Bittwoch, 26. Jänner 1927.

Das Antarktische Expeditionskorps". In zahl­reichen Zeitungen erschienen dieser Tage Aufrufe des Kommando des Antarktischen Expeditionstorps Selle". Gesucht wurden Männer und Frauen, die sich gegen hohe Vergütung auf fünf Jahre für eine Forschungsreise verpflichten sollten. Tausende von Bewerbungsschreiben gingen ein und enthielten das verlangte Rückporto. Die Kriminalpolizei wurde auf das Unternehmen aufmerfiam und ermittelte als Werber einen 27jährigen ,, Kaufmann", der erst vor furzem aus dem Gefängnis entlassen worden ist. In feiner Wohnuns fanden sich Säcke von Briefen. Dem Schwindler war es nur um das Rückporto zu tun. Er wurde festgenommen.

Bollswirtschaft.

Konzentration des Finanztapitals

in cer I chechoslowatei.

Die Konzentration des Finanzkapitals in der Tschechoslowakei   vollzieht sich augenblicklich am au­genfälligsten in der Metallindustrie und im Bank wesen. Wir haben erst gestern über die Ausdeh nungsbestrebungen der Mannesmannwerke in Komo­ tau   ausführ berichtet und wollen diesmal einige Beispiele dafür anführen wie auch auf dem Gebiete des Finanzkapitals Zusammenschlüsse erfolgen. In diesen Tagen werden wie die Lidobe Noviny berichten, die Verhandlungen zwischen der Baubank berichten, die Verhandlungen zwischen der Baubank und der Cestá Banka zu Ende geführt, die die Fusion der beiden Institute zum 3vede haben. Eine große Bankenkonzentration wird in der nächsten Zeit

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gungen und die or anisa'orische Feftigung des po litischen Einflusses der RGJ. in jedem Lande."

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Anträge zum Kongreß können nur von an­geschlossenen Landeszentralen und der Konferenz der Internationalen Berufssekretariate geftelli werden und müssen mindestens zwei Monate vor Zusammentritt des Kongresses in den Händen Punkt 9 ficht vor:: Die gegenseitige An- des Amsterdamer Bureaus sein; sie müssen min­näherung zwischen den Anhängern der RGJ. und destens einen Monat vorher den Landeszentralen den Einheitsgruppen in jedem Lande, gemeinsame und den Internationalen Berufssekretariaten zu­Aktionen auf Grund eines fonkreten Programms, gesandt werden. den gemeinsamen Kampf gegen die reformistische Theorie und Praris und die Umstellung der ge­amten Gewerkschaftsbewegung auf das Brinzip von Industrieverbänden."

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Der Staat erspart wohl ein halbes

Die Konversion der Kassen cheine. Wie vir bereits berichtet haben, hat der Finanz­Punkt 14 verlangt die Herstellung einer minister die Absicht, durch eine Anleihe einen gewis engeren Verbindung zwischen den Gewerkschaften fen Betrag der alten sechsprozentigen Stassertscheine Eine norwegische Schiffsbemannung ermordet? Am 30. Dezember 1924 war in den Schären von der Sowjetunion   und denjenigen Gewerkschaften, zu tilgon und neue fünfeinhalbprozentige herauszu­Harö( Norwegen  ) ein von der Besatzung verlassenes die der RGJ. angehören." geben. En tschechisches Blatt meldet nun, daß es Seehundfängerschiff gefunden worden. Vergeblich Aus den übrigen Punkten geht hervor, daß diesbezüglich bereits zu einer Vereinbarung mit versuchte die Polizei, den Verbleib der Besatzung in Mähren   stattfinden: zwischen vier mährischen die russischen Gewerkschaften immer noch für die des Schiffes aufzuklären. Die Mannschaft blich ver- Banken wird gegenwärtig wegen der völligen Ber- Gründung einer neuen an die Stelle der JGB. dem Bankenkonsortium gekommen ist und daß der schwunden und mußte tot erflärt werden, obwohl das Schiff selbst völlig in Ordnung war. Nun soll schmelzung verhandelt. Ebenso soll auch in der tretenden Gewerkschaftsinternationale sind, von Betrag, für welchen fünfeinhalbprozentige Staffen­in der der bekanntlich die im JGB. zusammengefaßten anweisungen herausgegeben werden, 480 Millionen Slowakei   eine Konzentration der vielen kleinen ein in einem norwegischen Krankenhaus gestorbener Banken, die sich in diesem Lande befinden, stattfin- Gewerkschaften die britischen Gewerk' chaften beträgt deutscher   Matrose auf dem Sterbebett ge- den. In Böhmen   selbst soll es, was besonders be inbegriffen offiziell nichts wissen wollen. Im standen haben, daß er zusammen mit der Befagung merkenswert ist, zu einer Fusion der Zentralbant übrigen denken die Ruffen weniger als je an den Brozent an Zinsen, was er aber den Banken dafür cines deutscher Schmugglerschiffes die Be- beutscher Sparkassen und der Uſtrebni Banka Ces- Beitritt zum JGB. Aus diesem Grunde wäre geben wird, wird man ja später einmal erfahren. satzung des Seehundfängers ermordet und auf ho- tych sporitelen kommen. Es scheint, daß hier die wohl die Annahme der von den englischen Dele­ber See ins Meer geworfen hätte. Die norwegische Regierung oder das tschechische Finanzkapital bahin- gierten auf der Ausschußsizung des JGB. borge- Tie crite Dividende der Nat onalbank. Bemannung se: an Bord des deutschen Fahrzeugs ter sind, um den Preis der Sanierung einiger schlagenen Resolution überflüssig gewesen. Denn gekommen, um Alkohol zu kaufen. Dabei sei es zu deutscher Sparkassen, die an Kriegsanleihe große diese sieht die Anberaumung einer Konferenz ohne Auseinandersetzungen gekommen, die mit der Bluttat Berluste erlitten haben, eine Bequibierung der Zen- Vorbedingungen wischen Amsterdam   und den endeten. Die norwegische Polizei fahndet nunmehr tralbank deutscher Sparkassen beziehungsweise ihr Ruffen unter der ausdrücklichen Voraussetzung Rach weiteren deutschen Matrosen, die an der Tat Aufgehen in dem tschechischen Schwesterinstitut er vor, daß sich eine solche Konferenz aus Vertretern beteiligt sein sollen. swingen wollen. Ebenso soll die Fusionierung einer des JGB. und des russischen Gewerkschaftsrates größeren mit einer fleineren Bant stattfinden, deren zusammensetzen soll. Namen noch nicht genannt wird. Die geplonte Ver einigung der beiden Zentralinstitute der Sparkassen ist auch vom politischen Standpunkt interessant, weil so die, Interessen des deutschen   und tschechischen Ka­vitals fest miteinander verknüpft werden.

Das Mädchen auf dem Dach. In der Nacht zum Sonntag rief in Berlin   ein Mädchen auf dem Dach cines Hauses der Großen Frankfurter Straße, in der Nähe des Alexanderplates, laut um Hilfe. Gleichzeitig warf es einen Zettel herunter, der die Aniündigung enthielt, es werde sich das Leben neh­men, wenn ihm nicht Hilfe zuteil werde. Als die elarmierte Feuerwehr eintraf, svar das Mädchen wieder vom Dach verschwunden. Es wurde, bereits bewußtlos, in der mit Gas angefüllten Wohnung eines Bäckers aufgefunden, erholte sich im Kranken haus aber rasch wieder. Die Lebensmüde war vor einigen Tagen ihren Eltern entlaufen und hatte den Bäcker fennen gelernt, der dem Mädchen in seiner Dach wohnung Obdach gewährte. Wenn er zur Arbeit sing, schloß er die Wohnung jedoch ab und das Mädchen ein. Dieses sourde entweder ängstlich oder ter Gefangenschaft überbrüssig und verfiel auf diesen Befreiungsversuch.

Die Russen gegen Amsterdam  .

Der Kampf soll verschärft werden. Der 7. russische Gewerkschaftskongreß nahm unter anderem eine Resolution an, die sich mit der internationalen Lace befaßt und über das Verhältnis der russischen Gewerkschaften zur Roten Gewert chaftsinternationale( RGJ.) unter ande­zem befagt:

Internationaler Gewerf thatsfon rek. 1.- 6. August 1927. Die Tagesordnung.

Die Tagesordnung des vom 1.- 6. Auguft 1927 in Paris   anberaumten 4. internationalen Gewerkschaftskongresses lautet wie folgt:

6% Prozent= 230.- per Aftie.

In der am 24. Jänner abgehaltenen Sizung des Bankrates wurde der Rechnungsabschluß für das erste Jahr der tschechoslowakischen National­bank genehmigt. Der Gewinn beträgt 31,519.247 Kronen. Der am 24. Feber zusammentreterden Generalversammlung wird der Antrag auf Aus­zahlung einer Dividende im Betrage von 6% Prozent( 6.75 Dollar auf eine Aftie im Werte von 100 Dollar) gestellt werden. Die Dividende wird mit dem runden Betrag von 230 Kronen pro Aftie ausgezahlt werden.

Eine schwedische Fabrilsgründung in der Zsche­choslowakei. Wie die Prager Presse" meldet, beab­fidigt ein Stockholmer   Konzern in der Tschecho­ slowakei   eine Fabritation elektrischer Eistäften ins geben zu rufen.

Prager   Produktenbörse.( Offizieller Be richt vom 25. Jänner.) Die je wies den durchschnittlichen Dien tagbesuch auf und das Geschäft bewegte sich in mittleren Grenzen. Der Gencides markt war uneinheitlich: Roggen und Hefer verfolg

1. Eröffnungsrede des Präsidenten; 2. Wayl der Mandatsprüfungsfommission und anderer Kommissionen; 3. Geschäftsbericht des Vorstan­des, Kaffenbericht und Bericht der Revisoren: Be richterstatter Joh. Sassenbach; 4. Der organisa­torische Aufbau des J. G. B.: Berichterstatter Oudegeest; 5. Angestellte, Beamte und freie Be­rufe in der Gewerkschaftsbewegung: Berichter ,, Der 7. Gewerkschaftskongreß der Sowjet- statter J. Oudegeeft und G. J. A. Smit Jr.; union hält die Entwicklung und Festigung der 6. Internationale Hilfe bei Lohnkämpfen: Bericht­RGJ. sowie die weitere Entwicklung und Tätig- erstatter Joh. Safferbach; 7. Satzungsänderungen: Neue Sirene. Zur Verhütung irrtümlicher Aus- feit zur Gewinnung der breiten Arbeitermassen Berichterstatter J. W. Brown; 8. Erledigung der legungen wird die Oeffentlichkeit darauf aufmerksam für notwendig und beauftragt das Präsidium des eingebrachten Anträge; 9. Internationaler Kampf gemacht, daß heute zwischen 11 und 13 Uhr in Brag Zentralrates der russischen Gewerkschaften, durch um den Achtstundentag: Berichterstatter Th. Lei­Versuche mit einer neuen elektrischen Sirene gefeine Vertreter an der Tätigkeit der RGJ. fyfte- part; 10. Die wirtschaftliche Weltlage: Bericht ten eine festere Tendenz, für Gerste dagegen herrschte matisch und energisch teilzunehmen und gemein erstatter C. Mertens; 11. Abrüstungsfrage und eine schwächere Stimmung und in Weizen war voll. samt mit allen Brudersektionen auf dem Wege des Kampf gegen Krieg und Militarismus: Bericht- fommene Ruhe. Auch der Mehlmarkt blieb ruhig. engsten Zusammenschlusses des internationalen erstatter 2. Jouhaur; 12. Wahlen: a) Wahl der Mais befestigte sich etwas. Futtermittel. Sen und Proletariats vorwärts zu schreiten, um einen or Länder, aus deren Vertretern sich der Ausschuß Stroh, blieben ohne größeren Umsay. In sütjen ganisierten und planmäßigen Kampf gegen den zusammensetzen soll; b) Wahl der Mitglieder des früchten herrschte Ruhe bei unveränderten Breisen. Kapitalismus   und gegen dessen Ausbeutungs- Ausschusses; c) Wahl der Mitglieder des Vor- Fest tendierten Roggen und Weizenkleie. standes; d) Wahl der Sekretäre; e) Wahl des Lan- Samenmarkte setzten Kleefanten ihre Aufträrt bewe­system zu führen." des, in dem der nächste Kongreß stattfinden soll. gung fort. Fett, sowohl amerikanisches als auch Dem Kongreß werden folgende Konferenzen ungarisches, blieb im Preise unverändert und ohne vorausgehen: Am Freitag, den 29. Juli und größeres Geschäft. Auf dem Kolonialwarenmartie Samstag, den 30. Juli vormittags: Internatio- gingen Kaffee and Reis alter Ernte etwas im Preise Es notierten in: Böhm. nale gewerkschaftliche Arbeiterinnen Konferenz und herunter. Sonferenz der Internationalen Berufsfefretariate. Weizen, Prag   235-243, böhm. Roggen, Prag   212 Am Samstag, den 30 Juli, nachmittags, und bis 215, prima Gerste, Brag 170-175, Merfantil­' Sonntag, den 31 Juli: Ausschußsizung. gerfte, Prag   155-160, böhm. Hafer, Prag   143 bis

macht werden.

Deutscher   Volkstranertag 1927. Der beutsche Voltstrauertag zum Andenken an die im Weltkrieg Gefallenen soll am 13. März durchgeführt werden. Die Veranstaltung der Feiern liegt in Händen des Bolfsbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

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In einer finderreichen Gegend Berlins   beob­ochtet ein alter Herr einen fleinen, brolligen Jun gen Sag mal, metu Kleiner," fragt er ihn freund­lich, wieviel Geschwister hast du denn?" Der Kleine sieht den Alten verwundert an, und schon mischt sich ein größeres Mädchen in die Unterhal­tung: Hat jar feenen Zwed, wenn Se den fragen, der kann bloß bis achte zählen." ( Berliner Illustrierte 3tg.")

Martin Andersen Nerö.

Von Bruno Schönlant.

In 14 Punkten wird die Aufgabe der RGJ. formuliert und die Festigung der Verbindungen zwischen den russischen Gewerkschaften und der RGJ. und den abgespaltenen Organisationen der einzelnen Länder verlangt. So verlangt Punkt 7: Die Erweiterung und die organi atorische Festigung der selbständigen revolutionären Ver­bände sowie der revolutionären Minderheitsbewe­

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Nerö selbst, der den Namen der Andersen Dänemark   so zahlreich wie Sand am Meer der Welt zu neuem starkem Klingen brachte. Wie der Märchendichter H. C. Andersen aus kleinsten Verhältnissen stammte, so auch Nerö. Weil jeder Dichter aus den Erlebnissen seiner Kindheit schöpft, die sich im Leben des Mannes zur Gestaltung brängen, ist sein Werdegang für uns überaus wichtig.

ihm die Augen für die soziale Frage öffnete und hellseherisch den Dichter des Proletariats in Negö voraussah, der sich damals der in ihm schlum­mernden dichterischen Kräfte noch gar nicht be. wußt war.

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Int Schaffen des Dichters folgten fleinere Novellen Der Lobgefang der Seele", Küste der Kindheit"( 1911) ,,, Das Glüd"( 1913), das soziale Drama ,, Die Leute auf Dangaard"( 1915), bis er wieder in dem großen Roman der Proletarterin Stine Menschenfind" sich brett und stark aus­strömte

Durch Selbststudium und den Besuch von Volksschulen hatte sich Nexö   weitergebildet und durch die Volkshochschule   zu Askov, die er im Schon die knappe Skizzierung feines Lebens Winter 1891/92 besuchte, erhielt er den ersten zeigt, wie stark in den Werken des Dichters die starken Ueberblick über das Dasein. Vom Früh eigenen Erlebnisse mitgestaltet wurden. Nexö   ist jahr bis in den Herbst arbeitete er gärtnerisch in fein wissenschaftlicher Sozialist, sein Sozialismnis Askov, um dann wieder die Volkshochschule   da- entspringt mehr der starten Gefühlswelt, und so selbst zu besuchen. Darauf wurde er Lehrer an schwingen seine Sympathien zwischen Anarchis einer Fortbildungsschule, doch mußte er sich noch nuts und Kooperative. Aber vielleicht gibt ihm nachtsüber auf das vorbereiten, was er tagsüber gerade das die große Anschaulichkeit, das Sich­lehren sollte. Er wurde schwer brustfrant und verfer fenfönnen in die Gefühle des einzelnen und Die der Masse. Reiner je hat bellböriger in die Kin schwebte lange zwischen Leben und Tod. Witwe des Dichters Molbech verpflegte ihn über berfeelen des Proletariats gelaufcht feiner ift liebe­ein halbes Jahr und verhalf ihm zu 400 Kronen, voller ihrer Entwicklung gefolgt. Und die Schilde­mit denen er länger als zwanzig Monate Italien   rung der ,, Arche" in seinem Belle diefem Zufluchts­und Spanien   durchstreifte. Durch Artikel für ort der Entwurzelten und Deklassierten aclinat Provinzblätter. durchschnittlich mit 1.50 Kronen ihm darum ebenso meisterhaft. wie die Darstel­bezahlt, versuchte er die Summe zu strecken, lernte, lung eines großen Streifs, den wir in allen felber hungernd, auch dort das avme Volk von Phasen mit verbaltenem Atem miterleben. Er Grund aus kennen und eignete sich dessen Landes- sieht die Gefahren, die in so manchem fleinbürger sprache an. Von einem französischen   Hafen aus lichen Traum der Arbeiterschaft enthalten sind gelangte er auf Kosten der Armentasse nach Däne- und hebt überall die Decke auf. wo sich unter mark zurüd. too er Vorträge über Italien   hielt und den einjährigen Staatskursus an einer Lands­hochschule mitmachte. Er wurde Lehrer, schrieb des Nacht an seinen Büchern und lehrte des Tags, bis er der Ueberanstrengung nicht mehr gewachsen war und seit 1901 nur noch mit der Feder sich des Lebens Unterhalt verdienen konnte.

Nerö, der dieser Tage bereits in einigen sudetendeutschen   Städten vor den Arbeitern gesprochen hat, lieft heute in Prag   im Mozarteum" aus seinen Werken. Nero wurde 1869 in einem der ärmisten Martin Andersen- Nerö ist der Dichter des ländlichen Proletariats, das in dem Mahlstrom Arbeiterviertel Kopenhagens  , auf Christianshavn  , der Großstadt zerrieben und umgeformt wird. geboren. Sein Vater war Steinmetz   und ent­Ueber alle eine Schilderungen ist ein Naturgefühl stammte einer berarmten Bauernfamilie, der ausgegossen, das in seiner plastischen Darstellungs- durch Flugfand die Felder vernichtet wurden. Ein fraft ein ungeheuer startes Leben gewinnt. Ob er armseliges Heim und eine kinderreiche Familie, Krähen am Meeresstrand niederfliegen läßt, ob Kaum daß die Kinder kriechen konnten, mußten er sich in das Leben eines Pferdes versenki, ob sie mit zum Broterverb beitragen: Zeitungen er die grünen Weiden   mit ihrem Vieh erstehen austragen, Baispäne auslesen, Botengänge gehen. läßt, oder ob er das düstere Grau einer Miets- Die Mutter ging mit dem Handwagen umher faserne zeichnet, immer wieder ist man überrascht, und verkaufte Fische. Mit seinem neunten Lebens­wie flar und überzeugend seine Milieufchilderun jahr begann der große Umschwung, die Ueber­gen dastehen. Mit derselben Kunst stellt er auch siedlung nach der Insel Bornholm  . Auch hier seine Menschen dar, o daß sie im breiten Strome schwere Arbeit, den Sommer über Vich hüten, im feiner ruhigen Klarheit zu ihrem Schicksal geführt Winter mit dem Vater auf den Klippen Steine werden. Da ist keine Haft und zitternde Qued- flopfen. Doch welcher Kontrast im Vergleich zu filbrigkeit, sondern ein ruhiges und liebendes Ver- Kopenhagen! Wie saugte die durftige Seele des weilen, wie wir es bei den das Volk schildernden Knaben jedes Erleben der Landschaft in sich ein. Malern der niederländischen Schule finden. Menschen und Vich, Acker und Meer mitsamt irgendeiner Hülle die Ausbeutung verbergen will. Aber dennoch, seine Menschen, ja selbst arme dem wechselnden Zauber der Jahreszeiten. An Ob er in Stine Menschenkind" die Tragödie des Kreaturen von Pferden, lassen uns um ihr Schid Schulunterricht war faum zu denken. Selbst die Dienstmädchens darstellt und das übervolle Maß sal zittern, über allem liegt eine verhaltene Span  - dazu bestimmten sechs Monate im Winter mur­von Demütigungen und farger Freude mit ihr bis nung, und nur die Straft feiner Milieuschilderun- den von öfteren Hafenarbeiten unterbrochen. Um zum Grund leert, ob er mit seinem Belle in einem gen hält so fest, daß wir keine Seite zu über- so mehr zog seine hungrige Seele die unverbilde ständigen tapferen Auf und Ab zum endlichen Auf sich durchringt, ob er in der Familie Frank die schlagen wagen. ten Offenbarungen des großen Buches der Natur Der Dichter, der selber dem verarren und der Menschenschicksale in sich hinein. Er ficht Seinen schriftstellerischen Gipfel erreichte er tragische Komödie des verkommenen leinbürgera Bauernstande entsprang, der wie sein Pelle der mit seinen eigenen Augen. Kaum flügge, muß er mit dem Roman Pelle der Eroberer  ". Von darstellt, ob er die Küften der Kindheit auffucht, Eroberer den immer wechselnden Gesang des das elterliche Nest verlassen, um Sütejunge zu ersten tastenden Versuchen aus bis zur strahlerden immer wieder fühlen wir die Gestaltung fraft des Meeres und das breite Lied der Scholle, die enge werden, eine Arbeit, die jetzt in Dänemark   als Entfaltung feines großen Erzählertalentes war Dichters, die allem auf den Grund zu kommen Welt des schwer ringenden Handwerks der kleinen schwerste Männerarbeit gilt. Von 3 Uhr mor- ein großer Weg. Von den Schatten"( 1898), fucht. Keiner befchreibt so wie Nerö das Schicksal Stadt und die atemraubende Spannung der gens bis 9 11hr abends muß er auf den Beinen Eine Mutter"( 1900), Erdivurf"( 1900), den Großstadt in sein Erleben einschloß, schenkte uns sein. Nach einem Jahr verdingt er sich auf vier- Kleinbürgerroman Die Familie Frant"( 1901), der von der Stadt aufaefogenen Landbewohner, neben vielen fleineren wertvollen Arbeiten zwei einhalb Jahre Lehrzeit bei einem Schuhmacher in Ueberfluß"( 1902), Sonnentage"( 1903). die die noch den Rhythmus des Aders oder des Werke ,,, Pelle der Eroberer" und" Stine Men Rönne und bleibt dann noch bei diesem Fache ein einer neuen Reise nach dem Süden ihr Dasein Meeres in sich trugen, bis das Lärmen der Fabri schenkind", die zu den klassischen Werken des pro- einhalb Jahre. Später wird er Handlanger bei berdankten, bis zu dem Standardwerk der prole- fen, der Schrei nach Brot das Elend der beach letarischen Lebens und Kampfes gehören. Der den Maurern. Bei dem Bau einer Kirche auf tarischen Romane, Pelle der Eroberer"( 1906- lofen und die Hoffnungen und Kämie des Zwiegesang zwischen Meer und Scholle und der Bornholm   lernt er einen deutschen Glasergesellen 1910), an dem er über 16 Jahre gearbeitet hatte Industrieproletariats fie in den fiebrigen Rhyth Großstadt ist das Leben von Martin Andersen  - kennen, einen glühenden Internationalen, der und der das Leben seiner Generation umspannt.| mus ihrer Arbeitsbrüder hineinzog.

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