Sette 4.

Lagesneuigkeiten.

Ein Mordverfuch bei Brag.

Prag  , 31. Juli. Gestern um Mitternacht wurde der Besizer Blecha des Lammhofes ober­halb der Generalka in der Scharka durch ein heftiges Klopfen gegen das Fenster aus dem Schlaf geweckt. Er erhob sich bestürzt und ver­nahm die Stimme seines ehemaligen Kutschers, des 20jährigen Wenzel Simon, der rief, er möge feine Kuh anbinden gehen. Blecha ging auf den Hof und sah tatsächlich, wie eine Kuh aus dem Stall fam. Er jagte sie zurüd und wollte sie anbinden; in dem Augenblic erhielt er von hinten einen Arthieb auf den Kopf, daß er zu­sammenbrach, worauf der Kutscher noch mehr­mals auf ihn losschlug. Als Blecha um Hilfe rief, flüchtete der Kutscher. Die Gendarmerie nahm sofort die Nachforschungen nach Simon auf, und es gelang auch, ihn bald zu verhaften.

Šimon leugnete anfänglich, gestand aber später die Tat ein und gab an, er habe den Guts­befizer aus Rache erschlagen wollen, weil ihn dieser entlassen habe, als er eines Morgens be­trunken nach Hause gekommen war und nicht ar­beiten wollte. Am Donnerstag machte sich Simon auf den Weg, kletterte in der Nacht über die Stallungen auf den Boden des Lammhofes, wo er die auf einem Balken liegende Hacke ergriff. Dann ließ er sich in den Hof hinab, band die Kuh los, rief sie aus dem Stall und klopfte an das Fenster. Als er den Gutsbesitzer aufstehen hörte, versteckte er sich im Stall und versette dem ein­tretenden Blecha einen Hieb mit der Hacke, daß dieser zu Boden stürzte, worauf er noch zweimal mit einem Block auf dessen Kopf loshieb. Simon fagte, er habe geglaubt, Blecha sei bereits tot. Nach der Tat ging der Bursche in die untere Scharka, wusch sich dort im Bach seine Hände, seine Hose und seinen Rock vom Blut rein und machte sich auf den Rückweg.

Das Bodenamt sabotiert den Wohnungsbau der Gemeinden. Man schreibt uns:

Und dies alles durch die Schuld des Bo- Jübung einberuft, um ste das wcoronanowert zu denamtes. Ist es nicht eine Kulturschande lehren, und diese Menschen selbst täglich und ohnegleichen, wenn die Gemeinde bauen stündlich der Gefahr eines Unfalles aussetzt, wer­will und das staatliche Bodenami wis den diese Waffen- und sonstigen militärischen sentlich derartige im öffentlichen Interesse gele- Nebungen zum steten Schrecken aller fried­gene Wohnungsbauten ja botiert! lichen Männer, Frauen, Kinder. Hörten wir in Kriege alle mit Grausen von feindlichen Fliegerangriffen mit Bombenabwürfen, denen

Brotest der tschechoslowakischen Intellektuellen gegen die Horthyjustiz. friedliche Bürger zum Opfer fielen und dienten

Tschechoslowakische Intellektuelle haben durch die Internationale Arbeiterhilfe nach­stehendes Telegramm an die ungarische Regie­rung gefandt: Ungarische Regierung,

Budapest  .

Von dem bisherigen Verlauf des Prozesses gegen Ra kosi, Bagi und ihre geistigen An­hänger und von den Anträgen des Anklagever­treters haben wir mit Entrüstung Kenntnis ge­nommen und erheben im Namen der Mensch­lichkeit und Gerechtigkeit flammenden Protest. Wir sind überzeugt, daß hier feine Verbrechen unter Anklage stehen, sondern geistige und poli­tische Auffassungen zu Verbrechen fonstruiert und bestraft werden sollen. Wir ersuchen die ungarische Regierung dringend, ein solches Urteil zu verhindern. denn dieses müßte in der gesamten Stulturwelt die hellste Empörung hervorrufen. Die Einstellung des Verfahrens gegen Ratosi, Vagi und Anhänger, deren Freilassung und Dul dung der freien geistigen und politischen Mei­nung in Ungarn   würde dem Rechtsempfinden der geistigen und schaffenden Welt entsprechen.

Prof. Dr. Zdenek Nejedly  ; Dr. Th. Bartoschek, Advokat; Dr. 2. Görlich, Arzt; Dr. Ed. Kalabis, Advokat; J. Hora, Schriftsteller; M. Majerova  , Schriftstellerin; . Kratochvil, Schriftsteller; Dr. A. Mayer, Sekretär; Dr. Otto Laufer, Arzt; Dr. J. Sekanina, Schriftsteller; S. Ma lirova, Schriftstellerin; J. Olbracht, Schriftsteller; V. Nozval, Schriftsteller; S. R. Neumann, Schriftsteller; R. Thomas, Re­dakteur des Prager Tagblatt"; Dr. Rudolf Fuchs, Schriftsteller; Dr. F. C. Weiskopf, Schriftsteller; J. Seifert  , Schriftsteller; Dr. V. Prochazta; 3. Sfala, 2. Stellvertreter des Bürgermeisters der Stadt Prag  ; Senator

Die Gemeindevertretung in Rosolup be­schloß im Frühjahr 1925, um Grund für Bau-. Nießner, Chefredakteur des Sozialdemo­zwecke vont beschlagnahmten Großgrundbesize des frat"; R. Tu in a, Schauspieler des National­Meierhofes in Kojolup anzusuchen. Gleichzeitig theaters; Walter Tschuppik  , Redakteur des wurde der Beschluß gefaßt, acht Wohnungen zu bauen und die hiezu notwendigen Baupläne an- Prager Tagblatt"; Byšek, Redakteur der fertigen zu lassen. Die Vorarbeiten wurden von Lidove Noviny"; Dr. Hugo Hecht, Dosent  ; Dr. Vrbensky, Art; Dr. F. Polat, Advo­der Gemeinde durchgeführt und man wartete mur Dr. Vrbensky, Arzt; Dr. F. Polat, Advo­auf die Zuteilung des Baugrundes, um mit den fat; Dr. Siegmund Stein, Advokat; Karl F. Wohnungsbau zu beginnen. Es ist jedoch bis Teige, Schriftsteller;. Dobrovolny. Re­heute eine Zuteilung von Baugrund nicht erfolgt, dafteur; Frau Landova- Stychova, Abge­obwohl in dieser Angelegenheit vom Gemeindevor- ordnete; 2. Beran, Redakteur; Internationale Arbeiterhilfe Prag. steher und Abg. Genoffe Leibl schon dreimal beim Bodenamte in Pilsen   interveniert wurde. Stets wurden Ausflüchte gebraucht, daß die Kriegsopler im Frieden. ganze Sache noch nicht durchgeführt sei. Privat­Leute, die es gewohnt sind, die Zeitung nur personen werden jedoch Bauplätze zugewiesen und ausgemessen. Die Gemeinde hat bis heute eine dann interessant zu finden, wenn recht viele Un­Zuweisung von Baugrund noch nicht erhalten. glücksfälle, Raubmorde, sexuelle Entgleisungen, Infolge des Wohnungsmangels hat die Gemeinde, furz Dinge gemeldet werden, die für den ehr fein Stückchen Baugrund zur Verfügung, ja ist samen Spießer Sensation bedeuten und in ihm nicht imstande, eine kleine Notwohnung irgendwo ein prickelnd- graufiges Gefühl wachrufen, solche aufzubauen. Bisher wurde jeder Delogierte von Leute kommen jetzt bestimmt auf ihre Rechnung. der Gemeinde untergebracht. In den Gemeinde- Denn es vergeht kein Tag, in welchem Menschen häusern wohnen 17 Parteien und es steht kein durch eigene oder fremde Schuld ihr Leben las noch so kleiner Raum zu Verfügung, um die neu- fen, fein Tag ohne versuchte und verübte Selbst­herausgestellten Parteien unterzubringen. Diese morde. Morde, Sexualverbrechen usw., kein Tag, Woche wurde eine vierköpfige Familie ohne Meldung über eine unabwendbare Elemen­herausgestellt. Die Eltern und zwei Kin- tarfatastrophe. Unglück über Unglück sucht uns der müssen jeder bei einer anderen Familie näch- heim. Die schwersten Opfer aber fordert tagtäglich tigen. So wird das Familienleben zerstört und der Militarismus. Nicht genug daran, daß vergiftet. In etwa vierzehn Tagen soll wieder es mitten in Frieden arbeitende Menschen ihrem eine Partei delogiert werden. Wohin mit ihnen? Erwerbe und Verdienste entreißt, sie zur Waffen­

solche Berichte der eigenen Heeresleitung vornehm lich zur Aufpeitschung des nationalen Hasses, so muß heute Empörung und Haß aufflammen ge­gen einen Militarismus, der sich seine Opfer auch aus den eigenen Reihen holt. Das tut der tsche­choslowakische Militarismus fast täglich. Bom ben und Granaten zerfeßen den Bauern bei sei= ner Feldarbeit, überfallen spielende Kinder! Für­wahr ein Bild, das verdient, von den besten Künstlern für die Mit- und Nachwelt festgehalten

zu werden.

Ein einzig Gutes ersehen wir aus den Schreckensnachrichten der letzten Tage: Die Fa­milien der toten Bauern, der verkrüppelten Stin­der, die Kinder selbst. die Zeit ihres Lebens an den Folgen des gräßlichen Unglücks schleppen müssen, der Bub mit dem amputierten Bein, der auf Schritt und Trift daran erinnert werden wird, furz alle unglückseligen Opfer und Leid­tragenden eines leichtsinnigen Spiels mit Mord­waffen, sie werden weder Militaristen sein, noch Militaristen erziehen, wie sie der Militarismus braucht, un seine Herrschaft dauernd zu erhalten.

M. G.

Die Hoteldiebstähle an der Ostsee  florieren weiter.

Berlin  , 31. Juli. In Sellin   auf Rügen  drangen Hoteldiebe am hellen Tage in acht Zim­

brachen sämtliche Stoffer, raubten aber nur Bar­geld. Obwohl der Einbruch wenige Minuten spä­ter entdeckt wurde, fehlt von den Tätern jede Spur.

mer des ersten Stockwerkes eines Hotels ein, er­

Noble Unternehmermanieren. Von frei­gewerkschaftlicher Seite wird uns nachfolgendes Schreiben zur Verfügung gestellt:

S. Neurath& Sohn, Bratislava  ,

Eisenwaren und Emailgeschirr en gros.

An die Firma...

Un fer neuer Roman.

Wir beginnen Dienstag mit dem Ab­druck eines neuen Romans, dessen Verfasser mit fühner Gestaltungskraft und in durch­aus origineller Erfindung an einem Aus­schnitt aus den Spizen der Gesellschaft den Geist des Grauens zu schildern und zu bannen versucht, der im Weltkrieg seinen Höhepunkt erklomm, ohne aber mit ihm zu enden. Der Leser wird in diesem Roman:

,, Bom Baume des Bösen"

von Marcel Berger

in ein vornehmes Höhenhotel geführt, wo sich unmittelbar nach dem Kriege eine Aus­lese militärischer, diplomatischer, schrift­stellerischer und medizinischer Apostel des blutigen Gedankens zusammenfand. Lang­sam entwirrt sich die internationale Ver­filzung der Mörder und Henker, ein Bild, das um so mehr Interesse erweckt, als es von einem Franzosen   gezeichnet ist. Wie sich innerhalb dieser wie auf einer fernen Insel abgeschlossenen, schuldbelade­nen Gesellschaft eine alles vernichtende Ratastrophe entwickelt, faktisch, aber auch symbolisch für die Welt, in der wir leben, das soll eben nur mit diesen Worten hier angedeutet werden, um der Lektüre dieses Buches nichts von ihrer Spannung und Gewalt zu nehmen. Der Leser lasse sich durch die Eingangskapitel, die zur Vor­geschichte der Hauptpersonen etwas weiter ausholt, nicht beirren, er wird im Verlauf der Handlung reichlich dafür entschädigt. Wir sind gerade bei diesem Roman über­zeugt, daß er von unseren Genossen und Genofsinnen mit höchster Anteilnahme und Interesse für das Geschick der handelnden Männer und Frauen gelesen werden wird.

Wir verständen Sie höflichst, daß unser Rei­fender längere Zeit nicht in der Lage sein wird, Shre geschätzte Firma zu besuchen. Wenn Sie Ihren Bedarf in Emailgeschirr gefälligst auf­geben, so gewähren wir Ihnen auf die gehabten Breise 2 Prozent, bei Abnahme von mindestens 300 Silogramm auf einmal eine dreiprozentige Bonifikation vom Nettobetrage. Das Reifen lassen fostet Geld und wollen wir das Ersparnis, da uns an Ihrer werten Kundschaft gelegen ist, Ihnen zukommen lassen. Auch empfehlen wir dürfen in der Tschechoslowakei   doch nicht einreis Ihnen, Ihren Herbstbedarf schon jetzt aufzugeben, zen. In der Zeit des allgemeinen Abbaues noch damit Sie rechtzeitig die Ware erhalten. Vielleicht die mühevolle Existenz der Reisenden und Ver­dürften Sie davon gehört haben, daß die Email- treter zu gefährden, mußte einer Bratislaver Fir­geschirriverke Kartellverhandlungen pflegen, die ma überlassen bleiben. Hoffentlich bringen der möglicherweise zum Abschluß kommen und zu einer artige Briefe die Reisenden und Vertre erheblichen Erhöhung der Preise führen werden. ter zur Besinmung und sie werden, wie alle ande­Trotzdem eine Möglichkeit der Verbilligung der ren Angestelltenkategorien endlich den Weg zur Preise nicht besteht, gewähren wir Bestgarantie, freien Gewerkschaft finden. Die frei­das heißt im Falle sich die Preise ermäßigen soll gewerkschaftlichen Organisationen werden mit ten, was völlig ausgeschlossen ist, werden wir die allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln den am Verrechnungstage gültigen in Anrechnung Stampf gegen solche Manieren aufnehmen und bringen. Indem wir Sie ersuchen, diese Mittei- werden auch mit diesen Herren fertig werden. lung nicht weiterzugeben, zeichnen wir mit aller Eine bedeutende medizinische Erfindung. Hochachtung..." Für das entsetzliche Deutsch dieses Briefes Einer Meldung des Matin" zufolge hat der sind wir nicht verantwortlich. Derartige Unter- französische Arzt Arthur Jernes einen Apparat syphilitischen und Tuberkulosen- Ansteckung fest­nehmerpraktiken, die im verstorbenen Desterreich erfunden, durch welchen das Fortschreiten der nur am Quai oder in Galizien   geübt wurden, gestellt werden kann, wodurch ermöglicht werden wird, ganz genau zu entscheiden, welche Heilmit tel anzuwenden sind.

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binden! Wenn die Hunde dann nicht gehen, die erste Gruppe losband, waren sie bewußtlos, I worden war, als Antwort diesen Choral an­erschießen!" Und schon sauste sein Auto weiter. hatten Schaum auf den blauen Lippen, nun fam stimmten. Es war, als ob ihre Seele nach tage­Der ,, bergängliche Ruhm" Mussolinis. In Der Kommandant der Russenkompagnie der zweite Turnus und so ging es fort, bis die langer Apathie und Stummiheit die Gletscher als fehrte entsetzt zurüd. Er wußte, daß er dem ganze Rompagnie ,, hing". So wurden also 150 Zeugen ob der Schandtat, die an ihnen berübt Bientina, Provinz Pisa  , ist dem Kaplan Boschi, Befehle des Korpskommandanten Folge leisten Gefangene nach tagelangem Fasten, nach monate- worden war, anrufen wollten. 150 Märtyrer wie der Corriere degli Italiani" berichtet, eine mußte, weil sich der General auf der Rückfahrt langem Hungern, gezivungen, in eine feuer- hatten für ihre Peiniger eine Hymne als Ant- wenig angenehme Geschichte widerfahren. Boschi der aus gequälten Herzen der Heiligen, den er ewig nannie, im Ge­ gehen". Er begab sich also in die Barade zu Ellison, der dieses Verbrechen anordnete, traf kommend, alle, selbst die Brutalsten unter uns, gensatz zu dem der Menschen, den er als ver­davon überzeugen dürfte, ob die Russen schon gefährdete Front zu gehen! Und den General wort, einen Choral, der aus gequälten Herzen hielt in der Kirche eine Predigt über den Ruhm den gefangenen, sich am Boden vor Hunger unterwegs auf seiner Inspizierung" feine Gra- rührte. Sie faßten bald darauf wieder den Achtel- gänglich bezeichnete. Diese Worte haben die krümmenden Russen und forderte sie auf, den nate, die ihn zerriz, die Vorsehung ließ es ge­örtlichen Fascistenz in Empörung bersetzt, da sic Streit einzustellen. Er verdolmetschte ihnen, was schehen, daß er wieder ruhig in seinem Auto in laib Brot( der aus Mais gebacken und ganz gelb in ihnen eine Anspielung auf Mussolini   erblicken war), bier Mann die übliche Konserve, dann ihnen bevorstand, wenn sie nicht gehen würden. die Etappe zurückfuhr! Sie könnten sofort, bevor sie die Arbeit auf­Der Widerstand der Russen war natürlich wurden sie zu ihren Balken und Hölzern geführt zu müssen glaubten. Der Gendarmerievorsteher des Ortes ermahnte den Kaplan daraufhin, sich Am nächsten Tage trieb und bald danach schritten sie, wie eine Prozession, für einige Zeit aus seiner Pfarrei zu entfernen, nehmen, menagieren. Die Gefangenen waren überwunden worden. vollkommen avathisch getvorden. Sie tagen mit man sie zur Vergatterung oder besser gefagt, jie mit einem Bauholze auf ihren Schuitern um die hochgehenden Gemüter der Herren Fasci­gläsernem Blicke, halbgeschlossenen Augen auf frochen auf allen Vieren dorthin, wo sie aufge- weiter gegen ihr Golgatha. sten zu beruhigen. Der Zwischenfall schien damit Und die Erde drehte sich ruhig weiter, sie erledigt, aber einige Tage später wurde Kaplan dem Boden und nahmen überhaupt keine Notiz stellt werden sollten. Der Kriegsgefangenen davon, daß man zu ihnen sprach. Nachdem der kommandant teilte ihnen mit, daß sofort jeder barst nicht und verschlang auch nicht die Unge- Boschi bei der Heimkehr aus der Umgebung, wo Oberleutnant noch ein paar Stunden zugewartet zehnte Mann erschossen würde, wenn sie nicht heuer, die dieses auf dem Gewiffen hatten! Sie er Messe gelesen hatte, mitten im Walde gewalt­hatte, entschloß er sich schweren Herzens, den gehen würden. saßen zur gleichen Zeit, da die russischen Männer sam aus seinem Wagen und abseits von der Befehl des Generals zur Ausführung bringen zu Und die Ruffen? Sie stürzten sich mit dem auf dem Balken angebunden hingen und in die Straße gezerrt, wo er derart verprügelt wurde, lassen. Er bangte vor der Rückkehr des Generals, Aufgebot ihrer lezten Kraft auf den Komman- schneeige Bergnacht dem Tode entgegenwanderten, daß der Arzt seine Seilung erst nach zivanzig Ta­noch mehr aber davor, daß die ganze Russen- danten und die Bereitschaft und erschlugen sie? vor Wein und Grammophonen, inmitten ihrer gen in Aussicht stellen konnte. Die Angreifer fompagnie, etwa 150 Männer, des Sungertopes Nein! Es wäre ein aussichtslofer Stampf gewesen, weiblichen Hilfskräfte", von denen diefe Rom  - haben natürlich nichts zu befürchten, dagegen kann zu sterben bereit war. Die Bereitschaft" hes sie waren ohne Waffen, kraftlos und sahen aus mandos dort voll waren. die Sache für den verprügelten Priester die Folge Ich tam glücklicherweise nach diesem Erleb haben, daß er von seiner Pfarrei entfernt und Ortes mußte das traurige Werk vollbringen. Je wie Gerippe--fie nahmen auf einen Wink zehn Russen wurden die Hände am Rücken zu eines ihrer Kameraden die Mützen bom Kopfe, nis bald an die Piavefront. Aber immer, enn sogar dafür bestraft werden kann, daß er bei sei­sammengeschnürt, die Körper sanken vor Kraft- bildeten einen Kreis und stimmten ein Lied an. der Frühling ins Land zieht, sehe ich die Scheune ner Amtsführung so unvorsichtig und unfing losigkeit zur Erde, wenn sie losgelassen wurden. Es war ein wunderbarer, rührender, leiser, mit den angebundenen russischen Kriegsgefange- gewefen ist. Dann wurden die gehn Mann nebeneinander auf melancholischer Choral, den die russischen Männen vor mir, am Boden ihre übrigen, sich vor einen Querballen der Scheune, mit kaum den ner da hoch oben auf dem Tiroler Engpasse im Hunger, Kälte und Schmerz frümmenden Brüder Boden berührenden Fußspißen, den Rücken an die Angesichte der eisigen, unerbittlichen Gletscher Hinterwand der Scheune gelehnt ,,, angebunden". sangen. War es ein Gebet, war es ein Volks­Einen ganzen Tag und fast eine ganze Nacht lied, ich weiß und verstand es nicht. Nie aber ,, hingen" je zehn der russischen Menschen, viele werde ich diese Szene vergessen, wie die 150 Familienväter unter ihnen, die nie jemandem armen russischen Gefangenen mit entblößtem etwas zuleide getan hatten, jede Gruppe zwei Haupte und todesbleichen Gesichtern, nach tage­Stunden lang ohnmächtig ant Scheunenbalfen, langem Fasten und nachherigem Anbinden, kurz ein Anblick wie Christus am Kreuze! Als man vor ihrer Füsilierung, die ihnen soeben angedroht

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Richtigstellung. In dem donnerstägigen Artikel

mit den stieren, leblosen Blicken und mit tiefem Chriftlichsoziale Verleumder" war im Weh gedenke ich meiner Machtlosigkeit, ettvas vierten Absatz davon die Rede, daß den Christlich dagegen tun zu können; und wenn mir dann die sozialen von ihren eigenen Parteigenossen das Rührung darüber kommen will, erklingt mir der Stigma der Gottes Stimme" aufgedrückt worden russi- set. leise, rührende, melancholische Choral der ruffi- fei. Sier lag ein unsinniger Druckfehler vor, den wir hiemit richtigstellen: nicht vom Stigma der fchen Menschen am Tonalepaß in den Ohren! Gottes Stimme", sondern vom Stigma des Gottes Nimm" war da die Nede.