Dwoch, 1. Dezember 1926.

über die Tschechoslowakei .

Auch ein Streit! Dem ,, Večer" zufolge haben JCine Broschüre Dr. Renners fich hervorragende Faktoren" aus Gastwirtsfrei­sen entschlossen, am 10. Dezember in allen Bra­ger Gast- und Kaffeehäusern sowie Restaurationen für den Befähigungsnachweis durch einen Streif, der eine Viertelstunde währen soll, zu manifestieren.

Die Druderei im Zuchthaus. Die vielfachen Alagen über die vertraulichen Umgangsformen

Dr. Karl Renner , Das nationale und das ökonomische Problem der Tschecho­ slowakei

( Berlag des Parteivorstandes der deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik, Brag

1926).

Wenn Dr. Karl Renner über das nationale swischen den Gefangenenivärtern und den Gefan- Problem der Tschechoslowakei schreibt, so bedarf er

benötigt!

Volkswirtschaft.

Ein A.B.C.- Trust.

lesen und mit den Vorgängen in der fapitalistischen Gewöhnliche Sterbliche, die diese Ueberichrift Welt nicht vertraut find, werden überrascht fragen, was ein solcher A. B. C.- Trust eigentlich ist? Wer Anfänge seiner Schülerlaufbahn, als ihm vom erinnert sich nicht, wenn er A. B. C. liest, an die Schullehrer das A. B. C. beigebracht wurde. Doch

tauft. Sie werden amerikanische und europäische

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muniqué, eine neue Erflräung ab, die feineswegs bedeutungslose Zugeständnisse für verschiedene Exportartikel der Schiveiz enthält. Am Schluß wird gesagt, daß der Bundesrat in seiner mor­zerischen Delegierten abfassen werde. gigen Sigung neue Instruktionen für die schwei­

F.

Die Konzentration des Kapitals in der Tschechoslowakei . Die Stodawerte, welche vor einiger Zeit erst

Prager Produktenbörse.( Offizieller Bericht vont

genen im französischen Zentralgefängnis von Mefeiner besonderen Legitimation. Er weist im Vor- wer da annehmen sollte, daß der A. B. C.- Truit/ die Automobilfabrit Laurin& Klement sowie eine Inn haben die Polizei zu näheren Untersuchungen wort der kleinen Schrift, die in den Grundzügen irgend etwas mit Bernen und Bildung zu tun hat, Flugzeugfabrit sich angegliedert haben, beabsich veranlaßt. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist aus einer Rede entstanden ist, die Renner im No- der iert sich gewaltig. Wer hingegen anderseits von igen, wie die Lidove Noviny" melden, die Firma die Aufdeckung einer Skandalaffäre. Die Polizei vember 1925 in einer Prager Wählerversammlung dem Wort Truit aus Schliffe sieht, der kommt der Rooat& Jahn, Maschinenfabrik in Brag- Holle­benust die von den Gefangenen betriebene Drut hielt, mit vollem Recht darauf hin, daß die moderne vösung dieses Problems schon näher. Trusts find ſchowiz( deren Besitzer der ehemalige Sandels­Terei des Gefängnisses zur Herstellung von am Auffassung der nationalen Frage durch ihn und Gebilde Stapitalsgewaltiger zum Zwede besseren, minister Abgeordneter Novak ift), zu erwerben. lichen Drucksachen zum Teil äußerst vertraulicher Otto Bauer begründet wurde, daß er im alten ständigeren und sicheren Verdienens. Der N. B. C. Die letzigenannte Firma selbst hat erst yor beni Art, z. B. von Ausweisen für Geheimagenten und Desterreich zu den eifrigsten Verfechtern der natio- Truit it eine Vereinigung tapitali- gen Jahren die Fabrik für keramische Maschinen jogar von Chiffreschlüsseln. Es stellt sich jetzt her nalen Autonomie aller Nationen gehörte, daß eritischer Großbanten auf internationaler 3. Raubitschek, erworben. cus, daß es einzelnen Gefangenen gelungen ift, die als Staatskanzler der jungen Republit Desterreich Basis, mit den Zwecke, sich einen möglichst großen trenge Kontrolle zu durchbrechen und gewisse Drud- gute Beziehungen zwischen Prag und Wien an- Teil industrieller Anlagen in der ganzen Welt zu den internationalen Eisenverhandlungen mel Polen und das internationale Eisenkartell. fachen aus dem Gefängnis herauszusch mug- gebahnt hat. Dem Wissenschaftler und Staatsdienstbar zu machen. Die Bezeichnung, die wir im bet das Neue Wiener Tagblatt": Wie wir hören, geln. Als besonders schwerwiegend wurde der Ver- mami Renner wird auch teine Stritit Blick und Tifel dieser kurzen Abhandlung voranstellen, ist die ist beabsichtigt, auf Polen , das die mitteleuro­Tuft eines Dechiffrierbuches festgestellt. Die monate Fähigkeit absprechen, über die wichtigsten Lebens- Abkürzung der internationalen Bankvereinigung, päischen Werte durch starke Unterpreise, naments langen Nachforschungen der Polizei haben zur Auf- probleme eines mitteleuropäischen Staates zu ur die fich American- British and Continental Corlich in den Baltischen Ländern und Rumänien , Märung geführt. Das Buch ist von einem entlaf- teilen; Renner hat vor nun mehr als zwei Jahr poration" nennt. An diesem A. B. C. Trust sind konkurrenziert, einzuwirken, daß es sich dem Kar­jenen Gefangenen aus dem Gefängnis herausge- zehnten dem alten Oesterreich den sicheren Unter- beteiligt, die amerikanischen Bankhäuser Schroeder- teil anschließe. Die Hauptschwierigkeit liege darin, bracht und einer angeblichen Kommunistin gur wel gang vorausgesetzt, wenn es nicht imstende sein Banf, Blyth, Witter u. Co. und deren Europa - daß die Produktion im ersten Quartal biefes terer Verwendung übergeben worden. Beide wur- würde, die nationale Frage zu lösen. Desterreich häu'er die Banque de l'Union Paris, die Dresdner Jahres, welches die Grundlage bildet, für Bolen ben verhaftet. wird ein ein Bund freier Völker oder es wird Bank. Berlin , die Societe Generale de Belgique , ungünstig ist, da damals die Arbeitserzeugnis­Die alten Methoden sind doch die besten! Nach nicht sein", dieses so restlos durch die Geschichte Brüffel, der Credit Suisse, Zürich , die Allge quote eine viel geringere war, als die gegenivär den unbefriedigenden Ergebnissen des Weltkrieges bestätigte Wort sollte den Machthabern und Ver- meine Desterreichische Bodenkreditanſtalt, bestätigte Wort sollte den Machthabern und Ver- meine Defterreichische Bodenkreditanstalt, Wien . lige Produktion beträgt. Innerhalb der jugoslawi­auf dent Gebiet der Vernichtungstechnik beschäf- antwortlichen für die Ratschläge Renners das Ohr die Enstilda Bant, Stockholm , die Ungarische Com- ichen Werte sei es vor kurzem mohl zu einer Gini­tigen sich die Fachmänner unermüdlich mit dem oh schärfen! Dr. Renner hat aber auch als merzbank, Budapest , Lippmann, Ro'enthal u. Co., gung gefommen, eine Berständigung mit den sich Studium der chemischen Kriegsmittel. Es han einer der ersten auf, die schweren wirts haftlichen Amsterdam , und die Böhmische Union utitteleuropäischen Werfen fonnte jedoch bisher belt fich dabei hauptsächlich darum, die Giftgas- Schäden einer Balkanisierung Mitteleuropas bin- bant, Prag . Das vorläufige Attienkapital ist nicht erzielt werden. produktion so zu vervollkommnen, daß die Bevöl- Bundesstaat autonomer Nationen nicht zu'est cus aleich ausgesprochen worden, daß mit einer Er- Die Berhandlungen zwischen dem Verbande deut gewiesen und die Umgestaltung Desterreichs zum mit 14 Millionen Dollar veranschlagt, doch ist ferung ganzer Städte und Landstriche mit einem wirtschaftlichen Gründen gefordert. Wenn er Lohntonflikt in der deutschen Seeschiffahrt. Schlage getötet werden kann. Verschiedene Nach heute das ökonomische Problem der Tschecho- höhung in Süre gerechnet werden kann. richten, die in die Deffentlichkeit drangen, fpre flowakei analysiert, fann er sich darauf berufen, wollen der fapitalanlegenden Kundschaft dienen über eine Erhöhung der Bezüge der Seeleute sind chen von der Erfindung neuartiger Giftgase, ge­Und der Zweck diefer A.B. C.- Schüßen? Sie scher Reeder und der Organisation der Seeleute gen die alle bisher verwendeten ein Stinderspiel daß er dieses Problem vorausgesehen hat, che ben sie die zwedmöglichsten Bapiere mit den ergebnislos verlaufen. Die Seeleute hatten eine wären. dieser Staat noch bestand. In verständlicher und indem Waren. So burfte man hoffen, daß das deal, in dabei furzgefaßter Form, mit zwingender Logit geringsten Risiko aussucht und der Kundschaft ver- 15prozentige Zohnerhöhung verlangt. der kürzesten Zeit Millionen von Menschen um rollt Renner die zwei groben Probleme der Tschecho- Anleihen auflegen, vermitteln und unterbringen. 30. November 1926.) Mit Rücksicht auf den Tendenz - der Verwirklichung nahe sei. Auf für die Politik des deutschen Bürgerm Gan en fommt es den Veranstaltern wohl da rüdgang der amerikanischen Getreidemärkte und in­diese Blütenträume fällt wie ein Meltau ein New tums, das aus der Geschichte nichts gelernt hat auf an, die Börsengeschäfte der Börfolge der Tendenzverflauung an den europäischen Sein zielloser Jrredentismus ist nicht weniger ge­fenjobber zu internationalisieren. Die Zu Getreidebörsen war auch an der heutigen Prager Der Jahresbericht des Dienstes der Vereinig- fährlich als die von den Aftivisten vollzogene betreiber für die eigentlichen Veranstalter werden Produktenbörse eine Stagnation erkennbar, welche ten Staaten für chemische Kriegsmittel berechtigt bingungslose Rapitulation. Nur von die mitbeteiligten europäischen Banken sein und zu Kursvückgängen hauptsächlich in Getreide führte. nicht zu der Erwartung, daß in künftigen Kriegen Volf zu Volt konn der nationale Ausgleich ge- bak auch für diese ein entsprechender Happen vom Am Getreidemarkt stodte das Geschäft im Vergleiche gegen die ganze Bevölkerung von Städten vernich schaffen werden und nur die Anerkennung der Geschäft abfallen wird, ist klar. Es muß aber zu zu den gewohnen Dienstagsdurchschnitt mangels Nationen als rechtlicher Personen, die Zuer gegeben werden, daß das Banfenfonsortium sehr hinreichender Kauflust. Bielfach erwartet man, daß tende Gafe werden verwendet werden. Der Be- lennung der Autonomie an die Minderheiten tann vorsichtig ist und sich aller Wahrscheinlichkeit nach es noch zu weiteren Preissenkungen kommen wird, richt legt dar, daß die Forschungen immer mehr den nationalen Kampf beilegen. Zur Bereinigung in unsichere Geschäfte nicht einlassen wird, denn so daß die Nachfrage fich zurüdhaltend gestaltete. Klarheit darüber liefern, daß ein künftiger chemi- der nationalen Frage wird aber die Tschecho es sind immerhin Polen und Jialien, also sei Die flane Tendenz bräckt sich mit Ausnahme bet Roggen nicht in den Preisen, sondern eher in der scher Krieg viel besser bie Methoden der Ber - slowakei auch durch wirtschaftliche Notwendigkeiten größere europäische Staaten, nicht beteiligt. Nach den internationalen Bindungen der reservierten Haltung aus. Im Einklang mit dent wendung der bekannten chemischen Pro- gezwungen. Dekonomisch muß die Kleinftaaterei Mitteleuropas überwunden werden, die Tschecho- verschiedenen Industrien folgen auch die Banfen. Getreidemarkte nahm auch bei Mais die Stimmung dukte zur Entwicklung bringen werbe, als slowakei muß zu einer engen wirtschaftlichen Zu- Die größere Möglichkeit internationeler Spefula einen matten Charakter an. Am Mehlmarkt bleiben Auch am Kolonialmarkt fammenarbeit mit Deutschland und Desterreich tion tann auch für die Völker Europas gefährlich die Preise unverändert. gelangen, wenn sie sich wirtschaftlich behaupten werden. Beim A. B. Gefängts an und zum Schluß fam es zu feinen Breisverschiebungen. Fett, sowohl vill. Der Weg zur Freundschaft mit den beiden gehts drunter und drüber. In allen solchen Fällen amerikanisches als auch ungarisches, befestigte sich etwas. Am Samenmarkte herrschte Stagnation, jo deutschen Nabarrepubliken führt aber über ten zahlen die Völker die Kosten. Ausgleich in. Innern. Schließlich kritisiert Renner daß die Preise eher nur nominell in Geltung blieben, Auch die Schweiz droht mit der den Minderheitenschutz. den die Friedensverträge Etwas fester veranlagt war nur Rotflee. In Kar­vorschreiben als ungenügend. Das europäische Künd gung des Handelsvertrages! toffeln stagniert das Geschäft vollkommen und die Vertragssystem erfährt aber einen fortwährenden Die schweizerische Telegraphenagentur ver- Breise haben sich gegenüber den letzten Notierungen Ausbau und wenn die Großen, wenn Deutschland öffentlicht ein Rommuniqué über die handelspolis nicht verändert. Die Börse war sehr zahlreich be und Frankreich sich versöhnen, dann kann die tischen Verhandlungen mit der Tschechoslowakei , fucht, doch stand die Nachfrage in feinem Verhältnis Tschechoslowakei nicht dauernd die Notwendig worin es heißt, daß der Bundesrat wegen" fort zum Angebot. teit des nationalen Ausgleichs, der gesetzter Verzögerung und Unnachgica eine Vorbedingung ihrer außenpolitischen bigteit der Tschechoslowate i" beschloj­Sicherung ist, verfennen. Renners Broschüre sen habe, den auf Grundlage der Meistbegünsti­weist der deutschen Arbeitert! aise der Republit gung beruhenden Handelsvertrag zum 31. Dezem­einen flaren und geraden Weg, sie ist ber 1926 zu fündigen, wenn bis zu dieser Zeit hoch aktuell, da sie den Regierungsein feine Grundlage für weitere Verhandlungen ge­fritt der Deutschbürgerlichen bereits schaffen ist. Nach dieser Mitteilung, heißt es in fritisch bespricht, und rollt das Lebensproblem der den Kommuniqué weiter, hat die tschechoslowa Tschechoslowakei schlechthin auf. Sein Arbeiter, fische Regierung die Handelsvertragsverhandlun­tein politisch interessierter Staatsbürger sollte an gen mit Üngarn unterbrochen und ihre Delegier­dieser programmatischen Schrift bor- ten nach Zürich entsendet. Hier gaben die Tsche­übergehen.( Preis 1.-). choslowaken, heißt es nun wörtlich in dem Kom­

die großartigste Erfindung.

Mit der großartigen Erfindung, die die Menschheit so sehnsüchtig erwartet hat, ist es also nichts und die Kriegschemiker müssen sich damit bescheiden, auf den bereits gebahnten Wegen fort­zuschreiten. Die Völker werden sich damit trösten, daß auch anderseits die Gefahr einer allzu raschen Beendigung der Striege beseitigt ist, die das Ge­schäft der Kriegsgewinner hätte beeinträchtigen fönnen.

Grauenhafte Ermordung von Kindern. Aus Budapest wird berichtet: Die Polizei verhaftete die Budapester Geburtshelferin Valentin Jobb, die auch lebende Kinder getötet und nachher im Ofen berbrannt hat. Unter anderen hat sie die neuge borenen Stinder ber 19jährigen Frene Tisza und jenes der 33jährigen Maria Fekete nach der Geburt erdrosselt und verbrannt. Sie ließ sich ihre Stunden durch anrüchige Frauen zutreiben. Die Polizei ver­haftete die beiden Mütter, deren Lebensgefährten und eine in die Affäre verwidelte Geburtshelferin namens Straffer. Alle haben bei der Polizei ein Geständnis abgelegt.

Kleine Chronit.

Prager Kurse am 30. November.

100 Reichsmart 100 bolländische Gulden

100 belgiiche Belgas 100 Schweizer Frants fund Sterling

100 Bire.

i Dollar 100 frangoftiche Frants 100 Dinar 10.000 magharische Stronen 100 polnische Sloth 100 Schilling..

15010 1850.­

4

Bare 1356.-­

80175

805.75

.

469.62 472.62%

651.62

54.62%-

163.55 104.75

148.92% 145.32%

83.70

34. 124.42% 125.82%

59.50 60.

4.69%

372.37

476 37

4.70%

378 37 479.37%

Meuterei im Lüneburger Zuchthaus . Der bor über die naiven Vorstellungen, die das Buch ent- 1 Scheiterhaufen überliefert, und in Quedlinburg wur furzem von Hameln nach Süneburg bersetzte Wacht­meister Meyer wurde am Montag in der Tütem hüllt. Ausführlich wurden darin die Fragen behan den an einem einzigen Tage des Jahres 1659: 130 delt, ob und wie oft der Teufel mit einer Here Buhl Seren" verbrannt. Die letzte beglaubigte Seren­fleberei der Strafanstalt Lüneburg während des schaft zu treiben pflege, wie die Buhlerei vor sich berbrennung in Deutschland fand im Jahre 1775 in Dienstes überfallen. Im Arbeitssaal sprach ihn ein Das Herenbuch des Mittelalters. gehe, ob dadurch der eheliche Begattungsalt verhin Kempten statt. Nach und nach wurde dann der Gefangener an, während sich gleichzeitig von hinten mehrere Gefangene auf ihn stürzten und ihn würg­Am 30. November dieses Jahres jind 75 Jahre dert werde usw. Dann wieder ist die Rede davon, Herenglaube ausgerottet oder wenigstens außerhalb ten. Er fonnte jedoch noch die Tür aufschließen und vergangen, seitdem in Charlottenburg der frühere daß die Heren das Vieh trant machen, die Hühner der gejeßlichen Aechtung gestellt. Das. Gesetz verbot um Hilfe rufen, so daß der Ueberfall, an dem 20 pommersche Pfarrer Wilhelm Meinhold starb, der am Eierlegen hindern, durch Herenschuß" die Glie- die Herenprozesse bereits 1750, nachdem einige Ge­Gefangene beteiligt waren, ohne weitere Folgen war. in seinen Müßestunden ein Buch geschaffen hat, das der lähmen und schließlich und das war die Haupt- lehrte diesen scheußlichen Frrwahn in eingehenden in die Weltliteratur übergegangen ist. Dieses Buch, sache, daß alle Hegerei den Abfall vom firchlichen Schriften charakterisiert hatten. Das Hegenbuch des Berlins größtes Krematorium. Die Reichshaupt- ein historischer" Roman, führt den Titel Die Bern Glauben anstrebe oder zumindest zur Folge habe. Mittelalters hat seine Schuldigkeit getan. Es hatte stadt erweitert gegenwärtig eines ihrer drei Krema steinheye", ist in unzähligen Auflagen innerhalb und Freilich auch Luther und seine Anhänger sind vom in unmenschlichster Weise einer gewissen sexuellen torien, das in Treptow - Baumschulenweg. Durch den außerhalb Deutschlands verbreitet worden und wird Sexenwahn genau so besessen gewesen wie die tatho- Wollust Vorschub geleistet und jeden Zweifel an der Erweiterungsbau, dessen Gesamtkosten rund 632.000 noch heute viel gelesen. Selbst ein Friedrich Hebbel fischen Herenmeister. göttlichen Wahrheit der Pfaffentirche in namenloser Marf betrugen, werden( folgende neie Räume gebrach eine Lanze für den Verfasser, und Heinrich Auf erwiesene" Hegerei stand nach den Para- Angst erstiden lassen. Wenn auch die Unzulänglich­chaffen: zwei weitere Einsegnungshallen, zwei Laube brachte den Stoff von der Bernsteinhere auf graphen des Hexenhammers" immer der Feuertod. keit der Naturerkenntnis und der Ferglaube maß­Warteräume, nente Leichen aufbewahrungsräume, die Bühne. So mag uns der Gebenttag Veranlaj- Boraus ging die Folterung, die ebenfalls nach vergebender Personen manches verschuldet haben, so ift Verwaltungsräume, Aufenthalts- und Sprechzimmer sung geben, einen kurzen Streifzug in das Gebiet schiedenen Graden geregelt war. Da gab es Zer für Redner, Sänger und Musiker, Toiletten- und des mittelalterlichen Herenwesens zu machen. quetschen der Finger und der Beine durch Daumen Waschräume usw. Die nenen zweigeschossigen Lei- Die Anfänge des Herenglaubens reichen bis ins schrauben und spanische Stiefel", wobei die Knochen Genaufbewahrungsräume sind mit Fahrstühlen bis Altertum hinein. Der eigentliche Herenwahn begann direkt zersplittert und platt gedrüdi wurden, dann gum Keller versehen. Sie gestatten die gleichzeitige sich jedoch erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts Auseinanderrenfen der Glieder durch Hochziehen an Aufbewahrung von 210 Leichen. Anschließend ist bemerkbar zu machen, Ein päpstliches Defret vom einem Tau und ähnliches mehr. Alles Beugnen und ein Sezierraum in moderner Ausführung vorge- Jahre1484 sprach davon, daß es in Deutschland sehr ehrliches Abstreiten half nichts vielmehr wurde fehen. Die Leichenräunne find mit Kühlvorrichtung, viele Seren gebe, die mit den Teufeln Buhlgemein- Standhaftigkeit erst recht als Schuldbeweis ange­sämtliche Gebäudeteile mit einer Frischluftanlage schaft betrieben. Gleichzeitig erteilte dieses Defret ausgestattet. An Stelle der jetzt in Betrieb befind den beiden Kezermeistern Institor und Jakob Spren­Tichen zwei Einäicherungsöfen werden drei neue nach ger den Auftrag, diese Heren samt und sonders aus neuester Konstruktion eingebaut. Die Zahl der Einzurotten. Um diese Aufgabe möglichst radikal aus ascherungen tann dann bei normalent Betrieb zuführen, verfaßten die beiden Männer, die auch mit zwei Defen auf 48 im Tag, bei Betriebnahme Professoren der Theologie waren, ein Buch, in dem aller drei Defen auf 72 pro Tag gesteigert wer- die äußeren Merkmale der Hegen genannt waren, den. Gleichzeitig wird das umliegende Friedhofsge- und das auch den ganzen Untersuchungs- und Pro­lände für neuzeitliche Urnen- und Begräbnisstätten zeßgang regelte. Es hieß Der Herenhammer", er­eingerichtet. Damit ist den Bedürfnissen der Feuer- schien 1487 und wurde im Laufe der Zeit zu einer bestattung in Groß- Berlin auf viele Jahre hinaus entsetzlichen Geißel für hunderttausende von unschul Rechnung getragen, digen Frauen und Mädchen. Man staunt heutzutage

sehen. Auch wet mit der überführten Here" irgend wie in Verbindung gestanden hatte, wurde gleichfalls mit Stumpf und Stiel ausgerottet. Eine außer ordentlich packende Schilderung dieses grewelvollen Treibens hat erst jüngst wieder Jakob Wassermann in seiner Erzählung Der Aufruhr um den Junker Ernst" gegeben.

Rund drei Jahrhunderte lang währte in Deutschland die furchtbare Geißel der Herenprozesse. Ungezählte Tausende von Frauen mußten den Schei terhausen besteigen. I'm Bistum Straßburg hat eine zwanzigjährige Berfolgung 5000 Seren" dem

doch nicht zu bestreiten, daß die Kirche diese grau­samen Foltern als ein Mittel zur Bannung des denkenden Gewissens und zur Ausrottung aller Ver­stöße gegen die firchliche Autorität angewandt hat. Man brauchte Heren, und man brauchte auch Heren­prozesse. Das bewußte oder unbewußte feruelle Problem ergibt sich auch aus den Erklärungen des Berenbammer", in denen die Frau als ganz und gar böse hingestellt wird, und wo es u. a. heißt Was ist denn das Weib anders als ein notwendiges Unglüd, eine natürliche Versuchung, ein begehrens wertes Unheil, eine häusliche Gefahr, ein reizvoller Schädling, ein Weltübel, mit schöner Farbe bestri chen?" Was so manche als bere" erkannte oder verdächtigte Frau und so manches junge Mädchen auf ihrem Leidens und Todeswege offen und geheimt von ihren gefeßlichen" Peinigern haben erleiden müssen, das ist überhaupt nicht auszudenken.

3. R.