23. Juli 1926.

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den auf eine anläßlich des Moharrem- Festes abge­Schüsse auf eine Prozession. Ja Kallutta wur­haltene Prozession aus einem Hinduhause im Nor­den der Stadt Schüsse abgefeuert. Am Abend wur­den durch Schüsse an zwei verschiebenen Stellen der Stadt ein Mohammedaner gefötet und neun schiver verleg. Einseyende Regengüsse bereiteten den Un­ruhen ein Ende. Die Mohammedaner nahmen an ihren Angreifern Rache und verletzten fünfundzwan sig Personen, meist Hindus.

Genossen Druckers Leiche gefunden. Mittwoch| folgende Meldung zu registrieren, die die Wiener I wird vom Verband der D. T. J. C. auf eigene] bare Funkverbindung Deutschland- Brasilien vor­wurde bei Podol der Leichnam des am Sonn- Arbeiter- Zeitung " unter dem Titel Der Ab- Kosten ein neues Stadion gebaut auf demselben aussichtlich Ende d. M. für den allgemeinen öffent­tag beim Baden in der Moldau ertrunkenen Gen. schluß des deutschen Turnfestes" bringt: Plaze, wo der Sokolfongreß abgehalten wurde. lichen Verkehr in Betrieb nehmen wird. Jaromir Drucker aus dem Wasser gezogen. Die ,, Am Gartentor des Schlössels in der Sicken­Ein ,, Roter Falfe" als Lebensretter. Infolge Beerdigung des so früh dem Leben ent- berggasse war eine mit einer roten Nelke verzierte der anhaltenden Regengüsse schwoll, so schreibt die tissenen Genossen findet Freitag den 23. Juli Glastafel angebracht, die die Aufschrift trug Ar- Wiener- Neustädter Gleichheit", der Triesting um 3 Uhr nachmittags von der Zentral- beiterhochschule Wien ". Hakenkreuzler ablauf zu einem stattlichen Bächlein an und wurde leichenhalle des Wolschaner Friedhofes aus statt. haben nun in der Nacht von Sonntag auf Mon- zu einem Spiel- und Badeplatz für unsere Kinder. Die Parteimitglieder werden um zahlreiche Teil­tag die Tafel abgeschraubt und in der Nähe der Auch der kleine Schüller vergnügte sich mit nahme ersucht. Zusammenkunft beim Eingang des Schule in der Hammerschmiedgasse zertrümmert den anderen und geriet an eine tiefere Stelle. Friedhofes. auf die Straße geworfen. Mit dieser Heldentat Bald wäre es um das Kind geschehen gewesen, hat das deutsche Turnerfest einen würdigen Ab- wenn nicht ein Roter Falte der Gruppe schluß gefunden." Leobersdorf mit den Kleidern in das Wasser ge­sprungen und das Kind herausgeholt hätte. Es ist der Erziehung unserer Kinder zur steten Hilfs bereitschaft zu danken, daß der Junge unter den vielen Zusehern als der erste und der einzige dem Kinde so rasch beisprang.

Beethoven und der Jazzband. Welch läster­fiche Nebeneinanderstellung! Aber Beethoven bann froh sein, daß wir ihn zuerst und dann erst den Jazzband nennen. In Amerika zum Beispiel ge­schieht es schon umgekehrt. Dort hat die Stu­bentenschaft der Universität von Arkansas eine Abstimmung darüber veranstaltet, wer der größte Musiker der Welt" sei. Es war eine auf regende und spannende Wahl, ein Wettkampf, fast To nebenaufpeitschend wie ein Boxmatch oder ein Sechstagerennen. Endlich fiel die Entscheidung. Sieger blieb der Erfinder des Jazzband, Paul Na schön, warum denn nicht? Aber zweiter hinter diesem Großen der Geistes­geschichte der Menschheit wurde nicht etwa ein ähnlich Großer, nicht irgendein moderner Ope­rettenschmierant oder Chansonmacher, sondern Ludvig Beethoven. Es muß irgendein Wahl­schwindel vorgefallen sein. Denn wenn es wahr ist, daß auf dieser Universität die eine Hälfte der Studenten für Jazzband schwärmt, die andere für die Neunte Symphonie, so kann dieses Aus­einanderflaffen zweier Welten nur durch einen Bürgerkrieg beglichen werden. Indessen glauben wir eher, daß sich die Beethoven- Wähler geirrt haben: sie dürften wohl das Thema Seid um­schlungen, Millionen, diesen Kuß der ganzen

Nach dieser mannhaften Tat wird wohl nie­mand mehr daran zweifeln, daß die Hakenkreuz ler den Marschallstab zur Erneuerung der Welt im Tornister tragen.

Jahre zugestanden worden; Herr Bekessy wird von

Eine Geschwisterehe. Vor kurzem starb in

Die Eltern

Die

London ein wohlhabender Kaufmann, der in seinem Testament einen Neffen und eine Nichte als Erben eingesetzt hatte. Er selbst hatte von seinen Bekessys Ende. Die Arbeiter- Zeitung schreibt: Verwandten seit Jahrzehnten nicht mehr das ge­Der Herr Betessy ist also erledigt; völlig erledigt. Schweres Unglück bei einem Begräbnis in ringste gehört un konnte daher auch nichts Näheres Er hat seinen Besitz an Aktien des Kronosverlages, Prag . Beim Begräbnis einer Fabriksarbeiterin über sie angeben. Der Nachlaßverwalter stellte sofort der der Eigentümer der Bekessy - Blätter ist, an die in Prag sind Mittwoch nachmittag die Pferde Nachforschungen an und ermittelt nach langem neue Gruppe verkauft; insgesamt 350.000 Stück, des Zeichen wagens aus unbekannter Ur- Suchen aus den Registern als Erben einen Arch i- die( das Aktienkapital von 10.000 S ist da in 500.000 fache ich eu geworden und konnten tro bald und eine Flora Cooper. Dabei stellte Attien zu 200 Kronen niedergelegt) für die neuen Bemühungen des Kutschers nicht aufgehalten sich heraus, daß die beiden, die in Wirklichkeit Eigentümer beinahe eine Dreiviertelmehrheit erge- werden. Sie drangen in den Trauerzug, wobei Bruder und Schwester waren, seit zehn ben. Für diese Uebertragung ist ihm eine Rente von es zu einer schweren Panik kam. Es wurden Jahren verheiratet waren. Die 50 Millionen Stronen monatlich für fünf bandelt es sich um schwere Verlegungen, als die beiden noch fleine Kinder waren. Der Kleine 9 Personen verlegt. In vier Fällen Cooper waren vor etwa vierzig Jahren gestorben, der Wiener Beute also noch lange zehren können. verursacht durch Pferdehufe, die übrigen Verlet- Archibald fand in der Familie eines Freundes Dabei hat Herr Bekessy nichts zurückgelassen, als le ungen erlitt die 37jährige Arbeitersgattin chen von ihrer Großmutter erzogen wurde. zungen sind leichterer Natur Tödliche Ver- seines Vaters Aufnahme, während sein Schwester­Schulden; ist ja sogar das ganze Mobilar schon m. Pilatova, die direkt unter die Pferde ge beiden Kinder verloren sich in der Folge vollständig mit Pfand belegt. Der Kronosverlag ist nun an die riet und niedergetreten wurde. Außer dem Bruch aus den Augen. Aber das Schickgfal, das tragifdje Druckerei Vernay und an die zwei Annoncenfiomen eines Beines und mehrerer Rippen erlitt sie Berwicklungen liebt, führte sie nach dreißig Jahren übergegangen, die vor kurzem das Inseratengeschäft schwere Verlegungen der Lunge und Leber. Trotz durch einen Zufall wieder zusammen. Sie fanden übernommen haben; sie waren zu der Uebernahme der sofort im Spital vorgenommenen Operation aneinander Gefallen, lernten sich lieben und gingen vor allem deshalb gezwungen, um ihre Guthabun ist Frau Pilatova noch am Abend ihren Verlet vor dem Standesamt die Ehe ein. Die Gleichheit gen zu retten. Aber das ändert natürlich nichts das es Welt!" für den neuesten Schmachtfeßen of Auſtria on der Tatsache, daß sie nun die Besitzer und dagen erlegen. Der Unfall hatte selbstredend ihres Namens gab ihnen wenig zu denen ichheit einen großen Menschenauflauf zur Folge. Die in England zahllose Coopers gibt. Aus den eng­gehalten haben, wo doch sein so berry fine Bier mit für die Führung der bisherigen Bekeſſy- Blät- Ursache des Scheuwerdens der Pferde konnte bis- lischen Blättern, die diese Geschichte erzählen, geht Man wird darüber her nicht sichergestellt werden. Man nimmt an, nicht hervor, warum ihre Verwandschaft nicht bei und so famous Operettentänze. Da man in ter verantwortlich sind. Man wird darüber Amerika auch sonst Austria gern mit Australien sorgsam wachen, ob das Versprechen, das eines an daß eines derselben von einer Fliege gestochen dem Aufgebot entdeckt wurde. Jedenfalls traute ſie verwechselt, haben sie eben in Beethoven offenbar die gesamte Deffentlichkeit ist, daß nämlich mit der wurde und deshalb erschrocken ist. Einige Zeit der Standesbeamte rechtskräftig. Die Behörden, die bisherigen Korruption gebrochen, jene spezifische Be- nach dem Unglück bemerkte ein Wachmann in nun hinter den wirklichen Charakter der Ehe ge­teffy- Gemeinheit ausgemistet wird, die das eigentliche der Nähe des Unfallortes eine alte Frau mit kommen sind, sind in größter Verlegenheit, was Gepräge aller dieser Blätter gewesen ist, auch einem Kinderwagen, die laut weinte, unzusam- geschehen solle. wirklich erfüllt werden wird. Es ist richtig, daß von menhängende Worte schrie und sich unter einen dem journalistischen Ungeziefer, das da Wagen der elektrischen Straßenbahn stürzen Bericht des Petersburger Gesundheitsamtes wird Petersburger Nachtasyle. In dem offiziellen sein unvesen trieb, einige bereits entfernt sind, aber wollte. Als man sie auf die Polizeiwachstube angeführt, daß sämtliche Nachtasyle überfüllt sind, der Augias stall ist noch lange nicht gereinigt. brachte, stellte es sich heraus, daß sie vom so daß auf jeden Besucher weniger als ein Es sollte wohl feiner auf dem Plate bleiben, den er Schreden irrfinnig geworden ist. Sie halber Quadratmeter Raum fällt. Die bisher nur nach den Bekessy- Regeln ausgefüllt hat. war die Großmutter von 2 Kindern, die bei dem Mehrzahl der Asylbesucher sind ständige Gäste. Es war wohl eine unvergleichliche Sache, daß jener Unfall Verletzungen erhielten. Die Unglückliche Es gibt unter ihnen Leute, die schon seit 1913 Bekessy, nur mit der Strupellosigkeit einer eisernen wurde in die Heilanstalt für Geisteskranke über- jeden Abend erscheinen. Die Hälfte aller Angesichts so offener Geständnisse wird allerdings Stirn ausgestattet, eine große Stadt viele Jahre ge- führt. Dieses Unglück erfordert es, gegen Be- Frauen in den Nachtasylen sind Dirnen und die Meldung von fremdenfeindlichen radezu terroristeven konnte; aber ohne Beispiel ist gräbnisaufzüge in der Großstadt Stellung zu neh- etwa 12 Prozent Bettlerinnen. Trotz der Raum­Ausschreitungen" in Paris, die in der auch dieses schmähliche Ende, dieser Untergang in men. In außerordentlichen Fällen wird und soll beengung und geradezu ungeheuerlichen Behaf­gleichen Folge des Blattes zu finden ist, verständ- einer Verachtung, von der sich nun niemand mehr man davon nicht Abstand nehmen, da sorgt aber tung mit Ungeziefer, stellen sich Epidemien in den lich. Mit Hundspeitschen müßte sich das betrogene ausschließt. Der Herr Bekessy wird nie mehr nach auch das entsprechende Polizeiaufgebot mit sei- Asylen verhältnismäßig selten ein. Der Leiter der Volk gegen alle wenden, die es in die Konjunk Wien zurückkehren, höchstens unter Bewachung, die nen Maßnahmen für die möglichste Verhütung Desinfektionsabteilung Dr. Pajanowsky berichtet, tur" gestürzt haben, und gegen die Schieber, die ihn ins Gefängnis bringt. Es ist wohl auch zu von Verkehrs- und sonstigen Unfällen. Wo das daß Ungeziefer, besonders Kleiderläuse, in solchen sie ausnüßen. Freilich kommen bei einer General- erwarten, daß die Staatsanwaltschaft die Unterju- nicht besorgt werden kann, verbiete man Lei- Massen in die Nachtasyle geschleppt werden, daß rache Hunderte unschuldig dazu, aber denen könnte chung gegen ihn, gegen den achtundvierzig Strafan- chenzüge durch die Stadt. nach jeder Desinfektion der Pritschen die Läuse, höchstens ein Rat helfen: mit den Empörten ge- zeigen vorliegen es fönnen ihrer aber jetzt schon Von der Post- und Telegraphendirektion in Wanzen und Flöhe buchstäblich her­meinsame Sache gegen die Schufte zu machen. mehr sein, weiterführt, wenigstens bis zu dem Prag. Samstag, den 24. Juli abends, werden durch ausgeschaufelt werden müssen. U. a. wird Was die Annonce betrifft, könnte man neugierig Punkte führt, der, wird man des Flüchtigen habhaft, die Telegraphenbauleitung für den Ausbau der auto- ein Fall genannt, daß an einem Menschen 2.5 sein, was die Staatsanwaltschaft dazu die sofortige Verhängung der Untersuchungshaft matischen Telephonzentralen in Prag die Anschluß- Pfund Kleiderläufe, sogenannte Kreuzritter, ab­sagt, daß einer sich offen als Spekulant bekennt nach sich zieht; in Freiheit darf er die Wiener Luft nummern 27.600-27.999 auf das automatische Sy- getötet wurden. Der Pelz und das Hemd des und daß ein Anzeigengeschäft ihm Vorschub leistet. nicht weiter verpesten. Damit ist also die schänd- stem überführt. Die Postdirektion macht daher diese Betreffenden sind als einzig dastehendes Muster liche und schändende Bekessy- 3eit abge- Teilnehmer auf die Anleitung im Prager Teilneh- an Verlausung dem Pasteurmuseum einverleibt worden. Der Bericht schließt damit, daß der schlossen; wahrlich keine kurze Episode, aber wegen merverzeichnis aufmerksam. sanitäre Zustand der Nachtasyle alles zu wünschen ihrer Dauer für alle Zeiten eine ernste Warnung! übrig läßt, und daß sofort Maßregeln getroffen werden müßten, um die Nachtasyle nicht zu Epidemieherden verden zu lassen.

einen Komponisten der Fidschiinfulaner gefehen, und damit ist dann freilich die Sache wieder in Ordnung gebracht. Die Hhänen der Inflation. In einem großen Prager Blatt war dieser Tage folgende Anzeige zu lesen: Suche französisch sprechende Dame oder Herrn als Rompagnon mit bloß 5000. Großer Ver­dienst. Ausnüßung der Konjunktur. Ch. Prima

Spekulant 36-7-219".

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Charakteristisch für Hakenkreuzler. Der_na­tionalsozialistische Tag" fann sich mit Aufbau­Die Hochwasserschäden in Sachsen. Wie der schung und Verhimmelung des deutschnationalen Turnfestes, das kürzlich in Wien stattfand, nicht Die 2. tschechoslowakische Arbeiter- Olympiade Landbund der Provinz Sachsen mitteilt, sind genug tun. Wer beispielsweise einen genug guten und das Stadion am Strahov. Das Abbauen des nach den bisherigen Feststellungen in der Pro­Magen hat, um den mittwöchigen Leitartikel die Stadions am Strahov hat in der Tagespresse bin; Sachsen über 175.000 Morgen Ader und ses Blattes über das Wiener deutschnationale diverse Vermutungen hervorgerufen, unter an- über 232.000 Morgen Wiesen vom Hochwasser Bundesturnfest ganz zu lesen, der wird darin derem auch die, dok die Arbeiter- Olympiade nicht überschwemmt und über 60.000 Stück Vieh durch Phrase auf Phrase darüber finden, wie die Haken abgehalten werden wird. Der Verbandsvorstand Futtermangel gefährdet worden. freuzler es feien, die alle sittlichen und kulturel- der D. T. J. C. in seiner Erklärung dementiert Direkte Funkverbindung Deutschland-- Brafilien, len Voraussetzungen zur Erneuerung der Nation, diese Vermutungen als unbegründet. Die Ar- Swischen der Großfunkstation Rio de Janeiro, Das Opfer sind nicht nur arbeitslose Handarbei­der Geistigkeit und der Moral in sich tragen. better- Olympiade wird nächst es die vor kurzem fertiggestellt wurde, und Nauen ter, sondern vor allem auch Angehörige des Mit­Wir ersparen es uns, bei dieser Gelegenheit mit Fahr abgehalten. Die Vorbereitungen sind findet zur Zeit ein Probeverfehr statt, der so gün- telstandes, Kaufleute, Beamte und Lehrer. Ganz dem hafenkreuzlerischen Schwindel ausführlich zu in vollem Gang und die Festtage bereits vom stige Ergebnisse erzielt hat, daß die Transradio- besonders auffallend ist, daß auch zahlreiche ortho­beschäftigen und begnügen uns vielmehr damit, 2. bis 6. Juli 1927 festgestellt. Für die Olympiade A.-G. für drahtlosen Ueberseeverkehr" die unmittel- l dore Juden Selbstmord verüben.

Die Reise nach dem Mond. Mond.

Eine außergewöhnliche Selbstmordepidemie als Folge der Wirtschaftskrise wütet gegenwärtig in Polen. Allein in Warschau ereignen sich täglich zehn und mehr Selbstmorde.

Nächte, die er bis zum Morgengrauen durchwan- die blizenden Fenster der kleinen Häuser, sehr| Elfen und von den Waldgeistern überschrien und Sert war. Er kannte schon die trunkene Süßigkeit weit zurück lag auch und versunken im Ueberfluß zu Tode gespottet. In der großen Stadt müssen des Morgens, der den Schlaf wie Honig brachte. Des weißen Lichts der große rauschende Park am alle Kindermärchen sterben, und das andere Mär Von May Barthel. Und nun war wieder eine Nacht da, eine große, Rande der Stadt. Aber die Felder, Wiesen und chen vom elektrischen Singfang der Technik und Die Herberge in der kleinen Stadt war über- weiche, und sternenbolle. Ueber die Wälder kam Wälder versanten nicht. Sie schleiften, als seien von der Verzauberung der Materie durch die Ar­füllt. An den runden und viereckigen Tischen der Mond, machte sie gläsern und schickte sie wie sie unlösbar mit dem Monde verknüpft, lässig beit kennen die wenigsten Menschen. Auch Wag­faßen die alten Tippelbrüder und erzählten großze schwimmende Inseln durch das weiße, strömende über der Erde und waren wie der einsame Wan- ner tannte dieses Märchen noch nicht. derer auf der Wanderschaft. Aber in jener Nacht, als er dem Monde Geschichten. Ein junger Métallarbeiter namens Land. Schöne Nacht über den Feldern und Wäl- In diesen Sommernächten beginnt oft über nachlief und seine Verzauberung erlebte und die Wagner tam sehr spät in diese Herberge, hörte die wüsten Gespräche um den Bissen Brot, und dern! Schöne Nacht, in der das weite Land spielt die schweigenden Felder und Wiesen Musik zu trunkenen Wälder und die unendlichen, lichterfüll als der Wirt tam und sagte, es sei fein Bett mehr und träumt, tausendmal stärker und herrlicher, tönen, die jenseits der irdischen Tonleiter flingt ten Felder sah und in den Duftwolken weiter frei, auch die Tische und Bänke seien alle belegt, als ein Mensch mit seinen Gefichten. Großes und fingt. Die leichten Winde berühren, die Wiesen stand, da jah und erlebte er, der als Kind da atmete der junge Mensch auf, nahm sein Atemholen aller Dinge zwischen Sonnenunter- Gräfer und Blumen, und der Rhythmus ihrer fein Märchen glauben konnte, doch mit inner­Bündel und verließ die Gaststube. Er war zum gang und Sonnenaufgang! Solche Gedanken be- Bewegung und der Duft ihrer Art vereinigt sich lichen Augen das geisterhafte Volk uralter stürmien sein Herz. Dann entfann er sich des zu einem sanften Schleifen. Dunkle und schiver- Träume. Und so wanderte er weiter durch die erstenmal auf der Wanderschaft. Die kleine Stadt schlief schon. Warni und Mondes, der in den Frühlingsnächten in seine mütige Stimmen fommen aus der Erde, aus den Nacht, erfüllt von der Musik der Landschaften. weich lag sie am Fuße eines sanft aufsteigenden Rammer geschienen hatte. Das war ein unfagbar Quellen, aus dem ewigen Zusammenfließen des Das wußte er ganz genau: die großen Städte ver­Berges, von dessen dunkler, gewölbter Kuppe die schöner Mond am hellen Saume der Tage ge- Waffers, aus dem faftseufzenden Gewirr der ändern das Angesicht der Welt, aber daß auch vielen Sichter eines Schloffes blißten. Die Stadt wesen, ein herrlicher Pfirsichmond über den Kam- Wurzeln. Heller Silberschrei springt ganz tief das Herz der Welt glücklicher schlage und nicht selbst war schon verdunkelt. Nur die Gasthöfe mern dex armen Leute. Hoch und erhaben schwebte empor, wo sich die Kristalle bauen. Der macht- nur in hellen Mondnächten wundervoll pulsiere, waren noch erhellt. Licht war auch noch in den er vorbei. Wie ein Ziel. Wie eine Lichtansage. vollste Ton aber der Sommernachtssymphonie darum also müssen sich auch die großen Städte Fenstern dieses oder jenes Zimmers. Manchmal Und einmal war er auch aufgewacht, ehe die bricht aus dem Atemholen aller Dinge, aus den verändern. Solche Dinge dachte der junge Wanderer Und als er lonte der Jüngling an den leuchtenden Scheiben Mutter rief und ehe die Fabrikssirene schrie, und Feldern, den Wiesen, den Wäldern, aus der Nacht­und dem Flüstergange fern kreisender unter dem weißen, vollen Mond. das Schattenspiel sich bewegender Menschen sehen, da hatte er jenent Mond zum erstenmal gesehen. tühle das süße Spiel der Liebenden, die versunkene Er sah den Mond seiner Kindheit, den gelben, Sterne. Der Sommermond ist ganz fühl und ton- alles zu Ende gedacht hatte, da kam die Müdigkeit Ruhe vor dem Schlaf, die leidenschaftlichen Ge- weißen, roten, schmalen, wilden, milden, satten, los, und doch ist es, als sei er der Meister allein, und füllte sein Herz aus. Immer noch rollte r bärden eines Streites, die Unruhe der Kinder, hungrigen und immer wechselnden Mond der nun der in dieser verzauberten Nacht alle Stimmen, weiße Mond, immer noch glucksten felige Ge­feine vollkommene Gestalt gefunden hatte, der Schreie, Rufe, Seufzer und Geständnisse weckt und wässer, immer noch schleiften die Winde, aber Wagner hörte nichts mehr von jener Musik. wie Flügelschlagen der Vögel vor der Nacht. über der Vorstadt rollte, im Niedergang noch fühl und flar zusammenfügt und ordnet. Traumlos verschlief er die letzten Stunden zum blütenboll war und in den Herzen die Sehnsucht wedte, einmal eine ganze Nacht seine Lichtbahn hellen Tag.

Bis vor drei Tagen noch batte Wagner in einer großen Fabrit gearbeitet. Jest war er ar­beitslos, und mit fühnem Entschluß hatte er sich in die Freiheit der Landschaft gerettet. Wohl liebte zu verfolgen. Und diese Nacht verfolgte er die Lichtbahn er die Stadt und war mit ihrem donnernden Alarm verwachsen, aber er liebte auch die Felder des Mondes. Weit zurück lag die kleine Stadt mit und die Wälder und entfann sich einiger Nächte der Herberae ant Fuße des Berges, den das nach wildbewegten Versammlungen, sternenvoller Schloß bekrönte. Ausgelöscht und vergessen waren

Auch Wagner, der Mann von den eisernen Durch das lichte Feuer eines schönen Mor­Maschinen, hörte diese nächtliche Musik. Auch sein Ser; füllten jene ungeheuerlichen Stimmen aus. Am Rande einer großen Stadt war er aufgewach- gens wanderte er weiter, und mit den fingenden fen. Die Fabrifen umlärmten schon seine frühesten Vögeln stieg auch sein Lobgesang in den Himmel Jahre. Die Maschinen und die Not der armen und suchte den unsichtbaren Mond, den großen Leute hatten die silberhellen Märchen von den Meister aller nächtlichen Dinge.