Beite
Die ,, Methoden" eines gewesenen Marristen.
Von Gustav Schweizer.
Offensive der Kantontruppen.
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Hangtschau vor dem Fall.
Die Stadt Hangtschau liegt etwa hundert morten, ist Sache autoritativer Stellen. Ich will Meilen südwestlich von Schanghai . mich daher im folgenden auf jene Teile des Wollschack'schen Aufsatzes beschränken, die sich mit der Reichsfürsorgekonferenz in Bodenbach und mit London , 17. Feber. Die letzten Meldungen unserer Kinderfreunde"-Bewegung beschäftigen. bestätigen, daß General Suntschuanfang bei Sekian Die höhnischen persönlichen Bemerkungen des 000 Herrn Abgeordneten sind einer Evwiderung nicht mert. Herr Professor Wollschack beendet seinen Arti
fel mit den Worten:
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Freitag 18. Feber 1927.
fommission wirkt auch in diesem Zusammenhange wie eine unüberlegte Provokation. Herr Profeffor Wollschack weiß fehr gut, daß der erste Präsident des Reichsverbandes für Jugendfürsorge der deutsch nationale Senator Prof. Hartl, der jezige London , 17. Feber.( AR.) Nach Berichten von den Kantontruppen geschlagen und nach Präsident des Reichsverbandes und gleichzeitig der Herr Abgeordneter Professor Wollsch ad aus der Provinz Tschekiang finden dort schwere Sangtschau gedrängt wurde, dessen Einnahme böhmischen Landeskommission der deutschnationale hat es für gut befunden, sich in dem Kampf gegen Stämpfe statt. Die starke Stantonarmee greift die unmittelbar bevorzustehen scheint. Bürgermeister Dr. Bayer, der Präsident der unsere Fürsorge- und Erziehungstätigkeit person- Front des Generals Suntschungfang in einre Entschlesischen Landeskommission der christlichsoziale lich zu engagieren. Unter dem Titel Marristische fernung von 40 Meilen gegen Süden von der Senator Stollberd ist. Fühlt er denn nicht, Methode" veröffentlicht er im Nordmährischen Stadt Hangtschau an. Die Nationalisten, welche den aus Sankau zufolge soll einer der bedeutendsten dem so ialdemokratischen Politiker die Eignung abSchanghai, 17. Feber.( Reuter.) Nachrichten wie unlogisch, ja widerfinnig es ist, gerade nur Grenzboten" einen Artikel, der einerseits von unrichtigen Voraussetzungen ausgeht, andererseits Meldungen zufolge zahlreich Verstärkungen aus Generäle Suntschuanfangs, der bisher mit einer susprechen, eine leitende Funktion in der öffenteine ganze Reihe unwahrer Behauptungen auf der Provinz Kiangtfi erhalten, haben eine scharfe Armee in der Provinz Tschekiang stand, nach der es sich um einen Mann handelt, der seit mehr als lichen Fürsorge zu bekleiden? Noch dazu, wenn stellt, so daß im Intereffe der Sache eine aufllä- Offensive gegen dieses wichtige Zentrum unter- Provinz Anhwai marschiert sein, um dort abju- einem Jahrzehnt in der deutschen Kinderfürsorge rende Entgegnung geboten erscheint. Auf die An- nommen, welches auch das unmittelbare strate- warten, welche Partei bei den bevorstehenden unermüdlich tätig ist! Unwillkürlich drängt sich griffe gegen die Leitung der Deutschen Lanbestommission für Kinderschutz und gische Ziel ihrer Angriffe ift. Kämpfen die Oberhand behalten wird. Auch die der Vergleich auf zwischen dem ,, bollsfremden" Jugendfürsorge in Mähren zu antdritte Armee Sunischuanfangs soll zu den Süd- Sozialdemokraten, der in seinen wenigen freien Süd- Stunden für das Wohl der deutschen Jugend artruppen übergegangen sein. Die auf dem Rückzug beitet, und dem Volksvertreter ,, arischen Geblüts", befindlichen Truppen Suntschuanfangs sollen zahl der letzten Endes" die Zertrümmerung unserer reiche Plünderungen verüben und eine Reihe von deutschen Kinderfürsorge in Erwägung zieht". Chinesen erschossen haben. Ein Kapitel für sich bilden die Darlegungen, die Herr Prof. Wollschack unserer Kinder0000000000000000000 freunde" Bewegung widmet. Da der Herr fessor in der Diskussion anwendet. Wie Herr Di-| Sache muß also anders gemacht werden. Herr Abgeordnete offenbar keine Ahnung davon hat, rektor Tscha mler, eröffnet auch Wollsch a d Wollschack greift aus der Resolution sowie aus was diese Bewegung erstrebt, nach welchen Medie Auseinandersezung mit einer Polemit gegen der Rede des Gen. Dr. Czech einige Säße her thoden sie arbeitet, polemisiert er, das ist halt so unsere Reichsfürsorgetonferenz Es ist Pflicht der deutschen Delegierten, Mit- Bodenbach. Ich muß daher nochmals in organisationen sowie auf die von gecen- de Tscheka in Sowjetrußland!! in aus, die sich auf unsere Erziehungs - ariche Impulsivität, statt gegen die Kinderfreunde tel und Wege zu finden, um die Fürsorge für Stürze feststellen, was bei dieser Konferenz be- der Partei zu gründenden allgemei-" Die sozialdemokratische Erziehung," so erzählt er deutsche Kinder im deutschen Geiste zu schlossen wurde. Die viel umstrittene Bodenbacher nen Fürsorgevereine beziehen und den den erstaunten Lesern des„ Grenzboten", bildet leiter. Legten Endes ist die Trennung in Er- Resolution enthält im wesentlichen drei Forderun- sozialistischen Charakter dieser Organisa- nämlich sozusagen erft die Unterstufe. Die fogewägung zu ziehen, um die Kinder- und Jugend- gen: 1. Tatkräftige Förderung unserer Erziehungsionen betonen, er unterläßt es aber, diesen nannten Kinderfreunde find die Theoretiker.„ Auf organisationen Kinderfreunde" und Sozialisti- Busammenhang klar ulegen, ja er stellt die Sache der Oberstufe, der kommunistischen, erzieht man fürsorge auf deutscher Grundlage, unter Ausscher Jugendverband"); 2. Mitarbeit in der neu- geradezu so dar, als ob diese Säße das eigent- die Praktiker. Da geht man vom Wort zur Tat. schluß aller volksfremden und volks- tralen Kinder- und Jugendfürsorge( Landes- liche Programm für unsere Mit Das lehrt Rußland . Wer sich hier einen genaueren feindlichen Elemente, aufzubauen." An einer fommissionen, Bezirksjugendfürsorgen); 3. Schaf- arbeit in der neutralen Rinder für Einblick verschaffen will, der lese Poppofs Buch anderen Stelle seiner Ausführungen sagt er:„ Ein fung sozialdemokratischer Fürsorgevereine( Unter- forge enthielten. Daß die Resolution dort, wo über die Ticheka". Man hört förmlich, wie der anderen Stelle seiner Ausführungen fagt er:„ Einstübung notleidender Erwachsener). Sowohl die von dieser Mitarbeit die Rede ist, mit aller Serr Profeſſor erleichtert auffeufst, nachdem so ausgesprochener Parteimann darf nicht an der Resolution Rögler als auch die Rede des Gen. Deutlichkeit unbedingte Neutralität for die Brücke zu einem ihm geläufigen Thema geSpitze der deutschen Kinderfürsorge stehen, am aller| Dr. Czech bringen mit aller Deutlichkeit zum dert, daß diese Forderung eigentlich nur wieder- funden ist. Mit breiten Behagen berichtet er nun wenigsten ein internationaler Sostal- Ausdrucke, daß unsere Erziehungsarbeit sowie die holt, was vor einigen Jahren der Aussiger von dem Morden der Bolschewiken, dem Tiefstand demokrat, der noch dazu, seiner Abstammung zu gründenden sozialdemokratischen Fürsorge- Ba'rteitaa beschlossen, das alles kann Herrn der Moral des russischen Volkes, dem amtlichen bereine selbstverständlich sozialistisch orientiert sein Wollschack nicht beirren. Das sind einfach Glückwunschtelegramm Kalinins an eine zwölffähwerden, daß aber die öffentliche Kin- orientalische" Manöver. Ich bin zu wenig Fachrige Mutter und die Kinderfreunde"-BeweDamit ist endlich einmal offen gesagt, was der- und Jugendfürsorge unbedingt mann, um zu entscheiden, ob diese Art von Be cung ist erledigt. So polemisiert ein deutscher die Herren erstreben: Menschen, die jahrelang in bon allen politischen Einflüssen richterstattung einwandfrei. ,, arisch" ist. der deutschen Kinderfürsorge unermüdlich und freigehalten werden muß. Die Bodenselbstlos gearbeitet haben, brutal beiseite stoßen, bacher Resolution sagt ausdrücklich: den größten Teil des deutschen Proletariats als volksfeindlich" von der Mitarbeit ausschließen, ,, legten Endes" die einzige offizielle Fürsorgestelle für die deutsche Jugend zerschlagen das sind die Ziele, die den Herrn Professor begeistern. Die jes Programm vertritt ein deutscher Abgeordneter, der noch dazu von einer Arbeiterpartei" gewählt wurde! Die ganze Sache ist so ungeheuerlich, daß sie wohl überhaupt nur psychologisch erklärt wer den kann, Herr Professor Wollschack hat seine politische Laufbahn nicht in der nationalsozialistischen Partei begonnen. Er war lange Zeit selber inter nationaler Sozialdemokrat", hat viele Jahre als Genosse" im Kreise jener volksfremden und Das alles ist so far und eindeutig, daß ein volksfeindlichen Elemente" verkehrt, die er heute Mißverständnis ausgeschlossen, ja selbst eine Miß bekämpft. Erst nach dem Umsturz hat er aus deutung kaum möglich ist. So sollte man wenig Gründen, die ich in diesem Zusammenhang nicht ſtens meinen. Aber es gibt Wethoden", die auch zu untersuchen habe sein politisches Glaubens dieser Situation gewachsen find. befenntnis geändert. Man kann sich des Ein- Die besonnene und fachliche Stellungnahme druces nicht erwehren, daß die extrem- nationali- der Bodenbacher Konferenz bildet natürlich für stischen Forderungen, besonders aber der demon- die Eroberungspläne des Herrn Wollschack und strativ zur Schau getragene Rassenhaß helfen sol- jener, die hinter ihm stehen, ein peinliches Hinderlen, die neuen Freunde von der kompromittieren- nis. Wollte man der deutschen Bevölkerung sagen, den Vergangenheit abzulenken. was in Bodenbach tatsächlich beschlossen wurde, Im übrigen bestimmt natürlich die Ziel so würde niemand begreifen, warum man des setzung auch die ,, Methoden", die der Herr Pro- halb die deutsche Kinderfürsorge spalten soll. Die
nach, kein Deutscher ist!"
„ Die Aufgabe unserer Organisationen, und vor allem der von uns in die Landeskommissionen und Bezirksstellen für Kinderschutz und Jugendfürsorge entsendeten Vertrauensmänner wird es sein, darüber zu wachen, daß diese Einrichtungen nicht nur von sozialem Geiste erfüllt, sondern auch ihrem halbamtlichen Charakter gemäß im neu tralen Geiste geführt und vor allem jed wedem politischen oder parteimäßigen Einfluß entrüdt werden."
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Abgeordneter, der seinem Beruf nach Mittelschullehrer ist, der sich noch immer, So ialist" nennt, gegen die Bemühungen unserer Arbeiterschaft, um die Erziehung ihrer Kinder!
Uebrigens scheirt Herr Wollschack selbst der Beweiskraft seiner Argumente doch nicht ganz zu trauen, Um vollkommen sicher zu gehen, rät er Eine Auseinanderseßung auf dieser Basis ist daher allfälligen Zweiflern, die Reden des Gen. natürlich nicht möglich. Auch wenn alle die Sch weiter nachzulesen, der im Vorstand der Schauermärchen, die Wollschack über Sowjetruß Landeskommission( unerhört! Anm. d. Red.) Siz land erzählt, buchstäblich wahr wären, würde dies und Stimme hat". Nur schade, daß diese ,, Reden" natürlich gegen die Kinderfreunde" Bewegung es handelt sich offenbar um einige furze Be- nicht das Geringste beweisen. Wer die einschläcige merkungen bei einer internen Fürsorgekonferenz Literatur und Praxis auch nur ganz oberflächlich in Olmütz - bis jetzt nicht gedruckt worden sind. kennt, weiß, daß zwischen der Kinderfreunde" Um Legendenbildungen vorzubeugen, möchte ich Bewegung und den Kommunistischen Kindergrup aber doch feststellen, daß ich lange nicht so im- pen zumindest ebenso große Verschiedenheiten bepulfib arisch" gesprochen habe, wie Herr Wollschack stehen, wie zwischen der Taktik der sozialdemokra glaubt. Ich habe in Wesentlichen nichts weiter tischen und der kommunistischen Partei. Die ,, Megefordert, als eine Gewähr dafür, daß in Zukanst thode", die Herr Prof. Wollschack in der Distusalle Bevölkerungsschichten- also natürlich fion gegen die Kinderfreunde" Bewegung anauch die Arbeiterschaft in den Bewendet, ist weder marristisch noch antimarxistisch, zirksjugendfürsorgen nach einem Verhältnisschlüssel sie ist einfach einer ern sten Auseinanderbertreten sein werden. Schließlich und endlich jeung unwürdig. müßte doch auch der verbissenste Nichtmargist be Der Artikel Wollschacks zeigt mit voller Klargreifen, daß es nicht angeht, das Proletariat bei heit, vor welcher Gefahr die deutsche KinderfürSammlungen, Blumentagen usw. zur Mithilfe forge sieht. Es ist hoch an der Zeit, daß die schaveaufzurufen, bei den Wahlen in die leitenden benden Fragen im Rahmen der zuständigen Körtörperschaften aber einfach bei Seite zu schieben. perschaften bereinigt, allen unverantwortlichen Für Herrn Abg. Wollschack scheint dies aller Elemente aber energisch die Tür gewiesen wird. dings nicht zuzutreffen. Seine Stellungnahme Die deutsche Kinderfürsorge darf nicht mißbraucht gegen den Vizepräsidenten der mährischen Landes- werden für chauvinistische Experimente.
fterstochter Margarete Machan, So wird sie in dem die Mutter Büglerin. Sie besucht eine der bre-[
Ein Proletariermädel.beerder und Komp., Freiburg im Breisgau, miſchen„ Saushaltungschulen“, bildet mit mehre
Die furchtbare Anklage eines Tagebuches.
Das Deutschland , das wahrhaft sittlich empfindet und seine moralischen Ansprüche nicht mit hochtrabenden Zitaten erledigt, wird seit einigen Tagen von Grauen und tiefstem Mitleid geschüttelt. Ein Buch schreit gellend durch das Stimmengewirr des Alltags und übertönt es, ein Tagebuch, von einem siebzehnjährigen Proletariermädel geschrieben, erhebt Klage und spricht Urteil, ein blühen des junges Mädel legt Zeugnis ab, Blutzeugnis mit seinem vernichteten Leben gegen ein System und eine Ordnung, die es in den Abgrund und in den Tob gestoßen haben.
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Hätte ich" so heißt es nun im Tagebuch Samg zum Eitelwerden, so fönnte ich's werden. Man nannte mich ein schönes Mädchen", ich hätte so wunderbore Augen." Mumpig! Aber im Spiegel habe ich mich doch daraufhin genau bewundert."
erschienenen Buche Vom Leben getötet" ren Kolleginnen einen Tagebuchklub" und bleibt genannt, das von dr Oberin im Ursulinerinnen- deffen Sagungen treut, nachdem Mädchenspiel und Bloster Hafelünne bei Meppen , J. M. Breme, Schulzeit längst vorüber sind. Dann, nach der herausgegeben ist. Ihr Name ist wie alle andern Schule, wird sie Verkäuferin in einem Warenhaus. Angaben, die ein deutlicheres Erkennen der Perfönlichkeiten und Begebenheiten möglich machen könnten, verändert worden. Aber der Sturm, der angefacht wurde, hat alle Masken gehoben. Heute weiß man schon in Deutschland um die wirklichen Namen, und es steht fest, daß Bremen der Ort diefer Handlung ist. Und fann es aber gleichgültig Und jetzt beginnt das wohlbefante Spiel. Die ein, wie Margarete in Wahrheit hieß. In ziveifachem Sinne bekümmert vor allem uns, daß dieses Freundin, eine Stenotypistin mit Seidenstrümpfen erlebte Drama in Deutschland vor sich ging. Also und Lac thuhen, der Chef, der ihr nachstellt, und Margarete Machan starb, eine Sieb ehnjährige. Schließlich eine Reise nach Berlin mit jener verZwei Jahre lang, fast bis zu ihrem siebzehnten führerischen Freundin, der es so gut geht. Aber Üm es gleich zu sagen: Der revolutionäre Aft, Geburtstag, hatte sie in Tagebuch mit Ausdauer, diefer fünfwöchice Aufenthalt in Berlin wird ihr den dieses Buch bedeutet, geht von einem tatho mit Ausführlichkeit, mit einer Selbstverständlichkeit zum Schicksal. Ein Kinderstreich, ohne Wissen der lischen Verlag aus, als Herausgebevin zeichnet des Monologs geschrieben, die wie ein Erlebnis Eltern begangen, die sie vergweifelt suchen, und die Oberin eines katholischen Klosters. Dri- wirken, da man es liest. Sonstein Junges ben, im Deutschen Reiche, hat eben die politische Mädchen Tagebuch mag titschig und voller verleBewegung des Natholizismus auch im Leben des gener Heimlichkeiten sein. Dieses ist ehrlich und hat Proletariats Wurzeln und sie erschöpft ihre Kräfte gar nichts, gar nichts vom Lustspielmäßigen des nicht darin, alle Vergangenheiten in ihrem Be- deutschen Backfisches an sich. Und auf jeder dieser stand zu sichern. Im Deutschen Reiche wurde der zweihundert Seiten, die es enthält, drängt sich dem Kampf, den Margarete Mach an, die Schusters Leser das quälende Bewußtsein auf, daß alles, tochter, allein und schließlich unterliegend, gegen was hier in peinigender Angst gestammelt wird, eine Gesellschaft voller Grausamkeit und Unver- nicht einer einzelnen allein passiert sein mag, sonnunft führte, von denen, die sich ihrer Seele an- dern Hunderten, Tausenden von Margareten in genommen hatten, nicht verraten. Ihnen ist das deutschen Proletarierfamilien, und daß nur die Schic al dieses Gretchens mehr als ein Thema für eine den Mut hatte, es in Worte zu fassen. hohle Kanzelreden und für Mahnungen an die, die - dafür nichts können.
Woran Margarete Machan knapp vor ihrem siebzehnten Geburtstag starb? An Syphilis! Es ist furchtbar, dieses Schicksal, nicht für das Es steht nicht in ihrem Totenschein. Und die DiagProletariat be eichnend, zu dem es gehört, aber im noje mag auch nicht ganz sicher sein. Aber es ist Proletaviat allein möglich. Nie hätte es sich in all so. Sie starb an Syphilis, nachdem ihr vierzehnt feiner Tragit vollenden können, wenn diejenige, Salvarsaneinsprißungen verabreicht worden wa die von ihm gezeichnet war, nicht als Tochter ren. Aber das ist nicht ihre Tragödie, sondern das, armer Schuftersleute, am Rande der reichen was vorherging, und wie sie starb. Sie ist als Bürgerstadt Bremen , geboren wäre, gelebt und älteste von fünf Kindern früh entwidelt, von fremdartigem Reiz denn ihre Eltern sind polniihren Tod gefunden hätte. Am 1. Juni 1924 starb in Bremen die Schu- fcher Abstammung, der Vater war Schuhmacher,
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fein andres Mittel, fie zu finden, sehen, als indem fie fich an die Polizei wenden. Die Mutter holt endlich die Hungernde, von diesem Abenteuer Zerschlagene, aber in völliger Unschuld Ahnungslose ab. Die Rückkehr muß natürlich der Polizei gemeldet werden. Da erzählt das Tagebuch:
" Ich mußte zu einem Verhör erscheinen, in Begleitung meiner Mutter oder meines Vaters. Mutter fam mit.
Ich kam zu einem Sekretär. Er fragte, ob ich mit Herren in Berlin verkehrt habe; ob ich mit denselben in Hotels geschlafen hätte; ob ich dafür Geld erhalten hätte. Ich verstand das gar nicht. Ich sagte ihm, daß ich gar keinen Herrn ich doch überhaupt unmöglich mit einem Herrn schlafen gehen könnte und in einem Hotel zum Geldverdienen?
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Ich könnte ihm doch nicht weismachen, sagte er, daß wir gänzlich ohne Herrenverkehr gewesen wären. Fünf Wochen in Berlin herumgetrieben; wovon wir doch gelebt hätten? Ich mußte weinen. Ich jollie das Heulen lassen und lieber| die Wahrheit sagen, wir hatten doch von der Luft
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nicht leben fönnen. Also, wie oft wir in Hotels gewesen wären, und was die Herren uns für das Zusammenschlafen gegeben hätten. Daß das, was der beamte sagte, irgend etwas Gemeines war, das verstand ich nun, aber ich hätte so etwas tun sollen...? Nun? Wir haben doch alles verkauft, Räthes Meider und Schmucksachen, und auch meine Uhr und Kette, um nicht zu verhungern. Wir waren doch auch bei unseren Verwandten." Er beleidigte mich aber fortwährend und sagte mir so schmutzige Worte, die ich mich schäme, hier in dieses Buch niederzuschreiben.
Raus mit der Wahrheit!"
,, Ich habe in Berlin entsetzlich gelitten und im Grunde nur meinen Eltern schmerzlich wehe getan; ihnen allein bin ich wohl Rechenschaft schuldig," sagte ich stolz. Er ries Mamta herein und sagte:„ Da ist nichts herauszukriegen; die ist nicht zur Wahrheit zu bringen, im guten wie im ftrengen."
,, Mutti, ich habe die Wahrheit gesagt, aber der Herr glaubt mir nicht und beleidigt mich fortwährend. Ich habe noch nie so schlechte Worte gehört wie eben hier; ich kann mir kaum vorstellen, daß es tatsächlich so schlechte Menschen gibt, wie dieser Herr sagt, der mir so viel Schlechtigkeit zumutet, Mutti I ich bin doch noch so jung, und du allein weißt, daß ich nicht lüge, und daß ich nichts Böses tun fann."
In einem Briefe der Mutter an ihre Schwester, die die Margarete für einige Zeit aufnahm, steht folgendes:
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Die Polizei ich hörte nie so schlechte Sachen wie daselbst, und dasselbe wurde Gretchen zur Last gelegt. Man hielt sie für eine Straßendirne Stelle dir vor, ein Kind von fünfzehn Jahren, und Gretchen, die allezeit so sonnig, frei und offen in die Welt fah. Die Herren müssen doch tatsächlich einen Unterschied machen, anstatt einem jungen Menschentind eine solche Welt zu zeigen.
( Schluß folgt.)