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Es würde den Sozialisten nichts übrig bleiben als zu zeigen, daß die Armee ganz anders ist als ihre Führung. Der Nachweis wäre bei der heutigen Stimmung nicht so schwer. Wir wissen nicht, was man dazu sagen würde, wenn man auf die fascistische Agitation im Falle Gajda einfach damit antwortete, daß sich die Front der sozialistischen Agitation mit aller Kraft in die Kasernen, an die Reservisten und die aktiven Soldaten wenden würde. Wir zweifeln nicht, ihr Herren, daß das glänzend gelänge. Haben die Herren Fascisten das Recht, die Stelle des Generalstabschefs zu besezen, wer tönnte, nachweisen, daß ein anderer nicht das Recht hat, die Kasernen und Uebungsplätze zu besetzen."
13. August 1926. der polnischen Staatspolitik gegenüber den Deut- Verfassung und das Geschrei der Nationalisten womöglich aus der örtlichen Bevölkerung stam- Bemerkenswert sind die Drohungen, die das schen muß sein: die polnischen Bürger deutscher sollte die polnische Demokratie unbefümmert mend. ,, Česte Slovo" an die Adresse der Fascisten richtet, Nation müssen mit den Interessen des Staates lassen. In den östlichen Gauen kann von einer Die Polnische Sozialdemokratie wenn diese die fascistische Agitation in das Heer eng verbunden werden, müssen ihre Interessen einheitlichen Staatssprache keine Rede sein, es steht auf dem Standpunkt der natio- hineintragen sollten: mit denen des Staate verbinden. Die deutsche muß den Minderheiten Rechnung getragen wer- nalen Aufonomie für alle MinderKirchen- und Sprachenfrage müsse vom Staate den. Auch die Politik der katholischen Kirche ge- heiten und für die, die in geschlossenen loyal behandelt werden. genüber den Weißruthenen und trainern darf Sprachgebieten wohnen, auf dem StandDie Juden machen in Polen etwa 11 bis nicht länger geduldet werden. Polen darf nicht punkte der territorialen Autonomie 12 Prozent der Gesambevölkerung aus. Sie erlänger der Vassalle" Roms fein! Die( Utrainer, Weißruthenen). Die Partei hat auch freuen sich der Sympathie der Polen . Der weit wichtigste Sache im Osten ist die Bodenreform. entsprechende Gesezanträge im Sejm einaus größte Teil von ihnen befaßt sich mit Handel, Sie muß vom wirtschaftlichen Standpunkt behan- gebracht. Leider ist der demokrati che Gedanke noch ein fleiner Teil mit Handwerk. Bauernschaft be- delt werden, aber die Kolonisation von Soldaten zu schwach, um diese Anträge zu realisieren. Aber fizen fie feine. Sie gebrauchen keine literarische im Osten macht aus der wirtschaftlichen, eine po- die nächste Zukunft schon wird die unbedingte Sprache und benüßen das sogenannte jiddische litische Sache. Auch dies muß anders werden! Notwendigkeit dieser Realisierung zeigen. Die ge( mittelhochdeutsche) Jargon. Ihre Sitten und Das ganze Verwaltungssystem in den östlichen famten demokratischen Elemente in Polen müssen Gebräuche machen sie zu einer geschlossenen Kaste, Bezirfen muß geändert werden, die chauvinisti- sich aufraffen zu einem fonfequenten Schritte und der europäischen Kultur unzugänglich. Der pol- fchen Beamten müssen durch anständige, von gegenüber den Minderheiten den Standpunkt der nische Staat hätte Sorge zu tragen, daß die gutem Willen beseelte Menschen ersetzt werden, Gerechtigkeit vertreten. geistige und physische Kultur der Juden auf ein menschliches Niveau kommt, daß die Emigration nach Jerusalem gefördert wird und daß man die junge Generation zum praktischen Leben erzieht. Die jüdischen Winkelschulen müssen verschwinden, ebenso das starke Abgrenzen von der übrigen Bevölkerung. Eine große Bedeutung in diesem Sinne hat das freundschaftliche Verhältnis zwischen der Polnischen ( P. P. S.) und der Jüdischen ( Bund") Sozialdemokratie. Von einer organi satorischen Verbindung beider Organisationen fann feine Rede sein, aber auf gewerkschaftlichem und genossenschaftlichem Gebiet wurde schon eine Einigung erzielt. Dieses Verhältnis, kontinuiert, wird gute Früchte zeitigen, und das beiderseitige Verhältnis inniger gestalten.
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Der Gajdaskandal.
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A. K.
Frankreich hat die Untersuchung verlangt. Rüdzug ter birgerlichen Barteien. Disziplinarunterjuchung gegen Gajda. Warum gest Gajda nicht vor Gericht?- Eine Berhaltung in Mostau. in Mostan.- Die cheilchen Sozialistischen Parteien beim Ministerpräsidenten.- Das Heer und der Sozialismus.
Die bürgerlichen Parteien haben in der Die Ukrainer sind jene Nation, die int im Abgeordnetenhaus stattgefundenen Beratung Leber Polens eine große Rolle spielt, nicht nur Bajda fallen lassen. Diese für die Ent
wichtigste, die der Staat erledigen nuk. Das Vorfriegsrußland strebte darnach, die Ukrainer zu ruffifizieren. Deshalb die Hetze gegen die pol nischen Herren". Auch die polnischen Gutsbesitzer in Wolhynien machten alles, um die ufvainische Bevölkerung dem polnischen Staatsgedanken ab spenstig zu machen. Deshalb ist das jetzige Lieb ängeln mancher ukrainischer Politiker mit den Sowjets erklärlich. Das Zurechtlegen der Ver hältnisse zu den Ukrainern ist auch erschwert durch die massenhafte Emigration ukrainischer Politiker ins Ausland. Aber eines muß die polnische öffent liche Meinung verstehen lernen: es muß zur Gründung eines unabhängigen frainischen Staates tommen! Die in Beer Hinsicht von der ukrainischen Intelligenz geleistete Arbeit muß die polnische Demokratie un terstützen. Eher werde es keine Ruhe im Osten geben, als bis die 40- Millionen zählende ufvai niche Nation in einem selbstständigen Staate ver einigt sein wird, und die alten staatlichen Tradi tionen erneuert werden.
das Pilsener
zurück und wird deshalb mitsam: Gajda in den movalijchen Sumps fallen, der aufgedeckt wurde. Wie das„ Pravo Lidu" meldet, haltent
Das Legionärorgan verlangt, daß Gajda vor Gericht gehe. Das„ Narodni Osvobozeni" schreibt nämlich:
Gestern fanden sich beim Ministerpräsidenten J. Cerny, die Vertreter der Vollzugsausschüsse und der parlamentarischen Klubs beider sozia listischen Parteien, die Abgeordneten HampI und Tomašek und die Senatoren Dr. Klouda und Šolc ein, um mit Rücksicht auf die Entscheidung des Ministeriums für Nationalberte digung im Falle des Generals Gajda nähera Informationen über den Stand der Angelegene heit einzuholen. Nach einer längeren Unterredung erklärten dann die Vertreter beider Parteien, daß sie die Mitteilung des Ministerpräsidenten zur Kenntnis nehmen.
Inland.
Diesmal an die fommunistische Presse.
jetzt, aber auch zurzeit des früheren unabhängigenwicklung der ganzen Angelegenheit nicht un- Militärfreise die Gajdaaffäre mit der Entscheidung Nochmals: heraus mit der Sprache! Organ der tschechischen Sozialdemokratie Nova Zweifellos wird es zum Disziplinarverfahren gegen Gajda fommen, das mit der Doba" wie folgt: Wir haben schon mehrmals festgestellt, daß Alle bürgerlichen Parteien haben sich von An Degradierung des Generals zum einfachen beginn sehr vehement hinter Gajda gestellt. Sie Soldaten endigen kann. In Militärkreisen wird die kommunistische Partei und Presse in der haben aus ihm einen Märtyrer des sozialistischen nämlich befürchtet, daß eine ungenügende Er- Affäre Gajda bei weitem nicht so fraftvoll auftritt, Terrors gemacht und haben in die ganze Welt ledigung des ganzen Falles auf die Moral der wie ihnen das als den doch angeblich einzig auf richtigen Kämpfern gegen den Fascismus gchinausgeschrien, welches Unrecht an ihm begangen Offiziere schlecht wirken könnte. wurde. Als sie aber inforntiert wurden, wie die Dasselbe Blatt meldet, daß in Moskau ein ziemte. Es iſt notwendig, auf diesen Umstand neuerdings zu verweisen. Natürlich können.: Sache mit Gajda steht, daß Frankreich Fräulein Naprstkova von den Sowjetbehörden die Affäre Gajda nicht totschweigen und sie ban selbst eine Untersuchung verlangt berhaftet wurde und daß diese Verhaftung sich darum auch in letzter Zeit, mit Refpeft zu hat, wurden ihre Sympathien und ihre Be- im Zusammenhang mit der Affäre Gajda ſtehe. fagen, zum Kampf entschlossen, aber vergebens geisterung für Gajda abgekühlt, bis diese nunmehr Donnerstag Abend sollte eine Versammlung sucht man im Vorwärts" oder in dev ganz verflogen ist. Die agrarische, fleritale und der Nationaldemokraten mit der Tagesordnung Infernationale " auch nur einen lo die Preffe der Gewerbepartei werden im Falle Gajda" stattfinden. Die Polizei hat aber diese Sinweis auf die doch entscheidende Behaupturg. Gajda auffallend still und widmen ihm nicht so Versammlung verboten. daß Generalstabschef Gajda im Dienst der viel Raum und Aufmerksamkeit wie noch vor Sowjetregierung gegen Frankreich zahlte Spionendienste leistete. Warum diese tommunistische Bescheidenheit? Warum diese zare Rücksicht in einem Fall, den die ganze Welt d'es tufiert? War der konterrevolutionäre Dierar Roltschats aus dem Jahre 1918, war der mege General Gajda, der in Sibirien hunderte Rotgardisten hinrichten ließ, der löblichen Sowjetregierung gut genug, um ihn in Frankre spionieren zu lassen. Warunt soll er denn dann plötzlich den Kommunisten in der Tschechoslowakei zu schlecht sein, als daß sie diese Seite Cajtas nicht erwähnen sollten? Warum sollen es denn die kommunistischen Arbeiter in der Tschechoslo wakei nicht erfahren, daß der fascistische General Gajda, gegen den Vorwärts" und Internatio Die ganze Affäre Gajda könnte auf diese Weise nale" jetzt Leitartikel loslassen, in Diensten der höchst einfach aus der Welt geschafft werden. Gajda, Sowjetregierung stand? Haben es die kommu der in den letzten Wochen seine militärische und nistischen Arbeiter über sich müssen ergehen lassen, politische Stellung mit wenig ehrenhaften Mitteln daß ihr Chefredakteur Doležal fascistischer zu erhalten bestrebt war,- wurde er doch Schriftleiter wurde, warum sollen sie es mehreremale öffentlich der Lüge bezichtigt denn nicht ertragen, daß ein russische r General Gajda der die Grundregeln der militärischen Disziplin verlegt hat, hat nicht das nächste getan: vor dem Gericht seine militärische und Legionärehre zu schützen.
Anders ist es mit den Weißruthenen. Die e Minderheit besitzt keinerlei staatlichen Tras ditionen und in früheren Zeiten waren die Weißruthenen ein Element, das sich schnell den Polen und ihrer Kultur assimilierten. Zum Unterschied von den Ukrainern, muß das Programm in Be zug auf die Weißruthenen etwas schmäler sein und zwar könnte von einem selbstständigen Staate feine Rede sein, weil diese Idee sich wirtschaftlich und politisch nicht realisieren läßt. Dagegen muß die nationale weißruthenische Schule große neue Kadres von Intelligenz heranbilden, muß an die Errichtung einer weißruthenischen Universität gedacht werden, die weißrussische Sprache muß in den Aemtern und Gerichten, wie auch in die Kir chen Eingang finden. Die Bezirks- und Landesautonomie muß hergestellt werden, und mit ihr die kulturelle Autonomie.
All dies ist im Einklang mit der polnischen
wenigen Tagen, kurz sie ziehen sich verständiger weise zurüd und mastieren ihre Uebereiltheit. Ja sie schreiben jezt von Gajda sehr mürrisch. Heute tut diesen Parteien von Gajda schon der Kopf weh, denn sie fommen in den Verdacht, daß sie bewußt eine schlechte Sache deckten. Auch nicht einer von den politischen Führern dieser Parteien steht hinter Gajda, auch nicht der Führer der Nationaldemokratie. Nur der einzige agrarische Abgeordnete Udržal stellte sich bisher hinter Gajda, denn er war es gerade, der als Minister für nationale Verteidigung Gajda protegierte und durch seinen Einfluß in den Generalstab brachte. Von der ganzen bürgerlichen Presse schlägt sich nur noch die nationaldemokratische mit Geschrei für Gajda, aber das macht nicht die politische Führung der Partei, sondern die fascistischen Journalisten dieser Presse und der fascistische Flügel der nationaldemokratischen Partei. Sonst ist der Beitung der nationaldemokratischen Partei, die sehr gut weiß, wie schlecht es um Gajda steht, sehr schwül, weil sich die Parteipreffe für die unglüdliche Gajdaaffäre zu sehr engagiert hat und weil es für die Partei mit einer Blamage endigt. Aber die nationaldemokratische Presse tann nicht mehr
,, Vorige Woche, als König Konstantin von Copyright 1924 bei Buchhandlung Schneider u. Co., Wien . Griechenland heroben war, mag es ja gerechtfertigt gewesen sein. Aber jetzt..."
Vom Baume des Bösen.
10
Von Marcel Berger.
VI.
,, Kennst du alle Leute hier?"
,, Es sind nicht gar so viele," jagte Philipp. Dann wies er auf einen großen, alten Herrn mit weißen Haaren, der im Jagdanzug einen Starabiner um die Schulter gehängt, eben eintrat.
Wie ist es möglich, daß ein Soldat- Offizier, ein Legionär mit dem Glorienschein des Heldentums die täglich gegen ihn erhobene Beschuldigung duldet, ohne alles zu tun, um sich zu reinigen General Gajda ist der Spionage gegen Frankreich beschuldigt. Immer wieder wird öffentlich behauptet, daß er sie für Geld getrieben habe, welches er bloß von den Sowjets erhalten haben kann.
In einem solchen Falle würde jeder ehemalige einfache Soldat Gajdas nicht einen Moment geschwankt haben, eines zu tun: die Beschuldiger vor das Gericht zu treiben.
Wir famten auf eine breites, felsiges Vorgebirge, von wo aus wir einen grandiosen Rundblick hatten. Der schneebedeckte Gipfel der Jungfrau überragte majestätisch die übrigen Gletscher. Ein frischer Lufthauch strich von Berner Ober land herüber.
Ich fragte Philipp, ob er nicht falt habe. ,, Nein. Der Tennisplay ist vollkommen
Spion gegen Frankreich , im Nebenamt General stabschef, nun Neigungen berriet, die kommunistischen Revolutions"-Absichten als fascistischer Dittator niederzuschlagen?
Sie faa mir offen ins Gesicht und lächelte: Ich verstehe. Und Sie haben recht. Sie find nicht alt geworden, nur reiser, auch als Schriftsteller. Sie müssen wissen, daß ich alle Ihre Bücher mit Begeisterung gelesen habe."
Und dabei haben Sie mir nicht einmal den Empfang derselben bestätigt..."
Briefe schreiben kann ich nicht- aber ich denke an meine Freunde. Sie haben mich ja sogar in Ihrem Roman Ein Haus in Gefahr" auftreten lassen?"
,, Das ist der einzige Gast, den ich nicht ein- windgeschützt." Philipp führte mich in mein Zimmer, das mal noch sprechen gehört habe. Ein Engländer, Er zeigte mir unten eine mit Bäumen bevon dem seinigen durch eine kurze Galerie ge- Lord Paddock. Er ist seit drei Tagen hier und pflanzte Esplanade, zu der quer durch den getrennt war, die jetzt von elektrischen Lampen hell steigt den ganzen Tag in den Helskämmen herum, pflegten Rasen ein Fußweg führte. Gitter umSie meinte mein erstes Kriegsbuch. Tatbeleuchtet war. Ein schwerer persischer Läufer um Gemsen zu schießen." fchloffen das Spielfeld. Wir waren zur Stelle, sächlich hatte ich bei der Heldin dieses Buches undämpfte das Geräusch unserer Schritte. Mein Ich blickte dem Engländer, der sich dem Lift Zwei Personen bewegten sich auf dem betonierten willkürlich ein wenig an sie gedacht. Zimmer war geräumig und wohnlich, mit modernäherte, nach. Er sprach eifrig mit einem Herrn, laße: ein großer, muskulöser, weißgekleideter Ich muß mich bedanken," lachte sie ,,, daß nen, englischen Möbeln eingerichtet. der ihn begleitete und sein Gesicht blieb im Schat Herr mit bloßem Kopfe, Mlarius. Und auf der Sie mir wenigstens eine sympathische Rolle zu Ich machte rasch Toilette und wir begaben ten, während er durch die Halle schritt. Trotzdem anderen Seite des Netzes Evelyne... geteilt haben. Aber Sie lassen mich in diesent uns in die Halle hinunter. Herr Müller begrüßte schien es mir, als wäre mir dieser alte Gentle Buche verliebt sein...! Darüber habe ich mich uns ehrerbietig. Im Bureau faß seine Frau, man mit den schneewe gen haaren schon irgendsehr unterhalten. Das past doch gar nicht zu nicht mehr ganz jung, mit Augengläsern, in wo begegnet. schwarzem Seidenfleide. Kellner trugen Tassen mit mir." ausgewählten Lifören und allerlei Erfrischungen
vorbei.
In einem kleinen Nebensaale saßen die Ausflügler, die das Schloß zwischen zivei Zügen besichtigt hatten. Sie wurden von den Kellnern mit mertlicher Mißachtung behandelt.
hätte.
it Fräulein Simpson in ihrem Zimmer?" fragte mein Freund ein Kammermädchen, das sich an der Stiege zeigte.
,, Nein, ich glaube, daß das Fräulein schon auf dem Tennisplay ist."
Philipp errötete jäh:
„ Schon?" jagte er.„ Sie geht sonst erit viel
,, Es wird nicht jeder hier aufgenommen," später. Komm, wir wollen sie aufsuchen." warf ich hin und erzählte Philipp die Szene, Das Zimmermädchen war weitergegangen. deren Zeuge ich bei meiner Aukunft gewesen war, Ein auffallend hübsches Gesichtchen. Es fiel mir wie das junge Ehepaar Verdier ohne die Inter - ein, daß es die Kleine gewesen sein fonnte, von vention von Dartigues feine Unterkunft gefunden der Marius gesprochen hatte, und ich empfand eine ganz unbegründete Genugtuung in dem Ge,, Natürlich," sagte Philipp ungeduldig, den danken, daß sie ihn abgewiesen hatte. Ritter bedrängter Damen zu spielen, das ist sein Das Herz schlug mir schneller, als ich nun Fall. Und Herr Müller ist selbstverständlich in De- Evelyne wiedersehen sollte. Eigentlich lächerlich! votion zerflossen. Ich verstehe überhaupt nicht, Sie, die ich als kleines Mädchen mit Zöpfen ge welchen Sinn dieses Verbot haben soll. Ich selbst tannt hatte. liebe die Ruhe, aber trotzdem finde ich diese Ge- Während wir durch den Hof schritten, warf schichten übertrieben." ich einen forschenden Blick auf die Komangobäume, von denen ich soviel gehört hatte.
Das Verbot ist doch nur ein provisorisches?"
,, Erkennst du sie?" fragte Philipp. Ich hielt die Hand vor die Augen, wie um mich aeaen das Sonnenlicht zu schützen. Sie sah uns, ließ das zum Service erhobene Rakett finten und lief auf uns zu.
Ich wollte ein Anspielung auf ihre Verlobung machen, aber mein armer Freund stand zwei Schritte von uns und schien sich zu wundern, daß wir beide so intim miteinander waren. Ich bemühte mich, ihn in unser Gespräch zu ziehen: Ich war höchft erstaunt," rief ich ,,, als mir
Philipp
fagte, daß Sie auf dem Loersberg ſeien."
Sie lachte wieder:
,, Guten Morgen, Onfel," rief sie vergnügt. Sie hate mich im Soulgate immer„ Onfel" genannt, um den Altersunterschied zwischen uns 1 martieren. Ich zoa den Sut, und wir lachten uns in die Augen. Wir schüttelten uns freundfchaftlich die Sände. Ich war wie geblendet. Das ,, Und ich erst, als ich erfuhr, daß Sie mit jarte, hochaufgeschossene, etwas ätherische Mädchen von damals hatte sich zu einer entzückenden ihm befreundet wären. Wie oft hatte ich Ihren jungen Dame entwickelt, deren Formen sich har- Namen erwähnt, ohne daß er mit der Wimper monisch durch den weißen Seidensweater zeich zudte." Evelyne wandte sich an Philipp und ersparte neten. Das Gesicht trug noch dieselben süßen Züge mir dadurch eine erstaunte Bemertung. wie damals und die blonden Zöpfe waren nun wie ein goldener Helm um ihren Kopf aufgeſtedt. in ,, Wie geht es Ihrem Vater, Evelyne?" fragte ich. Sie erlauben mir doch, Sie noch kurzweg Evelyne zu nennen?"
,, Nicht mehr, Nichte?" ,, Nein, liebe Nichte."
Jetzt, Philipp, feßen Sie sich aber endlich Ihren Stredjessel."
Sie griff nach seinem Arm. ,, Dante," sagte er gereizt, ich kann mich noch allein aufrecht halten."
Fortsetzung folgt.)