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15. August 1926.

Internationaler Keramarbeiter- ration der Keramarbeiter in Fischern die Keram- dakteur Doležal, der augenblicklich fascistischer dort nach Wunsch und Meinung der Landpost"

fongreß in Karlsbad  .

Montag, den 16. August tritt im Verbands­heim der Keramarbeiter in Karlsbad  - Fischern, der internationale Kongreß der Keramarbeiter zusammen. Die Aufgaben des Kongresses beste­hen darin, die Berichte der verschiedenen Landes­organisationen über die Lage der Organisation selbst, der Keramarbeiter und der Keramindustrie entgegenzunehmen, über die Erfahrungen mit dem Achtstundentag zu sprechen und die Frage der Auswanderung zu diskutieren. Es sind also für die Keramarbeiter wichtige Fragen, die zur Beratung stehen. Die Keramarbeiter erhoffen eine Festigung der internationalen Organisation von diesem Kongreß, die einzelnen Landesorgani­fationen erwarten Richtlinien für ihre Arbeit in den nächsten Jahren.

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Es wird Ruhe emplohlen!"

arbeiterinternationale stärken und damit den Redakteur ist, glänzend geeignet. Kampf der Keramarbeiter aller Länder um eine verhältnisse kräftigen werden. In diesem Sinne höhere Lebenshaltung und gefündere Arbeits­begrüßen wir die Delegierten des Kongreffes und wünschen ihren Verhandlungen besten Erfolg.

Inland.

Gajda tlagt.

Aus Gajdas Leben.

In der Narodni Prace" finden wir fol­gende Biographie Gajdas:

Der Reichenberger Vorwärt 8" erteilte uns gestern auf unsere höfliche Anfrage, warum die kommunistische Presse denn die Anklagen gegen Gajda wegen seiner angeblichen Spionage für Sowjetrußland totzuschweigen ver­suche, folgende Antwort, die wir wegen ihrer Köstlichkeit wörtlich wiedergeben wollen:

Es wird Ruhe empfohlen! Der Sozialdemo­frat" meint, daß wir zu wenig über die Gajda affäre geschrieben hätten, was wir bei Durchsicht aller diesbezüglichen Berichte in unserem Blatte leider nicht konstatieren können. Insbesondere wird uns vorgeworfen, wir hätten über den gegen Gajda erhobenen Verdacht der Spionage für Sowjetruß­land nichts berichtet. Abgesehen davon, daß wir darüber berichtet haben, möchten wir bemerken und den Sozialdemokrat" darauf aufmerksam machen, daß über den wirklichen Sachverhalt nichts bekannt wurde und daß wir keine Veranlassung haben, solche Nachrichten zu kolpor­tieren, die man gar nicht so sehr gegen Gajda, als vielmehr gegen Sowjetrußland zuspißt.

Wie der Venkov" berichtet, hat der Rechts­vertreter des Generals Gajda, Dr. Kamill Ada­met, gegen den Legionärmajor Kratochvil, den Verfasser des großen historischen Werkes Der Weg der Revolution", sowie gegen seinen ehe­maligen Offiziersdiener Solovjev die Klage Die Anfänge der Gründung der internatio- überreicht. Wie es heißt, hat Gajda auch die nalen Föderation der keramischen Arbeiter lie- Absicht, gegen eine Reihe verantwortlicher Re­gen schon mehr als zwanzig Jahre zurück. An- dakteure jener Blätter, durch deren Schreibweise läßlich eines deutschen   Seramarbeiterfongresses er sich in seiner Ehre angegriffen glaubt, die in Berlin   im Jahre 1905 fand eine Bespre- Klage zu überreichen. chung der dort anwesenden Vertreter der Keram­arbeiterorganisation verschiedener Länder statt für den Verband der Porzellanarbeiter war dort Nr. 1) hat der Vorwärts" darüber berichtet, schon unser Genosse Franz P a I me anwesend- 2) ist ihm Genaues nicht bekannt, weshalb er auf der es zum zum erstenmal zur Anbahnung festerer internationaler Beziehungen zwischen den ,, Rudolf Geidi wurde, nachdem er dret 3) nichts berichtet und 4) uns zur Ruhe mahnt! verschiedenen Organisationen kam. Schon im Jahrgänge des Gymnasiums in Kiev   absolviert Denn Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. Auch die nächsten Jahre fand in Limoges   in Frank hatte, Drogistenlehrling. Ehe er aber noch seine eines revolutionären" kommunistischen Kedal­reich der erste Kongreß der Föderation der fera- Zehrzeit beendigt hatte, trat er als Freiwilliger teurs, der sich hüten wird, nach dem wirklichen mischen Arbeiter statt, in der die Keramarbeiter in die österreichische Armee ein und wurde Sachverhalt" dort nachzuforschen, wo er ihn be­internationale fonftituiert wurde. Der Sit die- Feldwebel. Seine abenteuerliche Natur, die stimmt erfahren fönnte, nämlich in Sowjet­fer Internationale wurde Charlottenburg  , inter  - sich schon damals zeigte, bewog ihn dazu, plötz- ulan d. Wahrscheinlich hat man von dort aus der kommunistischen Presse ,, Ruhe anempfohlen". nationaler Sekretär wurde Gen. Fritz 3ietsch. lich in Montenegro zu erscheinen. Dann wie naiv, dieses Kommando an uns weiterleiten Der zweite internationale Kongreß fand im trat Geil unter dem Decknamen Radola Gajda   zu wollen. Nicht gegen Sowjetrußland spitt man Jahre 1909 in Florenz   statt, wo es zum Ab- in der Zeit des Rückzugs des serbischen Militärsu wollen. Nicht gegen Sowjetrußland spitt man den Gajda- Skandal zu, sondern das Schwei  schluß von Gegenseitigkeitsverträgen zwischen den aus Albanien   hervor. Geidl wurde Arzt, ger der kommunistischen   Presse hilft einzelnen Landesorganisationen famt und wo vor nahm teil am Transport verwundeter serbischer dem Er- Generalstabschef. Immerhin allem beschlossen wurde, einen energischen Kampf Soldaten, wurde als Militärarzt nach Frankreich   hätte der Vorwärts" besser daran getan, weiter­gegen die Berufskrankheiten der Keramarbeiter gesandt und von hier nach Rußland   zu der sich zuschweigen, als sich mit einem so läppischen Be­aufzunehmen. Der dritte internationale Kon- dort bildenden serbischen Division. In Rußland ruhigungsappell zu blamieren. greß wurde 1912 in Hanley dem Mittelpunkt erschien er in der tschechischen Gesellschaft, in der der englischen Keramindustrie, abgehalten. Die berraten wurde, daß er kein Arzt sei. Rudolf Verhandlungen dieses Kongresses waren vor Geidl bekennt sich sofort, redet sich aber damit allem der gegenseitigen Unterstützung bei Streits aus, daß er auf diese Weise nach Rußland   gelan und Aussperrungen gewidmet und es wurde die gen wollte. Gleichzeitig gibt er an, eigentlich Notwendigkeit der Verkürzung der Arbeitszeit in Rapitän der serbischen Armee zu sein. Die Deutsche Landpost" befaßt sich in der Keramindustrie aller Länder betont. Der Bald kommt heraus, daß nicht einmal das wahr einer polemischen Notiz mit einer Meldung der nächste Kongreß sollte in Desterreich stattfinden, sei und deshalb wird gegen ihn die Disziplinar Sudetendeutschen Tageszeitung" über die Ein­aber der Krieg machte der Hoffnung, die Vertre- untersuchung eingeleitet, mit der der gegenwär- berufung des Deutschen Verbandes" auf Wunsch ter der Keramarbeiter aller Länder in Desterreich tige Oberst Chalupa betraut wird. Als Ru- der deutschen   Nationalsozialisten. Diese Meldung zu begrüßen, ein Ende. Erst im Jahre 1923 sand dolf Geidl von dem Disziplinarverfahren erfährt, bringe durchaus nichts Neues, meint die land Der nächste internationale Kongreß der Keram- meldet er sich zu einem Transport nach Frank post", und schließt dann mit folgender Aufklärung, arbeiter statt und zwar in Charlottenburg  , reich, wird aber mit dem Hinweis darauf abge- die der Sudetendeutschen  " erteilt wird, aber an wo die Keramarbeiterinternationale vor allem wiesen, daß zunächst das Disziplinarverfahren be- die Adresse der Nationalsozialisten auf neue finanzielle Grundlagen gestellt wurde. endet werden muß. Daweil tommt es aber zu gerichtet ist: Siz der Föderation wurde wieder Charlotten- Kämpfen, der Disziplinarrichter wird versetzt und burg, zum internationalen Sekretär wurde Ge- Herr Rudolf Geidl   geht mit einem unerledigten nosse Wollmann gewählt. Genosse Zietsch war Disziplinarverfahren nach Sibirien  . Das wei­1913 gestorben. Schon dort wurde für den nächtere Schicksal des Herrn Geidl ist bekannt. Zu­sten Kongreß die Tschechoslowakei   in Aussicht ge­

nommen.

nächst Zusammenarbeit mit Roltschak, dann plötz­liche Wendung zu den Eferen( Sozialrevolutio­nären), vergeblicher Versuch in die Dienste der Eseren in Irkutsk   zu treten, Entlassung aus dem Verbande der Legionen über Auftrag Stefaniks, bis es schließlich zu einer, wenn auch kurzen Festsetzung in Wladivostok und Zusammenarbeit mit den dortigen Bolschewiken und Eferen kommt."

Der Kongreß findet also heuer in Westböh­men, diesem alten Kampfboden unserer Keram­arbeiterschaft statt. Die Bezirke Karlsbad   und Elbogen   umfaffen den größten Teil der Porzel­lan- und Kaolinarbeiterschaft unseres Landes und so wie sich die Keramarbeiter dieses Gebietes freuen, die Delegierten in ihrer Mitte zu begrü­Ben, so freut sich die gesamte deutsche Arbeiter- Wie man sieht, hat Gajda in Rußland  , so­schaft dieses Landes, daß ein internationaler wohl gegen die Bolscheiten gekämpft, ist aber Kongreß in ihrem Gebiete stattfindet. Wir hoffen, auch zeitweise mit ihnen zusammengegangen. daß es den Delegierten des Kongresses in unserer Nachher hat er zwischen dem Bolschewismus und Mitte gut gefallen wird und daß die Beratungen Fascismus geschwankt, er ist also zur Zusammen­des fünften Kongresses der internationalen Föde- arbeit mit dem ehemaligen kommunistischen   Re­

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Nicht einmal diskutieren wollen sie mit den deutschen   Nationalsozialisten!

ant

nicht kommen. Das ist eine Antwort an die Nationalsozialisten, die unseres Erachtens Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig läßt. Was jagen nun Jung, Krebs, Pabel und der Tag"? Was werden sie Wählern und Refern jezt einzureden versuchen?

Arme und reiche Blaffen.

Dem Pater Šramek geht es augenblicklich nicht gut. Nach allen Seiten hin muß er in der eigenen Partei die Politif, welche die tschechisch- klerikalen Abgeordneten in den letzten Monaten getrieben haben, verteidigen. Von der einen Seife fallen die christlichsozialen Gewerkschaften über ihn her, weil die Klerikalen für die Zölle gestimmt haben, von der anderen Seite sucht der hohe Klerus in dem Organ ,, Čech" die Stellung des Parteiführers zu untergraben. In einer Polemik der Lidove Listy", des offiziellen Parteiorgans, gegen den Cech" schreibt das Blatt unter anderem:

Wir werden alle die armen Kapläne und Pfarrer aus ihren armen Pfarreien zusammen­rufen, wir werden zusammenrufen all die Armen im Priestergewande, um deren Existenz sich außer der Volkspartei niemand kümmerte, wir werden die ganze der Volkspartei treue Geistlichkeit rufen, die es gut weiß und dankbar anerkennt, aus welcher Lage sie die Volkspartei auf festen Boden gestellt hat, und werden in der Versammlung etwas tun, was endgültig der ständigen, haßerfüllten und unchristlichen Hezze des Cech" ein Ende machen wird und diejenigen, welche zum schweren Schaden. de katholischen Sache über diesem Blatt ihre schützende Hand halten, darüber belehren wird, daß jede Geduld ihre Grenzen hat. Wenn jemand stolz das Haupt heben kann, daß er den Katholizismus in der tschechoslowakischen Republik gerettet und die Geistlichkeit vor der Armut beschützt hat, ist dies die tschechoslowakische Volkspartei mit ihrer Armee hunderttausender Angehöriger. Es drängen sich uns noch andere Dinge in die Feder, aber vor­läufig schweigen wir!

Wenn der Streit in der tschechischen flerifalen Partei noch eine Weile weitergehen wird, dann wird man wohl noch interessante Dinge erfahren.

Die Gewerbepartei verlangt eine Stelle im böhmischen Landesausschus.

Das der tschechischen sozialistischen   Partei an gehörende Mitglied des Landesverivaltungsaus­

schusses für Böhmen  , F. S. Frabša, hat seine Stelle niedergelegt. Wie nun die War. Bol." er­fährt, hat die tschechische Gewerbepartei das Ver­langen gestellt, daß auf die freigewordene Stelle ein Mitglied ihrer Partei berufen wird.

Zu einer großen politischen Auseinander- Die Münchener Eisenbahnfatastrophe. segung wird es aber dort( nämlich in der Ver­bandssitzung. d. R.) wie die Sud. Tagesztg." Freising  , 14. August. Seit heute nachts meint, absolut nicht kommen, da ja unsere flare 12 Uhr ist der zweigleisige Betrieb in beiden politische Einstellung eine Diskussion absolut nicht hiesigen Krantenhause ist heute nachts ein wei­Richtungen wieder aufgenommen worden. Im benötigt. Unsere Politik hat sich mit dem ersten Eintritt in das Parliament nicht geändert, so daß teres Opfer des Eisenbahnunglüces, ein sieben­Eintritt in das Parlament nicht geändert, so daß jähriges Mädchen, den Verletzungen erlegen. Ein es höchst überflüssig wäre, jest über eine Schwerverletter schwebt noch in Lebensgefahr. angeblich neue neue Einstellung unserer Für die übrigen Verletzten besteht keine Lebens­gefahr.

politischen Richtung zu debattieren."

Fliegertod.

Trotz des miserablen Deutsch, das der Mann der Scholle schreibt, ist immerhin flar zu er kennen, daß die Landbündler und mit ihnen jeden­falls auch die Christlichsozialen nicht nur an teine Warschau  , 14. August. Bei Lodz   stürzte gestern Alenderung ihrer Politik denken, sondern auch die während eines Uebungsfluges ein Militärflug­Diskussion, um die die Nationalsozialisten an- zeug mit dem Kommandanten des Fliegergeschwa­suchten, für völlig überflüssig erklären. Wenn es ders in Lodz  , Hauptmann Sentowski, ab. Der schon zu einer Sibung des Deutschen Verbandes" Apparat wurde gänzlich zertrümmert. Sent= kommen sollte, zu einer Diskussion wird es towski fand den Tod.

Der Großfürst bildet sich ein, daß er beim" Ich glaube", fuhr sie fort, daß auch sein gnügungsreisen nach Zendt. Machte Anspielun­Copyright 1924 bei Buchhandlung Schneider u. Co., Wien  . Kartenspielen das Tageslicht nicht ertragen fann." Gemüt angegriffen ist. Er macht mir die furcht- gen auf eine gewiffe Fiametta, eine Kellnerin in Mehr als der moderne Lurus der Luster, barsten Szenen wegen der gleichgültigsten Dinge. einem italienischen Restaurant, mit der er an­

Bom Baume des Bösen. Goldleiſten und Teppiche gefiel mir, was von der strieg, irgend welche Fragen der Politik, geblich zarie Beziehungen unterhielt. Er leuguete

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Von Marcel Berger.

zösin, und ich soll ihr ähnlich sein." ,, Vielleicht äußerlich.

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,, Was wissen Sie von meinem Innenleben?" ,, Leider sehr wenig", gab ich lächelnd zu. Aber ich hoffe, unsere Bekanntschaft zu erneuern." Ich habe mich sehr verändert; ich könnte Ihnen manches erzählen."

fenne.

,, Vier Jahre." Und seit wann sind Sie mit ihm verlobt?" Evelyne nahm die türkische Zigarette aus dem Munde und zog die Augenbrauen hoch: Wer sagt Ihnen, daß ich verlobt bin?" ,, Er selbst!" ,, Er träumt wobl

Situation nicht

der alten Einrichtung des Schloffes übrig ge- alles regt ihn maßlos auf. Ich denke, er fönnte ohne großen Eifer und lachte laut und ge= blieben zu sein schien: die beiden pyramiden- mir dankbar sein, daß ich hergekommen bin, und schmeichelt. Ich fann gar nicht sagen, wie sehr förmigen Kachelöfen mit den fäulenverzierten daß ich blieb. Gott   sei Dant reisen wir bald ab, mir die Wendung mißfiel, die das Gespräch " Für eine Französin", erwiderte ich diplo- Pfeilern, die Tribüne für die Musikanten und da mein Vater seine Arbeiten beendet hat." nahm. Die zynische Bemerkung, die Marius matisch ,,, reizend". die baldachinüberdeckten Nischen primitiver Ich war sprachlos über diese kühle amerika  - über die jungen Mädchen von heute" gemacht " Betrachten Sie mich nicht als Französin?" Arbeit. nische Erklärung. Bei uns hätte ein Mädchen hatte, tant mir in den Sinn. War das wirklich fragte sie. vielleicht doch gezögert, ein derartiges Verhält- noch das unverdorbene Kind, das ich in Houl­Nicht ganz. Die angelsächsische Raffe läßt Stüble und ich jetzte mich an ihre Seite. Sie Evelyne warf sich in einen der geschnitten nis mit so selbstverständlicher Staltblütigkeit zu gate fennen gelernt hatte? Tiefe Wehmut unt sich nicht verleugnen." - Meine Mutter war aber doch Vollblutfran- zündete sich eine Zigarette an. Mit gespielter lösen. Wenigstens hätte sie die zweideutige die Vergangenheit erfüllte mich aber gleich­unnötigerweise verlängert. zeitig spürte ich das Erwachen einer bösen Neu­Unwissenheit fragte ich sie, wie lange sie Philipp Warum mengte sie sich dann überhaupt noch in gierde, die aus der veränderten Situation eine sein Leben? Gerade darauf schien sie sich noch ungewisse egoistische Hoffnung schöpfte.. etwas einzubilden. Und wenn die Behandlung Evelyne und ich mußten uns nun bald zu­des Doktor Pythius doch Erfolg haben sollte...? rückziehen, um uns für das Diner umzukleiden, Ich wollte eben sagen: Wenn Philipp aber ge- und ich hatte schon die Hoffnung aufgegeben, mit heilt wird?" Da trat Dartigues in den Salon, ihr vorher noch ein paar ungestörte Worte wech­im Smoking, über den schmalen Ordensbändchen feln zu können. Da wurde Dartigues plöglich eine prachtvolle Orchidee im Knopfloche. Ich von einer brünetten jungen Dame, die an der schämte mich meines einfachen Reiseanzuges. Tür des Salons erschien, gerufen. Er erhob sich ,, Der Großfürst wurde wieder einmal gründ- sofort. " Ja", begann sie zögernd ,,, bor   drei Jahren lich ausgefadt", erzählte er. ,, Meine Freundin Rita wünscht tich", er war er ein hübscher, lieber Junge. Er war ver- Herr Hourloubeyre hatte ihm diese Neuigkeit klärte er ungeniert und trat auf sie zu. liebt. Ich war jung, und wie er einrüden berichtet, entfeßt, wie jemand auf eine Karte Sie müssen entschuldigen", sagte Evelyne, mußte, sagte ich ihm Ja". Ich meinte es ehr sehen konnte, was ihm die Arbeit von send daß ich mich so wenig mit Ihnen beschäftigt lich und wenn er gefallen wäre, hätte ich ihn Leibeigenen in einent Monat einbrachte. Ich habe. Aber wenn Marius da ist, läßt er einen vielleicht lebenslänglich beweint. Wenn er verrückte ein wenig zur Seite. Marius begann Ge- nicht aus. Er ist auch wirklich amüsant." wundet, entstellt zurüdgekommen wäre, hätte ich schichten zu erzählen, die Evelyne offenbar sehr Ich schwieg, und da sie meine Verstimmung er sah, daß Evelyne sich mit mir nach dem ihn wohl trotzdem geheiratet.. aber so, mit unterhielten. Sie lehnte sich in bequemer und bemerkte, fragte fie: Salon wandte, während Marius mit dem Ehe- dieser Krankheit ausgeschlossen! Ich fonnte ungenierter Stellung zurück. das Rakett auf den Sagen Sie mir doch Ihre Ansicht über paar Verdier draußen stehen blieb, verließ er ihm das natürlich nicht ins Gesicht sagen. Er Senien, und ihr kurzgeschürzter Rock ließ ihre ihn?" uns scheinbar beruhigt. hat mir schriftlich mein Wort zurüdgegeben, und wundervoll schlanken Beine sehen.

Jm Vestibül angekommen, wandte sie sich an meinen Freund:

,, Sie gehen jetzt auf Ihr Zimmer, Philipp!" Ist das utbedingt nötig?" ,, unbedingt. Sie dürfen Ihre Injektion nicht versäumen."

Philipp flüsterte mir zu: ,, Bitte, leiste ihr Gesellschaft!"

Er sprach nicht von Marius; aber ich fühlte, daß er ununterbrochen an iha dachte. Erst eis

VII.

Die Pokerspieler hatten ihren Tisch verlas sen. Die Fenstervorhänge wurden wieder auf­

gezogen.

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Warum waren die Vorhänge während des Spieles geschloffen?" fragte ich.

Sie feufzte tief auf.

" I

ich habe ihm darauf nicht geantwortet. Das war So geht es! dachte ich. Nun verliebt auch doch deutlich genug! Warum hat er mich nicht fie fich verstanden? Ich bin nicht verlobt und am Burschen. wenigsten mit ihm!"

einen unbedeutenden, hübschen Lachend legte sie ihre Hand auf seinen Arm Sie strich sich mit der Hand über die Stirne, und kokettierte in ganz unzweideutiger Weise mit wie um ein unangenehmes Bild zu verscheuchen. ihm. Sie scherzte sogar über seine kleinen Ver­

, Gott   bewahre mich davor", scherzte ich, jemand herabzusehen, der Ihnen gefällt." ,, Er gefällt mir wirklich", erklärte fie offent. ,, Männer dieser Art haben in der Tat eftas Verführerisches für die meisten Frauen."

Von Verführen kann nicht die Rede sein.": Fortsetzung folgt.)