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16. Jahrgang.

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Sozialdemokrat

Deutsche Treue.

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.

Freitag, 24 September 1926.

Stresemanns Kriegsschuldrede mißfällt.

tungen, daß Stresemann Briand vorzeitig fest­legen wollte, nicht teilt, so scheint es doch, als ob Stresemann den Auffassungen gewisser nationali­tischer Politiker mehr entgegengekommen ist. als der jekt anzustrebenden Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich dienlich sein lonnte.

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Nr. 224.

Die Einigungsverhandlungen der fozialistischen Barteien in Norwegen

Socialdemokraten",

Nach dem Echo de Paris" seien gestern gische Sozialdemokratie fordert, sich der Inter­die amtlichen und Regierungsfreise nationale anschließen oder sich ohne äußerst unzufrieden gewesen. Eine iede internationale Verbindung organisieren soll. Was die Diktatur anlangi, so hat Tran­Reihe von Blättern dringt darauf, daß die fran­ zösische Regierung in der Angelegenheit eine nta el diefen Vogel bereits fliegen laffen, er hat Erklärung abgebe. Briand weilt jedoch außer in seinem Blatte erklärt, daß ich die Diktatur halb Paris und Poincaré behalte sich sein heute überlebt habe. Diese Erklärung ist Urteil für die Montagsrede in Bar le darum intereffant, weil er seinerzeit gerade we­Duc vor. Es sei auch möglich, daß er eine Er- gen dieser Frage die alte norwegische Arbeiter­flärung über die Unantastbarkeit des partei gespalten hat. Natürlich ging das nicht Versailler Vertrages im Hinblick auf ohne Proteste in Tranmaels eigenen Blättern ab, die französisch- deutschen Verhandlungen bereits aber im großen und ganzen ist die Frage der Sonntag in St. Germain bei einem Bankett der Diftatur für Tranmael erledigt und nur der während des Weltkrieges Verwundeten, bei dem Anschluß an die Internationale steht nunmehr er den Vorsitz führen wird, abgeben werde. zur Diskussion. Aber auch in dieser Frage hat sich Tranmael eines besseren besonnen. Be­zeichnenderweise hat sich sein Stockholmer Kor­

In der von dem landbündlerischen Senator Eine unangebrachte Konzellion an die Deutschnationalen?- Unlieb­Křepet gegen Dr. Lod gm an angestreng­ten Ehrenbeleidigungsklage hat das Leitmerizer same Ueberraschung in Paris . Der Social- Demokraten" in Ro Kreisgericht Dr. Lodgman verurteilt. Während penhagen bringt in seiner Nummer vom 29. Berlin , 23. September .( Eigenbericht.) Paris , 23. September. Die Rede Strefe- August 1926 unter dem Titel Norwegen " fol des Prozesses wurde der eigentliche Gegenstand der Verhandlung fast gänzlich in den Hinter- Heute nachmittag ist Dr. Stresemann in Berlin manns in Genf hat in Paris unlieb same genden Artikel über die Einigungsverhandlun eingetroffen; er erstattete abends dem Reichspräji- Ueberraschung hervorgerufen. Die heutigen gen der sozialdemokratischen Partei grund gedrängt und verschiedene der Zeugen- denten Bericht über die Ergebnisse der Genfer Morgenblätter bringen außer dem vollständigen Norwegens , die der S. A. J. angeschlossen ist, aussagen enthüllten dem staunenden Publikum Beratungen sowie über die Aussprache mit Text und der nachträglich hiezu erfolgten Erklä- mit der Arbeiterpartei": Kulissengeheimnisse der parteipolitischen Bühne Briand . Morgen vormittag soll die Berichterstat- rung Kommentare, worin sie offen sagen, Strese- Die im Gange befindlichen Verhandlungen des deutschen Bürgertums, die für die Natur- tung im Reichskabinett erfolgen, das ohne Zweifel mann habe in bedauernswerter Weise Mäßi- über den Zusammenschluß der norwegischen So­geschichte der deutschbürgerlichen Politik als die Haltung der Genfer Delegation billigen und gung und Tatt außer acht gelassen. Die zialdemokratie und der norwegischen Arbeiter­weitaus interessanter angesehen werden müssen, Stresemann beauftragen wird, die Besprechungen Rechtspresse weist die Rede in energischen Worten partei bilden einen hervorragender Gegenstand als das Substrat der Klage, das übrigens auch über den deutsch - französischen Ausgleich baldmög- zurück, insbesondere den Absatz über die Unber Diskussion der ganzen norwegischen Presse. nach dem Spruche des Gerichtes in Dunkel ge- lichst fortzusetzen. Anfangs der nächsten Woche schuld Deutschlands am Striege und Aber während sich unser sozialdemokratisches hüllt ist und durch das Urteil des Richters werden die Ministerpräsidenten der Länder nach die kategorische Art und Weise, in der Stresemann Bruderorgan , Den nye feineswegs eine Klärung erfahren hat. Doftor Berlin berufen werden, um sie über den Stand öffentlich die Forderungnen Deutschlads auf voll noch abwartend verhält, so führt Tranmaef der außenpolitischen Lage zu informieren. Auch ständige und unverzügliche Räumung des( der Führer der Arbeiterpartei) in seinem Lodgman hat bekanntlich einige Tage vor den der Auswärtige Ausschuß des Reichstages soll zu Rheinlandes bekanntgab und die An- Blatte Arbeiderbladet", eine energische legten Parlamentswahlen an den Bund der diesem Zwecke baldmöglichst zusammentreten. sprüche auf Kolonialmandate an- Breßtampagne für den Zusammen­fündigte. Die großen Informationsjournale, wie Landwirte eine offene Anfrage" gerichtet, in der er sagte, es sei der Parteileitung der Land- gation in Genf außer bei den Deutschnationalen Beschleunigung der französisch- deutschen Verhand- zwischen den beiden Parteien. Die eine it, be Wenn auch die Haltung der deutschen Dele- Petit Parisien" und" Matin", die bis jetzt der chuß. Wie bekannt, stehen noch zwei Fragen bündler bekannt, daß ihm( Lodgman) die An- ist die bündler bekannt, daß ihm( Lodgman) die An- und Kommunisten auf keinen Widerspruch stoßen Stellung zur Dittatur und die zweite ist zeige gemacht worden sei, Křepet, der damals wird, so wird doch voraussichtlich an den Außen- ungen günstig gesinnt waren, verhehlen nicht ihr die norwegische Arbeiterklasse, wie es die norwe­Obmann des parlamentarischen Klubs des minister das Verlangen gestellt werden, nähere Bundes der Landwirte war, stehe im Verdachte, Auskünfte über seine Bierabend­sich einer Urkundenfälschung an einem Einlags- Rede vor der deutschen Kolonie in buche der Böhmischen Eskomptebank schuldig Genf zu geben. Wenn man auch die Befürch­gemacht zu haben. Er( Lodgman) habe feft­gestellt, daß auf dem Blatte in dem Einlage­buche Střepeks tatsächlich zwei gefälschte Unter­schriften seien. Am 22. Oktober, also fast drei Wochen vor Absendung der offenen Anfrage", habe er dem landbündlerischen Abgeordneten Offenbar scheint es Stresemann darauf ab­Dr. Hanreich davon Mitteilung gemacht, damit gesehen zu haben, die Deutsch nationalen er die Parteileitung des Bundes der Landwirte mit seiner Außenpolitit zu ver­davon verständige, doch sei nichts geschehen und föhnen und damit den Boden für die künftige er frage den Bund der Landwirte, was dieser Rechtsregierung vorzubereiten. zu tun gedenke und ob Křepek darnach würdig seoooooo00100000000000000000000000000000000000000000000000000200 sei, das Amt eines Volfsvertreters zu befleiden. noch so niedrig einschätzt, nichts Alltägliches. aigen dieser Versammlungen teilgenommen, er respondent an den früheren schwedischen Kommu­Der Richter erklärte in der Urteilsbegründung, Was soll me beispielsweise dazu sagen, dag habe sie sogar geradezusa bofiert! nistent Höglund( der 1924 von den Komm­daß der Wahrheitsbeweis in keinem Teile ge- der Anwalt des Herrn Křepet, als Te. Han- Der Abgeordnete einer Partei, der vom Serre- nisten ausgeschlossen wurde und im vorigen lungen sei, was insoferne richtig ist, als Dr. reich vereidigt werden sollte, gegen diese Ver- tär derselben Partei beschuldigt wird, Aktionen Jahre mit seiner unabhängigen Kommunistischen Lodgman den Wahrheitsbeweis gar nicht an- eidigung Stellung nahm, da Hanreich dem der eigenen Partei zu sabotieren, das ist wohl Partei zur Sozialdemokratie zurückkehrte. Red.) getreten, sondern erklärt hat, er habe nicht direkt Dr. Lodgman sehr nahe stehe, ihm ebenso eine Spezialität des treudeutschen Bun- mit der Frage gewendet, wie er sich nun nach behauptet, Křepek selbst habe die zweifellos vor Buträgerdienste geleistet und das des der Landwirte wie die Tatsache, daß dieser seinem Wiedereintritt in die schwedische Sozial­liegende er nur im öffentlichen Interesse gehandelt, als Gerichtsverfahren zu verschlep Abgeordnete noch immer dieser Partei an ene sehr befriedigende; er empfahl den 3u­er vom Bund der Landwirte die Klarstellungen gesucht habe! Beide, Křepek und gehört. Der pikanten Details gab es noch eine der Angelegenheit forderte. Was im Prozeß Hanreich, gehören dem Bund der Landwirte an, gehören zu seinen prominentesten Führern, Menge, so die Erzählung des Chefredakteurs verfahren festgestellt wurde, das ist, daß Herr aber einer traut dem andern nicht über den der Landpost", seine Unterredung mit Doktor Křepet im Jahre 1920 bei der Eskomptebank in Leitmeritz ein auf seinen Namen lautendes Weg, einer beschuldigt den andern, dem politi- Hanreich, bei der Hanreich äußerte, Střepek Bankeinlagebuch eingereicht habe, in dem sich schen Gegner, der doch Dr. Lodgman ist, Zu- müsse aus dem Wege geräumt werden, sei im Prager tschechischen Repräsen ein loses Blatt befand, das die gefälschten Un- trägerdienste geleistet zu haben und hält ihn Prager tschechischen Repräsen terschriften zweier Beamten der Bank aufwies. fogar für fähig, zugunsten des politischen Geg- tationshause(!) vor sich gegangen. Vor­ners einen Meineid zu schwören, beide bleiben her hat Dr. Hanreich vorgeschlagen, den Schau­Křepek erklärt, er habe das Buch mit dem lojen auch nachher, als ob nichts geschehen wäre, in plak der deutschen Tat in eine Bar(!) Blatt von der Bank erhalten, wer die Fül- deutscher Treue verbunden, Mitglieder und zu verlegen, aber dann entschied man sich für schung begangen hat, wisse er nicht, es wurde Führer derselben Partei! Dann tritt der Chef- das tschechische Repräsentationshaus. Das Be­auch nicht festgestellt. Das Gericht hat Doktor redakteur des Hauptorganes des Bundes der merkenswerteste aber ist, was über die Ge­Lodgman weder guten Glauben noch Wahrung Landwirte auf und erzählt Histörchen aus der schichte der Einheitsfront in der eines öffentlichen Interesses zugestanden, und deutschagrarischen Häuslichkeit, daß man sich Verhandlung an den Tag tam. Der bekannte hat ihn schuldig gesprochen, dennoch bleibt ein mit Grausen abwendet. Da ist ein gewisser Aufruf des Bundes der Landwirte geheimnisvoller Rest zurück, der vielleicht, da chi mana, der heute bei der Sekte der All- zur Bildung einer nationalen gegen das Urteil die Berufung und Nichtig deutschen für deutsche Art und deutsche Reinheit Einheitsfront wurde abgefaßt und mit keitsbeschwerde eingebracht wurde, noch geklärt sorgt, der war früher deutscher Landbündler der Unterschrift& řepets und wollte Landesausschußmitglied werden, sehen, ohne daß Křepet den Auf­Aber das Rätsel des gefälschten Blattes mogegen aber Křepet auftrat und sogarden ruf vorhergesehen hätte und ohne im Einlagebuche Křepets war wirklich nicht das ministerpräsidenten dahin in- daß er mit ihm einverstanden ge= Bemerkenswerteste in diesem Prozeß, in dem formierte, da gegen Schimana ich were wesen wäre! Der Vorsitzende des parlamen­ein ganzer Olymp von Abgeordneten, Sena- Bedenken vorlagen". Schimana wurde tarischen Klubs der Landwirte bekommt einen toren, Parteiführern und Redakteuren auf- daraufhin Alldeutscher durch Einheit zur Aufruf der Partei vor der Drucklegung über­marschierte und der Welt ein Schauspiel bot, Reinheit" und half den Feldzug gegen haupt nicht zu Gesicht und es wird seine Unter­wie man es wirklich nicht alle Tage zu sehen Křepet inszenieren. Ueber Dr. Hanreich er- schrift darunter gesezt, ohne ihn vorher auch bekommt. Es war besonders der Bund der zählte der erwähnte Chefredakteur, er habe ihn nur über seine Meinung zu befragen! We I ch Landwirte, dessen führende Persönlichkeiten im eines Tages beiseite genommen und habe über eine erbärmliche Komödie wurde wahrsten Sinne des Wortes brillierten. Es Strepet gejagt: Der Alte muß weg. Wir mit dieser Einheitsfrontparole waren natürlich durchwegs treudeutsche Männer, planen etwas ganz Neues. Die Partei muß den Wählern vorgespielt! Und was die in diesem denkwürdigen Schauspiel auf- umgestellt werden! Wir sind jetzt an der Arbeit, das Schönste ist: der Klubobmann läßt alles traten, aber was sie agierten, das war alles dazu können wir aber Křepet nicht brauchen." geschehen, wehrt sich nicht gegen den Betrug, eher als ein Heldenstück, zeugend von deutscher und später einmal habe sich Dr. Hanreich ge- der seine Fortjehung noch in weiteren Auf­Treue und deutscher Ehrlichkeit. Menschliche äußert: Es besteht die Absicht, Křepet rufen findet! Unzulänglichkeiten gibt es wohl auch anders- vollkommen hinwegzuräumen und

werden wird.

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Der Prozeß hat den Fall Křepek, soweit wo, und es mag auch sein, daß Menschen, die es soll der Mayer an seine Stelle fommen." er die Ehrenbeleidigung betrifft, zu einem vor­für eine gemeinsame Idee, für ein gemein- Prächtig ist auch, was der Sekretär des Bundes läufigen Abschluß gebracht, wenn er auch fames politisches Ziel kämpfen, auch andersivo der Landwirte über Mayers Stellung zu dessen manches im Dunkeln läßt. Helles Licht aber einander nicht immer von Herzen zugetan sind, eigener Partei jagte: Gegen den Bund der hat er über die deutschbürgerliche Politik und aber ein solcher Rattenkönig von Intrigen und Landwirte jei von den Gegnern eine systema- ihre Drahtzieher verbreitet. In diesem Sinne Gehässigkeiten, wie er bei den biederen Land- tische Hezze geführt worden, gegen welche der hat er Aufklärung verbreitet, die wert ist, in bündlern zutage trat, ist schon, auch wenn man Bund Abwehrversammlungen veranstaltete. Der dauerndem Gedenken gehalten zu werden. das moralische Niveau der bürgerlichen Politik Abgeordnete Mayer habe aber an keiner ein­

demokratie befinde. Die Antwort Höglunds war sammenschluß der norwegischen Arbeiter­parteien aufs dringendste, ja, Höglund ging noch weiter, denn er warf nicht nur die Diktatur über Bord, sondern sprach sich über die Internationale folgendermaßen aus:

,, Vor allem ist festzustellen, daß es nur eine Internationale gibt, und das ist die So­zialistische Arbeiter- Internationale. Die soge nannte Kommunistische Internatio nale besteht nur aus der russischen Kommunisten . partei und den von ihr bezahlten Agenten in anderen Ländern. Der russische Bolschewik Medwedje w charakterisierte selbst diese aus­ländischen sogenannten kommunistischen Parteien als Kleinbürgerliche Lakeienseelen, die sich für russisches Geld verkauft haben. Höglund sagt weiter, da die russische Partei in ihrem eigenen Lande eine staatskapitalistische und bürgerliche Bo­litik führe, fönne diese sogenannte Internationale nicht den mindesten Zusammenhang mit dem So­zialismus nachweisen, nicht einmal einen ideolo­gischen. Der Untergang der Kommunistischen In­ternationale und der Niedergang der russischen Revolution ist eine große Tragödie, die aber in ihren Falten eine Menge von Lächerlichkeiten und Komödien birgt. Der Kampf, der nun in der russischen Partei vor sich geht, und sich auch um die Farcefigur Sinowjews dreht, ist erfüllt von lächerlichen Kleinigkeiten und nur das eine steht fest: der Bolschewismus in Rußland hat den Bol­schewismus in Westeuropa erschlagen. Die Kom­ munistische Internationale existiert nicht mehr! Selbstredend findet sich auch bei der Sozialistischen Internationale manches, das nicht nur der norwe gischen Partei nicht zusagt, auch die Parteien an. derer Länder waren mit manchem nicht zufrieden, denn einzelne dieser Parteien haben schwere Sun­den auf dem Gewissen, aber man darf doch nicht vergessen, daß der überwiegende Teil der europäischen Arbeiterklasse in die­jer Organisation steht und daß ein Mann wie Friedrich Adler an ihrer Spitze steht, ein Mann, dessen, revolutionäre Gesinnung und dessen persönlicher Charakter über allen Zweifeln erhaben ist."

Soweit Höglund, dessen Aeußerungen gewiß interessant sind. Aber noch interessanter