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6. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Mittwoch, 18. August 1926.

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Nr. 192.

Gajda, Sowjetrußland Der heldenmütige Kampf der britischen Grubenstlaben. Der große Leidtragende ves und die Kommunisten.

„ Die Affäre des tschechoslowakischen Generalstabschefs, des Generals Gajda, ist und kann für niemanden durch die Ent­scheidung des Landesverteidigungsministe­riums entschieden sein, der denkt und auch begreift."

Bor dem Ende des Streits? London

, 17. August. Die Konferenz der Bergarbeiter delegierten hat die Mitglieder des Vollzugsrates ermächtigt, sich für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen mit den Arbeit­gebern und der Regierung zu bemühen. Die Konferenz hat weiterhin den Beschluß gefaßt, daß alle Verhandlungen über eine Beilegung des Konfliktes auf der Basis einer Regelung für Gesamtengland und nicht auf der Basis bezirksweiser Vereinbarungen geführt wer­den sollen.

*

Ratosi- Prozesses.

Von Dr. Sigmund Kunfi.

Welche Bedeutung kommt dem großen Pro­zeß gegen Rakosi und Vagi in der Entwicklung der ungarischen Arbeiterbewegung zu? Was sagt dieser Prozeß über die politischen Zustände Ungarns überhaupt aus? London

, 17. August .( AR.) Die Konferenz| die Bergarbeiter dem Vollzugsausschuffie freierung und das Urtel, obwohl sie naturgemäß der Bergarbeiter delegierten fette heute ihre Ver- Hand in den Verhandlungen zweds Beilegung weichungen auf. Die 54 Angeklagten waren handlungen fort. Bei der gestrigen Sigung schien des Konfliktes und beschlossen, auch, mit den loka­die Zahl derer, die gegen ein Kompromiß waren, len Grubenbesißern in Verhandlungen zu treten, sehr groß zu sein. welche bei einer Arbeitszeit von 7% Stunden sehr groß zu sein. die gleichen Löhne wie vor dem Streife an­bieten.

Also steht's in einem Artikel des Reichen­perger Vorwärts" vom 15. August. Wir schließen uns dieser Erklärung an, wollen aber den„ Gajda- Sumpf", mit dem die kommuni­stische Presse hartnäckig und konsequent sich immer nur von der einen Seite beschäftigt, ein mal von der anderen Seite angehen, nämlich von der sowjetrussischen und kommunistischen, was beides sich in diesem Falle wieder einmal als durchaus nicht gleichbedeutend erweist. Ge- Unterdessen aber wächst die Zahl der zur Ar­rade der Fall Gajda scheint uns vielmehr ein beit zurückkehrenden Bergarbeiter langsam, aber klassischer Beweis für den Zwiespalt som- ununterbrochen. Im Bezirke Nottingham gaben jetrussischer und kommunistisch­parteilicher Interessen zu sein und

Die von unseren heimischen Kommunisten ge- Schröder gesteht neuerlich.

versuchen.

zu tun.

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Die Antwort auf die zweite Frage ist fürzer und einfacher; sie soll also verausgeschickt werden. Die Untersuchung, die Prozeßfüh­eine Einheit bilden, zeigen außerordentliche Ab­zehn Monate in Untersuchungshaft. Die meisten unter ihnen wurden bei der Polizei ent­seßlich mißhandelt. Spuck"( dies ist im Polizei­argot der Ausdruck für: Mache ein Geständnis) ,, oder Du wirst leiden, wie Dieser" sagte der christliche Polizeikommissär zu einem Angeflagien, indem er an das Kruzifig wies. Die mißhandel­ten Angeklagten spuckten" wie ihnen befohlen wurde. Um den Weißhandlungen zu entgehen, Das Rundschreiben bringt eigentlich nichts Neues, machten sie die von ihnen verlangten Aussagen spiegelt jedoch sehr gut die nun auch in der deut- und unterschrieben die ihnen vorgelegten Proto­schen Partei zum Ausdruck kommenden Strömun- folle. Aber die ungarische Polizei, indem sie den gen des russischen Kommunismus wieder. Der Kenüppel schwingt, hat einen so starken Respekt Angriff der Roten Fahne" ist bezeichnend für die für die Obrigkeit jeder Art, auch für die rebo Die Partei scheint in voller Auflösung zu nur sozusagen das Fußvolt", die einfachen Ar­Zustände, die sich in der KPD. entwickelt haben. lutionäre und sozialistische Hierarchie, daß ste fein. Wenn ihr Anhang noch immer zehlenmäßig beiter und Bauern schlug. An Rakoji, Weinber größer erscheint, als man erwarten sollte, so ist ger und Vagi legte sie nicht Hand. Was waren nun die Ergebnisse dieser zehn barf nicht darüber hinwegtäuschen, daß der Kom- Monate lange geführten Untersuchung, welche munismus als politische Partei in Geständnisse wurden den Angeklagten abgepreßt? Deutschland an seine endgültige Liquidie- Man fonnte feststellen, daß die Kommunisten in rung schreitet

Eine Verschwörung in Griechenland .

Bewe

nährte Meinung, daß jede Angelegenheit der russischen Regierung mit allen Sympathien und Berlin , 17. August. Gestern fand in der Antipathien auch eine Sache beispielsweise der Magdeburger Mordsache in Groß- Rottmersleben tschechoslowakischen Arbeiter sei, ad absurdum ein zehnstündiger Lokaltermin statt, Schröder be­zu führen. Wer nämlich bisher noch der An- stätigte sein ursprüngliches Geständnis, wonach er ficht war, daß sowjetrussisch" und„ kommuni­stisch" gleichgerichtete, höchstens einander bei- Henning nach Groß- Rottmersleben gelockt habe. oder übergeordnete Begriffe seien, muß sich während beide allein im Zimmer gewesen seien, durch die" Funktion" der Person Gajdas nun- habe er Henning durch zwei Schüsse in das Hinter­mehr belehren lassen, daß da rechte und linte haupt getötet. Hand geradezu entgegengesetzt wirfen, und, was das politisch Unsaubere an dieser Zwieschlächtig- Das Chaos in der KPD. Wien eine Agitatorenschule abhielten, die von feit ist, ihre Anhängerschaft durch die fanatisch Arbeitern und Bauern aus Ungarn besucht revolutionären Mittel des Ableugnens, Ver- Ruth Fischer und Maslow„ Agenten wurde. Nach Ungarn zurückgekehrt, begannen der Bourgeoisie". die Absolventen der Schule zu arbeiten: einige leugnens und Verschweigens, die Arbeiter zu bildeten kommunistische Zellen in der alten sozial­täuschen oder zumindest im Unklaren zu lassen Berlin , 17. August.( Eigenbericht.) In der fommunistischen Presse Deutschlands erscheinen Athen , 17. Auguft. Der gewesene Minister- demokratischen Partei, andere verblieben in der Die tschechoslowakischen Kommunisten be- seit einiger Zeit heftige Angriffe gegen die oppo- präsident Rafandaris wurde verhaftet, weil abgesplitterten Gruppe Vagi, die sich Ungari fämpfen, nach anfänglichem Zaudern, heute in fitionellen Richtungen der Partei. Den Gipfel er er versucht hatte, in der Armee eine Propaganda che Sozialistische Arbeiterpartei ihrer Presse den fascistischen Er- General in der reicht wohl die ,, Rote Fahne " in einem Auf- zu entfalten. Er sandte an die verschiedenen Kom- nennt. Aber über eine Fühlungnahme unter heftigsten Weise, bemühen sich sogar, es auch ruf, den sie heute veröffentlicht, und der in die mandanten der Armeekorps Rundgebungen und Gleichgesinnten, über in fleinen Streifen geführ­in dieser Hinsicht den Sozialdemokraten zuvor wüstesten Schimpfereien gegen die abgefägten Erklärungen, deren Publikation verboten wurde, ten Besprechungen kant die ganze Da lesen wir im Vorwärts" von Führer ausklingt. Die Angriffe richten sich vor weil in ihnen Volf und Armee zum Aufstand auf gung" nicht hinaus. Hätte sie sogar einige Jahre hindurch ge­allem gegen Ruth Fischer und Peter Mas- gereizt wurden. Gleichzeitig wurde der Bürger­einem mittelmäßigen Abenteurer" mit„ wi- low, der erst vor kurzem aus dem Gefängnis, in meister von Biräus, Panajotopulos, verhaftet, dauert, auch dann hätte sie nicht die Bedeutung derlicher Großmannssucht", von einem„ geistig dem er zwei Jahre verbracht hatte, entlassen weil er die Propaganda Safandaris unterstützt und den Einfluß erringen können, den ihr dieser armseligen Hascher", der es unter normalen wurde. Die beiden werden als„ Agenten der hatte. Diese Maßnahmen wurden für notwendig Prozeß verschuf. In den zwölf Tagen der Ver­Verhältnissen höchstens zum Feldwebel gebracht Bourgeoisie" bezeichnet, die gemeinsam mit erachtet, um die innere Ruhe zu sichern und die handlung sind von den Angeklagten die meisten hätte, von einem blutbesudelten Fleischhacker" den anderen Parteiverrätern die Spaltung der neuen Bestrebungen zu verhindern, die darauf ab- Fragen der ungarischen Konterrevolution aufge­und„ ungebildeten Halsabschneider", der per- KPD. organisieren. Die ,, Rote Fahne " zitiert ein zielten, Verwirrung hervorzurufen, als der Ver- rollt und manche auch gründlich behandelt wor­sönlich gar nicht so vieler Worte wert wäre, Rundschreiben, in dem über die Verhandlungen fuch mißlungen war, auf Streta Unruhen hervor- den. Allerdings war der Feind, der am schwer­wenn in ihm eben nicht die Reaktion der oppositionellen Gruppen zwecks Bildung einer zurufen. Alle Militärkommandanten, denen Sa- sten angegriffen wurde, nicht der christliche Kurs, die Verkörperung ihrer Best re- gemeinsamen Plattform der Opposition berichtet fandaris aufivieglerische Schriften zugeschickt hatte, sondern die ungarische Sozialdemokratie. wird. Der ausgeschlossene Abgeordnete Korsch übergaben sie der Regierung, womit sie ihre voll- Den Angeklagten wurde ein in Ungarn ganz er­bungen gefunden hätte". Der ganze organisiere die Spaltung und Ruth Fischer und fommene Loyalität und vollkommene Treue be- staunliches Maß der Redefreiheit zugesichert. Hie Wirbel um Gajda sei nichts anderes, als Be- Maslow feien seine Agenten innerhalb der Partei. wiesen. und da wurden Disziplinarstrafen verhängt, aber standteil und Ausdruck des Klassentam p= fes und der sich verschärfenden Klassengegen­jäße; der Gajda- Sumpf das ist der tsche- den, für würdig erachtete, für Rußland in Länder mit ihren Aeußerungen überschwemmt, fau aus kommandiert sind oder ob sie freiwillig, chische Fascismus, und dem rücken doch be- Frankreich zu spionieren. So bekämpft Sowjet- als auch die Kommunisten hier im Lande, also die russische Spionenpolitik billigend, den kanntlich die Kommunisten heldenhaft und un- rußland die Verförperung der Reaktion", das schweigen alle diese Dinge tot. Und diese leß- General bekämpfen, indem sie seinen Fascismus teren haben die Stirn, täglich ihren Anhängern als parteipolitischen Agitationsstoff, seine Ruß­erschrocken, furchtlos und kompromißlos an den ist sein„ Klassenkampf"! Leib. Deshalb ihr„ Stamps" gegen Gajda. Wir wollen uns hier nicht mit dem guten und Lesern von der Verächtlichkeit, von der po- landdienste als heiligen Dienst für die Revolu Soweit der Vorwärts". Weiter geht's Geschmack der Sowjetregierung auseinander- litischen und moralischen Gefährlichkeit dieses tion ansehen. Die fascistisch- kommunistischen Fäden um nicht. Denn unternähme es das fommunistische setzen, die sich einen konterrevolutionären Mannes zu reden, ohne auch nur eine Silbe Blatt, Gajda auch an dem, was ihm neben Abenteurer, Fleischhacker und Halsabschneider" über Gajdas Rußlandsbeziehungen zu ver- Gajda sind außerordentlicher Art. Dennoch liegt dem Fascismus noch vorgeworfen wird, zu zu ihren geheimen Diensten aussuchte; und auch lieren, von denen alle Welt spricht und nur der hier kein einzelner, sondern ein typisch er charakterisieren, so würde sich zeigen, daß die die Tatsache, daß die sozialistische" Regierung fommunistische Arbeiter nichts erfahren soll. Fall vor. Es ist eben vom Kommunismus zum Diejen an sich richtigen Argumente des Kommunisten- Rußlands alle Mittel bürgerlichen Militaris- Ja, der Vorwärts" treibt diese Unehrlichkeit Fascismus nur ein Kazensprung. blattes gegen Gajda, im Munde von Leuten, mus und Spionentums anzuwenden beliebt, soll so weit, daß er von Gajda als einem Menschen Kazensprung hat die Sowjetflotte nach Neapel , die von Moskau beauftragt sind, elende uns da nicht näher beschäftigen. Die sowjet spricht, der stets bereit ist, jedem die fascistische Flotte nach Leningrad gemacht, der Radek zu Schlageter, Doležal aus der„ Rov Zartüfferie, schamlose Heuchelei russische Diplomatie und Außenpolitik mag das seine Dienste anzubieten, sind. Denn worüber der Vorwärts" auch in Recht haben, sich gegen fremden Militarismus mehr zahlt"- aber kein Wort darüber, nost" zur fascistischen Redaktion und Sekre­diesem Artikel gegen Gajda nicht spricht, das zu sichern, wie ihr's beliebt. Aber man stelle daß diese Dienste des Fascistengenerals ganz tariatsleitung. In der Tschechoslowakei läuft ist dessen Verhältnis zu Sowjetruß ich einmal vor, daß Gajda, der Henker von besonders von der Sowjetregierung an- man Sturm gegen den fascistischen General, in Sowjetrußland dingt man ihn als Militär­I and, das ist das Lied vomrussischen Sibirien und fascistische General, beschuldigt genommen wurden! Wie unrein muß doch das Gewissen der spion. Den Herren dort ist für ihre militäri­Spion, das heute in der Tschechoslowakei , würde, einem Lande, in dem eine nur teilweise Regierung Herren Bolschewiki sein, wenn sie, statt das schen und außenpolitischen Bedürfnisse jeder­in Frankreich und in Deutschland schon alle sozialdemokratische Spaßen von den Dächern pfeifen. Derselbe herrschte, als Spion gedient zu haben! Da ohnehin schon Bekannte zuzugeben, zu allem mann gut genug, mag er auch vor ein paar Gajda, den die Kommunisten mit uns als würde es Aufrufe, Parolen und Manifeste schweigen! Wie weit müssen sie sich mit diesem Jahren Rotgardisten niedergemeßelt haben. Die emporkömmischen Generalstabschef, als Aben- gegen die sozialdemokratischen Bürgermilita- Gajda eingelassen haben, wenn sie es vorziehen, fommunistischen Parteien und Arbeiter aber, teurer und Fascisten bekämpfen wollen, dieser riften, Klassenverräter und reaktionären Lum- den ganzen Skandal stillschweigend über sich draußen in den anderen Ländern, haben dazu felbe Gajda hatte sein besonderes Verhältnis penhunde nur so regnen. Nun, da solches am ergehen zu lassen, statt mit Gajda reinen Tisch zu schweigen. Sie müssen das Kunststück fertig­zu Sowjetrußland. Nicht nur in der Zeit, wo Holze der Moskauer wuchert, schweigen ihre zu machen! Und wie innerlich verlogen die bringen, den Vertrauten der Sowjet­er als Legionär in Diensten Koltschaks stand, Nedner und Schreiber. Die Behauptungen über Taktik der tschechoslowakischen Kommunisten, regierung zu bekämpfen, ohne dabei sondern auch nachher, als die sowjetrussische Gajdas russische Spionage in Frankreich gehen die den Fascisten Gajda zu bekämpfen vor- den Sinowjews, Tschitscherins und Stalins Regierung ausgerechnet diesen weißen General, seit Wochen durch die Presse ganz Europas . geben, und vom Spion Gajda nichts wissen nahezutreten. Wir sind neugierig, wie lange dessen sibirische Bluttaten auch in der kommu- Aber sowohl die russische Regierung und die wollen. Wobei es moralisch ganz gleichgültig das die ehrlichen kommunistischen Arbeiter noch nistischen Presse immer wieder aufgezählt wer- Moskauer Internationale, die doch sonst die ist, ob sie zu dieser Rollenverteilung von Mos- aushalten werden!

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