf Böhm wird des 26. Juni und des ihm in seinem Wohnorte ausgestellten Zeugnisses kaum mit großer Freude gedenken.

Görkau.

Sonntag, den 27. Juni, tagte im Weißen Rog" cine sehr gut besuchte Versammlung mit der gleichen Tagesordnung, in der Abg. Genosse Kaufmann sprach. Die Ausführungen des Referenten lösten zum Teil stürmische Rundge­bungen gegen die Zollwucherer. vor allem aber gegen die Stongrua und den Verrat der deutsch bürgerlichen Parteien aus. Der Kommunist Sterzl sprach in bisher nicht gewohnter sachli­cher Weise den Wunsch aus, daß die Einheitsfront im Parlament auch außerhalb des Parlamentes zur Tatsache werden möge. Auch diese Versamm lung hinterließ einen sichtbaren Eindruck auf ihre Teilnehmer.

Kostenblatt.

Sonntag nachmittags fand eine Versammlung mit der gleichen Tagesordnung statt, in der eben­falls Abg. Gen. Saufmann sprach. Trotzdem ein großer Teil der Bevölkerung durch das schöne Wetter die auf den Feldern vernachlässigte Arbeit nachholte, war der ziemlich große Versammlungs-| saal vollständig besetzt und es fanden die Aus­führungen des Redners ungeteilten Beifall. Das unsinnige Geschwäß eines Kommunisten wurde von Gen. Kaufmann unter dem Beifall der Ver­sammlung in fachlicher Weise apostrophiert.

Neudorf bei Sebastiansberg . Die am Samstag in Neuberts Gasthaus stattgefundene Protestkundgebung unserer Partei war die seit Jahren am stärksten besuchte im Ort.

Ueber 250 Personen füllten den Saal. Die Aus­führungen des Redners Genossen Stadtler fanden stürmischen Beifall. In der Debatte sprach auch ein Stommunist, der sich mit der Rede Stadt­Ters einverstanden erflärte und zum einheitlichen Stampf aller proletarischen Parteien aufrief.

Sebastiansberg .

Die freitägige Versammlung in Böhms Gast­haus zählte über 150 Besucher. Das Referat er­stattete Genosse Stadtler, der in eindring­lichen Worten die Arbeiterschaft auf die drohen­den Gefahren aufmerksam machte, die die jüngst beschlossenen Gesetze beinhalten. Seine Rede, dic eine vernichtende Stritif der deutschbürgerlichen Rollparteien war, fand lebhafte Zustimmung. Die Bersammlung sprach den deutschen Volksverrats­parteien das schärfste Mißtrauen aus. Bemerkens­wert war die große Anteilnahme der vielen Frauen, an den politischen Geschehnissen.

Denn gerade sie waren es, die während des Novemberwahlkampfes ihre heiße Sehnsucht nach einer deutschen Einheitsfront die sie kurz vor her allerdings im verschwiegenen Klubzimmer int Steime erstickt hatten- am lautesten in die Def fentlichkeit hinausriefen und ihren Wählern seier­lichst versprachen, nach den Wahlen den einmütigen Wunsch aller deutschen Wähler zu erfüllen. Und als sie dann durch Gründung des Deutschen Ver­bandes ihr Versprechen eingelöst zu haben glaub ten, versicherten sie abermals als ihren sehnlichsten Wunsch, daß dieser Verband sich zu einem Ver­vand aller deutschen Abgeordneten und Senatoren erweitern möge. Aber wie so oft zwischen Wor­ten und Taten eine weite Kluft gähnt, bewegten sich von da ab auch die Taten der heu

Daß das Deutschtum nicht sehr stolz darauf zu sein braucht, wenn sich deutsche Abgeordnete dazu bereit finden, die gewählten Vertreter des wolkes dem Staatsanwalt auszuliefern, betont das Montagsblatt":

Die Blätter der Herifalen, agrarischen und Gewerbepartei behaupten, daß durch diese Grup­pierung der nationale Ausgleich in unserer Re­publit vollzogen wird. Das ist allerdings nicht wahr im Gegenteil, das traurigste an diesem Ge schäft ist gerade, daß das Volk von diesem Ausgleich gar nichts weiß, daß nicht einmal der Staat etwas davon haben wird, in dessen Interesse es ist, daß das Verhältnis der nationalen Minderheiten zur Republik öffentlich und ehrlich gelöst wird, denn nur ein solcher Ausgleich laun Einfluß haben auf das Denken des deutschen und magharischen Voltes.

In einem Artifel des Právo Sidu" betont Abgeordneter Stivin, daß von nationalen Kon­geffionen an die Zoll- Deutschen nicht gesprochen werden fönne und daß die einzige Konzession der tschechischen Bürgerparteien einzig und allein in der Verschärfung des arbeiterfeindlichen Kurses liegen fönne. Er schreibt:

Gelingt es gegen alle Erwartungen doch, die tschechisch deutsche Mehrheit zu festigen und zu erhalten, werden die deutschen Parteien in ihr nicht nur um der schönen Augen des Herrn Dr. Hodža willen dienen. Sie werden Konzessionen, Erfolge haben wollen. Die wird ihnen der tsche­chische Teil der Mehrheit nicht auf nationalem Gebiete und nicht auf Kosten der Staatskasse geben können. Man wird ihnen nur die Fort­jetzung in dem begonnenen Surse anbieten können, das ist die Unterstützung der arbeiter­feindlichen Anträge der deutschen Bürgerparteien, die auf eine Verkürzung der sozialen Erfolge der Arbeiterklasse hinzielt. Vergessen wir nicht, daß die deutsche Bourgeoisie in unserem Staate weit tapitalsstärster ist als die tschechische Bourgeoisie, daß sie also an der De­molierung des sozialen Werkes unseres Staates weit mehr interessiert ist, und daß sie dabei keine Rücksicht nehmen wird auf den Grundsay, der beim Aufbau der sozialen Politik in unserem Staate maßgebend war.

Die Behörden auf die Abgeordneten hetzen, die Kollegen dem Staatsanwalt als Beute hin­werfen, darf man allenfalls dann, wenn man ent schlossen ist, dieselbe Behandlung auch gegen sich gelten zu lajjen. Aber über die Vergewaltigung des Parlamentarismus schreien, wenn man unten ist, um sofort, wenn man selbst für ein paar Wochen auf den Stutschbod hinauf darf, dieselbe Peitsche auf die anderen herunter­sausen zu lassen, ist des Deutschtums unwürdig. Darauf läuft die ganze Politik der deutschen Bürgerparteien hinaus. Nicht um einen Selbst dieses bürgerliche Blatt muß nationalen Ausgleich handelt es sich tigen deutschen Regiemungsparteien in der ent- geben, daß das stärkste Band, welches die Zoll- ihnen, sondern um den Abbau der gegengesetzten Richtung, so daß nach wenigen Mo- parteien zusammenhält, ihr Haß gegen die Sozialpolitik und aller sozialen naten schon der deutsche Verband, statt sich zu Arbeiterschaft ist: erweitern, durch Abtrennung einer seiner Parteien Errungenschaften, die die Arbeiter= von der weiteren Weggenossenschaft sich in Wirl­lichkeit bereits verkleinert hat.

Dasselbe Blatt verweist in seiner Sonntags­ausgabe darauf, daß man die Auslieferung von tschechischen Abgeordneten an den Staatsanwalt durchaus nicht als eine Stonzession dem deutschen Wolfe gegenüber bezeichnen kann.

Die Suggestion, die von den tschechischen schaft seit dem Ende des Krieges er­Bürgerparteien auf den deutschen Zollbund austämpft hat. Darauf läuft legten strömt, ist heute schon so start, das Interesse Endes die ganze Staatskunst der an der Bekämpfung des sozialpolitiSerren Spina und Konsorten hin­schen Fortschritts so heftig, der Wunsch, aus.

die sozialpolitischen Basten abzubauen", so drin­

gend, daß offenbar jede Hemmung, jeder Rest von 00000000 parlamentarischer Scham zerrinnt.

Stimmen.

War die Verbeugung vor dem tschechischen Diese Feindschaft gegen die tlajsenbewußte Die Wahlen in die Arbeiterkammern. Staatsanwalt notwendig? Mußte man wirklich Arbeiterschaft ist das Hauptmotiv, von dem sich Auch das Ergebnis von Niederösterreich glänzend. so weit gehen, um zu beweisen, daß man bereit in Wirklichkeit die deutschen Zollparteien leiten ist, für den tschechischen Parlamentarismus voll lassen. Sie haben immer den Nationalismus als Wien , 28. Juni. ( Eigenbericht.) Die Wahlen und ganz einzustehen? Das Herumgerede von den Deckmantel ihrer Stlaffeninteressen benützt und so in die Arbeiterfammer haben in Niederösterreich Kompensationen ist in diesem Falle sinnlos. Denn mastieren sie auch diesmal ihre Zusammenarbeit in der Arbeiterfektion von 197.000 Stimmen für man läßt sich nicht dafür entschädi mit dem tschechischen Bürgertum, ja jogar die die freien Gewerkschaften 172.600, die Chriftlich gen, daß man mitgeholfen hat, einige Auslieferung von Abgeordneten an den Staatsozialen 13.500, die Deutschnationalen 2900 und oppositionelle Abgeordnete dem anwalt damit, daß sie dem deutschen Volk einen für die Kommunisten 8100 Stimmen gebracht. Staatsanwalt auszuliefern. großen Dienst geleistet haben. Die deutschen In der Angestelltenfektion ist das Verhältnis fol Das Hauptorgan der Deutschnationalen, die Arbeiter, Kleinbauern und Gewerbetreibenden, gendes: Freie Gewerkschaften 45.881, Christlich­Sudetendeutsche Tageszeitung", welche in den nächsten Wochen den Preis für soziale 8500 Deutschnationale 9500, eine neutrale ließe zwar, wie es scheint, mit sich reden, Abge- diese angeblichen nationalen Erfolge dadurch be- Gewerkschaft 1030 und die Kommunisten 31 ordnete auszuliefern, es verlangt aber dafür zahlen werden, daß sie ihre Lebenshaltung noch schreibt in diesem Sinne über die Zollparteien: die staatsmännische Kunst der Herren Spina, irgend eine nationalpolitische Konzession. Es mehr einschränken werden, werden freilich über Stenzl und Mahr- Harting und über die natio­Was aber wird ihnen dafür genalen" Erfolge dieser Herrschaften ganz anderer boten, daß sie sich dazu hergaben, im Namen Meinung sein. Das werden die Herren schon bei des Schutzgeseyes, das nur vom tschechisch chanvi- nächster Gelegenheit erfahren. nistischen Standpunkt eigens für die Deutschen er­zeugt und gegen sie gehandhabt wurde, für die Auslieferung einer Anzahl Parlamentarier, mögen fie welcher Gruppe immer angehören, einzutreten? Es wäre vom laufmännischen Standpunkte, aber nur von diesem verständlich, wenn nach Er ledigung dieser Immunitätsfälle noch eine wirt schaftspolitische oder nationalpolitische, zu Gunsten der Deutschen sich elementar auswirkende Vorlage zur Verhandlung gestanden hätte und als Gegen­wert oder Gegengeschenk auch tatsächlich durchge gangen wäre. Dem ist aber nicht so und das cin zige, was dieser beschämenden Einstellung folgte, sind die Ferien, die wohl nichts anderes bringen werden, als den Abschluß einer Reihe schwerer Be denken und Erwägungen, die sich in einem gewal tigen moralischen Kater oder einer poli­tischen Ernüchterung auswirken müssen.

Von Interesse ist auch eine Meldung des Teplitz - Schönauer Anzeigers", wonach es sich

Bürgerliche Blätter rechnen allerdings her­aus, daß die Sozialdemokraten gegenüber dent Jahre 1921 in Wien etwa 8000 bis 10.000 Stim men und in ganz Niederösterreich etwa 15.000 Stimmen verloren hätten. Da aber die sogenann ten Wohnsißstimmen, die mehrere Zehntausende ausmachen dürften, erst in einigen Tagen festzu­Die tschechischen sozialistischen Blätter betonenlichen vorläufig noch verfrüht. stellen sein werden, ist diese Freude der Bürger­mit Recht, daß die Politik der deutschen Zoll-, Schon heute steht aber fest, daß die Sozial­Rongrua und Aulieferungsparteien nicht dazu demokraten in der Arbeitersektion nahezu 90 dient, die Verständigung der Völker in der Tsche= choslowakei auzubahnen. So schreibt das Na- Prozent und in der Angestelltenfektion, die früher ausschließlich die Domäne der Bürgerlichen rodni Osvobozeni": war, die Zweidrittelmehrheit haben.

Dem aufmerksamen Beobachter ist es nicht entgangen, daß aus der Diskussion zwischen den

tschechoslowakischen und deutschen Parteien alle

Berringerung der Rheinlandbelagung.

nationalpolitischen Fragen ausge= Berlin , 27. Juni. Der Sozialdemokratische schlossen sind und die Zusammenarbeit nur Pressedienst meldet: Auf Grund von Vorstellungen auf wirtschaftlichem Gebiet und aus Standesinter der Reichsregierung bei den alliierten Mächten ist essen gesucht wird. Auf diese Art kann man wohl das 204. französische Artillerieregiment aus dem eine gewijje gegenseitige Annäherung erzielen. besetzten Gebiet zurückbezogen worden, ohne daß Aber wir bezweifeln, ob man durch die Umgehung Ersatz in Aussicht genommen ist. Es ist zu er­nationalpolitischer Streitfragen eine dauernde 3u- warten, daß noch eine weitere Verminderung der sammenarbeit garantieren kann. Werden diese gegenwärtigen Truppenstärke erfolgt. Fragen nicht allmählich gelöst, dann werden sie