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6. Jahrgang.
Sozialdemokrat
Was nun?
Von Dr. Carl Heller.
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.
Dienstag, 3. August 1926.
eine
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Nr. 179.
sen und uns herbeizuführen? Ich den Versuch machen, vorerst in pratti- 1diejen Vorwurf gern auf mich nehmen. Nichts glaube, daß dies hinsichtlich der Steuerreform, fchen Tagesfragen zur Abwehr scheint mir verderblicher für das Proletariat des Mieterschutzes und der Sozialpolitik nicht der Anschläge des vereinigten dieses Landes, als die Fortdauer des bisschwer sein dürfte. Schwieriger bei den Mi- Bürgertums gemeinsame herigen Zustandes. Und mit Pessimismus, litärfragen. Hier ist gewiß unsere Einstellung Front zu bilden, im Parlament und außer mit bedauerndem Achselzucken, daß an den An die Rede, welche Genosse Dr. Czech eine andere als die der tschechischen Genossen. halb desselben zu gemeinsamen Aftionen zu Dingen: nichts zu ändern ist, mit der For auf der Kreiskonferenz in Tetschen hielt, In der Ersetzung der achtzehnmonatlichen kommen! derung, daß sich erst der andere Teil gründlich fnüpfte sich eine Diskussion, die ich, so un- durch die vierzehnmonatliche Dienstzeit sind Ich weiß, daß mir von verschiedenen ändern muß, wie sie manchmal von beiden erquicklich sie an sich sein möge, als eine wir einig. Auch darin, daß auch diese Dienst- Seiten der Vorwurf eines den Tatsachen keine Seiten erhoben wird, ist überhaupt nichts zu Piquidation der Vergangenheit geit eine allzu lange ist, daß sie eine bedeu- Rechnung tragenden Optimismus gemacht erreichen. Darum vorwärts zu gebezeichnen möchte. Wir sind durch Jahre in tende Herabsetzung verträgt, und daß sobald werden wird. Mag dem so sein! Ich will meinsamer Arbeit! verschiedenen Lagern gestanden und haben als möglich das aktive Heer durch die Miliz einander noch einmal die Meinung gesagt. zu ersehen ist. Ich glaube aber, daß auch die Bielleicht war das notwendig. Wichtiger als prinzipiellen Gegenfäße fein unüberbrüdbares die Erörterung dessen, was war, scheint mir aber der Versuch, flarzustellen, ob und in welcher Richtung in Zukunft eine 3usammenarbeit möglich ist.
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Festtage des Brinner Proletariats. Brünn
im Zeichen der deutschen Sozialdemokraten,- Einbrudsvolle Berbrüderung Wiener und judetendeutscher Arbeiter, Der Brünner Arbeitertag eine machtvolle Kundgebung bes deutschen Proletariats.
Sindernis bilden fönnen. Die tschechischen Genossen müssen gleich uns bemüht sein, aus der Armee nicht ein Instrument des Bürgertums zu machen. Ich verkenne nicht einen Die bürgerlichen Parteien haben ein- Augenblid, daß es eine ganze Reihe anderer ander gefunden; der Prozeß der Verbürger- Fragen gibt, in denen unsere Ansichten auslichung im tschechischen Lager ist soweit fort einandergehen und erwähne nur als eine der geschritten, um das Klasseninteresse dem na- wichtigsten die auswärtige Politik. Aber es tionalen voranzustellen. Mag sein, daß dieser scheint mir das untauglichste Mittel zur Her- Wir wollen es gleich vornweg sagen: Dem einzelne Brünner Genossen, die in hervorragenProzeß Unterbrechungen erfährt. Auf die beiführung einer Annäherung zu sein, diese sonntägigen Brünner Arbeitertag war dank sei- dem Maße zuni Gelingen der Veranstaltung beiDauer fann und soll er nicht aufgehalten Schwierigkeiten immer wieder in den Vorder- ner mustergültigen Organisation, vor allem aber getragen hatten. dank der hingebungsvollen Begeisterung vieler Sonntag in den frühen Morgenstunden gab werden. Auch hier hat sich die Wahrheit der grund zu stellen. materialistischen Auffassung des Geschehens Tausender ein herrlicher Erfolg beschieden, ein es am Brünner Bahnhof freudigen Empfang. Diese Annäherung muß vor unseren Augen erwiesen. Es kann feinem arbeitet werden! Der Weg dazu Erfolg, der die kühnsten Erwartungen der Ver- Aus allen Richtungen kamen hunderte und wie anstalter weit übertraf, der alle Kleinmütigen, der Hunderte Festgäste. Mit besonderem Jubel Zweifel unterliegen, daß der bürgerliche Block scheint mir die Zusammenarbeit in jenen alle Bessimisten, glänzend Lügen strafte. Brünn wurde natürlich der Sonderzug begrüßt, der den seine Macht ausnüßen wird. Die Steuer- Fragen, in denen wesentliche Differenzen nicht stand Sonntag im Zeichen einer deutschen sozial- über Nacht in der Mährischen Schweiz verbliereform, der Mieterschuh, die sozialpolitische bestehen. Ein Beispiel: Soll es unmöglich bemokratischen Kundgebung- nur wer die Ver- benen Teil der Wiener Genoffen nach Brünn Gesetzgebung, die Militärdienstzeit werden sein, daß sich die Vertreter beider Parteien hältnisse tennt, tann ermessen, was das bedeutet, brachte. Unter Vorantritt zweier Wiener Mujit hiefür ausreichende Gelegenheit für lange hin- zusammensetzen, um eine gleiche Linie für die fann verstehen, was es heißt, wenn das deutsche tapellen gings nun in geschlossenem, unüberseh aus geben. Das Leben und die Entwicklung Behandlung der Fragen der Steuerreform Proletariat dem Straßenbild des tschechischen" barem Zuge in die Stadt.( Unter den Wiener Gästen befand sich auch der Vorsitzende der sorgen dafür, daß der Bürgerblock stets fon- und des Mieterschutzes zu finden? Eine Be- Brünn seinen Stempel aufdrückt! Es waren festliche Tage, die die Brünner Jugendinternationale, Gen. Karl Heinz.) Leifrete Aufgaben im Interesse des Bürgertums handlung , die sich nicht nur auf eine parallele vorfinden und sie in seinem Sinne zu lösen Aktion im Parlament beschränken dürfte, son- deutsche Sozialdemokratie und mit ihr die Ge- der war das Wetter in den Morgenstunden so jamtpartei Samstag und Sonntag feierten: galt ungünstig, daß das suchen wird. Daß er hiebei vor keinem Mittel dern die zum Inhalte haben müßte auch ge- es doch vor allem, Genossen aus dem roten Meeting zurückschrecken wird, beweist die jüngste Ver- meinſame, von den Leitungen der Parteien wien in unserer Mitte zu begrüßen. Darum iſt gangenheit.„ Wenn es nicht mit dem Parla- veranstaltete Aktionen außerhalb des Parla- es verständlich, daß nicht nur Parteimitglieder aus dem Schubertbundpark in das Deutsche Haus ment gehen wird, so ohne Parlament". Dieses mentes. In den Fragen der Sozialpolitik aus Brünn und dem übrigen reisgebiet in verlegt werden mußte, dessen großer Festsaal von Wort des Herrn Dr. Kramař bezeichnet werden die hoffentlich bald geeinigten Gemert- überaus stattlicher Zahl an dem Brünner Kreis- einigen tausend Menschen dicht gefüllt war. Auch die Sinnesart unseres Bürgertums aller Na- schaften gewiß eine gleiche Richtung einschla- arbeitertag teilnahmen, sondern daß zu ihm, der alle Galerien waren überfüllt und einzelne Getionalitäten am besten. Dem stehen die sozia- gen. Es wird sich durch diese Zusammen- als Veranstaltung der Gesamtpartei gedacht war, noffen lauschten den Rednern vom Balkon aus. listischen Parteien uneinig gegenüber. arbeit, die von beiden Seiten eine ehrliche Delegierte der Reichspartei und verschiedene Das Meeting wurde mit den Klängen der Eine große sozialistische Partei, die und aufrichtige sein muß, langsam eine freund- Kreisorganisationen nach Brünn kamen. Der Internationale" eröffnet. Als erster Redner sprach tommunistische, kommt leider vorläufig lichere Atmosphäre bilden, manches Mißver- Barteivorstand war durch die Genossen Dr. Czech, Nießner, Taub, Kremser und Gen. Dr. Czech. für den aktiven Kampf gegen das Bürgertum ständnis wird schwinden und so von selbst der öll vertreten, Delegationen aus Brür und nicht in Betracht. Gefangen in unmarristi- Weg frei werden, um auch eine gemeinsame Ausiiq, aus Preßburg und Landskron Er überbrachte den Wienern die Grüße schen Utopien, materiell, geistig und politisch Linie für die schwierigeren Fragen der großen und vielen anderen Orten, alle Reichsfunktionäre des Parteivorstandes, sowie sämtlicher abhängig von ausländischen Faktoren, schaltet Politik zu finden. der ,, Roten Wehr" nahmen an dem Fest teil. Arbeiterorganisationen des Brünner Kreises, der sich diese Partei borläufig selbst aus. Ich habe abfichtlich bisher zwei wichtige Aber der Brünner Arbeitertag war auch eine politischen, gewerkschaftlichen und fulturellen, die Die tschechischen Nationalfound entscheidende Dinge nicht erwähnt: Die ernste proletarische Demonstration, eine macht sich zur Veranstaltung des Festes vereinigt hatten. zialisten sind von inneren Kämpfen durch- Stellung zur Koalitionspolitik und die Stel- volle Befundung proletarischen Kampfwillens. Er dankte dann dem Gen. Weber für sein Brünn hat seit der Vorkriegszeit feine so ge- Kommen und führte aus: Jst es möglich, auch wühlt. Ueberdies macht diese Partei eine lung zum nationalen Problem. ähnliche Entwicklung durch wie die tschechisch- Aber ist es wirklich praktisch und not- waltige Rundgebung des deutschen Proletariats, nur eine Sefunde die innige geistige Verbundenniemals aber noch ein so begeistertes und begei- heit unserer Partei mit der österreichischen bürgerlichen Parteien. Auch sie wird sich entwendig, von allem Anfange an alle Streit sterndes Fest proletarischer Verbrüderung, sozia- Bruderpartei, die die gleiche Einstellung zu allen scheiden müssen, ob sie proletarische oder bürger- fragen lösen zu wollen, jozusagen program- fiftischer Solidarität gesehen. Trotz aller wirt- großen Problemen der Internationale hat, zu liche Politik machen will. Das Ende kann bei matisch reinen Tisch zu machen? Ist es nicht schaftlichen Nöten hatten es sich die deutschen vergessen? Wir müssen es immer wieder aus der Zusammensetzung dieser Partei wohl nur vielmehr hinreichend und praktischer, einst- Proletarier des Brünner Kreisgebietes, die Ge- sprechen, daß zwischen uns und ihnen für immerder Zerfall sein. weilen den Weg zur Zusammenarbeit in den nossen aus 3wittau und Trüba u, aus währende Zeiten untrennbare Bande be Bleiben die sozialdemokrati- dringendsten Tagesfragen zu suchen und 3 naim und Salau, aus Nitolsburg stehen! Als Vorsitzender unserer Partei habe ich ichen Parteien, insbesonders die tschecho- zu finden? Selbstverständlich werden hiebei und Lundenburg und all den vielen flei ihnen Dant zu sagen für den herrlichen Empslowakische und die deutsche. stets auch die uns trennenden Grundprobleme neren Orten nicht nehmen lassen, in großen fang, den sie unserer Arbeiterdelegation zuteil Beide sind rein proletarische Parteien, in Erörterung gezogen werden, und es ist Scharen nach Brünn zu kommen, um das große werden ließen, für die herrliche Aufnahme underselben Internationale angeschlossen, beide zum mindesten die Hoffnung nicht ganz auf- rest mitfeiern, unsere Wiener Brüder und serer Turner und Sportler, die jedem einzelnen bertreten ausschließlich die Interessen der zugeben, daß aus dieser Diskussion, aus dieser Schwestern mitbegrüßen zu können! In tage- ein unvergeßliches Erlebnis geworden ist. In Interessen der zugeben, daß aus dieser Diskussion, aus dieser langen Fußmärschen waren viele Genoffen, be- zahllosen Versammlungen wurden unsere Arbeiarbeitenden und, was immer mehr Bedeu- Zusammenarbeit nach und nach auch eine An- sonders aus dem Schönhengstgebiet, nach Brünn ter mit den gewaltigen Schöpfungen der Wiener tung gewinnt, der konsumierenden Bevölke- näherung in jenen warum es verschweigen? gewandert, ja drei Floridsdorfer Genossen waren Gemeinde, mit der großen Leistung ihrer Führer, rung. Es ist durchaus kein Vorwurf, sondern schwierigen und heiflen Fragen herbeizu- fogar zu Fuß von Wien gekommen, um in mit dem bewundernswerten Aufstieg ihrer Benur die Feststellung einer durch die Verhält führen ist. Hiebei wird es notwendig sein, Brünn ihrer sozialistischen Begeisterung Ausdrud wegung vertraut gemacht. Unsere ganze Bewegung wurde von diesem grandiosen Vorbild nisse historisch begründeten Tatsache, wenn ich daß wir Beide uns nicht von links und von zu verleihen. Der Arbeitertag hatte schon am Samstag feelisch gestärkt. Wir brauchen diesen sage, daß auch die tschechische Bruderpartei in- rechts beirren lassen. An Versuchen von beiden folge der wirtschaftlichen Entwicklung inner- Seiten, uns als Verräter, jei es an unserer früh einen verheißungsvollen Auftakt in der Be- Balsam, diese Herzstärkung hier auf unserem halb des tschechischen Volkes gewisse nationale Selasse, sei es an unserem Volke, hinzustellen, grüßungsfeier, die den nach Blansko durchfah- schweren Boden sehr. Sagen sie in Wien, daß Rücksichten wird mehr und mehr beiseite wird es nicht fehlen. Uns kann und darf das renden Wienern am Brünner Bahnhof bereitet wir ihnen, mag da kommen, was wolle, bis zum wurde. Die herzlichen Worte, die dort gewechselt letzten Atemzug Treue und Freundschaft bewahschieben müssen. Und auch das möge ruhig nicht beeinflussen.! wurden, haben in allen tiefste Bewegung ausge- ren wollen, daß ihnen alle unsere Herzen entDie Kommunisten werden alles tun, um löst. Die Begeisterung ftica noch am Samstag gegenschlagen! Wir begrüßen sie hier auf einem ausgesprochen werden, daß auch wir im Interesse der Gemeinsamkeit des Kampfes auf die die Einigung der sozialdemokratischen Bar- abends bei dem Chorkonzert der Fedlefeer alten historischen, mit Arbeiterblut gedüngten besondere Situation unserer tschechischen Ge- teien zu stören. Wäre doch diese Einigung Arbeitersänger, das aufs neue bewies, Boden, einer der Geburtsstätten des Sozialisnossen Bedacht nehmen müssen. der Anfang zu ihrem Ende! welch hohe Stufe echter Kunst die proletarische mus, der frühzeitig eine klassenbewußte deutsche
Ich habe versucht, oben einige aktuelle Und die bürgerlichen Parteien, ganz Sängerschaft erreicht hat. Und erst, als Brün- Arbeiterbewegung gesehen hat, der durch längere Fragen, die uns in nächster Zeit beschäftigen gleich, ob sie sich aktivistisch oder negativistisch ner und Wiener Sänger und Genossen nachher Zeit der Sitz der österreichischen Partei war. werden, anzuführen: Steuerreform, Mieter- nennen, haben von der Zusammenarbeit un- wanglos beisammen saßen, da wollte es des Inzwischen find wir durch Jahre der Spaltung, Schuß, Sozialpolitik, Militär. Die Aufzählung serer Parteien viel zu viel für ihr Klassen- Jubels, der Begeisterung und der gegenseitigen der schwersten Richtungskämpfe hindurchgegangen. Bolach dankte den Wiener Sängern, die auch das kleine deutsche sozialistische Häuflein, das erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. interesse zu fürchten, als daß sie nicht mit den Sympathiebeweise kein Ende nehmen. Genosse Aber mitten in allen diesen Stürmen hat sich Das Problem stellt sich nun meiner Ansicht altgewohnten, stets geübten Mitteln der Lüge, dort wieder beifälligst aufgenommene Proben ihnen heute feinen innigsten Gruß entbietet, der Verleumdung diese Einigung zu hinter ihrer großen Kunst zum besten gaben, für den tapfer gehalten und zeitweilig gan; allein das nach wie folgt: erlesenen Genuß. Namens der Wiener erwiderte sozialistische Banner verteidigt. Ist es möglich, in allen diesen treiben versuchen würden. Gen. Czech beendete feine mit stürmischem Darum möchte ich meine Ansicht noch der Obmann des Arbeiterjängerbundes Jedlefee Fragen eine Uebereinstimmung zwischen den tschechischen Genos einmal dahin zusammenfassen: Lasset uns Gen. Cagal und übermittelte Ehrungen für Beifall aufgenommenen Ausführungen mit einem