U. August 1926. Seite 3 Versailles, 10. August.(Havas.) Der Kongretz wurde um 9.30 Uhr ohne besondere Borkommniffe eröffnet. Der Kongreh lehnte mit 690 gegen 175 Stimmen den Abänderungsantrag der Kom­munisten ab, durch welchen der Regierung das Recht entzogen werden sollte, Vorfragen zu Ab- änderungsanträgen für die Geschäftsordnung ab- gulehnen. Abgeordneter Morinaud, der Vorsitzende der Interparlamentarischen Fraktion, bringt zu Artikel 39 der Geschäftsordnung einen Abänderungsantrag, dahingehend ein, datz nur zwei Redner, ein Pro- und ein Kontra- Redner, mit einer einhalbstündigen Redezeit zu- gelaffen werden. Trotz dem Protest des kommu- «rstischen Senators Tilner gegen diese uner­hörte Beschränkung der Redezeit, wurde der Abänderungsantrag mit 515 gegen 347 Stimmen angenommen. Nach der Wahl deS Präsidiums verliest Ministerpräsident Poin- car« den Entwurf eines Zusatzartikels zur Ber- fassung des Jahres 1875, in dem es heißt, daß die neue unabhängige Amortisa­tionskasse Berfassungscharakter haben werde, und datz ihr bis zur voll­ständigen Amortisation der Bons der National­verteidigung und der Titres, die die neue Kaffe ausschreiben werde, überwiesen werden: 1) der Ertrag des Tabakmonopols, 2) der Ertrag der nachträglichen und außerordentlichen Steuern aus dem Erbrecht und von freiwilligen Beiträgen, und 3) werden für den Fall, datz diese Einnahmen nicht ausreichen sollten, in das Budget beson­dere Annuitäten in einer die ungenügenden Ein­künfte ausgleichenden Höhe eingestellt. Dr Antrag auf beschleunigte Behandlung der Vorlage wird angenommen und einem Sonder­ausschutz, der nachträglich gewählt wurde, zuge­wiesen. Der Dreitziger-Ausschuß, aus 10 Senatoren und 20 Deputierten bestehend, zu dessen Vor­sitzenden Mrllier-Lacroix, der Vorsitzende des Finanzausschusses des Senates gewählt wurde, er­suchte den Ministerpräsidenten um Aufklärungen und beriet sich mit ihm bis 18 Uhr über den von den Sozialisten und Kommunisten einge­brachten Abänderungsantrag. Nach längerer De­batte, die sich' hauptsächlich um Absatz 3(Bewilli­gung besonderer Annuitäten) drehte, wurde schließ­lich der Rcgierungstext in seinem vollen Wortlaut angenommen. Um 18.30 Uhr eröffnete de Selbes neuer­dings die Sitzung und erteilte dem Berichterstatter Cheron das Wort. Die Regierung beabsichtigt, die Verhandlungen noch heute in einer, Machtfitzung zu beenden. * Paris  , 10. August. Berichterstatter Cheron empfiehlt unter dem Lärm der Kommunisten die Regierungsvorlage mit geringen Aenderungen zur Annahme. Hierauf wurde dem sozialisttschen Deputier­ten Blum das Wort erteilt, der unter gespann­ter Aufmerksamkeit der ganzen Versammlung, von Beifallssalven aus den Reihen seiner Anhänger und einem großen Teil der Linken unterbrochen und nur in geringem Maße durch Rufe von der Rechten gestört, ein« seiner glänzendsten Reden hielt. Blum aner­kennt nicht die Dringlichkeit der Einberufung der Nationalversammlung, betont, daß beide Kam­mern völlig Herren ihres weiteren Vorgehens bei der Bewilligung oder Ablehnung der für die Amortisationskasse notwendigen Quellen bleiben. Er fragt mit feiner Ironie, ob es vielleicht, wie derTemps" schreibt, der Zweck des Kongresses wäre, die Kaffe gegen Ausraubung zu garantie- ren, wenn die Sozialisten zur Macht kämen. Hierauf schreitet er an eine scharfe Kritik deS Planes der Regierung, der bloß die Amortisie­rung der nichtfundierten Schulden in Betracht zieht. Die Sozialisten glauben nicht an den Er­folg, solange das Problem nicht in seiner Gänze gelost und an die Konsolidierung und Konver­tierung gleichzeitig geschritten werde. Es handle sich nicht um die Bewilligung der Amortisierung, sondern es handle sich um de Gefahr erwarteter Forderungen. Was wird die Regierung begin­nen, fragt Blum, bis sich die Bonseigentümer zur Kaffe drängen werden, und dazu werde e8 sicher kamen, da die Eigentümer von Boni, durch ide neuen Steuern und die steigende Teuerung belastet, die Auszahlung zu fordern gezwungen sein werden. Die Regierung wird dem Dilemna: Entweder allgmeine Konsolidierung einer I n- flation nicht ausweichen können. Ausweg bietet hier nur eine Vermö­gensabgabe und die Amortisierung aller Posten der öffentlichen Schuld. Uebrigens ist der größere Teil der Nation für die­sen Gedanken gewonnen. Redner schildert dann di« Mentalität der Gegenwart und stellt die egoi­stischen Bestrebungen des Kapitals an den Pran­ger. Niemals hat sich die Herausforde­rung des unfruchtbaren Kapitals so ausgedehnt, wie heute(Stürmischer Beifall auf der Linken). Am Schlüsse seiner Rede erklärt Blum, daß der Erfolg der Regierung, deren zeit­weilige Früchte er nicht bestteitet, kein dauernder ist. Er warnt die Regierung mit den Worten: Denn sich der Erfolg nicht einstellen wird, wird «s für das, was heute geschieht, keine Entschuldi- «ung geben und dann wird die sozialistische- fung kommen. Blum wurde beim Verlassen-er Redner- trrbüne von der Linken stürmisch attlamiert Der Lärm nimmt nicht ab, ass ßsr Vorsthsnde das Präsidium wieder einnimmt. Die Kommu­nisten gruppieren sich im Halbkreise und bereiten sich zum Angriffe vor. Die Angestellten räumen die Galerien. Unter ohrenbetäubendem Pfeifen und Lär­men erteilt der Präsident dem Kommunisten Doriot   einen Verweis. Die Sitzung wird neuerlich unterbrochen. Der Militärkommandant, ein einarmiger General, betritt mit sechs Soldaten den Saal, tritt an Doriot   heran und legt ihm die Hand auf die Schulter. Die Kommunisten singen die Internationale, die Rechte und die Mitte unterbrechen sie mit der Marseillaise  . Erst auf Zureden einiger Kammer­funktionäre verläßt Doriot   die Tribün«. Um 21 Uhr wird zur Abstimmung geschrit­ten. Das Ergebnis wurde eine Stund« spater be- kanntgegeben. Di« Regierungsvorlage wurde mit 671 gegen 144 Stimmen angenommen * Ratz dem Wen- Beratung über die Teuerung. Paris  , 10. August. Der Ministerrat hielt nach dem Diner in Versailles   eine kurze Sitzung ab, in der er sich mit den Maßnahmen gegen die Teuerung befaßte. Desgleichen trat der gestern zum Studium der Frage der alliierten Schulden eingesetzte Unterausschuß zu seiner ersten Sitzung zusammen. Blut ist kein Geld. Die Demütigung Clemenceaus durch Coolidge  seien, wie ihm natürlich erscheint, datz alle Welt auf Frankreichs   Ruhm Rücksicht nehme. Wenn Lafayette oder Mirabeau   einen ähnlichen Brief an Franklin oder Washington   geschrieben hätten, so Hütte er seine Wirkung nicht verfehlt. Aber Amerika   fft alt geworden, während der greife Clemenceau   so jung geblieben ist, wie es Frank­ reich   in der großen Revolution war. Amerika   ist in den Krieg eingetreten, damit nicht ein Sieg Deutschlands   die Westmächte daran verhindere, ihre amerikanischen Schulden zu begleichen. Der Phantast Wilson, gesättigt mit Puvitanermoral und so sehr von der ScheinheiWeit der Quäker durchtränkt, daß er nicht nur die andern, sondern auch sich täuschen konnte, verschleierte das Geschäft ganz gut mit allerlei demokratischen Phrasen und harmonierte glänzend mit dem Tiger, der im Grunde ebenso naiv war wie sein Bundesgenosse. Aber Coo- lidge ist ein schweigsamer Kaufmann und weiß daß der Krieg seinen letzten Sinn für Amerika  verlöre, wenn die Verbündeten ihre Schulden nicht bezahlen. Clemenceau   beschwört die Toten herauf, aber Coolidge   ist der Ansicht, daß die Toten gerade deshalb sterben mußten, damit Amerika   zu sei­nem Gelbe komme. Der Tiger beteuert, daß Blut doch in drei Teufels Namen kein Waffer sei und daß man Frankreichs   Blutsteuer von der Schuldsumme abziehen möge. Aber Coolidge   ist der nüchternen Ansicht, daß man auf diese Weise keine Buchhaltung organisieren könne, das Mut gehöre auf ein ganz anderes Matt als das Geld. Mit angelsächsischer Brutalität zertrümmert Coo­ lidge   einem alten Mann seine treu bewährten Illusionen, mit rauher Hand zerstört er den Kindevgläuben einer ganzen Nation. So hat Frankreich   vielleicht noch niemand gedemütigt, so hart war Bismarck   nicht, als er in Sedan   vor dem gefangenen Napoleon   stand und als er in Frankfurt   Jules Favre  «iederzwang. Di« französisch« Preffe ist verlegen und ver­letzt, die amerikanische zum Teil so ordinär, wie man nur in Geldsachen in dem Lande geschäft­licher Höflichkeit ordinär sein kann. Beide Teile fühlen die Kluft, die unüberbrückbar ausgeriffen wurde. Bei allem Zynismus scheinen die Amerikaner so etwas wie Scham über das Geständnis ihrer HänVlergesinnung zu empfinden, ein« Scham, die fern von Reue fft. In Frank­ reich   aber mischt sich mit dem Aerger und der Er­bitterung ein klein wenig Stolz, daß man diesen Tiger hat, der angesichts einer Milliardenschuld dem Gläubiger zu sagen wagt, daß er ihn für einen Schmutzian hält. Diese Klärung und Auseinander­setzung mußte einmal kommen. Datz sie in die­ser dramatffchen Form kam, hatte man kaum er- tvartet. Die Masken des Krieges fallen. Er zeigt sein wahres.Gesicht in endgültiger Nacktheit. Die Flanrme, di« auf dem Grabe des unbekannte» Soldaten unter dem Arc de triomphe   in Paris  Tag und Nacht lodert, konnte das Herz Coolidges so tvenig schmelzen wie die Stahlpanzer der ame- rikanischen Banken. Mit dem Namen Georges Clemenceaus, de§ Tigers", war einmal der Begriff des französi­ schen   Imperialismus und des Siegerübermutes von Versailles   verbunden. Clemenceau   war in Deutschland   noch verhaßter als er in Frankreich  beliebt war. Er hatte den Widerstand Frankreichs  organisiert, als innere Krffen und militärische Niederlagen es niederwarfen. Er hatte die Tradi­tion von 1871, die Ueberliesirung Gambettas und Thiers noch einmal zu blutvollem und blut­gierigem Leben erweckt. Unter seine Aegide schuf Painlevö den gemeinsamen Oberbefehl an der Front, unter seinem Kabinett begann die Hilfe Amerikas   sich auszuwirken und im Schatten der Sternenbanner seufzte Frankreich   auf, belebte sich die Hoffnung eines verzweifelten Bolles, das sein Letztes opferte, um die Invasion nicht wei­ter Vordringen zu lassen. Auch die schon abgegrif­fen« Phrase von dem Kampf« für die Demokratie und Zivilisation, die Kriegs ideologie der franzö- sffchen Bourgeoisie erhielt neuen Inhalt, als das demokratische Amerika   in die Schlachten an der Marne   und bei Verdun   eingriff. Clemenceau  , das war damals Frankreich  . Der Mann, der noch der Nationalversammlung von Bordeaux   onyehört hatte, der die Idee der Revanche in allen ihren Phasen genährt, der ddn Kampf gegen Rom   und gegen die Monarchien geführt, der im Parla­ment unzähligemale seine Stellung gewechselt hatte und doch der Alte geblieben war, verkör­perte das französische   Nattonalbewußtsein, er war der typische Radikale vom alten Schlag, der als Politik immer das ansah, was jeweils der gro­ße» Masse der französischen   Kleinbürger, die im Grunde ja riesig konservativ in ihren Anschauun­gen sind, alS Ideal erschien. Wie sie war auch er immer gegen hohe Steuern, gegen den lieben Gott, gegen den reaktionären Nationalismus und gegen diepreußenfreundliche Internaüonale". Clemenceau   brachte den Sieg und er galt dann als der Vertreter der exorbitantesten Forderun­gen der Entente' in Versailles  . Heute weiß man, daß er den Royalisten, Klerikalen und Bankiers viel zu versöhnlich war. Deshalb stürzten sie auch den ,Diger" und hoben Poincarö auf den Schild. Der»Kläger  " zog sich zurück und schrieb Memoi­ren. Der nationale Block konnte ihn ebensowenig brauche» wie die radikale Regierung, die längst nicht mehr denRadikalismus" Clemenceaus vertrat. Und nun ift der alte Mann plötzlich wieder an die Oeffentlichkeit getreten; nicht oben ge­schickt und doch in einer Weise, die ihm und sei­ner Weltanschauung Ehre macht. Er wollte in den schweren Stunden, di« Frankreich   heute durchmacht, etwas für sein Land tun. Und er glaubte wahrscheinlich auch so naiv kann man nach einer fünfzigjährigen politischen Laufbahn noch sein! daß sein Eingreifen den Franzosen  , etwas nützen könnte. Also schrieb er dem Präsidenten der Bereinigten Staa­ten einen offenen Brief, in dem er mit sehr schönen, sehr idealen, sehr pattiotffchen Wor­ten erklärte, es fei ersterb nicht schön von Ame­ rika  , daß es von dem armen Frankreich   Geld ver­lange,-es werde zweitens dieses Geld ohnehin nicht bekommen und Frankreich   werde niemals seinen Boden verkaufen, wie etwa die Türken es taten. Dieser Brief des Tigers könnte als letztes Dokument des Gefftes von 1789 denBriefen aus der französischen   Revolution" angefügt wer­den, die Landauer gesammelt und übersetzt hat. Clemenceau   denkt und schreibt, das kann man hier aus jeder Zeile lese», wie Camille Desmou- lins, Danton   und Marat   gedacht und geschrieben haben, er ist ein Freund der großen und schönen Worte. Er haßt die schmutzigen Dinge der Bör­sen- und Bankenwelt, er glaubt an die Durch­schlagskraft der idealen Losungen. Aber er glaubt auch noch immer an die große MWon Frank­ reichs   und will nicht sehen, datz sich die Zeiten und Werte geämdert haben. Es ist ihm so ftlbst- verständlich, daß di« Türken ein ohrloses Volk Wieder ei« tzotzverratsprozetz in Polen  Warschau  , 10. August. Vor dem Bezirksge­richte in Wtlna hat die Verhandlung gegen 33 Weißrussen begonnen, welche unter der Anklage stehen, in den Jahren 1924 und 1925 an einer Verschwörung teilgenommen zu haben, welche die Losreißung eines größeren Gebietes von Polen   und dessen Angliederung an die weiß­russische Sowjetrepublll zum Ziele hatte. Nach der Anklage selbst sollen die angeklagten Weitz- ruffen Beziehungen zu der Tscheka   in Minsk   auf­recht erhalten und mit Sowjetgeldern auf dem Gebiete Polens   aufftändische Abteilungen organi­siert haben. Der Prozeß wird längere Zeit in Anspruch nehmen, da insgesamt 150 Zeugen vorgeladen wurden Am in Der Mlifiüen MimlWmlM. Münzende Rede Leon Blums.- BnNdeüelkonzerte der Kommunisten. Das Eeletz über die Amortilaiiooskaffe angenommen. In seiner Antwort wirft Poincars Blum vor, daß er alles zu schwarz male und er verurteilt die Anschauung Blums, datz nur mit Hilfe des sozialistischen   Systems eine Lösung möglich sei. Poincars erwähnt die Verpflichtungen des Staa­tes. Der Staat muß als Ehrenmann handeln. Er mutz bemüht sein, die Schulden zu tilgen. Die Regierung will die Unantastbarkeit der Kaffa- resourcen sichern. Auch die ausländischen Gläu­biger werden erkennen, daß Frankreich   sich mit allen ihm zu Gebote stehenden Kräften ausgleichen will. Sodann kommt es bei der Rede des Kommu­nisten Doriot   zu höchst stürmischen Szenen. Doriot   verlangt unter anderem die Aufhebung des Senates und fordert sogar das Proletariat zu einer Revolte auf. Im Hause herrscht Lärm. Ter Vorsitzende entzieht Doriot  das Wort, was stürmischen Protest bei den Kom- munfften hervorrust, die ein revolutionäres Lied singen. Es wird allgemein mit den Pult­deckeln geschlagen. Um 20.30 Uhr unter­bricht der Vorsitzende hie Sitzung, Doriot   aber weicht nicht von der Tribüne und die Kommu­nisten rufen fortwährendSotvjets! Sowjets!" VERLANGET UEBERALL Der Kampf der englilchen Bergarbeiter. Tagung der Exekutive der Bergarbeiter. London  , 10. August.  (AR.) Der Exekutiv- ausschuß der Bergarbeiterföderaüon ist heute in London   zusammengetreten, um darüber zu be­raten, ob die Ergebnisse der Abstinnnung in den Kohlenrevieren den Ausschuß ermächtigen, eine«: definitiven Sch ritt zu unternehmen, d. i. Verhandlungen zu beginnen. Die Gesamtergebnisse der Abstimmung wurden bis jetzt noch nicht veröffentlicht, doch die bisher be­kannten Daten zeigen, daß die Mehrheit für die Annahme des bekannten Memorandums sei« wird(?) Die Grubenbesitzer vertreten die Ansicht, daß alle neuen Debatten nur aka­demische Bedeutung hätten, wenn sic nicht von der Voraussetzung ausgingen, daß die Zahl der Arbeitsstunden erhöht wird. Der heutigeDaily Telegraph  " kommentiert in günstiger Weise die Tatsache, daß etwa 100 Fabriken jetzt an Stelle der Kohlen zur Erdöl­heizung übergegangen sind. Demgegenüber lau­fen Meldungen ein, daß viele Firmen wegen Kohlenmangel oder wegen Schwierigkeiten mit ausländischer Kohle d i e Arbeit ein st eilen mußten. Eine Reuter-Meldung will wissen, daß die Berg­arbeiter die Vorschläge der Bischöfe abgelchnt haben. * London  , 10. August.  (AR.). DaS am Schluffe der Sitzung der Bergarbeiterexekutive ausgege­bene Kommumqu« gibt keine Einzelheiten über die Abstimmung bekannt. Es teilt bloß mit, daß sich die aus den Distrikten eingelangten Be­schlüsse gegen die Empfehlungen der letzten Dele­giertenkonferenz aussprechen und fügt hinzu, daß der Vollzugsausschuß beschloß, für nächsten Mon­tag eine neue Delegiertenkonferenz einzuberufcn, in der Bericht über die Abstimmung gegeben werden wird. Der mexikanische Kulturkrieg. Mexiko  , 9. August. Laut einer Verfügung deS MinffteriumS des Innern werden alle in kirchlichem Besitze befindlichen Wertobjekte und alles Zubehör im gesamten Lande bis zur Beilegung deS Konfliktes, mit Ausnahme der Andachtsstatten selbst, unter Siegel gelegt. Di« unter dem Verdachte eines Anschlages auf das Leben des Präsidenten Calles Festgenommenen sind wieder entlassen worden. Vor erzbischöflicher Seite wurde eine neue Erklärung veröffentlicht, in der es heißt, man respettiere die mexikanischen Gesetze wie die Verfassung mit Ausnahme der Punkte, die die tatsächlichen Recht« der Kirche verletzen. * Mexiko  , 10. August.(Reuter.) Trotz der Er­klärung der mexikanischen Regierung, daß die Kirchengesetze in gleicher Weise für Katholiken und Protestanten zur Anwendung kommen, wurde bis jetzt nichts in der Richtung der Nationalisie­rung der protestantischen Kirchen im Lande unternommen. Die Regierung hat lediglich be­kanntgegeben, daß sie sich dieses Recht für die Zu- kimst Vorbehalt aus Grund des Prinzipes, daß das gesamte Kirchenvermögen der Nation gehört. Di« Regierung hat die Protestantischen   Pastoren anfgefordert, ein Inventar ihrer Kirchen für die Gemeindeämter aüfzuftellen, Wildwest in der Slowakei  . Preßburg  , 10. August. In der Nacht vom 9. auf den 10. d. d. erschienen um 2 Uhr in einem Wagen deS Personenzuges der Strecke.Sillein Kaschau sechs maskierte Männer. Einer der Reisenden, dessen Namen bisher nicht festge­stellt wurde, riß, als er den ersten maskierten Mann erblickte, diesem die Maske vom Gesicht, worauf dieser drei Revolverschüsse ab­gab und ihn auf der Stelle tötete. Hie­durch wurden di« übrig«» Reisenden auf den Vor­fall aufmerksam, doch hatten die maskierten Männer inzwischen die Notbremse gezogen und waren, als der Zug stehen blieb, bei der Gemeinde Warin   abgesprungen und in der Richtung gegen Lava geflüchtet. Die Gendarmerie wurde von dem Vorfall sofort verständigt und die Nachforschungen nach den Räubern eingeleitet.