20. IM 1926. Seite 5. Das Schuftengeschäst des Bckessy und seine christlichen Protektoren. Tic christlich soziale Politik in Oesterreich offenbart sich von Tag zu Tag (oder besser von„Stunde" zu ,/Stunde"), mehr als ein abgründ'ger Morast, den auszubrennen Wohl Neuwahlen nötig sein werden. Kaum ist die große Affäre der Zentralbank deutscher Sparkassen aufgeflogen und der Leichtsinn einer bankrotten Re- gievung, die aus. den Mitteln der Steuerzahler den verkrachten Bankiers 60 Millionen Schilling(300 Millionen Le) spendiert, von den Scuialdemckra- ten an den Pranger gestellt worden, jo wird eine neue Schweinerei ruchbar. Im Zusammenhang mit der Entlarvung Imre Bekes- s y s, den jetzt auch die Justiz als das zu erkennen beginnt, wofür ihn alle anständigen Leute seit je gehalten haben und was ihn Karl Kraus vor 900 Zeugen ungestraft nennen durfte, als einen Schuften und Erpresser,'wird bekannt, daß die Postsparkasse durch Vermittlung zweier Winkelbanken dem Erpresser, der auch finanziell ruiniert ist, eineinhalb Milliarden Kö, das sind-750.000 LL, geliehen hat. Natürlich konnte sie dieses Geschäft nur machen, Werl hinter Bekeffy feine christlichsozialen Ministevfreunde R inte len, Gürstler und K oll mann stehen. Es verlautet nun aber sogar, daß die Postsparkasse sich die Schuld mit den wertlosen Aktien des Bekeffyderlages bezahlen lassen will, das heißt, daß die Chrfftlichfozialen dem ungarischen Juden und EKresserkönig das Geld schenken und obendrein Inhaber seines sauberen Gewerbes werden wollen. Das schandbarste Banditenblatt Mittel europas als christlichsoziales Organ, das hat gerade noch gefehlt, um das Bild der christlichsogia- len Politik abzurunden! Slowakische Künstler gegen die Bevorzugung der Tschechen . In Preßburg wurde ein Landwirtschaft- Aches Museum erbaut. Die Portalfiguren und sonstigen architektonischen Arbeiten wurden ausschließlich von tschechischen Bildhauern hergestellt. Die sio- wakischen Künstler, besonders aber die Presse der ,Ludüci", ergehen sich in erregten Ausfällen gegen diese ständige Benachteiligung der Slowaken durch die Tschechen und dje Angelegenheit ist geradezu zu einer„tschechisch-slowakischen" Affäre geworden. Di« Freiheit— der„Prager Presse". Das Regierungsreptil muß bekanntlich schreiben, was ihm vorgepfiffen wird: Irgendwie war die Reklametrommel, die für den Sokolkongreß von Amts wegen geschlagen werden mußte, nicht gehörig gerührt worden. Ein Schreiben des Verlages„Orbis" an die Redaktion bedauert„die Angriffe, die widerrechtlich gegen die Redaktion erhoben wurden." Eine ganze Sokolnummer angefertigt und noch dafür Prügel, armes Preßreptil!!. Prag auf einer Hygiene-Ausstellung. Die Stadt Prag wird sich an der Hygiene-Ausstellung in Düsseldorf beteiligen. Womit denn? Mit Photo- graphien ans dem„Allgemeinen Krankenhause", wo die Schweroperierten in Badewannen liegen oder Bildern aus der Prager Landesirrenanstalt, wo die Irren am Boden lagern? Wozu betreibt Herr Dr. Baxa im Auslaude eine solche Augepauswischrrei?- Er hätte genug damit zu tun, zu Hause Ordnung zu machen. x Geld aus Amerika . Die slowakische„Ludova Banka" erhielt laut einer Meldung der ,Mdove Noviny" von Hlinka eine Geldsendung von 4000 Dollars, das Ergebnis einer Sammlung Hlinkas bei den amerikanischen Sokoln für feine Partei, das noch nicht als endgültiges Resultat aufzufassen sei.— Bom deutschen nationalsozialistischen Abg. Knirsch, der bekanntlich auch in Amerika weilt, sind unseres Wissens bisher noch keine Meldungen eingrlaufen. Billiger« Kohle— in Obrrschlesien. Die oberschlesische Kohlenklmintission in Kattowitz hat boschlotf- Er blickte gequält zur Wand: alles bürgerlich, alles möglichst unter dem Preis. Es tat. ihm weh. Gegenüber hing eine Tüte aus Samt mit Kreuz- stichstickerei; darin steckte ein Staubtuch. ES tat ihm weh. Er erkannte diese Samttüte züm erstenmal mit Bewußtsein. — Seine Pulse hämmerten ... er lebte noch— leben?? Sein Leben—! Er tastete mit den knochigen Fingern an die Stirn; kalter Schweiß stand in großen Tropfen darauf. Wo blieb sie nur? Wo blieb sie nur so lange? Vielleicht bestellte sie gerade den Sarg— handelte vielleicht gerade— sic mußte ja sparen, mußte ja verdienen— der teure Arzt— die teure Medizin — und sein Gehalt fiel auch die letzten Wochen weg.'Aber er empfand keine gütige Regung, kein Mitleid mehr: nur Härte, Haß. Ich bin ja ungeiecht, dachte er, ganz ungerecht! Ich wehre mich nur gegen den Tod. Pie ine ganze Ehe schien dauerndes Glück! Wäre ich ohne sie vielleicht nicht verkommen wie jener hungrige Geselle aus der Zeit gemeinsamer Jugend?... Aber wäre es nicht besser verhungerst verkommen, als stumpfsinnig hier zu vegetieren, immer wieder einem neuen Morgen entgegen, ohne Morgenrot, wo Teppich- klopfen und Dienstbotenlärm ihn aus dem Schlafe weckten, ehe er immer durch die gleiche staubige Gasse den Weg zu seinen Schülern schritt. Und nun würde er sterben. Er fühlte es ganz genau. Und sie wußte es auch genau— sie sttzte abends bei- rrübcm Lampenfchein den schwarzen Krepp auf das gefärbte Kleid, indes der Junge bleichsuchtig und still über die Schularbeit sich neigte. Es war, als foltere ihn der Gedanke, daß sie fähig war, praktisch den schivarzen Krepp auf das gefärbte Kleid zu nähen, während er noch litt und lebte. Eine tapfere Frau, hatte matt immer gesagt, ist die Marie. Ja, eine tapfere Frau, die langsam mörderisch Stiche Mit der Nähnadel durch sein krapkes Herz zog, während er noch röchelnd atmet.• sen, die inländischen Kohlenpreise um 10 Prozent hcrabzusetzon. Die Preisherabsetzung der öberschlesischen Kohle ist die Folge einer energischen Intervention der Regierung. Nachforschung nach Kriegsgefangenen. Der Vorstand des Hilfs-Unterslützungsvereines ehe- malrger Kriegsgefangener in der Tschechoslowakei , Sitz Reichenberg , erhielt über, feine Anfrage vom ffchechöflowakischen Außenministerium mit Erlaß vom 12. Juni 1926 die Auskunft, daß die über Ersuchen des Vereines angestellten Nachforschungen folgendes ergeben haben: das franzöfrsche Ministerium des Aeußern hat mitgeteilt, daß sich weder in Frankreich noch in dessen Kolonien noch Kriegsgefangene der gewesenen österr.-ungar. Armee befinden. Hievon hat auch seinerzeit die Reichstädter Heimbeförderungsorganisation die Oeffentlichkeit verständigt. Das italienische Außenministerium hat der tschechoslowakischen Ge- sandschast in Rom mitgeteilt, daß sich gegen ihren Willen weder in Italien noch in dessen Kolonien ehemalige Kriegsgefangene aufhalten. Ausgeschlossen aber ist nicht, daß einige längst entlassen gewesene Kriegsgefangene in Italien zurückgeblieben sind, weil sie wegen Straftaten oder wegen Verbrechens der Bigamie verfolgt werden, sich also in Italien trotz ihres in der Tschechoslowake» bestehenden Eheverhältnisses verheiratet haben. Diese Angelegenheit wird von dem italienischen Außenministerium neuerlich untersucht und wird von dem Ergebnis genannter Verein verständigt werden. Die Vermißtennachforschungen, die der Verein durchführt, gehen sehr langsam vonstatten, da die Nachfragen m Rußland selbst gehalten werden, bzw. in anderen Staaten. Immerhin zeitigen 14 Prozent der gehowtcn Nachforschungen ein positives Ergebnis. Genosse Drucker ertrunken. Sonntag nachmittags ertrank der Prager Genosse Jaromir Drucker beim Baden in der M o l d a u bei König ssaal. Zur Zeit, da wir diese traurige Nachricht erhalten, ist der Leichnam des verunglückten Genossen iHch nicht aufgefunden worden. Genosse Jaromir Drucker, der auf so traurige Weife ums Leben gekommen ist, war Beamter der Großeinkaufsgesellschaft für Konsumvereine in Prag und war seit einer langen Reihe von Jahren politrsch und gewerkschaftlich organisiert. Er war Mitglied der deutschen fozialdemokratifWn Bezirksvertretung Prag , Fumtionär des Angestelltenverbandes sowie Betriebsrat der Großeinkaufsgesellschaft. Den Prager Genossen war Drucker als ein überaus eifriges Parteimitglied bekannt, der wiederholt in leidenschaftlicher Weise für proletarische Interessen in Versammlungen aufgetreten ist. Das Andenken des so jung— mit 33 Jahren — tödlich verunglückten Genossen bleibt bei allen, die ihn kannten, gewahrt. Die Endziffer« des deutsche « Volksentscheids. Der Reichswahlaüsschuß in Berlin hat unter Vorsitz des Reichswahlleiters die Feststellung des endgültigen Ergebnisses des Volksentscheids-vom 20. Juni vorgenommen. Die Zahl der ortsansässigen Stimmberechtigten wurde auf 39.507.673 festgestellt, die Zahl der ausgestellten Stimmscheine auf 278.277, so daß insgesamt 39,785.950 Stimmberechtigte im Reiche vorhanden waren. Davon gaben 15,599.797 ihre Stimme ab. Die Beteiligung betrug 39,3 Prozent Ungültige Stimmen wurden 558.903 abgegeben. Von den 15,040.894 gülfigen Sfimmen lauteten 14,455.184 auf Ja, 585.710 auf Nein. Im einer Gemeinde hat die Abstimmung nicht stattfinden können, da der Abstimmungsvorsteher ifich geweigert hatte, für die Durchführung die erforderlichen Maßnahmen zu treffen. In einer andern Gemeinde hat wegen Hochwassergefahr die Abstimmung nicht erfolgen können. Gottergeben beugte sie ihr Haupt dem Schicksal, und wenn der Sarg gebracht wurde, dann war ihr Kleid bereit, und es fehlte kein Knopf. Da ging alles am Schnürchen, fein Tod genau wie fein Leben. Da war alles würdig und richtig. Da fehlte nichts, gar nichts! Ja, sie war eine tüchtige, tapfere- treue Frau, jeden Sonntag würde sie nach dem Kirchhof gehen, jeden Sonntag immer um die gleiche Stunde— immer im gleichen Kleid— immer mit dem gleichen Hut zu 4.50 M... Und um meine Photographie würde sie einen Kranz von Heidekraut flechten, Heidekraut hielt sich am längsten.— Erst sieben Minuten waren vergangen, feit er zuvor das Zimmer verlassen hatte, und 20 Jahre hatte er hier gelebt?— Ihm schien, als hätte er in den sieben Minuten mehr erlebt als in den langen 20 Jahren. Die Jahre sanken ineinander— stürzten näher auf ihn ein— begannen ihn zu umkreisen— es war ihm, als rückten die Wände mit der billigen verschossenen Tapete näher— wie ein fleckiger Zaun— es war, als wüchse der Zaun enger und enger um ihn— immer enger— so daß er schreien wollte, nach Hilfe schreien! Aber kein Laut drang aus feiner trockenen Kehle... irgendwo— schien es ihm— als ahne er—«ine— vage— Unendlichkeit Leuchten Klingen—— eine Welt—— eine ferne, wundersame Welt,... Aber er konnte nich!— hinübevschauen— der Zaun versperrte ihm den Blick— der Zaun würgte—- er drückte bleiern auf ihn— sperrte ihn ein, wie in einen Käsig, der immer enger und enger und enger um ihn ward. Er wollte sich— aufrichten, in die Unendlichkeit der Freiheit stürzen — der Zaun rankte an ihm hin, preßte seinen siechen Leib zusammen, so daß er ächzend bebte— verzweifelt nach Luft rang er fühlte deut lich, wie der Zaun seine schwache Brust umschnürte— wie der Zaun mörderisch in fein Herz eindrang und es lähmte,^.^■=-1’ Wieviel Einwohner hat Deutschland ? Bei der Volkszählung vom 16. Juni 1925, deren Endergebnis jetzt festgestellt ist, sind im D e u t s ch e n R e i ch(o h n e S a a r g e b i e t) insgesamt 63.580 G e me i n d e n mit 62,348^782 Einwohnern ermittelt worden. Von der Gesamtzahl der Gemeinden entfallen auf. die Gemeinden mit weniger als 2000 Einwohnern allein 60.132 oder rund 95 Prozent, von der Gesamtzahl der Einwohner dagegen nur rund ein Drittel oder 22,2 Millionen. Die übrigen zwei Drittel der Bevölkerung des Deutschen Reiches wohnen in den 3448 Gemeinden mit 2000 und mehr Einwohnern.(sogenannte städtische Bevölkerung). Im Verstadtlichungsprozeß der Bevölkerung zeigen sich heute bemerkenswerte Wandlungen. Die Ergebnisse der Volkszählung 1925 lassen klar erkennen, daß das Wachstum der Städte,' insbesondere der Großstädte, eine Verlangsamung erfahren hat., Der„Simplizissimus" wegen Unsittlichkeit verurteilt. Die Stuttgarter Gericht« haben sich am Freitag einen neuen Schwabenstreich geleistet. Bekanntlich ist der„Simplizissimus" vor Weihnachten wegen Veröffentlichung eines angeblich unsittlichen Gedichtes anqeklagt und.sowohl der. Dichter und Redakteur mit einer Geldstrafe belegt worden. Das Blatt hat den Kampf aber nicht aufgegeben, sondern ist damals zu einer frischen Attacke auf die Prüderie der Staatsanwaltschaft übergegangen, mit dem Erfolg, daß die gekränkten Hüter der Gerechtigkeit erneut die Beschlagnahme verfügten und Strafantrag stellten.' Unter Anklage stand der» Zeichner des bekannten Bildes, das„Unsere liebe Staatsanwaltschaft straft„Normalmenschen" darstellte; ferner der bekannte Professor Heinrich Zille wegen eines Bildes im„Simplizissimus" vom 14. Dezember, wo er eine Gruppe nackter Frauen aus dem Norden Berlins den Ausspruch tu« läßt:'„Erst haben wir ihn berühmt gemacht, und jetzt geht er zum Film." Die Anklage lautete auf Verbreitung untüchtiger Schriften. Mitangeklagt waren Peter Scheer, als verantwortlicher Redakteur, ferner der Verleger und der Drucker des„Simplizissimus". Die Behandlung fand vor dem Großen Schöffengericht Stuttgart unter Ausschluß der Oeffentlichkeit und im besonderen der Presse statt. Der Zeichner der „N o r m a l m e n s ch e n" wurde fteigüsprochen, dagegen wurde Zillezu 150 Mark, Redakteur Scheer und Verleger Dr. Sisheimer-u j e 250 Mark und der Buchdi-uckereibesitzen Hecker zu 50 Mark Geldstrafe verurteilt. Die Verurteilung erfolgte, trotzdem sich ein halbes Dutzend sachverständiger Künstler entschieden für den künstlerischen Charakter der Zilleschen Zeichnung ausgesprochen hatte. Dieses trottelhafte Urteil wüiÄert niemanden, der Stuttgarter Gerichte und den Geist der. württembergischep Justiz kennt,»r Wie sich völkische Abgeordnete betätigen. Samstag mittags kam es im sogenannten Klub- sesselzimmer des thüringischen Landtages zwischen dem Abgeordnete« Dr. D i N t e r und dem sozial« demokratischen Abgeordneten Dr. K i e s zu einem Zusammenstoß, in dessen Verlauf Dinier dem Abgeordneten Kies mehrere Schläge in den Nacken versetzte. Die Brille des Abgeordneten Kies fiel zu Boden und zerbrach. Als kurz darauf der ehemalige Chef der thüringischen Landespolizei und jetzige Werwolfführer Mü l l e r- Brandenburg das Landtagsgebäude betrat, um Dr. Dinier aufzusuchen, wurde ihm im Wartezimmer von zwei kommunistischen Abgeordneten vorgehalton, daß einer„von seinem Gesindel" den Abgeordneten Kies ver- Pvügcklt hätte. Daraufhin machte Müller eine Bewegung nach der Tasche. Die beiden Abgeordneten glaubten, er wolle sich mit einer S ch u ß w a ff e verteidigen, drängten chn in«in« Ecke und nahmen ihm einen Todschläger, eine schwere Bleikugel an einem Lederriemen, ob. Der im Gebäude weilende Dezernent der thüringischen Landespolizei, Regierungsrat Dr. Lohnsng. nahm den Totschläger an sich und ließ sofort ein Protokoll über den Vorgang aufnehmen. Sumpfkrankheit. Die„Schlesische Zeitung" in BreSlau meldet von einer neuen, bisher unbekannten Krankheit, die nach dem Rücktreten des Hochwassers im Kreis« O h l a u festgestellt worden ist. Diese übertraKare Sumpfkrankheit, äußert sich in sehr hohem Fieber und großer Erschöpfung. .Die Erkrankten, etwa, 100 an der Zahl, und zumeist landwirtschaftliche Arbeiter aus den an den Sümpfen gelegenen Ortschaften. Di« Aerzte sind damit beschäftigt, den Erreger der bisher unbekannten Krankheit sestzustellen. Ein Vertreter des Reichsgesundheitsamtes ist in Ohlau eingetrofsen. Zwei Knaben in der Eger ertrunken. In der heurigen kurzen Badesaison sind bereits eine große Anzahl von Badenden den Fluten der Eger zum Opfer gefallen. In der Vorwoche sind in Saaz zwei Leut« ertrunken, gestern wurde ein neuerlicher Un» all aus Kaaden berichtet, wo am Freitag nachmittags oberhalb der dortigen Badeanstalt zwei Knaben ertrunken sind. Die beiden Burschen, der 13jah- rige Schüler Zischka und der 14jährige Lehrling 6ernh, welche beide gute Schwimmer waren, über- chwammen die an dieser Stelle ziemlich tiefe Eger und verschwanden beide Plötzlich in den Fluten, zirka 15 Meter vom Ufer entfernt. Di« sofort eingeleitete Rettungsaktion hatte keinen Erfolg mehr, denn erst zwei Stunden nach dem Unfälle gesang es, die beiden Knaben als Leichett zu bergen.' Was es alles gibt. 10.000 auswärtig« Kegler sind im Lauf«.des Sonnabends zum 1(J. Deutschen BundeskegÄu in Berlin eingetrofsen. Nach einem Begrüßungsabend in der„Neuen Well" zogen am Sonntag die Kegler in einem Ffftzug mit 150 Bannern nach dem Messegelände am Kaiser. Hamm , wo in einer der großen Autohallen mittags um 1 Uhr ans 80 besonders erbauten Kegelbahnen das Preiskegeln begann. Der Wert der Preis«'beläuft sich auf 50.000 Mark. Blutiger Zusammenstoß zwischen„Roten Frontkämpfern" und Polizei. Der„Rote Frontkämpfer bund " hielt trotz des Verbotes am Sonntag unter Beteiligung mehrerer G«ue in Speyer ein« Versammlung ab. Als die Polizei einen Umzug aufzulösen versuchte, kam«s zu Zusammenstößen. Die Polizei macht« von den Gummiknüppeln Gebrauch, wobei etwa 20 Personen verletzt wurden, darunter einige Unbeteiligt« und Schutzleute. Ehe Verhaftungen vorgenommen werden konnten, ergriffe» die ,Moten Frontkämpfer" die Frucht. Holländische Arbeiterbildung. Der erste schriftliche Arbeiterbildungskursus über die Entwicklung in Natur und Gesellschaft wird vom Arbeiter- bildungsinsütut der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Hollands im kommenden Oktober unter Leitung des Genossen Kuhper begonnen werden. Alle 14 Tage soll ein Heft erscheinen. Da das Arbeiterbildungsinssitut auf einer besonderen Mitgliedschaft im Rahmen der Partei aufgebaut ist und gegenwärtig bereits über 12.000 Mitglieder zählt, so erhalten die Mitglieder die Hefte gegen eine Monatsgebühr von 1.75 Gulden, wah, rend Nichtmitglieoer 2.25 Gulden bezahle« müssen. In dem Kursus soll sich an ein« allgemein« Einleitung eine Behandlung des Weltalls und der Erde, der Entwicklung der lebenden Natur und der Gesellschaft anschließen. Die gesellschaftliche Entwicklung soll auf der Grundlage der Arbeit, der Arbeitsverhäktnisse des sozialen Geschehens, der Klassenkämpfe und der Kultur eines bestimmten Zeitalters behandelt werden. Besonders eingehend sollen die französische Revolution, die deutsche Philosophie, das Auftreten von Marx , Engels und Lassalle, das Kommunistische Manifest und die Entwicklung der Gewerkschafts- und Arbeiterbewegung gewürdigt werden. 100 Tote einer Eisenbahnkatastrophe bei Sarajewo . In der Nähe von Sarajewo ereignete sich ein schweres Eisenbahnunglück.. Infolge Unterspülung des Erdreiches fiel ein Eifenbahndämm gerade in dem Augenblick zusammen, in dem eirr Personenzug ihn passierte. Die Erd massen verschütteten den Eisenbahnzug v o l l st ä n d i g, und keinem der Fahrgäste gelang es, sich zu befreien. Wahrscheinlich find sämtlich«Zug in fassen getötet worden. Um wieviel Passagiere es sich handelt, steht noch nicht fest, wahrscheinlich wird sich die Zahl der Taten auf etwa 70 bis 100 belaufen. Tod in den Flammen. In der vergangenen Woche ist das Baterfche Gasthaus<mn Bramberge in Wiesenthal im Bezirk Gablonz vollstmchig abgebrannt. Die Kellnerin, die zuerst den Brand gewahrte und die bereits schlafenden Bauersleute weckte; begab sich ans den brennenden Boden, um ihre dort befindliche Wäscheausstattung und ihr Geld zu retten, da in den nächsten Tagen ihre Hochzeit stattfinden sollte. Indes-wurde ihr von den Flammen der Rückweg abgeschnitten, so daß sie später in dem unter dem Boden-befindlichen Zimmer gänzlich verkohlt und ohne Kopf ausgesunden wurde; sie dürfte mit der einstürzenden Decke'bom Boden in dar Zimmer gefallen sein. Herzschlag bei Schwimmern. Anfang des Jahrhunderts ertrank bei Augsburg im Lech ein Knabe beim Schwimmen. Me Zettunge» ' teilten mit, der Knabe hätte sein Amulett am Ufer abgelegt. Diese Bemerkung würde verhängnisvoll für viele junge Menschen. Es kamen in der folgenden Zeit zahlreiche Fälle von Ertrinken vor. Einige .Knaben wurden im letzten Augenblick gerettet und gaben an, es wäre ihnen mitten im Wasser eingefallen, daß sie ihr Amulett(in Bayern tragen viel« ein solches Amulett) mit den Kleidexn- abgelegt hätten. Dadurch hätten sie plötzlich das Vertrauen z« sich selber verloren. Es wär« ihnen die Zeitungsmeldung in Erinnerung gekommen, und schon hätte« ihre Kräfte sie verlassen, sie wären untergegangen ustv. So wie dort die Zeitungsmeldung von dem Talisman in der Vorstellung der zringen Schwimmer sich auswirkte, so wirkt sich die in Zeitungen häufig zu lesende Bemerkung aus, daß Herzschlag die Ursache— er ist außerordentlich selten, kommt kaum je bei jungen Menschen vor—,■ sondern die Angst vor ihm bewirkt rin« augenblickliche Verwirrung und damit das verhängnisvolle Ende. Meist geht«S so vor'sich, daß erst der ziemlich häufige Wadenkrampf einseht Und bei dafür dispnonierten, leicht erregbaren Menschen di« Furcht entsteht:„Jetzt tritt der Herzkrampf, der Herzschlag ein." M« Folge ist Verwirrtheit, Untertauchen, Besinnungslosigkeit, Erstickungstod. Der Wadenkrampf löst sich sehr leicht, wenn man sich auf den Rücken wirft, nur mit den Hände« rudert und Zehen und Fuß scharf ansieht, nicht ausstreckt. Wenn man dann ganz ruhig und langsam weiterschwimmt, kommt man meistens ohne weiteren Krampf anS Land. Sollte während des Schwimmens der Wadenbrampf wirklich wieder einfetzen so wiederholt man dieses Anziehen des Fußes so oft, bis men festen Grund erreicht hat. Heiteres. „Ach geh, Karl, du sollst es mir bei etwas Heiligem schwören, bei etwas, ohne das du nicht leben kannst", fordert sie energisch. „Nun gut", Karls Brillengläser funkeln ein bißchen,„ich schnüre dir nochmals ewige Liebe— bei meinem Wochenlohn!" Pferdedros chkc.„Msin Gott, Kutscher, können Sie denn wirklich nicht schneller vorwärts koamnen?"—„Det könnt' ick schon, aba ick kann doch det Pferd uich jut alleene lasse,"
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6 (20.7.1926) 167
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