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7. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Arbeitermord!

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

In einem burgenländischen Dorf ist es

Dienstag, 1. Feber 1927.

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Nr. 26.

Ein Invalide und ein Kind von Frontkämpfern gemordet. Große Kundgebungen im Burgenland  

am Sonntag zu einem regelrechten Feuerüber- Organisierter Feuerüberfall auf harmlose Teilnehmer einer sozialdemokrati chen fall auf sozialdemokratische Arbeiter gekommen.

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Zwei Zote und sechs Berlegte.

Täter fliehen nach Horthy  - Ungarn  .

Auf eine marschierende Truppe von republika- Bersammlung im Burgenland  . nischen Schutzbündlern, die zum Schuße einer sozialdemokratischen Arbeiterversammlung in dem Orte erschienen waren, wurden eiva drei­Big Schüsse abgegeben, deren Wirkung eine furchtbare war. Zwei Personen, ein Arbeiter und ein achtjähriges Arbeiterkind, blieben auf der Stelle tot, fünf Arbeiter und ein sechs­jähriger Junge wurden durch Schüsse schwer berlegt und ins Spital gebracht. Die christlich­soziale und judenliberale Presse, die in Dester­reich seit langem ein Herz und ein Schlag ist, hat sofort nach Bekanntwerden der Untat ihre

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Die  

Wien, 31. Jänner. In Schattendorf   im Burgenlande fam es gestern an­läßlich einer sozialdemokratischen Versammlung zu einem Feuerüberfall einer in einem Gasthaus versammelten Truppe von Frontfämpfern auf vorbeimarschie rende sozialdemokratische Ordner. Durch die abgegebenen Schüsse wurden, wie die burgenländische Regierung antlich mitteilt, der Kriegsinvalide Mathias 3maritsch aus Klingenbach   bei Dedenburg und der siebenjährige Schulfnabe Josef Grösing aus Schattendorf   getötet.

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einen Schwerinvaliden, dem im Kriege ein Auge ausgeschossen worden war, durch einen Kopfschuß getötet. Außerdem wurde der siebenjäh rige Sohn eines Eisenbahners durch cinen Bauchschuß getötet. Ferner wurden noch ein sechsjähriges Kind und etwa fünf Erwach sene, meist Banarbeiter- wie es

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und in Wien.  

Wien, 31. Jänner  .( Eigenbericht.) Heu:: vormittags wurden im Braunfohlen- cvier in Neu­  feld im Burgenland   die Betriebe zum Zeichen des Protestes gegen die Mordiat der Frontkämpfer eingestellt und eine Massenversammlung der Ar­beiter abgehalten.

Auch in   Wien war die Erregung so groß. daß in zahlreichen der größten Betriebe vormistaps die Arbeit eingestellt wurde; namentlich in dem großen Arbeiterborort Floridsdorf  , wo alle Betriebe stillstanden, konnten die Arbeiter nur mit Mühe davon zurückgehalten werden, schon am Vor­mittag in die Stadt zu ziehen und hier zu demon­strieren. Am späten Nachmittag fand die große Kundgebung der Arbeiter zugunsten der Steuer­politik der Gemeinde und gegen die Angriffe der Bürgerlichen auf die sozialdemokratische Gemeinde­verwaltung statt; diese Kundgebung gestaltete sich qleichzeitig zu einer machtvollen Kundgebung gegen die Frontkämpferorganisationen. Die Züge, die aus den Vororten zum Rathausplatz zogen, demon­strierten vornehmlich gegen die Mordtat der Front­fämpfer. In der Volfshalle des Rathauses erstattete der Finanzreferent der Gemeinde   Wien, Genosse Breitner, das Referat über die Steuerpolitik der sozialdemokratischen Gemeindeverwaltung. Vor­her aber erhob Bürgermeister Genosse Seik flammenden Protest gegen den Mord von Schatten­  dorf und erklärte, wir werden nicht dulden, daß man den wahren Sachverhalt irgendwie zu ber tuschen sucht. Wir werden unsere ganze Kraft ein­feßen, daß dieses Verbrechen an den Schuldigen gefühnt werden.  

Wien, 31. Jänner  .( Eigenbericht.) Es ist Lügensprißen in Tätigkeit gefeßt, um die un- fein Zweifel, daß der Ueberfall auf den Schuß­angenehme Wahrheit zu leugnen, daß es sich bund in Schattendorf   von den Frontkämp­bei diesen Geschehnis um einen feigen, heim- fern vorbereitet war. Schon seit vielen Tagen tüdischen Ueberfall auf die sozialdemokratischen haben die Frontkämpfer in Schattendorf   herum­Schutzbündler handelt, lügt, diese seien die An- erzählt, daß sie es den Sozialdemokraten schon eigen würden. Schattendorf   ist ein sozialdemo greifer ge vesen und es sei hinüber und herüber kratischer Ort, der vornehmlich von Landarbeitern geschossen worden. Aber außer den toten und und Bauarbeitern bewohnt ist. Trotzdem haben verwundeten Arbeitern hat es keinen einzigen die Frontkämpfer bisher alle sozialdemokratischen Verletzten gegeben und nachgewiesen ist, daß die Kundgebungen gewaltsam zu stören versucht. In­Schußbundler unbewaffnet waren die bürger- folgedessen wurde diesmal die Vorkehrung ge- scheint, nur leicht verletzt. lichen Erzählungen haben sich also raidh als ein troffen, daß die Schutzbündler als Bersammlungs­Es ist festgestellt, daß die Schußbündler nicht Lügenversuch mit untauglichen Mitteln er- schuß aus der Umgebung herangezogen wurden. bewaffnet waren, und daß auch in der ganzen Zeit wiejen. Wer waren nun jene, die unbewaffnete Es kam bereits vorher beim Bahnhof zu die Fenster des Frontkämpfergasthauses nicht be­Arbeiter wie Sajen niederschossen? Es waren einem fleinen Zusammenstoß zwischen schädigt wurden, weder durch einen Schuß noch sogenannte Frontkämpfer, die vorher in Schutzbündlern und Frontkämpfern, doch ist dabei auch durch Steinwürfe. Der Anführer der Front­der dortigen Gegend eine militärische Uebung nichst ernsteres vorgekommen. Als nun die Schuß- fämpfer, der den ersten Schuß abgefeuert hat, ist Vor dem Rathaus war der riesige Play dicht abgehalten hatten und die dem Unterricht im bündler zu der Versammlung zogen und an dem der älteste Sohn des Wirtes des Frontkämpfer­Mordhandwerk die praktische Betätigung folgen Frontiämpfergasthaus vorbeilagen, wurden von anfihanjes, ein geiner Ficharmann. Dieser befeht es waren etwa 100.000 Menschen er­ist nach der Tat li ber die nahe ungarische schienen Von zahlreichen Tribünen sprachen etwa ließen. Frontfämpfer? An welcher Front Grenze geflüchtet. Es scheinen auch die 50 Redner, die natürlich vornehmlich über die fämpfen sie und gegen wen? Was sind das anderen Täter über die ungarische Grenze ge Schat endorfer Mordtat sprachen. Um halb 7 Uhr für Menschen, die im neurien Jahre nach dem auf sie abgefeuert. Trotzdem wurde die Verfamm- flüchtet zu sein. Daraus ergibt sich, daß sie fich war die Demonstration zu Ende und die Züge zer­Strieg noch immer an der" Front" stehen, für lung noch abgehalten. Als die Versammlung aus streuten sich wieder in die Bezirke. die der Krieg noch immer nicht beendigt ist war, hörten die Genossen bereits, daß auf der und die sich im militärischen Handwerk für ein neues Blutvergießen vorbereiten? Wer sind die Väter, die Geldgeber, die Interessenten dieser militärischen Formationen?

Es ist nicht der erste Movd, der in Defter­reich von den bewaffneten Horden der Front­fämpfer verübt wurde. Die österreichische Ar­beiterschaft fann bereits auf eine ganze Reihe

von Blutzeugen zurückblicken, die der Mordgier

diejer Benden zum Opfer fielen. In der Tat

dort

die ersten Schüsse

Straße geschossen wird.

Die Schüsse waren gegen die Schuh­bündler abgegeben worden; sie hatten tatsächlich einen der Schutzbündler,

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schon vorher Pässe oder Grenzübertrittscheine ver­Sohn wurden verhaftet. Die Verbindung mit schafft haben. Der Wirt selbst und sein jüngerer Ungarn   ist auch dadurch erwiesen, daß bei dem ersten kleinen Zusammenstoß die Frontkämpfer sich über die ungarische Grenze geflüchtet hatten und von dort auf einem anderen Weg wieder nach Schattendorf   gekommen waren.

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Biertelstündiger Brotestit eif am Tage des Begräbnisses.

Jm niederösterreichischen Landtag haben die Sozialdemokraten heute einen Dringlichkeitsantrag eingebracht, worin sie darauf verweisen, daß nach den Berichten der Gendarmeriefommanden sich die Ungarn   auf einen neuen Einfall in österreichisches Gebiet vorbereiten, wobei auch die Zivilbevölke rung an der Grenze mit Waffen beteilt wird. Den Boden für den geplanten Ueberfall auf österreichis sches Gebiet bereiten nun die Frontfämpfer vor, die zweifellos im Dienste der magyarischen Ban­den stehen. Die Landesregierung wird daher auf­gefordert, bei der Bundesregierung zu erwirken, endlich Einhalt getan werde. Die Dringlichkeit und der Antrag selbst wurden tatsächlich im Land­tage angenommen und der chriftlichsoziale Landes­hauptmann erklärte auch, er werde sich mit der Regierung ins Einvernehmen sehen und spreche den Opfern des verbrecherischen Treibens sein Be dauern aus.  

Wien, 31. Jänner  .( Eigenbericht.) Am Mitt- ruhe wird durch Signale der Fabriksfirenen ange­war es immer nur die ungezügelte Mondlust woch werden die beiden Opfer der Schattendorfer zeigt werden. Je nach den Betriebsverhältnissen diejer buntscheckigen Scharen von Abenteurern, Bluttat begraben. An diesem Tage werden die Ar- sind während der Arbeitsruhe kurze Betriebsverbaß diesem schädlichen Treiben gegen die Republik  die im wütendsten Arbeiterhaffe erzogen wer beiter und Angestellien in ganz Desterreich sammlungen abzuhalten. Von der Arbeitsruhe ist den, die ihre Schießeisen zum Losgehen brachte. Die Frontkämpfervereinigung ist die spezifisch um 12 Uhr mittags für 15 Minuten alle Arbeit nach den getroffenen Dispositionen nur dort Ab­österreichische Form des Fascismus. Sie ist der einstellen, um so mit allem Nachdruck für die Forstand zu nehmen, wo Gründe der Menschlichkeit Sammelfanal für alle möglichen verfommenen, derung nach der sofortigen Auflösung der Front- oder der allgemeinen Sicherheit es erfordern. angefaulten, abenteuer- und beutelustigen Ele- fämpfer zu demonstrieren; der Beginn der Arbeits­mente. Nationalsozialisten, Christlichsoziale, M

Monarchisten, ehemalige Offiziere, allerlei de­

www.

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klassierte Existenzen, Sadisten, dunkle Ehren- dieser Organisation bewaffnet herumlaufen und muß, läßt der Bourgeoisie gerne jo manches männer, dies alles ist in dieser unter christlich sich für den Krieg gegen die eigenen Bürger materielle Opfer für den Fascismus, in dem Ein Proteftaufruf des Barteivorstandes  Wien, 31. Jänner  .( Eigenbericht.) Der sozial­fozialem, großfapitalistischem und monarchisti- durch militärische Üebungen ganz offen vorbe sie ihr legtes Rettungsmittel erblickt, bringen. Nicht überall hat der Fascismus die gleichen demokratische Parteivorstand hat gemeinsam mit ichem Protektorate stehenden Vereinigung zu reiten. jammengeströmt und bildet den wichtigsten Die Bluttat in dem burgenländischen Dorfe Fortschritte zu verzeichnen, aber überall lauert der Gewerkschaftskommission einen Aufruf an die Posten in der Rechnung der durch den Krieg enthüllt der Arbeiterklasse wieder einmal die er auf den günstigen Augenblick, um loszuschla Arbeiterschaft herausgegeben, worin besonders und Umsturz enithronten Mächte ,, die noch ganze Größe der furchtbaren Gefahr, in die sielgen und der Arbeiterschaft das Helotenschicksal darauf verwiesen wird, daß die Fronikämpfer sich immer hoffen, durch einen neuen Umsturz durch den von der Kapitalistenklasse ins Leben zu bereiten, wie es ihm in Italien  , in Bul- als hoch verräterische Organisation wieder in den vollen Besiz ihrer Vorrechte zu gerufenen und mit ihrem Gelde ausgehaltenen garien, in Spanien   und Griechenland   bereits betätigen, die Ungarn   helfen will, das Burgenland  von der Republik   loszureißen, und daß diese hoch­gelangen. Die gewaltige gesellschaftliche Umschich Fascismus sich versezt steht. Sie muß eine Lehre gelungen ist. Wehe der Arbeiterschaft, wenn sie verräterische Organisation den Schutz der Regie­tung, die der Krieg und die ihm folgenden und Mahnung für die Arbeiter in allen Län irgendwo einen Augenblick in ihrer Wachsam- runo genießt. Es wird deshalb die Arbeiterschaft Ereignisse zur Folge gehabt haben, hat die dern sein. In allen Ländern ist der Fascismus teit nachläßt oder es versäumt, sich zur Gegen aufgefordert, die Republik  , aber auch ihr einenes Voraussetzung für die Bildung jener Schichte trotz der verschiedenen Namen und Formen, die wehr gegen dieje Organisation der nacktesten und Leben zu schüßen und den republikanischen Schutz­geschaffen, die sich aus verrohten, aus dem Ge- er als Verkleidung erwählt hat, dieselbe Er brutalsten Gewalt entsprechend zu rüsten! Werbund aus ubauen und überall zu verlangen, daß leije geworfenen und moralisch wie gesellschaft scheinung, die überall aus den gleichen Ursachen den wir uns doch endlich der Tatsache bewußt, dieses magyarische Frontkämpfergesindel aufgelö lich entwurzelten, zu allem fähigen und zu erwächst. Er ist im Grunde nichts anderes, als daß die Bedingungen des Klassenkampfes sich wird. allem entschlossenen Menschen zusammenießt, das Werkzeug der Inhaber der wirtschaftlichen von Grund auf geändert haben, und daß wir das Rekrutierungsmaterial für diese Lumpen Macht zur Wiederherstellung der politischen einem Feinde gegenüberstehen, der weder Sen Die Einigung des norwegischen und Mordgarde der diktaturlüfternen Bour- Autorität der herrschenden Klasse. Die demo- timentalität noch Einsicht und Erbarmen tennt. geoisie bildend. In Desterreich, dessen Vertrüp- tratischen Staatsformen und das Wachstum Kein Land, in dem der Fascismus nicht seine pelung eine Gesundung des zerstörten Wirt der politischen und allgemeinen Bildung der Keimzellen hätte, kein Land, in dem das fasci­schaftskörpers unmöglich macht, und dessen Zu- Massen haben diese Autorität durchlöchert, ohne stische Ideal nicht zu tiefst in den Herzen un­stand in weiten Kreisen des Bürgertums die daß die Kapitalistenklasse aufgehört hätte, die jerer Widersacher schlummern. würde! Wollen Sehnsucht rach Wiederkehr der alten Machtver- Produktion in vollem Umfang zu beherrschen. wir warten, bis der Fascismus den Augenblick hältnisse ständig nährt, erfreut sich der Front Leute, die, um im Trüben fischen zu können, für günstig hält, über uns herzufallen, oder fämpfer- Fajcismus einer besonders liebevollen mit Knüppel und Revolver für die Wiederher sollen wir unsere Waffenrüstung blinkhalten, Förderung. Die christlichsozial- großdeutsche Re stellung des Autoritätsprinzips der Besitzenden damit er sich nie zu Taten hervorwage? Da es gierung hat sich bisher der Aufpäpelung der zu arbeiten bereit sind, sind heute überall leicht um Schicksal und Zukunft des Sozialismus wie Frontfämbier- Mordbuben fürsorglich gewidmet, zu finden, und die Gewißheit, daß die Demo- der Arbeiterflasje geht, fann die Antwort nicht sie hat es ruhig geduldet, daß die Mitglieder krafie den Besißlosen einmal den Sieg bringen schwer fallen!

Proletariats.

Einigun svarteitag in Oslo  Oslo, 31. Jänner. Auf dem gemeinjamen Kongreß der norwegischen Arbeiterpartei und de fozialdemokratischen Arbeiterpartei wurde be schlossen, beide Parteien zu einer Partei 31 sammenzuschließen. Im Laufe des Sonntags ve anstalteten die beiden Parteien sowie die fachlich. Organisationen einen Demonstrationsumzug.