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6. Jahrgang.
Sozialdemokrat
Denkt daran!
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.
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Sonntag, 1. August 1926.
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Nr. 178.
So bleibt es den Einsichtigen, den We- schwerer als der Kapitalismus als der Kapitalismus überhaupt.| heimdiplomatie niederringt, dann hat sie einen nigen, die nicht vergessen können und nicht können wir diesen nicht so leicht entlarven, jo Strieg jo erschwert, daß wir auf einen dauernvergessen wollen, vorbehalten, immer wieder muß jener allen, die unter ihm viel zu leiden den Frieden hoffen können.
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Der Brünner Arbeitertag.
Sowohl
Im Verlaufe des heutigen Tages trafen Hunderte von Festgästen in Brünn ein, so daß mit einem wahren Wassenbesuch zu rech nen ist.
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Schramet
=
zum Proteſt gegen den Geist des Krieges haben, verabscheuenswert erscheinen. Gelingt Dazu tut not: aufklären und Licht Unter uns leben und arbeiten Hun- aufzurufen. Denkt daran!" müssen sie es uns, die Massen des Voltes mit dem in die Stöpfe bringen; warnen und berttausende Menschen, die heute vor den Vergeßlichen zurufen, wenn die Tage sich Geiste des Hasses gegen den Krieg, mahnen; den Menschen das Bild des Erjähren, an denen das Unheil hereinbrach, mit dem Unheil hereinbrach, mit dem Willen zum Frieden zu lebten ins Gedächtnis rufen; selbst immer zwölf Jahren in die Kasernen weil ein paar Männer mit Völkerschicksalen erfüllen, dann muß es uns auch gelingen, die daran denken und nie aufhören, dis einzogen, um des Kaisers Rock anzuziehen spielen durften. und ihn nicht eher wieder abzulegen, bis er spielen durften. Denkt daran! fönnten Dämme auszubauen, die einer neuen friege- andern aufzurütteln. Es gibt gegen die Wie ihnen in Fehen vom Leibe fiel oder sie nackt wir aber jedesmal rufen, wenn mitten im rischen Flut entgegenstehen. Wenn der Pazi- derholung des entsetzlichen Unheils heute wie und bloß in den russischen Lehm, in die far- Frieden das Wetterleuchten des fismus den Völkerbund erobert, wenn die zu Bebels Zeiten das eine Mittel, stigen Felsen von Doberdo und in die Glet- rieges sichtbar wird. Wir haben in den Arbeiterschaft den Fascismus und die Ge- daß die Köpfe denken! scher der Dolomiten gesenkt wurden. Unter letzten Wochen gerade genug Deuter befomdiesen Hunderttausenden wenn wir den men. Handgranaten explodieren und zerreifleinen Weg von Washington bis Wladiwostok Ben das einemal Soldaten, das anderemal nicht scheuen, fönnen wir ebenso leicht viele spielende Kinder. Fliegerbomben fallen unter Millionen zählen, die dabei waren, find arbeitende Landleute und vernichten ein blüWiener Arbeiter in der Tschechoslowakei . Zehntausende, die den Denkzettel am hendes Leben. Piloten werden das Opfer des Brünn , 31. Juli. überaus starken Besuch aufwies. Das Konzert, Leibe tragen. Unter allen anderen, die daheim Soldatenspiels und Soldatenselbstmorde spreHeute vormittag ftrafen einige Minuten vor das ein erlesenes Programm hatte, stand auf blieben, sind keine zwei Prozent, die sagen chen eine deutliche Sprache. Denkt daran! könnten, der Krieg wäre spurlos an ihnen auch an diese Kleinigkeiten", die gegen die 10 Uhr mittels Sonderzuges die Wiener Genossen, einem hohen künstlerischen Niveau. und ihren Familien vorübergegangen. Ber- friegerische Wirklichkeit verblassen wie ein die an dem morgigen Brünner Kreisarbeitertag die Wiener Sänger mit ihrem Chormeister hungerte Arbeiterfrauen, füfilierte Dienstver- Kerzenlicht vor der Sonne. Kann nicht auch als Gäste unserer Partei teilnehmen, in Brünn Human als auch die übrigen Mitwirkenden, die weigerer, rachitische Kinder, Blinde und Zit- in einem trägen Gehirn der Blizz einer ver- ein und fuhren gleich zur Besichtigung des Mäh- Solistin Frau Humann und das Waldhornquarterer, armlose, beinlose Krüppel, unzählige irrten Fliegerbombe die Vorstellung von dem rischen Karstes weiter. Am Perron des Brünner tett der Wiener Staatsoper wurden immer wieBahnhofes hatte sich eine große Zahl von Brünner der mit lautem Beifall überschüttet. Nach Leichtverwundete", Trommelfeuer heraufbeschwören? denen die Diagnose Aber mehr als durch solche Tropfen vor Parteimitgliedern eingefunden, um unsere Wiener dem Konzert vereinigte ein zwangioses VelsamTbc" im Gesicht geschrieben steht, Krumme Freunde würdig zu begrüßen. mensein im Deutschen Haus die Sänger und die Stürmische Freundschaftsrufe erschollen, als übrigen Gäste. und Lahme, Entmannte und Verstümmelte, dem Gewitter könnten die Menschen, die einWitwen und Waisen, Verwahrloste und Ver- mal das Werden eines Krieges miterleben der mit roten Fahnen reich geschmüdte Zug in kommene, Massengräber und Kriegerdent- konnten, denen tausendmal gezeigt wurde, die Bahnhofhalle einfuhr. Die ersten Worte der mäler, Berarmte und Schieber, Ruinen und wie mans gemacht hat, gewarnt Begrüßung sprach namens der Brünner Kreiswiederaufgebaute Gebiete, Dreiviertel der werden, durch die Fortdauer eines organisation Landes ausschußbeisißer Gen. EdWelt um uns find ragende Zeugen der gro- System 3, das die Gefahr neuer Kriege in mund Pipal. In herzlicher Weise hieß er die ken Zeit, die uns die Verbrechergesinnung sich birgt. Der Kapitalismus gleicht einer ent- Wiener Gäste auf Brünner Boden willkommen und der Understand der Verantwortlichen vor sicherten Pistole, die jeden Augenblick los und gab der Freude Ausdrud, österreichische Freunde in unserer Mitte zu sehen. Trene Kampfzwölf Jahren beschert haben. Wir ahnten es gehen kann, wenn man ungeschickt oder bös- gemeinschaft hat uns stets mit unseren österreichi- Beratungen der Reichsordnertonferenz wurden damals alle nicht, welch ungeheures Schicksal willig an fie rührt. Nun haben die Folgen fchen Genoffen vereint. Diese Einheit konnten heute Nachmittag fortgesetzt und beendet. Genosse uns erwartete. Ja es gibt Dinge zwischen des letzten Krieges den Kapitalisten eines be- auch die von den Imperialisten gezogenen Gren- Paul referierte über den organisatorischen Himmel und Erde, von denen sich unsere wiesen: daß der Krieg unrentabel zen nicht zerstören. Den deutlichsten Beweis hiefür Aufbau, ter Ordnerorganisation und über die Schulweisheit von anno 1914 nicht träumen geworden ist. Nicht für die Schieber und gibt der Besuch unserer Arbeiterdelegation in Wien, nächsten technischen Aufgaben. An seine Ausließ. Wir sollten die Maschinengewehre und Kriegsgewinner, die einen neuen Strieg heiß die bewundernswerte Aufbauarbeit der unter führungen schloß sich eine sehr interessante und Flammenwerfer, die Mörser und Handgra- ersehnen. Aber für die großen Unternehmer, sozialistischer Führung stehenden Gemeinden ken- eingehende Debatte, an der sich die Genossen unvergeßlichen Empfang bereitet hatte. Genosse bach, Strebinge r- Brünn, naten, die Gasangriffe und die Schüßen- für die Kohlen- und Delkönige, für die Her- nen lernte und der die Wiener Arbeiterschaft einen dejci- Evautenau, Kremser, Hocke- Bodengräben, das Trommelfeuer und die Drahthin- ren der Stahl- und Baumwollproduktion, für Pipal dankte namens unserer Partei den Wie- Brinn, Nö kl- Landskron, Kund t- Komotan, dernisse, die Nachtangriffe und die Flieger- die paar hundert wirklichen Gebieter der Erde, ner Genoffen für die herzliche Aufnahme unserer Dot- Karlsbad , Pölzl- Auffig, MüllerDr. Czech . Tiet Troppan, bomben, die Etappenschweine und die Lebens- die Rockefeller und Morgan, Lloyd, Vander- Delegierten und gab die Versicherung, daß auch Strumment, mittelschieber, das Hungerödem und die bilt und Loucheur, Schneider- Creusot und wir alles daran sehen werden, um die wenigen Nimm für- 3ndim, Hudeče l- Teplit, IIKlöckner und Rothschild , Stunden. die die Wiener in unserer Mitte ver- man n- Teplit uns Kühne l- Mies beteiligten. Affentkommissionen, den militärischen Fa Mannesmann, briksbetrieb und den Ausnahmszustand zur Skoda und Ford ist der Krieg ein riskantes bringen werden, so schön als möglich zu gestalten. Nach einem Schlußwort des Genossen Paul Genüge fennen lernen. Bier ganze lange Geschäft geworden, bei dem man selbst im Mit einem herzlichen Freundschaft" schloß Gen. wurden eine Reihe von wichtigen Beschlüssen über Jahre hat man uns Zeit gelaffen, alle günstigsten Fall mehr opfert als man gewinnt. Pipal seine Begrüßungsansprache. Für die Wie- die weitere Ausgestaltung der Ordnerwehr vor ner Genossen erwiderte Stadtrat Gen. Weber, allem über die Ergänzung des Regulativs und Neuerungen der Technik und der Militärwis- Die Dimensionen eines neuen Krieges sind der in seinen Ausführungen ebenfalls die Kampf die Einsehung eines Reichsbeirates beschlossen. einfach unermeßlich. Leib und Leben, Besiz gemeinschaft zwischen dem Proletariat beider Genosse Kremser beendete mit einem an und Reichtum der Drahtzieher können nicht Staaten betonte. Er erinnerte an die jahrzehnte- femernden Schlußwort die von bestem proletariAber jetzt nach diesem Studium, mehr wirklich gesichert werden. Das hat eine langen Schulter an Schulter geführten Kämpfe, schen Kampfgeist erfüllte erste Ordnerkonferenz. nach vier Jahren grausigen Erlebens und Friedenspolitik in der kapitalistischen Gesell die der Arbeiterklasse herrliche Erfolge brachten. acht Jahren Nachdenkens und Nachfühlenschaft und auf dem Boden der bürgerlichen Die heute in Wien geleistete Arbeit ist nicht in könnten wir wissen, was der Krieg bedeutet Ordnung zur Folge. Ihr sichtbarer Ausdruck leßter Linie die Frucht der gemeinsamen Kämpfe, und jede Wiederholung des Stahlbades müßte ist der Völkerbund . Ein schwaches Institut, die das judetendeutsche und das österreichische Proletariat geführt hat. Der Bekundung der innigen aus dem einfachen Grunde ganz unmöglich eine klägliche Waffe, werden viele sagen. Sie Verbundenheit mit dem deutschen Proletariat der sein, weil die meisten lebenden Menschen es zweifeln mit Recht. Der Völkerbund wie er Tschechoslowakei gilt der Besuch der Wiener ArBudapest, 31. Juli. Die Plaidoyers im schon genossen haben und weil die Nachwir- ist, wird uns den Frieden nicht gewährleisten. beiter. Die herzlichen Worte des Genossen Weber fung der Greuel so start sein müßte, daß der Es wäre aber töricht, die Tatsache zu verfen- übten auf alle Anwesenden einen tiefen Gindrud Ratosiprozeß wurden heute beendet. Der Staats Schweigsamste redselig, der Schwerfälligste ge- nen, daß sich der Krieg in gewisser Beziehung aus und wurden mit lautem Beifall aufgenom- anwalt machte von dem Rechte der Replik keinen wandt, der Unfähigste ein Pädagog, der Nüch überlebt" hat, daß er nicht mehr ein Be- men. Mächtig erklangen nun in der Bahnhofs- Gebrauch, worauf die Angeklagten das Schlußternste ein flammender Rufer, der Friedfer- Sürfnis, ein unvermeidliches letztes Aus- halle unsere alten Stampflieder, die Interna- wort erhielten. Mathias Ratoji hielt eine förm tigste ein unerbittlicher Ankläger werden, funftsmittel des Kapitalismus ist. Die Ab- tionale" und das„ Lied der Arbeit", die von der liche Propagandarede, worin er ausführte, es Wiener Arbeiter- Kapelle gespielt und von allen gebe keine Millionen der Bourgeosie, die zu schütwenn es gilt, der Nachwelt, die es nicht mit rüstung, die auf zahlreichen Konferenzen Teilnehmern mitgesungen wurden. Den Abschluß zen wären nur etwa 15 bis 20 Tausend Grundeigenen Augen und Nerven aufnahm, das solange besprochen wird, bis von ihr nicht der kurzen, aber eindrucksvollen Feier bildete ein besiker, Fabrikanten, Unternehmer, Schieber, Bild des vierjährigen Mordens und Verhun- mehr die Rede ist, die Geheim diplovom Wiener Arbeitersängerbund Jeblesee vorgetra- Schmuggler und Preistreiber, die als Bourgessie gerns zu gestalten. Aber die Menschen, matie, der Fascismus scheinen abec gener Chor. Wieder erschollen Freundschafts " bezeichnet werden können. Er und seine Genossen die es erlebten, haben vergeifen. Sem zu widersprechen. Sie sind auch tatsäch- ruje, als sich der Zug mit den lieben Gästen in feien Patrioten, die im Kampfe um das Treten in diesen Tagen der Wiederkehr täglich die großen Gefahren für den Frie Bewegung fette, um sie in die Mährische Schweiz Wohl des Volkes keine Grenze kennen. Rakosi lich Hunderttausende auf die Straße, fpon- den. Der Kapitalismus fann am Striege zu bringen. Die Feier erregte am Brünner Bahn- sprach dann von der ungerechten Verteilung des tan, im freien Drange zu protestieren und desinteressiert werden. Er wird troßdem mit hof, der wohl faum vorher eine so herzliche Ver- Besizes und von den Mängeln des öffentlichen begreiflicherweise Rechtes, das zu bekämpfen Aufgabe des Proletariates sei. Die Hoffnung Ungarns , die alten Grenzu warnen, und stimmen den einzigen Ruf seinen Krisen und Erschütterungen ein Nähr- brüderungsszene erlebt hat, der für sie, die Zeitgenossen einer boden für Kriege bleiben. Nur eine soziali- große Aufmerksamkeit. Den Rest des Tages widmeten die Wiener zen des Landes durch außenpolitische Verbindun solchen Zeit, allein noch Sinn haben stische Gesellschaft wäre gegen Kriegsgefahren Gäste der Besichtigung der Mazo cha gen wieder herzustellen, sei ganz unbegründet. Die fönnte, den Ruf„ Nie wieder Krieg"!? burch ihr ganzes Wesen geschüßt. Der Kapi- und der mährischen Karsthöhlen, deren gigantische alten Grenzen würden nur vom Proletariate und Stehen die Millionen der Leidensgenossen zu- talismus bleibt auch bei seinen Friedensten- Pracht den Besuchern Ausrufe höchster Bewun- bon Sowjetrußland wieder hergesammen in dem einen Willen Nie wieder tenzen anarchisch planlos. Er kann sich der derung er rang. Die Führung durch das mäh- stellt werden. Es sprachen noch die Angeklagten Krieg?" Sie wandeln unter uns, wir merken Elemente nicht entledigen, die geeignet sind, rische Höhlengebiet hatten die Brünner Natur- Giri, Gögös und Frau Toth, worauf die Berhandes nicht. Sie haben so gründlich vergessen, daß einen neuen Krieg zu entfachen. freunde inne, deren Funktionäre den Wienern lung auf Montag vertagt wurde. erst die Zeitung ihnen das„ Jubiläum" vor Gegen die bulgarische BandenNun werden aber die politischen Schick nach Lundenburg entgegengefahren waren. In Lundenburg wurden nach Ueberschreitung Augen führen muß, das verdiente, alle ande- sale der Welt heute schon in starkem Maße der Grenze die Wiener Gäste von der dortigen wirtschaft. ren Erinnerungstage zu verdrängen. Die von der Arbeiterschaft mit be- Lokalorganisation begrüßt, als deren Sprecher Gabe, zu vergessen, wird hier zum furchtbar- st i m m t. Wir hätten keinen Kapitalismus Genosse Wessely fungierte. sten Geschenk, das eine angeblich gütige Natur mehr, fönnten wir allen denen, die unter ihm den Menschen gab; denn sie birgt in sich die leiden, die Ursachen ihres Leidens zum Be- Heute abends veranstaltete der Wiener ArGefahr, daß wiederholt wird, wußtsein bringen. Der Krieg trifft die Men- beiterfängerbund„ Jedlefee" im großen Festsaal vas vergessen wurde. schen sichtbarer, im Augenblick auch härter und des Deutschen Hauses ein Konzert, das einen
senschaft gründlich zu studieren.
ant,
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