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6. Jahrgang.
Sozialdemokrat
Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der tschechoslowakischen Republit.
fratischer
Das Schicksal unserer er
unter leidet.
Jugend.
Sonntag, 17. Oftober 1926.
,, Gewerbefeindlichkeit"
2013
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vierteljährlich
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Kě 16.
9
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Erschein mit Ausnahme bes Montag täglich I
Nr. 244.
werden follten, fo fei gierig binagugefügt, bef Die neueste ,, Arbeiter"-Delegation
so gleich daß
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Eine Nichte Wilhelms II, wird offiziell empfangen.- Eine Arbeiterdelegation", die aus 5 Diplomaten, 22 Großgrundbefizern, 15 Bantiers, 122 Industriellen und 12 Journalisten besteht! Eine Festvorstellung für die Prinzessin von Preußen.- Belichtigung des Hohenzollernschiffes zu 60 Kopelen Eintritt für den Arbeiter.
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da es
gerade die seriösen Handwerksmeister unter der Schmußkonkurrenz der Lehrlingszüchter am Das Schicksal der arbeitenden Jugend ist meisten leiden und nicht selten gegen diejen aufs engste verbunden mit dem Klassenschicksal Unfug auftreten müssen, der bei jeder Arbeitsdes Proletariats. Jeder Fortschritt der Ar- vergebung alle anständigen Bewerber aus dem beiterbewegung und des Sozialismus kommt Felde schlägt. Wir haben nichts gegen das auch den jungen Arbeitsmenschen zu gute, je- Sleingewerbe, so lange es sich aus eigener der Rückschlag der gemeinsamen Sache wird kraft erhalten kann. Aber niemand hat ein von ihr bitterhart empfunden. Bei aller dieser Interesse daran, daß Betriebe bestehen bleiben, Gemeinsamkeit fällt aber entscheidend ins Ge- deren Lebensfähigkeit einzig und allein durch wicht, daß die Jugend der schwächere Ausnügung und Mißbrauch der Jugend be= und wehrlosere Teil des Proleta- gründet wird. Und es ist ein offener Miß- Der große Schlager von dem der bankrotte rials ist. Wenn über die Arbeiterklasse brauch, wenn junge Menschen jahrelang unter Kommunismus in Deutschland lebt, ist gegenwärschwere Schicksalsschläge hereinbrechen, so ist es der Vorspiegelung fachlicher Ausbildung als tig der Hohenzollernausgleich, der im preußischen vor allem der Nachwuchs der am härtesten dar- Hilfsarbeiter ausgebeutet und dann als fertige Landtag abgeschlossen wurde. Auch der Rei che n- berger Vorwärts" leitartikelt Taglöhner vor die Tür gesetzt werden. augenblicklich keine wichtigeren Sorgen für die ArBei einer Betrachtung des Jugendschick- Nicht nur der Sozialist, sondern jeder beiter dieses Staates gibt darüber, daß die sals in der heutigen Zeit wird diese Wahrheit ernste Volkswirtschaftler muß sich darüber klar deutsche Sozialdemokratie für die wieder mit voller Wucht offenbar. Krise, Kurz- sein, daß es keine dringendere produktionspo- Hohenzollern" sei. Der preußische Ausarbeit, Arbeitslosigkeit, steigende Verelendung litische Notwendigkeit geben fann, als eine gleich wurde unter Duldung aber ohne die Stimwuchten auf den Schultern der erwachsenen gründlichere Reform der Berufs- men der Sozialdemokraten geschlossen, um ein bei Broletarier. Stampfgewohnte Schichten von ich u I ung. Wie können wir mit einem Men- weitem schlechteres Gerichtsurteil zu verhüten. Sualitätsarbeitern stehen im Verzweiflungs- fchenmaterial, das in den besten Entwicklungs- Eine dritte Möglichkeit bestand nach dem fehlgekompje um ihre nackte Eristenz. Ganze Berufs- jahren teils arbeitslos herumgelungert ist, teils schlagenen Boltsentscheid nicht mehr. Für die Kommunisten aber war dieser einzige notgedrungruppen wurden auf ein Lebensniveau zurück- in veralteten Kleinbetrieben zur Rückständig gen beschrittene Ausweg, der Anlaß zu wüster geworfen, das an die schlimmsten Kriegszeiten feit erzogen wurde, den Konkurrenzkampf der Seße und zu Radauszenen im preußischen Landerinnert. Selbst dort, wo die gewerkschaftlichen kommen en hochindustriellen Epoche bestehen? tag. Während sie dort die Hohenzollern bekämpfen und politischen Stampfmittel mit äußerstem Es wär eine viel dankbarere Aufgabe für den in Wahrheit geht es ihnen natürlich nur Straftaufwand eingesetzt werden, sind die aus Staat, statt die Erziehung zum Wo r- darum, die Sozialdemokraten zu bekämpfender industriellen Rückläufigkeit erfließenden den schon in das zarte Entwicklungsalter zu landet in Leningrad eine hohenzollernBerelendungstendenzen nicht ganz abzuwehren. verlegen, sich darum zu bekümmern, daß die sche Prinzessin als Gaft der Sowjets. Aber Wie soll da die schwache, Kampfungeübte Ju- jungen Menschen ordentlich zur Arbeit lassen wir den oppositionellen Kommunisten Jwan herangebildet werden. Die Errichtung Rat, ehemals Führer der KPD., in seinem Blatt
gend bestehen?
den geseklichen Jugendschußbestimmungen und
erweist
felbft sprechen:
Am 26. August berichten übereinstimmend die Krainaja Gazeta( Rote Zeitung), Tagesorgan des Sowjets der Arbeitsräte von Leningrad, und die Rabotichaja Gazeta( Arbeiter- Beitung) in Leningrad, daß am 25. August mit dem Spezialdampfer, Cap Polonio" die Prinzessin Albert von Preußen in Leningrad anlam. Sie war in großer Gesellschaft, Deutsche Adelige. und Großgrundbesiker waren ihre Begleiinng. Deren Namen werden nicht aufgezählt. Wohl aber berichten die„ roten" Zeitungen, wieviel von diesen hohen" Herrschaften da waren, und wer die Vertreter des jüdamerikanisch- spanischen Adels waren, die ebenfalls mit der Nichte des Kaisers auf der„ Cap Polonio" eintrafen:
fanischer Zeitungen.
Mit Stolz zählt die„ Rote Zeitung" diese feudalen Namen auf und reiht sie als Kranz der Repräs sentanten des reichen Bürgertums und der Feudalaristokratie" um die Kaiserliche Prinzessin.
besonderen Wunsch im Theater ,, Maria" in Leningrad eine Festvorstellung,
die speziell dem Ballet gewidmet" war. Musik, Begrüßungen, Rausch. Obwohl das Theater 1700 Pläße faßt, wurden nur 335 Personen, die hohen" Gäste und die Sowjet- Repräsentanten, zugelaffent. Die Regierenden blieben unter sich. Das dreckige Volt wurde ferngehalten... Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Albert von Preußen mit Gefolge wurde untertänigst gebeten; doch auch die Haupt stadt Moskau mit ihrem Besuche zu beehren. Ein Egirazug wurde den hohen und allerhöchsten Herrschaften zur Verfügung gestellt, und in Mostau wurde das Königliche Back feierlich von den So w jets empfangen. Tschitscherin selber machte die Honneurs. Nachmittags gab es einen Besuch der Tretjakow- Galerie und abends ein besonderes Konzert und Tanzdivertissement. Die feudalen Herrschaften waren zufrieden."
Der Berliner ,, Vorwärts" teilt noch mit:
,, Das Schiff wurde zur Besichtigung freigegeben. Das Gewerkschaftskartell von Lenin grad. organisierte die Zusammenstellung von Befuchertrupps für die Besichtigung des Prin zessinnenschiffes. Die Tage: 60 Ropeten für Arbeiter, 1 Rubel für die übrigen Besucher. Die Krasnaja Gazeta meldet, daß mehr als 60.000 Personen das Schiff besucht haben."
Rußland durfte und gleichzeitig schreien die Kommunisten über den Hohenzollernausgleich.
Was hätten uns die Schenk und Dörfler erst erzählen können, wenn sie mit der leibhaftigen Prinzessin zusammengetroffen wären?! Aber Ge duld, vielleicht haben sie Glück und können bei der nächsten Delegation Wilhelm selbst in Rußland Das Gepränge, mit dem die Hohenzollerin begrüßen. Dorthin wird der Hollandmüde schlickund ihre Repräsentanten des reichen Bürgertums lich doch auswandern, da ihn nach Deutschland und der Feudalaristokratie" vom russischen Arbei- die Sozialdemokraten nicht hereinlassen. ter" Staat aufgenommen wurde, ist in der Tat Das Urteil über diese Delegation überlaj
Um die Tragödie der Arbeiterjugend voll von Staatelehrwertstätten in augenblicklich begreifen zu können, muß man nachsehen, wo- wohl kaum durchzujeßen. Was aber schon morher sie kommt. Ihre Geburts- und ersten Ent- gen möglich ist, wäre die Zuführung der arwicklungsjahre waren mit schrecklicher Kriegs- beitslosen Jugend einer produktiven Grnot ausgefüllt. Hineingeboren in das Chaos, werbslosenfürsorge, gejeglicher aufgewachsen im wüsten Trubel der Nachkriegs- 3wang für die Großunternehmungen, eine zeit das ist Ausgang und Weg ihrer Ent- dem Verhältnis ihres Gesamtarbeitsstandes widlung. Sie hat keine festen Lehren und entsprechende Zahl junger Arbeitskräfte anzuFührer der gelben Gewerkschaften, der Maßstäbe für den Lebenskampf empfangen, lernen, Vermehrung der industrielFascist Geißler, der Hugenberg- Prof. jondern der stete Wechsel des Zeitbildes, die l'en Fachschulen und deren Ausstat Unbeständigkeit der Dinge und Erscheinungen tung mit Freipläßen für Bedürftige und Hoetsch, einer der wütendsten Deutschnationalen, und der waren ihre Schulmeister. Wie ist es anders schließlich die Einführung einer mo Großkapitalist möglich, als daß diese jungen Menschen mit arbernen Berufsberatung. Nicht minBreyer mit seinen preußischen Junkern gen physischen und moralischen Nachteilen be- der geboten erscheint der Ausbau der bestehendarstellen, ist die Prinzessin von Preußen und idyert, in den Eristenzkampf eintreten, In den Eriſtenzkampf von heute: Mit die Schaffung von Garantien für ihre strikte 5 Diplomaten, 22 Großgrundbesitzer, Nichte Wilhelms wohl der stärkste Fall. Gleichjeiner gesteigerten Erbitterung und Gefahr. Einhaltung. Die Erfüllung der alten Forderun 15 Bankiers, 122 Industrielle, 12 Korzeitig darf der Sozialdemokrat Heinig nicht nach Wenn der junge Zeitbürger die Schule verläßt, gen unserer Jugendorganisationen auf Errich- respondenten einflußreicher südameri- Rußland, so wie unser Genosse A gamit nicht tritt er in eine Welt des Menschenüberflusses tung von Jugendinspektoraten und und des Neberangebotes der Arbeitskräfte ein.ugend erholungsheimen Der rechnende Unternehmer schaut geringschäßig ich als eine unabweisliche soziale und fulturelle auf seine schwachen Hände und schlägt das Fa- Notwendigkeit. br stor zu. Sind doch genug Erwachsene da, Angesichts der so überaus traurigen Dadie sich um einen Sportlohn anbieten. Einem grbgen, vielleicht dem überwiegenden Teil der feinsverhältnisse des proletarischen Nachwuch Arbeiterjugend, ist der Weg in den normalen jes ist es auf das wärmste zu begrüßen, daß Produktionsprozeß versperrt. Die Jugend sich die sozialdemokratische Arbeiterjugend beiwird soziales Strandgut. Ihr bleibt die Wahl der Nationen zu gemeinsamem Kampfe zusam unvergeßlich. Man gab ihnen zu Ehren auf ihren sen wir den Arbeitern aller Richtungen! 3mischen Arbeitslosigkeit mit der unausbleiblichen Verwahrlojung und dem Eintritt in jene mengefunden hat nicht nur um die geplanBetriebe, die ihre wirtschaftliche Daseinsberechten militaristischen Anschläge der Bourgeoisie tigung mit geschenkter Jugendkraft erkaufen. abzuwehren, sondern auch um den wirtschaftIm ganzen Lande wird Klage geführt lichen Eristenzforderungen des Jungproleta- Die sächsischen kommunistischen Minister haben im Herbst 1923 einen viel über das lleberhandnehmen riates einen geschlossenen Nachdruck zu geben. ungünstigeren Bergleich mit dem Ertönig debattelos gebilligt. Lehrlings züchterei. Handwerksmeiſter, die überhaupt feinen Gehilfen beschäfti- Die gejamie sozialdemokratische Arbeiterschaft Einen wenn möglich noch schlagenderen von 14 Millionen gezahlt werden sollte. Der Mis gen, halten bis zu einem Dugend Lehrlinge. dieses Landes ist an dem Erfolg diejes Kamp- Beweis für die unglaubliche Demagogie der nisterpräsident 3eigner ersuchte um schnelle Schneiderinnen und Modistinnen pferchen in fes auf das höchste interessiert. Denn das Kommunisten, welche den Hohenzollernausgleich Verabschiedung der Vorlage, damit endlich Klarihren Nähstuben ganze Haufen Proletariermä- Schicksal der arbeitenden Jagero ft zu einer wüsten Hege gegen die Sozialdemokraten heit geschaffen werde. it del zujammen, unter dem Vorwand, sie für gleich das fernere Schicksal des Proletariats, auszubeuten suchen, bringt der heutige Berliner einen Beruf vorzubereiten, obwohl sie selbst beweisen, daß es für ausgelernte und qualifi- Darum verdient der in diesen Tagen begin- nisten bereits vor Jahren, als die Situation für zierte Sträfte feinen Platz und feine Arbeit nende Feldzug der jungen sozialistischen Kämp gibt. Das Lehrlingswesen hatte seine Berech- fer die volle Unterstübung der klassenbewußten tigung, solange dem Ausgelernten der Aufstieg Arbeiterschaft. Der Erwachsene darf sich nicht Es liegt also, wie der Vorwärts" sagt, eine zum Gehilfen und Meister gesichert war. Wo daran stoßen, daß die jungen proletarischen bleibt seine Rechtfertigung, wenn man an den Fingern abzählen kann, daz neun Zehntel Menschen anders geartet find als er, denn sie bo denlose Heuchelei darin, daß diefelben kommunistischen Führer, die als Regierungspar tei jenem Vergleich zugestimmt haben, sich heute der Freigesprochenen in ihrem Berufe nicht be- sind ja auch unter ganz eigenartigen Verhält Ende Oktober 1923 hatte die sächsische Re- wie die Wilden gebärden, weil die sozialdemokra stehen und dann erst aufs Geradewohl ihr Fort- nissen aufgewachsen. Es ist vielmehr nonvendig. fommen juchen, müssen? Ist es nicht ein Ana- daß wir uns in die seelischen und leiblichen gierung, an der damals auch Kommunisten be- tische Landtagsfraktion in einer offenkundigen teiligt waren und deren Finanzminister Zwangslage sich gegenüber dem Vergleich der chronismus sondergleichen, wenn in der Zeit Nöte der heranwachsenden Generation einfüh- der heutige fommunistische Partei preußischen Regierung mit den Hohenzollern der der Großbetriebe, der Rationalisierung und len und ihr mit, geduldiger Ausdauer den fetretär Böttcher war, eine Vorlage ein Stimme enthält. Dazu kommt, daß die Hohenzol der Fließarbeit die unmodernsten und rückständigiten Betriebe noch immer das Monopol der Weg weifen, der zur Befreiung gebracht, wonach der ehemaligen sächsischen Kölernvorlage wesentlich günstiger für den Staat nigsfamilie eine Reihe wertvoller Domänen, ist als der Vergleich mit dem ehemaligen jadjiund Forste schen Königshans, beat auch die kontmunistischen Arbeitsschulung besitzen? Wenn diese sachlichen der Arbeiterjugend und des ge- Grundstücke, Schlösser überlassen; sowie eine Barabfindung im Betrage Minister zugestimmt haben. Feststellungen etwa als ein Beweis jozialdemo- famten Proletarials führt.
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Der Gipfel der Demagogie.
Von den drei kommunistischen Regierungs,, Vorwärts", der nachweist, daß die Kommumitgliedern ergriff in der Debatte kein eindie Exfürsten lange nicht so günstig stand wie ziger das Wort; sie erklärten sich sowohl mit heute nach dem verlorenen Volksentscheid, der Vorlage selbst wie auch mit der Begründung während ihrer Beteiligung an der sächsischen einverstanden. Regierung im Herbst 1923 einem für das Land verhältnismäßig viel ungünstigeren Vergleich mit dem ehemaligen sächsischen Königshause ohne jede Debatte ihre Zustimmung gaben! Der Vorwärts" schreibt darüber:
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