Seite L S. August 1926. TaMsneuigleiten. Die etnnOen. Bon Hugo Salus  . Ter Prager   Dichter Hugo Salus  , feiert heute seinen 66. Geburtstag. Bor meinem Haus sah ich die Stunden steh'n Und langsaui, langsam ihr« Reigen dreh'«; Im Schatten standen sie und, wie im Traum, Bewegten sich die müden Schwestern kaum. Und eh' dke eine ihrer Schwester Hand Mit zagen Fingern einer Blinden fand, Und eh' ihr Fuß vom Boden sich befreit. Ran« eine Well« in di« Ewigkeit. Ein bleich«! Knabe aber stand dab«i Und füllt' mit bangen Seufzern die Schalmei; Und ihr Getön war also dumpf und leer. Als wenn's das Rauschen einer Muschel-wör'... Schweres EileabahnungM bei Lhotowirr. Der Heizer tot, der Zugsführer schwer verletzt. Selbstmord des diensthabenden Beamten. Am Sonntag kam es um 1 Uhr nachts irr der Station Chotowin-WraLna bei dem Last­zug Nr. 8102 zu einem schiveren Unfall. Bei der Ausfahrt aus der Station fuhr dieser Zug infolge falscher Weichen st ellung statt auf das Geleise gegen Tabor auf ein toies Ge­leise. Die Lokomotive riß den Prellbock am Ende dieses Geleises um und fuhr mit dem Hüttel- wagen in einen etwa 2 Meter liefen, neben der Strecke gelegenen Graben. Hiedurch wurde der Dienstwagen stark beschädigt. Der Verkehr wurde nicht unterbrochen, doch forderte der Unfall leider Opfer. Der Heizer'Josef Brazda erlitt Ver­brühungen und der Zugsführer Anton Mise- r o v s k y einen mehrfachen Beinbruch. Beide Verletztt wurden durch einen besonderen Zug in das Krankenhaus nach Tabor. überführt. Der Heizer Brazda erlag auf dem Wege seinen Verletzungen. Der Verkehr S- beamte«Em. Hejda verließ, als er von dem Umfang des Unglückes, das er als seine Schuld ansah, erfuhr, in Gemütserregung die Station und verübte S e l b st m o r d. Auf die Unfalls­stelle wurde ein Hilfszuq aus Tabor beordert. An der Unglücksstelle fand sich neben Vertretern des Eisenbahnministeriums und der Eisenbahn­direktion Präg-Süd auch eine GerichtAkommis- sion ein. Ein Raubmord in Reicheuberg. Reichenberg, 2. August. Im Hause Birkstein­gasse 18 in Reicheilberg wurde Samstag mittags die Schnittwarenhändlerin Josefa Hübner in ihrem Bette, an Händen und Füßen gefesselt, mit einem Knebel im Munde und einer Schußwunde im Herzen aufgefunden. Die Schranke und Kä­sten waren erbrochen, die Gegenstände durchwühlt, die Täter suchten sichtlich nur bares Geld. Zwei Sparkassenbüchcl mit geringeren Betriwen ließen sie unberücksichtigt und auch von den Schnitttvaren nahmen sie nichts mit. Vom Schlafzimmer aus drangen sie in den Berkaufsladen und erbrachen auch dort die Pulte und die Geldlade. Wie hoch die erbeutete Summe ist, konnte bis jetzt nicht festgestellt werden. Die Tat muß bereits in der Nacht von D o n n e r 3 t a g auf Freitag geschehen sein. Da eine andere Hauspartei gerade verreist war, war Frau Hübner in diesen Tagen allein im Hause. Dieser Umstand erleichterte den Mordge­sellen ihre Absicht. Sie scheinen auch mit den Ver­hältnissen ihres Opfers vertraut gewesen zu stin. Einige der Täterschaft Verdächtige wurden bereits verhaftet. Ob die wirklichen Täter darunter sind, läßt sich zur Stunde(Montag mittags) noch nicht ermitteln. Furchtbare Katastrophe bei einer FlugvorHhrnng. Fünf Zuschauer getötet, sieben verletzt. Die Flugveranstaltung des Landesverbandes von Württemberg in Heidesheim endete nach kurzen Flugvorführungen mit einem furchtbaren Unglück. Das Flugzeug ,<Heinkel   D 722" mit' dem Jungflieger Drechsel flog beim Landen zu kurz in den Platz und versuchte er­neut durch Antrieb des Motors zu steigen. Dies mißlang, da das Flugzeug absackte. Das Flug­zeug erfaßte dabei die Bretterlvand des Platzes und drängte gegen die Barrieren und die dahinter stehende Zuschauermenge. Durch die Propeller, div Planken und das Flug­zeug wurden fünf Personen tödlich, sieben Personen und der Flieger leicht verletzt. Anwesende Aerzte leisteten die erste Hilfe. Das Flugzeug, das im Endläust umkippte, wurde zertrümmert. Aus dem hakentteuzsumps. Ein Häuptling der steirischen Hotkenkrenzler wegen Heiratsschwindels, Betruges und Verun­treuung verurteilt. Vor einem Grazer Gericht stand dieser Tage als Angeklagter der in der steirischen Hit­lerer wirkende Friedrich Cink wegen Heirats­schwindels. Cink war wiederholt Funktionär, zu­letzt Kassier der Nationalsozialistischen   Partei in Köflach  , in welcher Eigenschaft er Geldbeträge und eine Hose des Parteivorsitzenden v e r u n- treute, Katharina..Hahn war Besitzerin AnarchWches Attentat ans Prim de Rinera. Primo unverletzt,- Der Täter überkahreu und ins Spital gebracht. Verschärfte Polizeimatzeahmen. Barcelona  , 1. August.(Havas.) Als Primo de Rivera   gestern abend zum Bahnhof fuhr, um nach Madrid   zurückzukehren, schleuderte «in Zljähriger Mann«inen Dolch gegen den geschlossenen Wagen,- ohne jedoch den Ministerpräsidenten zu treffen. Im Wagen selbst fuhren noch zwei höhere Offiziere und der könig­liche Kommissär des Freihafens von Barrelona. Das Polizeiauto, das dem Wagen folgte, fuhr rasch vor und überfuhr den Angreifer, so daß ihm ein Fuß gebrochen wurde. Primo de Rivera   ließ anhalten, betrachtete eine Weile den Dolch und fuhr dann zur Bahn weiter. Eine Schilderung der Tat und des Täters. Paris  , 2. August. Der Korrespondent der Radiaagentur in Perpignan   gibt auf Grund der Erzählungen von Reisenden, die dort Samstag aus Barcelona   eingetroffen sind, folgende Dar­stellung des Attentates: Gegen halb 8 Uhr abend schickte sich der Diktator an, im Auto nach dem Bchnhof zu fahren, um nach Madrid   zurückzu­kehren. In einem zweiten Auto hatten mehrere Zivil- und Militärpersonen Platz genommen. Etwa 300 Meter vom Bahnhof entfernt, drängte sich plötzlich ein Mann durch die Menge und ver­suchte, sich dem Auto, in dem sich Primo de Rivera befand, zu nähern, kam aber wegen der schnellen Fahrt der beiden Autos nicht rechtzeitig in die Mitte der Straße. Er zog ein langes Messer aus der Tasche und warf es mit kräfti­gem Schwung in der Richtung nach dem Auto deS Diktators. Weil das Auto schnell fuhr, verfehlte die Waffe ihr Ziel und blieb hinter dem Sitz Primo de Riveras im Wagenpol st e r st e ck e n. Die Menge fiel über den Attentäter her. In diesen: Augenblick kam das zweite Auto heran und schleuderte den | Attentäter zu Boden. Es wurde ihm der Fuß gebrochen. Er blieb bewußtlos liegen. Jetzt kehrte sich Primo, durch das Geschrei der Menge aufmerksam gemacht, um. Man zeigte ihm die Waffe, die sich hinter seinem Sitz eingebohrt hatte. Er stieg aus und begab sich zu Fuß nach dem Bahnhof. Die Heimreise ging dann ohne tveiteren Zwischenfall vor sich. Der Attentäter ist 34 Jahre alt und aus der Provinz Barcelona   gebürtig. Er heißt Domingo Torrente. Beim Sturz hat er einen doppelten Bruch des Oberschenkels erlitten und mußte ins Spital gebracht werden. Er weigerte sich, irgendwelche Angaben zu machen. Die Polizei von Barcelona   hat sofort ihre Nach­forschungen eingeleitet und ist zu dem Ergebnis gelangt, daß der Attentäter seit mehreren Jahren als Anarchist im Polizeiarchiv von Barcelona  eingetragen ist. Er ist einmal wegen eines Uebrrfalls auf einen Polizeibeamten zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Strenge Ueberwachung der Grenze. Paris  , 2. August. Wie derInformation" aus Perpignan   gemeldet wird, wird infolge des Attentats auf Primo de Rivera   die G r e n z e von den spanischen   Behörden streng überwacht, zumal angenommen wird, daß die französische  Regierung zahlreiche verdächtige Ausländer aus­weisen wird und daß diese versuchen werden, nach Spanien   zu gelangen. Anch der Generalkapitän und Senator von Katalonien  , B o r r a s, der sich gegenwärtig in einer Ortschaft an der Grenze auf­hält, wird strenge überwacht, weil man glaubt, daß er mit separatistischen Kreisen in Verbindung stehe. Weiter wird gemeldet, daß die unbefugte Verbreitung von Nachrichten mit Geld­strafen bis zu 6000 Peseten und mit Gefängnis bestraft wird. Die Bedingungen Cooks, London  , 2. August. Der Bergarbeiterführer Cook erklärte in einer Rede, wenn es die Berg­arbeiter wünschten, so seien die B e r t r e t c r des Bergarbeiterverbandes bereit, ent­weder mit der Negierung oder mit den Grubenbesitzern zwecks Abschluß einer ernsthaftenRegelnng zusammenzutreffen, vorausgesetzt, daß die Frage der längerenAr- beitszeit ausgeschaltet und ein nationa­les Abkommen mit einem nationalen Min- d e st l o h n bei einer s i-e b e n st ü n d i g e n Ar­beitstag geschaffen werde.* Der RaW-Prozetz. Schlußwort der Angeklagten.   Mittwoch Ur- teilsfällung. Budapest  , 2. August.  (MTJ). In der Hou- t-gen Verhandlungen des Rakosiprozesses machten mehrere Angeklagte von dem Recht des Schluß­wortes Gebrauch. Der Angeklagte Soltan Weinberg führte aus, trotzdem er erst 23 Jahre alt sei, stehe er bereits zum dritten­mal« unter schwerer Anklage, auf die der Galgen oder Zuchthaus stehe. Das erstemal sei er noch nicht 18 Jahre alt gewesen, als er zu 15 Monaten Zuchthaus   verurteilt wurde. Eine Gesellschaft, die sich vor 18jährigen jungen Leu­ten so sehr fürchtet, sei für den Zerfall reif. Ter Angeklagte polemisierte sodann gegen die Ausfüh­rungen des Staatsanwaltes, wobei er sich wieder­holt Ordnungsrufe des Präsidenten zuzog. Der zweier Liegenschaften in Hollenegg  , hatte sich ein hübsches, kleines Bernrögen zusammengespart, ist seit 1019 von ihrem Manne geschieden und tvar im übrigen trotz ihres Schwachsinnes eine recht­schaffene und fleißige Frau. Durch die in der Partei erfolgte Bekanntschaft mit den Söhnen der Hahn kam Cink in nähere Beziehung mit ihr, erzählte ihr, er wäre der Sohn wohlhabender Eltern, hätte einen reichen Onkel und wollte sehr gern heiraten, aber nicht eine junge, sondern eine ältere, erfahrene Frau. Schließlich machte er ihr ein Heiratsversprechen unter dem Vorgeben, er hätte so große Lust, auf einem Bauernhof selbstständig zu wirtschaften; das be­törte Weib ging darauf ein und erlaubte dem Jüngling, bei ihr zu wohnen. Vollkommen im Banne ihres ehrenfesten Geliebten, hat die Hahn binnen kurzer Zeit ihr ganzes Vermögen, Hof und Haus, für ihn geopfert. Der treu­deutsche Bursche hat das Geld schnell verbraucht, hat Autoreifen gemacht und in Graz nächtliche Kaffee ha nsorgien gefeiert, ab und zu hat er von den Geldern der ihm völlig Ausgelieferten auch für sie und ihre Söhne Sachen gekauft. Beide ,Liebesleute" machten schließlich eine zehn­tägige Reise nach Wien   und Graz, um angeblich in Wien   den Ehedispens für die Hahn zu er­wirken, der natürlich nie möglich war, da die Frau unter Kuratel steht. Im März 1925 war das Geld der Katharina Hahn verputzt und vertan, die Schulden waren so groß, daß sie Haus und Hof verkaufen mußte und Hass über Kopf mit ihrem Bräutigam nach Graz zog. Hier lebte sie nun mit ihm zusammen, dis Juni vergangenen Jahres. Cink nahm auf ihren Namen ein Darlehen von zwei­tausend Schilling auf, wovon er ihr und ihren Söhnen allerdings nur 250 Schilling zukommen ließ. Doch schließlich wurde auch dieses Geld all«, und die ,Liebe" des Hitler-JüngerS Staatsanwalt, sagte er, habe die Kommunisten denAbschaum der Menschheit" genannt. Solche Ausdrücke erschöpfen vollkommen den Tatbestand der Aufreizung zum Klaffenkampf. Er erklärte schließlich, er sei überzeugt, daß Ungarn   die. alten Grenzen nur mit Hilfe der sowjetrusfischen Regierung zurück­erhalten werde. Auch die Angeklagten Vagi und Weiß­haus polemisierten gegen die?lusfühvungen des Staatsanwaltes. Da sie trotz wiederholter Mah­nung des Präsidenten sich hiebei der schärfften Ausdrücke bedienten, wurde ihnen schließlich das Wort entzogen. Zahlreiche Angeklagte ver­zichteten auf das Wort, so daß in der nächsten am Mittwoch stattfindenden Verhandlung die U r- teilsfällung erwartet wird. Der Rachioiger Dzerzinskls. Moskau  , 1. August. Ueber die Person des Nachfolgers Dzerzinskis   teiltTaß" nachstehende Details mit: Menzinsky ist im Jahre 1874 geboren. Er ist Advokat. Seit dem Jahre 1895 nahm er an der revolutionären Bewegung test, seit 1902 ist er Mitglied der Bolschewiken­partei. Nach der Oktoberrevolution wurde er Bolkskommiffär für Finanzen. Seit dem Jahre 1918 tvar er Mitglied der ersten Sowjetgesandt- schast in Berlin   und Generalkonsul. Seit 1920 gehörte er der Tscheka   als Mitglied an. Später wurde er zum Borsitzendenstellvertreter der GPU  ernannt. schlug in Tyrannei um. Das arme Weib verdingte sich schließlich als Taglöhnerin und auch noch dann, als ihr der Bursch schon alles ge- nommen hatte, wagte er es, Geld und innner frisches Geld von ihk zu verlangen. Dann wurde ihm aber der Boden zu heiß, er ging nach Wien  und mußte dort eine vier monatige Ker­kerstrafe wegen Diebstahls vbsitzen/ In der Verhandlung vor den Grazer Schöf­fen hatte sich nun Cink zu verantworteil wegen Betruges im Falle Katharina Hahn und we­gen Veruntreuung gegenüber der Köflacher   Nationalsozialistenkasse. Dazu kam noch eine Anklage wegen öffentli­cher Gewalttätigkeit und Uebertretung, da er im Kaffeehaus Rosegger in Graz im be­trunkenem Zustand Lärm geschlagen und zwei Wachleute beleidigt hatte. Cink, der Typ der unerfahrenen, moralisch lockeren Gestalten, ein Menschentyp, der. die Politik und das öffent­liche Interesse eben so skrupellos ausbeutet wie ein arme-, hilfloses Menschenkind, machte vor dem Gerichtshof den lächerlichen Versuch, den Ernst seiner Heiratsabsicht zu beteuern, was natürlich nur ein Lächeln hervorrief. Das Gericht sprach den Angeklagten schul­dig in den Fällen des Betruges und der Verun­treuung und des Vergehens eines TrunkenheitS- exzeffes und verurteflte ihn zu zwanzig Mo­naten schweren Kerkers. Ein«schröcklichr" Sach«. Di« Audienzen von Protestanten beim Papst wurden, wie die römischen Blätter melden, wegen des unehrerbie­tigen Benehmens eines amerikanischen Protestanten eingestellt, der bei einer gemeinsamen Audienz nicht medevknien wollt«, als der Papst an ihm vorbei­schritt,' eingestellt. Di« armenProtestanten", die jetzt nicht mehr zum Pater der katholischen Kirche pilgern dürfen! Wildwest in Eger. Aus Eger meldet di«Bo- hemia": In den Morgenstunden des 1. August kam es in zwei Egerer Nachtlokalen zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Gästen, in deren Verlauf eine Person getötet und eine zweite schwer verletzt wurde.(Hegen drei Uhr früh entstand in der auf dem Marktfllatz gelegenen GastwirtschaftZum Priorkeller" zwi­schen dem übelbeleumundeten stellungslosen Fri­seurgehilfen Adam Lippert aus Eger   und dem tschechischen Bahnangestellten Johann 6er- v a o e k wegen einer im Lokale anwesenden Frauensperson ein Streit, in deffen Verlauf Lip­pert dem 6ervaeek eine Ohrfeige versetzte und dann vom Wirte durch einen rückwärtigen Aus­gang auf die Straße gedrängt wurde. Als kurz darauf das Lokal abgefperrt wurde, begab sich öervaöek mit anderen Gästen auf den Heimweg, traf aber auf dem Marktplatze mit dem ihn offen­bar erwartenden Lippert zusammen. Zwischen den beiden kam es zu einem Neuerlichen schar­fen Zusammenstoß, und Lippert versetzte dem öervaöek eine zweite Ohrfeige. Kurz darauf vernahmen Paffanten an der Stelle, wowie Aus­einandersetzung stattfand, ein Röcheln und sa­hen eine Gestalt zusammenfinken, svährend e i n Mann flüchtete. In dem Niedergestreckten erkannten die Paffanten Lippert, der an der lin­ken Halsseite einen tiefen Querschnitt trug, durch den ihm die Halsschlagader durchtrennt worden war; eine zweite Stichwunde wies er in der linken Brustseite auf. Er erlag auf dem Trans­port« ins Krankenhaus seinen schweren Berket- zungen. Die Polizei nahm,um vier Uhr'mor­gens 6ervaoek in seiner Wohnung fest.. Leiva- öek leugnete die Tat, es gelang aber den Sicher­heitsorganen, in einer Tischlode seiner Wohnung ein Taschenmeffer zutage zu fördern, auf welchem sich Blntspuren zeigten; ebenso waren die Schuhe Lervaoeks blutbefleckt. Der Mann wurde dem Gefangenhause eingeliesert. Zur gleichen Zeit hatte sich in dem im ersten Stockwerke des Ge­bäudes, in welchem derPriorkeller" unterge­bracht ist, gelegenenCafe Astoria" eine wilde Rauferei zwischen Gästen, die ebenfalls einer Frauensperson wegen ausgebrochen war, abge­spielt. Ein Mann namens Hannersbach wurde dabei von einem bisher noch nicht eruierten Täter die Treppe vom 1. Stockwerk ins Parterre heruntergeworfen und blieb dortllnit schwe­rer Schädel- und Augenverletzung bewußtlos liegen. Er mußte ins Krankenhaus ge­schafft werden, woselbst er durch einige Stunden ohne Bewußtsein lag. Sein Zustand ist bedenklich. Eine halbe Million Zigaretten muß ver­brannt werden! DieTribüne" in Erfurt   ver­öffentlicht folgendes skandalöses Burcaukraten- ftückchen: Verhandelt, Erfurt  , den 2. Juli 1926. Auf Antrag de...... wurden heute in einer Kiesgrube.....r-.? folgende Zigaretten durch Verbrennen vernichtet: 11.605 Stück zu 1160 Gramm für dos Tausend gleich 12.1Q6 Kilogramm; 14.760 Stück zu 985 Gramm für das Tausend gleich 14.480 Kilogramm; 452.700 Stück zu 890 Gramm für das Tausend gleich 402.903 Kilogramm; zusammen: 478.465 Stück gleich 429.489 Kilo­gramm. Tie Unterzeichneten erkennen ausdrücklich diese Vernichtung an. v. g. u. Di« Vorgeschichte dieser Verbrennung? Ein Erfurter   Bankinstitut hatte diese Zigaretten dem Magistrat geschenkt zur kostenlosen Verteilung an Sozialrentner, Kriegsbeschädigte,Erwerbslose usw., unter der Voraussetzung, daß die darauf lastende Tabaksteuer vom Resche er­lassen würde. Im Dezember vorigen Jahres war nun ein entsprechender Antrag den Reichs- finanzbehörden unterbreitet worden, diese antwor­teten aber überhaupt nicht darauf. Auch der direkt «»gerufene Reichsminister der Finanzen konnte sich vom März bis Juni 1926 zu einer Antwort auf die zahlreichen Eingaben nicht entschließen. Als«Mich Ende Juni die Angelegenheit dem Reichspräsidenten und dem Reichs­kanzler vorgetragen wurde, erging ein Dring­lichkeitsbescheid des Reichsfinanzministers dahin, daß ein Steuererlaß nicht in Frage komm c, weil eine Schenkung zu Wohlfahrts­zwecken als solche einen Erlaß nicht rechtfertige. So inußte denn rund eine haPc Million Zigaret­ten zum Scheiterhaufen getürmt und verbrannt werdend Ein Verkauf der Ware war wegen der erhöhten Tabaksteuer nicht möglich. Infolge der Vernichtung ist die Erhebung der Steuer hinfällig geworden. Dem Reiche wäre also nicht ein Pfennig verloren gegangen, wenn die steuerfreie Schenkung zugelassen worden wär«. Alle entsprechenden Hinweise aber waren, vergebens. Die Erwerbslosen, Kriegsbeschädigten, Sozialrentner ufw., denen mit einem Gratis- kästchen Zigaretten gewiß eine Freude bereitet worden wäre, mögen sich für diese sonderbare Unterstützung der Wohlfahrtspflege bei der Reichs­regierung bedanken. Di« ReichenbergerSudetendeutsche Woche" wurde Sonntag mit einem Bläsersextette vom RathauSturme eröffnet. Eine vielhundertköpfige Menschenmenge hatte sich um 10 Uhr vormtttagS auf dem Altstädter Platz versammelt. Die Haupt­veranstaltung des TageS   und die eigentliche Er­öffnungsfeier bildete das um 20 Uhr im Stadt­theater abgehaltene Konzert sudetendrutscher Mrrsik, welches durch eine Rede Prof. Dr. Gierschs eingeleitet wurde, in welcher er die Sudetendeutsche Woche für eröffnet erklärte. Es kamen Werke der sudetendeutschen   Künstler Chri- toph Demantius, Andreas Hammerschmidt  , Gu­ stav Mahler  , Gustav Mraczek, Ferdinand Ger- hardt, Anton Rückanf u, a. zum Vortrag.