Celte

Der Rücktritt des Erzbischofs Rohn. Enthüllungen über die schäbige Rolle Franz Josefs und des Bischofs Bauer.

Eine anonyme Warnung.

Donnerstag, 28. Oftober 1926.

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G. P.

hatte), daß aber Franz Josef durch den Krakauer wenigstens alles ordnen, damit er sich nicht ohne Bischof Buzyna gegen die Wahl Rampollas Ein- Vermögen zur Ruhe setzen müsse, und so konnte spruch erhoben hatte, wodurch die Wahl des er sich das Schloß Ehrenhausen kaufen... Patriarchen von Venedig zum Papst herbeigeführt der Briefschreiber war, ahnte er nicht. Machar wurde... So ist also Kohn durch den Haß Franz spricht die Vermutung aus, daß es der Ministers Man erinnert sich vielleicht noch der Skan-| Kaiser vorstellte, dieser außergewöhnlich gnädig osefs und durch die Gemeinheit des Brünner präsident Koerber war, der, selbst ein Plebejer, dalaffären, deren Schauplatz um die Wende des war und ihm sagte: Sie waren mein Kan Bischofs gefallen, der offenbar darauf spekulierte, die Wirtschaft am Wiener Hofe kannte und des­Jahrhunderts das Erzbistum Olmütz war. Ein dida t!" Aber bald machte sich ihn Kohn zum in den Besitz des reichen Erzbistums zu fommen, halb den Plebejer Kohn warnen zu müssen Erzbischof mit dem alttestamentarischen Namen Feinde.. Kohn erzählt, daß die Hälfte der Dom anderseits als Opfer der hohen Politik; denn glaubte. Kohn hatte das vornehmste Erzbistum Dester- herren nach dem Statut des Kapitels Adelige sein Rampolla wurde von Franz Josef als Freund Die Enthüllungen, die Machar über die Hin reichs inne, und von allen Seiten hagelten die mußten. Dieses Privileg des Adels habe er ab- Frankreichs abgetan. tergründe der Maßregelung Rohns bringt, machen, Angriffe gegen ihn. Die Fortschrittler gingen ge- geschafft. Darauf habe der Kaiser, als er davon wenn vielleicht auch manches subjektiv gefärbt sein gen den Erzbischof los, der im Genuß eines Mil- erfuhr, wütend gesagt: ,, aum hab' ich ihn zum mag, durchaus den Eindruck der vollsten Glaub fioneneinkommens den Arbeitern Taglöhne von Erzbischof gemacht, macht er Revolution!" Wionate vor seiner Berufung nach Rom ein ano- men, was man von den hier geschilderten Pers­Rohn erwähnte noch, daß er schon einige würdigkeit, weil sie so ganz mit dem übereinstim sechs Kreuzern zahlte, die Antisemiten gegen den Aber bald kam noch etwas Aergeres, was Judenstämmling, die Klerikalen selbst intrigt r- ebenso wie diese Bemerkung zum Charakter Franz offenbar von einer mit seiner Affäre, aber auch Bauer erzählt, pazt ganz zu dem Bilde, das Kohn nymes deutsches Schreiben aus Wien erhielt, das nen weiß. Namentlich was er über den Bischof ten gegen ihn, weil er mit harter Faust Disziplin Josefs zu dem Charakter des Brünner Bi mit der Atmosphäre des Hofes wohlvertrauten in seinem Buche über seinen Streit mit diesem im Klerus durchzusetzen sich bemühte. Und schließ schofs Bauer, des nachmaligen Olmüzer Erz- Person herrührte. Der Schreiber schrieb, Rohn attenmäßig belegt.( Die Arbeiter- Zeitung hat über lich, nach zwölf Jahren, wurde er von der päpst- bischofs, paßt. Nach einer Bischofskonferenz in möge sich vorbereiten, daß er nicht mehr auf seinen dieses Buch im Jahre 1913 ausführlich berichtet.) lichen Kurie zum Rüdritt gezwungen. Das Ge- Wien wurden die Bischöfe gemeinsam vom Kaiser Bosten, ja nicht einmal nach Slmütz zurückkehren Auch der Charakter Franz Josefs spricht dafür, heimnis dieser ganzen Affäre Sohn hat mit empfangen. Am Tage vorher bekam aber Kohn einent witzigen Worte der Ministerpräsident ein Telegramm, daß sein Bruder im Sterben werde, und fügte zur Erklärung hinzu: Weil daß das angegebene Motiv richtig ist. Sie ein Plebejer sind." So konnte Kohn Taaffe enthüllt. Als ihm nämlich am 8. No- liege. Er beriet sich mit dem Brünner Bischof bember 1892 gemeldet wurde, daß der Konsisto- Dr. Bauer, was er hun solle, und dieser riet ihm, zialrat Dr. Theodor Kohn zum Erzbischof gewählt doch rasch zu seinem sterbenden Bruder zu fahren, worden sei, machte er dazu die trockene Bemer- da die Audienz nur eine Formalität sei, bei der Eine Matteottifeier in der fung: ,, Kohn? Eine schöne Bescherung. Na, hof er nicht vermißt werden würde. Bei der Audienz, fentlich ist der Mann wenigstens schon getauft!" blickte sich der Kaiser um und fragte streng: Wo belgischen Arbeiterhochschule. Daß es sich nur um einen Wiz handelte, geht ist der Erzbischof von Olmüß?" Und der Brünner Die herrliche Arbeiterhochschule, die sich die baraus hervor, daß, wie später dargelegt werden Bischof, der wußte, daß Kohn bei seinem sterben Arbeiterbewegung Belgiens in Uccle , einem wird, Kohn der Kandidat des Kaiſers Franz Josef den Bruder sei, schwieg... Daher stammte die Vorort Brüssel geschaffen, konnte am 17. Oftober Aber Taaffe hat mit seinem Wize die Feindschaft des Kaisers gegen Kohn. 1926 die Feier ihres fünfjährigen Bestehens bege­Schwierigkeiten vorausgesagt, die sich dem neuen Nach Rom vorgeladen. hen. Zunächst wurde im großen Brüsseler Volks­,, Der Mörder von Worowsky wurde vont Erzbischof entgegenstellen sollten. Ein Kohn haus eine Festversammlung abgehalten, an der Schwurgericht von Lausanne freigesprochen. Der konnte die Ehrfurcht nicht erlangen, die ein Erz- Wie diese dann zu seinem Rücktritt führte, der Generalsekretär der Partei Von Roos- Mörder von Jaures wurde als unzurechnungs­bischof von seinen Schäflein verlangen muß. Daß erzählt Kohn ausführlich. Bei seiner ersten An- broeck, Balthazar für den Parteivorstand, fähig erklärt, obwohl er später bei einem anderen aber gerade der Sohn gewählt wurde, hat seinen wesenheit in Rom im Mai 1903 wurde er vom Bondas für die Gewerkschaftskommission, Prozeß zurechnungsfähig war. Die Mörder von Grund darin, daß er neben den theologischen Staatssekretär Kardinal Rampolla in langer Serwy für das Bureau der Genossenschafts - Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht wurden Kenntnissen eines Kirchengelehrten auch die ge- Audienz empfangen und nachdem er ihn über schäftlichen Fähigkeiten eines Kohn besaß. Sein seine Schwierigkeiten ausführlich informiert hatte, bewegung, Merlot für die Vereinigung der nicht im geringsten beunruhigt. Der Mörder von Vorgänger, der Landgraf Fürstenberg, hatte billigte Rampolla sein Vorgehen und ver- Strankenkassen, Jauni aug für die Bildungs- Kurt Eisner ist frei. Die drei gedungenen Män­durch sein schwelgerisches Leben das Vermögen sprach ihm, daß ihm von Rom ausgiebige Hilfe zentrale, Bouzer für die Gewerkschaftsbeive- ner, die Matteotti ermordet haben, wurden zu des Erzbistums vergeudet, und das war der zuteil werden würde. Der Papst Leo XIII. emp- gung Frankreichs , Delfinne und Bouchery fünf Jahren Gefängnis verurteilt, aber unter Grund, warum der Kaiser einen Kohn vorschlug fing ihn ebenfalls sehr huldvoll, forderte ihn auf, im Namen der Leitung der Arbeiterhochschule, in Nachlaß von vier Jahren sofort in Freiheit ge­und warum die adelsstolzen Domherren einen auf dem bisherigen Wege fortzuschreiten, füßte ausführlichen Reden die Bedeutung des Tages fett." würdigten. Kohn wählten. Sie waren wohl einverstanden ihn beim Abschied auf die Wange und sagte: In damit, daß Kohn bei der Sanierung des Erzbis- einem Monat werden wir dich wiedersehen." In tums rücksichtslos gegen alle vorgehe, üdsichtslos einem Monat sollte das Konsistorium stattfinden, gegen die Arbeiter, rücksichtslos gegen die Bauern, in dem neue Kardinale ernannt werden soll gegen die Reisigfammlerinnen als er aber auch ten. Aber im Juni erkrankte der Papst und starb von ihnen Einschränkungen in ihrer aristokratiam 20. Juli.

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schen Lebenshaltung forderte, erinnerten sie sich, Im Dezember 1903 wurde Sohn wieder nach dag er doch nur ein Sohn sei. Und so tam Rom berufen. Alles war nun verändert. Er man aus den Standalen nicht heraus, und am wußte nicht, an wen er sich wenden solle. Auf 14. März 1904 nahm der Papst sein Rücktrittsge- feine Fragen, was gegen ihn vorliege, an wen such an. er sich wenden solle, zudte jeder Kardinal mit den Das waren die allgemeinen Gründe des Achseln. Endlich, nachdem er zwei Monate in Scheiterns des Erzbischofs Kohn. Man wußte Nom zugebracht hatte, erfuhr er, daß gegen ihn allerdings, daß auch noch besondere Gründe des eine Untersuchung laufe, und als er fragte, was Hofes vorlagen. Wenigstens wurde Kohns Se gegen ihn vorliege, und verlangte, daß man ihn fretär später mitgeteilt, daß Kohn einflußreiche bernehme, zuckten wieder alle mit den Achseln. Personen vor den Stopf gestoßen habe, die sich für Jagdgebiete interessierten.

Matteotti zum letzten Male. Ich will hier nicht die näheren Umstände des Verbrechens behandeln. Ich will nicht die hiefür Verantwortlichen suchen. nur eines will ich feststellen: Daß man heute w Europa einen Menschen ungestraft töten kann, wenn es sich nur um einen Sozialisten, um

einen Revolutionär handelt.

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Fememörder vor Gericht.

Sechs Jahre Zuchthaus wegen Beihilfe zum Fememord.

Berlin , 27. Oktober. ( Eigenbericht.) Heute. begann vor dem Landsberger Schwurgericht der

Nach Beendigung der Feier im Volkshaus begaben sich die Teilnehmer in das Schulgebäude nach Uccle selbst. wo in dem Zimmer, das Mat­ teotti einige Wochen vor seiner Ermordung be­wohnt hatte, eine Gedenktafel enthüllt wurde. Genoffe Vandervelde hielt hiebei eine An­sprache, in der er unter anderem folgendes fagte: Lehrer und Schüler der Arbeiterhochschule, ihr habt daran gedacht, die Anwesenheit unseres 3. Fememordprozeß, der sich gegen den Chauffeur Genoffen Giacomo Matteotti in diesem Hause im Rowclemfti, einen ehemaligen Angehörigen der April 1924, zu ehren, unseren Genossen, der zwei Schwarzen Reichswehr, richtete. Er ist beschul­Monate später in derselben Straße Roms ermor- digt, dem Feldwebel Fahlbusch bei der Ermordung det wurde, wo im Jahre 1497 der Herzog von des Elektromonteurs Brauer Beihilfe geleistet zu Gandia auf Befehl seines Bruders Cesare Borgia haben. Dieser Brauer war gleichzeitig Mitglied erschlagen wurde. ,, Matteotti tam als Delegierter der italieni - der Schwarzen Reichswehr und wurde beschuldigt, Mitte Feber endlich wurde er zum Papst Pius X. in Audienz, befohlen. Der. Papst empfing schen Sozialisten im April 1924 nach Brüffel und kommunistischer Spitzel zu sein. Er wurde dann ihn freundlich, fragte ihn aber nichts, sondern bei dieser Gelegenheit hat ihm unsere Schule Gaft- von Kowalewski und Fahlbusch zu einer Auto­sagte sofort: Lieber Sohn, wir sind in der Si- freundschaft gewährt. Alle, die damals bei unfe­Nun bringt in der Prager Tribuna" der be- tuation unseres Vorgängers Pius VII. , der das rem Osterkongres anwesend waren, werden nie- fahri veranlagt, bei der man ihn ermordet hat. kannte tschechische Schriftsteller Machar, der ein ge Konkordat mit dem ersten Konsul( Napoleon ) ab- mals vergesseit, wie unter den Delegierten der Die Leiche wurde in einen Sack gesteckt und in Zeit Inspektor der tschechischen Armee war, Entschloß. Damals mußte er ihm gerade jene Bi anderen Länder, die die Tribüne bestiegen, dieser einen Abzugsgraben geworfen. Fahlbusch hat sich hüllungen über die wahren Ursachen des Rück- schöfe opfern, die im Kampfe mit der französischen junge schöne Mann erschien, die Stirn verklärt rechtzeitig flüchten können. Als sich später die An­tritts des Erzbischofs Kohn. Machar erzählt, daß Republik treu zum päpstlichen Stuhle gestanden von edelster Begeisterung, und mit einfachen Wor- gehörigen nach dem Verbleib Brauers in Rüstrin er im Juni 1909 von dem Erzbischof, der nach hatten. Auch wir müssen verlangen, daß du uns ten unter atemloser Stille der erschütterten Ver- erkundigten, wurde ihnen im Geschäftszimmer des seinen Rücktritt in dem Schloß Ehrenhausen in um Wiens willen ein Opfer bringst. Wien versammlung den belgischen Arbeitern den Gruß erkundigten, wurde ihnen im Geschäftszimmer des Zeughauses gesagt, sie sollten machen daß sie fort Steiermark lebte, eingeladen worden sei, ihn zu lang, daß wir gegen dich einschreiten. Wir ihrer italienischen Genossen überbrachte: besuchen. Machar hatte wiederholt über Kohn schreiten nicht ein, aber wir ersuchen dich: verlasse Die Freiheit ist wie die Luft und kommen, sonst würden sie wegen Landesverrates geschrieben und Sohn wollte sich offenbar vor deine Stellung freiwillig. Refigniere und wir das Wasser. Man muß ihrer beraubt verfolgt werden. Kowalewski gab zu, bei der Er­fein, um zu wissen, daß man ohne sie mordung dabei gewesen zu sein, doch habe Fahl­ihm rechtfertigen. In dieser Unterredung, die am werden es dir nie vergessen." 5. Juli stattfand, erzählte ihm nun Kohn auch iticht leben tann." manches Interessante aus seinem Leben, manches, Der diese Worte sprach, hatte nur mehr busch die Tat allein begangen. Das Urteil iautete was den Rüdtritt Kohns erklärt. Vor allem er wenige Wochen zu leben. So wie ich Jaures gegen Kowalewsti auf sechs Jahre Zuchthaus we­zählt Kohn, daß, als er sich nach seiner Wahl dem furz vor seinem Tode gesehen hatte, so sah ich gen Beihilfe.

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Der Kandidat des Kaisers.

Die Untersten.

Roman von Victor Noad. Erstes Kapitel.

Zur Erklärung führt Machar die bekannten Tatsachen an, daß nach dem Tode Leos die größ­ten Aussichten der Kardinal Rampolla hatte( der selbe, der den Kohn so freundlich empfangen

mun auch das Weib, das zu ihm hielt. Und auch die Kinder, die das Paar zeugte, wurden mit dem Namen des Vaters gebrandmarkt, verabschent und verfolgt.

In der frischen Luft, bei gesunder Arbeit und natürlicher Kost wuchsen die Knaben zu kräftigen Jünglingen herah. Dann entwichen fie der Hei­mat und den Menschen, die sie haßten. Sie wanderten aus.

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In jener grauen Vorzeit, wo die Menschen anfingen, sich Familiennamen zu geben, Namen, die sie vom Berufe oder von auffallenden Eigen­Es war etwa ums Jahr 1880 an einem tümlichkeiten des Namenträgers herleiteten, lebte in einer Ansiedlung ein Mann, dem die Men- Nachmittage des Januar. Ununterbrochen schneite schen auswichen, wo immer sie ihn trafen. Sie es nun schon anderthalb Tage. Der Himmel fürchteten ihn nicht weniger als sie ihn verab- hing über den Straßenbreiten wie ein grauer scheuten. Wußten sie doch von ihm, daß er einen Sad, aus dessen unermeßlicher Tiefe feuchter Mord begangen hatte. Sie nannten ihn darum Grieß niederrieselte, zeitweise in Flocken, die, von anfangs heimlich, später öffentlich, mit ausge- Nässe schwer, mit leisem Klatsch gegen die Fen­strecktem Finger und zuletzt gewohnheitsmäßig stenscheiben taumelten. ,, Mörder".

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Drei war's eben und dunkelte doch schon Der Unheimliche fümmerte sich nicht um stark in der Gasse. Geräuschlos eilten die Leute seine Mitmenschen, hauste ganz für sich in einiger durch das Schneegestöber. Schatten gleich tauch­Entfernung von den Hütten und Häusern der ten sie auf. Was Spuckhaftes lag im lautlosen andern, dicht am Waldessaum, bestellte seinen Kommen und Gehen. Just die richtige Stim­Acker, hielt sich eine milch gebende Ziege, fällte mung für das winkelreiche Scheunenviertel" fein Holz. erbeutete fein Wild- gerade genug Berlins . Sie und da matter Lampenschein hinter für den eigenen Bedarf. An seinen Namen hatte er fich gewöhnt; nannte sich selbst Mörder.

beschwitzten Fensterscheiben. Wo man, wie in der Gaststube des Auswanderers", das Del noch sparte, war es faum möglich, die im Raumte an­wesenden Personen zu erkennen.

3wei Männer faßen dort ant runden Tisch vormi Ofen. Das offene Feuer flammte über ihre Gefichter. Stupferrote Reflere blinkten in den blanken Biergläsern. Rote Lichter streiften

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des Das Mädchen trat an ihren Tisch Wirtes Tochter in der Blüte der Zwanzig, hoch und üppig gewachsen.

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,, Kindersch, is't hier aber dunkel!" Sie griff nach den Zündhölzern auf dem Tische; aber Franz legte seine Hand um ihren bloßen Unterarm.

,, Lass'n' s man so;-jrade schön so." Jm Blick eine dringende Werbung. Gerade heraus, ohne Umschweife. Auch seine Hand warb mit schmeichelndem Streicheln.

Paule willfahrte. Sie füllte die Gläser und trant mit ihnen und genoß heimlich der kosenden Manneshand.-

Sie erschrat. Mitten im Spaß. Wie Mäd­chen manchmal erschrecken. Jottf'is ja stodende Nacht. Wenn eener kommt, denkt er wundersch wat!" Rasch riß sie ein Schwefelholz an und redte sich auf, um die von der Decke hängende Lampe anzuzünden.

Da stand Franz schon neben ihr. Um Haupteslänge überragte er sie. Er blies das bläulich aufflackernde Hölzchen aus, umschlang ihre Taille und küßte sie auf den Mund.

Fest hielt er sie, daß sie sich faum rühren konnte. Fest preßte er seine Rippen auf die ihren. Frecher!" fagte Paule, indem sie sich seiner Umarmung entwand.

Er aber griff gelaffen nach einem andern Streichholz und machte Licht.

Das Mädchen ward rot. Is det hier heiß!"

Sie legte ihre großen Hände auf die Wangen. Prost Paule!" sagte Franz und schaute sie als gehörte sie ihm schon ganz

Eines Tages fiel es jemand auf, daß Mör­der lange nicht zu fehen gewesen war. Man legte sich auf die Lauer, um zu erfahren, ob er etwa heimlich in seiner Hütte ein- und ausginge, man überzeugte sich davon, daß er tatsächlich fortblieb Man dachte daran, das Anliegen dem Erdboden gleichzumachen, um sein Anderken auszutilgan. die Dielen. Aber eines Tages war Mörder wieder da. Er hatte sich ein Weib mitgebracht, ein jung's Mädchen von starkem Körberbau. Von weit her mußte Mörder sich seine Gef brtin geholt haben; denn ihre Mundart war den hier Eingeborenen Eine Mädchenstimme: Ja, soll id-?" fremd, Jewiß doch", bestätigte der andere der bei- die zu zei'n, wat meine Braut wer'n sollte, und nu' bin id Neese. Nawer lann't wiss'n, Wie sie den Mann geächtet, so ächteten sie den Männer: Franz.

,, Komm' doch her, Paule", rief der eine jemandem zu, der hinterm Schanktische, tief im Schatten stand. Komm' doch! Franz jibt een' aus for dir."

wozu' t jut is. Det tu' t da aberst sa'n, Franze, wennst de de Paule trichst, denn hast'e mat! Denn hast'e wat, sa't da! Wat Paule?"

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,, Menschenstind, du bist ja varidt!" lachte sie. Ein Lachen, womit Frauen oft überraschen. Ein Lachen wie die abgleitende Maske der Keuschheit. Bauline war feltsam erregt. Sie hastete zur Türe hinaus.

Die allein zurückbleibenden Männer hatten fich als Rivalen erkannt. Das Auge. das ebeit noch löchelte, bliẞte.

Franz- det sa'k da! Det verjeß't da nich nie nich! Jd rewangschiere mir!- Warte man!"

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Bange stand Pauline im finstern Hausflur an der Tür, die in den ergen Hof führte. Es hatte aufgehört zu schneien. Grimmig kalt war es geworden. Ueber den laminartig aufstreben den Mauern prangte der mondhelle Himmel wie ein Stüd straff gespannte dunkelblaue, blanke Seide. Pauline kühlte das heiße Gesicht an der Luft.

Was war es nur, das ihr so Angst machte? Sie erschauerte, indent sie an den Mann, dachte, der drinnen auf sie wartete. In ihr bäumte sich etwas auf gegen die Gewalt dieser Stunde. Der Vater war ausgegangen. Hoffentlich kehrt er bald heim", flehte sie. Mutter war lange tot. Das war ja das Schlimme. Deswegen mußte fie schon als Schulmädchen dem Vater helfen, die Gäste bedienen. Und die Kerle waren nicht fein. Baule wantte fich und trat ins Gaftzimmer

zurüd.

Franz war allein.

Nanu,-wo is'n Ihr Freund?" ,, Wech, hat sich jeärgert."

an,

die

Den Dritten in ihrer Gesellschaft schienen beiden vergessen zu haben.

" 1

ja

Brost Franz!" sagte er. Det Ding hast'e fein jedreht. Jd schleef dir hier rin, um dir

Pauline wich aus.

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,, Trink'n Sie noch eins?"

-tierlich. Sie doch voch?"

( Fortsetzung folgt.)