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III.

( Schluß folgt.)

Das Zentrum propagiert ein neues Kabinett der Mitte.

Der Reichstag wird, wie beabsichtigt, die für nächsten Mittwoch angefeßte Plenarsizung abhal­tent. Sollte die neue Regierung bis dahin nicht ge­bildet sein, wird er sich einstweilen mit kleineren Vorlagen befassen.

desgautollegium fteht. Die Aufgaben der Landes-, würden oder ob nicht im Gegenteil der tatsächliche Gleichzeitig mit der Verfassung, dem Spra- gauberbände sollen erst durch Verordnung festge- Einfluß der Gauverbände größer wäre als der der chengesetz, der Wahlordnung ins Abgeordneten- legt werden, so daß erst die Praxis lehren könnte, einzelnen Gaue, so daß sich der Schwerpunkt in haus und dem Senatsgesetz hat die sogenannte ob diese Gauverbände, wenn es zur Aktivierung die Verbände, die ja nichts anderes als die alten revolutionäre Nationalversammlung der tschecho- der Gauberfassung käme, nur Schattengebilde sein Länder sind, verlegt. slowakischen Republik am 29. Feber 1920 ein Ge­setz beschlossen, das mit dem bisherigen österret­chischen( und ungarischen) Behördenorganismus radikal aufräumen und an seine Stelle etwas ganz Neues fetzen foll: die Gau- und Bezirks ämter. Dieses Gesez unterscheidet sich jedoch Die Sozialdemokraten nicht einverstanden. von anderen Gesetzen dadurch, daß es in seinem Artikel die Entscheidung darüber, wann und wo der heutige Tag hat keine Lösung der Regierungs- fich vorläufig seine weiteren Schritte vorbehalte. Berlin , 14. Jänner. ( Eigenbericht.) Auch handlungen. Der Reichspräsident erklärte, daß er es in Kraft tritt, der Regierung überläßt. Es trise gebracht. Die Lage ist im Gegenteil noch ver­handelt sich um ein sogenanntes Gesetz auf Vor- worrener als früher. Der Kanzlerkandidat Cur­rat", das offenkundig deswegen als Lagerware tius verhandelte heute längere Zeit mit Ber­fabriziert wurde, weil man mit Rücksicht auf seine tretern der Deutschnationalen, anscheinend um sie grundlegende Bedeutung die nationalen Minder- zur Abgabe einer eindeutigen Erklärung über ihre heiten von der Mitwirkung an der Beschlußfaffung Stellung zur republikanischen Verfassung und zur ausschließen wollte. Das Gesetz ist bisher nur in Außenpolitik zu veranlassen. Das haben die der Slowakei in Kraft gesetzt worden. Seine Deutschnationalen aber nicht getan, sondern sie bauptsächlichsten Grundsätze sind diefe: Die erklärten, daß sie erst einen Beschluß bekannt­Trennung in eine staatliche und eine geben könnten, wenn ihre Fraktion und ihre Par­autonome Verwaltung hört auf. Die teileitung vollzählig in Berlin versammelt seien. neu zu errichtenden Bezirksämter übernehmen die Am Nachmittag empfing Curtius die Führer Funktionen der bisherigen staatlichen Be- des Zentrums. Gleichzeitig richtete er an die sirkshauptmannschaften und der bis- Zentrumsfraktion ein Schreiben, worin er be­herigen autonomen Bezirke,( in Mähren hauptete, die Möglichkeit der Fortsetzung der Ver­und Schlesien der Straßenbezirke), die Gau- handlungen mit den Deutschnationalen sei immer ämter die bisherige Kompetenz der staatlichen noch gegeben. Am Abend hielt die Zentrumsfraktion eine neue Sigung ab, in der sie beschloß, an Curtius ein Schreiben des Jnhaltes zu richten, daß das Zentrum eine Rechtsregierung unter volkspartei­licher Führung nicht mitzumachen gedenke und daß es eine Regierung der Mitte für die gegebene gösung ansehe. Die Frage einer Rechtsloalition unter Führung des Zentrums wurde in dieser Fraktionssigung nicht erörtert.

Statthaltereien( polit. Landesverwaltun gen) und der autonomen Landtage und 2 an­desausschüsse. Die bisherigen autonomen Bezirke, Straßenbezirke, politischen Bezirks- und Landesverwaltungen werden aufgehoben und stel­len ihre Tätigkeit ein. Ebenso verschwin den als Rechtspersönlichkeiten mit allen ihren Organen die Länder Böhmen , Mähren und Schlesien .

Nunmehr unterrichtete Curtius den Reichs­präsidenten von dem negativen Erfolg seiner Ver­

Samstag, 15. Jänner 1927.

Doumer Senatspräsident.

Ein weiterer Erfolg der Linken.

Paris , 14. Jänner. Der Senat hat in sei­ner heutigen Nachmittagssigung den Kandidaten der Linken Senator Paul Doumer mit 238 Stimmen zum Präsidenten gewählt. Es wurden 35 ungeschriebene Zettel abgegeben, darunter 14 von den Sozialisten.

Inland.

Die Slowaken vor der Entscheidung. Prag , 14. Jänner. Die Abgeordneten und Senatoren der slowakischen Volkspartei heute vormittags im Rudolfinum zu Beratun en zusammen, die eine endgültige Entscheidung über ihre fünftige Haltung zur Regierung Švehli brin­Berlin, 14. Jänner. Der Sozialdemokra- gen sollte. Švehla hat anscheinend in der letzten tische Pressedienst sagt: Der Versuch einer parla- Beit wieder Obertwasser bekommen, da er schlimm­mentarischen Mehrheitsregierung nur nach rechts stenfalls ja immer noch die tsc, echischen National­hin ist gescheitert. Das Zentrum gibt jetzt nicht die fozialisten, deren Regierungsbereitschaft außer Parole aus, daß nun auch der Versuch nach links Zweifel sieht, statt der Hlinkapartei, in die Regie­hin gemacht werden soll, sondern es zieht sich auf rung aufnehmen kann. Wenn sich also die Slo­den Vorschlag einer Regierung der Mitte, waten weiter so unnachgiebig zeigen wie in der also einer neuen Minderheitsregierung, zurüd. letzten Zeit, so tönnte es ihnen leicht passieren, Aber auch diese brauch die Sozialdemokratie, für daß sie trotz des Rückhaltes, den sie in der Ko welche das Sachliche allein enfcheidet. Es geht alition unter anderem an Dr. Kramař haben, den nicht, sagt der Sozialdemokratische Pressedienst, Stuhl vor die Tür gefeßt bekommen und dann daß man das alte Kabinett, dem die Sozialdemo- die schwere Schuld auf sich nehmen müssen, daß fraten das Vertrauen verweigerten, wieder so roie sie der Regierung wieder zu einem, wenn auch es war, auf die Beine stellt und verlangt, daß nur sehr schwachen sozialistischen Einschlan ver­die Sozialdemokraten ihm ihre Unterstützung geholfen haben. Diesmal geht es also doch wohl ums währen. Ein derartiges Anfinnen könnte nicht Gane. ernst genommen werden. Darum ist die Ueber die Beratungen des slowakischen Klubs nunmehr gescheiterte Mission Curtis nur eine wurde strenges Still'chweigen bewährt. Gegent Episode. Der Ausgang des Kampfes ist noch 6 Uhr abends begab sich eine dreigliedrige Depu­durchaus ungewiß und überraschende Wendungen tation zum Ministerpräsidenten Švehla, mit dem sind nicht ausgeschlossen.

drückten jetzt die Ansicht aus, daß das Dokument die Grundlage für eine Diskussion sein könne. Was die Frage der Produktion von Kriegs­material betrifft, deuten die aus Berlin eingelang ten Nachrichten darauf hin, daß die Verhandlun gen dort günstig fortschreiten. Es werden noch Berichte erwartet, die einige Einzelheiten bringen. follen,

Die im neuen Gesetze vorgesehene Form, die Verschmelzung der staatlichen mit der autonomen Verwaltung bedeutet eine Erweiterung sowohl des Betätigungsbereiches des Laien, wie des Be­amtenelementes. Der Staat erhält nunmehr Ein- Berbot der Zeitfreiwilligen. fluß auf die Agenda. die bisher den höheren auto­Berlin, 14. Jänner. Die neueste Nummer nomen Verbänden( Bezirken und Ländern) vorbe­halten war. Das Laienelement dringt aber in des Reichsgefeßblattes enthält eine Verordnung das viel weitere Gebiet der allgemeinen über ungefeßliche Einstellungen in die Reichswehr . staatlichen Verwaltung ein, von dem es bisher Die Verordnung ist vom Reichspräsidenten ge­vollständig ausgeschlossen war. Denn nach allge- zeichnet und verbietet auf Grund des§ 11 des meinem, gleichen, geheimen, direkten Proportio- Wehrgesetzes vom 23. März 1921 it. a. jede Auf­nalwahlrecht gewählte Staatsbürger nehmen als nahme junger Leute, die nicht gesetzmäßig einge­Mitglieder der Gauvertretungen, Gautausschüsse stellt sind, in die Kasernen, Ausbildungslager und Es wird immer schöner. und Bezirksausschüsse an der allgemeinen Staats- in die Truppenteile, sei es auf Probe oder für frei verwaltung und an der Wirtschaftsverwaltung werdende Stellen, sei es für einen Ausbildungs- Rüttvis erhält noch mehr Pension zugesprochen. teil. In Gau- und Bezirkssenaten übt die Bevöl- lehrgang oder zur zeitweiligen Erhöhung der ferung die Entscheidung von Verwaltungstreit Mannschaftsbestände. Desgleichen wird die Vor­fachen die Verwaltungsgerichtsbarkeit aus. Die Sprengel der neuten Verwaltungsorgane erster Instanz( Bezirksämter) sind im Gesetze nicht auf­gezählt, sondern diesbezüglich hat die Vollzugs­

gewalt freie Sand. Es ist aber nicht anzunehmen

und auch nicht beabsichtigt, daß sich diese Sprengel wesentlich in ihrer Ausdehnung von den bis­herigen Einheiten( die allerdings im autonomen Organismus ganz andere sind als im staatlichen Organismus) unterscheiden werden. Dagegen sol­len an Stelle der großen Territovien die die Län­der( insbesondere Böhmen ) darstellen, viel kleinere ( im ganzen einundzwanzig) Gaue treten.

Als Konzession an die Anhänger der Unver­sehrtheit der historischen Länder hat das Gesetz die Einrichtung von Gauverbänden vorgesehen, indem die Gaue, die in Böhmen , ferner in Mähren mit Schlesien und in der Slowakei errichtet werden, zu Landesgauberbänden zusammengefaßt werden, an deren Spitze ein vom Minister des Innern er­nannter Oberžupan und ein von den Mitgliedern der bezüglichen Gauvertretungen gewähltes Lan­

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Die Entsagung.

Eine Kloster- Erzählung

on Gerhard Färber.

Eine niederträchtige Melancholie drückte sie nieder. eine elende Leere wäfferte in ihrem Kopf, eine unbedingte Sinnlosigkeit allen Nebenein­andergeschehens drängte sich ihr auf: Das war

also der Sinn der Erde. Ja, was denn nur nichts nichts, nichts!

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bereitung und Ausbildung von Reservestämmen im allgemeinen sowie von Reserveoffizieren im besonderen verboten.

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Die Frage der Oftieitungen vor dem

interalliierten Militäraus hub. Paris , 14. Jänner. Der interalliierte Mili­tärausschuß hielt heute vormittag eine Sigung ab, in der die deutschen Delegierten über die Frage der Festungen im Osten angehört wurden. Man ist der Ansicht, daß die deutschen Delegierten haute tonkrete Vorschläge in dieser Angelegenheit über­reicht haben und daß es jetzt klar sein werde, wel­ches die wirklichen Absichten Berlins sind.

Berlin , 14. Jänner. ( Eigenbericht.) Das Reichsversorgungsgericht hat dem General& itt­wis die Pension im Betrage von jährlich fast 17.000 Mark munmehr mit Rückwirkung bis 1. Jänner 1923 zuerkannt. Während er schon vorher gerichtlich die Pension bis zum Kapputsch zuerkannt erhalten hatte, sollen ihm jetzt auch noch Riesensummen für die Zeit ausbezahlt werden, in der er wegen Hochverrates steckbrieflich verfolgt wurde und sich im Ausland aufhielt. Diele Urge­heuerlichkeit wird sicher noch ein Nachspiel im Reichstag zur Folge haben.

Zuratifeier in Paris .

fie etwa zwei Stunden konferierten. Nach ihrer Rückkehr ins Parlament wurde die Klubsizung bis gegen 10 Uhr abends fortgesetzt.

Als einziges positives Ergebnis erfuhr man schließlich, daß morgen vormittag neuerdings eine dreigliedrige Deputation, der auch die Abge­ordneten Juriga und Tomanet angehören, mit Švehla verhandeln wird, worauf mittags eine neuerliche Slubsizung stattfinden soll. Da die bei­den Abgeordneten der oppositionellen Richtung an­gehören, die sich aus dem Uebergang in die Oppo­sition nicht allzu viel daraus machen würde, scheinen die Verhandlungen gerade nicht am aller­günstigsten zu stehen.

Die Eisler- Affäre.

Zu der bereits gestern wiedergegebenen Mel­dung, daß Prinz Cyrill Coburg die Strafanzeige gegen den verhafteten Dr. Eisler zurückgezogen hat, berichtet die ,, Prager Presse" aus Wien , daß bort zwischen den Rechtsvertretern Eislers, den Prager Advokaten Hammer und Kafta einerseits. und dem Wiener Bertreter des Prinzen Cyrill, Dr. Barth andererseits ein Vergleich abgeschlos­sen wurde, demzufolge Dr. Eisler nicht wie ur­sprünglich vereinbart 15 Millionen K als An­waltshonorar, sondern nur 4,450.000 K erhält und dafür den 15- Millionenwechsel Cyrill zurück­stellt. Diese Vereinbarung sei zustande gekommen, veil sich die Angaben Eislers, er habe Millionen­beträge für diskrete Zwecke, also für Bestechungen, verwendet, als unrichtig herausgestellt hätten. Prinz Chrill hat darauf in einer Eingabe an das Prager Landesgericht erklärt, daß er nach Ab schluß dieses Vergleiches an der Verfolgung des Dr. Eisler fein Interesse mehr habe und daß er sich deshalb als Privatbeteiligter dem Strafper­

Paris, 14. Jänner. ( Eigenbericht.). Die sozia­Die Agence Havas berichtet, daß General listische Kammerfvaltion veranstaltete heute zu von Pawels; und Ministericlrat Forster heute Ehren des italienischen Sozialistenführers Tu­vormittags dem Jntevallierten Militärausschuß rati einen feierlichen Empfangsabend. Turati in der Frage der Festungen an der Ostgrenze hielt einen Vortrag über die Verfolgungen, denen Deutschlands schriftliche Vorschläge über die Sozialisten in Italien ausgesetzt sind, und schil­reicht haben. Die militärischen Experten befassen derte die Zustände, wie sie sich unter der Herr sich eingehend mit der Prüfung des Textes und schaft des Fascismus in Italien entwickelt haben. Pestbeule" Assunta Clara richten zu müssen.| Claras Gedanken. Sie weinte ein wenig: ,, Nein,| träumen- dämonischen Gespenstfegen, unförmigen Nun ergriff sie diese neue Gelegenheit, Assunta für mich sind solche Lieder nicht auf der Welt!" zu entfernen, mit um so größerer Freude, als diese ihr die Annehmlichkeit bot, die Bestbeule zu entfernen, ohne auf das Vermögen der Bukano­wic verzichten zu müssen und gestattete schnell und tüchisch, was Assunta erbat.

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Leibern mit Quallenarmen mit dem Gesichte des Augustinus Frank und dann wieder wurden diese Gestalten klarer und lichter und es war ihr dann, als ob sie Heiligenbilder sah, mit Gold und sans­tem Farben; aus denen wie aus Tabernakeln Augustinus Frank trat, angetan wie Christus und mit guten Augen, tief wie ein Brunnen und zu ihr sagte: Meine Tochter, ich verzeih, oder Talita fumi"( Weine Tochter stehe auf!), sein Saar war lang, sein Mund versüßt die ganze bisweilen sah sie auch Gestalt ein Jdealbild

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Nun war man angekommen: Ein altes Pa­lais, eine Muttergettesstatuette machten Assunta Clara cin bißchen heintwehtrank nach dem Klo­ster; im Hofe standen Unmengen alter bretter­ner, staubiger Wagen, Rote- Kreuz- Autos wurden Und so sehen wir auf der Straße von M... gelüftet, atmeten einen erstickenden Karbolgeruch ein seltsames Gefährt dahinholpern. Es ist nicht und Männer standen bei ihnen und rieben mit mehr die Staatskutsche des Klosters, sondern ein Mühe alte Blutflecken ab. Man war angekom­billiger Mietwagen, auf dem zwei Koffer und men und Nonne Assunta Clara trat endgültig aus der berühmte Pappkarton stehen und wir sehen dem Gehege des Kosters in die freie Luft. Die Assunta Clara dieses Gefährt besteigen. Fort Vorsteherin Frau Petersen empfing die neue noch, wie dieser Heilige Augustinus Frank sich geht es über den Fleischmarkt in die lange Gasse. Krankenschwester, tat den vorschriftsmäßigen mil- umivandte, die Hand vor das Gesicht hielt, und Allzugroße Jugend, Angst vor dem Leben, Affunta fährt einen Teil desselben Weges, den den, aber doch energischen Sermon, sprach von weinte. Unerfahrenheit vielleicht auch die nie bleibende jie tam, aber sie sieht manches doch anders, viel- altruistischen Pflichten, von Nächstenliebe, daß sie Manchmal zog in ihr armes, junges, schla­engelhafte Reinheit des Kindes hatte sie in die leicht sieht sie auch schon im Hinblick auf den das nicht allzusehr betonen müßte, da die freifendes Herz etwas, wie der Hauch eines Windes, Avme einer altgewordenen, nicht mehr wahren neuen Beruf einer Krankenschwester nach der willige Krantenschwester ja aus dem Kloster, etwas wie eine Sucht, sich in einem anderen, Einrichtung getrieben ins Kloster: in die Mühseligkeit der Besucher des Fleischmarktes und einer Stätte folcher Uebungen, käme, dem sie noch heißen, fremden Menschenleben verlieren zu kön Weltflucht sie war ja noch so jung fie tagiert sie nach ihren verborgenen Leiden. angehöre, daß der und jener Dienst vorgeschrie- nen aber das war nur für Minuten, fürzer fonnte den Kampf ums Dasein nicht verstehen, Wie sie so auf dem Katzenkopfpflaster hin- ben sei, Pflichteifer, Reinlichkeit. Gott , so wie oft für Sekunden- dann kamen wieder die der ihr jetzt im Kloster vorgespielt worden war holpert, hat sie aber auch noch manche andere das eben Frau Petersen jedesmal bei der Auf- jammervollsten Stimmungen über sie! Dieses sie war noch zu jung, un aus dem Gestein sentimentaleve Gedanken. Man soll zwar der nahme einer neuen Schwester sagte. entsetzliche Elend der langweiligsten Stunden! der Erbärmlichkeit und der Wahrheit und Sünde lei rührselige und scheinpoetische Züge, die manch- Assunta Clara hatte zunächst nichts in der Sier in den Krankensälen war es nicht mehr so die spärlichen Beeren der Liebe aufzulesen. So mal im realen Leben zufallsweise zur rechten Charité zu tun- als zuzusehen, wie man die schön, wie im sonnerdurchschienenen Klostergar­trat sie eines Tages, als sie Mangel an flaren 3eit auftauchen, gar nicht beachten, jedoch Stranken verband, die Schreienden beruhigte, die ten, der doch voller Lüge war hier war es Beweisen von der Mitschuld an jenem Ereignisse Affunta Clava horchte hin, als eine Stimme Wunden auswusch und über Vergangenes wahrer und elender. freigesprochen worden war, vor die Aebtiffin und nachmittags hoch oben aus irgendeinem Fenster nachzudenken, über die herrliche, leuchtende In der Nacht, wenn die schwarzweiße Kutte forderte Verwendung bei Außenarbeiten, gleich lang: Alennchen, mein süßes herziges Kind!", Jugend in Serbien , die Klostererlebnisse mit gültig bei welchen und wo immer, wenn es auch von einem Dienstmädchen wohl, das bei der ihrem Schwall von Gift- ach alles, das auf dem Sessel düsterte, lag fie lange fchlaflos, sein mußte, in der Charité. Bügelarbeit sang. Das war ein Liebeslied, und war so traumhaft vorübergegangen und wenn sie denn sie war unbefriedigt von diesem Leben, un­Es wäre jetzt vielleicht kein Wunder ge- brachte Affanta Clara, die gegen einfallende jetzt in den kahlen und nüchternen Räumen der befriedigt, unbefriedigt! Der junge mädchenhafte wefen, wenn ihr die verbiffene Alte, die Aebtis Abendsonne auf den Charitéplatz tam, ein neues Charité faß, dann kam es ihr alles unwahrschein Körper war in ein dünnes Crepe de Chine sin Ludmilla, dieses Ansuchen nicht erlaubt hätte. Gefühl, das sie lange nicht loswerden sollte! lich, wie nie geschehen, vor, jedes Stückchen Hemdchen gewickelt, das sie vor wenigen Tagen Aber die Zufälle( kann man es so nennen?) ber- Jch bin jetzt 22 Jahre alt und es ist, als ob ich Sonne, als ob es gestohlen wäre und das Leben erftanden hatte. Sie war von der Petersen um fetteten sich günstig für Affunta. Die Aebtiffin, bis jetzt geschlafen hätte! Die Welt hat ohne mich wie ein unheimlich brodelnder, unklarer Schlund, ein Pfund Watte geschickt worden und in eine die durch den Vorfall etwas aus ihrer Apathie gelebt, sie fingen, fühlen und freuen sich und an in den man sie heimlich hinabwürgte, so würgte, Straße abgeiret, die viele Läden zeigte. geweckt worden war, und eines ihrer verstaubten mich denkt niemand! Wer soll denn an mich daß sie in ihrer erregbaren Phantasie sich oft an Jugendideale, der Reinigung des Klosters, her- denken? Momčilo Dresselberger vielleicht? die weißen Gitterstäbe der Krankenbetten anhal­vorgezogen hatte, glaubte, ein Gesuch an die Meine Mutter? Ach Gott, meine Mutter denkt, ten mußte, so tanzte es in Kreiseln um sie oberste Kirchenbehörde wegen Ausschlusses der ich bete für sie bei heiligen Messen! Das waren dann wieder wechselten diese mit anderen Ap­

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( Fortsetzung folgt.)