Beite S

Tschechische Premieren.

Stanislaus Lom: Büßende Venus"( Weinberger Stadttheater).

Das Stüd, ein Jesusbrana, versprach mehr, als es halten konnte. Wenn ein Dichter des 20. Jahr hunderts sich diese Aufgabe stellt, vergesse er nicht, wieviel an dem wahren Portrait Jesu   durch 19 Jahrhunderte verdorben worden ist. Wie alltäglich ist heute sein Mischee, wie unwahr, wie unerlebbar. Stanislaus Lom ist der einzigen, aber schweren Auf­gabe, die dieser Stoff bietet, die wahre Gentatität bes Freundes der Mühseligen und Beladenen lebendig zu schildern, nicht gerecht geworden! Sein Jefua von Nazareth ist ein Konversationslegifon für Bibilzitate, von denen auch nicht eines ben Bu­hörern erspart bleibt. Darum erschien auch die durch bie hohlen Worte bewirkte Belehrung Magdalenas unwahr. Die Gestalten des müden Weltstädters Pilatus und des manchmal etwas bramarbasartigen Barrabas waren besser. Das Spiel des Pilatus ( Babra) war sehr gitt, auch Smolit( Barrabas  ) gefiel bis auf ein bißchen zuviel Gebrüll, während Stěpanet als Jejua absolut daneben griff. Jb Loba als Magdalena war manchmal sehr gut, als Rototte aber etwas zu übertrieben und unwahr. Was Spiel und Stück verdarben, das ersetzte die Regie, deren intime Liebesszenen, Volksaufläufe und grandiose Szenierung von Jesus   Tod durch Dunkelheit und Lichterregen einen gewaltigen Eindrud hinterließen. Die Regie hatte Jaroslav Kvapil  .

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Eugen O'Neill: Anna Christie"( Ständetheater  ). Stück und Autor beweisen, daß es eine, sogar bom landläufigen Trott mittelmäßiger, gut bürger­licher Theater abweichende Möglichkeit geben könnte, das tschechische Theaterleben über sein Hangen und Bangen zwischen provinziellem, sogenanntem Expref­sionismus und alter jambisch getrillerter Sentimen­balität emporzuheben.

O'Neill ist aber vor allem für uns ein Dichter des Proletariats! Das Proletariat verlangt auch auf der Bühne nach Entfesselung und Gestaltung, und O'Neill trifft dorthin, wohin bis jetzt viele revolu­tionär gesinnte Dramatiter zunächst vorbeigezielt haben: ins Herz" des Proleten, oder weniger senti­mental: ins Gefühlsleben: O'Neill beweist das an den dramatischen Momenten des Stüdes, die auf Ge­fühlsausbrüche oder deren Fehlen aufgebaut und denen des Bürgers entgegengesetzt sind. So haben wir ein Profetendrama gesehen wie es sein soll, tendenglos, nicht albern und erschütternb im Drud der Außengewalt auf die sich dagegen bäumen den Instinkte des Proletariats. Ein feinsinniger Regisseur, Dost a I, wurde vom bekannten Maler Vlastimil Hoffmann in der Milieumalevet unter stüßt. Eine hervorragende Leistung war Jaroslav Boytas Kapitän Christopherson; ebenso fein ge­löst und stückentsprechend war bei Leopolda Da ft a- tovas Anna die Aufgabe, aus der Härte und No­bustheit der Rolle feine seelische Momente hervorzu­zaubern. Vydras Burte war gut. Man muß sagen daß in solchen Stüden das oft störende Pathos der Tschechen zugunsten eines gefunden, robusten und vor allem echten Tones schwindet und die Leistungen der   Tschechen auch anderen Völkern wertvoll macht. N. Sejfullina: Birineja.( Weinberger Stadttheater.)

Sibirisches Dorfleben mitten in einen offiziell sowjetistischen Rahmen hineingepreßt. Mitten im Stüd tritt die Revolution ein, der Held des Stückes wird Stommissär, seine Frau wird von den Weißen erschossen und hört sterbend noch vom Siege der Roten. Das wirft ein bißchen offiziell, wird aber aufgewogen durch mehrere starke( manchmal zu starke) Momente und Szenenbilder, die stizzenhaft laufen und nicht gerade gesteigert werden. Gleich das crfte Bild war äußerst interessant. Mutter Motějicha und Viriněja, die Lagergenoffin ihre Sohnes   Wasil streiten. Dichtung und Spiel wetteiferten im Natu ralismus dieses Dorfstreits und gestalteten ihn äußerst interessant.

Ein anderer Moment, zugleich eine der besten Satiren auf religiöse Uebertriebenheit. Ein Muschil, Sawelij, ist von religiösem Wahnsinn befallen und erwartet den ihm angeblich von   Gott prophezeiten Tod: Sensation fürs ganze Dorf! Der Todeskandidat betet und wartet, schlägt selbst den Takt zu seinen Sterbechorälen, doch der Körper ist frech und lebt weiter, zwei Nächte wartet das Dorf, dann verspottet man Gamelij.

Virinčja, die ihrem brustkranken Wafil wegge laufen ist, weil sie nach Leben dürftet und ihren Geliebten, den Ingenieur verloren hat, vertritt jetzt eine Bäuerin, die beim verwundeten Gatten in  Moskau weilt. Sehnsucht nach Leben und vor allem nach Kindern spricht aus ihr. Ein Urlauber nimmt fie als Hausgehilfin an, später wird sie seine Gattin. Es gibt Revolution, ihr Gatte Stommissär, rüdt ein, Rojaten stürmen das Haus, und lauern so lange auf die Flüchtige Biriněja, bis sie erwischt wird. Ein Schuß endet ihr Leben, als es gerade anfangen wollte. Neben der offiziellen Jdee: Revolution behütet das Leben, Gegenrevolution zerstört es", ist bie wunderbare, wenn auch uns   Deutschen nicht mehr originelle Gestalt der Virineja, eine Marie aus Woyreck von Büchner ins Sibirische übertragen, wertvoll.

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Ein Steinzeit- Menſch gefunden. Bei Sillerö Ernst   Sattler,

auf der dänischen Insel   Seeland wurde bei Grabun gen ein guterhaltenes Sfelett gefunden. Die vom dänischen Nationalmuseumt eingeleitete Untersuchung ergab, daß es sich um einen Steinzeitmenschen han­delt. In dem Grab wurden außerdem drei Feuer­Steindolche gefunden.

Am Geburtshaus von Robert   Blum in   Köln,

Maushgajje 9, hat die   Kölner Stadtverwaltung auf Veranlassung der   Kölner Einwohnerschaft eine Ge denktafel mit dem Bildnis Blums von der Hand des  Kölner Bildhauers H. Fris anbringen lassen. Die Tafel trägt die Inschrift: Robert   Blum, geboren an dieser Stätte am 10. 11. 1807, erschossen zu   Wien ant 9. 11. 1848. Jch starb für die deutsche Freiheit, für die ich gekämpft. Möge das Vaterland meiner eingeben sein!" Die beiden letzten Säge sind als

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Paris, Paris, 9. Feber. ühter Die Große Oper hat gestern abends den Rosen- vaustiere. tavalier"   von Richard Strauß als erstes Werk Büchtungslehre.... eines lebenden deutschen Komponisten in ihr Repertoire aufgenommen. In der General­probe, die gestern vor geladenen Gàn erfolgte, fand die außerordentlich sorgfältig vorbereitete Vorstellung einen von Aft zu Att steigenden BeifallI. Die Frau Gutheil  - schoder geleitet, wodurch eine sandbuch der Inszenierung der Oper wurde von der Künstlerin tilgerechte, den Intentionen des Textdichters Hugo  von Hoffmannsthal und des Komponisten entspre chende Wiedergabe gesichert wurde. Von den Dar­ftellerinnen sind besonders zu nennen: die Marschal­lin der Frau Campredon, der Rosenkavalier der  Frau Germaine Lubin, die Sofie von Frl. Jane Laval und auch der Ochs von Lerchenau des ausgezeichneten   Bassisten Huberty.

Faschingsfest des Deutschen Landestheaters. Wie in den vergangenen Jahren, so veranstalten Chor und Orchester des Deutschen Theaters auch heuer einen großen Faschingsball, der diesmal unter der Debise Rout im Garten Eden" abgehalten wird. Direktor Kramer und Frau haben das Protektovat übernommen, Herr Stadler wird die Regie führen und die Defovationen besorgt Ober­inspektor Rotulan. Der Rout findet Samstag, den 5. März im großen Radiosaale in den Weinbergen statt. Dem Unternehmen des Theater­perfonabs ist ein guter Besuch und ein schöner Er­folg au wünschen.

Ein hübscher Drudfehler ist bei der Ankündi­gung eines Faschingsprogrammes Herbert Königs marts und Baula Wesselys   in der Urania" im ,, Prager Tagblatt" unterlaufen: Scharmante Kein­funft!" Wir glauben voraussagen zu fönnen, daß der Doudfehlerteufel in diesem Falle gelogen hat.

Spielplan des Neuen Deutschen Theaters. Heute, Freitag, 7 Uhr( 82-2): Garten Eden."- Samstag, 7 Uhr: Premiere Schwa Ibennest".

Sonntag, 11 Uhr: Kammermuiit; 2% Uhr, Arbeitnehmer- Vorstellung: Carmen"; 7 Uhr: Schwalbenne st". Montag, 7 1hr( 84-4)  : Lohengrin".

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Spielplan der Kleinen Bühne. Heute, Freitag, Kulturverband: Oskar, laß dich nicht ver­

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Sport.

Deutscher Arbeiter- Turn- und   Sport­berein Prag. Mitglieder, Achtung!

Spielpiapfrage. Die Verhandlungen, die schon durch längere Zeit wegen Beschaffung von Sommerspielplätzen geführt wurden, stehen vor dem Abschluß. Nächste Woche wird das Ergebnis den Mitgliedern bekanntgegeben werden können.

"

Ausschußsiz utg. Dienstag, den 15. Feber um 7 Uhr abends im Sozialdemokrat" Ausschuß­sigung mit sehr wichtiger Tagesordnung. Kein Funk­tionär darf. fehlen!

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Freitag,

Mitglieder- Bersammlung. den 18. Feber, abends( Lokal wird noch genannt), Vereinsversammlung. Tagesordnung: Spielplatz- und Gerätefrage, Sommerprogrammt.

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Tennis. Mitglieder, die Vorliebe für das Tennisspiel haben, wollen sich bis nächsten Diens tag beim Turnipart, Genossen Hell mich, melden. Da uns zu verhältnismäßig günstigen Bedingungen ein Spielplatz angeboten wurde, besteht Aussicht zur Gründung einer Tennisabteilung

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Die originelle Idee, kleine Häuser mit sicht. barem Innenraum in eine frierende Landschaft zu Wichtige Turnstunde. Für nächsten Don­stellen; jei Vlastimil Hoffmann gedankt. Dienerstag( 17. Jeber) ist uns wieder der Besuch des Regie war sein und fenntnisreich: Intimität und Bundes- Turnwartes, Genossen Graffe, zugesagt. Steinarbeit verbanden sich mit Farbe und Milieu- Technische Funktionäre an diesem Tage zwischen 6 charakteristik trotz einfachen Linien. Pačovas und 7 Uhr abends in der Turnhalle gestellt. Zu den Birinēja war glaubhaft und innerlich ſtart. einzelnen Riegen zahlreiche und pünktliche   Beteili­Stepanets Suslow war sehr fein, Smolits Salvelij durchaus bärenhaft, Veverkas Wasil er­greifend.

Jm ganzen war auch dieses Stück der frucht­ baren   Linie der Tschechen so günstig, daß es auf dem tschechischen Theater nur gewinnen konnte.

-16.

gung notwendig

Die Vereinsleitung Herausgeber Dr  . Ludwig Czech. Berantwortlicher Redakteur Dr  . Emil Strauß. Drud: Deutsche Zeitungs- A  .- G., Prag. Für den Druck verantwortlich: D. Holit.

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TISCHLERGASSE NR. 6.

Auf das tiefste erschüttert, verständigen wir alle Freunde und Verbandsmitglieder von dem Ableben des Bizepräsidenten unserer Organisation, unseres Kollegen

Friz Eger

Beamten der Rarisbaber giliale des Allgemeinen Böhmischen Bant- Berein

der am 9. d. M. nach kurzer schwerer Krankheit im 41  . Lebensjahre in Karlsbad ver: schieden ist.

Durch das Hinicheiden des Kollegen ger erleiden nicht nur wir, sondern auch die gesamte freigewerkschaftliche Bewegung einen uneziezlichen Verlust. Seit Gründung der Organisation war er einer ihrer besten Führer, der seine Lebensaufgabe in der Interessenvertretung seiner Berufsgenossen erblickte.

Die Singabe, mit welcher er die Geschide unseres Verbandes leitete, seine hervor­ragenden persönlichen Eigenschaften und die von ihm für unsere Bewegung erbrachten Opfer, fichern ihm jederzeit unsere dankbare Erinnerung und unser ehrendes Gedenken an sein Wirfen. Das Leichendegängnis des teuern Verblichenen findet Samstag, den 12. d. M., um 23 Uhr nachmittags in der Karlsbader Leichenhalle statt. Brag, den 10. Feber 1927.

Zentralvorstand

4549

bes Verbandes ber Bant- und Gpartaffenbeamten in der Zichechoslowatt chen Republir.