22. September 1926.

Ein Fascist als Rotainschmuggler. Wie das| Stockwerkes halt gemacht. Von hier aus gab er ,, česté Slobo" meldet, wurde in den letzten Tagen nochmals mehrere Schüsse auf vorübergehende der gewesene Parteisekretär der Fascisten in Brünn   Bassanten ab, die jedoch ihr Ziel verfehlten. Unter­Němeček verhaftet, da er sich mit Rotain, dessen waren Beamte des 103. Polizeireviers am Opium- und Morphiumschmuggel befaßte und die Gifte in verschiedenen Drogerien und Apotheken zum Kaufe anbot. Němeček stand in engster Ver­bindung mit Beschern aus dem Deutschen   Reiche. von denen er feine Ware bezog.

Die Kanzel im Dienste der Diktatur. Pariser Blätter berichten, wie den Spaniern die Abstim­mung darüber, ob sie mit der Diftatur des Primo de Rivera zufrieden seien, erleichtert wurde: Wer dafür sorach, sich der Abstimmung zu enthalten, wurde verhaftet und zu einer Geldstrafe verur. teilt. Das war der Beitrag der absolutistischen Regieruna zur Feststellung der wahren" Mei­mung des Volkes. Den Rest lieferte die katholische Geistlichkeit: Von den Kanzeln herab wurden die Gläubigen aufgefordert, das Manifest der Re­gierungstnechte zu unterzeichnen. Auch bei uns find ja die Pfaffen nicht zimperlich und der Got­tesdienst wird vor Wahlen, aber auch sonst oft genug, zum politischen Herrendienst. Aber so schamlos die Kanzel in den Dienst der Politik der jeweiligen Regierung zu stellen, kann sich die Kirche nur in dem heillos verpfafften Spanien  erfrechen. Immer mit der herrschenden Schicht gegen das Volk, das ist die ewige Parole der Kirche, und mit in ihrem Tone zu reden fatanischer Geschicklichkeit verwendet sie dieses Volk selbst, um es in seiner Sklaverei zu erhalten. Auf Stongreffen flötet man von den geistigen und fittlichen Leistungen der Kirche; der schändliche

tärdiktatur, dieses schamlosen Rechtsraubes, die Benützung der Kanzel für die Erhaltung des Herrn Primo de Rivera lehrt wieder einmal, daß ihr Reich nur von dieser Welt ist.

Die Schande der Vivisektion. Der Daily Herald" schreibt: Die Tatsache, daß unter 209.014 Versuchen mit Tieren nur bei 402( während eines Jahres) Betäubungsmittel verwendet wurden, ift mehr als eine schwere Anklage für uns, denen das Bohl der stummen Kreatur auch am Herzen liegen

foll.

Devi'enturie.

100 Schweizer   Franks

100 Lire

Geld 1353.62.­804 12.­

Ware 1359.62.

Seite 5.

hinsichtlich der interministeriellen Beratungen und der Maßnahmen zur Milderung der Krise im Koh­lengewerbe zu urgieren.

1359.62. Die Flucht vor der Schiedskommission

808.12.­

92.20.­655.50.­

90.80.­

652.50.­

163.70.­

164.90.­

122.80.­

33.70.-­

93.60.  ­

59.  59.50

Prager Kurse am 21. September. Tatort erschienen. Da Sachse der Aufforderung 100 bolländische Gulden der Beamten, die Waffe fortzuwerfen und sich zu 100 Reichsmart ergeben, nicht Folge leistete, wurden mehrere 100 belgische Frants Schreckschüsse auf den Amokläufer abgegeben. Als Sachse das Feuer erwiderte, wurde aus einem Karabiner ein scharfer Schuß auf ihn abgefeuert, der ihn in die rechte Hand traf. Nun nahm Sachse seinen Revolver in die linke Hand und schoß sich bor den Augen der Passanten eine Kugel in die Schläfe, so daß er schwer verletzt auf die Straße stürzte. Die inzwischen eingetroffene Feuerwehr brachte die drei Schwerverletzten nach dem Kranken­haus, während bei Sachse ein hinzugerufener Arzt nur den bereits eingetretenen Tod feststellen konnte.

Bettelnde Bergarbeiter.   Die Londoner Polizei verhaftete zwei hungernde Bergleute, die zu Fuß  aus Wales gekommen waren und bettelten. Der Lordmayor verurteilte sie zu sieben Tagen Arrest, d- mit sie, wie er sich frivol ausdrückte, zu essen hätten. Der  

englische Bergarbeiterstreif. Das bürger liche Publikum tann sich, obgleich der   englische Bergarbeiterstreit schon 20 Wochen dauert und eine der gewaltigsten Merksteine in der Geschichte der Arbeiterbewegung ist, noch immer keinen rechten Begriff vom Umfange dieses Streites machen. Um ein kleines Bild zu geben, führen wir bloß an, daß mit den Bergarbeitern und ihren Familien wenig stens drei Millionen Menschen die Qual des Dar­bens auf sich genommen haben, um die Macht der englischen Stohlenbarone zu brechen. Drei Millionen

Unterstützung von einem Schilling, d. 1. zirka 8, wöchentlich oder 7,000.000 notwendig, wobei für pro Woche zukommen zu lassen, sind 45.000 Pfund Kinder nichts eingerechnet ist. Wie Daily Herald" berichtet, sollen sich die Kohleneigentümer ausge­brüdt haben, daß sie sich nicht auf das Recht, wohl aber auf ihre Macht stügen. Wir müssen mit den leeren Magen der Weiber und Kinder kämpfen, um diesen Kampf zu gewinnen. So schamlos ist unser Rapitalismus", erklärte Cook in einer Versammlung  

in Greenwich.

1 Dollar 100 Dinar 100 franzöftiche Frants. 10.000 magharische Kronen 100 bolnische 3loth 100 Schilling

se

4.69­

373.50 476.10.­

-

Volkswirtschaft.

60.09.50

Der Arbeiter G. D. war bei der Firma Mol­daumühl Brüder Porak A.-G. in Kienberg durch 124.20.- vier Jahre als Hilfsarbeiter beschäftigt und wurde, 4- nachdent er in einer der Firma gehörig.it Wal 95.fchente in angeheitertens Zustande eine Bank zer­4.79. brochen hatte und deshalb wegen boshafter Ve­379.50- schädigung fremden Eigentums bedingt verurteil worden war, am 1. März 1926 mit Ende der Woche entlassen, und zwar, weil er sich der ob­erwähnten boshaften Beschäftigung fremden Eigen­tums schuldig gemacht hatte, somit aus dem Grunde des Paragraphen 82 g. 6.- 0.

479.10.­

coes

Vor neuen sozialen Kämpfen im Bantgewerbe.

Da der Entlassene durch länger als drei Jahre ununterbrochen bei der Firma beschäftigt ge­wesen war, brachte der Betriebsausschuß, weil er Es wird noch in allgemeiner Erinnerung sein, die Entlassung für offenbar unbegründet hielt, die daß vor zwei Jahren über die Einführung der Angelegenheit vor die Schiedskommission. Dieselbe neuen Dienstpragmatik und des Kollektivvertrages erklärte jedoch, sie sei nicht zuständig, zu entschei­für die Beamtenschaft der tschechoslowakischen Kar- den, ob die Entlassung mit Recht oder Unrecht tellbanken ein heftiger Kampf geführt wurde, wel- erfolgte, weil diese Entlassung sich auf Paragraph cher   den Banten eine neue Pragmatik brachte, die 82 q. G.-O. ftüßte, in welchem Falle der Arbeiter im Vergleich zu den früheren Verträgen eine gemäß Paragraph 3 des Betriebsausschußgesetzes wesentliche Verschlechterung zu Ungunsten der Be- sofort entlassen werden könne. Die Schiedskommission wies also die Klage amtenschaft beinhaltete. Unterdessen ist die Sanie­rung der Banken in den Hauptzügen durchgeführt des Betriebsausschusses ohne Verhandlung ab. worden und es haben auch die meisten Großban Da brachte nun der Arbeiter beim Bezirks­fen die betriebstechnische Rationalisierung" in die gerichte   in Hohenfurth eine Klage gegen die Wege geleitet. Umso verwunderlicher muß es Firma Moldaumühl ein und verlangte darin, daß scheinen, daß der Bankenverband nunmehr wie das Gericht erkenne, daß er keine Handlung be­Mißbrauch der Gläubigen zur Stüßung der Mili Menschen hungern, also fast soviel als   wie Deutsche derunt von dent ihm vertragsmäßig zustehenden gangen habe, wegen welcher er hätte nach Bara­Recht Gebrauch macht und seiner vorgestrigen Sigung die Dienstpragmatik sowie den Stollettiv- dürfen, Dies verlangte   der Kläger deshalb, weil er gekündigt hat. Wenn auch die Herren durch die sich nur dann neuerdings an die Schiedskommis­vertrag mit Gültigkeit zum 31. Dezember 1926 Lehren, welche sie vor zwei Jahren erhalten haben, sion wenden durfie, wenn durch gerichtliches Ur­als sich die gesamte Deffentlichkeit bei Abwehr der teil festgestellt worden war, daß ein Entlassungs­von den Banken erhobenen Maximalforderungen grund nach Baragraph 82 G.-D. nicht vorlag. Das Bezirksgericht   Hohenfurth wies jedoch hinter die Angestellten stellte, gewißigt scheinen und nunmehr in den bürgerlichen Blättern verkünden die diesbezügliche Klage mit der Begründung ab, lassen, daß es sich ihnen um keinen feindseligen att daß sie eine Feststellungsklage sei, und daß der gegenüber ihrer Beamtenschaft handle, ist doch die Kläger kein Intereffe daran habe, daß festgestellt Tatsache der Kündigung eines so bedeutsamen Ver- werde, er sei nicht wegen Baragraph 82 G.-D. trages eine ernste Angelegenheit, welche für die entlassen worden, weil die Schiedskommission ihn Eine weibliche Verbrecherbande  . In London hat gesamte gewerkschaftliche Seffentlichkeit von Wich schon einmal abgelehnt habe und er neuerdings Ein Amokläufer in den Straßen   Berlins. Ein sich ein Damenklub als Bande der 40 Ele- figkeit ist. Denn es ist fein Zweifel, daß wiederum vor die Schiedskommission nicht mehr gehen könne.  m der Berliner Kriminalchronik selten zu verzeich­Gegen dieses Urteil des Bezirksgerichtes nender Vorfall hat sich in einer der letzten Nächte fanten" aufgetan. Zweck diefer weiblichen Ver- der Versuch unternommen werden wird, die soziale nender Borfall hat sich in einer der letzten Nächte einigung ist großzügiger Straßen raub in Lon- Spannung in den Banken zu Gunsten einiger   Hohenfurth brachte der Kläger durch seinen An­in der Ritterstraße im Südosten Berlins abgespielt. bon. Das Unternehmen wurde sportmäßig und um weniger Machthaber zu erweitern. Leider haben walt Dr. Gustav Kahn, Advokaten in Aufsig, die Der 22 Jahre alte Tischlergeselle Arthur Sachse der Ehre willen" betrieben, da sich sämtliche Mit- auch die Organisationen der Angestellten nach den Berufung an das Kreisgericht Böhmisch- Budweis schoß hier in einemt utanfall drei Personen auf schoß hier in einem Butanfall drei Personen auf glieder in guten Verhältnissen befinden. Die jungen Ereignissen, die sich bei Abschluß des heurigen Stol- ein und stellte sich auf den Standpunkt, daß es der Straße nieder und tötete sich dann selbst durch Damen hatten es in der Hauptsache auf den Raub leftivvertrages abgespielt haben, nicht mehr die ein unantastbares Recht des Arbeiters ist, wenn einen Schuß in die Schläfe. Sachse unterhielt seit längerer Zeit mit der 20 Jahre alten Meta den Theatern, Hotels und sonstigen Vergnügungs- schaftlich organisierten Bankangestellten alles wer- ihn unehrenhaft ist, durch das Gericht feststellen seit längerer Zeit mit der 20 Jahre alten Metabon Privatautomobilen abgesehen, die abends vor alte Arbeitsgemeinschaft, so daß die freigewerk- er aus einem Grunde entlassen wurde, der für Hinz aus der Brandenburgstraße ein Verhältnis, stätten standen. Die Polizeibeamten schöpften keinen den daran sehen müssen, um nicht nur die Posi- zu lassen, daß dieser Grund nicht vorlag, und daß das aber von den Eltern des Mädchens nicht gebul- Verdacht, wenn sich plöglich elegante Damen an die fionen der alten Pragmatik zu behaupten, sondern jeder Arbeiter schon deshalb ein rechtliches Inter­det wurde. Als der junge Mann dennoch nach der Steuer verschiedener Wagen setten und davon auch jene Aenderungen vorzunehmen, welche im effe an der alsbaldigen Feststellung hat, weil ihn Wohnung seiner angehenden Schwiegereltern tam, fuhren. entstanden von neuem Streitigkeiten, bis man dem berufsmäßigen Verbrechern in Verbindung. Diese rechtes liegen. Daß die Banken auch den Stollet- feiner Eristen; hindert, und daß es gar nicht in Die Glefanten" standen aber auch mit Interesse des so notwendigen   Mitbestimmungs- ein derartiger unberechtigter Kündigungsgrund an Burschen schließlich die Tür wies. Er ging nun mit seiner Geliebten zu deren Freundin Erna Gra- veranlaßten sie sogar zu Einbrüchen und Ueber- tivvertrag, welcher neben der Pragmatt felbststän Betracht komme, ob der Arbeiter   neuerdings bor bow nach der Ritterstraße 31, und mit dieser und fällen, wobei sie ihnen mit ihren Automobilen be- dig besteht, gekündigt haben, kann mit Rücksicht auf die Schiedskommission gehen wolle oder nicht. ihrem Bräutigam wurde dann ein Lokal besucht. hilflich waren. Wenn die Polizei hinter den Ein- die gesamte Lage den Angestellten nicht zu Schaden Gegen 1 Uhr nachts begaben sich elle vier auf den brechern her war, erschien plötzlich ein von einer gereichen, denn es kann sich nur darum handeln, tatsächlich der Berufung des Klägers Folge ge­Heimweg. Plötzlich zog Sachse in der Ritterstraße Dame gelenktes Automobil und entführte   den Ber- die abgebauten Bezüge auf jene Höhe zu bringen, geben und hat die Angelegenheit noch einmal zur einen Revolver aus der Tasche, bedrohte seine Braut brecher. Zu allem Ueberfluß hat der Klub im Often welche wenigstens ungefähr den Millioneneinfünf Verhandlung an das Bezirksgericht   Hohenfurth und bekam einen förmlichen Butanfall.   Bevor Londons eine Art von Hochschule für Straßenraub ten entsprechen, die noch immer die maßgebenden gewiesen, wobei es sich auf den Standpunkt stellte, noch Bassanten dem Wüterich die Waffe entreißen eingerichtet, in der junge Mädchen darüber aufge- Bankherren beziehen. Wir werden über den Ver-   daß der Kläger sich an die ordentlichen Gerichte fonnten, gab er auf seine Braut mehrere Schüsse lärt werden, wie sie auf dem Gebiete des Ber- lauf der Aktion der Bankangestellten noch berichten. wenden könne, da ja die Schiedskommission über ab und verletzte das Mädchen schwer. die Berechtigung seiner Entlassung gar nicht ent­Auch die brechens die Gleichberechtigung mit dem männlichen scheiden konnte und gerade diese Entscheidung Freundin Erna Grabow erhielt einen Bauchschuß Geschlecht erwerben tönnen. und brach bewußtlos zusammen. Ein vorüber­über den Grund der Entlassung von besonderer gehender Passant, der Kaufmann Max Rother aus Wichtigkeit ist,   da der Kläger sonst um die Rechte der Prinzenstraße 100, wollte sich dem Wüterich käme, welche ihm das Betriebsausschußgesetz ein­entgegenwerfen, um ihm die Waffe zu entreißen, räumt; denn wenn das Bezirksgericht   Hohenfurth erhielt aber dabei selbst einen Schuß durch die erkannt haben werde, daß ein Entlassungsgrund rechte Brustseite. Auf die Hilferufe der Betroffenen nach Paragraph 82 G.-D. nicht gegeben ist, dann eilten zahlreiche Leute hinzu, aber Sachse richtete werde auch die Schiedskommission die Entscheidung feine Waffe nun auch gegen sie Die Menge suchte darüber nicht ablehnen können, ob der Kläger mit Schuh in den naheliegenden Hausfluren und be­Recht oder Unrecht überhaupt entlassen war. nachrichtigten die Polizei. Inzwischen war Sachse auf den Turm einer Dampframme, die zum Bau der Untergrundbahn aufgestellt war, emporge­Klettert und hatte hier in der Höhe des zweiten

Johann Veter Hebel.

Zu seinem hundertsten Todestag am 22. September.

11

Tragödie im Bauerntheater. Bei der General­

probe zu dem bayrischen Volksstück Der bayrische Siest"   in Bernbeuren, wurde der Darsteller des Siest, der 25jährige Landwirtsjohn Martin Bayer aus Fronhofen, erschossen. Aus Fahrlässigkeit war unter die Theaterwaffen ein geladenes Gewehr ge­raten. Als einer der Darsteller in seiner Rolle mit dem Gewehr auf den Hiest schoß, brach dieser zu sammen und starb bereits auf dem Wege ins Stran fenhaus. Der unglückliche Schühe, ein Freund des Erschossenen, ist entflohen und nicht mehr aufzu finden, so daß man befürchtet, daß er sich ein Leid zugefügt hat.

11

Aus der Bergarbeiterbewegung.

Aus der Kanzlei der foalierten Bergarbeiter verbände wird mitgeteilt: In der am 21. Septem­  ber in Prag abgehaltenen Sigung der foalierten Bergarbeiterverbände wurde über die Beschlüsse der Erefutive des internationalen Bergarbeiter verbandes vom 9. und 10. September verhandelt und den tschechoslowakischen Mitgliedern der Ere­futive wurden Richtlinien für die Sigung gegeben, welche am 30. September   in Ostende abgehalten wird.

Weiter wurde beschlossen beim Vorsitzenden der Regierung die Erledigung der Eingabe der Toalierten Bergarbeiterverbände vom 20. August

-

Das Kreisgericht in Böhmisch  - Budweis hat

Das Berufungsgericht trug daher dent Be­zirksgericht auf, festzustellen,   ob der Kläger tat fächlich aus dem Grunde des Paragraph 82 g. G.-D. entlassen wurde, ob er sich tatsächlich einer strafbaren Handlung schuldig gemacht hat.

Das Be irtsgericht   Hohenfurth hat nun am 4. August 1926 über die Angelegenheit neuerlich verhandelt und bei der fortgesetzten Verhandlung gab dann die beklagte Partei selbst zu, daß ein vermitteln, mußte damals ein Kalender ins Bolt Auflösungsgrund nach Paragraph 82 g. G.-O. tragen. Fast alles, was Hebel für den Kalender nicht vorliege, daß also   der Kläger nichts begangen geschrieben hat, wurde hernach im Schatzfästlein" hat, was die Beklagte zur sofortigen Auflösung gesammelt. Die Erzählungen von denen uns des Arbeitsverhältnisses berechtigt hätte. manche wie Sannitverstan" noch aus unserer Das Bezirksgericht   Hohenfurth fällt nun ein Kindheit in der Erinnerung haften-sind volksweitesmal ein Urteil, mit welchem es zu Recht tümlich und anschaulich und zeigen eine liebevolle erkannte, daß die von der Firma Moldaumühl Versenkung in das Kleine und Nebensächliche. gegen den Kläger am 1. März 1926 auf Grund Röstlich ist vor allen Dingen der Humor, der die des Paragraphen 82 G.-D. ausgesprochene Lösung Widersprüche und Verkehrtheit der Welt verklärend des Arbeitsverhältnisses rechtsunivirtsam sei, da umspielt. Die kleinen, scharf belichteten Szenen ein Auflösungsgrund für das Diensverhältnis begeben sich in der Wirtschaft, am Familientisch, nach Paragraph 82 g. G.-O. nicht vorliegt, mes auf der Straße. Das große Leben dringt nicht halb auch die beklagte Partei schuldig erkannt in die stillen Kreise, die der Dichter um seine wurde, dies anzuerkennen   und dem Kläger die Gestalten und Begebenheiten gezogen hat. Prozeßkosten binnen 14 Tagen bei sonstiger Eyefu­tion zu bezahlen.

harte Jugendgeit. Als Knabe mußte er am| eine Auflage von 40.000 Exemplaren erreichte und Schmelzofen für Geld arbeiten. Eine härtere Na- bei den Bauersleuten neben dem Gesangbuch und tur wäre dadurch gestählt und gegen das Leben der Bibel lag. Was heute Zeitungen und Bücher gewappnet worden; ihn aber erzog die harte Zeit zur Paffivität, zu einem Abhängigkeitsgefühl und zu einer scheuen Hochachtung vor der sogenannten Die veränderten wirtschaftlichen, politischen Herrschaft". 1774 tam Hebel auf das Gymna­und religiösen Verhältnisse der Gegenwart drängen fium   in Karlsruhe, und vier Jahre später zog er alles an die Peripherie, was nicht mehr in unser auf die Universität   nach Erlangen. Von 1783 an Beitbild paßt. An der Peripherie steht auch Jo- weilte er neun Jahre als Hilfslehrer   in Lörrach, hann   Peter Hebel, ein Typus, der uns heute nicht das, wie Hausen   und Schopfheim, im Tale des mehr begeistern kann, eine vollständig passive Na- Flusses Wiese" liegt. Hier gründete er mit Freu­tur, spießbürgerlich und ein wenig absonderlich. den einen Geheimbund, dessen charakteristischste Zeitgenossen nannten Hebel einen verdienten Eigentümlichkeit seine völlige Harmlosigkeit war. Naturhistoriker". Als Pädagoge war er hochge- Man hatte eine eigene Zeitrechnung, einen eigenen achtet, und als Geistlicher erreichte er die Würde Kalender und eine Sprache, in der n und ver­eines Prälaten der evangelischen Kirche. Diese tauscht waren. Ehren mußte er teuer bezahlen; sie machten ihn Das Wiesental wurde der Boden, auf dem nach seinem eigenen Worte zum erbarmungstür 1801 plöblich die Alemannischen Gedichte" ent­Johary Peter Hebel ter als Literat ein Ein­digsten angenaaelten Märtyrer für die gute Sache." standen. Sie machten Hebel in Südwestdeutsch siedler und ist feiner Gattung und Richtung ein­Gegen dieses Urteil wurde von   der Beklagten Erst wollte er die Prälatenwürde nicht annehmen, land zu dem, was später für Norddeutschland Friß zureihen. Weder zu Goethe und Schiller noch zu feine Berufung eingelegt, so daß es in Rechtskraft um nicht die süße Gewohnheit seines Lebens zu Reuter und Klauf Groth wurden. Bedeutende den Romantikern hatte er innere und äußere Be- erwachsen ist. erschüttern. Diese Angst vor der leisesten Erschüt- Männer jener Zeit, unter ihnen Goethe, Tied und ziehungen. Nur   zu Jean Paul, dem geistesver- Dieses Urteil ist jedoch deshalb von beson­terung ist für Hebel charakteristisch. Sie hinderte Jacobi, erkannten in de Alemannischen Gedich- wandten Sumoristen, fühlte er sich hingezogen, und derer Bedeutung, weil es zeigt, daß der Unter­ihn daran, eine Lebensgefährtin zu nehmen; fie ten" etwas ganz Neues, Originelles. Sofort tra- manchmal jeanpaulfierte" er auch bewußt. In nehmer dem Arbeiter nicht einfach damit den Weg machte ihn auch politisch neutral. 1805 schreibt ten Bestrebungen auf, die mundartlichen Dichtun- die Geschichte der Literatur ist Hebel mit großen zur Schiedskommission sperren kann, daß er die er: Ich bin in diesem Strieg jo neutral als mein gen ins Schriftdeutsch zu übersetzen. Tiedge war Lettern eingeschrieben, aber für uns Gegenwarts- Entlassung des Arbeiters aus einem Grunde aus­zahmes heimliches Hausmäuschen, das auch keine kaum mit der Uebertragung fertig, als er sich auch menschen ist er tot. Aus seinem Grabe, in dem er spricht, der die Zuständigkeit der Schiedskommission Beitung lieft." Eine Erschütterung bedeutete es schon davon überzeugt hatte, daß die wunder- nun hundert Jahre schlummert, wachfent feine ausschließt, sondern daß der Arbeiter sich den Weg für ihn schon, wenn er einmal mit guten Freun- liebliche Einfalt und Anmut des Originals un- grünen Reiser lebendig in die Gegenwart. zur Schiedskommission vor den ordentlichen G richten daurch öffnen kann, daß er feststellen läßt, dent bis 2 Uhr nachts gefneipt hatte. übertragbar" sei. Hans Heinrich Strätner. es sei der vom Unternehmer ausgesprochene Ent Tassungsgrund nicht gegeben.

In Hausen   und Schopfheim, im Südwestzipfel  Deutschlands, verlebte Johann   Peter Hebel eine

Seit 1808 gab Hebel den Rheinischen Haus­freund" heraus, einen Kalender für das Volk, der