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6. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zapfenstreich.

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Die schmetternden Kriegsdrommeten von Zborov sind verstummt. Die Heere der tsche­

Freitag, 20. August 1926.

Entfeßliches Eisenbahnunglüd bei Hannover .

chischen Revolution, die sich in zwei Ston- 21 Zote, darunter der rheinische Arbeiterführer Genosse Mehlich .

Schuld der der Bahnverwaltung oder Berbrechen?

tinenten und an drei Fronten gegen Oesterreich geschlagen haben, sind zerstreut. Die leßten ver­einzelten Trupps fehren heim in die Kasernen, Die erste Meldung. aus denen sie vor zehn Jahren ausgebrochen Berlin , 19. Auguft. Der um 10.37 abends find, um einer neuen Fahne, einem neuen nach Hannover abgehende D- Zug ist gegen Staat, einer neuen Idee ihr Blut zu weihen. 2 Uhr nachts zwischen fenbüttel und Lehrte ent­Die Tage von Sibirien liegen hinter den tsche- gleift. Das Unglüd ist wahrscheinlich auf Bahn chischen Regimentern wie eine ferne Tradition. Frebel zurückzuführen. Die Untersuchung ist ein­Solid und melancholisch, ein wenig wehmütig geleitet.

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Nr. 194.

Vor dem Ausschluß Maßlows und der Ruth Fischer .

tommunistische Partei steht vor neuen, großen

e-

Berlin, 19. August.( Eigenbericht.) Die Hinauswürfen. Die Rote Fahne" ver­öffentlicht einen langen Katalog über die Süs den Maßlows und der Ruth Fischer. befindlichen Reisenden waren zum größten Teil Sie hätten eine groß aufgezogene Fraktionss von der Katastrophe in der Nachtruhe überreicht arbeit mit dem offensichtlichen Zweck der Vor­worden und wußten nicht, was geschehen war. bereitung der Spaltung der Partei be­Der Schlafwagen hatte sich losgeriffen trieben. Von einer Zentrale aus seien ihre und war auf einen vor ihm laufenden Wagen ge- Fäden und Losungen ausgegangen, man habe fahren. Mehrere der übrigen Wagen Agitationsmaterial versendet, Refe türzten von einem eineinhalb Meter hohen rentenkurse abgehalten und Korreferen Damm und blieben zur Seite geneigt liegen. ten in Parteiversammlungen auftreten lassen, und doch mit einem energisch mahnenden Als der D- Zug mit der gewöhnlichen Schnell- Mehrere Reisende blieben zwischen den ja man habe jogar versucht, die Geschlossen­Unterton rufen die Hörner zum abendlichen zugsgeschwindigkeit fuhr, gab es plößlich einen Trümmern eingequetscht und mußten heit des Roten Frontkämpferbun­Einrücken in die alte Garnison. Was sich po- furchtbaren Knail. Die Lokomotive vom Hilfspersonal aus ihrer entfeßlichen Lage des zu vernichten. Diesem Spuk werde jetzt litisch in der Berufung Cernys, in der Eini- hatte sich von dem Zuge lo sgelöst, ent- befreit werden. Nach einer emtlichen Mitteilung ein Ende bereitet werden. Gegen die Gruppe gung der konservativen Politiker beider Lager gleiste und fuhr ins Gelände. Die Maschine fiel sind bis 11 Uhr vormittags 11 Tote ge- Maßlow- Fischer werde ein erbitterter Kampf auf der Plattform Hohenblumscher Wirtschafts- rechts von der Fahrtrichtung, während der leßte borgen, man vermutet jedoch, daß sich noch bis zu ihrer völligen politischen Ver= politik vollzog, das spielt sich nun in der Wagen nach links entgleiste. Furchtbare Schreie weitere Leichen unter den Trümmern be- nichtung geführt werden. eigentlichen Sphäre der tschechischen Revolu- waren aus dem Schlafwagen zu hören, die dort finden werden. fion, auf militärischem Gebiete ab. Der Nach­** folger des Legionärs Gajda ist der alte k. u. f. General Podhajsky. Den Abenteurer löst der solid geschulte Berufssoldat ab. Die Stelle des Fascisten und Glücksritters nimmt der typisch unpolitische Nursoldat ein. Wo bisher Franzosen und tschechische Legionäre standen, fommandiert jetzt der Oesterreicher, der in Habsburgs Kriegsschulen erzogen, der unter dem Doppeladler ein langes Leben gedient und der vielleicht einmal die f. u. f. Regimenter gegen die Legionen Stefanits und Benešs ins Feuer geführt hat.

Man jagt dem General Podhajffy nach, daß er zu den wenigen ehrenwerten Männern der alten Armee zählte. Es spricht genug für ihn, daß nichts gegen ihn vorliegt. Ueber seine militärischen Fähigkeiten haben wir fein Ur­teil. Wie immer er persönlich sein mag, ob er den Plaz, an den man ihn stellt, im Sinne der Schöpfer und Führer des Staates und der Armee ausfüllt, läßt sich heute schwer sagen. Es ist im Grunde auch nebensächlich und ge­rade wir sind am Militarismus zu weit des­interessiert, um die Besetzung des Postens eines Generalstabschefs für eine interne mili­tärische Angelegenheit zu halten. Die Er­nennung des Generals Podhajsky zum Nach­folger der Pelle und Mittelhauser, der Syrovy und Gajda hat symbolische Bedeutung für jene tiefe Wandlung, die in Volk und Staat der Tschechen vor sich geht und die

Personalabbau.

* Berlehrstatastrophen.

Berlin, 19. August.( Eigenbericht.) Zu dem schweren Eisenbahnunglück bei Hannover, das 21 Tote und viele Verlegte gefordert hat, läßt die Reichsbahnverwal­tung mitteilen, daß es durch ein Verbrechen verursacht worden sei. Man habe an der Unglüdsstätte einen Schraubenschlüssel gefunden, wie ihn die Eisenbahnverwaltung nicht be­nüßt, ferner einen Hemmschuh und mehrere Flachen. Es ist sofort eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet und eine Belohnung von 25.000. Mark für die Ermittlung der Täter ausgefeßt worden.

Uns wird weiter bekannt, daß seit dem großen Personalabbau, der bei der Eisenbahn mit besonderer Rücksichtslosigkeit vorgenommen wurde, die Strede nach Hannover nicht mehr von einem Stredenleiter abgegangen wurde. Ferner seien ge= rade im Reichsbahnbezirk Hannover die Reparaturarbeiten an den Schienen in sehr großer Eile vorgenommen worden. Für die Vermeidung von Verkehrsstörungen seien auf diese Reparaturen viel weniger Zeit als sonst üblich verwendet worden, so daß sie nicht mit der nötigen Sorgfalt ausgeführt werden konnten. Daß diese Umstände das Unglück verschuldet haben und nicht das Attentat, läßt sich natürlich jetzt noch nicht feststellen. Sicher aber ist, daß das Eisenbahnpersonal schon sei langem über die allzu starke Be= lastung flagt und daß einige frühere Unfälle darauf zurückzuführen find. 17:

Unter den Toten befindet sich auch Genosse Ernst Mehlich, einer der Besten aus der rheinisch- westphälischen Arbeiterbeivegung. Mehlich lange Zeit Redakteur des Dort­ munder sozialdemokratischen Tagblattes, wurde später Stadtverordneter und war jetzt Reichs- und Staatskommissär für das rheinische Industriegebiet. Mehlich hat sich auf allen feinen Posten das größte Vertrauen erworben, sein Tod reißt eine schwere Lücke in die rheinische Arbeiterbewegung, weil die Bergarbeiter und Metallarbeiter dieses Gebie­tes ja gerade jetzt in einer allgemeinen Lohnbewegung stehen, bei der sie die vermittelnde Hand Mehlichs sehr vermissen werden.

Wieder ein Bahudammrutsch in Böhmen.

*

Mittwoch um 9 Uhr abends erfolgte bei

Es ist also zu erwarten, daß die beiden noch bor kurzem so sehr gefeierten Führer jeßt aus der Partei hinausfliegen werden und mit ihnen noch manche andere, darunter auch einige Reichstagsabgeordnete.

Bucharin in Berlin.

Berlin, 19. August. Nach einer Meldung des Reichsdienstes der Deutschen Presse soll aus An­loß der Auseinandersehungen innerhalb der deut schen fommunistischen Partei Bucharin im Auftrage Stalins in Berlin eingetroffen sein. Er soll die Weisung erhalten haben, den Aussch I u B der oppositionellen Führer durchzu­zuführen.

Der internationale Keramarbeiter tongreb in Karlsbad. Schlußfißung.

Karlsbad, 19. August.( Eigenbericht.) Nach fünftägiger Dauer wurde heute der fünfte inter­nationale Kongreß der Keramarbeiter zu Ende geführt. Nach eingehender Debatte wurde beschlos­fen, daß drei Pfennig pro Jahr und Mitglied an die Internationale zu entrichten sind. Dem inter­nationalen Sekretär wird das Recht gegeben, in Ländern mit schwankender Valuta geringere Beiträge einzuheben. Dazu lag eine Erklärung der französischen Delegation vor, daß sie sich bemühen werde, trotz der bedauerlichen dem Rutsch fuhr der Prager Finanzfrise im Rahmen des Möglichen ihre Bei­Schnellzug über die Unfallstelle, so daß es träge an die Kassa der Internationale zu ent­nur durch einen Zufall zu feinem Unglück fam. richten.

vo r

*

Schwere Zugsentgleisung in Frankreich. filon- Frankreich, der darauf verivies, daß in

wurde

Zum Acht stundentag sprach Brouss man wohl eine Verösterreicherung nennen kann, Revnik ein Bahn dammrutsch in der ohne deshalb an dem besonderen Fall Kritik änge von 32 und in der Tiefe von vier Paris, 19. August. Gestern abends entgleisten Frankreich, wo der Achtstundentag streng einge­zu üben. Wir wollen im Gegenteil feststellen, etern. Durch den Erdrutsch staute sich das daß die Entfernung, wer immer auf ihn gefolgt affer der Beraun und reichte bis zum bei Les Andelys fünf Wagen eines Personen- haften werde, das Unternehmertum bentüht ist, wäre, uns aufatmen läßt, und daß an der Er- eleife hinauf. Der Verkehr wurde auf dem zuges. Eine Person wurde getötet, eine ihn zunichte zu machen, daß in Jialien eine längere Arbeitszeit dekretiert wurde und daß Pro­zweiten Bahngeleise aufrecht erhalten. Sturzschiver und mehrere leicht verlegt. nennung Podhajjfys begrüßenswert erscheint, gung für Sozialpolitik gegen den daß man feinen Offizier wählte, der zu Gajda 00000000000000000630063080000000000000000000000000000006066000000 feffor Brentano auf der Prager Ta. irgendwelche Beziehungen hat. Es hieße aber. Lenker des Staates an die Spiße der ist finnfälliger Ausdruck dieser großen Wand- chtstunden tag Stimmung machte. In zu oberflächlich urteilen, wollte man in dem Armee einen einer Resolution erklärte der Kongreß sodann die General, der diese Würde lung. Es mag durchaus nötig und vernünftig Notwendigkeit der Einhaltung des Achtstunden­Personenwechsel Gajda- Podhajsky nicht ein schon bekleidete, als sie noch durch die Symbol und vielleicht einen Systemwechsel er- goldenen Sterne am Kragen symbolisiert war, sein, daß man kaiserliche Beamten und Offi- tages und fordert die Delegierten auf, in ihren blicken. durch jene Sterne, die man am 28. Oftober ziere das wieder gutmachen läßt, was die Ländern auf die Regierungen einzuwirken, daß Man hat durch Jahre mit peinlicher 1918 den Leutnants vom Kragen riß und in Glücksritter der Konjunktur verhaut haben. das Washingtoner Abkommen betreffs werde. Das internationale Sekretariat Strenge jede Schwanzfeder eines Doppeladlers den Schmus frat. Ein Offizier aus der Schule Und wenn es nicht ganz dasselbe ist, so ist des gesetzlichen Achtstundentages ratifiziert von Postfästen, Amtsportalen und Denk- Conrad v. Hökendorfs, der ein paar Jahre in es doc) ein recht ähnlicher Vorgang, daß sich beauftragt, der Frage des Achtstundentages seine mälern getilgt. Der simpelste Gedenkstein mit dem großen, adlergeschmückten Palast an der das demokratische Polen an den austrophilen besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Dann dem Namen Josefs II. war ebenso staatsge- Ringstraße gesessen und Kriegsfahrpläne für Marschall Pilsudsky und die republikanische wurde wieder von Broussilon die Auswan fährlich wie das Werk eines großen Künstlers. die Armeekorps Franz Josefs berechnet hat, Tschechoslowakei an den General Podhajsku derungsfrage behandelt, der darauf verwies, Die Farben schwarz- gelb waren der Schrecken wird jezt die Aufmarschpläne der tschechischen klammert, um dem Fascismus zu entgehen. daß in dieser Frage eine gewisse Beunru­aller Patrioten und jeder Blusenknopf mit den Armee gegen die königlich ungarische Wehr- Das alles spricht nicht gegen die Demokratie higung besteht. Zweck jeder Regelung müsse es sondern für sie. Hätte man sich nicht gegen sein, die Einheimischen und die Ein­f. u. f. Emblemen hätte den Charakter der macht entwerfen. neuen Armee verlegt. Der Kampf ging nicht Es hätte nicht so weit fommen müssen. sie versündigt, so brauchte man sie jetzt nich: wandernden zu schützen. In einer Ent­nur um tote Dinge. Zehntausende kleine Be- Die Reihen der Legionäre hatten schließlich durch konservative Elemente zu schützen. Hätte schließung zu diesem Punkte stellt sich der Kon­Wanderungskonferenz vom Mai amte und Angestellte erhielten den blauen nicht nur den einen Stefanit hervorgebracht, man den Militarismus wirklich beseitigt, die greß auf den Boden der Beschlüsse der Londo Bogen, weil sie zu gute Oesterreicher oder zu der die neue demokratische Armee hätte leiten Armee von Grund auf umgestaltet, die Ver- 1926 und verspricht, mit allen Sträften für ihre schlechte Tschechen waren. Die Sprachprüfungen fönnen. Der wirklich demokratische Legionär- waltung reformiert, das Volk jouverän Verwirklichung sich einzusetzen. Dann erörterte der internationale Sekretär ermittelten mit grausamer Tortur, ob auch gedanke mündete nicht in den Militarismus macht, man hätte sich damit nicht nur den das Problem einer gegenseitigen Vera jeder Diener des Staates die neuen Namen der Udržal und Stribrny. Es ist bezeichnend, Prašek, sondern auch den Černy, nicht nur den für den alten Kram genau erlernt hat. Es daß viele der wertvollsten Elemente aus den Gajda, sondern auch den Podhajsky erspart. ständigung über Arbeits- und Lohn­gab keine Grenzen der Entösterreicherung. Legionen dem Vaterlande, das sie geschaffen, Sätte man nicht selbst die festen Stellungen bedingungen in den verschiedenen Ländern Weder der Fluch der Lächerlichkeit, noch die nicht mit der Waffe, sondern durch Arbeit der Demokratie mit dem Geschütz des Abfolie und der Stongreß nahm einen dahinzielenden Und so ist aus der tismus bombardiert und zerstört, man hätte es Antrag an. Rücksicht auf menschliches Schicksal oder die weiterdienen wollten. Und so ist Bedachtnahme auf den nationalen Frieden im Armee, in der der einfache Soldat den General heute wahrhaftig nicht nötig, von den Batail- Zum internationalen Sekretär wurde Genosse Wollmann Deutschland Lande konnte den Reinigungsarbeiten der mit du und als Bruder ansprach, etwas anderes lonen des Fascismus hinter den alten schwarz- wieder neuen Patrioten Abbruch tun. Und nun, nach geworden, als jene Legionäre, die bei Zborov gelben Festungstoren Schuß zu suchen, hinter und zu seinem Stellvertreter& arl- Deutsch­dem man einhalb Dugend Jahre die Er- und Bachmatsch, bei Vouzieres und Toresaan denen sich bei den Klängen des Zapfenstreiches land gewählt. Als Sik der Jnternationale wurde bestimmt. Der nächste innerung an Oesterreich aus Stein und fämpften, sich erträumt haben. Und daß der die erholungsbedürftigen Korps der Republik Charlottenburg Kongreß wird in Kopenhagen stattfinden. Holz und Hirn getilgt hat, stellen die Nachfolger Gajdas Podhajsky heißt, das eben sammeln.