Engefpreis 70 Seller.

Reballion und Verwaltung: Prag  , H., Nelajanta 18.

Telephone: Tagesredattion: 26795, 31469.

Tachtrebattion: 26797.

poftfchedamt: 57544.

Inferate werden laut Tarif billigft berechnet. Bei öfteren Einschaltungen Preisnachlaß.

7. Jahrgang.

Sozialdemokrat

Zentralorgan der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republit.

Das Volk rührt sich.

Es gibt faum einen größeren deutschen   Ort m der Tschechoslowakei  , wo nicht in den letzten Tagen eine bedeutsame sozialdemokratische Rundgebung stattgefunden hätte, in der nicht zum Stampfe gegen das neue Polizeigesetz auf gerufen und über den beispiellosen Verrat der deutschen   Regierungsparteien an all dem, was diesen noch vor kaum einem Jahre heilig war, gesprochen worden wäre. In all diesen wuchtigen Sundgebungen fonnte man freudig das st ei gende Interesse der deutschen Be­völkerung, insbesondere seiner arbeitenden

=

Mittwoch, 9. März 1927.

litische Aktion handelt, die kein Zufthieb, son- zu schwinden. Die deutschen Arbeiter und An­dern ein Schuß ins Schwarze ist. gestellten dieses Landes sehen heute klar und Dies wird nicht nur beim Stompje um die deutlich, daß die deutsche Sozialdemokratie das Verwaltungsreform hervortreten, sondern bei Widerstandszentrum gegen alle An­allen Kämpfen der nächsten Zeit, die ein Teil griffe des Bürgertums ist. Alles, was nach wirt des Machtkampfes sind, den wir nun gegen die schaftlicher Besserstellung und politischer Frei­deutsche Regierungsbourgeoisie führen. Es ist heit strebt, wer den ernsthaften Kampf gegen dies ein Kampf um die nächste Zukunft der ökonomische Unterdrückung und politische Stnech­deutschen Bevölkerung und deswegen wächst das tung will, alle jene, welche die Selbstregierung Interesse der Deutschen   am pofitischen Leben und Selbstverwaltung des Volkes zum Ziele überhaupt, beginnt bei vielen innerhalb der ar haben, sammeln sich unter unseren alten, sieges­beitenden Klassen der deutschen   Bevölkerung die geschmückten Fahnen im Lager der Sozial­lähmende Hoffnungslosigkeit der letzten Jahre demokratie!

Ríoffe, am politischen Leben beobachten. Wiederaufnahme der deutsch  - polnischen Berhandlungen in Genf  .

den erklärte.

Das beiderseitige Prestige gerettet.

Die heutigen Besprechungen.  |

einigen und die Details fünftigen diplomatischen Berhandlungen zwischen Warschau   und Berlin  vorbehalten wird.

wafischen Präsidenten majaryf erwartet, der cin usammentreffen mit Briand haben wird.

Unsere Redner fanden bei der Darstellung des Schandentwurfes der Regierung lebhafte Zu­stimmung, und die Erregung jener, welche erst in den Versammlungen von dein geplanten An- Genf  , 8. März.( Eigenbericht.) Die erste] Fraglich bleibt allerdings, ob die Ratstagung, schlag auf die Freiheit des Staatsbürgers er- 3ujammenfunst zwischen dem deutschen   Außen- felbst, wenn sie bis Sonnabend währen sollte, zeit fuhren, war sponton. Eine Welle wieder minister Stresemann   und dem polnischen lich ausreichen wird, um die Verhandlungen zwi wachender, lebhafter Anteilnahme am politi- Außenminister 3alesti ist für morgen 5 Uhr einigen schen Leben geht durch das deutsche   Volk dieses Etikettefragen sind erledigt. Der polnische Außen- Wochen wegen der Ausweisungen Deutscher   aus schen Leben geht durch das deutsche   Volf diefes nachmittags vereinbart worden. Die schwierigen schen Deutschland   und Polen  , die vor Landes. Diese politische Lebendigkeit hat ihre minister hat heute vormittags die Meldung über Polen   abgebrochen worden waren, zum Abschluß guten Gründe. Von 1918 bis 1926 standen wir Regie- schau nach Genf   dazu benüßt, um sich bei die Berufung des deutschen   Gesandten in War zu Von 1918 bis 1926 ſtanden wir Regie- schau nach Genf   dazu benüßt, um sich bei Dr. bringen, oder ob man fich lediglich auf eine Ver­rungen gegenüber, die sich ausschließlich auf Stresemann darnach zu erfundigen, ob Herr Rau- ändigung in den wichtigſten prinzipiellen Fragen tschechische. Parteien stüßten. Wir haben unserer ſcher bereits in Genf   eingetroffen sei. Auf die be­grundsäßlichen Gegnerschaft gegen das System lahende Antwort regte er eine Besprechung an, dieser Regierungen oft und oft Ausdruck ge- mit der sich der deutsche Außenminister einverstan geben, haben die Massen der Bevölkerung über die Schädlichkeit dieser Regierungspolitik auf­geflärt, haben in tausenden von Versamm­lungen Protest dagegen eingelegt, wie man die deutsche Arbeiterschaft seit dem Umsturze be­handelt hat. Aber die besondere Schwierigkeit nachmittag zwischen Vandervelde   und Doftor Genf, 8. März. Die Unterredung, die heute unjerer politischen Stellung war, daß wir durch stresemann stattfand, dauerte eine Stunde. all diese Kundgebungen, durch alle unsere Auf- Anschließend fand im Bölferbundsekretariat cine flärungsarbeit an die Stüßen der Regierung, Sigung des Minderheitenfomitees für Genf  , 8. März. In der Saarfrage ist bisher an diejenigen, welche den vormaligen Mehr- die deutsche Minderheit in Estland   statt, an der im Rate selbst noch nichts geschehen. Dagegen ist, heitsparteien zur Macht verholfen haben, nicht Chamberlain, Briand   und Vandervelde teilnah vie der Sonderberichterstatter einer Berliner  herankamen. Wir konnten den tschechischen men. Eine Unterredung zwischen Briand   und Nachrichtenagentur erfährt, von deutscher   Seite Wähler nicht erreichen, die Regierungsparteien Stresemann hat infolgedessen heute nachmittag denjenigen Matsmitgliedern, die sich für die Frage nicht stattgefunden. Um sechs Uhr nach Schluß besonders intereffieren, der deutsche Standpunkt brauchten den Abfall auch nur eines Menschen der Sigung des Komitees begab sich Chamber näher bekanntgegeben worden. wegen unserer Aufklärungsarbeit in der Presse Tain ins Hotel Metropole und stattete Dr. Strefe In Völkerbundsfreisen entwickelt sich die Auf und in den Versammlungen nicht zu fürchten. mann einen zweist indigen Besuch ab. fassung, daß mit einer Annahme des Kompromiß So bemächtigte sich vieler deutscher   Arbeiter Abend um acht Uhr gab der Generalsekretär des vorschlages der Regierungskommission des Saar Berzagtheit und Hoffnungslosigkeit. Völkerbundes ein Diner, an dem fämtliche Mit- gebietes in seiner vorliegenden Fassung wohl nicht Heute freilich sind die Dinge schon ein glieder des Völlerbundrates teilnahmen. Wie ver- mehr zu rechnen sei. Die Entscheidung wird hier lautet, beabsichtigt der französische   Außenminister in einer der letzten, wenn nicht in der Schluß wenig anders. Den deutschen   Regierungspar Briand Freitag Genf zu verlassen. Am Dou- fitung fallen, die ihrerseits faum vor Samstag zu teien haben am 15. November 1925 viele sonst nerstag wird hier das Eintreffen des tschechoslo- erwarten ist. Gleichgültige ihre Stimme gegeben, die den Wahlaufrufen der Bürgerparteien Glauben ge­

nomic willst, dann wähle den Bund der Land­

-

wahlen.

Die Saarfrage.

erfüllt werden dürfte!

Die Segnungen des deutschen  Bürgerblodes.

Bezugs Bedingunge..

"

Bei Zustellung ins Haus oder bei Bezug durch die Post:

monatlich

vierteljährlich

halbjährig ganzjährig.

16.­

2

48.­

96.­

192.

Rüdftellung von Manu­ffripten erfolgt nur bei Ein fendung der Retourmarlen.

Erigheint mit Ausnahme des Montag täglich frih

Nr. 57.

Sein liebites Schaukelpferd

Wir sind bereit, diese beharrliche Forderung des Genossen Kreibich zu er füllen. Ja wir zählen ihn und seine näch sien Gesinnungsgenossen zu den opportuni stisch eingestellten Genossen, die gegenwärtig den rechten Flügel dor Kommunistischen Internationale bilden oder zu bisten ver fuchen.

Was den Genossen reibich. per­sönlich betrifft, so ist die Frage nicht übermäßig tragisch zu nehmen. Wir können uns erinnern, wie Genosse Kreibich sich noch vor verhältnismäßig furzer Zeit zu den Ultralinken zählte. Berhältnismäßte leich: lich; sich Genoſſe Areibich überzeugen, daß die ultralinken Torhetten aufgegeben werden müssen. Wir hoffen, daß Genosse Kreibich euch jetzt nicht hartnädig sein, son­dern die rechten Torheiten bald aufgeben und dann in einem gewissen Grade gegen Abweichungen immun fein wird."

Sino wjew im Reichenberger Bor. wärts  " vom 18. September 1924. Daß Streibich nicht zu jenen gehört, die im wir und nicht nur der selige Sinowjew  , der

Sturme geraden Kurs halten, haben nicht nur mittlerweile ſelbſt abgewichen und gesſtvauchelt ist, behauptet und des öfteren mit Zitaten belegt, das konnte man auch von einheimischen Kom­

munisten hören, so oft man wollte. Unter den bielen Pferden, auf denen Rarl Kreibich zu schaufeln liebt, hat er aber für eines eine ganz befonders heiße Leidenschaft. Er fann feinen Ant­laß vorübergehen lassen, ohne über die native nale Frage zu sprechen oder zu schreiben. Auf dieser Schaufel fennt er alle Nüancen und Schwankungen, es könnte feine Forderung er hoben werden, die nicht vorher schon einmal von Kreibich vertreten und einmal von Kreibich be fämpft worden wäre. Nicht nur taftisch dient das nationale Selbstbestimmungsrecht Streibich zu Manövern, seine grundfäßliche Einstel ung zum nationalen Problem ist zum Ver­sabit id geworden, das nach Lust und Laune gewechselt wird.

Ausgerechnet Kar! Ribich ergreift daher zum 4. März das Wort, um mit den Sozial­demokraten abzurechnen( wozu denn sonst?), bei tenen die Rennersche Staatsidee" über das Selbstbestimmungsrecht gesiegt habe. Wir wollen uns mit der breiten und schnoddrigen Polemik Kreibichs gegen Renner selbst nicht abgeben. Es ist durchaus Streibichs Sache, sich lächerlich zu machen und sich auf das Niveau zu begeben, auf dem man bisher nur die Pfeffer, Weiskopf und Paul Reimann anzutreffen gewohnt war. Da­

gegen können wir es uns nicht versagen, Kreibichs

glübende Verteidigung des Selbstbestimmungs­rechtes gegen die verräterische Sozialdemokratie mit einigen Anmerkungen zu verschen. Die Polemit gegen Renner mag immerhin zu den gelegentlichen Uebertreibungen" gehören, die nach Streibiche eigener Ansicht( ,, Vor­wärts" vom 28. September 1922) im stampfe gegen die sozialdemokratischen Führer unterlaufen und nicht zu vermeiden seien, die Verdrehungen aber, die sich der schautelude Verteidiger des

achtung.

schenkt hatten. Wenn Du die nationale Auto- Erfolge der österreichischen   Sozial- alratswahl sein, ein Wunsch, der ihnen vielleicht wirte!" So hieß es in einem der Flugblätter. demokraten bei vier Gemeinde­Es fanden sich Bevölkerungsschichten, die den naiven Glauben an dieses Programm der Land­In Niederösterreich fanden Sonntag in vier bündler und Gewerbeparteiler und an ähnliche Gemeinden Wahlen statt, die mitten im begin­Verheißungen der Christlichsozialen aufbrach- nenden Wahlkampf zum Nationalrat ein gutes Zehnstundentag und höhere Agrarzölle. ten. Um diese schwankenden Wählermassen geht Bild der Stimmung der Bevölkerung geben. In Berlin  , 8. März.( Eigenbericht.) Es wird eben jedesmal der Stampf der Sozialdemokratie Bruc a. d. Leitha   hatten die Bürgerlichen, gegen die bürgerlichen Parteien, und eben diese denen die sozialpolitische Tätigkeit der sozialdemo- immer klarer, daß die Regierung des Bürger­Wähler sind es, welche dank unserer Aufklärung fratischen Gemeindeverwaltung nicht paßte, trop blockes die Absicht verfolgt, den 3 c h n stunden­in Bewegung geraten. Dadurch fühlen sich die dem die Genteinde dank ihrer vorzüglichen Finanztag dauernd einzuführen, und daß sie diese Ab- Selbstbestimmungsrechtes leiftet, verdienen Be deutschen Regierungsparteien in ihrem Besitz- wirtschaft im abgelaufenen Jahre überhaupt keine ficht hinter dem von ihr eingebrachten Gesetzent­Umlagen eingehoben hatte, die Neuswahl erzwunwurf über die Arbeitszeitregelung zu verstecken bichs Ansicht das Selbstbestimmungsrecht über Die deutsche   Sozialdemokratie hat nach Serei­stande bedroht. Die Stimmung des größten gen. Sie brachte ihnen eine gewaltige Enttäu­Teiles der deutschen   Bevölkerung ist dem Ent- schung, denn die Sozialdemokraten erzielten einen fucht. Die Gewerkschaften und die Sozialdemo- Bord geworfen, jenes Selbstbestimmungsrecht, wurf über die Verwaltungsreform, der den Stimmenzuavachs von fast zehn Prozent und ge- tratie haben den Kampf dagegen sofort aufgenom- das sie schon am 4. Wär; 1919 nicht so vertrat, Geist des Vormärz   atmet, vollkommen abge- wannen ein Mandat, so daß jetzt 15( früher 14) men; die christlichen Gewerkschaften aber, die vor wie es Kreibich, heute wesentlich asicheiter ge­neigt und wird es um so mehr sein, je fräftiger Sozialdemokraten, 9( früher 10) Bürgerlichen   der Bildung des Bürgerbloces geineinsam mit worden, rückblickend für richtig hält. wir unſeren Feldzug dagegen führen. Die Re- gegenüberstehen. In Tulln   erzielten die Sa den anderen Organisationen die Wiederherstellung Deutschösterreichs" war es, für die affling gierungsparteien glaubten die Vergewaltigung zialdemokraten ebenfalls einen ansehnlichen Stim des Achten des freien Staatsbürgerz gleichsam im Hand- menzuwachs, und die Christlichsozialen und des Achistundentages forderten, stellen sich aus 1919 die Arbeiter demonstrierten. Wir glauben umdrehen bewerkstelligen zu können, aber der Deutschnationalen verloren je 1 Mandat an eine politischen Rücksichten auf das Zentrum jetzt bei uns zu erinnern, daß damals nicht für dauben neugebildete oppositionelle Wirtschaftspartei, die feite und beschimpfen noch die freien Gewerk fassung, sondern für die Ausübung des Wahl­ſtürmische Protest, den vor allem die Sozial- ihnen bei den Nationalratswahlen faum bedin- schaften, weil diese auf die Intereſſen des Bürger- rechtes demonstriert wurde, aber kleine fachliche demokratie in der Bevölkerung geweckt hat, gungslose Gefolgschaft leisten wird. Irrtümer fönnen auch so unfehlbaren Propheten blockes feine Rücksicht nehmen. In dem Bauernorte Breitenau ver­wie Streibich unterlaufen. Der erklärt sich natür. bringt sie dazu, das Eilzugtempo zu mäßigen. Je mehr also die arbeitende Klasse ihre Aktion mehrte die Sozialdemokratie ihre Stimmenzahl, Andererseits ist der Bürgerblock dabei, die lich mit dem, was die österreichische Sozialdemo= steigert, desto mehr erkennen auch die sonst po- chne an dem Wandatsverhältnis etwas ändern wünsche der Agrarier im weitesten tratie und dann die deutschböhmische Sozialdemo littich Gleichgültigen die Gefahr, die allen aus zu können. Mit acht Mandaten gegen sechz bir umfang zu erfüllen. Das Präsidium des fratic, der er doch als ein nicht ummaßgebliches der staatsmännischen" Tätigkeit der Herren gerliche beherrschen unsere Genossen weiter die Reichslandbundes ist bereits bei der Regierung Mitglied angehörte, nicht einverstanden. Spina und Mayr- Harting- von den Ge- Gemeinde. In dem kleinen Orte, Mitter= erschienen, um seine Forderungen vorzubringen. man die neunmalgescheite Polemik Kreibichs liest, dorf gewannen die Sozialdemokraten 20 Prozent Sie verlangen namentlich höhere 3ölle, um hat man durchaus den Eindruck, daß die kommu­werbeparteilern sieht und hört man nichts Stimmenzuwachs, während die Bürgerlichen mit auf diese Weise die Preise ihrer landwirtschaft- nistische Partei unter seiner Führung schon ihre droht. Unsere Versammlungen und Kundgebun- ihrer alten Stinemenzahl abschnitten. lichen Erzeugnisse nach oben zu treiben, Abbau guten zwei Jahrzehnte Geschichte hinter sich hat. gen haben also diesmal eine unmittelbare Der christlichsozialen Presse, die über die der Steuern und Vermehrung der Staatskredite. Wer sich aber nicht auf den Eindruck verläßt, den Wirkung, sie gewinnen einen gewissen Einfluß( noch bewahrte) antimarxistische Mehrheit in Es ist zu erwarten, daß sich das Ergebnis Streibich heute macht, sondern den Kreibich von auf die Entschließungen der deutschen Regie- Tulln jubelt, leistet sich, um ihre Niederlage zu dieser Besprechungen in der kommenden Gesetz 1919 aus Protokollen, Artikeln und gedruckten rungsparteien. Die Wassen erkennen auch in verschleiern, in der Hiße des Gefechtes den Wunsch, gebungsperiode zeigen wird, und zwar in einer Reden hervorholt, der findet eben diesen Streibich als begeisterten Verfechter der papiernen Somödie. stinktiv und bewußt, daß es sich um eine po- die Wahlen möchten ein Vorbild für die Natio- für die Wassen höchst schädlichen Weise.

-

in­