Einzelpreis 70 Heffler.
Telephone: Tagestedattion: 26795, 31469.
Machtrebattion: 26792.
Postschecamt: 57544.
Jnferate werden laut Tarif billigst berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.
6. Jahrgang.
Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.
Das Programm der Demagogie.
die
Dienstag, 7. September 1926.
Die wankende Dittatur.
Bezugs Bedingungen:
Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post:
monatlich
oierteljährlich
halbjährig
ganzjährig...
Ke 16.
48.
B
96.
192.
Rüdstellung von Mannffripten erfolgt nur bei Ei fendung der Refourmarten.
Erscheint mit Ausnahme des Montag täglich fr
Nr. 209.
( offiziere nicht die Wirkung gehabt, die Unzufriedenheit gegen Primo de Rivera aus dem Wege zu räumen. Aus verschiedenen Garnisonen, so namentlich aus Segovia und Valladolid , werden Meuereien gemeldet. In beiden Fällen soll sich die gesamte Garnison den meuternden Artilleristen angeschlossen haben und man müsse sich
Militärische Aufstände gegen Brimo de Riveras Herrschaft. Die Artillerie meutert.- Belagerungszustand über ganz Spanien.-Boltsabstimmungskomödie des Diktators .- Demokratische Zugeständnisse? jeden Augenblick auf eine„ Explosion" gefaßt
Die Pioniere der Grundsazlosigkeit, Nationalsozialisten, wollen wieder mit der Not der Volksmassen ein Geschäft machen, ein Parteigeschäft. Sie, die Freunde und Verbandsbrüder der Zollparteien, wollen. ,, ins Volk Vor einigen Tagen schon famen alarmierende Die Artillericoffiziere verließen im Laufe des Meldungen aus Spanien , Nachrichten über eine geftrigen Nachmittags die Kasernen. Der Chef gehen", um es über die Zölle aufzuklären. Sie, von der Artillerie, also vom Militär selbst aus. Der Artilleriefektion, der Kommandant die Steigbügelhalter derer, die jetzt aufs Re- gehende revolutionäre Bewegung gegen den Gene des Artillerieregiments in Segovia und fämt gierungsroß flettern wollen, werden den deutral Primo de Rivera . Das Interesse an diesen liche Offiziere des 11. und 12. Artilschen Wählern erzählen, daß die Politik der Nachrichten, die übrigens sehr unvollkommen und lerieregimentes wurden verhaftet. Aktivisten, die sie selber gefördert haben, das widerspruchsvoll waren, wurde zurückgedrängt In Barcelona verweigerte die Besaßung beider deutsche Volk keineswegs aus seiner Not her- durch die Aufmerksamkeit, welche Primo de Ri- Artilleriekafernen die Auslieferung der Waffen. ausführt, weshalb dieses jo viel und so oft und veras Attacke gegen den Völkerbund und seine gerade von den Nationalsozialisten und ihren Forderungen nach Erstreckung der spanischen Gönnern getäuschte deutsche Volk seine Geschicke Herrschaft über Tanger erwedten. Aber die BeGönnern getäuschte deutsche Volt seine Geschide wegung, die nach amtlichen Behauptungen bereits juſt- den Nationalsozialisten anvertrauen unterdrückt ist, ist offenbar ernster zu werten, als soll! alle früheren mißlungenen Versuche, das Joch des Diktators abzuschütteln.
Eine am Sonntag abend ausgegebene amtliche spanische Note behauptet, daß die Lage in Spanien absolut rubig" sei. Eine zweite Note, ausgegeben am 5. September, schildert
die revolutionären Ereignisse.
Die Kasernen wurden von Kavallerie und In fanterie umzingelt und deren Besatzung gefangen gehalten. Bisher ist es zu feinem Blutvergießen gekommen. Die Artillerieoffiziere sollen sich den erlassenen Anordnungen unterworfen haben.
machen.
Vielleicht hat der Diftator noch die Macht, die Repolte der Artillerieoffiziere niederzuschlagen. Möglich, daß diese Bewegung, weil Ergebnis der Unzufriedenheit eines Teiles der Offizierstajie mit ihren Gehalts- und Vorrückungsverhältnissen, fein Echo in den Volksmassen findet. Aber sie wird, da ja die Artillerieoffiziere meist der Aristokratie entstammen, unzufriedenheit mit der Diftatur in jenen Streifen wecken, die sie bisher stüßten. Sie beweist jedenfalls, daß die Diktatur von feiner Bolis'chichte mehr gewollt wird. Das fühlt und weiß auch Primo de Rivera ,
weshalb er durch die
Komödie eines Plebiszits
In einer weiteren, für die Oeffentlichkeit bestimmten Erklärung gibt die Regierung bekannt, daß der Konflikt infolge der fürzlichen Verordnung sich den Schein einer moralischen Grundlage des Königs über die Regelung der Gage feiner Gewaltherrschaft schaffen will: Wie aus und des Avancements der Artillerie| Madrid gemeldet wird, soll in den Tagen vom offiziere im Kriegsfall hervorgerufen wurde. 11. bis 13. September in ganz Spamen eine In der Erklärung wird hervorgehoben, daß der Voltsabstimmung über die Diktatur durchgeführt König Primo de Rivera, welcher Bollmachten zur werden. Verfügung der unerläßlichen Maßnahmen besize, ,, Die Behörden werden mit größter Sorgfalt
Der„ Versumpfung und Trostlosigkeit der Gegenwart", die sie selber mit schufen, wollen Die Nationalsozialisten in einer Werbewoche, die durch eine Versammlungskampagne eingeleitet wird, die„ Grundsäße der nationalsozialistischen Bewegung" entgegenstellen. Denn, so jagt ein Aufruf der Nationalsozialisten ,,, es gibt einen Weg, der herausführt, nur muß er Mit Rücksicht auf einige Fälle von energisch und zielbewußt gegangen werden". Disziplinverlegung durch die Ar- neuerlich sein Vertrauen befundet. die vollkommene Unparteilichkeit des Plebiszits Aber dieser Weg ist Privatgeheimnis dertillerieoffiziere ersuche die Regierung den Weitere Meldungen besagen, daß den Ar sicherstellen." Diese Fürsorge für die Unparisie nationalsozialistischen Bioniere", denn er wird In der Nacht von Samstag auf Sonntag ist dertillerie offizieren das Recht zumlichkeit der Boltsabstimmung fann man sich leicht in diesem Aufruf nicht gezeigt, er wird auch König im Automobil, welches er selbst lentte, in Tragen der Uniform entzogen wurde, vorstellen! Aber der Diktator, der jetzt offenin den Berjammlungsreden nicht gezeigt wer- Madrid eingetroffen. Primo de Rivera begab sich das jie aus dem Heere ausgestoßen bar nur noch die eine Sorge hat: sich an der den, sondern der Schwall der Versammlungs- unverzüglich in den Königspalast, wo er den König wurden, daß Reserveoffiziere ihren Macht zu halten, wenn auch um den Breis fleiner phrasen soll jo bunt und so verschwommen sein, über die Lage informierte. Gine offiziöse Meldung Pienst übernehmen mußten, und daß zugeftändnißfe. will auch das Land berut gen daß die Zuhörer zwar recht viel hören, aber befagt, daß der König Primo de Rivera e Artillerie Akademie jämtliche durch am Ende nicht wissen, was sie gehört haben. neuerlich sein volles Bertrauen Radetten entlassen mußte. Und damit Aber man braucht gar nicht auf die Verjamm- ausdrückte und den Vorsiß in dem Minister- foll nun, so will Primo de Rivera glauben machen, lungsreden zu warten, um zu wissen, welchen rat führte, welcher über die notwendigen Maß wieder alles in schönster Ordnung sein. Aber Madrid , 4. September .( Fabra.) Primo de Weg die Nationalsozialisten gehen werden; nahmen Beschluß faßte. Das Amtsblatt veröffent- andere, allerdings nichtamtliche Meldungen wissen Rivera hat einen Aufruf an das Lano gelichte die Berhängung des Belage- anderes zu erzählen. man weiß, wenn man den herrlichen, einzigungszustandes über ganz Spanien Ein Reuter- Telegramm aus Gibraltar meldet, richtet, worin er daran erinnert, daß sich zum artigen Zidzadweg der Geschichte dieser Partei durch den König, eine Verfügung des Kriegsmini- daß nach Berichten aus Cadix die dortigen drittenmal der Tag jährt, wo er an die öffentliche fennt, daß er der Weg der Grundsahlosigkeit, sters über die Suspendierung aller mit Kriegsschiffe die spanischen Artillerieoffiziere, Meinung der Nation appellierte und es ihm ge der Weg der Demagogie jein wird. Ausnahme der in Madrid weilenden die Kasernenarrest erhalten hätten, unter lang, das erschlaffende nationale Bewußtsein zu Die Nationalsozialisten haben, als sie Artillerieoffiziere, jeder Zuwiderhan it i te n. Aehnlich soll es in Barcelona sein. Nach erwecken. Er hält den Augenblick für gekommen, jahen, daß die Wählerschaft unzufrieden war delnde wird als Aufrührer betrachtet und nach den letzten Pariser Nachrichten aus Madrid hat Rechenschaft über seine Tätigkeit abzulegen und auch die Dienstenthebung sämtlicher Artilleries bittet, daß ihm die Nation doppeltes Vertrauen mit den Ergebnissen der Politik des deutschen dem Gefeße st and gerichtlich behandelt,
" 1
scheinbare Zugeständnisse an die Demokratie.
be
parlamentarischen Verbandes, und als fie 000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000000 als glaubten, die Parole Lodgmans, diese an den auch in Zukunft so sein wird, daß ihr Ver- 1- und die genügsamen Hörer werden zufrieden[ sischen Chauvinismus. Hier wurde fic Biertischen und bei völkischen Turnerfesten so bandsfreund Stenzel nicht aufhören wird, gegen sein. Das Gedächtnis der von den„ Pionieren" günstigt durch die Ziel- und Planlosigkeit der zündende Parole vom unbedingten Kampf um den Achtstundentag und gegen die Sozialver- Geführten ist ja so turz! Was wissen sie von deutschen Politik, aber auch durch die Spaltung das Selbstbestimmungsrecht, werde die Massen sicherung zu kämpfen, so gut er das kann, und den Wandlungen der Partei, deren einziger der sozialistischen Arbeiterbewegung. Jede Klä packen, gemeinsam mit der Nationalpartei den dag Agrarier und Christlichsoziale sich nicht be- Grundsatz, an dem sie freilich zäh festhielt, die rung der wirtschaftlichen und politischen Situa tion, die auch zur Selbstbesinnung der Massen " Deutschen parlamentarischen Verband" ge- irren lassen werden, mit ihren tschechischen absolute Grundsazlosigkeit war! An jeder großen Bewegung, mit jeder führt, bedingt den Niedergang der hakenkreuzsprengt und mit der. Partei Lodgmans eine Kelassengenossen eine Steuerreform gegen die Sampigemeinschaft" gebildet. Wer diese Arbeiter zu machen und gegen die bescheidenen großen Bewegung haben sie ihr Geschäftchen lerischen Demagogie. In Oesterreich , wo sie nic Politit nicht mitmachte, war zumindest ein sozialpolitischen Errungenschaften der Arbeiter zu machen versucht, die Träger der national- besondere Bedeutung erlangte, ist die nationalunbewußter Verräter am deutschen Volk! Aber zu kämpfen. Und doch wollen die Herren mit sozialistischen Bewegung"! So lang sie nichts sozialistische Partei, durch der eigenen Führer nur ein paar Monate lang galt dieser Grund- diesen zielbewußten Steaktionären, auf deren anderes waren, als die bezahlten Söldlinge Korruption und Führereitelkeit zerfressen und jay". Als die Nationalsozialisten sahen, daß Pläne und Taten sie nicht den geringsten Ein- der Bourgeoisie, spien sie ihr Krötengift gegen zerjeẞt, aus dem politischen Leben fast versie sich getäuscht hatten, daß auch der passive fluß haben, weiter in einer engen Gemeinschaft den Namen Sozialismus. Als sie, gegen Ende schwunden. In Deutschland ist Hitler zur Irredentismus Lodgmans nicht„ 30g", verbleiben! Warum? Nun, man kann doch seine des Krieges, erkannten, daß die sozialistische lächerlichen Figur geworden, von seiner Partei Iteßen sie in echt völkischer Treue ihre Kampf- Gönner nicht vor den Kopf stoßen, man muß Bewegung zu der die Zukunft der Bölfer be sind nur noch ein paar einander wütend be und Bundesgenossen und näherten sich den sich doch für die Zukunft sichern, man weiß ja herrschenden und gestalteten werde, nannten sie fämpfende Fähnlein übrig geblieben. Im Un Attivisten. Bei den Wahlen verpflichteten fie, boch nicht, wie und wann man die Gnade der sich selber Sozialisten". Sie waren bald, je rat, den sie selber erzeugt, erstickt die nationaldie„ Sozialisten", die unversöhnlichen Feinde deutschbürgerlichen Parteien wieder einmal nach der Konjunktur, Irredentisten, bald Af- sozialistische Bewegung. tivisten. Sie nannten ihre Partei bald die Auch in der Tschechoslowakei fonnte sie der tschechischen Fremdherrschaft", sich zum Ab- braucht! schluß eines Bündnisses mit Klerifalen, Land- Den Wählern erzählt man liebliche Mär- Klassenpartei des deutschen arbeitenden Vol- nur vorübergehend Boden gewinnen. Das große bündlern und Gewerbetreibenden. Sie bildeten chen vom nationalsozialistischen Programm fes", bald wetterten sie gegen die Klassenver- Geschrei, mit dem sie ihre Werbeaktion annach den Wahlen mit ihnen den Deutschen der nationalen Freiheit und der sozialen Ge- hegung. Sie flagten über die Knechtung deut- fündigt, soll nur täuschen über die innere neuen Europa und Schwäche und Verlegenheit. Noch glauben die Verband" und blieben in diesem Verbande trop rechtigkeit" und vertraut darauf, daß sie den scher Minderheiten im der Zollverbrechen diejer Parteien. Sie blieben gigantischen Verrat, den die Nationalsozialisten gleichzeitig war ihr Führer Hitler bereit, die Demagogen mit eherner Unverschämtheit blufim Verbande, obwohl der Regierungskurs bei den Wahlen begingen, als sie in Kenntnis deutschen Südtiroler Herrn Mussolini für im- sen und verblüffen zu können. Noch glauben dieser Parteien, der nur Ausbeutungsmöglich- der Zollpläne der Agrarier zur Wahl der mer zu opfern. Sie gebärdeten sich wie irr- sie, die Grundsatzlosigkeit, die ihnen bisher zu feiten auch den deutschen Besißparteien er- agrarisch- zünstlerischen Liste aufforderten, längst sinnig gewordene Antisemiten und duldeten es, so schönen Parteigeschäften verhalf, werde ausschließt, ohne auch nur den Hauch eines natio- vergessen haben. Und man rechnet damit, daß ja billigten es, daß ihre österreichischen Führer reichen, um dauernd ihr politisches Leben fristen nalen Zugeständnisses zu bringen, zur Ver- der Begriff der sozialen Gerechtigkeit" so( Gattermayer!) führende Stellen in Juden- zu können. Doch an ihrer inneren unwahrheit ewigung jenes Herrschaftssystems führt, das sie dehnbar, so viel und nichtssagend ist, daß banken annahmen. Nichts, gar nichts ist echt wird auch hierzulande die nationalsozialistische zu bekämpfen vorgeben. Und sie gedenken, wie jeder in ihn hineinlegi, was ihm ersehnenswert und wahr an dieser Partei, kein feie.lich be- Partei trepieren. Aber wir wollen nicht ihr der Abgeordnete Jung in einer Rede in ist, daß der Unternehmer und der Arbeiter, schworener Grundjab, feine von ihr ausgegebene natürliches Ende in Ruhe und Geduld abSchreckenstein jagte, auch nicht aus dem Ver- daß der Agrarier und der Verbraucher, daß Parole, als ihre Grundsatzlosigkeit! Dazu ge- warten, sondern das unsere dazu beitragen, bande auszutreten, obwohl sie jezt in den Ver- der Besitzende und der Besizlose, daß jeder hört freilich auch noch die Unverschämtheit des dieses Ende zu beschleunigen, indem wir den jammlungen seine Politik bekämpfen. Sie Volfsgenosse" darunter verstehen kann, was grundsäßlichen Demagogen, zu verdammen, was Arbeitern diese zur höchsten Potenz erhobene er gestern erhoben, abzuleugnen, was er gestern Demagogie in ihrer ganzen Scheußlichkeit bleiben, weil sie sich im Verbande besser er will. seinen reaktionären Bestrebungen entgegen- Ein paar Boltstagsphrajen von der natio- beschwor, Treuschwüre nur mit Vorbehalt zu zeigen und indem wir den leeren Redereien -man braucht ja nicht viel leisten, und ein unendlich dehnbares politisches der Völkischen " von sozialer Gerechtigkeit" stellen tönnen, als außerhalb! Wie ernalen Freiheit die große, tiefe Wahrheit entgegenstellen, die folgreich sie sich entgegenstellen können, davon zu reden, daß die Verbandsgenossen das Gewissen. zeigt ja der ganze Verlauf der Zoll- deutsche Bolt einen ganz anderen Weg führen, Nur in wirren Zeiten, in denen Hoff das Proletariat aus tieffter Knechtschaft gu fampagne. Die deutschen Zöllner haben sich als den zur nationalen Freiheit! ein paar nungslose nach der dümmsten Parole hajchen, etwas menschenwürdigerem Leben emporführte einen Pfifferling um die Bedenken" ihrer ölige, Reden über die jagenhafte soziale Ge- fann eine solche Partei gedeihen. In Deutsch - und es führen wird zur völligen Freiheit: daß nationalsozialistischen Gefolgsleute gefümmert! rechtigkeit", und ein paar fräftige Wörtlein land wuchs sie in der Zeit der Inflation, be- es sich seine Freiheit und sein Glück erkämpfen Recht gut wissen die Jung und Krebs, daß es darüber, daß der Jud" an allem Schuld ist günstigt durch die täppische Politik des franzö- muß im international geführten Klassenkampf.
11
11
" 1