Freitag, 5. November 1928

ordentlich ausgebaut und die Bestimmungen der die ganze, aber nach dem Gefeßentivurfe über die p Gehaltsgefeße über Gehaltsreduzierung und Be- direkten Steuern auf 55.58 Millionen Kronen amtenabbau durchgeführt sind. Die Bezirke mit herabgefeßte Gebäudesteuer erhalten. Die Ge­bollen 100 Prozent Zuschlägen im Jahre 1926 meinden würden also rund 12 Millionen erhalten ,, nach Möglichkeit" einen Betrag verlieren, die Bezirke, welche bisher mehr als aus dem Dotierungsfonds, wenn sie die Be- 100 Prozent Umlagen eingehoben haben, wür­stimmungen der Gehaltsgesetze durchgeführt und den verlieren: den 5prozentigen Anteil an der ihre Aufsichtspflichten gegenüber den Gemeinden Umfaß- und Luxussteuer, d. f. 62.321 Millionen ordnungsmäßig erfüllt haben. Die Länder und nach der Zuteilung im Jahre 1923, und er­Gaue erhalten 5 bis 10 Prozent der in ihrem halt nichts. Die Länder würden verlieren: Bereiche eingezahlten Umsatz- und Luxussteuer, die Grundsteuer im bisherigen Betrag von 42.974 während ihnen die Grundsteuer, welche in den Millionen und einen Anteil von 5 resp. 10 Dotierungsfonds fließen soll, entzogen wird. Der Prozent der Umsatz- und Luxussteuer erhalten. schon erwähnte Dotierungsfonds, welcher durch In dem Dotierungsfonds würde die Grundsteuer die höheren Aufsichtsbehörden verwaltet werden im Betrage von 45.9 Millionen und 10 Pro­soll, wird gebildet durch Zuweisung von 10 Prozent der Umfaz- und Luxussteuer, abzüglich der zent der Umsatzsteuer, der ganzen Grundsteuer, pauschalierten im Betrage von 136,967.123 jenes Teiles der Gebäudesteuer, die nicht den und der Teil der Zuschläge der allgemeinen und Gemeinden zufällt( bis 150 Prozent Zuschläge) besonderen Erwerbsteuer jener Unternehmun­und aus einem Teil der Zuschläge zur allgemei- gen, deren Angestellte mindestens zu einem Vier­men und besonderen Erwerbsteuer jener Unter- tel in einer anderen Gemeinde wohnen, welcher nehmungen, deren Angestellte mindestens zu einem| ziffernmäßig nicht befannt ist, aber nicht von Be­Viertel in anderen Gemeinden als dort wo die lang sein wird, zufallen. Dabei darf nicht außer Betriebsstätte ist, wohnen( 8 58 und 85, Absah acht gelassen werden, daß der Anteil an der Um­6, des Gesezentivurfes über die direkten Steuern). fassteuer immer kleiner wird, weil die Pauscha­3iffernmäßig stellt sich nach diesen lierung fortschreitet, was auch dem Finanzmini­Bestimmungen folgendes heraus: Die Gemein- sterium bekannt sein muß. Wie mit den gerin­den verlieren den Anteil von 5 resp. 10 Prozent gen Mitteln des Dotierungsfonds, die durch die der Umsatz- und Lurussteuer, was nach der Zu- Beschränkung der Zuschlagshöhe entstandenen Ab­teilung im Jahre 1923, 77 Millionen Ke aus- gänge, welche bei den Gemeinden und Bezirken macht. Dafür sollen die Gemeinden anstatt der viele Hunderte Millionen Kronen betragen, ge­bisherigen Hälfte, resp. zwei Dritteln der Ge- deckt werden sollen, ist unerfindlich. bäudesteuer im Betrage von 54.2 Millionen Kel

( Schluß folgt.)

So geht das Volk zugrunde!

Amtliche Ermittlungen über die Wohnungsverhältnisse in den Bezirken Falkenau und Elbogen  .

Das Bild, das wir zuletzt von den sozialen Berhältnissen im Falfenauer Braunkohlenrevier gezeichnet haben, war unvollständig. Zu den fürchterlichen Plagen, von denen die dortige Ar beiterbevölkerung schon seit einem Jahrfünft heimgesucht wird: Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit wachsender Lohndruck und Verelendung gesellt sich noch eine weitere Geißel, die Wohnungs­not. Viel ist schon über die Wohnungsschande unserer Zeit geschrieben worden, die Tageschronik bermehrt das Material um immer neue und ent­sebensvollere Beweise, wie die arbeitenden Men schen dadurch oft bis zum Wahnsinn gequält und gepeinigt werden, aber es scheint, daß keine menschliche Darstellungskraft im Stande ist, das Meer von Leiden auszuschöpfen, welches die ar beitende Menschheit in den Kriegs- und Nach­friegsjahren überflutet hat.

Die nachfolgenden Angaben haben den Vor­zug, daß sie sich auf gewissenhafte amtliche Ermittlungen stüßen können. Im Bewußt­fein ihrer sozialen Verpflichtungen haben die Be­zirksverwaltungsfommissionen altenau und Elbogen   in ihrem Wirkungsfreis Erhebungen über den Umfang der Wohnungsnot und des Ob­dachlosenelends gepflogen. Was dabei an Tat­fachen ans Tageslicht gefördert wurde, ist wohl das Erschütterndste und Ergreifendste, das wir von dem sozialen Zeitbild überhaupt fennen.

Im Gerichtsbezirk Elbogen   wurden die Er­hebungen auf die einräumigen Wohnun gen fonzentriert. In dem kleinen Be­sirte mit 37.775 Einwohnern hausen nicht weniger als 5.532 Personen, in Wohnungen mit einem Raumt. Der Belag der insgesamt festgestell­tent 945 Ginzimmerivohnungen verteilt sich wie folgt. In einem einzigen Raum wohnen:

Jn 13 Fällen 2 Personen

"

23 Fällen 3 Personen

"

138 Fällen 4 Personen

298 Fällen 5 Personen

"

203 Fällen 6 Personen

" 1

129 Fällen 7 Personen

"

"

63 Fällen 8 Personen

"

41 Fällen 9 Personen

"

19 Fällen 10 Personen

"

12 Fällen 11 Personen

" 7

4 Fällen 12 Personen

"

1 Fall 13 Personen

"

1 Fall 18 Personen

nur

Man weiß nicht was von diesen Ziffern schlimmer und aufreizender ist, die Tatsache, daß in 500 Fällen 5 und 6 Menschen zwischen enge vier Wände zusammengepfercht sind, oder daß in fast dreihundert Fällen 7-18 Personen eine Stube teilen müssen. Unwiderleglich kommt aber darin zum Ausdruck, daß das Wohnungselend eine

Masseuerscheinung geworden ist, deren Auswirkungen einen großen Teil der Be­völkerung treffen.

Den Nachforschungen der Bezirksvermal­tungskommission Falkenau verdanken wir einge­henderes Material über das Verhältnis von Flä­chenausmaß und die Menschendichte der Proleta­rierwohnungen. Nach den Angaben des Berichtes von Elbogen   wird es nicht mehr weiter über­raschen, daß unter den erhobenen Fällen, welche darunter sind, wo auf 12 oder 14 Quadratm, bis zu 14 Menschen beherbergt werden. Lassen wir die Aufzeichnungen über die kleinsten Ünter­tünfte folgen: Es wurden angetroffen auf einer Wohnfläche von:

10 Quadratmeter in 2 Fällen 4 Personen in 1 Falle 6

"

" P

" P

in 1 Falle 8

"

in 1 Falle 9

" 1

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9 Quadratmeter in 2 Fällen 4

17

in 2 Fällen 5

"

"

17

in 4 Fällen 6

"

in 1 Falle 7

PD

8 Quadcatmeter in 1 Falle 3 in 1 Falle 5

7 Quadratmeter in 1 Falle 3 in 1 Falle 4

6 Quadratmeter in 1 Falle 2

int 1 Falle 4

"

in 1 Falle 6

"

in 1 Falle 7

" 1

in 1 Falle 8

" 1

4 Quadratmeter in 1 Falle 4

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17

Eine Denkschrift der Bezirksverwaltungsfom. mission Falkenau an das Ministerium für soziale Bon den 430 im Bezirke Falkenau untersuchten Fällen wurden 23 festgestellt, wo in einem ein­zigen Raume 3 Familien zusammenleben müssen. Wie sieht es in den Wohnungen aus Eine Denkschrift der Bezirksverivaltungskommis­fion Falkenau an das Ministerium für soziale Fürsorge, der auch die lettangeführten Daten entnommen sind, sagt darüber folgendes:

In einer Nacht voriger Woche mußte th einer Fabritsarbeitersfrau geburtshilf­lichen Beistand leisten, sie wohnt in einem Raum,

der früher eine Scheuer oder Stall war. Der Raum reicht höchstens im Notfalle für 2 bis 3 Personen hin, darin wohnen aber jetzt mit dem neuangekommenen Kinde 8 Per­sonen aus verschiedenen Generationen und Fa­milien. Nun das Entsetzliche noch! 3 von diesen Inwohnern leiden an offener Lungentuberkuloje und waren sogar schon in Lungenheilanstalten und Spitälern."

Ueber die Wohnungszustände am Lande be richtet Distriksarzt Dr. Markgraf:

,, Bei meinen Dienstreisen im Königsberger Sanitätsdistrikt hatte ich Gelegenheit in den ein­zelnen Ortschaften geradezu trostlose Verhältnisse von Wohnungen zu beobachten. Dies gilt insbe­sondere in den Ortschaften Pochlowitz, Leibitsch, Schaben, Kogerau und Ebersfeld, welche Orte fast durchwegs von Arbeitern bevölfert sind. Es gibt dort Wohnungen mit 1,5 Meter Höhe, mit einem Fenster und ohne Ofen; die Länge beträgt oft nur 3 Meter, die Breite 2.5 Meter; darin sind 4 bis 5 Personen oft untergebracht. Abgesehen von den unzulänglichen Raumverhältnissen sind die kleinen Wohnungen feucht und dumpf, wodurch dem Auf­treten von Infektionstrankheiten, wic Influenza, Keuchhusten, Dyphterie, Vorschub geleistet wird."

MUDr. Hafen richter berichtet aus Ha­ berspirk  :

,, Das Wohnungselend kann wohl in keiner Gemeinde so schlecht sein, wie in Haberspirt; zum Beispiel wohnen in einem Raum von 30 Quadrat­meter nicht weniger wie 3 Familien mit 14 Köpfen; daß dadurch die Gefahr der ansteckenden Krankheiten neben dem Niedergang jedweder Mo­ral sehr drohend ist, läßt sich leicht nachweisen."

Der Distriktsarzt von Maria- Kulm  , Dr. Nagel, berichtet, daß er in Maria- Kulm 4, in Neißengrün 1 und in Kazengrün 7 Wohnungen festgestellt habe, welche ausgesprochene Tuberku­losennester sind. Weiters habe er in Maria- Rulm und Katzengrün finstere, sonnenlose und nicht lüftbare Wohnstätten, sowie solche mit fehlenden Fußboden angetroffen. Von der Zahl der seit 1. Jänner 1926 verstorbenen Säuglinge ist der Tod von zwei Drittel auf die Wohnungsnot zu= rückzuführen.

Eine Warnung an die Abbauer der Eine Warnung an die Abbauer der

Wohnungsfürsorge.

In der Denkschrift wird weiter die Stei gerung des Wohnungselends in den letzten Jahren hervorgehoben:

,, Während in der unmittelbaren Nachkriegs­zeit das Wohnungselend nur einen fleinen Teil der arbeitenden Bevölkerung ergriffen hatte,

Sene 3

ist jetzt dieser schreckliche Zustand in eine breite Schicht der arbeitenden Bevölkerung gedrungen, und zwar einerseits dadurch, daß in­folge der oderung des Mieterschutz­gesetzes und der Aufhebung des An­forderungsrechtes von Wohnungen seitens der Gemeinden, früher von Familien bewohnte Räume heute möbliert und in Aftermiete gegeben wurden, bzw. von den Hauseigentümern selbst in Anspruch genommen werden. Eine weitere Verschärfung des Wohnungselends ist durch den natürlichen Nachwuchs der Bevöl­ferung entstanden.

Wenn die bisher angeführten, herzerschütterns Tatsachen noch nicht hinreichen sollten, den Geg­nern und Abbauern der öffentlichen Wohnungss fürsorge das Verbrecherische ihres Tuns vor Augen zu führen, so mögen die Herren wenigstens die ernste Warnung beherzigen, mit der die Denkschrift deren Verfasser ein Mann mit bür gerlicher Weltanschauung ist schließt:

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-

In diesem furchtbaren Wohnungselend muß schließlich die Widerstandsfähigkeit auch des gesündesten und lebensfreudigsten Arbeiters zermürbt werden; man stelle sich nur vor, wenn er nach des Tages Mühen anstatt in der Woh­nung sich Ruhe und Erholung gönnen zu fön­nen, seine Familie in einem Massenlager schlimmster Sorte findet und in der dumpfen, stickigen Luft dieser Wohnhöhlen kaum ein Pläßchen zum Ausruhen hat. Gar bald tre­ten infolge dieser ungesunden Wohnungen Krankheiten der Kinder ein. Muß da nicht das Gemüt verbittert werden, muß da nicht alle Lebensfreude in Haß und Neid sich verwan­deln, und die Ohnmacht, die Lage nicht ver­bessern zu können, gebiert dumpfe Ver­zweiflung.

Die verantwortlichen Faktoren mögen sich auch vor Augen halten, daß dieses Problem immer ernster und gefährlicher wird; denn die breite Schicht der Bevölkerung, die unter dem Wohnungselend zu leiden hat, ist sich heute sehr wohl bewußt, daß dies keine Uebergangs­erscheinung von absehbarer Dauer ist, son­dern, daß dieses Los dem Arbeiter, der heute in den besten Jahren seiner Leistungsfähigkeit steht, ihm bis zur Zeit seines Todes, der unter diesen Berhältnissen bald eintreten muß, be­schieden ist. Gerade diese Hoffnungslosigkeit treibt dann die Massen, denn wohlbemerkt und ausdrücklich wiederholt, es sind nicht mehr ein­

zelne, zu Schritten, die wir heute noch gar nicht

vorausahnen können. Auch durch die Stille dieser verzweifelten Leute darf man sich nicht täuschen lassen; oft genügt dann ein ganz ge­ringfügiger Anlaß, um das glimmende Feuer zum Auflodern zu bringen. Wird sich ein sol­cher Mann unter solchen Verhältnissen nicht jagen, was fann ich denn verlieren, daheim nur Not, Krankheit und Verzweiflung!"

Der blutige Fascismus.

Im Lande der Ordnung" werden Menschen gemordet, Wohnungen gestürmt, Bomben geworfen, Redaktionen verwüstet, fremde Bot­schafter und Nichtitaliener bedroht und gefährdet.

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Die Räume, in denen diese Menschen zusam­mengepfercht leben müssen, wurden mit dem Worte Wohnung bezeichnet. Diesen Ausdrud verdient aber der größte Teil, ja nahezu feiner der Räume; sind es doch teils Rellerlöcher, teils ehemalige Hühner, Gänse- oder 3ie­genställe, teils durch einen Bretterverschlag hergerichtete Dachräume, teils Holz bzw. Bretterbuden oder Gemeindeschupfent. Der angebliche Schuß auf Mussolini  -land dringt und sie werden ängstlich darüber wa­So wohnen in Pochlowit 5 Personen in einem 9 den Attentäter hat man sonderbarer Weise bis chen, daß alles, was der Draht dennoch über die Quadratmeter großen Hühnerstall. In vielen Fäl- heute nicht hat eine Wirkung ausgelöst, die Grenzen bringt, wenigstens doch so zurechtfri. Ten sind die Räume blog 1,50 Meter hoch, so daß der ganzen Welt neuerlich zeigt, daß dieses Jta fiert ist, daß die Welt in den Hauptsachen nur fa­ein größerer Mensch darin nicht einmal aufrecht lien, aus dem der Fascismus doch bekanntlich scistische Wahrheiten erfährt. stehen kann; vielfach besitzt eine solche Wohnung ein Musterland der Ordnung gemacht hat, ge dazu auch noch bloß ein Fenster, das auf einen Hof rade durch ihn ein Mordbrennerstaat geworden mit überlaufender stinkender Sentgrube führt. ist, der mit keinem Staatswesen außerhalb oder In eine große Zahl dieser Wohnungen, besonders innerhalb Europas   zu vergleichen ist. Es macht in die direkt unter dem Dache befindlichen, reg- wirklich den Eindruck, als ob die Horden, denen net es hinein und in den zahlreichen Holz- Mussolini eine staatserhaltende, Namen und Kul­bauten find solche Lüden in den Wänden, daß man tur der italienischen Nation fördernde Funktion hindurch schauen kann.

An anderen Stellen heißt es wieder:

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Da meldet eine Zeitung aus Triest  , daß dort eine Bombe gegen die Kaserne der National­miliz geschleudert wurde und unter den Fasci ften blutige Opfer forderte. Wer fann kontrol­lieren, ob und wieweit diese Melduna richtig ist? Vielleicht ist auch sie erfunden, um den Fascisten auch in Triest   Gelegenheit zu geben, zu sengen gegeben hat, nur auf den Augenblick gewartet und zu morden. Ist diese Nachricht aber wirklich hätten, da ihnen ein Angriff auf den Duce die wahr, so würde sie nur zeigen, daß Italien   auf willkommene Gelegenheit gäbe, ihre elenden dem besten Wege zum Bürgerkrieg ist Das Schrecklichste dabei ist aber noch, daß diese Waffen von neuem in Aktion zu sehen. Mit ge- und daß immer näher der Augenblick rückt, in Wohnhöhlen durchwegs feucht sind und Schim- radezu scheußlicher Lust scheinen sich die fascisti- dem das fascistische Systent dem notwendigen melbildung zeigen. schen Gesellen nun wieder in ihr Mordhandwerk Endpunkt zustrebt: dem Chaos. Mit dem Hausrate ist es in solchen Woh zu stürzen. Die Schwarzhemden haben sich jetzt So wie nach innen, entlädt sich die unerträg­nungen natürlich ganz jammervoll bestellt, viel eine zeitlang nicht recht ausleben fönnen nun liche Spannung bereits auch schon nach außen. fach ist außer einent aus Stroh und Lumpen be- endlich haben sie wieder den stets gesuchten An- Das Auftreten der Fascisten gegen die Fremden stehenden Laget, einem alten eisernen oder einfal- lak, ihr Barbarentum zu zeigen. Angesichts des an der Grenze und in außereuropäischen Provin lenden Ziegelofen Hausrat überhaupt nicht vor- sen kann man tatsächlich die Vermutung nicht zen zeigt neuerlich die ungeheuere Gefahr, die der handen und war schon einmal ordentlicher Haus- von sich weisen, daß das Attentat von Cologna italienische Fascismus nicht nur für das eigene rat da, dann ging er gar bald durch die Feuchtig- geradezu gewünscht, wenn nicht bestellt worden Voll, sondern auch für die Außenwelt bedeutet. keit zu Grunde. ist. Der Fascismus, blutgeboren, Es ist nicht Schlechtigkeit der Einzelnen, wenn kann sich nicht anders als durch Blut unerhörtes geschieht. Der Fascismus muß sich erhalten. Das Jtalien von heute, ein Land notwendigerweise immer mehr übernehmen der Lüge und des Frrsinns, braucht jeden Tag und muß so an sich selber zugrunde gehen. Opfer, mit denen es die Begeisterung" seiner Retter wachhalten kann; der Fascismus muß Blut fließen sehen, muß Blut wollen, um sich vor sich selber zu rechtfertigen. Man kann die Oppo- Uhr 20 Minuten kehrte Mussolini   nach Rom   zu­Rom, 3. November.( Stefani.) Heute um 20 fition, die noch nirgends ein Henkerregiment aus rüd und wurde auf dem Bahnhof von Vertretern der Welt schaffen konnte, nicht anders als ver- der Regierung, der Kammer und des Senates, von dammenswert erscheinen lassen, als indem man Mitgliedern des fascistischen Direktoriums und mordet und plündert, verwüstet und stürmt, um einer großen Anzahl von Senatoren, Abgeordneten dann den nicht ganz Rechtgläubigen zeigen zu und Vorständen von Behörden begrüßt. Neberall fönnen: Scht, solche Kanaillen sind diese, deß man auf den Straßen wurde Massolini begistert begrüßt. mit ihnen nicht anders als so verfahren kann!

Die schon an und für sich vorhandene Feuch­tigkeit wird durch die Ueberfüllung der Woh nung mit Menschen erhöht und verschlimmert sich noch dadurch, daß in dem Raum gekocht, gewaschen und Wäsche, namentlich Kinderwäsche getrodnet wird. Wenn man überlegt, daß ein einziger Mensch in 24 Stunden eineinhalb Liter Wasser mit seiner Ausatmungsluft ausscheidet, dann kann man begreifen, daß Wohnungen vorhanden sind, die eine solche Feuchtigkeit zeigen, daß das Was ser an den Wänden direkt herabläuft. Solche überfüllte und feuchte Wohnungen können nun auch bei gutem Willen nicht ganz reingehalten werden une für die Bewohner tritt so allmählich der Verlust des Gefühls und der Mangel an Interesse für Sauberkeit, Reinlichkeit und Ordnung ein, wo durch sich dann Schmutz und Ungeziefer anhäuft, was eine weitere Quelle der Luftverderb­nis und Krankheit aller Art wird.

Was berichten die Aerzte? Die Dentschrift führt noch einige Urteile von Aerzten an, welche das graufige Bild noch schär­fer beleuchten. Stadtarzt Dr. Strunz berich

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Mussolini   in Rom  

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daktionen in Schutt und Asche, wieder geht man eines in seine Wohnung eingedrungenen Fasci Wieder legt man sozialistische Zeitungsre Rom  , 4. November. Nach der Tötung sozialistische Vertrauensmänner mit den schlag sten durch den Oppositionsabgeordneten Lussi in fräftigsten, fascistischen Argument, mit dem Mes- Cagliari versuchten die Demonstranten wieder­fer an. Wieder gibt es Straßengefechte mit To- holt, sein Haus zu stürmen, wurden aber von der ten und Verwundeten wie in einem richtigen Polizei zurückgetrieben, die Zuiii verhaftet hat. Bürgerkrieg. Von den wirklichen Vorgängen in n anderen Teilen der sardinischen Hauptstadt Italien   fann man sich ja keinen vollen Begriff, fam es zu fleineren Zwischenfällen. Während machen, denn die fascistischen Regierer werden der Rundgebungen in Cagliari   sind die Druderei schon dafür sorgen, daß möglichst wenig von ihren des katholischen Corriere di Sardegna" und des und ihrer Gehilfen neuesten Taten ins Aus- sardinischen Organs Solca" verwüstet worden.