18. august 1926.

Die eiserne Stirn der Boltsbetrüger.

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Die Zöllner gegen Zölle. Die Chriftlichsozialen geben Die Tatsache der Zeuerung zu.

Den Lesern dürfte noch in Erinnerung sein, baß zur selben Zeit, da die großen parlamenta­rischen Zollfämpfe ihren Abschluß fanden, der Herr Professor Spina einen Aufruf der pan­europäischen Union   gegen die Hochschutz­3ölle unterschrieb. Der Herr Spina hat eben verschiedene Aufgaben und verschiedene Wirkungs­treise. Als Gelehrter und Professor weiß er, daß es zum guten Ton gehört, ein Paneuropäer zu sein. Daß auf dem Aufruf, den er unterschreibt, auch die Aufhebung der Zollgrenzen gefordert werden, ficht den großzügigen Politiker nicht an. Als agrarischer Parteiführer und Grundbesitzer schert sich der Herr Spina den blauen Teufel um die paneuropäischen Parolen, da ist er eben für Zölle und verwirklicht sie.

die einzelnen Länder der Republik   und den gan zen Staat wies im Juli d. J. eine steigende Ten­denz auf. Im Vergleiche zur Vorfriegszeit ge­staltete sich diese Bewegung vom Juni zum Juli d. J. wie folgt: Böhmen   von 867 auf 888, Mäh­ ren   und Schlesien   von 837 auf 848, die loma­fei von 878 auf 887, Karpathorußland von 945 auf 969, die ganze Republit von 861 auf 867. Auch in den einzelnen Städten zeigte sich in glei­cher Weise, wie die statistischen Beobachtungen ergaben, ein Ansteigen der Preise im gleichen Maße.

Berhaltungen in Merito.

Merifo, 17. August.( Reuter.) Die Polizei teilt mit, daß im Bezirke Mexiko   auf Grund des Verdachtes der Teilnahme an dent gescheiterien Militärfomplott, durch welches am 15. d. W eine weit verzweigte revolutionäre Bewegung gegen die Kirchenpolitik der Regierung hervorge rufen werden sollte, 50 Personen verhaftet wur­den. Auch die Abteilungen des Generals Estrada sollten sich, wie bereits gemeldet, an dem Auf­stande beteiligen. Dem Polizeiberichte zufolge varen in den Staaten Puebla  , Morelos, Mich gan, Chihuahua   und im politischen Bezirke Mexifo Aufstandsbewegungen beabsichtigt.

Wie die von uns deutlicher hervorgehobenen Stellen beweisen, straft die christlichsoziale Presse sich selbst Lügen. Sie gibt ganz offen zu, daß es Die Schulden der Bundesgenollen. im letzten Monat beträchtlich teuerer geworden ist Nicht anders hält es der Herr Dr. Me di n- und gesteht ihre 30 II sünden damit ein. Wir dierten alliierten Kriegsschulden gegenüber Groß­London, 17. August.( AR.) Die nicht fun­ger. Er hat die Zeit der schweren Zollkämpfe werden uns dieses so bald nach den Ableugnungs- britannien find gegenwärtig folgende: Rußland  in Amerika   verbracht und die Frucht seines Auf- versuchen auftretende schüchterne, hinter einer 794 Millionen Pfund Sterling, Frankreich   647 enthaltes ist ein Buch, das eben bei Calve er- amtlichen Statistik versteckte Geständnis Millionen, Südslawien 31 Millionen, Portugal  scheint. Neben anderen Forderungen ver- merken. Und den Mut zur Frechheit, 23 Millionen, Griechenland   21 Millionen, im tritt es auch die nach Herabse zung der die gestehend ihre Schuld verbergen möchte, wer- ganzen über 1500 Millionen Pfund Sterling. Die Zölle. Während also die chriftlichsoziale Par- den wir den Herren von der schwarzen Zunft einzigen Staaten, deren Verträge über die Rege­tei, auf deren Programm Medinger gewählt ist, noch nehmen! lung ihrer Kriegsschulden gegenüber Großbri­die Zölle mit beschloß, kam der Herr Senator in tannien bereits in Kraft sind, find Italien   und Amerika   zu der Erkenntnis, daß Zölle schädlich Rumänien  . find. Er zieht aus seiner Ueberzeugung aber nicht

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sonders bemerkenswert sind diese Tatsachen im| bergenfahrt zusammen mit Kapitän Otto Tv­Hinblick darauf, daß der Stahlhelm bemüht ist, in rells. Nach seiner Rückkehr gab man ihm den einzelnen Ländern, so besonders in Sachsen  , einen Titel eines Professors und betraute ihn mit der Bürgerblock unter seiner Führung zu bilden. Verwaltung des Stockholmer   Museums. Der ersten Spitzbergenfahrt folgten ind en Jahren 1861, 1864 und 1873 drei weitere, bei denen Nordenskjöld   vor allem die Art und Lagerung der Gesteinsschichten studierte. 1868 finden wir ihn wieder mit Kapitän Otterer in der Arktis  , 1870 auf Grönland  . 1875 aber begann das Werk, das seinen Namen für alle Zeiteit unsterb­lich machen sollte. In diesem Jahre unternahm er mit dem fleinen Segler Pröven" zum ersten Male den Versuch, über das Karische Meer hin­aus an der Nordküste Sibiriens   oftwärts vorzu­dringen. Der Erfolg war ihm hold. Er er­reichte den Jenissei  , dem er eine Strede weit stromaufwärts folgte. Schon im nächsten Jahre iviederholte er den Versuch mit dem kleinen Dampfer Ymer" mit dem gleichen Ergebnis. Die Folge dieser Fahrten war dann das Zustandekommen einer großen, zunächst aus vier hatte, die so lange vergeblich gesuchte östliche Schiffen bestehenden Expedition, die das Ziel Durchfahrt zu finden. Am 22. Juni 1878 ver­ließ die Flotte den heimischen Hafen, die aus dem eigentlichen Expeditionsschiff Vega" und dem Dampfer„ Zena  " sowie den beiden Schiffen Fraser" und" Expreß", die Handelsgüter nach der Mündung des Jenissei   bringen sollten, be stand. Am 6. Auguſt hatte die Expedition ohne Zwischenfall den Jeniffei bei Dicksonhafen, am östlichen Mündungsarm dieses gewaltigent sibiri  schen Stromes, erreicht. Die beiden Hauptschiffe trennten sich hier von der Flotte, und am fahrt. Am 19. August lagen die Vega" und die Lena" an der nördlichsten Spitze Asiens  , am Sap Tscheljuskin. Zum ersten Male anferten Schiffe an dieser Stelle. Neun Tage später war die Mündung des Lenastromes erreicht, den der Dampfer ,, Lena" nunmehr aufwärts fuhr, wäh­rend die Vega" ihre Fahrt allein fortsetzte. Fast hatte es den Anschein, als ob das Werk ohne jede Semmung gelingen sollte. Aber nur 40 Kilo­meter vor der Einfahrt in die Beringstraße   bot das Eis dem weiteren Vordringen ein Halt, und zehn Monate mußte die Expedition überwinterat. Am 28. September 1878 war die Weiterfahrt unmöglich und konnte erst am 18. Juli 1879 fortgesetzt werden. Ant 20. Juli schwamm das Schiff in der Beringstraße  , und seine Freuden­schüsse grüßten die alte und die neue Welt. Ta­mit war die östliche Durchfahrt erzwungen. Die Bega" kehrte über Japan   und Indien   zurück, passierte den Kanal von Suez und traf, feſtlich empfangen, am 24. März 1880 in Stockholm   ein. Gine Großtat, die die Welt aufhorchen ließ, war vollendet.

Sofia  , 17. August. Die politischen Streise Dem Gedächtnis Nordenstjölds

die Folgerung, daß er nun auch im Inland gegen Kriegsgefahr auf dem Ballan. die Zölle als Volksvertreter fämpfen müsse. Er hat eben wie Spina seine beiden Sphären, die fosmopolitische zollfeindliche und die inländische Bulgariens   sing lebhaft erregt durch die in der zollfreundliche. füdslawischen Bresse veröffentlichten Artifel, in Diesen

Im Jahre 1553 fandten die Engländer auf Gesinnungskunststücken denen ins Detail der neue Zwischenfall Veranlassung ihres Großpiloten Sebastian Cabot  schließt sich würdig die christlich soziale an der Grenze geschildert wird, der sich im Ab- brei kleine Schiffe aus, die von bewährten See­Presse an, die sich Dienstag etwas leistet, was nur maßlose Frechheit oder bodenloses Ungeschick verursachen konnten. Die Deutsche Preffe" hat sich nicht entblödet folgende amtliche Jn degziffern abzudrucken:

10. August begann die eigentliche Entdeckungs­

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leuten wie Sir Hugh Willongby, William Jef­schnitt Petritsch Strumiza ereignet haben soll, wo serbisches Militär mit einer ungefähr 20 Mann ferson und Richard Chancelor geführt wurden. starken Romitatfchibande, die aus bulgarischem Sie hatten den Auftrag, im Norden von Sibirien  Gebiete gekommen sei, einen blutigen Kampf auf einen Weg zu den ersehnten Schätzen Judiens zu nahm. Die amtlichen Kreise Bulgariens   wiffen suchen, denn jeder andere weg war den Englän­Der Lebenshaltungs- Inder für Mitte Juli durchaus nichts von dieser angeblichen Begebenheit dern durch die Spanier und Portugiesen ver­1926 in Brag weist nach dem staatlichen statisti- und sie erhielten feine Nachricht von irgendeinem wehrt. Hatte doch der Papst Alexander VI.   einer schen Ausweise bei beiden Typen der beobachteten wischenfall noch von irgendeinem Kampfe, der Zeilung zugestimmt, die eben die Spanier und Familien( Arbeiter und sich in den letzten Tagen in der Grenzzone oder Portugiesen zu den wahrhaften Herrschern der Beamtenfa­milien) durchwegs eine Erhöhung des Preis- sonstwo zugetragen hätte. Die strengen Maß- Erde machte, bis auch ihre Zeit erfüllt und ab­niveaus im Aleinhandel auf. Bei den Arbeiter- nahmen, welche die Regierung getroffen hat, gelaufen war. Nur Chancelor war mit seinem familien erhöhte sich der Gesamtindex von Juni schließen eine solche Möglichkeit vollkommen aus. Schiffe zurückgekehrt und hatte statt der indischen auf den Juli d. J.: in den Wohnungen in alten In Bulgarien   bestehen Befürchtungen, daß die russische   Handelsbeziehungen angeknüpft. Die Südslawen sich einen Vorwand für ein Ein- beiden anderen Seefahrer waren den ihnen un­Häusern von 693 auf 718, in neuen Häusern von schreiten schaffen wollen, das sie aller Wahr- bekannten Eisverhältnissen in den nördlichen 744 auf 769 und durchschnittlich in alten und scheinlichkeit nach den Berichten, die in Sofia   ein- Meeren zum Opfer gefallen. In der Folge haben neuen Häusern von 648 auf 694. Bemerkens langten, und die von großen militärischen Vor- sich Engländer, Holländer, Dänen und Ruffen, je wert ist, daß alle Indices für Lebensmittelaufbereitungen an der mazedonischen Front sprechen, nach den Veränderungen, die die politische und wand im Juli des Vorjahres, also in der glei borbereiten. wirtschaftliche Lage, in der Welt erfahren hatte, chen Zeit des vorigen Jahres durchwegs höhere bergeblich bemüht, die nordöstliche Durchfahrt zu waren als der diesjährige Inder. An der Erhö finden. Erst Adolf Erik Nordenskjöld  , seit dessem hung des Preisniveaus im Kleinhandel gegenüber Todestag am 12. August ein Vierteljahrhundert dem Vormonate haben wieder die Lebensmittel Berlin  , 17. Auguft.( Eigenbericht.) Das offi- bergangen ist, vollendete 1879 das Wert, das im den Hauptanteil. Das Brot ist teuerer geworsielle Organ des Stahlhelm" hat vor kurzem Laufe von mehr als dreihundert Jahren zahl­den, um ein weniges auch das Mehl. Start ber- einen hochberräterischen Artikel gebracht, in dem reiche Opfer gefordert hatte. teuert( um das Doppelte) sind Kartoffel sowohl es sich mit den völkischen Morden einverstanden Nordenskjöld, der am 18. November 1832 alte wie neue. Aepfel sind im Monate Juli teue- erklärte, ohne daß die Regierung bisher einge- als der Sohn eines anerkannten finnischen   Wine- 100 holländische Gulden rer geworden, während Gemüse durchwegs bedeu schritten wäre. Der Reichsanwalt gab lediglich ralogen geboren war, hatte sich in Finnland   miß- 100 belgiiche Frants tend billiger geworden ist. Fette haben bei bekannt, daß er sich mit der Sache beschäftige. liebig gemacht, so daß er sein Vaterland verlassen 100 Schweizer Frants unbedeutender Bewegung in beiden Richtungen Nun wird eine andere Zeitschrift des Stahlhelm, mußte. Er fand zunächst in Deutschland   Unter- und Sterling einen unveränderten Stand aufzuweisen. Auch die Standarte" noch offener und erklärt sich mit funft und dann in Schweden   seine eigentliche i Dollar die übrigen Gattungen von Lebensmitteln wiesen den nationalistischen Meuchelmördern vollständig Heimat und die Aufgabe, die ihm die Anerken feine Veränderungen auf. Die Preise der übrigen solidarisch, indem sie schreibt, der Stahlhelm be- nung der ganzen Kulturmenschheit bringen sollte. Familienbedürfnisse, soweit sie im Inder enthal- fenne sich zur Gemeinschaft derer, die Rathenau   Er stellte sein reiches Wissen in den Dienst der ten sind, find stabil. Der Lebensmittelinder für und Erzberger   meuchlings ermordet haben. Be- Polarforschung. 1858 machte er seine erste Spit,

Völlischer Mordgeist.

eine fanfte, schwächliche Person, die vir alle gut| nur einige Minuten entfernt wohnte, einen Stun leiden konnten. Ihre einzige Freude war ihr vier- denlohn geopfert hätte. Voll Wut und Schmerz jähriges Töchterchen, an dem sie seit den frühen trotteten wir an unsere Arbeit und konnten faum Tode ihres Mannes mit unendlicher Liebe hing. dem ausgehungerten Kinde verstohlen etwas von Wie groß war ihr Entsetzen, als sie eines Sonn- unserem Frühstücksbrot zustecken. abends nach beendeter Ueberstundenschicht ihr Am Mittag, als es faunt geffingelt hatte, Töchterchen nicht zu Hause fand, während ihr sonst stürzten wir mit dem Kinde zu Frau S. Zu spät! die Kleine immer schon bis ans Fabrikstor entge- Mit blödem, verzerrtem Gesichte hockte sie auf der gentam! Alles Suchen und Rufen wat umsonst, Erde inmitten ihrer armseligen Stube. Immer und verzweifelt irrte die arme Mutter die ganze fort rief sie ,, Käthchen, Käthchen!" aber der um Nacht hindurch in den verödeten Straßen herum. nachtete Geist erkannte das Kind nicht mehr, das Einige Kolleginnen und auch ich hatten ihr bis durch gemeine Brutalität zur Waise geworden spät in die Nacht hinein bis zur völligen Erschöp- war." fung beim Suchen geholfen, aber alles war ver­geblich. Am nächsten Morgen sahen wir die Frau bleich, mit aufgelöstem Haar und irrem Blid, da herwanken. Da es Sonntag war, schlossen sich auch Männer der Streife in die Umgegend an wieder vergeblich. Die folgende Nacht ward schau­erlich durchschrillt von den halb wahnsinnigen Schreien der Aermsten. Nie im Leben werde ich das vergessen!

Erschüttert blickten die Frauen auf die Spre­cherin. Mehr als alle Statistiken und Theorien hatte die schlichte Erzählung der Alten ihnen das Wesen eines unmenschlichen Systems enthüllt. H. S.

Die Familie Borgia  .

Devisenturie.

M. W.

Prager Kurse am 17. August.

100 Reichsmart..

100 Lire

100 Dinar

100 französische Franks. 10.000 magharische Kronen. 100 volnische 3loth 100 Schilling

Geld

652.50.­

163.85.­

9000

Sare 1362.-.-

1356.-.- 803.62 50 90.80.­

807.62.50

92.20.­

655.50.

165.05.­

110.67.50

112.07.50

33.70.­

34.-­

91.55.

$ 2.95.­

59.50.­

60.-­

4.79.70.­376.76.­

4.69 30.­370.50.­477.--- 480.-.-

hat nun der italienische Historifer G. Bortigliotti in seinem Buche Die   Familie Borgia" aus sorgfältigem Quellenstudium ein möglichst wahrheitsgetreues Bild zu geben versucht. Wie weit im einzelnen seine nenen Feststellungen und Schlußfolgerungen zutreffen, mögen die Geschichtsforscher entscheiden. Auf jeden Fall aber gewinnt man aus seiner fesselnden, dabei sehr sachlichen dokumentarisch belegten Darstellung ein anschauliches, im wesentlichen sicher richtiges Bild dieser merkwürdigen Zeit und ihrer markantesten Persönlichkeiten, und deshalb dürfte auch die von Nina Kenoblich   besorgte deutsche Ausgabe des Buches ( Verlag von Julius Hoffmann   in Stuttgart), die noch durch zahlreiche authentische Bildtafeln beson­ders lebendig wird, bei uns einem weitgehenden In­tereffe begegnen.

Eine Arbeitermutter. Die Worte der Rednerin, in denen sie die un­jäglichen Qualen der durch keine Gesetzesschranke geschützten arbeitenden Mädchen, Frauen und Mütter in der Frühzeit   des Kapitalismus schil­derte, hatten im Geiste der Hörerinnen ein be­wegtes Echo gefunden. Nachdenkliche Stille lagerte in dem kleinen Versammlungsraum über den jungen Häuptern mit den schreckensvollen Gesich­tern, über den alten mit den verwitterten, leid­bollen, jetzt erinnerungsbewegten Zügen. Da unterbrach eine weißhaarige alte Arbei­ferin, in deren Augen trotz aller harten Not des Lebens, von der das durchfurchte Antlitz und die Eins der dunkelsten und grausigsten Kapitel der berarbeiteten Hände zeugten, noch immer das Geschichte des ausgehenden Mittelalters tut sich uns Jugendfeuer der Kampfeslust und Lernfreudig­in diesem Buche auf. Die katholische   Kirche, die feit glühte, die lastende Stille: Für die un­menschliche, brutale Behandlung der Arbeiterin heute selbst die Erinnerung an jene Zeit peinlich empfindet, hat damals den Gipfelpunkt ihrer Ver­in früheren Zeiten fann ich ein Beispiel aus mei­Die Geschichte des italienischen Renaissancezeit- flachung und Korruption erlebt und dadurch die nem Leben erzählen. Ich wage es allerdings nicht, zu behaupten, daß solche Grausamkeiten sich Traurig ging ich am Montag Morgen mit alters, einer der interessantesten und abenteuerlich wesentlichste Voraussetzung für den großen euro­nicht auch heute noch jeden Tag ereignen tönn den Kolleginnen nach der Fabrik. Wir alle hatten sten Epochen der Weltgeschichte, ist aufs engste mit päischen Erfolg der zwanzig Jahre später beginnen­ten, wenn nicht der Unternehmer eine dauernde die Hoffnung aufgegeben, daß das Kind noch am   dem Namen Borgia verknüpft. Die Hauptmerkmale ben Butherschen Reformation geschaffen. Gewig ist Kontrolle durch die Gewerkschaften spürt. Ich Leben sei. Da sahen wir, als wir in den Fabriks jener Zeit, das Luxus- und Lasterleben am papst   der aus Spanien stammende   Alexander Borgia eine arbeitete in meiner Jugend in einem kleinen hof kamen, den Chef mit der verängstigten wei- lichen Hofe, das brutale, über Leichen gehende Her- der größten und hemmungslosesten Verbrecher­schlesischen Nest in einer Textilfabrik; die grauen- nenden Kleinen mitten auf dem Blaze stehen. renmenschentum der Aristokratie und die fittliche naturen der Geschichte gewesen, aber daß dieser Mann haften Lohn- und Gesundheitsverhältnisse will ich Wem gehört der Balg?" schrie er uns an. Sie Verlotterung der Frauen selbst der höchsten Kreise, die höchste kirchliche Würde zu erreichen, daß er so hier nicht weiter ausmalen. Sonnabends abends hat sich am Sonnabend abend um sieben Uhr in finden geradezu ihre charakteristischsten Repräsentan- strupellos den Aemterschacher zu betreiben und zur sollten wir eigentlich schon" um 7 Uhr heraus- den Hof gedrängelt und ist beim Zuschließen we- ten in den drei wichtigsten Mitgliedern der Familie Befriedigung seiner materiellen und sinnlichen Be­tommen, aber häufig wurde eine Ueberstunde an- gen der Ueberstunde mit eingeschlossen   worden. Borgia, dem Papst   Alexander VI. und seinen gierden so freigebig mit Mordanstiftungen zu sein gehängt. Wir erfuhren es immer erst im letzten Da hat sie sich in den Schuppen vertrochen und( natürlich unehelichen) Kindern Cäsar und Lucrezia. vermochte, hatte doch seine tiefste Ursache in der gei­Augenblick durch ein besonderes Slingelfignal, ist eingeschlafen. Das kommt davon, wenn die Gö- Der Stellvertreter Chrifti" selbst scheint freilich, stigen, moralischen und gesellschaftlichen Einstellung menn wir noch eine Stunde zu bleiben hatten. ren so naserveis und vordringlich sind. Na, nach den historischen Zengnissen zu urteilen, seine des römischen Klerus überhaupt Portigliotti deutet Was das für die Belegschaft bedeutete, die zum nun heul doch nicht immer!" Unserer aller erste Kinder, auch den berüchtigten Cafar, an Bestialität, fogar die Wahrscheinlichkeit der Blutschande zwischen größten Teil aus gehezten Hausfrauen und Müt- Empfindung war: Hin zur Mutter! Da heulte die Raffiniertheit, Habgier und ausschweifender Gier noch Alexander und seiner Tochier Zufrezia an. In Cäsar und Lufrezia erleben wir dann die Weiterführung tern bestand, fann sich jeder leicht ausmalen. Die Fabritfirene den Arbeitsbeginn durch die trübe weit übertroffen zu haben. Die Geschichte der   Familie Borgia, die ein gan-| von Alexanders wüstem Treiben, zugleich aber auch Kinder, die sich schon in den schon geöffneten Morgenluft, und die schweren eifernen Torflügel Fabritshof gedrängt hatten, um ihre Mütter ab- fchloffen sich. ,, Weg da, gibts nicht!" brüllte uns ses Stüd Kulturgeschichte der Menschheit enthält, hat den Verfall der   Familie Borgia. Wir haben hier zuholen, wurden vom Portier mit rohen Stößen der Allgewaltige an, Schicht ist Schicht, und begreiflicherweise schon manchen Historiker zur Dar- ein Stück Sittengeschichte vor uns, dessen historisches, wieder hinausgetrieben, und es wurde ihnen das Schnaps ist Schips! Paßt doch auf euere Bälger stellung gereizt. Auch die Dichtung hat sich des loden gesellschaftliches und psychologisches Interesse immer große ciferne Tor für eine weitere Stunde vor beffer auf!" le Bitten, alle Vorstellungen den Stoffes bemächtigt und dazu beigetragen, die aktuell bleiben wird, und das sich spannender und der Nase zugeschlagen. fruchteten nichts. Es war wohl keine unter uns, Echtheit der geschichtlichen Ueberlieferung durch aller aufregender liest als viele phantasievoll erdachten Neben mir im Fabritssaal arbeitete Frau S., die nicht gern der gequälten Mutter zuliebe, die lei verklärende Romantik zu verfälschen. Reuerdings Striminalromane.

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Bz.